Jayden und Aiden von LisaEgoismus ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Oh Gott. Es raubte mir so den Verstand und es war so verdammt geil. Aber auch so verboten, strafbar, absurd und ja, wahrscheinlich auch eklig und pervers. Doch das war mir jetzt gerade echt recht herzlich egal. Ich genoss die Küsse von Aiden auf meiner Haut und wie seine Finger zärtlich über meine Beine strichen. „Du zitterst ja schon wieder, Kleiner...“, Aiden sah mich belustigt an, kam dann aber wieder höher gerutscht und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, „Du bist so süß, wenn du so bist...“ „Halt deine Schnauze!“, damit drückte ich ihn von mir runter und legte mich auf ihn. Ja, ich war vielleicht der Kleinere und Jüngere, deswegen aber noch lange nicht der Passive! Auch wenn das Aiden nicht so leicht akzeptieren wollte. „Hey!“, protestierte der Untere, „Ich bin auch mal wieder dran! Du warst letztes Mal!“ „Ich hab ‚Schnauze‘ gesagt...“, murmelte ich grinsend in den Kuss, um ihn protestunfähig zu machen. „Ich bin eindeutig zu lasch mit dir...“, Aiden sah mich prüfend an, als wir in der Küche unserer gemeinsamen, kleinen, aber durchaus feinen Wohnung standen. Der schwarzhaarige Wuschelkopf war zum einen durchaus gut einen halben bis dreiviertel Kopf größer als ich, zudem war er vier Jahre älter und inzwischen zarte 21 Jahre. „Warum?“, ich schlürfte einen Schluck von meinem Cappuccino. Wir wohnten jetzt seit etwa einem halben Jahr zusammen. Dabei konnte man sich gut die Frage stellen, warum?! Denn wir waren kein Paar, auch wenn unsere freizeitlichen Aktivitäten anderes vermuten lassen könnten. Aiden kam auf mich zu, stützte dann seine Arme links und rechts von mir auf der Eckbank ab, auf der ich saß und kam meinen Gesicht bedächtig nahe: „Du wirst mir langsam zu frech und herrisch. Wird Zeit, dass ich andere Seiten aufzieh‘.“ „Uh...“, ich lächelte ihn verführerisch an, „Die wären...?“ „Wirst du schon sehen!“, Aiden legte seine Hand um meinen Hals und drückte meinen Kopf gegen die gelb-gestrichene Küchenwand, dann hauchte er mir wieder, zärtlich wie er war, einen Kuss auf die Lippen. Wer bei uns der ‚Bad Boy‘ war... keine Ahnung! So richtig wollten wir uns in keine Rollen teilen, und vielleicht war es auch das, was es zwischen uns so anders und besonders machte. Bereits wieder einigermaßen rollig, ließ ich meine Hand über seine nackte Brust streichen, was ihn zusammen zucken ließ und scheinbar Grund genug war, den Kuss zu intensivieren. Mir war durchaus bewusst, dass es in einem Quikie auf der Eckbank enden würde, aber um den Reiz nicht zu verlieren, sollte jetzt Aiden mal seine Männlichkeit ausspielen dürfen. „Ihr seid schon wieder zu spät!“, murrte Grace ungeduldig, als wir endlich am vereinbarten Treffpunkt ankamen. „Tut uns Leid“, Aiden umarmte sie ausführlich, „Uns war was dazwischen gekommen...“ Ja, vielleicht meinte er den Putzlappen, da er meinen Cappuccino im Eifer des Küchengefechts auf mich, die Eckbank und den Boden verteilt hatte. „Euch kommt immer was dazwischen!“, murrte sie, „Die anderen sind schon vorgegangen und ich Trottel warte hier mal wieder eine Stunde auf euch!“ „Tut uns wirklich leid!“, ich schloss mich seufzend dem Gruppenkuscheln an. Grace war unsre Beste und es sich mit ihr zu versauen, wäre echt fatal. Sie seufzte und ihr Gesichtsausdruck wandte sich zu einem Freundlichen, dazu seufzte sie jedoch ein wenig verzweifelt: „Was war es denn diesmal? Den verlorenen Hund, den ihr gefunden habt oder die Äpfel, die quer über eine Straße rollten, weil eine Frau samt Wocheneinkauf auf die Fresse geflogen ist?!“ Man hörte nahezu die Ironie in ihrer Stimme. Ja, zugegebenermaßen waren unsere Ausreden nicht immer die Besten. Nur sollten wir ihr die Wahrheit sagen? ‘Sorry, der neben mir musste mich unter der Dusche durchvögeln.‘ Oder: ‚Sorry für die erneute Verspätung, aber unsere Freizeitaktivität hatte länger gedauert als geplant, dadurch haben wir den Zug verpasst.‘ Oder im heutigen Falle: ‘Die spontane Geilheit überraschte uns, und da hat Aiden aus Spontanität den Cappuccino in der Küche verteilt! Komm halt mal vor‘ Aiden schüttelte den Kopf und sah peinlich berührt zu mir: „Ich habe ihn blöderweise in der Küche angerempelt und er hatte eine Tasse Cappuccino in der Hand, danach durften wir erstmal putzen.“ Anrempeln nannte man das also. Ungewollt grinste ich belustigt vor mich hin. Interessante Betrachtungsweise. „Jayden!“, Grace sah mich verwundert an, „Lügt er etwa oder warum grinst du so?!“ Sofort schüttelte ich hastig den Kopf: „Ich musste nur daran denken, wie lustig es war, ihn zähneknirschend putzen zu sehen. Wenn er schon meinen geliebten Cappuccino verschüttet!“ „Na dann lass uns schnell zu Mäcces gehen und Nachschub holen!“, Grace grinste und schien es aufzugeben, ehrliche Antworten von uns zu erwarten. Zielsicher packte sie uns an den Händen und schliff uns zum nächsten Mäcces. Aiden und ich grinsten uns bloß an. Von diesem ‚uns‘ wusste niemand etwas. Nicht mal unsere Beste Grace. Demzufolge war es auch recht schwer, dies immer zu vertuschen. Es wäre sicher einfacher, offen zu legen, dass wir ein recht inniges und lebhaftes Sexleben führten, allein schon deswegen, dass wir uns nicht ständig neue Ausreden einfallen lassen müssten, aber wir hatten beide kein Interesse daran, es offen zu legen. Nachdem wir mit Mäccesfoot eingedeckten waren, schlenderten wir zu dem Treffpunkt, bei dem die anderen Chaoten schon warteten. Grace pikste mir grinsend in die Seite: „ Luca hat schon nach dir gefragt...“ „Ach so?“, ich lächelte sie an. Luca war noch ein Jahr jünger als ich, aber er machte sich echt keine Platte daraus, seine Gefühle offen zu legen. So war durchaus bekannt, dass er total auf mich stand. „Ja, man musste fast annehmen, dass er gleich weinte, weil du nicht zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt warst“, sie schmunzelte und wedelte mit ihren Yaoi-Fähnchen, „Er ist so süß! Willst ihm nicht bald mal antworten?!“ Auf die Bemerkung hin stockte ich und mein Blick fiel zu Aiden. Diese Frage hatte ich ja fast schon vergessen, und ich hoffte inständig, dass er mir die Antwort geben konnte, denn ich wusste sie nicht. Ich war so hin und her gerissen. Doch zu meiner großen Unterstützung zuckte Aiden bloß mit der Schulter und biss ein Stück von seinem XXL-Cookie ab. Danke! Ich seufzte und sah Grace an: „Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe oder lieben kann...“ Mit der Frage meinte sie im Übrigen das berüchtigte ‘Willst du mit mir gehen?‘. Er hatte mich damals vor versammelter Mannschaft gefragt, nachdem er um Ruhe gebeten hatte. Die meisten waren dann recht entsetzt, dass ich vor Schock keinen Pieps rausgebracht hatte und die Frage so inzwischen seit einem Monat offen im Raum stand. Luca war keines Falles aufdringlich oder eine Klette, aber man merkte genau, dass er auf mich stand und es brach mir das Herz, ihm so im Ungewissen lassen zu müssen. Ich war ja nun auch kein Untier, was nur Sex im Kopf hatte. Gefühle waren durchaus auch wichtig und mir war ebenso bewusst, dass Luca mich wirklich abgöttisch liebte und wahrscheinlich gerade die Hölle durchlebte. Aber ich konnte ihm kein ‚Nein‘ geben, da ich ihm nicht wehtun wollte und er wirklich ein herzensguter Mensch war. Doch für ein ‚Ja‘ stand Aiden irgendwie im Weg. Das mit uns war zwar nichts Festes oder Ernstes, aber ich mochte das, was zwischen uns war und vorallem dieses innige, körperliche Verhältnis und mir war durchaus bewusst, dass ich ohne seinen Körper Entzugserscheinungen haben würde, demzufolge war ein Rückfall sehr wahrscheinlich. Und den Partner zu betrügen, war wohl echt billig. Wir schwiegen den Rest des Weges, bis wir zum Ufer des Flusses kamen und uns auf einer Steintreppe bei den anderen fallen ließen. „Sind die Schlafmützen auch mal munter?!“, den spöttischen Kommentar bekamen wir von Olli, Grace’s Freund. Wir nickten bloß und nahmen neben den beiden Platz. Weiter unten auf der Wiese sah ich Luca bei ein paar Anderen sitzen, natürlich ruhte sein recht trauriger Blick sofort auf mir. Argh! Peinlich berührt blickte ich zur Seite. Ich konnte dieses ganze Dilemma nicht mehr mit ansehen. Konnte er nicht einfach in wen anders verliebt sein?! „Ich versteh‘ ja nicht viel von Homosexualität...“, fing Ollie an, „Aber Luca ist doch hübsch, supernett und scheinbar auch ein guter Freund. Wo ist da das Problem, Jay?!“ Wieder zuckte ich ratlos mit den Schultern und blickte hilflos zu Aiden, der sich eine Kippe ansteckte, die ich ihm dann sofort aus der Hand schlug: „Hör auf mit dem Mist!“ Aiden war so ein elender Gelegenheitsraucher und ich hasste es, wenn er es tat! Danach roch er immer so abartig. „Ey!“, beschwerte er sich, ehe er zu seiner Zigarette krabbelte, die anscheinend noch wiederbelebbar war. „Das gibt Fernsehverbot...“, nuschelte ich und sah ihn strafend an. Da krabbelte er wie ein Penner einem Eincentstück der Zigarette hinterher. Mit dem Fernsehverbot meinte ich eigentlich Sexverbot, aber das schien zu ziehen, da er die Kippe dann seufzend sterben ließ und wieder zurück gekrabbelt kam. Grace lachte: „Herrlich! Mit Fernsehverbot erreicht man bei Aiden echt alles!“ „Du solltest lieber mal zu Luca gehen“, nuschelte das Opfer neben mir und deutete auf den Kleinen auf der Wiese, „Der scheint gleich zu sterben, vor Sehnsucht nach dir...“ Seufzend sah ich zu Luca, der mich immer wieder schüchtern und fast heulend ansah. Liebe musste doch so wehtun... Letztendlich gab ich mir einen Ruck und stand auf, um zu Luca zu gehen, dem ich dann aber mit einer Handbewegung deutlich machte, dass wir doch bitte abseits reden. So liefen wir zu einer Mauer, auf die wir uns beide dann mehr oder weniger elegant hievten. Ich war in Sport nun mal eine Niete. Jedenfalls hatte Luca mich dann mehr oder weniger hochgezogen. „Danke“, nuschelte ich und sah peinlich zu Boden. Ich war echt zu dämlich, so ‘ne scheiß Mauer hoch zu kommen. Ich hörte ihn schmunzeln: „Schon okay.“ Jetzt trat wieder so ein Moment der peinlichen Stille auf. Keiner wusste scheinbar, was er sagen sollte. Wie auch, ich fand immer noch keine Antwort auf seine Frage, egal wie tief ich in mein Herz reinhörte. Ich schluckte und sah auf den Fluss, der sich seine Wege durch die Stadt bahnte. „Jayden...?“, Luca’s zaghafte Stimme unterbrach das Schweigen, dabei spürte ich seine Hand zaghaft auf meiner, „Ich will nicht nerven oder so..., aber... naja, also...“ Er brach ab und sah mich mit hochrotem Kopf an und schien zu hoffen, dass er nicht weiter sprechen musste. Ich seufzte und erwiderte seinen Blick: „Tut mir Leid..., aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.“ „Was stimmt mit mir nicht?“, jetzt sah er mich fast schon verzweifelt und flehend an, „Ich werd’s ändern, versprochen!“ Oh Gott! Ich biss mir auf die Unterlippe. Kanntet ihr diesen Blick, wie euch Hunde im Tierheim bettelnd und verzweifelt ansahen? Genau dieser Blick kam mir jetzt entgegen. Mit der freien Hand strich ich mir verzweifelt durch die Haare: „Luca..., du musst nichts ändern. Du bist toll wie du bist! Glaub mir bitte!“ Jetzt war er es, der sich auf die Unterlippe biss und auf unsere Hände sah, dabei würgte er ein ‘Versteh‘ schon‘ raus. Argh! Das wollte ich doch jetzt auch nicht! Ich wollte ihm kein ‘Nein!‘ geben. Ich hatte gerade dringendst das Bedürfnis, eine Krisensitzung mit Aiden zu veranstalten. Auch wenn es ihm vermutlich egal war, was ich tat. Aber dennoch hatte ich das Gefühl, ihn zu hintergehen, wenn ich jetzt ‘Ja!‘ sagen würde. Gott, das war doch zum Kotzen! „Luca...“, flüsterte ich und hoffte, dass er zu mir aufsah, was er nach einiger Zeit des Zögerns auch tat und oh Gott, einzelne Tränen liefen über seine Wange. Der Junge machte es mir echt nicht leicht! „Scheiße, tut mir Leid“, er schluchzte auf, bemühte sich dann aber zu einem Grinsen und wischte sich unbeholfen im Gesicht rum. „Ich will einfach nicht ‚ja‘ sagen, und dann klappt es nicht und ich tu dir noch mehr weh!“, was Besseres fiel mir nicht ein und es war ja auch so. Luca war einfach zu gut für mich. Ich war doch nicht mehr, als ein ekliges und perverses Schwein! „Aber dann weiß ich, dass es zwischen uns nicht passt. So bekomm‘ ich nie eine Antwort..., und was ist, wenn es doch klappen sollte?!“, jetzt blickte er mich fast schon wieder optimistisch an, oder war es aus purer Verzweiflung, dass er jetzt das letzte bisschen Hoffnung zusammen kratzte?! Ich musterte ihn und musste wieder feststellen, dass er wirklich ein hübscher Junge war, dann fiel mein Blick noch mal zu Aiden, Grace und Olli, die uns im Visier hatten, aber dann alle synchron wegschauten und in der Hoffnung lebten, ich hätte sie nicht gesehen. Herrlich. War fast so, als würde man eine Kamera auf eine Gruppe halten. Der Effekt war genau der Gleiche. Alle hatten auf einmal was mit dem Handy zu tun oder empfanden es als wichtig, ganz spontan über’s Wetter zu reden. Als meine Augen wieder Luca im Visier hatten, strich ich mit meiner Hand über seine Wange: „Da-Darf ich dich mal... küssen?!“ Er machte sich gar nicht die Mühe, eine Antwort zu formulieren, sondern fiel mir stürmisch um den Hals und drückte mir seine samtweichen Lippen auf. Mein Herz setzte vor Schock kurz aus, schlug dann aber umso heftiger weiter. Luca bewegte fordernd seine Lippen gegen meine, da ich momentan nicht mehr tat, als einfach zu da zusitzen. Zugegebener Weise rüttelte es mich munter und ich begann den Kuss intensiv zu erwidern. Es fühlte sich gut an und er schmeckte fantastisch. Luca drückte sich immer enger an mich und schien mich am liebsten verschlingen zu wollen, aber das Gefühl war berauschend. Ich war der Meinung, seine Liebe in jeder Faser meines Körpers zu spüren. Er küsste mich so leidenschaftlich, sehnsüchtig und mit so viel Hingabe, als wäre es sein Lebenstraum gewesen. Ich konnte einfach nicht anders, als es möglichst gut zu erwidern, da ich mich ihm gegenüber verdammt schuldig fühlte. Jedoch löste Luca keuchend den Kuss: „Tut mir Leid...“ „Was?“ „Das ich so über dich herfalle‘, so hast du dir das sicher nicht vorgestellt...“, nuschelte der Jüngere und spielte nervös mit seinen Fingern, ohne mich dabei anzusehen. Ich konnte bloß lächeln und zog ihn in meine Arme: „Du bist echt süß...“ Ja, das war er wirklich! „U-und?“, er sah mich unsicher durch seinen verwuschtelten Pony an. Seufzend schüttelte ich den Kopf: „Ich will dir nicht weh tun. Du bist zu gut für mich...“ „A-aber, warum?!“, er sah mich verständnislos an, „Was ist denn an dir so schlimm, dass du ständig davon redest, mir weh zu tun und das ich zu gut für dich sei?!“ Was sollte ich sagen? Das ich süchtig nach Aiden’s scheiß Körper war und ich mich am liebsten den ganzen Tag mit ihm im Bett wälzen würde?! „Luca...“, ich sah ihn eindringlich an, „In einer Beziehung bin ich sehr... naja..., unter anderem sexorientiert. Und ich will nicht, dass es dir irgendwie zu viel wird...“ Mit anderen Worten könnte man daraus deuten: “Sorry Luca, ich glaube nicht, dass du der optimale Sexpartner bist.“ Ich hoffe, er bekam es nicht in den Hals, denn das meinte ich auch nicht. Viel mehr hatte ich die Angst, ihn zu betrügen, und das wollte ich unter keinen Umständen. Das hatte er absolut nicht verdient, das hatte keiner verdient! „Egal!“, er sah mich entschlossen an, „Dann halt ich dir wann immer du willst, meinen Arsch hin.“ Oh Gott, er wollte mich wirklich um jeden Preis. Hilfesuchend blickte ich zu meinen Leuten, jedoch musste ich feststellen, dass Aiden nicht mehr da war. Entsetzt über die Erkenntnis blickte ich mich um. Wo war er?! Er konnte mich doch nicht einfach allein lassen! „Du fragst Aiden immer um Rat, wenn du nicht weiter weißt...“, Luca sah mich lächelnd an, „Ich wäre dir aber dankbar, wenn du diese Entscheidung allein triffst. Ich geb‘ dir auch so viel Zeit wie du brauchst...“ Damit sprang er von der Mauer und reichte mir dir Hand: „Soll ich dir helfen?“ Dankend nahm ich sie an, auch wenn ich vermutlich allein irgendwie runter gekommen wäre, aber so fühlte ich mich sicherer. Wir liefen zurück zu den Anderen, schweigend. „Ich schlafe noch mal eine Nacht drüber, aber lang lasse ich dich nicht mehr warten, das verspreche ich dir!“, ich hauchte Luca zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Er lächelte dankbar: „Ich liebe dich...“ So schnell wie mich die Füße trugen, bewegte ich mich zu unserer Wohnung. Ein ungutes Gefühl war an meiner Seite. Hastig schloss ich die Tür auf: „Aiden?“ Es kam keine direkte Anwort, aber der frische Zigarettengeruch ließ vermuten, dass er hier war und ich fand ihn auch in der Küche. Gedankenverloren schaute er auf den Tisch, wo eine Tasse Kaffee und der Aschenbecher stand, indem sich bereits reichlich Kippen befanden, dabei rauchte er nie in der Wohnung. „Wie war’s, küsst er gut?!“, Aiden würdigte mich keines Blickes und starrte weiter auf den Tisch. Ich zog mir meine Jacke aus und setzte mich ihm gegenüber: „Wir haben doch nur ein Sexverhältnis, mehr werden wir nie haben..., was stört dich da jetzt?!“ „Mich stört es ja auch nicht. Ich will nur wissen, was jetzt ist. Du kannst machen was du willst“, seine Stimme klang ungewohnt kühl. „Ich habe gesagt, ich schlafe noch mal eine Nacht drüber und eigentlich möchte ich das mit dir absprechen...“, ich seufzte und war überrascht darüber, dass ich es duldete, dass er sich bereits eine weitere Kippe anzündete. Nur ich war jetzt definitiv nicht in der Lage, irgendwelche Motzereien von mir zu geben. „Es ist mir egal. Vielleicht ist es auch besser so“, er drückte die frische Kippe aus, trank einen Schluck Kaffee und verließ die Küche, „Wir sollten uns endlich distanzieren...“ Erschrocken folgte ich ihm: „Was?!“ Wenn er mich loswerden wollte, warum sagte er es nicht einfach?! Im gemeinsamen Schlafzimmer angekommen drehte er sich zu mir um: „Das mit uns ist krank! Abnormal! Eklig! Was auch immer! Das muss aufhören! Wenn du jetzt was mit Luca anfängst, ist es ein guter Schlussstrich. “ Ich schluckte und sah zu Boden. Er hatte so recht, aber verdammt, es tat weh! Aiden schien ähnlich zu denken, da er auf mich zu kam und mich fest in die Arme nahm: „Wir werden irgendwann beide anderweitig glücklich werden...“ Etwas benommen nickte ich. Sollte all das jetzt vorbei sein? Die gemeinsamen Duschen, das gemeinsame Schlafen, diese unbeschreibliche Nähe und dieses knisternde Gefühl, was zwischen uns war...? „Bitte...“, hauchte er mir ins Ohr, was mich aufsehen ließ, „Ein letztes Mal...“ Dann küsste er mich auch schon und ich spürte, dass es wohl der leidenschaftlichste und fast schon herzzerreisenste Kuss zwischen uns werden würde, den es je gab. Keiner wollte je wieder aufhören. Dieser Moment sollte für die Ewigkeit sein. Sanft schob er mich zu unserem Bett, auf dem wir uns im nächsten Moment unter den Decken warm einkuschelten und uns immer verlangender küssten. Es tat weh zu wissen, dass es irgendwann aufhörte und vermutlich wurde deswegen auch der Sex ganz anders, als die anderen Male. Wir waren unglaublich zärtlich und einfühlsam zu einander. Ich versuchte ihn mit allem zu verwöhnen, was er mochte und so war auch ich freiwillig der Passive. Ich wollte ihn ein letztes Mal in mir spüren, auch wenn mir der Gedanke daran, die Tränen in die Augen trieb. Als er erschöpft auf mir lag, spürte auch ich warme Tränen seinerseits: „Danke...“ „Wofür?“, nuschelte ich mit erdrückter Stimme. „Für alles, was jetzt vorbei ist...“, er sah mich so traurig wie noch nie zuvor an und ich wusste genau, wie er sich fühlte. Ich schluckte hart und richtete mich auf: „Ich werde zurück zu Mam und Dad gehen. Tut mir leid, ich halte das hier einfach nicht mehr aus!“ Er nahm es so hin, zumindest sagte er nichts mehr und sah mir nach, wie ich ins Bad huschte, um mich fertig zu machen und meine Sachen zusammen zukratzen. Meine Eltern waren sicher nicht begeistert, dass ich jetzt mitten in der Nacht zurückkehrte, aber sie haben mal gesagt, dass mir ihre Türe immer offen stehe. Immer wieder musste ich hart schlucken und mir einzelne Tränen aus dem Gesicht streichen. Dann ging ich ins Wohnzimmer, was ursprünglich mein Zimmer sein sollte, aber irgendwie hatte sich Aiden’s Zimmer zu unsrem gemeinsamen Schlafzimmer entwickelt, und meins eben zu dem Wohnzimmer. Ich stopfte recht unliebsam meine Sachen in die Tasche. Verdammt, war es wirklich das, was ich wollte? Wollte ich hier weg? Egal was ich wollte, ich musste! Aiden hatte so Recht, das mit uns musste aufhören, es hätte nicht mal anfangen dürfen! Aber verdammt, wir waren gegen diese Gefühle machtlos. Nachdem ich der Meinung war, das Nötigste zusammen gepackt zu haben –den Rest konnte ich immer noch einander mal holen-, schleppte ich das Zeug in den Flur und zog mir Schuhe und Jacke an. Seufzend sah ich zu Aiden’s Zimmer. Ob ich ihm noch mal Tschüss sagen sollte? Es war ja aber nicht so, als würden wir uns nie wieder sehen..., wir wohnten halt nur nicht mehr zusammen! Dennoch trugen mich meine Füße zu ihm an sein Bett, wo er mich nach wie vor traurig ansah: „Komm‘ gut heim...“ Ich nickte. „Und viel Glück mit Luca, ihr seid ein super Paar!“, jetzt bemühte er sich um ein krampfhaftes Lächeln. „Hör auf!“, nuschelte ich, obwohl mir bewusst war, dass ich Luca wohl ‘Ja‘ sagen würde. Ich beugte mich zu ihm runter und wollte ihn ein letztes Mal küssen, mit der Hoffnung, dass wir dann sterben würden, und uns der Kuss ewig vereinen würde, aber er stieß mich unsanft weg: „Jay! Hör auf! Nie wieder, okay?!“ Sein Blick und seine Stimme machten mir Angst, verletzten mich aber so sehr, dass mir die krampfhaft unterdrückten Tränen wieder hoch stiegen. Ich drehte mich um und verließ die Wohnung hastig. Verdammt Aiden... geliebter Bruder! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)