Forschungsprojekt: Reales Leben. von missfortheworld (Kreatives Chaos inklusive.) ================================================================================ Kapitel 14: Hope ---------------- C H A P T E R – F O R T E E N Während Smoker in seinem Bett lag und seinen Rausch ausschlief, verblasste allmählich der ekelhafte Geruch, der an ihm haftete. Die Bewohner hatten es Sanji strengstens verboten, sich in der Nähe des älteren Mannes eine Zigarette anzuzünden, da man schwer davon ausging, dass der hohe Alkoholgehalt eine sofortige Explosion herbeiführen könnte. Mit Mühe hatte man den Grauhaarigen in seine Wohnung geschleppt, nachdem ihn der übermäßige Whiskey-Genuss wortwörtlich in die Knie gezwungen hatte. Da sich dessen Schlafplatz unglücklicherweise am obersten Ende des Appartements befand, war der Transport dorthin zur wahren Schaffensprobe ausgeartet. Darüber hinaus hatte sich der Hausverwalter von einem Großteil der inneren Flüssigkeiten würgend und stöhnend verabschieden müssen. Für eine weitere Auskunft über ihre aktuelle Wohnsituation war er daher nicht mehr zu haben gewesen. Erst nach einer schlaflosen Nacht suchte man erneut den Kontakt zu ihm, um sich aufklären zu lassen. „Die Stadt will mir das Grundstück entziehen, weil man scheinbar einen Standort für eine Mall sucht…“, erklärte Smoker vage, ehe er dankbar nach der Zigarette griff, die Sanji ihm anbot. „Eure verfluchte Shopping-Sucht!“, rief Ace daraufhin hysterisch aus, während er anklagend und mit ausgestrecktem Finger auf Nami deutete, die ihm ohne zu Zögern eine Kopfnuss verpasste. „Da wir unsere Rechte nicht kennen, sollten wir auf jeden Fall Robin kontaktieren!“, schlug Zorro nach einem ewigen Austausch von hysterischen Fragen und sinnlosen Antworten vor. Sofort stimmten seine beiden Freunde begeistert zu, während die Orangehaarige insgeheim feststellte, noch nie etwas von diesem Robin gehört zu haben, obwohl er scheinbar wirklich etwas drauf zu haben schien und das volle Vertrauen der Jungs genoss… Als ihr die erwünschte Person schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, konnte sie nur perplex mit den Augen blinzeln. Robin war kein Mann, sondern eine überaus attraktive und gebildete Frau, die sich als top Anwältin in Richmond einen Ruf gemacht hatte. Während Smoker ihr den Fall schilderte, informierte Ace seine Mitbewohnerin grinsend darüber, dass es sich bei Nico Robin auch um die Ex-Freundin von Zorro handelte. Mit rasendem Herzen und geweiteten Augen starrte die Orangehaarige daraufhin durch den Raum. Aus ihr unerfindlichen Gründen schockierte sie diese Information so sehr, dass sie zwischenzeitlich in der Küche auf ein Gläschen Gin zurückgriff, um ihre Nerven zu beruhigen. Es bestand absolut kein Zweifel darin, dass Robin ihren Job perfekt beherrschte und zudem eine anmutige und schöne Frau war. Ihre kühle und ernste Art repräsentierte genau das Bild von Frau, das perfekt zu Zorros antisozialer Ader passte. Der einzige Trost, den Nami noch hatte, war die Tatsache, dass die Anwältin bereits weit über 30 zu sein schien und es bereits Anzeichen für erste Falten gab… „Wenn es sich um eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme handelt, können Mietverträge gemäß § 182 BauGB aufgehoben werden. Die Stadt wäre zwar zur Entschädigung der Betroffenen nach § 185 BauGB verpflichtet, aber im Klartext würde das heißen, dass ihr diese Wohnung verliert!“, erklärte Robin den anderen im Wohnzimmer indes fachmännisch. Das war der zweite Schock in dieser kurzen Zeit, weshalb ein weiteres Glas Gin den Weg in die Hände der Orangehaarigen fand. „Dem Vermieter steht jedoch grundsätzlich frei, das Angebot abzulehnen!“, setzte die Anwältin ihre Erklärung fort, was plötzlich für Bestürzung und ungläubige Mienen sorgte, die sich an den Hausverwalter höchstpersönlich richteten. „Wie bitte? Wenn das so ist, wieso lehnen sie dann nicht einfach ab, Smokey?“, fragte Ace leise, wobei man den enttäuschten Ton in seiner Stimme deutlich vernehmen konnte. „Weil ich ein klein wenig verschuldet bin und die nötigen Reparaturen des Hauses nicht bezahlt habe oder bezahlen kann. Mit Schulden im Nacken habe ich keine Chance und keinen Anspruch auf das Eigentum dieses Gebäudes!“, erklärte der ältere Mann missmutig. Man merkte deutlich, dass es ihm unangenehm war, die Last der Schulden zu beichten. „Reparaturen und jegliches Einrichten von Ersatzteilen kann man nicht auf die Mieter umlegen. Die Kosten trägt demnach der Eigentümer!“, warf Nico Robin ein, was den Anwesenden jedoch ohnehin bereits bekannt war. „Es ist meine Pflicht als Hausverwalter, den Aufzug zu reparieren. Der TÜV kostete mich 200 $, der Notruf und die Personenbefreiung dieser alten Lady 400 $, die Anfahrt der Techniker 100 $, deren dreistündige Arbeit 360 $ und die Ersatzteile 2000 $. Dann brauche ich noch zwei neue Feuerlöscher, die mich jeweils an die 80 $ kosten. Für die Reparatur der Dachrinne fallen noch einmal 400 $ an. Bis Freitag muss ich eine reine Weste haben, da an diesem Tag die Entscheidung fällt!“ „Wir helfen Ihnen, das Geld aufzutreiben. Sie können es dann irgendwann wieder zurückzahlen, oder aber auch unsere Monatsmiete senken!“, schlug Ace breit grinsend vor. Auch der Rest war damit einverstanden, wofür der Grauhaarige sichtlich dankbar bar. Keiner wollte sich auch nur ansatzweise mit dem Gedanken anfreunden, ihre Wohnung zu verlieren. Es war immerhin schwierig, eine preisgünstige Unterkunft für vier Personen aufzutreiben... Bei Robins Verabschiedung zog Nami eine wenig begeisterte Miene, als sie beobachtete wie Zorro der Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Wange hauchte und sich aufrichtig bei ihr für die Hilfe bedankte. Kühl und damit weitaus weniger herzlich erwiderte die Orangehaarige den Händedruck der älteren Frau. Der Grünhaarige lachte sich indes ins Fäustchen, da er den Blick seiner Mitbewohnerin durchaus bemerkt hatte. „Keine Sorge, Süße! Ich habe nicht das Geringste Interesse an ihr!“, flüsterte er ihr daher glucksend ins Ohr, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. Sein heißer Atem brachte sie nur für wenige Augenblicke aus dem Konzept. „Schreib das doch in die Geschichtsbücher zu all dem anderen Kram, der mir am Arsch vorbeigeht!“, entgegnete sie ihm erzürnt, wobei sie wütend die Hände zu Fäusten ballte. Das Läuten der Türglocke verhinderte im letzten Moment, dass das hitzige Gespräch weiter eskalieren konnte. Schnaubend öffnete die Orangehaarige die Tür und wurde sogleich von ihrer Freundin angefallen, die sie kreischend in eine erdrückende Umarmung verwickelte. Der Aufruhr am Eingang weckte letztlich auch die Aufmerksamkeit von Ace und Sanji. „Vivi?!“ „Leute, ich muss euch etwas sehr Wichtiges sagen!“, berichtete die Blauhaarige aufgeregt und so wild gestikulierend, dass der Bilderrahmen zu ihrer Linken gefährlich wackelte. Ihre Freunde wussten indes nicht so recht, wie sie reagieren sollten, da sich Vivis aufgeweckte und stets fröhliche Natur im Moment anfühlte wie ein Schlag in die Magengrube. „Was zieht ihr denn für deprimierte Gesichter? Ist jemand gestorben?“, fragte der Gast schließlich besorgt, als sie die gequälten und bedrückten Gesichter der Umstehenden bemerkte. Seufzend schilderte ihr Sanji die Situation, was in einer neuen Runde Hysterie endete. „Oh Gott! Nein! Nein, nein, nein! Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Es tut mir so leid! Ich würde euch das Geld sofort leihen, aber Ruffy und ich mussten gerade die Studiengebühren und die Miete bezahlen!“, kreischte das Mädchen lautstark. „Wir werden das schon irgendwie schaffen, also mach dir keine Sorgen! Was wolltest du uns jetzt eigentlich erzählen?“, fragte Nami neugierig, um ihre Freundin etwas abzulenken und damit wieder mehr Ruhe in das Haus zu bringen. „Ach, nicht so wichtig! Das kann noch warten!“, lenkte die Blauhaarige plötzlich leicht nervös ein, ehe sie sich etwas überstürzt verabschiedete und die Wohnung verließ. Gewöhnlich würde sich die Orangehaarige Sorgen über deren seltsames Verhalten machen, hätte sie nicht bereits ohnehin genug um die Ohren. Der große Stress stand ihnen schließlich noch bevor. „Uns bleibt also genau eine Woche, um 3640 $ aufzutreiben…“ +++ +++ +++ Es war wahrlich keine leichte Aufgabe, in so kurzer Zeit zusätzliches Geld aufzutreiben, da sie ohnehin jede Woche knapp bei Kasse waren und Mühe hatten, den Magen ihres schwarzhaarigen Vielfraßes zu stopfen. Da sie wirklich jeden Penny gebrauchen konnten, blieb ihnen keine andere Möglichkeit, als sich kurzfristig einen Zweitjob zu verschaffen. Darüber hinaus durften sie kaum anspruchsvoll sein, da man grundsätzlich von Glück reden konnte, binnen weniger Stunden überhaupt irgendeine kleine Arbeit zu finden. Sanji zog in diesem Fall das leichteste Los, da er seine Arbeitszeiten im Restaurant einfach verlängern konnte, indem er nach Absprache mit Boss und Mitarbeiter die Schichten eines weiteren Koches übernahm. Ace hatte hingegen weniger Glück und musste sich letztlich damit zufrieden geben, eine Woche lang im kompletten Block die Werbung und Zeitschriften auszutragen. Im Anschluss würde er wie üblich seine Arbeit in der Werkstadt verrichten. Da Nami ohnehin die längsten Arbeitszeiten hatte, wurde sie auch nicht sonderlich von ihren Mitbewohnern unter Druck gesetzt. Anstatt sich einen Nebenjob zu suchen, entschloss sie sich dazu, einige ihrer Kleidungsstücke in einem Flohmarkt am Ende der Stadt zu verkaufen, was in ihren Augen ein ebenso großes Opfer war wie die Überschichten ihrer Freunde. Somit konnte sie zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen und für etwas mehr Ordnung in ihrem Schrank sorgen. Somit blieb nur noch Zorro übrig, der die Jobsuche jedoch ungewohnt ernst nahm und dazu sogar das Haus verließ. Gegen Abend wartete man schließlich gespannt im Wohnzimmer auf seine Rückkehr. „Glaubt ihr, dass mein großer Schmusetiger etwas gefunden hat?“, warf Ace nachdenklich in die kleine Runde, während er vehement versuchte, sich vorzustellen, in welche Branche sein Mitbewohner grundsätzlich passen würde. „Dieser Idiot weiß doch gar nicht wie man Arbeit überhaupt buchstabiert!“, entgegnete ihm sein blonder Mitbewohner daraufhin genervt. Da der Grünhaarige meist nur an den Wochenenden arbeitete, war er in Sanjis Augen der größte und faulste Primat in den ganzen Vereinigten Staaten. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jener tatsächlich etwas Fleiß an den Tag bringen würde. Die gemeinte Person hatte indes die Wohnung betreten und die Worte des Blondschopfs unweigerlich aufgeschnappt. „Schnauze! Hatchan, ein alter Kumpel von mir, arbeitet am Rande der Stadt auf einer Farm als Saisonarbeiter und hat mir dort für die nächsten Tage einen Job verschafft. Meine Aufgabe besteht darin, das Gemüse abzuernten und zu säubernd. Ich bekomme 8 $ die Stunde und arbeite von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends. Das sind 96 $ am Tag“, erklärte ihnen der Grünhaarige ruhig, ehe er sich schwungvoll auf die Couch warf. „Starke Leistung, Alter!“, komplimentierte ihn Ace augenblicklich stolz, ehe er die Hand anerkennend zum High-Five erhob, den sein Kumpel natürlich grinsend erwiderte. „Darüber hinaus hat mir mein Boss gestattet, eine Woche lang nachts im Vivaz als Barkeeper zu jobben!“, setzte er seine Erzählung daraufhin fort. „Oh, hast du dich etwa hochgeschlafen?“, warf ihm Sanji sichtlich amüsiert an den Kopf, wofür er einen extrem todbringenden Blick und ein wütendes Schnauben kassierte. Nur mit Mühe konnte sich Nami beim Anblick der beiden Streithähne ein Kichern verkneifen. „Mit Trinkgeld bekomme ich geschätzte 10-15 $ pro Stunde, von 21.00 Uhr bis 3.00 Uhr sind das auch noch einmal 60-90 $!“, prallte der Grünhaarige grinsend. Anerkennend hob die Orangehaarige daraufhin ihre Augenbrauen. Ihr Mitbewohner war immer für eine Überraschung parat und verzichtete in diesem Fall sogar auf seinen ach so geliebten Schlaf. „Spitze! Wenn wir unser Einkommen zusammenlegen, kommen wir der Summe richtig nahe! Der Rest liegt dann bei Smokey!“, fasste Ace die Situation erfreut zusammen. Ihr Einsatz war durchaus beeindruckend, würde jedoch auch sicherlich viel Kraft kosten… +++ +++ +++ Die Woche verging nur langsam und die harte Arbeit ging leider nicht spurlos an ihnen allen vorbei. Vor allem Zorro litt unter der doppelten Belastung seiner beiden Jobs, was sich ohne Zweifel auch auf seine Psyche auswirkte. Er stand beinahe ständig unter Anspannung und reagierte daher extrem gereizt auf blöde Fragen, Fragen generell, das Telefon, Sanji und natürlich das breite Dauergrinsen von Ace. Am Ende der Woche befand er sich schließlich an einem Punkt zwischen Rumpelstilzchen und Cruella de Vil und seine Ausbrüche machten selbst vor Nami keinen Halt mehr. „Sanji hat Curry gemacht!“, informierte die junge Frau ihren Mitbewohner spät am Abend, als jener sichtlich ausgelaugt nach seiner Feldarbeit die Wohnung betrat. Anstatt sie jedoch zu beachten, kickte er nur mürrisch seine Schuhe von den Füßen. „Keinen Hunger!“, erwiderte er letztlich trotzig, ehe er in sein Zimmer stürmte und die Tür lautstark hinter ihm ins Schloss fiel. Da er scheinbar einen besonders stressigen Tag hinter sich hatte, war es kaum verwunderlich, dass er mitten in der Nacht ebenso frustriert von seinen Barkeeper-Tätigkeiten zurückkehrte und sich augenblicklich wieder auf sein Zimmer zurückzog. Besorgt folgte ihm seine Mitbewohnerin, um sich nach seinem Wohlbefinden zu erkunden, was er jedoch so ganz und gar nicht lustig fand, sondern vielmehr die Aggressionen in seinem Inneren steigerte. „Herrgott, kann ich mich nicht einfach für ein paar Minuten aufs Ohr hauen, ohne dass mir jemand von euch gleich auf die Pelle rückt?!“, keifte er sogleich laut und angriffslustig. Auch das energische Schnauben untermalte seine schlechte Laune, die zweifelsohne dadurch zustande kam, dass er sowohl an Schlafmangel litt, als auch Schmerzen in beinahe jeder Körperregion verspürte. Dazu kamen die üblichen Faktoren wie Stress, Druck und die Tatsache, dass Kim Kardashian ihre Tochter nach einer Himmelsrichtung benannt hatte. Möglicherweise würde er sich für seine gemeine Art in den folgenden Tagen bei seiner Mitbewohnerin entschuldigen müssen. Gerade eben konnte er jedoch nur dem lang ersehnten Schlaf nachgeben, der ihn augenblicklich in Dunkelheit hüllte und endlich für Erholung sorgte. Die Orangehaarige tat indes gut daran, das Zimmer auf direktem Wege zu verlassen, ohne dabei noch einmal unaufgefordert ihren Mund zu öffnen. Niedergeschlagen und auch ein klein wenig eingeschüchtert trottete sie zurück in die Küche und warf sich dort seufzend auf einen der Barhocker. Nachdenklich streckte sie die Hand nach dem Whiskey aus und kippte etwas davon in ein Glas. Mit Alkohol kamen ihr gewöhnlich die besten Ideen… +++ +++ +++ Da ihm sein inneres Zeitgefühl scheinbar ein paar äußerst böse Streiche spielte, öffnete Zorro behutsam seine Augen, die sich erst an das dämmrige Licht in seinem Zimmer gewöhnen mussten. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er sich endlich orientieren und die Uhr an der Wand ihm gegenüber ausfindig machen konnte. Die Zeiger zeigten aus unerfindlichen Gründen genau 8.00 Uhr an, was ihn irgendwie aus dem Konzept brachte. Verdutzt warf er einen weiteren Blick auf das Ziffernblatt und rieb sich dabei ungläubig die verschlafenen Augen. Nur langsam gerieten seine Denkprozesse ins Rollen, weshalb es eine geschlagene Weile dauerte, bis er realisierte, dass sein Wecker vor zwei Stunden hätte klingeln sollen, da seine Schicht auf dem Feld immerhin bereits vor einer Stunde hätte anfangen sollen. Bevor er jedoch kurz in Panik geraten konnte, rissen ihn plötzlich die Worte seines Mitbewohners aus den Gedanken. „Keine Sorge, das hat sich erledigt!“ Mühsam drehte der Grünhaarige seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Er war nicht im Geringsten überrascht, Ace putzmunter auf seiner Bettkante vorzufinden, da die sonderbaren Besuche in aller Herrgottsfrühe mittlerweile durchaus zur Gewohnheit geworden waren. „Mein Körper spielt schön langsam komplett verrückt. Wieso werde ich wach, wenn ich nur vier Stunden geschlafen habe?!“, fragte Zorro mit tiefer Morgenstimme, während er sich aufrichtete und dankbar nach dem Becher Kaffee griff, den ihm der Schwarzhaarige entgegenhielt. „Eigentlich hast du bereits 16 Stunden geschlafen! Es ist 8.00 Uhr abends“, klärte ihn sein Gegenüber mit einem breiten Grinsen auf. In der Tat hatte er nach seiner Schicht in der Kneipe den ganzen Tag durchgeschlafen, nachdem sich seine Mitbewohnerin früh am Morgen in sein Zimmer geschlichen hatte, um seinen Wecker außer Gefecht zu setzen. „Ach, Nami hat heute übrigens deinen Job auf der Farm übernommen!“, warf Ace beiläufig in den Raum, was letztlich dazu führte, dass er einem entgegenkommenden Sprühregen an Kaffee ausweichen musste. „Sie hat was?“, fragte Zorro sogleich entsetzt, während er sich mit dem Handrücken über das Gesicht wischte. Von all den Dingen, die er gerne am Morgen hören würde, gehörte diese Information definitiv auf den vorletzten Platz. ‘Du hast Syphilis‘ war noch immer ungeschlagen an letzter Stelle. „Wo ist diese dumme Hexe jetzt?!“, keifte der Grünhaarige aufgebracht, während er sich sein graues Shirt überzog und daraufhin energisch aus dem Raum stürmte. „Sie nimmt gerade ein Bad!“, trällerte ihm der Schwarzhaarige gut gelaunt hinterher, ehe er sich kurzerhand in die Kissen lümmelte und die Arme zufrieden hinter seinem Kopf verschränkte. Ohne auf höfliche Formalitäten wie das Klopfen an der Tür zurückzugreifen, stürmte Zorro in den anvisierten Raum, sodass ihn Nami augenblicklich mit entgeisterten Blicken taxierte. „Klar, komm ruhig rein, ist überhaupt kein Problem! Das gehört doch hier sowieso zum allgemeinen Standard!“, murmelte die junge Frau mit sarkastischem Unterton, der dem Grünhaarigen dank ihrer angemessenen Lautstärke nicht verborgen blieb. Sie war relativ froh über die Tatsache, dass die gewaltige Menge Schaum ausreichend war, um ihre Blöße zu verdecken. Seine eigentlich geplante Standpauke blieb ihm abrupt im Hals stecken, als er auf etwas sehr Unschönes aufmerksam wurde. Die Unterarme und Hände seiner Mitbewohnerin waren nahezu komplett mit kleinen Blasen und Kratzern übersäht. Mit gerunzelter Stirn bewegte er sich daher auf sie zu und ging vor der Wanne in die Hocke, um sich ein genaueres Bild zu verschaffen. „Du hättest das nicht tun sollen…“, flüsterte er leise, ehe er seine Fingerkuppen vorsichtig um die verletzten Stellen ihrer Arme gleiten ließ. Insgeheim machte er sich schreckliche Vorwürfe, am Vortag seine schlechte Laune an ihr ausgelassen zu haben. Hätte er sie nicht so angefahren und mit seiner Schlaflosigkeit konfrontiert, wäre sie nie auf die Idee gekommen, seine Schicht zu übernehmen. Arbeit auf dem Land war definitiv Aufgabe der Männer, da sie viel robuster und härter im Nehmen waren. Hingegen war die Haut einer Frau so delikat und rein, dass ihnen nur der Titel Göttin gerecht werden konnte. „Ich hätte mir auch niemals dieses Sushi nahe der Tankstelle kaufen sollen und habe es dennoch getan!“, entgegnete ihm die Orangehaarige daraufhin postwendend, als sie seinen schuldbewussten und niedergeschlagenen Blick bemerkte. Es war ganz allein ihre Entscheidung gewesen und nun konnte sie immerhin behaupten, nicht vollkommen nutzlos im Kampf um ihre Höhle gewesen zu sein. „Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass deine Hände wegen diesem Sushi mit blutigen Schwielen und Blasen übersät gewesen waren!“, meinte er zerknirscht. Selbst die Sonne hatte ihr so arg zugesetzt, dass an ihren Schultern die Haut abpellte. „Ach, und inwiefern war die Lebensmittelvergiftung besser?!“, konterte sie grinsend, was letztlich auch ihrem Gegenüber ein amüsiertes Glucksen entlockte. Ganz gleich, welches Argument er aus dem Ärmel zauberte, so würde sie dennoch immer eine passende Gegenantwort wissen. „Wenn diese paar Blasen dazu beitragen, unsere Wohnung zu behalten, habe ich mir nichts vorzuwerfen. Ich will hier nicht weg. Das hier ist schließlich unser Zuhause! Wir sind Freunde, wir sind eine Familie!“, erklärte sie ihm mit ehrlicher und unschuldiger Miene. Als sein Blick über ihr hübsches Gesicht mit ihrem kleinen Näschen und der voluminösen Wimpernpartie huschte, blieb er schließlich an ihren braunen Augen hängen. Ohne es auch nur ansatzweise verhindern zu können, verlor er sich in Ihnen, als würde er in Fässern voll purer Schokolade ertrinken. Kurzerhand senkte er langsam seinen Kopf und berührte zaghaft ihre Lippen, die sinnlich mit den Seinen verschmolzen. Ein zufriedenes Glücksgefühl machte sich in ihnen breit und ließ sie für wenige Augenblicke die Hektik und den Stress um sie herum vergessen. Es war das genaue Gegenteil ihres ersten Kusses: Scheu, vorsichtig und zärtlich. Und auch wenn er nicht lange anhielt, war es die mit Abstand schönste Geste der Zuneigung inmitten dieser trümmerhaften Gesellschaft. „You are way too cute!“, murmelte er seufzend und gleichzeitig lächelnd an ihren Lippen. Es war die einzige Erklärung, die sein Verhalten in diesem Moment rechtfertigen konnte. Mit diesen letzten Worten erhob er sich aus seiner hockenden Position und ließ die junge Frau inmitten ihrer pinkfarbenen Bubble-Bath-Session zurück. Noch ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fallen konnte, versank die Orangehaarige mit hochrotem Kopf im Schaum ihres Badewassers. +++ +++ +++ Am Tag darauf dominierte die Anspannung das Geschehen. Gegen Mittag machte sich Noch-Hausverwalter Smoker auf den Weg in die Stadtverwaltung und ließ damit vier unruhige und extrem gestresste Personen zurück. Der Nachmittag und die damit verbundene Wartezeit zogen sich ungewohnt in die Länge, was die Geduld des einen oder anderen deutlich überspannte. Dazu kam die einschüchternde Stille, die sich wie ein dunkler Schatten über das Appartement gelegt hatte und sie allesamt verrückt werden ließ. Die Bewohner hüllten sich komplett in Schweigen, weshalb ihnen das laute Tropfen des Wasserhahns den letzten Nerv raubte und das beständige Ticken der Uhr beinahe sein eigenes Todesurteil fällte. Schließlich begab man sich vollkommen rastlos in das Treppenhaus, um dort auf den steril wirkenden Stufen zu hospitierten, während die Zeit weiterhin schleppend an ihnen vorbeigeisterte. „Verdammt, wo bleibt dieser Kerl nur? Selbst in seinem Alter kann man manchmal noch einen Gang zulegen!”, meckerte Sanji sichtlich angespannt, ehe er sich kurzerhand eine weitere Zigarette zwischen die Lippen schob und augenblicklich einen kräftigen Zug nahm, der unglücklicherweise nicht für die erhoffte Beruhigung sorgte. Im Laufe der letzten halben Stunde hatte er vermutlich mehr geraucht, als in seinem gesamten bisherigen Leben. Kein Wunder also, wenn seine Lunge jeden Moment kollabieren würde. Zwar war das Rauchen im Treppenhaus laut Hausordnung gänzlich untersagt, jedoch fiel der Fall eines möglichen Rausschmisses definitiv in die Kategorie der absoluten Notfälle. Und ein Notfall konnte sämtliche Regeln und Gesetze außer Acht setzen. Laut Ace. Es war wohl einer der wenigen sinnvollen Grundsätze, die je aus dessen Mund gekommen waren… Laute Schritte, die munter durch das Treppenhaus hallten, ließen sie plötzlich allesamt hochschrecken. Schwerfällig schleppte sich der grauhaarige Hausbesitzer die Stufen empor, während sich die Bewohner indes aufgeregt erhoben und sich intuitiv den imaginären Staub von der Hose klopften, bis Smoker von Angesicht zu Angesicht vor ihnen stand. „Und? Wie ist es gelaufen?“, meinte die Orangehaarige sogleich zögerlich und mit ungewohnt hoher und ängstlicher Stimme. Ihre Hände waren schweißnass und sie hatte das unangenehme Gefühl, dass ihre Innereien wie eine Flipperkugel durch ihren Körper geschleudert wurden. Mit rasendem Puls heftete sie ihren Blick intuitiv an die Lippen des älteren Mannes, um jedes noch so kleine Wort zu erhaschen. Mit unleserlicher Miene vergrub der Angesprochene seine Hände in den Taschen seiner Jeans und erwiderte ihre erwartungsvollen Mienen mit einem lauten und gequälten Seufzen. In diesem Augenblick wurde den vier Freunden bewusst, dass Stunden zwar manchmal das Gefühl von nur wenigen Minuten vermitteln konnten, sich eine einzige Sekunde hingegen jedoch auch anfühlen konnte wie ein halbes Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)