The cage von lunalinn (Kisame/Itachi) ================================================================================ Kapitel 8: ...fressen die Schwachen ----------------------------------- Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, lediglich die Rohre…diese verdammten, undichten Rohre tropften. Das taten sie immer…und es war so kalt, so eisig kalt. Er fror in seinen dünnen Klamotten und der Stuhl war so unbequem, so dass er unruhig darauf herumrutschte. Aber lange würde er hier nicht mehr bleiben müssen, sie würden ihn abholen, das hatten sie versprochen. Er grub die Nägel in die Handflächen, den Blick auf die kleine Lampe an der Wand gerichtet, wo das Licht Schatten auf die Wände warf. „Es ist ganz einfach.“ Er schauderte, als einer dieser Schatten zu seinen Füßen auftauchte und die rotglühenden Augen jagten ihm Angst ein. Nein, er wollte nicht mehr mit diesen Dingern reden. Sie existierten nicht. „Du musst nur eine Entscheidung treffen.“ Er kniff die Augen zusammen, schwor sich, nicht mehr aufzusehen – sollten sie doch reden. Im nächsten Moment traf ihn eine heftige Ohrfeige und sein Kopf flog zur Seite. Seine Wange brannte, Tränen bildeten sich in seinen Augenwinkeln und seine Unterlippe bebte. „Prioritäten setzen!“, hisste eine Stimme, so ätzend wie Säure. Er schüttelte den Kopf, die Haare hingen ihm ins Gesicht, doch er traute sich nicht, sie beiseite zu streichen. Wieder wurde er geschlagen und dennoch konnte er nicht aufspringen und davon laufen. Etwas lähmte ihn, ließ nicht zu, dass er hier weg kam. „Sieh mich an!“ Er trotzte dem Befehl, wollte nicht und wieder wurde er geohrfeigt. Seine Haut brannte, musste bereits knallrot sein und endlich sah er auf. Der Schatten vor ihm verformte sich, nahm Gestalt an und die Fingernägel wuchsen wie von allein, bis sie lange, gebogene Krallen waren. Ein Kichern ertönte aus dem Schlund des Dings und rasiermesserscharfe Zähne wurden sichtbar…wie das Gebiss eines Hais. Die Gestalt klackerte mit ihren Klauen, ehe diese auf sein Gesicht einhieben, versuchten, ihm die Augen auszustechen und der Schmerz, als ihm die Haut in Streifen abgezogen wurde, ließ ihn schreien. Itachi fuhr schweißgebadet aus dem Schlaf, die Hände auf sein Gesicht gepresst, als wollte er es vor den Krallen, die nach ihm schlugen, schützen. Im ersten Moment rechnete er damit, blutige Fetzen an den Innenflächen kleben zu haben und sogar der Schmerz schien real zu sein…doch da war nichts. Immer noch in Panik gefangen und heftig atmend tastete er seine Wangen ab, ehe er geradezu aus dem Bett stolperte und durch das Zimmer stürzte. Das nächste, das man hörte, war ein lautes Würgen, als sich Itachi hektisch über der Kloschüssel erbrach. Zitternd entlud er seinen spärlichen Mageninhalt, während er zitternd da hockte und hoffte, dass es bald aufhörte. Ihm war eiskalt und schwindelig, so dass er sich festhalten musste, um nicht zur Seite zu kippen. Die Prozedur zog sich hin, quälend langsam und er konnte nicht verhindern, dass sich Tränen den Weg über seine Wangen bahnten. Sein Hals brannte fürchterlich und er wollte gar nicht wissen, was für einen erbärmlichen Anblick er abgeben musste. Schließlich ließ er sich einfach fallen, blieb direkt vor der Schüssel auf dem Boden liegen und spürte die wohltuende Kühle des Bodens an seiner erhitzten Stirn. Der Gestank brannte fürchterlich in seiner Nase und nach ein paar Minuten, in denen er nur so da gelegen und vor sich hingestarrt hatte, richtete er sich wieder auf. Wankend betätigte er die Spülung, ehe er sich zum Waschbecken vortastete, um sich den Mund auszuspülen. Kaum dass er jedoch einen Schluck Wasser genommen hatte, überkam es ihn erneut und er erbrach sich gleich nochmal im Becken. Keuchend versuchte er sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, spritzte sich Wasser ins Gesicht – irgendwie hatte er es geschafft, nicht mit den Haaren in seiner Kotze zu hängen…oder zumindest nur mit den Haarspitzen. Es war schwierig, sich zu säubern, wenn einem dabei fast die Beine wegknickten und er war erleichtert, als er es wieder zum Bett geschafft hatte, ohne ohnmächtig zu werden. Am ganzen Körper bebend wickelte er sich in die Decke, doch wärmen tat sie ihn nicht. Sein Kreislauf wollte sich einfach nicht stabilisieren und so konnte er nur die Augen schließen, darauf wartend, dass es aufhörte. Unwillkürlich griff er sich an den zerkratzten Arm, spürte das schmerzhafte Pochen und aus einem verrückten Grund heraus beruhigte es ihn fast ein wenig. Es würde besser werden…er bekam das hin. So wie immer. Allein. „Hey, aufstehen, Nummer 819!“ Es war unnötig, ihn wecken zu wollen, indem man nach ihm brüllte und mit dem Gummiknüppel gegen die Tür schlug – Itachi war bereits wach. Schweigend blieb er auf seinem Bett sitzen, den Blick an die kahle Wand gerichtet und er war fertig. Die restliche Nacht hatte er nicht mehr einschlafen können, so dass er mit Sicherheit heute noch blasser als sonst war. Zudem bereitete ihm die Tatsache, dass Hoshigaki schon bald wieder aus seiner Einzelhaft entlassen werden würde, Sorgen. Der Kampf würde weitergehen und er konnte ihn nicht umgehen, musste einfach nur vorsichtig sein. Doch wie sollte das gehen, wenn er schon wieder dringend duschen gehen musste? Der Geruch des Erbrochenen haftete an seinen Klamotten, ebenso wie der Schweiß und er konnte so einfach nicht bleiben. Es war widerwärtig. Also erhob er sich und verließ die Zelle – sicher wäre er in dieser ohnehin nicht mehr lange. Es war immer noch eine Hürde, diesen Raum zu betreten, und er fühlte sich allein durch die Blicke einiger Insassen bedrängt. Wenigstens war Hoshigaki nirgendwo zu sehen, doch die Erleichterung darüber hielt sich in Grenzen, als ihm bewusst wurde, dass man ihn immer noch mit regem Interesse musterte. Itachi stellte das Wasser an, spürte den warmen Regen auf seiner Haut, doch er blieb aufmerksam. Sicher, er war nicht der Einzige, der begafft wurde, vermutlich sogar ein schlechtes Ziel, da er nicht wie einige andere hinten in der Ecke stand, aber eine Garantie bedeutete das nicht. Plötzlich stellte sich jemand neben ihn und Itachi erkannte in einem kurzen Seitenblick, dass es sich um den Kerl handelte, den Hoshigaki mit einem Apfel beworfen hatte. Ein schmallippiges Lächeln wurde ihm geschenkt, ehe der Grauschopf ebenfalls das Wasser aufdrehte, ihn unangenehm lange im Auge behaltend. Itachi spannte sich unwillkürlich an, auch wenn er still blieb und lediglich nach der Seife griff, um sich rasch zu waschen und hier verschwinden zu können. Allerdings funktionierte das nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte, denn sein Nebenmann kam ihm zuvor, schnappte ihm die Seife sozusagen vor der Nase weg. Itachi ließ die Hand wieder sinken, verengte leicht die dunklen Augen, doch der eigentliche Brillenträger lächelte ihn lediglich an. „Wolltest du sie haben?“, fragte er scheinheilig, doch der Uchiha ließ sich nicht auf das Spiel ein. Kühl erwiderte er den Blick des anderen, wissend, dass dieser nur darauf wartete, dass er darauf einging. Ein Seufzen entwich dem Kerl, ehe er ihm die Seife dann doch hinhielt. „Hier…“ Kaum dass er das Wort ausgesprochen hatte, ließ er das Seifenstück fallen, direkt vor seine Füße und Itachi erstarrte. „...hast du sie.“ Ein spöttisches Lachen folgte auf diese Worte und abwartend wurde er angesehen. Jedoch nicht nur von diesem Mistkerl, sondern auch von einigen anderen Insassen und es ließ ihm übel werden. Er ahnte schon, was passieren würde, wenn er sich jetzt nach der Seife bückte. „Was denn? Willst du dich nicht waschen? Bleibst wohl lieber dreckig, hm?“ Die Versuchung, sich nach dem vermaledeiten Ding zu bücken und es dem Typen direkt in dessen Schandmaul zu stopfen, wurde erstaunlich verlockend. Möglicherweise hätte er in diesem Moment die Beherrschung verloren und sich gehen lassen – wenn sich nicht jemand anderes für ihn gebückt hätte. Irritiert schaute er seinen Gegenüber, der sich nun wieder aufrichtete und ihn freundlich anlächelte, an. „Bitteschön, die wolltest du doch haben oder?“ Das Seifenstück wurde ihm hingehalten und der Ausdruck in den rotbraunen Augen war so ehrlich und aufgeschlossen wie beim ersten Mal. Zögernd nahm Itachi dem Hünen die Seife aus der Hand, nickte knapp, weil er einfach zu verwirrt war. Juugos Lächeln wurde noch eine Spur breiter, während er sich auf seine andere Seite stellte, um ebenfalls zu duschen. Ein Schnauben erklang derweil von dem Grauschopf, doch er machte kein Theater daraus – im Gegenteil, er sandte ihnen beiden einen abwertenden Blick und verließ danach den Raum. Juugo sah ihm stirnrunzelnd nach, ehe er den Kopf wieder zu dem Uchiha drehte, welcher sich kommentarlos zu waschen begonnen hatte. „Du solltest dich vor Kabuto lieber in Acht nehmen…er ist gefährlicher, als er aussieht, glaub mir! Und er gehört zu Orochimaru!“ Das glaubte er Juugo sofort, davon abgesehen, dass er die Anwesenheit Kabutos als noch unangenehmer als die Deidaras empfand. Beides Menschen, von denen er sich nur zu gern fernhielt. Was ihn allerdings wunderte, war die Tatsache, dass ihn jetzt niemand mehr auch nur mit dem Arsch anguckte. Ab und zu ein verstohlener Blick, doch die Aufmerksamkeit von gerade eben hatte er verloren. Sein Blick glitt automatisch zu Juugo, der seinen Kopf wie ein Hund schüttelte, wobei die Wassertropfen aus seinen struppigen Haaren flogen. Sicher, der Hüne wirkte von der Statur her bedrohlich, aber er benahm sich so, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun. Dennoch musste er irgendwas auf dem Kerbholz haben, sonst wäre er nicht hier. „Darf ich die Seife auch mal haben?“, wurde er gefragt und reichte ihm den gewünschten Gegenstand. „Danke!“ Nun, was auch der Grund dafür sein mochte, dass die meisten hier Juugo mieden, es hatte ihn soeben aus seiner misslichen Lage gerettet und dafür sollte er sich eigentlich bedanken. „Ähm, sag mal, essen wir gleich wieder zusammen?“ Itachi brauchte ein paar Sekunden, um die Frage zu verstehen – war das sein Ernst? Er hatte den Eindruck, mit einem schüchternen Erstklässler zu sprechen und nicht mit einem gut zweimetergroßen Mann. Juugo sah ihn verlegen an, schien sich für die Frage bereits zu schämen. „Weil…weißt du, mein Kumpel, also dem geht’s momentan nicht so gut. Bin deshalb in letzter Zeit oft allein. Ist nicht so schön.“ Itachi blinzelte, hatte immer noch das Gefühl, jemand wollte ihn hier verarschen. Andererseits, was war dabei, wenn er mit Juugo an einem Tisch sitzen würde? Anscheinend hatten die Leute hier Respekt vor ihm und selbst Hoshigaki hatte ihn am Vortag nur verbal angegriffen. Ach ja, seinen Zellenpartner hatte er schon fast vergessen gehabt. Sicher würde dieser ausrasten, wenn er mitbekam, dass er schon wieder mit Juugo rumhing. Doch schuldete er dem Mann Rechenschaft? Möglicherweise war das ja die Gelegenheit, diesem Teufelskreis zu entkommen und selbst wenn nicht, so hatte er Juugo wohl mehr zu verdanken als Hoshigaki. „Einverstanden.“ Juugos Miene hellte sich auf und er strahlte ihn geradezu an – es war nur ein gemeinsames Essen, mehr nicht, aber es schien ihn wirklich zu freuen. Seltsamer Kerl. Seine Bedenken hatten sich letztendlich als unnötig herausgestellt, denn Hoshigaki war nicht mal beim Essen erschienen. Vielleicht hatte man seine Strafe verlängert, Itachi wusste es nicht und es war ihm auch egal, solange er ihn nicht sehen musste. Juugo schien wirklich in Ordnung zu sein und die Gespräche waren so angenehm, dass es ihm nahezu gut getan hatte. Und er hielt ihm den Abschaum vom Hals, indem er sich in seiner Nähe aufhielt, denn mehr brauchte es nicht. Selbst Deidara war ihn noch nicht wieder angegangen, maß ihn lediglich mit verächtlichen Blicken, doch zumindest hielt er den Mund. Itachi fiel auf, dass er schon wieder ziemlich zerrupft aussah, doch er wollte gar nicht mehr darüber wissen. Er war schließlich hier, um seine Arbeit zu verrichten, jedoch hielt er inne, als sich plötzlich ein breiter Torso gegen seinen Rücken presste. Die Hosen fielen ihm aus der Hand und er wagte nicht, sich zu bewegen. „Ich dachte eigentlich, dass ich mich klar genug ausgedrückt habe.“ Der Klang der rauen Stimme ließ ihn schaudern, doch in seiner Mimik spiegelte sich keinerlei Emotion. Anscheinend war die Auszeit hiermit beendet und alles würde wieder von vorn losgehen. Das einzig Beruhigende war, dass Hoshigaki ihn nicht hier überwältigen konnte – dazu war Anko, die alle paar Minuten wie ein Feldwebel durch die Halle stürmte, zu aufmerksam. „Halt dich von dem Wichser fern!“ „Gestern war er noch ein Bastard.“ Vielleicht war es unklug gewesen, Hoshigaki noch zusätzlich zu reizen, aber dieses Gehabe ging Itachi allmählich wirklich auf die Nerven. „Darüber hinaus hast du kein Recht, mir vorzuschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.“ Der Uchiha keuchte auf, als er an den Haaren nach hinten gerissen wurde, dem anderen gezwungenermaßen ins Gesicht blicken musste. Zorn lag in den grünlich funkelnden Iriden und Itachi rechnete bereits damit, dass dem anderen die Hand ausrutschen würde. „Ich habe dir was gesagt und du wirst dich dran halten!“, grollte der Ältere und Itachi musste hart schlucken. „Gestern konnte Narbenfresse dir vielleicht noch den Arsch retten, aber der hat nicht immer Schicht. Geschnallt?“ Natürlich hatte er verstanden, was das bedeutete und es sorgte dafür, dass sich sein Puls automatisch beschleunigte. „Also überleg dir schon mal was Feines für den Einschluss. Wer weiß, wenn du mir ordentlich die Eier lutschst, nehme ich dich vielleicht nicht sofort auseinander.“ „Du bist widerlich.“ „Jeder hat so seine Schattenseiten…vielleicht singst du ja heute Abend, hm? Interessiert mich nämlich immer noch, weswegen so ein Püppchen wie du ausgerechnet zu mir gesperrt wird.“ Itachi presste die Lippen fest aufeinander, als eine große Hand über seine Kehrseite streichelte. Ein fester Klaps folgte, ließ ihn ordentlich zusammenfahren und empört zu dem älteren Mann hochblicken. Dieser ließ endlich seine Haare los, schubste ihn gleichzeitig nach vorn. „Bis später – und wehe, ich seh‘ dich noch mal mit dem Hurensohn!“ Itachi schoss ihm nur einen eisigen Blick zu, doch natürlich schüchterte das Hoshigaki nicht ein. Dieser grinste ihn noch einmal breit an, ehe er die Wäscherei verließ. Als Itachi sich ebenfalls abwandte, fiel ihm Deidara auf, dessen Augenmerk zweifellos auf ihm lag – und das maliziöse Lächeln auf dessen Lippen gefiel ihm nicht. Es war das erste Mal, dass Itachi seine Freizeit nutzte, um rauszugehen und hätte Juugo ihn nach dem Mittagessen nicht gefragt, ob er ihn nicht begleiten wolle, wäre er sofort wieder in die Wäscherei gegangen. Ihm war unwohl dabei, weil er sich damit direkt seinem Zellengenossen widersetzte und dessen Groll gegen ihn nur noch mehr anstacheln würde. Aber wie sah die Alternative aus? Wollte er sich Hoshigaki beugen? Nein, mit Sicherheit nicht. Während er neben Juugo über den Hof, der von den Gebäudemauern und mit Stacheldraht versehenen Zäumen umgeben war, lief, schaute er sich um. Die Fläche war doch größer, als Itachi es erwartet hatte, es gab Rasen, aber keine Bäume, dafür eine kleine Gartenhütte, die aber vermutlich abgeschlossen war. Als Sitzgelegenheit waren mehrere Bänke mit Tischen aufgebaut worden, an denen ein paar der Insassen mit Karten spielten. Weiter hinten gab es allem Anschein nach Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen, ein Basketballfeld und mehrere Geräte. „Weißt du, ich hätte gern ein Haustier…vielleicht ein Kätzchen.“ Itachi warf seinem Nebenmann einen verwirrten Blick zu, woraufhin dieser leicht rot wurde. Verlegen rieb er sich den breiten Nacken und lachte auf, ehe er zu einer Erklärung ansetzte. „Ich mochte Tiere schon immer…und ein Haustier würde doch sicher Spaß machen. Ziemlich doof, dass das hier verboten ist. Da wo ich herkomme, gab es einen Wald, da sind immer viele Leute mit Hunden spazieren gegangen und ich war ganz neidisch, weil ich auch so gern einen gehabt hätte. Hattest du ein Haustier? Also, bevor du hierhergekommen bist?“ Der Uchiha kam nicht umhin, sich überfordert von diesem plötzlichen Redeschwall zu fühlen, doch er konnte dem anderen wohl kaum einen Vorwurf machen. Juugos Gesprächsthemen waren eigentlich immer recht sonderbar, es sollte ihn eigentlich nicht mehr wundern. „Nein.“ „Hm…und Geschwister?“ Es war Itachi ein Rätsel, wie er jetzt wieder darauf kam, aber am liebsten hätte er auch auf diese Frage verneint. Das bewegte sich langsam auf seine Privatsphäre zu und darüber wollte er sich eigentlich nicht äußern. „Einen jüngeren Bruder.“ Juugo sah ihn erfreut an. „Das muss sicher toll gewesen sein! Ich bin mit ein paar anderen Kindern im Waisenhaus aufgewachsen, wir waren zwar nicht blutsverwand, aber das machte nichts. Hm, ich vermisse sie…aber wir werden uns wohl niemals wiedersehen.“ Still hatte Itachi ihm zugehört, war erleichtert, dass Juugo nun von sich erzählte, anstatt sich weiter auf ihn zu fokussieren. Ihm war der traurige Tonfall des Größeren nicht entgangen und Itachi rang mit sich, ob er zumindest der Höflichkeit halber nicht nachfragen sollte. „Warum?“, tat er es schlussendlich und bereute es sofort. Juugos Züge wirkten plötzlich verbittert und die rotbraunen Augen verengten sich, blickten ungewohnt finster drein. Itachi runzelte die Stirn, als der Hüne abrupt stehen blieb, doch er tat es ihm gleich. Eigentlich erwartete er eine Erklärung für dieses Verhalten, schon allein deshalb weil Juugo sonst auch immer so offen sprach, doch nichts kam. Eine seltsame Situation und der Uchiha wusste nicht, wie er am besten reagieren sollte. Er hätte doch nicht fragen sollen. „Ist alles in-“ „Es war ein Unfall“, schnitt ihm der andere das Wort ab. „Sie sind dabei gestorben.“ Die Kälte in den Worten des anderen war so untypisch, dass Itachi ein paar Sekunden gar nichts mehr sagte. Anscheinend waren sie hier auf ein empfindliches Thema gekommen, wenn es Juugo so mitnahm. „Das tut mir leid“, erwiderte er, doch der Orangehaarige schnaubte bloß. „Ist lange her“, brummte er und schob die Hände in die Hosentaschen, blickte zu ein paar Häftlingen rüber, die wohl ein Basketballspiel begonnen hatten und nun um den Korb herumsprangen. Kurz folgte er seinem Blick, hielt es für besser, erst mal den Mund zu halten, damit sich der andere beruhigen konnte. Anscheinend war er nicht der Einzige, der gewisse Dinge lieber verschwieg, anstatt sie vor Fremden auszubreiten. Ohne Vorwarnung setzte sich Juugo wieder in Bewegung und Itachi folgte ihm, wenngleich ihn das Verhalten des anderen irritierte. Der Hüne wirkte mit einem Mal sehr gestresst, warf immer wieder einen Blick zu den spielenden Insassen. „Juugo?“ Der Angesprochene zuckte leicht zusammen, lächelte aber schon wieder, als er sich zu ihm umdrehte. „Entschuldige…nimmt mich wohl immer noch mit, die Geschichte.“ Itachi wusste nicht, ob er es damit runterzuspielen versuchte, aber er fragte auch nicht nach. Eigentlich wollte er gar nicht wissen, was genau Juugo soeben so aus dem Konzept gebracht hatte. „Am besten sehen wir uns das Spiel an…ist ein guter Ersatz für Fernsehen!“ Der Größere zwinkerte ihm zu, ehe er ihn mit sich winkte und sich etwas abseits stellte, dabei den Blick auf das Feld gerichtet. Itachi hatte niemals Mannschaftssport praktiziert und in seinem Interesse lagen solche Aktivitäten auch nicht, von daher schaute er eher gleichgültig zu. Im Gegensatz zu Juugo, der von der rauen Art, wie die Männer miteinander umgingen, wohl geradezu fasziniert war. Jedem das seine. Er wandte den Blick ab, fokussierte sich wieder auf die Umgebung – jedenfalls hatte er das vorgehabt. Ein Schrei ertönte vom Spielfeld und als er hinschaute, erkannte er, dass einer der Insassen wohl einen anderen umgerannt hatte. Die beiden Männer drohten einander mit den Fäusten, schienen das nicht einfach auf sich beruhen lassen zu wollen. Itachi war es ziemlich egal, doch gerade als er wieder wegschauen wollte, hörte er ein unterdrücktes Kichern. Itachi war immer davon ausgegangen, dass er gute Reflexe besaß und im Notfall erkannte, wann er auf der Hut zu sein hatte. Menschen verrieten sich für gewöhnlich durch ihre Körperhaltung oder ihren Blick, so wie Hoshigaki, doch bei Juugo gab es keines dieser Anzeichen. Und er war so schnell herumgefahren, dass Itachi gar nicht zum Reagieren kam. Eine kräftige Hand schloss sich um seinen Hals, drückte so fest zu, dass ihm die Luft weg blieb. Gleichzeitig traf ihn eine Faust ins Gesicht und Itachi schmeckte Blut in seinem Mund, prallte hart gegen den Zaun in seinem Rücken. Seine Sicht verschwamm, Punkte tanzten vor seinen Augen, als ihn schon der nächste Schlag in den Magen traf. Er stöhnte vor Schmerz, krallte sich in das Handgelenk des Hünen und versuchte diesen davon abzubringen, ihn zu erwürgen. Ein erneuter Treffer in seinen Magen und Itachi würgte hörbar, was Juugo allerdings nur zu einem irren Lachen brachte. Er war nicht mehr wiederzuerkennen. Jede Freundlichkeit war aus seinem Blick gewichen, stattdessen starrten ihn die rotbraunen Augen wie wahnsinnig an und das Grinsen zog sich von einer Wange zur anderen. Da war keine Unsicherheit mehr, nur noch die Intention zur Gewalt und Itachi wusste nicht, was überhaupt los war, als es Schläge auf ihn niederregnete. „Stirb! Ich bring dich um, ich mach dich kalt! Haha!“ Ein Knie rammte sich in seinen Unterleib und Itachi schnappte nach Luft, spürte, wie sein Bewusstsein am seidenen Faden baumelte. Seine Gegenwehr erschlaffte immer mehr und er wusste, dass er jeden Moment ohnmächtig werden würde. Wie in Watte gepackt wurden die Stimmen der anderen Häftlinge, welche immer noch ihrem Spiel nachgingen, dumpfer, bis er fast gar nichts mehr wahrnahm. Er glaubte nicht, dass niemand etwas bemerkte – es mischte sich nur niemand ein, während Juugo dabei war, ihn umzubringen. Und das wollte er, das war nicht länger eine Frage. „Nimm deine beschissenen Griffel von ihm, Arschloch!“ Itachi konnte die Stimme im ersten Moment nicht einmal zuordnen, er wusste nur, dass jemand da war. Ein Ächzen entwich seiner schmerzenden Kehle, während er verzweifelt nach Luft rang und endlich wurde er losgelassen. Seine Beine konnten ihn nicht länger aufrecht halten, so dass er an dem Zaun zusammensackte und sich sogleich vor Schmerzen krümmte. Blut lief ihm über die Lippe und der Geschmack war so widerlich, dass Itachi fürchtete, er müsste sich schon wieder erbrechen. Sein Herz trommelte mit solcher Intensität in seiner Brust, dass es schon wehtat und immer noch sog er gierig die Luft ein. Völlig benommen hob er den Blick und versuchte wenigstens zu erkennen, was da vor sich ging. Er machte mit Mühe zwei Personen aus, die sich vor ihm auf dem Boden wälzten und aufeinander einschlugen. Itachi blinzelte und trotz seiner miserablen Verfassung war er plötzlich wieder da, seine Sicht klärte sich. Es war tatsächlich Hoshigaki, der dazwischen gegangen war und nun unter Juugo lag – ein befremdlicher Anblick. Mit wutverzerrter Mimik prügelte er auf das Gesicht des anderen ein, doch dieser wankte nicht mal, sondern würgte ihn, wie er vorhin noch Itachi gewürgt hatte. Er schien vollkommen außer Kontrolle geraten zu sein, so irre wie er grinste und immer fester zudrückte. Schließlich bäumte sich sein Zellengenosse auf, riss Juugo an den Haaren zu sich herunter und knallte ihm seine Stirn mitten ins Gesicht. Juugo schrie wutentbrannt auf und für einen Moment war er nicht mehr so standfest wie noch zuvor. Ein Kinnhaken ermöglichte es Hoshigaki, ihn endlich von sich runter zu schubsen, allerdings stürzte sich Juugo da schon wieder auf ihn und prügelte wie von Sinnen auf ihn ein. Itachi wusste nicht, warum sein Zellenpartner überhaupt gekommen war, um ihm zu helfen – denn das hatte er getan, aus welchem Grund auch immer. Fakt war jedenfalls, dass Hoshigaki zusehends Probleme mit der Oberhand bekam, obwohl er sich gegen den Berserker ziemlich gut hielt. Aggressiv war wirklich keine Umschreibung mehr für die Art, wie Juugo loslegte und kein bisschen müde zu werden schien. Itachi wusste nicht, was der Auslöser für diesen Charakterwechsel war, aber dass sein Zellenpartner soeben seinetwegen in die Mangel genommen wurde, das konnte er nicht akzeptieren. Taumelnd zog er sich am Zaun hoch und obwohl er glaubte, bald zusammenzuklappen, schaffte er die paar Schritte zu den beiden. Ohne weiter großartig darüber nachzudenken, legte er seine Arme um Juugos Hals und zog ihn nach hinten, wobei der Riese fast auf ihn drauf fiel – und ihm mit Sicherheit ein paar Knochen gebrochen hätte. Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, war Juugo schon über ihm und der nächste Schlag saß. Er hörte Hoshigaki irgendwas rufen, doch verstehen konnte er es nicht mehr. Alles um ihn herum wurde schwarz. _________________________________________________________ Hm, so viel zu einer Freundschaft mit Juugo. Vielleicht wäre Kisame ja doch die bessere Wahl gewesen, wer weiß. Woah, momentan bin ich nur am Schreiben, einfach weil die ff so gut ankommt und weil mir persönlich das Thema so gut gefällt. Aus diesem Grund hier schon das nächste Kapitel! Ich hoffe, es hat euch gefallen und freu mich mal wieder über eure Kommentare! ^^ Lg Pia Hosted by Animexx e.V. 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