Forschungsprojekt: Reales Leben. von missfortheworld (Kreatives Chaos inklusive.) ================================================================================ Kapitel 19: Help ---------------- C H A P T E R – N I N E T E E N Ein rollender Schneeball lässt sich nur schwer aufhalten. Gewisse Dinge sind schlicht und ergreifend zum Scheitern verurteilt. Gerade hat man noch festen Boden unter den Füßen und im nächsten Moment befindet man sich plötzlich im freien Fall. Wenn der Boden unter den eigenen Füßen zu bröckeln beginnt, sollte man schnellstmöglich das Weite suchen, solange man noch die Möglichkeit dazu hat… Regungslos starrte Zorro an die triste Decke seines Zimmers. In seinem Kopf herrschte gähnende Leere, während er sich auf das gleichmäßige Ticken der Uhr konzentrierte. Ein paar Sonnenstrahlen hatten sich zwischenzeitlich in den Raum verirrt und wiesen ihn daraufhin, dass der Morgen endlich angebrochen war. Nachdem er die halbe Nacht wachgelegen hatte, war dies durchaus ein erfreulicher Gedanke. Schließlich verriet ihm das leichte Rascheln des Bettlakens, dass die Frau an seiner Seite endlich aufgewacht war, was dafür sorgte, dass seine Laune schnurstracks in den Keller wanderte. Er kannte sie nicht und konnte sich zudem nicht einmal an ihr Aussehen erinnern. In seinem alkoholisierten Zustand am Vorabend war er nicht sonderlich wählerisch gewesen. Nach etlichen Wochen der Abstinenz und Enthaltsamkeit hatte er in der vergangenen Nacht einfach Dampf ablassen müssen. Aus Eigenschutz vermied er es nun strikt, einen Blick auf sie zu werfen. Das leise Schluchzen im Raum gegenüber hatte ihn davon abgehalten. Seine Bettbekanntschaft streckte sich indes ausgiebig und nahm ihre Umgebung genauer in Augenschein. Als ihr Blick letztlich an ihm und seinem freien Oberkörper hängen blieb, schlich sich ein beinahe diabolisches Lächeln auf ihre Lippen. Sie schien scheinbar noch nicht genug zu haben, da sie sich grazil an seinen Körper schmiegte und ihm ihre Absichten mehr als deutlich machte. Er machte sich daraufhin nicht sonderlich die Mühe, den aufkommenden Würgereiz zu unterdrücken. Schon bei der ersten kleinen Berührung fuhr ein erschrockenes Zucken durch seinen Körper. Im Moment war Kuscheln wirklich das Allerletzte, was ihm in den Sinn kam. Es war somit kaum verwunderlich, dass er sich grob ihrem Griff entriss und ihr einen finsteren Blick zuwarf. Er bereute es augenblicklich. Sie war ein durchaus hübsches Mädchen, was nicht wirklich zu einer Steigerung seiner guten Laune beitrug. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie die hässlichste Frau dieser Stadt gewesen wäre. „Verschwinde!“, wies er sie nach einiger Zeit kalt an und hoffte dabei inständig, dass er sich nicht noch einmal wiederholen müsste. Was hatte sie auch erwartet? Wohl kaum, dass er ihr einen Heiratsantrag machen würde für diesen ungeheuer miesen Sex. Daraufhin besah sie ihn mit einem vernichtenden Blick, den er gekonnt zu ignorieren wusste. Gekränkt sammelte sie ihre Klamotten ein und beschwerte sich dabei über sein grobes Verhalten und die Tatsache, dass alle Männer Schweine waren. Er hörte gar nicht richtig hin, weil es ihn absolut nicht interessierte, was diese Frau zu sagen hatte. Beim Verlassen des Zimmers vergewisserte sie sich noch einmal, ob er es wirklich ernst meinte, aber da sein Blick mittlerweile wieder der Decke über ihm galt, rümpfte sie lediglich enttäuscht die Nase. Erst als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, entfloh dem Grünhaarigen ein gequältes Seufzen. Was hatte er nur getan? Träge schlug er nach vielen weiteren erdrückenden Minuten die Bettdecke zur Seite und kickte sie schließlich gänzlich auf den Fußboden. Nur mühsam konnte er sich aus seiner steifen Lage erheben und anschließend seine Klamotten aufsammeln, die den kompletten Raum zierten. Er würde sie wohl oder übel verbrennen müssen, um diese Nacht je vergessen zu können. Hastig huschte er in das Badezimmer und nahm dort zuallererst einen großen Schluck Wasser zu sich, da der Alkohol im Laufe der Nacht seinen Mund vollkommen ausgetrocknet hatte. Die anschließende Dusche war wohltuend und dennoch nicht hilfreich. Er hatte geglaubt, die Schuldgefühle abwaschen zu können, aber in dieser Hinsicht hatte er sich massiv getäuscht. Selbst frische Klamotten halfen ihm nicht, den Gedanken zu verdrängen, dass er ein Schwein war. Als er endlich den Raum verließ, fiel sein Blick sofort auf seine Mitbewohnerin, die gerade aus ihrem Zimmer kam und geschockt innehielt, als sie ihn bemerkte. Zwar hieß es, dass ein Blitz niemals zweimal an derselben Stelle einschlagen würde, jedoch war sich Zorro sicher, dass es sich dabei lediglich um ein Gerücht handelte. Es war selten, aber durchaus möglich. Ihr Anblick versetzte ihm augenblicklich einen Schlag in die Magengrube. Ihre Augen waren rot und verquollen, was daraufhin deutete, dass sie die ganze Nacht geweint hatte. Verbissen presste sie die Zähne zusammen und warf ihm dabei einen derartig schmerzerfüllten Blick zu, dass ihm das Herz in die Hose rutschte. Hastig eilte sie schließlich an ihm vorbei und verschanzte sich im Badezimmer. Wiederum verließ ein Seufzen seine Lippen. So konnte es definitiv nicht weitergehen. Missmutig machte er sich auf den Weg in die Küche, doch noch bevor er einen Schritt über die Türschwelle machen konnte, landete er rücklings auf dem Boden. Verwirrt bemerkte er, das Blut aus seiner Nase quoll. „Fuck!“, entwich es ihm keuchend, als sich der Schmerz langsam bemerkbar machte. Daraufhin startete er den kläglichen Versuch, mit seiner Hand die Blutung zu stoppen. Mit diesem plötzlichen Schlag hätte er an diesem Morgen eigentlich rechnen müssen und dennoch war er vollkommen geplättet als er in Sanjis wütendes Gesicht blickte. „Glaub ja nicht, dass ich mich dafür entschuldigen werde!“, warf ihm jener sogleich mit kalter Stimme an den Kopf. Er war wirklich lange nicht so wütend gewesen und konnte sich nur mühsam davon abhalten, seinem Freund gehörig in die Eier zu treten, was er durchaus verdient hätte. „Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nicht zu interessieren haben!“, erwiderte der Grünhaarige bissig, ehe er den Kopf leicht in den Nacken warf, um zu verhindern, dass das ganze Blut auf sein frisches Shirt tropfte. „Prinzipiell hast du Recht! Ich habe keine Befugnis, mich in deine Angelegenheiten einzumischen, aber wenn ich sie noch einmal weine sehe, dann breche ich dir das Genick!“, drohte ihm der Angesprochene daraufhin mit finsterer Miene. „Tzz, was weißt du schon…“, murmelte sein Gegenüber leise. „Ich weiß, dass du dich in letzter Zeit benimmst wie ein Arsch!“, konterte der Blonde geschickt und Zorro wusste, dass er Recht hatte. „Ich muss an die frische Luft!“, meinte er schließlich bestimmt, ehe er sich seine Jacke und ein Taschentuch schnappte, mit dem er das Nasenbluten stoppen konnte. Er war noch keine zwei Minuten aus der Tür, als Nami gestylt aus dem Badezimmer stolzierte und sich mit Sonnenbrille und Handtasche bewaffnete. Sanjis fragenden Blick beantwortete sie anschließend kurz angebunden mit ‘Shoppen‘, bevor sie ebenso die Wohnung verließ. Ace, der das ganze Spektakel an diesem Morgen von der Couch aus beobachtet hatte, hoffte indes inständig, dass Zorro zwischenzeitlich den Weg aus dem Gebäude gefunden hatte. Andernfalls könnte die Konfrontation mit seiner Mitbewohnerin explosive Folgen haben... +++ +++ +++ Die Sonne strahlte durch das Fenster und endlich herrschte wieder wohltuende Stille im Appartement. Selbst die Nachbarn erfreuten sich an diesem ungewohnten Frieden, indem sie sich endlich wieder aus ihren Wohnungen wagten, ohne Angst vor einer trampelnden Herde streitsüchtiger Teenager haben zu müssen. Zorro und Nami hatten glücklicherweise unterschiedliche Wege eingeschlagen und mussten sich mittlerweile jeweils am gegenüberliegenden Ende der Stadt befinden. Ein großer Abstand konnte angesichts der momentanen Lage bestimmt nicht schaden. Währenddessen polierte Sanji seufzend die Arbeitsfläche seiner heiligen Küche. Als Koch beharrte er natürlich besonders intensiv auf Hygiene und Reinlichkeit. Er konnte es absolut nicht ausstehen, wenn leere Verpackungen, Flaschen und Essensreste den Boden oder die Ablage zierten. Oder die komplette Wohnung. Allerdings war genau dieses verdreckte Abbild zu einem beständigen Begleiter in seinem Leben geworden. Ace lag indes mit dem Oberkörper flach auf dem Esstisch und massierte sich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck die Schläfen. Schon seit geraumer Zeit hatte er schlimme Migräne, die er sich nur dadurch erklären konnte, dass ihm in den vergangenen Tagen unwahrscheinlich viele Dinge durch den Kopf gegangen waren. Diese übermäßige Belastung war er einfach nicht gewohnt. „Ist der Begriff Selbsthilfegruppe nicht widersinnig?“, fragte er plötzlich aus heiterem Himmel und riss Sanji damit aus allen Wolken. Mit dieser Frage hatte er nun absolut nicht gerechnet. Vollkommen entgeistert fixierte er seinen Mitbewohner und überlegte scharf, was jener geraucht haben könnte, um so eine geistreiche Frage äußern zu können. Schließlich fielen ihm keine bekannten Substanzen ein, die es jemals schaffen würden, aus Ace einen poetischen und tiefsinnigen Denker zu machen. „Bist du high?“, fragte er dennoch. Nur um sicher zu gehen. Allerdings würde ein Mörder auch nie gestehen, dass er den Mord begangen hat, weshalb man seine Frage und vor allem die Antwort darauf nicht wirklich bewerten konnte. Ace schüttelte indes schwach den Kopf. „Nein, jetzt mal ehrlich! Was hältst du von dem Begriff Selbsthilfegruppe!“, bohrte er weiter. Scheinbar schien ihn diese Sache wirklich zu beschäftigen, was durchaus beeindruckend war, da er sich üblich nie länger als dreißig Sekunden für eine Sache begeistern konnte. „Keine Ahnung, aber ich würde dir dringend empfehlen, eine derartige Gruppe aufzusuchen!“, erwiderte der Blondschopf nachdenklich und noch ein klein wenig mehr verwirrt. Er hatte ihm schon oft mit der Psychiatrie gedroht, aber im Moment meinte er es tatsächlich ernst. „Du bist gemein!“, gab der Angesprochene daraufhin schmollend von sich. Er war nicht verrückt, sondern eben nur selten durchgeknallt. „Mensch, heul doch, du Mädchen!“, konterte Sanji kühl. Ace war ein noch größerer Jammerlappen als Zorro, wobei diese Steigerung eigentlich kaum möglich war. „Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob du tatsächlich nichts geraucht oder eingeworfen hast. Sag mir einfach, wie du immer auf so einen Schwachsinn kommst?!“, wollte er demnach wissen, während er seine Putzaktion endgültig einstellte. Das Säubern war ohnehin sinnlos, da sein Mitbewohner in weniger als zehn Minuten eine neue Hungerattacke durchlebte, die ein erneutes Chaos in der Küche verschulden würde. „Nami und Zorro sollten unbedingt einer Selbsthilfegruppe beitreten. Diese Streitereien gehen mir nämlich mittlerweile extrem auf die Nerven…“, meinte er schließlich bedrückt. Die Stimmung im Haus war erdrückend und wirkte sich negativ auf seine beständig gute Laune aus. Er war von Natur aus kein streitsüchtiger Mensch und konnte es daher auch nicht ertragen, wenn zwei seiner Freunde immerzu Anstalten machten, sich gegenseitig in der Luft zu zerfetzen. Sanji nickte zustimmend. Als Unbeteiligter litt man in gewisser Weise noch ein klein wenig mehr. Er selbst zoffte sich zwar mit Zorro den lieben langen Tag, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass es sich dabei um keine echten Streitereien, sondern lediglich um Spaß und Zeitvertreib handelte. Das gestörte Verhältnis zwischen dem Grünhaarigen und Nami war allerdings purer Ernst. Es war Zeit, einen Entschluss zu fassen. „Wir müssen etwas unternehmen! Die beiden müssen sich endlich aussprechen! Das Problem ist nur, dass es die beiden geschickt vermeiden, sich im selben Raum aufzuhalten.“ Ace nickte erfreut. Die Müdigkeit und die Kopfschmerzen waren gänzlich aus seinem Körper verschwunden. Die Aussicht auf eine Versöhnung der beiden ließ ihn nur so vor Tatendrang strotzen. Allerdings hatte Sanji durchaus Recht mit der Tatsache, dass eine geplante Unterhaltung der beiden in der Wohnung vollkommen ausgeschlossen war, da viel zu viele Fluchtwege existierten. Darüber hinaus lagen jede Menge Küchenmesser und spitze Gegenstände herum, mit denen man sich oder unbeteiligte Personen verletzen konnte. Dieses Risiko konnten sie somit nicht eingehen. „Locken wir sie doch zu Law. Wenn die Sache eskaliert, kann er ihnen ein Beruhigungsmittel spritzen und die Lage damit entschärfen!“, kam ihm schließlich die erleuchtende Idee. Ein Grinsen schlich sich daraufhin auch auf Sanjis Lippen. Wenn es brenzlig wurde, war eben immer auf den Schwarzhaarigen Verlass. Seine Idee war gar nicht so übel. Es bestand tatsächlich die Möglichkeiten, dass es funktionieren könnte. „Aber das wird eine verdammt harte Nuss. Wie sollen wir Zorro bloß in die Klinik locken, ohne dass er Verdacht schöpft?“, seufzte Ace nach ein paar schweigsamen und einfallslosen Minuten theatralisch. Sein Plan schien doch nicht so astrein zu sein. Er würde scheitern, noch bevor er überhaupt begonnen hatte. Sein Kopf brummte schon wieder. Er sollte dringend aufhören, sich mit Dingen zu belasten, die er ohnehin nicht beeinflussen konnte. Etwas verwirrt beobachtete er seinen Mitbewohner, der indes mit rasantem Tempo die Tasten seines Smartphones bearbeitete. „Erledigt!“, informierte ihn jener schließlich, ehe er das Handy wieder in seiner Hosentasche verschwinden ließ und anschließend seine Nägel begutachte. Ace verstand natürlich nur Bahnhof. Mit weit geöffnetem Mund und extrem fragender Miene starrte er ihn an und konnte seine Neugierde dabei nur schwer verbergen. „Ich habe Law eine Nachricht geschrieben und ihn kurz über die momentane Situation in Kenntnis gesetzt. Also hat er zugestimmt und es darüber hinaus geschafft, Zorro zu sich zu locken…“, erzählte Sanji beiläufig und mit gelangweilter Stimme. „Unter welchem Vorwand?“, fragte der Schwarzhaarige erstaunt. Der Grünhaarige ließ sich gewöhnlich mit keiner Summe der Welt ködern. Er war die wohl misstrauischste Person, die er je in seinem Leben getroffen hatte und durchschaute gewöhnlich jeden erdenklichen Plan oder Trick binnen Sekunden. „Hm, das war keine große Sache. Law hat so etwas in der Art geschrieben wie ‘hab Bock auf ein Bierchen. Komm zu mir ins Büro‘…“, berichtete ihm der Blondschopf sogleich unbeeindruckt. „So einfach ging das?“, fragte sein Gegenüber daraufhin mit leicht enttäuschter Miene. Irgendwie hatte er sich ein klein wenig mehr Action erhofft. Dass diese Sache so unspektakulär enden würde, hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet. „Wir sprechen hier von Zorro, du Idiot! Gib einem Affen eine Banane und er ist glücklich…“ +++ +++ +++ Ace hatte ein flaues Gefühl im Magen, wenn er an den Auftrag dachte, den ihm sein Mitbewohner hinterlassen hatte. Nami war bereits seit geraumer Zeit wieder von ihrer Shopping-Tour zurück, die durchaus erfolgreich gewesen ist. Der Schwarzhaarige konnte sich nicht erinnern, jemals so eine Menge an Tüten gesehen zu haben. Im Moment blätterte die junge Frau jedoch gelassen in einer Zeitschrift, anstatt die erworbene Beute in ihrem Zimmer zu verstauen. Sanji hatte Ace damit beauftragt, den zweiten Teil des Plans in die Tat umzusetzen, da er selbst zu seiner Schicht ins Restaurant musste. Dieser Auftrag könnte sich jedoch als äußerst schwierig herausstellen. Nami war gerissen und ließ sich daher nur schlecht ködern. Darüber hinaus war sie ohnehin wachsamer geworden, nachdem er einst eine Taube in ihr Zimmer verfrachtet hatte. Jenes Tier hatte aufgrund der Panik im kompletten Raum ihren Dreck hinterlassen. Keine Wunder, dass die Orangehaarige noch heute jeden erdenklichen Vogel anbrüllte, der sich dem Gebäude auch nur fünfzig Meter näherte… Etwas nervös marschierte der Schwarzhaarige also auf seine Mitbewohnerin zu und machte schließlich zögerlich vor ihr Halt. Fieberhaft machte er sich Gedanken über den passenden Anfang für das Gespräch und ließ dabei nachdenklich die Daumen kreisen. Erst nach einigen endlos langen Sekunden lugte Nami über den Rand ihrer Zeitschrift und funkelte ihn böse an. Die Sache mit Zorro zerrte so sehr an ihren Nerven, dass sie ihre schlechte Laune zur Abwechslung gerne auch an anderen ausließ. Insbesondere an Ace, der mit dem Begriff Blödheit verheiratet sein musste. „Law will, dass du sofort zu ihm in die Praxis kommst! Er meinte, dass irgendetwas mit deinen Blutwerten nicht in Ordnung ist!“, plapperte der Schwarzhaarige munter los. Er selbst war durchaus zufrieden mit dieser Aussage, weshalb seine Brust kurzzeitig vor Stolz anschwoll. Zudem konnte er sich nicht vorstellen, dass sie irgendein Schlupfloch finden würde, um sich einem Arzt zu widersetzen… „Wann hätte er mir bitte Blut abgenommen?!“, fragte die Angesprochene verdutzt. Sie konnte sich nicht erinnern, im Laufe des Jahres auch nur ein einziges Mal aus gesundheitlichen Gründen bei dem schwarzhaarigen Oberarzt gewesen zu sein. Ace fluchte indes gedanklich. Sie hatte doch tatsächlich ein Schlupfloch gefunden. Er glaubte, sich zu erinnern, dass Nami bis auf ein paar leichte Erkältungen nie richtig krank gewesen war. Dieses winzig kleine Detail hatte er nicht bedacht. Es war also kaum verwunderlich, dass die Zahnräder in seinem Kopf munter vor sich hin ratterten. „Ähm...vorletzte Nacht!“, meinte er schließlich kleinlaut. Es war die nächstbeste Antwort, die ihm in den Sinn gekommen war. „Wie bitte?“, herrschte ihn die junge Frau sogleich an, während sich die Zeitschrift endgültig aus ihrem Griff verabschiedete. Gedanklich schätzte Ace, wie hoch seine Chancen wohl standen, dass sie ihm diese gigantische Lüge abkaufen würde. Er kam zu dem Schluss, dass seine erfundene Geschichte durchaus plausibel klang. Nami hatte einen derartig tiefen Schlaf, dass sie sogar den Superbowl verschlafen und damit überhört hatte, obwohl es in den Straßen und vor allem im Zimmer nebenan nur so getobt hatte. „Naja, du kennst ihn doch! Irgendetwas läuft bei ihm nicht ganz rund. So etwas in der Art macht er oft, weil er sich eben um unsere Gesundheit sorgt!“, sprudelte es unaufhaltsam aus ihm heraus, während die Gesichtszüge der Orangehaarigen immer weiter entgleisten. Das war nun der kritischste Moment. Würde sie ihm glauben oder ihn auf brutale Art und Weise an die Tauben verfüttern? „Ich reiß‘ ihm den Arsch auf!“, platzte es letztlich aus ihr heraus, ehe sie die Fäuste ballte und fuchsteufelswild aus der Wohnung stürmte. Ace verfolgte ihren Abgang mit einem höchst amüsierten Blick und genehmigte sich anschließend zu Feier des Tages ein kühles Bier. +++ +++ +++ „DU!“, keifte Nami lautstark, nachdem sie die Tür zu Laws Büro beinahe aus den Angeln getreten hatte. Bereits in der U-Bahn hatte sie sich eine passende Rede zurechtgelegt, die ihre Wut rechtfertigen würde. Anklagend fixierte sie den Schwarzhaarigen, der minder interessiert zurückstarrte, ehe ihr Blick auf die zweite Person fiel, die sich in diesem Raum aufhielt. Zorros Blick war nicht minder schockiert. „Was macht er denn hier?“ „Was macht sie denn hier?“ Law seufzte. Er bereute es jetzt schon, diesem Plan in erster Linie überhaupt erst zugestimmt zu haben. „Was soll das?“, fragten seine beiden Freunde indes aus einem Mund, während sie den Schwarzhaarigen mit anklagenden Blicken taxierten. Oh, er hätte wirklich ablehnen sollen. „Das fragt ihr euch am besten selbst. Und ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr den Raum dabei nicht komplett auseinander nehmen würdet!“, meinte er schließlich mit einem gekünstelten Lächeln auf den Lippen, ehe er den Raum verließ und die Tür hinter sich verriegelte. „Ich bring ihn um!“, zischte die Orangehaarige daraufhin bedrohlich, während sie für einen kurzen Augenblick überlegte, ob sie das Zimmer tatsächlich kurz und schlagen sollte. Sie verzichtete letztlich darauf und verschränkte stattdessen eingeschnappt die Arme vor der Brust. Dann herrschte erdrückendes Schweigen. „Wieso streiten wir uns eigentlich?“, fragte der Grünhaarige nach einer geschlagenen Weile seufzend, während er sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Die Frage war durchaus berechtigt. Er konnte sich weiß Gott nicht mehr an den Grund für ihr Gezanke erinnern. „Keine Ahnung…“, entgegnete ihm Nami daraufhin einsichtig. „Die Sache mit Marco tut mir Leid! Das war kindisch!“, fügte sie noch mit gesenktem Blick dazu, um ihr schlechtes Gewissen zu erleichtern. „Mir tut auch Leid, was ich gesagt und getan habe!“, gestand der Grünhaarige leise und wollte anschließend wissen, wieso sie ihn tagelang ignoriert hatte. „Weißt du, ich mag dich wirklich. Schon seit ich eingezogen bin. Im Laufe der Zeit hatte ich das Gefühl entwickelt, dass da mehr zwischen uns ist, als reine Freundschaft. Auf der Hochzeit war ich mir dann sicher, dass es dir genauso geht wie mir. Aber nachdem du einfach verschwunden bist, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir all das nur eingebildet habe!“, erzählte sie ihm mit rosafarbenen Wangen. Seine Selbstbeherrschung begann zu bröckeln. „Du bist echt selten blöd! Ist dir vielleicht aufgefallen, dass ich seit deinem Einzug mit keiner Frau geschlafen habe?“, presste er verbissen zwischen den Zähnen hervor. „Was ist mit letzter Nacht?“, erwiderte die Orangehaarige daraufhin mit hochgezogenen Augenbrauen. „VERDAMMT! Das zählt nicht! Ich war nur so ungeheuer wütend auf dich gewesen! In all den Monaten, die du nun schon bei uns wohnst, habe ich mich mit keiner anderen Frau getroffen, obwohl ein Mann ab und an Druck ablassen muss, wenn du verstehst, was ich meine! Was glaubst du, wieso ich das gemacht habe?“, wollte er energisch wissen, während er ihr immer näher kam. Verunsichert zuckte die Angesprochene mit den Schultern, weil sie keine Antwort auf die Frage wusste. „Wieso glaubst du, habe ich dich damals im Club und in der Badewanne geküsst? Wieso habe ich dir wohl diesen Teddybären auf dem Jahrmarkt besorgt? Wieso habe ich an Ruffys Hochzeit mit dir reden wollen?“, fuhr er nach einer Weile fort. „Heißt das-?“ „Halt einfach die Klappe!“ Und dann küsste er sie richtig. Nicht wild wie im Club und nicht schüchtern wie in der Badewanne. Er küsste sie, weil er ihr zeigen wollte wie gern er sie hatte. Während sich seine Hand in ihr flammendes Haar verirrte, schlang sie schließlich zufrieden die Arme um seinen stählernen Oberkörper und erwiderte seinen Kuss hungrig. Ein zustimmendes Brummen löste sich daraufhin aus seiner Kehle. Mühelos hob er sie hoch und setzte sie auf Laws Schreibtisch ab. Etliche Notizen und andere Blätter segelten daraufhin lautlos zu Boden. Der knöcherne Schädel hatte weniger Glück und zerschellte mit einem lauten Knall am Boden. Ein erschrockenes Zucken fuhr draußen im Flur durch Laws Körper, als er das Scheppern registrierte. Das Geräusch ließ seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Hektisch fummelte er den Schlüssel in das Schloss und stürzte augenblicklich durch die Tür. Ungläubig starrte er auf die Bruchstücke hinab und nahm schließlich zornig seine beiden Freunde ins Visier, die ihn entschuldigend anlächelten. „Ich hasse Menschen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)