Engel des Schicksals III von KimRay (The heart of an angel) ================================================================================ Kapitel 6: Unausweichlich ------------------------- Hi! Da bin ich erst Mal wieder!...Ich hoffe, dass es genauso schnell weitergeht, aber leider kann ich es nicht garantieren, denn das ist mein letztes fertiges Kapitel und leider hänge ich im Moment in einer ganz anderen Problematik! Aber ich werde mich bemühen, endlich mal wieder ein paar Kapitel EdS III auf Vorrat zu schreiben, so wie es im Moment bei meinen HP-FFs ist. Leider hab ich da im Augenblick den besseren Draht! Aber das kann sich auch ganz schnell ändern! Ich werde mich jedenfalls beeilen! Ich hoffe Kapitel 6 gefällt euch genauso gut, wie die anderen und ihr schreibt mir fleißig Kommentare! Übrigens danke, an all die, die das immer wieder tun! Das spornt mich richtig an weiter zuschreiben! Kapitel 6 Unausweichlich Momoko lag auf ihrem Bett und starrte die Decke an, während sie gedankenverloren Jamapi kraulte. Wehmütig ließ sie die Ferien noch einmal an sich vorbeiziehen. Noch jetzt musste sie lachen, wenn sie daran dachte, was Hinagiku für einen Aufstand gemachte hatte, als ihre Mutter sie nicht mit nach LA fliegen lassen wollte und am Ende dann doch noch nachgegeben hatte. Es war eine irre Woche gewesen. Von Hinagiku hatte man nichts gesehen, denn kaum das der Jet gelandet war und ein Wagen von Gabriels Firma sie zu Takuro gebracht hatte, war sie nicht mehr ansprechbar gewesen und sie und Scarlett hatten die ganze Zeit für sich gehabt, denn Gabriel war in diesen sieben Tagen mal wieder um die halbe Welt gejettet. Erst am letzten Abend hatten sich alle wieder angefunden, Gabriel mit einem furchtbar schlechtem Gewissen, Hinagiku ausgeglichen, wie lange nicht mehr, Takuro einfach nur happy und Scarlett und Momoko um einiges ärmer. Shoppen war in LA wirklich eine Sünde. Momoko war froh, dass ihr Vater sie immer recht gut entlohnte, wenn sie ihm bei einem Auftrag aushalf. An diesen letzten Abend erinnerte Momoko sich jedoch gar nicht so gern, denn Gabriel hatte ihr eine Frage gestellt, die ihr zu denken gegeben hatte. Er hatte sie nach Yousuke Fuuma gefragt und sie hatte sich nicht herausreden können. Das Problem an der Sache war, dass er sich ähnlich wie Yamato geäußert hatte und das verhieß nichts gutes, denn eigentlich waren sie immer gegensätzlicher Meinung. Auf ihre Frage, woher er das wissen wollte, stellte sich heraus, dass er Nachforschungen angestellt hatte und Momoko musste begreifen, dass Gabriels Hände sehr viel schützenden über ihr schwebten, als sie bis dahin geahnt hatte. Sie war so schockiert gewesen, dass sie erst Mal kein Wort mehr mit ihm gesprochen hatte und ihr Dank sehr unterkühlt ausgefallen war, als sie in Tokio gelandet waren, denn dadurch bekam diese Einladung für sie ein ganz anderes Gesicht. Er hatte ihr damit das Gefühl gegeben, sie von Yousuke fern halten zu wollen, so als könne sie nicht selbst entscheiden, was gut für sie war. Zurück in Japan hatten sie dann einfach nur noch die Ferien genossen. Zuerst hatten sie sich zu dritt bei Hina einquartiert, nachdem deren Eltern mit Akira in den Urlaub gefahren waren, und dann die letzte Woche bei Momoko verbracht. Von Jungs war in der Zeit zum Glück nicht viel zu sehen gewesen, denn Kazuja war mit einigen aus dem Fußballteam weggefahren und so hatte sich Yuri voll und ganz auf ihre Freundinnen konzentriert und sie hatten alles zusammen unternommen. Zum Glück war das Wetter so toll gewesen, dass sie fast jeden Tag am Strand verbringen konnten, doch jetzt war es damit vorbei. Am Montag würde die Schule beginnen, und heute war große Party angesagt. Momoko wollte eigentlich nicht gehen, denn die Party fand im Clubhaus des Colleges statt und wurde vom Fußballteam veranstaltet und das hieß, dass auch Yousuke anwesend sein würde. Bis heute hatte sie es erfolgreich geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen und dabei wollte sie es auch lassen, denn auch wenn sie Gabriel seine Methoden verübelte, war ihr doch klar, dass beide, er und Yamato, wussten wovon sie redeten. Yousuke würde sie nur als vorübergehende Affäre betrachten. Momoko wusste, dass das vielleicht nicht so schlimm sein würde, doch sie war sich nicht sicher, wie sie damit zurechtkommen würde, wenn es vorbei war, denn Yousukes Wirkung auf sie, ließ ihr keine Ruhe. Das verrückte daran war, dass sie an Kazuja bei all dem kaum noch dachte und so stellte sie spöttisch fest, dass ich Techtelmechtel mit Yousuke wenigstens ein gutes hatte. Seufzend richtete sie sich auf und Jamapi, in seiner Ruhe gestört sah sie an. Sie war unruhig und das nicht erst seit heute. Er konnte diese Unruhe spüren, seit sie vom Strandhaus der Tanimas zurückgekommen war. Nachdem er Yousuke dann in der folgenden Nacht beobachtet hatte, konnte er sich denken, warum, doch jetzt war die ganze Zeit nichts gewesen und die Unruhe war noch immer da. Er fragte sich, ob Yousukes Wirkung so verheerend war, doch wenn er darüber nachdachte, wie sie früher miteinander umgegangen waren, wunderte ihn das nicht wirklich. Yousuke und Momoko hatten einander angezogen, seit sie sich das erste Mal begegnet waren. Eine Stunde später war sie fertig, doch sie stand vor ihrem Spiegel, sah sich an und wusste, dass sie nicht wirklich gehen wollte. Das Haus war zwar furchtbar leer, denn ihre Eltern würden erst Morgen zurückkommen, doch heute erschien es ihr wie eine Zuflucht. Momoko fragte sich, was mit ihr los war. Entschlossen nahm sie ihre Tasche, um sich auf den Weg zu Hinagiku zu machen, doch kaum, das sie die Tür hinter sich zufallen lassen hatte und sich umdrehte, hielt Gabriel mit seinem Wagen vor dem Haus und öffnete die Beifahrertür, um sie zum einsteigen aufzufordern. "Hinagiku wartet auf mich!" Momoko war ein wenig verlegen, denn eigentlich wollte sie nicht mit Gabriel schmollen. Sie hatte zwar Scarlett zwei Mal getroffen, doch ihn hatte sie nicht gesehen, seit sie aus LA zurück waren. "Ich habe ihr ausrichten lassen, das Kazuja sie abholt und du später kommst. Komm steig ein, ich will mit dir reden!" Momoko tat, was er sagte, denn auch sie wollte das klären. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Gabriel etwas sagte. Selbst als sie aus der Stadt gefahren waren und er den Wagen auf einem einsamen Parkplatz an der Steilküste, mit atemberaubend Blick auf einen blutroten Sonnenuntergang parkte, schwieg er noch eine ganze Weile und Momoko konnte das Panorama auf sich wirken lassen. Heute hinterließ es ein seltsames Gefühl, die Sonne untergehen zu sehen. "Momoko, ich wollte mich bei dir entschuldigen!" Gabriel sah sie dabei nicht an. Er hatte das Lenkrad fixiert. Zu schwer war die Einsicht, dass sie alle keine Wahl hatten. Momoko musste selbst entscheiden, welchen Weg sie ging und das Ziel war immer das selbe. Sie würde wieder auf Yousuke treffen, wie das enden würde, war unklar, auch wenn Gabriel nicht daran zweifelte, dass es eine Strafe sein würde. Er hatte Yousuke ein paar Mal in der Banzai-Bar getroffen und festgestellt, dass man mit ihm ganz gut auskommen konnte, doch das war schon immer so gewesen, als Freund und Kampfgefährte war Raphael immer schon bemerkenswert gewesen, doch die, die er nicht als würdig erachtete, hatten nichts gutes von ihm zu erwarten und das Problem war, das Frauen dazu gehörten. Sie waren ein Mittel zum Zweck, auch jetzt wieder. Seine Reife und die Achtung vor jedem Wesen, ganz gleich wie niedrig oder wertvoll, hatte er verloren. Das wäre ja nicht das schlimmste, wenn nicht ausgerechnet Momoko mit ihrer kühlen Art sein Begehren erregen würde und noch schlimmer war, dass ihr Versuch, sich nicht von ihm herumkriegen zu lassen, ihn nur noch mehr reizte. Gabriel wusste nicht weiter. Er wusste, dass Yousuke ihn inzwischen als Freund betrachtete, doch er fühlte sich vor allem als Momokos Freund, denn sie war das Opfer in diesem Spiel. Sicher war auch Raphael eine Opferrolle zugedacht, doch bei ihm war das etwas anderes. Er war eben Raphael und hatte sich schon von ganz anderen Tiefschlägen erholt. Momoko war die jenige, auf die er acht geben musste. "Ich weiß, dass du es nur gut meinst, Gabriel!" "Ich will nicht, dass er dir weh tut!...Er ist ein netter Kerl und als Kumpel ganz brauchbar, aber was seine Frauengeschichten angeht kannst du ihn vergessen!...Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es das ist, was du willst?..." "Wer sagt denn das?" Gabriel lachte leise. "Deine Reaktionen, Momoko!...Es ist das erste Mal, dass dich jemand aus dem Konzept bringt!...Und das weißt du auch!" Momoko schwieg, denn er hatte recht. "Heh, ich bin dein Freund!...Ganz gleich, was passiert!...Zu mir kannst du immer kommen Momoko!...Und ich werd mich nie wieder einmischen, versprochen!..." Momoko sah ihn an, nur um ihn gleich darauf zu umarmen. "Scarlett hat keine Ahnung, was sie für ein Glück hat!" Sie spürte, wie er lachte. "Das solltest du ihr Mal sagen!" "Gabriel!...Danke!...Und entschuldige, dass ich mich so blöd benommen habe, als wir aus LA zurück gekommen sind!" "Ich will ja nichts sagen!...Aber ich glaube, dazu hattest du auch irgendwie Grund!" "Kann schon sein, aber eigentlich weiß ich, wie du es meinst und dürfte mich nicht so aufführen!" "Kluges Kind!", er starrte wieder zum Horizont und Momoko spürte, dass ihn noch etwas bedrückte. "Was ist los, Gabe?" "Hat Scarlett dir schon von ihren Plänen berichtet?" Sie wirkte irritiert. "Nein, warum?" "Sie hat sich für Harvard beworben und bei ihren Leistungen, wird das wohl klappen!" "Was...?...Sie will zurück in die Staaten?...Und du?" Das war das zweite Problem, das dem ausgeglichenen Wasserengel im Moment seinen Seelenfrieden raubte und er fragte sich wieder einmal, ob er wirklich wusste, was Liebe bedeutete. "Ich hab noch mindestens bis nächsten Sommer hier zu tun!" "Wann?..." "Februar!...Falls es klappt!", doch davon ging er aus und Momoko sah ihm an, dass ihm das nicht gefiel. "Oh je!...Kann sie nicht warten?" Gabriel sammelte sich, denn noch war es nicht sicher, doch er konnte sich vorstellen, dass auch seine Beziehung zu Scarlett nicht so einfach verlaufen würde, wie sie es sich vorstellten. Immer hin hatte er sie IHM abgetrotzt und konnte von Glück reden, dass er sie nicht gleicht bestraft hatte "Noch ist es ja nicht sicher!...Ich dachte nur, sie hatte schon mit dir darüber gesprochen!...Ich glaube, sie weiß noch nicht so richtig, was sie tun soll!" "Sie wird schon noch reden! Aber Gabriel, ihr habt das schon früher geschafft!...Gaubst du nicht, dass es auch diesmal klappt?" Sicher war das so, doch das Problem war, dass er sie am liebsten die ganze Zeit bei sich haben würde. Jeder Tag, den er sie nicht sah, war ein verlorener Tag, auch wenn dass unsinnig war. "Du hast recht!...Komm, dann will ich dich mal zu dieser Party bringen!" Momoko starrte auf den letzten Rest roter Sonne, der gerade im Meer versank. "Kannst du mich nicht lieber wieder nach Hause bringen?" Gabriel sah sie an. Er spürte ihre Unbehagen und ahnte, dass eine Entscheidung fallen würde. Plötzlich wusste er jedoch, dass es keinen Sinn hatte auszuweichen. Sie mussten ihren Weg gehen, genau, wie Scarlett und er. Was am Ende dabei herauskommen würde, hing ganz allein von ihnen ab. "Ich musste Hina versprechen, dass ich dich bringe!" "Warum hab ich das geahnt?" Die Sonne war untergegangen, doch das Gefühl von Trauer blieb. Momoko fragte sich, was es bedeutete. Ihr einstiges Ich hatte ihr sagen können, dass etwas Unausweichliches passieren würde. Momokos Seele zog in ihren nächsten Kampf, dessen Ende nie zuvor so offen gewesen war. "Heh, da bist du ja endlich!" Hinagiku kam gerade aus der Tür zum Clubhaus, als Momoko sie öffnen wollte. "Was machst du denn hier?" Hina fächelte sich Luft zu. "Frische Luft schnappen!...Da drinnen kocht die Luft!...Unerträglich!...ich hatte schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr kommen!" Momoko stellte sich neben sie an die Wand und starrte in den Sternenhimmel. "Du warst es doch, die dafür gesorgt hat, dass Gabriel mich auch wirklich her bringt!" Hina grinste nur. "Ganz schön was los hier!...Man merkt, dass sie meisten aus den Ferien zurück sind!" "Wo ist Yuri?" "Wo wohl!...Sie spielt dekoratives Beiwerk!...Momoko?" Hina war plötzlich ernst. "Was?" "Hat er es noch mal versucht?...Sei bitte ehrlich!" Momoko überlegte einen Moment, entschied sich jedoch, den Zwischenfall im Strandhaus zu unterschlagen. Es war nicht abzusehen, wie Hina reagieren würde. "Nein... und ich hoffe es bleibt dabei!" Hinagiku lächelte. "Irgendwann wird dein Märchenprinz schon auftauchen!" "Glaubst du wirklich?" Momoko stellte fest, dass sie das Gegenteil hoffte und fragte sich gleichzeitig, wie sie Yousuke Fuuma mit einem Märchenprinz in Verbindung bringen konnte. "Komm las uns reingehen!...Mal sehen, was abgeht!" Sie nahm Hinagiku am Arm und zog sie nach drinnen. "Schluss Hina, ich kann nicht mehr!" Momoko hob abwehrend die Hände. Es war schon nach Mitternacht und seit sie da war, war sie mit Hinagiku auf der Tanzfläche. Im Moment hatte sie nur noch Durst und Hinagiku folgte ihr notgedrungen an die Bar, denn allein wollte sie nicht tanzen. Momoko hatte sehr schnell begriffen, dass Yousuke nicht hier war und seitdem genoss sie den Abend richtig, auch wenn Hinagiku dafür gesorgt hatte, das sie kaum noch Power hatte. Die Musik war aber auch wirklich gut und man konnte fast nichts anderes tun, als zu tanzen. Immerhin hatte es den Vorteil, dass sie unerwünschten Anmachen aus dem Weg gehen konnte, denn Hina ließ sie nicht aus. "Was willst du trinken?" Hinagiku schob sich neben Momoko auf einen Barhocker. "Das übliche!" "Whiskey-Cola?" Hina grinste nur und Momoko bestellte für sie beide. Inzwischen hatte sie bemerkt, dass man diesen Mix wirklich gut trinken konnte. "Ach...sieh mal einer an!...Wer kommt denn da?" Hinagikus Blick verhieß Momoko nichts Gutes und sie dachte nicht daran, sich um zudrehen. Hina sah sie von der Seite an. "Willst du gar nicht wissen, was ich meine?" "Wozu?" "Naja, ich dachte nur...immerhin habt ihr euch schon eine ganze Weile nicht gesehen!" "Da steht mir auch nicht der Sinn danach!" Momoko hätte Hinagiku würgen könne, als sie lachte. Sie brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass Yousuke gekommen war. Einen Moment später schob sich Yamato zwischen sie und Hinagiku, "Hi, meine Süße!...Hältst du dich an meinen Rat?" Momoko sah ihn säuerlich an. "Wenn ich dazu komme!" Yamato bestellte ebenfalls Whiskey-Cola, für sich und ganz offensichtlich für Yousuke, der sich, ohne dass Momoko es mitbekommen hatte, auf der anderen Seite neben sie gedrängt hatte. Yamato sah sie an. "Du auch?" Sie schüttelte nur den Kopf, doch Hinagiku meinte, "Ich könnt noch was vertragen!" Yamato grinste sie an. "Was soll's?...Hab heute eh schon verloren!" Momoko sah Yousuke aus dem Augenwinkel grinsen. Offensichtlich waren sie ein Rennen gefahren. Yuri hatte schon erzählt, dass die beiden es nicht lassen konnten gegeneinander anzutreten. "So zurückhaltend heute?" Yousuke ließ Momoko nicht aus den Augen und Momoko schaffte es nicht, diese Bemerkung zu ignorieren. "Wer sagt das?" Er grinste und schob ihr sein Glas hin, denn ihrs war leer. Momoko schluckte. Warum schaffte sie es nicht, ihn links liegen zu lassen? Yamato auf der anderen Seite, flüsterte fast tonlos an ihrem Ohr, "Ich hab dich gewarnt!...Lass dich nicht auf seine Spielchen ein!" Sie zeigte keine Reaktion und fragte sich, was sie wirklich wollte. Die Antwort war klar. Sie wollte Yousuke. Seit sie ihm das erste Mal begegnet war, hatte er alles andere verdrängt, sogar Kazuja. Yamato beobachtete, wie sie Yousukes Glas nahm und daraus trank. Zum ersten Mal fragte er sich, ob sie überhaupt eine Wahl gehabt hatte. Yousuke inzwischen, ließ Momoko nicht mehr aus den Augen, als er ihr das Glas wieder aus der Hand nahm und es austrank. "Also doch noch einen?" "Meinetwegen!" Yousuke bestellte und vergaß auch Hina und Yamato nicht. Hina ließ ihn nicht aus den Augen. "Na, wieder mal den Hals riskiert?" Er grinste nur. "Um Yamato stehen zu lassen, braucht es nicht viel!" Yamato ließ sich nicht provozieren. "Stimmt, man muss nur ein bisschen lebensmüde sein!" "Das glaub ich unbesehen!" Hinagiku widmete sich wieder ihrem Drink und Momoko knuffte sie in die Seite. "Übertreib es nicht!" Hinagiku grinste breit. "Montag geht die Schule wieder los!...Heute mach ich noch mal einen drauf!" "Und ich darf dich wieder heim tragen!" Momoko fragte sich langsam, was mit Hina los war. Sie hatte gehofft, dass es ihr besser gehen würde, wenn sie Zeit mit Takuro verbringen konnte, doch inzwischen bekam sie langsam den Eindruck, dass das Gegenteil der Fall war. Sie war unausgeglichener als je zuvor. Sie hakte sich bei Yamato unter. "Tanz mit mir!" Er sah sie von der Seite an und grinste. "Du kannst es nicht lassen, oder?", aber er legte ihr den Arm um die Taille und ging in den Saal hinüber, um mit ihr zu tanzen. Die Musik war nur noch leise und die wenigen Pärchen tanzten eng umschlungen. Yamato zog Momoko an sich und sie lehnte die Stirn gegen seine Schulter. "Warum lässt du dich von Fuuma platt machen?" "Mach ich doch gar nicht!", entgegnete er unwirsch. "Und warum gewinnt er dann?" "Heute war er einfach besser!" "Glaub ich nicht!" Yamato grinste. "Kannst du aber!...Und, was ist mit dir?...Hat er dich schon wieder angebaggert?" Momoko ließ sich nicht dazu herab, zu antworten und spürte, wie er lachte. Als der Song zu Ende ging er mit ihr zurück in die Bar. "Soll ich dich heim bringen?" "Willst du schon abhauen?" "Werd mich nicht mehr lange aufhalten!" "Ich kann Hina nicht hängen lassen! Sie ist zur Zeit ein wenig zickig!" "Sie kommt nicht klar mit der Trennung, das weißt du und wenn sich nichts ändert, geht es schief!...Das kannst du mit glauben!" Momoko wusste, dass er recht hatte. Weder Yousuke noch Hinagiku waren zu sehen, als Yamato sie zurück brachte und so meinte er, "Soll ich dich nicht doch lieber fahren?" Momoko sah ihn an und schüttelte den Kopf. "Sie taucht schon wieder auf!" "Okay!...Wie du willst!" Momoko schob sich wieder auf ihren Hocker und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Sie fragte sich, wo Hina abgeblieben war und als sie ein paar Minuten später immer noch nicht wieder auftauchte, beschloss sie, nach ihr zu suchen. Entschlossen trank sie ihr Glas aus und verließ die Bar um Hinagiku zu suchen. Zehn Minuten später fragte sich Momoko ernsthaft, wo Hinagiku abgeblieben war. Im Clubraum war sie nicht zu sehen und weder Yuri, noch Kotori hatten sie gesehen. Unentschlossen sah sie sich noch einmal um. "Alls okay, Momoko?" Kazuja stand plötzlich neben ihr und sah sie fragend an. Momoko spürte, wie sie rot wurde und war froh, dass es ziemlich dämmrig war. "Ich suche Hina! Hast du sie zufällig gesehen?" "Ist schon ne Weile her, aber als ich sie das letzte Mal gesehen habe, ist sie glaube ich runter zu den Toiletten gegangen!" "Danke!" Momoko wich seinem Blick aus und wandte sich ab. Kazuja sah ihr nachdenklich nach. Er hätte zu gern gewusst, was in letzter Zeit mit ihr los war. In der Hoffnung Hinagiku endlich zu finden ging Momoko erneut in den Keller des Clubhauses. Sie war schon mal da gewesen und hatte sie nicht gefunden, doch möglicherweise rannten sie nun schon seit einer Weile aneinander vorbei, doch auch diesmal waren die Damentoiletten alle leer. Langsam fragte sich Momoko, ob Hina nicht vielleicht doch einfach gegangen war. Resigniert beschloss sie zu gehen, wenn sie sie oben nicht finden würde. Sie wollte gerade wieder die Treppe hinauf gehen, als sich ein Arm um ihre Taille schob und sie in die Dunkelheit des Ganges schob. "Ich dachte schon, Yamato hätte dich mir schon wieder ausgespannt!" Yousuke drehte Momoko in seinen Armen zu sich herum und sie stemmte die Hände gegen seine Brust. "Was soll der Blödsinn?...Lass mich los!" "Keine Lust!...Wir haben noch was offen!" Momoko wusste sehr genau, was er meinte, doch sie sagte, "Nicht, dass ich wüsste, außer du hilfst mit Hinagiku finden!" "Darüber lässt sich reden!" Momoko spürte seinen Atem an ihrer Wange und einen Moment später seine Lippen in ihrer Halsbeuge. Energisch versucht sie aus seiner Reichweite zu kommen, doch das war aussichtslos. "Yousuke, hör auf mit dem Quatsch!...Ich weiß, was du bezweckst und das will ich nicht!" Er lachte. Sie konnte es nicht hören, aber spüren. "Soll ich dich überzeugen?" "Nein!" Sie versuchte überzeugend zu klingen, doch ihre Stimme war alles andere als fest. Er zog sie fester an sich und sie stellte fest, dass ihr Widerstand sehr halbherzig war. "Ich denke aber doch!" Momoko kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern. Yousuke verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Gleich darauf gab sie es auf und erwiderte seinen Kuss. Ohne lange zu zögern schob Yousuke sie durch die nächstgelegene Tür und Momoko ließ es geschehen. "Hab ich's nicht gesagt?", flüsterte er an ihrem Ohr und Momoko wollte etwas darauf sagen, doch er gab ihr keine Chance. Sie wusste, dass sie ihn aufhalten müsste und sie wusste auch, dass sie einen Fehler machte, wenn sie zuließ, was er mit ihr anstellte, doch all das hielt sie nicht auf. Sie wollte seine Hände spüren und sie wollte fühlen, was er in ihr auslöste. Momokos Arme schlangen sich um seine Taille. "Was machst du mit mir?" "Das, was ich will!" Momoko wusste, dass er recht hatte. Sie spürte ihr Herz heftig gegen ihre Brust schlagen und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter. Nie zuvor war ihr so etwas passiert. Es schien als schalte Yousukes Berührung ihren Verstand ab, denn anders konnte sie sich nicht erklären, dass sie zuließ, was er mit ihr anstellte. Yousuke hob ihr Kinn an und zwang sie ihn anzusehen, das Knie noch immer zwischen ihren Beinen, so dass sie seine eigene Erregung deutlich spüren konnte. "Und das, was du willst!", setzte er hinzu. Momoko sah ihn an und musste ihm erneut recht geben. Sie wollte von ihm berührt werden. Sie wollte ihn spüren. Ohne weiter darüber nachzudenken, schob sie ihm die Hand in den Nacken und beugte seinen Kopf zu sich herunter. "Stimmt!", flüsterte sie leise, bevor sie ihn küsste. Sie hatte keine Ahnung, was das alles bedeuten würde. Sie wusste auch nicht, wie es enden würde. Sie wusste nur, dass er der erste war, den sie wirklich wollte. Mochte sein, dass es nicht lange ging, konnte sein, dass er sie so schnell fallen ließ, wie er sie rum bekam. Momoko tat es mit einem Schulterzucken ab. Das Leben würde weiter gehen. Wenig später fand sie Hinagiku endlich in der Bar wieder. Yousuke hatte sie eigentlich nicht gehen lassen wollen, doch sie hatte ihm ohne Umschweife klar gemacht, dass sie mit Hina gekommen war und sie nicht einfach hängen lassen würde. Da änderte er auch nichts mit dem Hinweis, das Hina sie vielleicht hängen lassen hatte. "Wo hast du gesteckt?" Hinagiku sah ihr unwirsch entgegen. Sie saß mit einem ehemaligen Klassenkameraden Takuros an der Bar. "Das gleiche könnte ich dich fragen!...Ich hab dich gesucht!" "Das ist aber schon eine Weile her!...Kazuja hat es mir gesagt!" "So?...Sorry, ich war noch frische Luft schnappen!...Was denkst du...wollen wir gehen?" Hinagiku sah auf ihre Uhr. Es war schon fast zwei Uhr morgens. "Keine schlechte Idee! Kazuja und Yuri sind schon ne Weile weg!" "Na dann, beweg dich!" Hinagiku verabschiedete sich von ihrem Bekannten. "Siehst ja, sie macht Stress!...Wir sehen uns!" Momoko hob nur grüßend die Hand, bevor sie mit Hinagiku das Clubhaus verließ. "Wo hast du dich rumgetrieben?" Die laue Luft strich um Momokos bloße Schultern. Hinagikus Frage überraschte sie nicht. "Ich hab dich gesucht!...Hab ich dir doch schon gesagt!" Hina sah sie grimmig von der Seite an. "Und wen hast du gefunden?" Momoko lächelte sie an. "Wie kommst du da drauf?" "Nur so ein Gedanke!...Also, wer war es?...Fuuma?" Sie beobachtete, wie sie die Lippen schürzte und ahnte, dass sie recht hatte. "Momoko, sei vorsichtig mit diesem Kerl...Du hast so ein Talent, dir Kerle auszukucken, die dir kein Glück bringen!" Jetzt sah Momoko sie an. "Das Risiko geh ich ein!...aber...tu mir einen Gefallen, behalt es für dich, ja!" Hinagiku nickte und beobachtete, wie sie beschwingt weiter ging. Plötzlich hoffte sie, dass sie diesmal doch Glück hatte und alle anderen sich täuschten, so unwahrscheinlich das auch sein mochte. Eine halbe Stunde später war Momoko fast zu Hause. Nachdem sie Hinagiku zu Hause abgeliefert hatte, hatte sie die laue Nachtluft und die Stille genossen und war gemütlich durch die Dunkelheit geschlendert. Jetzt bog sie um die letzte Ecke, nur um erstarrt stehen zu bleiben. Am Ende der Mauer des Grundstückes, das an ihr Elternhaus grenzte stand ein Motorrad und drauf saß niemand anderes als Yousuke. Er hatte sie noch nicht gemerkt, doch Momoko konnte ihn im Licht einer Straßenlaterne deutlich erkennen. Momoko hatte keine Ahnung, wie lange sie im Schatten der Ecke stand, bevor sie sich klar wurde, dass sie sich entscheiden musste. Sie wusste, warum er da war. Sie wusste, was er von ihr wollte und sie wusste, dass er eine Entscheidung erwartete, auch wenn es eigentlich viel zu schnell ging. Langsam ging sie aus dem Schatten auf ihn zu und er wandte sich zu ihr um und sah ihr entgegen. Momoko hatte ihre Entscheidung schon lange getroffen. Das war ihr gerade klar geworden. Yousuke grinste sie wissend an, als sie vor ihm stehen blieb. "Hast du dich verfahren?" "Eigentlich nicht...ich dachte nur, du wärst schneller!" Er zog sie an sich. "Du weißt, was ich von dir will!...Du weißt, warum ich hier bin!" Momoko lächelte. "Bist du sicher?" Sie spürte seine Zähne zärtlich in ihrer Schulter. "Ja!...Ganz sicher!" Seine Hände glitten unter ihr Shirt und streichelten ihren Rücken. "Zu mir oder zu dir?" Momoko lehnte sich gegen ihn und fragte sich, ob sie sich wirklich sicher war. Yousuke sah sie an und seine Rechte begann ihre Brust zu liebkosen. "Muss ich dich erst überzeugen?" Sie erwiderte seinen Blick und wieder machte sich eine gewisse Unsicherheit in ihr breit, doch schnell warf sie alle Bedenken über Bord. "Nein!...Komm schon...was trödelst du?" Unerwartet war sie ihm entwischt und ging aufs Haus zu. Yousuke sah ihr einen Moment lang nach, bevor er das Motorrad tiefer in den Schatten schob, den Schlüssel abzog und ihr folgte. Momoko war schon im Haus, doch die Tür war noch offen und das Flurlicht schimmerte durch den Spalt. Yousuke zog sie hinter sich zu und sah aus einem angrenzenden Zimmer ebenfalls Licht scheinen. Er ging ins Wohnzimmer und sah sich da um. Momoko war in der Küche. "Willst du noch was trinken?" "Was hast du denn?" Momoko stellte eine Falsche Coke aus dem Kühlschrank auf den Tresen und holte eine Falsche Whiskey aus der Hausbar ihres Vaters, die noch von den Partys, die sie mit Hina und Yuri gefeiert hatte, übrig war. Er lächelte schief. "Dazu lass ich mich doch gern über reden!" Momoko stellte zwei Gläser daneben. "Tust du eigentlich auch was?" Sie legte die gekreuzten Arme auf den Tresen, stützte das Kinn darauf und sah ihn an. Yousuke zögerte nicht lange, gab einen Schuss Whiskey in die Gläser und füllte mit Cola auf. "Voila, Madam!" Er hielt ihr eins der Gläser hin und Momoko stieß mit ihm an. "Du überraschst mich immer wieder!...Das muss ich ehrlich zu geben!" "Wieso?" "Weil du immer wieder Aktionen startest, die ich dir nie zutrauen würde!" Momoko hob die Brauen. "Klingt ja gefährlich!" Nun war sein Blick ein wenig spöttisch. "Ist es auch!...Man weiß nie, was als nächstes kommt!" Er war ehrlich und das war selten und überraschte ihn selbst ein wenig, doch etwas sagte ihm, dass er bei Momoko anders nicht weit kommen würde, weil sie nicht so leicht zu täuschen war. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Ist keiner da?" Jetzt war es an Momoko zu grinsten. "Keiner außer Jamapi!...Und der reicht als Wächter!" Yousuke warf dem Kater auf dem Sofa, der ihn seit er eingetreten war aus fast geschlossenen Augen beobachtete, einen Blick zu. "Das glaube ich unbesehen!" Momoko kam aus der Küche und ging zum Sofa, um dort auf die Knie zu gehen und Jamapi zu streicheln. Yousuke konnte nicht hören, was sie flüsterte. "Ich weiß, dass es dir nicht passt, mein Süßer!...Aber ich weiß schon, was ich tue!" Jamapi sah sie an und war sich da nicht so sicher. Yousuke hatte sich nicht verändert. Er war noch immer kalt wie Eis und der Sinn seiner Aktionen war klar. Er konnte einfach nicht begreifen, wieso sie das tat. "Heh, Katerchen!...Ein kommen und gehen! Das weißt du doch!...Es ist nicht für die Ewigkeit, das ist mir schon klar!...Aber ich kann damit leben!" Jamapi sah sie an und Momoko hätte schwören können, dass er traurig aussah. Nicht zum ersten Mal wunderte sie sich über ihren Kater. Jamapi sah ihr nach, als sie sich aufrichtete und zu Yousuke hinüber ging. Er fragte sich, ob sie am Ende wirklich damit leben können würde. Als Yousuke ihr den Arm um die Taille schob begann er jedoch zu ahnen, warum. Es war noch immer das selbe. Es war seine typische Art, sie zu nehmen. Er mochte nicht mehr der selbe sein, doch er hatte sie noch immer in der Hand, das war nicht gut, doch Jamapi wurde klar, dass sie keine Wahl hatte. Es gab Dinge, die konnte man nicht auslöschen. Gefühle und Gesten gehörten wohl dazu. Momoko und Yousuke fielen aufeinander zu, so wie immer. Yousuke sah in ihre blauen Augen. "Und, hast du deinen Aufpasser überzeugt?" Sie schürzte nur die Lippen und spürte seine Finger auf ihre Haut. Yousuke Rechte strich über ihren Rücken zu ihrem Nacken und spielte in ihrem Haar, als er den Kopf senkte und sie küsste. Momokos Finger krallten sich in die Jacke, die er noch immer an hatte. Plötzlich hatte er das Gefühl beobachtete zu werden. Ohne inne zu halten sah er zum Sofa hinüber, nur um dem intensiven Blick des Katers zu begegnen. Yousuke wusste nicht, warum ihm das Unbehagen verursachte. Mit einem Ruck hob er Momoko auf seine Arme und verschwand durch die Tür zum Flur, die er bewusst zuschob, bevor er sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer trug. Jamapi blieb allein zurück, doch das war gleich. Die Würfel waren schon lange gefallen. Er fragte sich nur noch, was Momoko diese Liaison bringen würde. Stunden später lag sie in seinen Armen. Yousuke schlief, doch er hielt sie fest und schien nicht die Absicht zu haben, sie so schnell loszulassen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Nie hatte sie erwartet, dass es so sein würde. Er hatte ganz genau gewusst, dass es das erste Mal war und etwas sagte Momoko, dass sie es nicht besser hätte treffen können. Zärtlich, ungestüm, erfahren und auf eine Art Rücksichtsvoll, die sie ihm gar nicht zugetraut hätte. Es war nicht schlimm gewesen und der Schmerz war so schnell vergangen, dass sie nur noch eins interessiert hatte. Sie wollte alles und sie wollte mehr. Irgendwann hatte sie ihn leise lachen hören. "Hab ich's nicht gesagt?" "Was?" "Man weiß nie, was als nächstes kommt!" Nun musste auch Momoko lachen. "Na und?" "Genau richtig!" "Was?" "Du...du bist genau richtig!..." Momoko schloss lächelnd die Augen, als sie daran dachte. "Das Kompliment kann ich bedenkenlos zurück geben", hatte sie erwidert und sie wusste, dass es die reine Wahrheit war, nicht wirklich ahnend, worauf sie sich damit einließ. Michael starrte in den sternklaren Himmel und hatte zum ersten Mal das Gefühl, ein wirklich dreckiges Spiel zu spielen. Er sollte Momoko nicht aus den Augen lassen, doch er konnte nicht mit ansehen, wie die beiden in den Kreislauf eintraten, der ihr Schicksal besiegelte. Nicht umsonst hatte er ganz zu Anfang versucht, sie aufzuhalten, doch die Macht von Wind und Wasser waren zu stark in ihrer Seele und es war ihm unmöglich gewesen sich ihr verständlich zu machen. Jetzt musste sie durch die Hölle. Die Täuschung war gelungen. Beide waren der projizierten Illusion aufgesessen, denn das war der schwierigste Teil der Geschichte gewesen. Die körperliche Erfahrung, die sie beide gemeinsam besaßen zu überlisten, war schwierig. Erinnerungen konnte man löschen, Gefühle verdrängen, doch rein körperliche Erfahrungen aus einem Wesen zu löschen, war ein Problem. Michael vermutete, dass Raphaels Erinnerungen überlagert waren und Momokos Glauben, das es das erste Mal war sie das, was sie fühlte auf ihre Unerfahrenheit schieben ließ. Die Situation war verfahren, denn Michael hatte nicht die geringste Ahnung, was geschehen würde, falls auch noch der Bloodreact eintrat, auch wenn er noch immer strikt bezweifelte, das Raphael zu einer Geste des Vertrauens, denn das waren die verschränkten Hände, fähig war. Er benutze nur. Er wollte kein Vertrauen, doch die Frage war, wie lange Momoko das durchhalten würde. Seine Aufgabe war es, Momoko Hansaki zu beschützen, ganz gleich, was sie tat und das machte ihn relativ sicher, dass es hart werden würde und sie seinen Schutz sehr nötig haben würde, doch er fragte sich noch immer, worauf es hinaus lief. Raphael war er selbst, so arrogant, kalt, gierig und rücksichtslos, wie immer, doch sie stürzte auf ihn zu, wie eine Sternschnuppe, obwohl sie ihn mit offenen Augen so sah, wie er war. Michael konnte nicht verstehen, warum, auch wenn ihm klar war, dass sie glaubte, es wie eh und je ohne Gefühle überstehen zu können. Bisher war sie dieses Risiko nie eingegangen, doch langsam begann er zu ahnen, dass es genau darauf hinauslaufen würde und etwas sagte ihm, dass es dann wirklich hart werden würde. Er starrte durch das Fenster auf die beiden eng umschlungen schlafenden Gestalten. Raphael war ihr ungewöhnlich nah und das war untypisch für ihn, doch es war wohl so, dass selbst ER nichts gegen alte Gewohnheiten tun konnte. Die Frage war, was es bedeutete. Bedeutete es das, was Gabriel behauptete - dass er nur bei ihr sein wollte? Michael wischte den Gedanken bei Seite. Raphael würde sich nie ändern. Niemals würde ihm ein anderer Mensch, selbst wenn er die Seele des Engels der Liebe besaß, näher sein, als er selbst. Er war ein Narzisst und würde es in Michaels Augen immer bleiben. Doch die Zweifel blieben. Was, wenn er es wirklich nur aus einem einzigen Grund getan hatte, einem der mehr bedeutete, als Ehre, Macht und das Dasein als sphärisches Wesen? Einem, den Michael nicht einmal im Ansatz verstehen konnte? Was, wenn er es aus Liebe getan hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)