The cage von lunalinn (Kisame/Itachi) ================================================================================ Epilog: Im Käfig ---------------- Ein Leben im Käfig. Es war so ironisch, denn wenn man Uchiha Itachis Leben einmal Revue passieren ließ, war es genau das gewesen. Vor Kisame hatte er niemandem seine Geschichte erzählt. Weil ihm niemand geglaubt hätte, weil es niemanden interessiert hätte. Er war niemals wirklich frei gewesen, hatte sich auf so viele Arten benutzen lassen, dass man seine Worte eigentlich nur Lügen strafen konnte. Doch es war keine Lüge, auch wenn er es sich oft gewünscht hatte. Er hatte damals mit seinem Leben abschließen wollen, indem er für Sasukes Sicherheit im Gefängnis ausharrte. So war die Vereinbarung gewesen, die er hatte treffen müssen. Er hatte Kakashi benutzt, um Sasuke ein neues Zuhause zu schaffen, während er selbst wieder im Käfig lebte – diesmal nicht nur in seinem Kopf. Dann hatte er Hoshigaki Kisame kennen und verabscheuen gelernt. Hass war ein zu großes Wort, zu viele Gefühle für jemanden, der einfach nur primitiv war. Sie hatten gegeneinander gekämpft und schlussendlich hatte Itachi sich ergeben. Gleichzeitig hatte Kisame ihm eine Zuflucht geboten – wenn er dafür seinen Körper verkaufte. Es war ein Mal von vielen gewesen, schon davor hatte er sich verkauft und so hatte er geglaubt, dass es ihm nichts ausmachen würde. Wie sehr er sich geirrt hatte…Kisame hatte mit ihm gespielt, einfach, weil er es konnte. Er hatte seine Triebe an ihm ausgelebt, sich an ihm vergangen…aber er hatte ihn auch beschützt, wie er es versprochen hatte. Er hatte ihn gehalten, wenn es nötig gewesen war und er hatte versucht, hinter seine Fassade zu blicken. Nach dem Ausbruch war er ihm gefolgt, um ihn aus Kakuzus Klauen zu befreien…damals hatte Itachi geglaubt, es ginge lediglich darum, ihn erneut auf diese Weise zu versklaven. Es war ungewiss, was genau bei Kisames Charakter diese Wendung verursacht hatte, doch Fakt war, dass er ihn seitdem nicht mehr angefasst hatte. Schon bevor er das alles über ihn erfahren hatte, hatte er ihn mehr geachtet, als es im Gefängnis der Fall gewesen war. Desto mehr Kisame über ihn wusste, umso mehr hatte er sich an seine Fersen geheftet. Er hatte seinen Bruder und ihn befreit, hatte ihn vor Orochimaru verteidigt und sich nach Sasukes Tod um ihn gekümmert. Er hatte ihn auch dann nicht verlassen, als sie nur noch zu zweit gewesen waren, sondern hatte das alles mit ihm durchgezogen. Sicher war es auch seine Rache gewesen, denn Zabuza war gestorben…aber was war in den Nächten zuvor gewesen? Sie hatten sich gegenseitig Trost gespendet, auf eine Art, die Itachi eigentlich zuwider war. Dennoch hatte er es genießen können…weil es mehr als Sex gewesen war. Vielleicht war es sogar das erste Mal gewesen, dass sie einander wirklich wahrgenommen hatten. Itachi hatte in Kisame immer nur seinen Vergewaltiger gesehen…dann einen Verbündeten, aber als Mann an seiner Seite, das war ihm nie in den Sinn gekommen – bis zu jener Nacht. Und selbst in dieser hatte er es abgetan, die Gedanken verdrängt, weil keine Zeit gewesen war. Es war immer fraglich gewesen, ob er solche Gefühle überhaupt empfinden konnte. Kisame musste sie zweifellos für ihn gehabt haben, sonst hätte er nie so viel durchgemacht. Doch um Itachis Gefühle hatte niemand gewusst…nicht einmal er selbst. „Wie geht es uns denn heute?“ Die Frage riss ihn aus den trübseligen Gedanken und vielleicht war das gut so. Er war viel zu lange in seiner eigenen Welt, verlor sich oft darin. Matt blickte er auf, machte sich nicht die Mühe, der jungen Frau zu antworten. Diese war das ohnehin schon gewohnt. „Heute kommst du in deine Zelle zurück.“ War es schon soweit? Richtig…es mussten mittlerweile sechs Monate vergangen sein. Sein Blick fiel auf den Kalender, der noch verstellt werden musste. Seit einem Monat war er wieder hier, davor hatte er lange auf der Intensiv-Station des Konoha-Krankenhauses gelegen. Sein Zustand war kritisch gewesen, man hatte ihm gesagt, dass man ihn wiederbelebt hatte. Zweimal…er selbst erinnerte sich nicht mehr daran. Seine Genesung war langsam vorangeschritten, doch was vor der Explosion passiert war, das wusste er noch genau. Er fragte sich nur, warum sie ihn nicht einfach hatten sterben lassen…wenigstens hatte das Wiederbeleben bei Madara nichts mehr genützt. Er war an Ort und Stelle verblutet. „Deine Übungen fallen deshalb heute aus…verstehst du das?“ Sie sprach wie mit einem Kleinkind mit ihm, doch er nahm es ihr nicht übel. Er hatte seit einem halben Jahr nicht mehr gesprochen, was nicht hieß, dass er es nicht konnte. Die Psychologen meinten, er wäre traumatisiert, doch eigentlich…war er nur enttäuscht. Ein halbes Jahr und er hatte kein Lebenszeichen von ihm bekommen. Keine versteckte Nachricht, keinen anonymen Anruf…gar nichts. Er musste doch wissen, dass er noch lebte? In den Medien war das Thema zur Genüge ausgeschlachtet worden. „Also dann…auf geht’s, Itachi-san!“ Er wehrte sich nicht, als sie ihm unter die Arme griff und ihn aus dem Bett der Krankenstation zog, um ihn in den Rollstuhl zu verfrachten. Dadurch, dass er fast fünf Monate nur gelegen hatte, waren seine Muskeln soweit abgebaut, dass er kaum laufen konnte. Die Nahrungsaufnahme funktionierte langsam wieder, solange sein Essen aus Suppe oder Brei bestand, was unweigerlich dazu geführt hatte, dass er stark abgenommen hatte. Mit trübem Blick schaute er vor sich hin, während er zu seiner Zelle gefahren wurde. An der nächsten Tür übergab Shizune ihn wortlos an Sarutobi Asuma, der ihn interessiert ansah. Seitdem er wieder hier war, hatten ihn einige Wärter begafft, als wäre er ein Tier. Es war gut, dass sie nicht Morino geschickt hatten, denn dieser hätte seinen Rollstuhl wohl versehentlich die Treppe runterfallen lassen. Aber machte es einen Unterschied? Man sagte ihm, dass er wieder gesund sei, doch was hieß das? Seine Seele war kaputt wie eh und je und was seinen Körper anging, so konnte er sich zwar wieder einigermaßen allein bewegen, doch was würde passieren, sobald er wieder einer der Insassen war? Sie würden seine Schwäche ausnutzen und ihm die Dinge antun, die Kisame damals verhindert hatte. Zwar gegen Bezahlung, aber er hatte ihn dennoch abgeschirmt. Itachi wusste, dass er das nicht noch mal durchstehen konnte. Nicht jetzt, wo er es einmal überwunden hatte…und er wollte mit niemandem hier drin einen Deal schließen. Keiner der Wärter würde sich um ihn scheren, schon gar nicht, nachdem er daran beteiligt gewesen war, dass man der Chef-Ärztin Tsunade beinahe den Schädel zertrümmert hatte. Shizune war gut zu ihm, weil es ihr Job war…ebenso wie Tsunade ihn ordentlich hatte behandeln müssen. Für die Insassen war er schlicht Frischfleisch. Einfache Beute. Eigentlich stand seine Entscheidung fest. Er würde sich noch heute Nacht die Zunge abbeißen und es somit beenden. „So, Nummer 819…da wären wir. Deine alte Zelle…alles unverändert, was?“ Itachi schwieg, als Sarutobi ihn hineinschob und ihn dann aus dem Rollstuhl zog. Der Uchiha ließ sich auf dem Bett in eine sitzende Haltung positionieren, starrte an dem älteren Mann vorbei. Anscheinend hatte er noch keinen Zellenpartner, was ihn durchaus erleichterte. Also würde er heute Nacht in Ruhe sterben können. „Ich schließe dich erstmal ein…glaub mir, das ist zu deiner eigenen Sicherheit. Auch wenn du es nicht verdient hast.“ Mechanisch nickte Itachi, ansonsten zeigte er keine Regung und Sarutobi schüttelte nur den Kopf, ehe er ihn tatsächlich einschloss. Still saß Itachi da, ehe er den Blick langsam durchs Zimmer schweifen ließ. Hier hatte er Kisame kennengelernt…in diesem Bett hatte er ihn…er schloss die Augen, als ihn die Kopfschmerzen heimsuchten. Umständlich legte er sich hin, drehte sich dann auf die Seite und vergrub das Gesicht im Kissen. Warum…hatte er überleben müssen? Ausgerechnet er? Der Tod wäre gnädiger gewesen, als erneut hier zu sein. Wieder allein. Ihm war bis jetzt nicht klar gewesen, wie sehr Kisame ihm fehlte. Sogar die Erinnerung daran, was er ihm hier alles angetan hatte, reichte nicht, um dies zu ändern. Warum hatte er sich nicht einmal gemeldet? Jemanden geschickt? Ging es ihm gut? Wo war er jetzt? Bei wem war er jetzt? Dachte er noch an ihn? Fragen, die ihn quälten und ihn gleichzeitig ängstigten. Es war ihm sogar egal, warum er Kisame so sehr vermisste. Und wenn er es nur der Einsamkeit wegen tat, er wollte hier nicht zurückgelassen werden. Seine Brust schmerzte wieder, dort, wo ihn die Kugel getroffen hatte und gleichzeitig pochte sein Magen. Sie sagten, er sei gesund…doch eigentlich war er innerlich tot. Es vergingen Stunden, in denen er nur so da lag und sich nicht bewegte. Mehrmals waren irgendwelche anderen Insassen an seiner Zelle vorbeigekommen, hatten ihm angedroht, was sie mit ihm machen würden, wenn er sein Schneckenhaus verließ. Itachi war es egal, denn er würde schon morgen nicht mehr am Leben sein. Bevor er sich von ihnen zerreißen ließ, wählte er lieber den Tod. Erst das Quietschen der Gittertüre riss ihn aus seinen finsteren Gedanken und er spannte sich an. „Hey, Nummer 819, freu dich! Du bekommst einen neuen Zellengenossen!“ Jetzt schon? Nicht mal einen Tag Pause gönnten sie ihm? Er erkannte Mizukis Stimme sofort, diese schmierige Tonlage ließ ihm schon jetzt schlecht werden. Itachi atmete durch, ehe er sich vorsichtig aufrichtete…er würde sich nicht kampflos ergeben. Vielleicht brachte der Neue ihn ja auch direkt um, wenn er sich ihm widersetzte. Sein Blick war pures Gift, die erste Reaktion seit Monaten, als er sich umdrehte und gleich darauf erstarrte. Mit geweiteten Augen starrte er zu dem Mann, der dort neben dem Wärter stand und ihn aus seinen Raubtieraugen anfunkelte. „Dann mal viel Spaß mit Nummer 642“, meinte Mizuki lapidar und schlug die Tür hinter ihnen zu. Itachi wurde ganz schwindelig, während sein Gehirn zu verstehen versuchte, was hier soeben passierte. Wer da vor ihm stand und nun mit langsamen Schritten auf ihn zutrat. Er war immer noch so muskulös wie vor einem halben Jahr, lediglich die Brandnarben in seinem Gesicht und am rechten Arm waren neu. Die Haare wirkten zerzaust wie immer und die Zähne blitzten hervor, als er ihn auf die Matratze drückte, ihn somit unter sich brachte. „Du…hast mich warten lassen“, entkam es Itachi und seine Stimme klang mehr nach einem Krächzen, weil er sie so lange nicht mehr benutzt hatte. Kisame schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln, während er so auf ihm lag, ihn dabei musterte. „Musste noch was regeln…“, meinte er dann, während er ihm sachte über die eingefallenen Wangen streichelte. „Hätte ich gewusst, dass du in den Hungerstreik trittst, hätte ich mich mehr beeilt.“ Itachi genoss es, wie ihn die raue Hand berührte, den schweren Körper des anderen auf sich…sollte er ihn zerquetschen, es wäre ihm egal. Die Schmerzen machten ihm klar, dass er nicht träumte. Kisame war hier…er war zurückgekommen. „Wieso…?“, umging er die anklagend gesprochenen Worte. „…wieso bist du hier?“ Kisame schnaubte, sah ihn an, als sei er nicht mehr ganz dicht. „Willst du mich verarschen?! Denkst du, ich lass zu, dass die dich hier drin zerfleischen?!“, fragte er und verengte die Augen. „Ich habe doch gesagt, ich musste noch was regeln. Habe noch ein paar Leute besucht…aber ich habe immer gewusst, was mit dir ist. Was denkst du, wieso ich erst heute gekommen bin? Oder warum wir uns wieder eine Zelle teilen dürfen?“ Itachi sah ihn verwirrt an, doch dann verstand er; Kisame hatte also den Wärter bestochen. Vermutlich mit Geld…aber war das nicht auch vollkommen egal? Er hob sachte die Hand, strich über Kisames Nacken, während er ihm in die Augen sah. „Ich dachte, du hättest mich zurückgelassen…“ „Ernsthaft? Nach allem, was ich für dich in Kauf genommen habe?“ „…hier drin bist du nicht frei.“ „Itachi…“ Der Uchiha konnte sein Herzrasen einfach nicht mehr kontrollieren, als der Ältere seine Stirn an die seine lehnte und ihn mit seinen Raubtieraugen fixierte. Das konnte nicht normal sein…vorhin noch hatte er vorgehabt, sich umzubringen und jetzt…fühlte er so viel Erleichterung, dass es ihm fast schon ein schlechtes Gewissen verursachte. Durfte er überhaupt so fühlen? „…ich scheiß auf die Freiheit, wenn ich sie nicht mit dir teilen kann, klar?“, raunte der Hüne und Itachi wurde warm. „Und als ob ich zulassen würde, dass jemand außer mir deinen knochigen Arsch bekommt…vergiss es! Ich bleibe hier…bei dir – und jetzt halt die Klappe!“ Itachi musste trotz der groben Ausdrucksweise lächeln und als Kisame ihm verlangend die Lippen aufdrückte, ihn an sich presste, als befürchtete er, dass er ihm weglaufen könnte…da wurde auf einmal alles viel einfacher. Er war nicht allein. Kisame war hier. Bei ihm. „Danke“, murmelte er erstickt gegen dessen Lippen und versuchte krampfhaft, nicht wie ein Mädchen zu weinen, aber…es fiel ihm schwer. Der Hüne schnaubte belustigt, schien ihn jedoch nicht weiter damit aufziehen zu wollen. „Idiot…“, erwiderte dieser leise und zog ihn noch enger in seine Arme. Itachi wusste, dass er weiterhin im Käfig leben würde, so wie bisher auch. Aber er würde nicht mehr allein sein. Vielleicht hatte er ja doch ein Anrecht auf Glück…zumindest in diesem Moment wollte er das glauben und als Kisame ihn erneut küsste, ihm zeigte, was er ihm bedeutete…ließ er sich endgültig fallen. Er wollte das. Hier sein…mit ihm. Und das war nach all den schrecklichen Kapiteln in ihrer beider Leben in Ordnung…es wurde Zeit, einen Schlussstrich darunter zu ziehen. Endgültig…und zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)