The cage von lunalinn (Kisame/Itachi) ================================================================================ Kapitel 48: Kollision --------------------- Es war so still um ihn herum…so dunkel…er fürchtete sich davor. Allein zu sein. Dennoch stand er hier, nicht wissend, wo er sich befand, von unsichtbaren Ketten gehalten. Er fühlte sich wie gelähmt, konnte sich nicht von der Stelle rühren. Nur Schwärze um ihn herum…ein Meer aus Finsternis, das ihn zu verschlingen drohte. Es fraß ihn auf…ganz langsam fraß es sich durch seine Haut, zum Fleisch vor…bis zu den Knochen herunter. Bis nichts mehr von ihm übrig sein würde. „Weil du es verdient hast…“ Die fiese Stimme in seinem Kopf…ätzend wie Säure hallte sie wieder und er vermochte nicht, sie zum Schweigen zu bringen. Verdient…er hatte es verdient? „Nii-san!!“ Leere, tote Augen…bewegungslos lag der kleine Körper zu seinen Füßen und während die Schatten seinen Körper zerfraßen, war er dazu verdammt, hinunterzusehen. Auf den Leichenberg, der sich langsam aber sicher türmte…seine Opfer. Er sah die zerschnittenen Gesichter seiner Eltern, Sasukes aufgerissene Augen…Blut tropfte aus der Schusswunde…und noch weitere bekannte Personen, die seinetwegen gestorben oder von ihm umgebracht worden waren. Gab es überhaupt einen Unterschied? „Sieh hin!“ Er konnte gar nicht wegsehen, auch wenn es ihm die Augen wegzubrennen schien…die ersten blutigen Tropfen rannen über seine Wangen. Rote Tränen…und er wollte schreien und schluchzen und weinen…doch er konnte nicht. Er war verdammt. Ein Leben in Finsternis…warten, bis ihn die Dunkelheit vollkommen verschluckt haben würde…wie es sich für ein Monster gehörte. „Du verdienst den Tod, du Hure! Dreckiger Mörder!“ Etwas packte nach seiner Wade, die Nägel zerkratzten ihm die Haut, bohrten sich in sein Fleisch…und in dem Moment begriff er, dass ihn nicht die Schatten fressen würden…sondern die lebendig gewordenen Leichen zu seinen Füßen. Und als sich die ersten Zähne in sein Fleisch schlugen, konnte er endlich schreien…     Und er schrie wirklich. Schweißgebadet warf er sich herum, spürte auch direkt den Widerstand und wehrte sich aus Leibeskräften dagegen. Immer noch hielt er die Augen fest verschlossen, während sich seine Schreie langsam in ein unkontrolliertes Schluchzen verwandelten. Nackte Panik hatte ihm längst seine sonstige Beherrschung genommen, er konnte nicht mehr klar denken. Erst eine ziemlich schmerzhafte Ohrfeige riss ihn aus seinem inneren Kampf ums Überleben und er schlug die Augen auf. Die Pupillen zuckten hastig und er brauchte einen Moment, bis er Kisame erkannte. Der Hüne saß auf seinen Hüften, drückte ihn mit seinem Gewicht auf die Couch, auf der sie lagen, und hielt sein Gesicht mit seinen Pranken im Griff. Itachis Nerven lagen blank und er musste ein paar Mal nach Luft schnappen, bis er sich beruhigen konnte. Lange waren seine Albträume nicht mehr auf diese Weise ausgeartet, wenngleich er nie ruhig schlief. Sein Herz raste wie das einer Maus, er zitterte und ihm war schrecklich übel. Dass Kisame erstmal nichts sagte, sondern lediglich mit dem Daumen über seine brennende Wange strich, half ihm, ruhiger zu werden. Unendlich langsam wich jede Spannung aus seinem Körper und er sank zurück, schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Als er wieder aufsah, realisierte er, dass es noch mitten in der Nacht sein musste. Es war noch dunkel draußen und sie waren allein im Wohnzimmer…es war die fünfte Nacht, die sie hier verbrachten und bisher hatte sich Kakashi nur einmal gemeldet. Anscheinend liefen seine Recherchen noch…es musste so sein. Itachi atmete einmal tief aus und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sich seine Wangen feucht anfühlten. Kein Blut, aber er hatte geweint. Seine psychische Verfassung war niemals besonders stabil gewesen, aber er hatte sich immer zusammengenommen, damit es keiner bemerkte. Weder Madara, noch die Klienten oder die Opfer…jeder, den er kannte. Es war aber nie so schwer gewesen, wie jetzt, wo Sasuke nicht mehr da war…und am liebsten wollte er weinen und schluchzen wie ein Kind, das sich das Knie aufgeschlagen hatte. Doch um das zu verhindern, biss er sich so fest auf die Lippen, dass diese zu bluten begann. Er schmeckte den metallischen Geschmack in seinem Mund und zeitgleich fragte er sich, was sein Anblick wohl bei Kisame auslöste. Sein verletzlicher, schwacher Anblick, für den er sich selbst verabscheute. Diese Leichen gingen auf sein Konto…ob gewollt oder nicht. Er hatte kein Recht, um Vergebung zu bitten. „…würde mich nicht wundern, wenn du die halbe Nachbarschaft geweckt hast“, murmelte der Hüne und brach damit plötzlich die Stille. Itachi schwieg, hätte sich auch nicht rechtfertigen können. Er hatte gedacht, dass er sich würde zusammenreißen können, doch die Wahrheit war, dass er auch nur ein Mensch war. Kisame seufzte leise, als er keinen Ton von sich gab und dann wurde er losgelassen. Umständlich drehte sich der Ältere mit ihm, so dass sie beide auf der Seite lagen und Itachi ließ zu, dass er an die muskulöse Brust gezogen wurde. Er vernahm Kisames mittlerweile schon recht vertrauten Geruch, der ihm signalisierte, dass es in Ordnung war. Er war nicht allein. Das war die Hauptsache. Seine Stirn lehnte an Kisames Hals, während der Hüne einen Arm um ihn legte. Die freie Hand strich ihm durchs Haar, so als würde man ein Kind beruhigen. Es half. Ähnlich einem Mantra rief sich Itachi in Erinnerung, dass dieser Mann ihn unterstützen würde. Bis zum Ende. Und dieses würde kommen. Bald. „Wovon hast du geträumt?“ Die Frage war reichlich unsensibel, doch Itachi konnte darüber hinwegsehen, immerhin bemühte sich Kisame. „Von den Toten“, wisperte er kaum hörbar, doch Kisame verstand ihn trotzdem. „Ziemlich sinnlos“, brummte er zurück und Itachi nickte in stiller Zustimmung. Kisame seufzte abermals, während er ihn hielt und die warme Umarmung tat ihm gut – mehr, als er angenommen hätte. Nach allem, was passiert war, begann er zu verzeihen. Jedes Mal, wenn er nicht schlafen konnte oder unruhig war, half Kisame ihm. Entweder mit Worten oder mit Gesten und obwohl Itachi ihm des Öfteren den ein oder anderen Vorwurf an den Kopf schleuderte oder ihn abwies, änderte Kisame sein Verhalten nicht. Woher die plötzliche Geduld, wenn etwas nicht nach seiner Nase lief? „Versuch noch n bisschen zu schlafen“, hörte er den Hünen sagen. „Wer weiß, wie lange wir das noch können.“ Und Itachi musste ihm Recht geben, weswegen er langsam wieder die Augen schloss. Seine Philosophien brachten niemandem etwas…und er hatte das Nachdenken satt. Rationalität war hier sowieso fehl am Platz, weswegen er Kisames Nähe nun einfach genoss. Er war nicht allein und das zählte.     Der nächste Morgen kam schnell…viel zu schnell, denn als sie das penetrante Klingeln eines Handys aus dem Schlaf riss, war es draußen immer noch nicht hell. Itachi hörte Kisame aufstöhnen, als er sich aus dessen Umarmung befreite und im Liegen seinen Arm ausstreckte. Seine Finger schlossen sich um das kleine Gerät und er nahm nur nebenbei wahr, wie Kisame sich von hinten fest an ihn presste. Vermutlich hätte es ihn mehr verstören sollen, nach allem, was passiert war, doch gerade hatte er dafür keinen Gedanken frei. Stattdessen nahm er direkt ab, fühlte eine innere Unruhe in sich. „Ja?“ Er verzichtete darauf, seinen Namen zu nennen, denn wenn es Kakashi war, wüsste dieser ohnehin, dass er es war. Handelte es sich um Madara, war er sowieso so gut wie geliefert. Er rief sich zur Ruhe, durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. „…tach…Kashi hier…s wass schief…-laufen…v-schwindet da..“ Itachi hatte Mühe, die Worte durch das permanente Rauschen überhaupt zu verstehen und er erhob sich, ignorierte Kisame, der sich murrend aufrichtete. Die Verbindung war wirklich ausgesprochen schlecht, doch es war nicht schwer zu erkennen, dass etwas nicht stimmte. „Kakashi? Wo bist du?“ „Ncht…reden…muss h…weg…sch…sonst…wischen mich…weg!“ Es zog sich in seiner Brust alles zusammen, als die Verbindung endgültig wegbrach und nur noch ein schnelles Tuten ertönte. Itachi ließ das Handy sinken, blickte benommen vor sich hin. „Was ist los? Ist Ärger im Anmarsch?“, hörte er den Hünen fragen und biss sich auf die Unterlippe. Wieder war jemand, der mit ihm zu tun hatte, zu Schaden gekommen. Anscheinend wusste Madara, wo sie waren und vielleicht war er längst auf dem Weg. Er straffte die Schultern, durfte jetzt nicht schwächeln – vielleicht gab es noch Hoffnung für Kakashi. „Kakashi ist anscheinend aufgeflogen“, teilte er dem Älteren mit und sah diesen ernst an. „Weck die anderen beiden…wir müssen hier weg.“ Ohne Kisames Antwort abzuwarten, ging er in die Küche und lugte vorsichtig durch das Fensterglas. Es war alles ruhig. Noch…doch wie lange? Angespannt ging er zurück ins Wohnzimmer und prüfte die Balkontür. Fest verschlossen. Die Tür war jedoch nicht abgeschlossen – sie besaßen den Schlüssel ja auch nicht. Wieder ging er in die Küche und fixierte das Fenster, blieb sofort stehen, als er den Wagen mit den grellen Schweinwerfern sah, der sich langsam näherte. Zu langsam…würden sie hier tatsächlich eine Schießerei beginnen? Oder würden sie klingeln und versuchen, sie ohne Schusswaffen niederzuringen. Das hier war eine Siedlung…viele Menschen, Familien, die sofort die Polizei rufen würden. War das Risiko in Kauf zu nehmen? Itachi hielt den Atem an, während er beobachtete, wie jemand aus dem dunkelblauen Wagen stieg…nein, viel mehr taumelte. Jemand zweites stieg aus und stützte die junge Frau, die anscheinend sturzbetrunken war und nun zu ihrem Haus taumelte. Falscher Alarm. Itachi wollte sich schon entspannen, als ein zweiter Wagen auftauchte. Schwarz…abgedunkelte Scheiben…kein Licht. Itachi fluchte still, als sich das Fahrzeug näherte und vor dem Wohnblock stehen blieb. Ein Mann stieg aus, den Kragen bis zum Gesicht hochgezogen und eine Ski-Mütze tragend. Definitiv verdächtig und Itachi musste nicht länger überlegen, als vier weitere Männer ausstiegen; sie hatten sie gefunden.     „Was für eine Scheiße, hmm…“ Itachi warf Deidara einen kurzen Blick zu, als dieser leise fluchte, sich dabei an die Wand im Flur presste. Seine Haare waren zu einem losen Zopf gebunden, teilweise fielen sie ihm unordentlich in die Stirn, doch seine blauen Augen blitzten wach. Itachi konnte sich denken, dass er sich mit ein paar Sprengsätzen wohler gefühlt hätte, als mit der Pistole, welche er in der Hand hielt. Seine größte Sorge galt aber viel mehr Zabuza, der ebenfalls bewaffnet war, jedoch immer noch in recht instabiler Verfassung war. In seiner Mimik spiegelte sich das nicht wieder, doch sein Stand wirkte nicht besonders gefestigt, was auch Kisame aufzufallen schien, denn dieser warf seinem Kumpel öfter als üblich einen prüfenden Blick zu. „Warten wir jetzt, bis uns die Scheißkerle die Bude einrennen?!“, grollte Zabuza finster und Kisame schnaubte. „Da hat er Recht…wir sollten raus und sie aufmischen!“ „Und uns im selben Atemzug abknallen lassen? Nein danke, hmm“, zischte Deidara und Itachi musste ihm Recht geben. Wieder wurde es still, denn in diesem Moment ertönten die ersten Schritte aus dem Treppenhaus. Erneute Stille. Dann ein Klingeln. Warten…wieder ein Klingeln und Itachi krampfte die Hände um seine Waffe. Warum nur fünf Männer? Warum war Madara augenscheinlich nicht dabei? Ein Trick? Oder war es ihm egal, wer ihm seinen Kopf brachte? Sollte er lebend zu ihm gebracht werden? Unwichtig, denn in diesem Moment ertönte ein Schuss und die Tür sprang auf. Itachi wartete nicht, bis man auf sie schoss und drückte ab, noch bevor der Mann die Schwelle zur Wohnung übertreten hatte. Es war ihnen tatsächlich vollkommen egal, dass sich gleich die halbe Nachbarschaft versammeln würde. Der Tote sackte in sich zusammen – Kopfschuss –, doch die anderen vier beachteten das gar nicht, sondern schossen direkt auf sie. Im Endeffekt behielt niemand von ihnen den Überblick, als der Kugelhagel eskalierte. Er selbst hatte Glück, eine Kugel flog knapp an seinem Hals vorbei, hätte die Schlagader treffen können. Kisame machte gleich zwei von ihnen kalt, schoss beiden in den Unterleib, womit jegliche Gegenwehr abbrach. Blut zierte die Tapete und Itachi fuhr herum, als Zabuza an dieser hinabrutschte, anscheinend eine Kugel in die Schulter kassiert hatte. „Scheiße!“ Man hörte seinen Ausruf gar nicht mehr, da Deidara dem Angreifer bereits in die Brust geschossen hatte…und noch mal…und ein drittes Mal. Wut funkelte in seinen blauen Augen, als er wiederholt abdrückte. „Du Arschloch, hmm!“ Itachi sah, wie der letzte Attentäter noch einmal auf sie schoss, jedoch nur die Wand traf, ehe er die Treppe herunter hastete. Er floh? Itachi weitete die Augen und rannte ihm dann nach, beugte sich über das Geländer im Treppenhaus, ehe er auf den Mann schoss. Er verfehlte ihn. Hinter sich hörte er die anderen lautstark diskutieren, dann trat Kisame neben ihn, der seinen verwundeten Kollegen stützte. Dieser knirschte mit den Zähnen, sah schon wieder so blass aus. Sie würden mit Zabuza nicht weit kommen, doch ihn zurückzulassen…Itachi traute sich kaum, dies zu denken – auch wenn er sie so nicht behindert hätte. Aber er wäre auch nicht sicher. Jedoch…vielleicht sicherer als in seiner Gegenwart? Er war das Ziel…wenn Deidara und er zurückblieben, dann- „Es geht mir gut, verdammt!“, bellte Zabuza in diesem Moment und stieß Kisame beiseite, ehe er Itachi grob gegen die Schulter stieß. „Dem Arschloch hinterher! Na los! Ich bin kein Krüppel!“ Kisame schnaubte bloß, während Deidara die Augen verdrehte und Itachi…einfach gar keine Reaktion zeigte. Ein knappes Nicken und sie hasteten die Treppen hinunter…Itachi wurde schlecht, als er ein kleines Mädchen in der Tür einer der unteren Wohnungen stehen sah, welches sie mit großen Augen ängstlich anstarrte. Wo waren die Eltern? Unwichtig…er hatte keine Zeit.   Draußen war keine Spur mehr von dem Typen, ebenso wie von dem Wagen. Anscheinend war der Kerl getürmt, dafür waren die Häuser in der Umgebung alle hell erleuchtet. Mit Sicherheit hatte bereits jemand die Polizei gerufen…sie mussten hier weg. „Ich fahre!“, grollte Zabuza, der immer noch wankte, doch vermutlich war das die beste Idee. Wenn sie sich verteidigen mussten, würde der Hüne den Kürzeren ziehen und fahren konnte er wie der Teufel. Keiner widersprach ihm daher und Deidara nahm wie selbstverständlich Platz auf dem Beifahrersitz. Karin hatte ihnen den Wagen besorgt, dieser lief wohl auf eines ihrer Mädchen und würde somit nicht als vermisst gemeldet werden, beziehungsweise würde sie in dem Ding niemand anhalten – wenn sie sich nicht auffällig verhielten. Glücklicherweise war das Fahrzeug nicht pink oder in einer anderen kitschigen Farbe gehalten, sondern schlicht und einfach schwarz. „Denkst du, Kakashi hat’s überlebt, hmm?“, fragte der Blonde leise und schaute aus dem Fenster, während die Umgebung an ihnen vorbeizog. Kisame schnaubte nur. „Wen interessiert’s…anscheinend hat er uns ja verpfiffen, um seine Haut zu retten“, meinte er, während er immer wieder einen Blick nach hinten warf. „Er schuldet uns nichts“, murmelte Itachi bloß. „Uns vielleicht nicht…aber dir! Immerhin hat er dich-“ „Er hat dafür gebüßt und jetzt will ich kein Wort mehr davon hören. Verstanden?“ Er sah aus den Augenwinkeln, wie Kisame mit den scharfen Zähnen knirschte, dann aber nur steif nickte. Schon wieder Eifersucht? Selbst in dieser Situation? Itachi seufzte stumm, den Blick auf die Scheibe zu seiner Seite gerichtet…es würde bald hell werden. Besser, sie fanden eine neue Zuflucht, solange es noch dunkel war. „Der fährt aber ganz schön schnell…“, bemerkte Deidara plötzlich und sowohl Kisame als auch Itachi drehten sich ruckartig um. Itachi erkannte das Fahrzeug von vorher sofort, doch er konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sie von dem Wagen gerammt wurden. Die Erschütterung warf den Uchiha herum und nur der Gurt hielt ihn einigermaßen, während Zabuza fluchend versuchte, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er schlitterte ordentlich, doch schließlich konnte der Hüne ihn wieder lenken, trat fest aufs Gaspedal. Die Straße war nicht besonders dicht befahren, was ihr Glück war, denn sonst hätten sie jetzt vermutlich einen Totalschaden. Dennoch hupte einer der entgegen kommenden Autofahrer wie wild…und Itachi spürte, wie ihm übel wurde. Das Adrenalin oder ein Schleudertrauma? Er wusste es nicht. Er sah, wie Kisame das Fenster runterkurbelte und den Arm hindurchsteckte, um ein paar Schüsse abzufeuern. Einer traf die Scheibe des Wagens hinter ihnen, doch den Fahrer nicht. Zabuza fuhr mit Vollgas um die nächste Kurve, nahm eine rote Ampel mit und ihr Verfolger tat es ihm gleich. „Hurensohn!“, grollte Kisame und schoss noch zweimal. „Verschwende nicht zu viele Kugeln!“, warnte Itachi ihn, erhielt aber nur ein Knurren zur Antwort. Abermals holte der Wagen viel zu dicht auf und Zabuza fuhr einen Schlenker, bei dem er beinahe ein anderes Fahrzeug im Gegenverkehr rammte. Wieder lautes Hupen und Reifenquietschen, hinter ihnen fuhr ein fremder Wagen gegen eine Straßenlaterne – doch ihr Verfolger ließ sich nicht abschütteln. Zabuza trat wieder aufs Gas, verließ allmählich den Stadtverkehr und fuhr auf die Hauptstraße – vielleicht ein Fehler, denn so war er zwar schneller, jedoch war ihm so auch einfacher zu folgen. „Diese Drecksau!“, zischte Zabuza und das Zittern in seiner Stimme alarmierte Itachi. Vielleicht hätten sie doch lieber jemand anderen fahren lassen sollen, doch dafür war es nun zu spät. Er hielt sich an der Tür fest, während Kisame noch einmal abdrückte und– „Zabuza, pass auf!!“ Deidaras Aufschrei kam zu spät, als ein zweiter Wagen aus einer in der Dunkelheit nicht sichtbaren Seitenstraße rausbrach und ihnen frontal in die Seite krachte. Es knirschte hässlich, als das Auto durch den Aufprall in den Graben geschoben wurde und Itachi sah für einen Moment nichts mehr. Sein Kopf kollidierte mit der Scheibe, Schmerz explodierte in diesem, sein Körper hing ohne Widerstand im Gurt…und es piepte unerträglich in seinen Ohren. Schwärze senkte sich über seine Lider.   „…auf! Ey! Itachi!! Verdammt!“ Er zuckte zusammen, als ihm jemand fest ins Gesicht schlug und er fuhr hoch. Mit geweiteten Augen starrte er Kisame ins Gesicht…Blut lief diesem von der Schläfe in die Augen, doch er wischte es einfach weg. Es schien ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen, jedenfalls so gut, dass er ihn an den Schultern packen und durchschütteln konnte. Lange konnte er nicht bewusstlos gewesen sein. Sie saßen immer noch in dem Auto…sie standen…lagen? Er bewegte den Kopf schwach Richtung Fenster…waren sie…im Graben gelandet? Ein anderes Auto…die Kollision…er fuhr zusammen, als er ein schwaches Wimmern hörte. „Beruhig dich! Atme…scheiße, komm schon, atme…hey! Augen auf, Blondie! Komm schon!“ Itachi traute sich kaum, nach vorn zu sehen, doch er musste es tun, beugte sich ein Stück vor, als Kisame ihn endlich losließ. Erst jetzt bemerkte er, die roten Flecken im Innenraum...Blut. Deidaras Blut. Er beugte sich über den Sitz vor ihm und…spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte, als er ihn sah. Durch den Zusammenprall war die Beifahrerseite komplett eingedellt, so dass Deidara praktisch mit dem Wagen verschmolzen zu sein schien. Das zerstörte Blech hatte sich in Bauch und Unterleib des blonden Künstlers gerammt…vielleicht hatte es auch seine Beine erwischt. Er sah nur Blut, zu viel Blut und Metall, das sich zu tief in seine Eingeweide gebohrt hatte. Es war Itachis Glück, dass es nicht ihn erwischt hatte…er saß direkt hinter dem Blonden. Die Frontscheibe war zersplittert und anscheinend hatten sich diese Splitter nicht nur in Deidaras Haut gebohrt, denn auch Zabuzas Gesicht sah schlimm zugerichtet aus, rot von Blut. Der Hüne sah ebenfalls mehr tot als lebendig aus und der irre Ausdruck in seinen Augen, ließ Itachi schaudern. Deidaras Lider flatterten, er stöhnte und wimmerte nur noch vor Schmerzen, sein Körper zitterte heftig, aber ansonsten zeigte er keine Reaktionen. „Zabuza, wir müssen hier weg!“, hörte er Kisame neben sich krächzen und noch verschwand das Piepen nicht aus seinen Ohren. Er fühlte sich benommen und dennoch wusste er um den Ernst der Lage. Deidara würde sterben. Egal, was sie taten…die Zeit würde nicht reichen, er würde einfach verbluten, wenn die Organe nicht vorher versagten. Itachi wusste es instinktiv, sein rationaler Verstand sagte es ihm…und die Erkenntnis schnürte ihm die Kehle zu. Er war schon wieder daran schuld, dass jemand, der ihm etwas bedeutete, starb. Ohne Deidara wäre er heute nicht hier…sondern würde immer noch im Gefängnis sitzen, während Madara seinen Bruder seelisch und körperlich misshandelte. Deidara war ein Freund…und eben dieser Freund schnappte nun nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, konnte sich anscheinend nicht mal mehr richtig artikulieren. Itachi schoss kurz die Augen, versuchte sich zu fassen, ehe er die zitternde Schulter des Blonden drückte. „Wir müssen hier raus! Die Scheißkerle sind nie im Leben tot! Zabuza, knall ihn ab, der ist eh nicht mehr zu retten, er wird verbl–“ „Das weiß ich!!“ Itachi zuckte erneut zusammen, als Zabuza seinen Kumpel so anbrüllte und durch das Blut in seinem Gesicht wirkte er wie ein Dämon in der Raserei. Tiefe Ringe lagen unter seinen rot geäderten Augen und er atmete viel zu hastig – Itachi fiel erst jetzt auf, dass sich sein gesamtes Oberteil dunkel gefärbt hatte. War seine Wunde wieder aufgegangen? Auch seine verletzte Schulter siffte den Stoff durch…sie würden mit ihm keine Chance haben, weit zu kommen. „Zabuza…fuck, komm jetzt!“ Kisames Stimme klang angespannt, er ahnte es…sie alle wussten es. Auf Zabuzas Lippen breitete sich ein zynisches Grinsen aus, dann schüttelte er den Kopf. „Verpisst euch…schnell, solange…ihr noch könnt“, brummte er abgehackt. „Blondie und ich bleiben hier…kommen dann nach…“ Eine Lüge und Kisame wusste es. Itachi hatte ihn noch nie so zerrissen gesehen, so fertig mit den Nerven…ob er den Schmerz der Platzwunde überhaupt spürte? „Zabuza…tu das nicht.“ Es war nicht Kisames Art, zu bitten…doch es klang genau danach. Der gequälte Ausdruck in seinem Gesicht sagte alles, doch der Hüne senkte nur die Lider. „Sorry, man…“, brummte er und ließ den Kopf gegen die Lehne sinken. „Ab jetzt…bist du wohl auf dich allein gestellt…“ Itachi spürte, wie ihm kalt wurde. Übel und kalt…doch das war egal. Es ging hier nicht um ihn. Das hier hatte er nie gewollt…und doch war es unvermeidbar gewesen. Weil sie bei ihm waren. Danzou hatte Recht gehabt; er war wie Gift für seine Umwelt. Kisame schluckte hart, schien mit sich zu ringen, was er tun sollte…doch dann fasste er sich. Er packte nach Zabuzas Hand und drückte diese so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Ich…es…“ „Fuck…wenn du dich jetzt entschuldigst oder bedankst…dann hau ich dir aufs Maul…“, knurrte Zabuza und atmete durch. „Verschwinde…falls ich…dahin gehe, wo Haku ist, grüß ich ihn von dir…“ Floskeln. Itachi traute sich nicht, sich zu bewegen, geschweige denn, etwas zu sagen. Kisame sah seinen Kumpel an, als wüsste er nicht, ob er diesen schlagen oder anflehen sollte…ehe er schlussendlich herumfuhr und ihn am Arm packte, mit der anderen Hand nach der Pistole griff. „…du verdammtes Arschloch“, knurrte Kisame und funkelte Zabuza an, jedoch klang sein Ton nicht so schroff wie sonst. „Ich wollte nicht, dass…Scheiße!“ „Verpiss dich endlich…is okay…“, murrte Zabuza nur, dem das Sprechen immer schwerer zu fallen schien. Kisames Kiefer malmte hörbar, doch dann nickte er zerknirscht und wandte sich ab. Es hätte Itachi nicht wundern sollen. Lange Reden waren nicht Kisames Art…Abschiede anscheinend auch nicht. Dennoch merkte man, wie schwer es ihm fiel, Zabuza nun zurückzulassen. „Weg hier…“, raunte er und seine Stimme wirkte nicht so standhaft wie sonst. Natürlich nicht. Auch jemand wie Kisame hatte Gefühle. Itachi hatte das nur nie auf diese Weise erfahren wollen. Er ließ sich mitziehen, sah nur noch einmal kurz über die Schulter zurück, ehe er Kisame folgte, der soeben die zerstörte Tür aufgetreten hatte.   Zabuza sah ihnen noch nach, hoffte, dass die Schweine ihnen nicht so schnell folgen würden. Er drehte den Kopf zu Deidara, der langsam ruhiger wurde, nur noch leise wimmerte. Seine blauen Augen stachen wie immer hervor…im Anblick des Todes noch mehr als sonst. Es würde nicht mehr lange dauern…am liebsten hätte er ihn wirklich erschossen. Doch wo war seine Knarre? Egal…er spürte, wie seine eigene Wunde ausblutete…der Schmerz fraß sich durch seine Eingeweide. Wie viel hatten Kisame und er zusammen erlebt? Sie hatten eine gute Zeit gehabt, doch jetzt wäre er nur noch ein Klotz am Bein. Außerdem…konnte er die blonde Schlampe nicht allein verrecken lassen. „…das war’s wohl, was?“ Er strich Deidara eine blutverkrustete Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe er die Lippen auf die seinen legte. Es war wohl der erste Kuss zwischen ihnen, der nicht mit Beißen und Sex endete…irgendwie ironisch. „Sorry…für alles, schätze ich“, murmelte er und lehnte die Stirn an die seine. „Deidara…“ Der Angesprochene sah ihn starr an…vielleicht bedeutete es ihm ja was, dass er ihn mal beim Namen nannte. Wenn nicht, auch egal. Er sah, wie sich Deidaras Lippen bewegten…was sagte er? Fuck, ihm wurde langsam schwindelig…er verlor zu viel Blut… Er verstand nur einzelne Wörter, doch dann weitete er die Augen. Ein heiseres Lachen befreite sich aus seiner Kehle…ehe er mit zittrigen Fingern in Deidaras zerrissene Jacke griff. Er fand die kleine Innentasche, fühlte einen kleinen rundlichen Gegenstand. Eine Unebene…ein Knopf? „Tse…ich pack’s nicht…“ Etwas glomm in Deidaras meerblauen Augen auf, während er mit dem Tod rang. So wollte er sterben? Natürlich…warum wunderte es ihn? Er sah, wie sich dunkle Schatten dem Wagen näherten, der im Graben halb an einem Baum lehnte. „Du hast Glück, dass…das Ding nicht losgegangen is…“, grollte er leise und merkte, dass er immer schleppender sprach. Aber seinetwegen…er griff mit der freien Hand nach Deidaras, suchte seinen Blick und nickte dann. „Nehmen wir so viele Wichser mit…wie wir kriegen können.“ Deidaras rote Lippen zuckten kurz und Zabuza küsste ihn erneut, während er den Knopf drückte. Blondie war okay. Für ne blonde Schlampe wirklich okay…er hatte die Zeit mit ihm genossen. Vielleicht konnten sie ja nun beide zu denen, die sie verloren hatten…oder sie verbrachten die Zeit in der Hölle zusammen. Fuck…es war ein gutes Leben gewesen. Wirklich. Sie küssten sich immer noch, als die Bombe hochging und alles, was sich in Reichweite befand, in Fetzen riss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)