Eine zweite Chance von Yuugii (Valon/Mai) ================================================================================ Kapitel 11: Caught in the Dark ------------------------------ Plötzlich ein Beben, die Erde bewegte sich und man hörte von Weitem die Schreie einiger Besucher des Kaiba Parks. Unbeholfen stolperte ich hin und her, spürte wie Valons starke Arme mich zu ihm zogen und mir Halt gaben. Während er mich so in seinen Armen hielt, fühlte ich mich sicher, wusste, dass mir nichts geschehen konnte. Innerlich wurde mir heiß aufgrund dieser plötzlichen Nähe, doch dieses Mal ließ ich es zu, genoss seine Nähe und die Sicherheit, die er mir gab. Er selbst bemühte sich darum, nicht zu straucheln und trotzte dem Beben, spielte den mutigen Helden, der seine Prinzessin vor einem Ungetüm gerettet hatte. Was für ein kindischer Gedanke, kam es mir selbst in den Sinn. Mein Herz raste unaufhaltsam vor Aufregung. Reflexartig krallte ich mich an ihm, suchte nach Schutz, aus Angst, dass dieses Beben das Ende der Welt sein könnte. In all der Zeit, in der ich nun in Amerika lebte, hatte ich noch nie ein solches Erdbeben erlebt. Eigentlich war es mein erstes Beben überhaupt, dementsprechend nervös verhielt ich mich auch. Endlich beruhigte sich Mutter Erde und auch die panischen Schreie der Besucher nahmen langsam ab, wobei ich mir sehr sicher war, dass der Großteil sich nun endgültig verabschieden und Schutz in ihrem Zuhause aufsuchen würde. Wäre ich keine Teilnehmerin des Turniers gewesen, hätte ich vermutlich genauso gehandelt. Obwohl das Beben vorbei war, hielt Valon mich noch immer fest umklammert. Einige Sekunden genoss ich es, ihm so nahe zu sein, doch dann holte mich die Realität ein, mir wurde bewusst, wo wir uns und in welcher Situation wir uns befanden. Ruckartig befreite ich mich von ihm, tapste unbeholfen einige Schritte von ihm weg, ehe ich mich umdrehte und leise „Danke“ flüsterte. Mein Gesicht war unangenehm heiß, ich wusste, dass ich rot angelaufen war. Auf diese Art und Weise gehalten zu werden, war so neu und ungewohnt für mich, jedoch konnte ich nicht verleugnen, dass ich gerne weiter seine Nähe genossen hätte. Mein ganzer Körper wurde von wohligen Schauern übermannt, ein angenehmes Kribbeln verblieb an der Stelle, wo seine starken Hände meine Haut berührt hatten und ich drängte mich selbst dazu, endlich wieder zu klaren Verstand zu kommen. Erst nachdem ich mir sicher sein konnte, dass mein Gesicht wieder eine normale Farbe angenommen hatte, drehte ich mich zu ihm um, fixierte ihn, bewegte langsam meine Lippen, um ihm zu erklären, was nun zu tun war. Das plötzliche Beben war beängstigend, doch wir wussten, dass wir jetzt nicht zögern durften. Immerhin war dieser kleine Teufel noch immer frei unterwegs, gefährdete wissentlich Menschenleben, was wir verhindern mussten. Als frühere Mitglieder der DOMA Organisation fühlten wir uns dazu verpflichtet, diesem Spuk ein Ende zu bereiten, damit endlich Frieden einkehren konnte. Es war eine Verantwortung, die nur uns beiden zuteil wurde. Etwas, das uns verband. Mokuba, der zu Boden gefallen war, rappelte sich nun wieder auf, klopfte den Staub von seiner Kleidung, atmete tief ein und wieder aus, ehe er seinen Arm in Richtung des größten Gebäudes hob und mit seinem Zeigefinger auf das Dach wies. Folgsam richteten wir unsere Blicke in diese Richtung. Purer Schock überkam mich, meine Augen weiteten sich vor Schreck, als ich den schwarzen Nebel über dem Gebäude sah, aus dem einige Blitze gefährlich schossen. Unsicher ging ich einen Schritt zurück. Dieser dunkle Nebel erinnerte mich an das Reich der Schatten, an all die Qualen und Pein, die ich dort erlebt hatte und wieder fühlte ich diese aufkommende Schwäche, die wie eine Welle über mich herein brach und drohte mich zu verschlucken. Wieder war ich vollkommen hilflos und diesem traumatischen Erinnerungen ausgesetzt, die mich seit Langem fesselten. Auf einmal spürte ich Valons starke Hand, die er behutsam auf meine schmale Schulter legte. Dass er mir ein warmes Lächeln schenkte, konnte ich nicht sehen, da ich einige Sekunden brauchte, um zu realisieren, dass diese Illusion vor meinem geistigen Auge keine Realität war. Kurz zuckte ich zusammen, dann verschwand mein Zittern und ich sah ihn an. Zum ersten Mal seit Langem, hatte ich diese überwältigende Furcht abschütteln können und ich konzentrierte mich auf unsere Aufgabe. Hastig liefen wir zu dem riesigen Gebäude, eilten die Treppen hinauf, vorbei an den pompösen gar eindrucksvollen Statuen der weißen Drachen und betraten das Bauwerk durch die elektronische Eingangstür, die aufschnellte, als wir uns näherten. Mokuba folgte uns keuchend. „Sollen wir den Aufzug nehmen?“, fragte Valon und sah uns beide an. Mokuba schüttelte den Kopf, versuchte wieder zu Atem zu kommen. „Das ist zu gefährlich. Könnte sein, dass das Beben Auswirkungen auf den Aufzug hatte. Die Treppe ist sicherer“, erklärte er, während er immer wieder nach Luft schnappte. Durch seine rosigen Wangen sah er recht niedlich aus, beinahe wie ein kleines Kind, obgleich er auf dem Weg zum Mann war. „Gut, beeilen wir uns! Bestimmt ist Yuugi da oben!“ In aller Eile liefen wir die Treppen hoch, immer mehr Stufen erwarteten uns und meine Beine wurden schwerer und schwerer. Wie viele Stockwerke hatte dieses Gebäude eigentlich? So langsam bekam ich das Gefühl, dass wir endlos hinauf liefen und unserem Ziel kein Stück näher kamen, so, als rannten wir im Kreis. Rasch schüttelte ich diesen Gedanken ab, setzte einen Fuß vor den anderen, während ich mich mit einer Hand am Gelände festkrallte, um mich so hoch zu schleppen. Schon bald war jeder Schritt eine Qual. Valon ächzte, ihm lief der Schweiß die Stirn herunter und er blieb verzweifelt stehen, beugte sich vor und stützte sich an seinen Knien ab, gab alles dafür, um endlich wieder zu Luft zu kommen. Vorhin war er begeistert hoch gerannt und nun blieb ihm die Puste weg. Angestrengt ließ er sich fallen, setzte sich auf einer Stufe ab und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen. „Wie viele Stockwerke sind es denn noch?“, wimmerte er und betrachtete nun Mokuba. „Irgendwas ist komisch. Wir hätten längst oben sein müssen!“ „Das Treppenhaus ist eigenartig, nicht wahr?“, verlieh ich meiner Vermutung Ausdruck. Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt, ich hatte das Gefühl, dass jeden Moment ein Monster aus einer Ecke springen und mich anfallen würde. Dann ein knallendes Geräusch und das Licht war weg. Wir alle schreckten auf, ängstlich sahen wir uns um. Es schüttelte mich, instinktiv legte ich meine Arme um mich, wandte den Blick nach oben, dann wieder nach unten, betrachtete das Treppenhaus eingehend, bis ich zum Schluss kam, dass es unmöglich war, nach ganz oben zu kommen. Glücklicherweise gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich nahm meine Umgebung langsam wieder schemenhaft wahr. Es war nur eine Vermutung, doch ich glaubte zu wissen, dass Akito sich auf dem Dach gegen Yuugi duellierte und nicht von uns gestört werden wollte. Nachdenklich rieb sich Valon die Schläfen. Er sagte nichts, doch ich wusste, dass wir dasselbe dachten und fieberhaft nach einem Ausweg aus diesem scheinbar endlosen Labyrinth suchten. Mein Blick wanderte umher, verzweifelt klammerte ich mich an die Hoffnung so etwas wie einen Ausweg zu finden, damit wir endlich Yuugi zu Hilfe eilen konnten. Natürlich war es fraglich, ob er unsere Hilfe brauchte, doch es bereitete mir große Sorge, dass sein Gegner ein Teufel war, ein bestialischer Dämon geleitet von einem animalischen Stein, der weder Reue noch Mitgefühl kannte, der in den Menschen nichts weiter als Nahrung sah. Wortlos machten wir uns wieder auf den Weg, als wir im nächsten Stockwerk ankamen, entschieden wir uns dazu, die Tür zu öffnen, obwohl wir nicht wussten, wohin sie uns führte. Zögerlich legte Valon seine Hand auf dir Türklinke, es schien, als sammelte er noch einmal all seine Kräfte, ehe er endlich diese Pforte in die Hölle öffnete und sich ein neuer Weg vor uns eröffnete. Und das war sie tatsächlich! Die reinste Hölle! Doch wir wussten, dass es keinen anderen Weg gab, selbst, wenn wir es gewollt hätten, hätten wir nicht zurückgehen können, da die Tür hinter uns sich plötzlich auflöste und wir dazu gezwungen waren, voranzuschreiten. Valon stellte sich schützend vor mich. Es machte mich einerseits rasend, dass er mich für so schwach und zerbrechlich hielt, doch andererseits fühlte ich so etwas wie eine tiefe innige Verbundenheit tief in meinem Herzen ihm gegenüber erblühen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf Mokubas Schulter, der sich leicht panisch und neugierig zu gleich umsah. Die Dunkelheit machte es uns unmöglich, alles genau zu erkennen, allerdings wussten wir, dass es gar nicht nötig war, alles zu sehen, um uns sicher sein zu können, dass wir in großer Gefahr schwebten. Endlich fassten wir den Entschluss weiter zu gehen, als plötzlich Mauern aus dem Boden hoch in den Himmel wuchsen und uns den Weg versperrten. Erschrocken keuchte ich auf, machte einen großen Schritt rückwärts und betrachtete die steinerne Wand, die uns am Voranschreiten hinderte, unsere Hoffnung jäh vernichtete. „Was ist das...?“, kam es Mokuba erschrocken über die Lippen. Die Ungewissheit hinterließ ihre Spuren auf uns. Diese scheinbar lebensbedrohliche Situation, in der wir uns befanden, machte uns alle langsam wahnsinnig. Wir wussten nicht, wohin der Weg uns führte oder was wir tun mussten, um endlich dieses Labyrinth zu verlassen. Gereizt schlug der Brünette auf die Wand ein. Daraufhin machte er eine Pause, lehnte seine Stirn gegen die kalte Wand und schien nachzudenken. Ohne vorher Anstalten gemacht zu haben, schlug er erneut auf das feste Mauerwerk ein, wieder und wieder und wieder. Erfüllt von Verzweiflung kam ich ihm näher, packte seine Schulter und riss ihn gegen seinen Willen um, damit er mir ins Gesicht sehen konnte. „Hör auf damit! Das bringt doch nichts!“, ermahnte ich ihn und erfasste seine Hand. Seine Handknöchel waren durch die enorme Wucht beim Aufprall gegen das harte Gestein gerissen. Blut tropfte auf den Boden. Vorsichtig nahm ich seine Hand in meine Hände, betrachtete seine Wunden eingehend, ehe ich dann den Kopf wieder hob und ihn flehend ansah. Er wusste, was ich sagen wollte, ohne, dass ich es aussprechen musste. Mokuba, der bis eben die Wand abgetastet hatte, näherte sich uns. Sorge lag in seinem Blick und seine Lippen formten einen umgekehrten Amorbogen. Unsere Lage schien aussichtslos. Waren wir etwa dazu gezwungen, so lange zu warten, bis das Duell der beiden beendet war? Mein ganzes Sein weigerte sich diesen Umstand zu akzeptieren. Ich wollte fliehen, einfach nur weg von hier, doch es wäre egal, wohin ich lief, ich würde nirgendwo ankommen. Mit einem Taschentuch tupfte ich seine Wunde ab. Sein Gesicht umspielte eine dezente Röte, es war ihm nicht unangenehm von mir auf diese Weise versorgt zu werden, viel eher genoss er die Aufmerksamkeit und die Berührungen, die ich ihm zuteil werden ließ. Normalerweise hätte ich ihn am liebsten ausgeschimpft, ihn ermahnt solche Dummheiten nicht zu tun, aber was hätte es gebracht? Nichts. Rein gar nichts. Er war nun mal ein Idiot. „Hey, ihr Turteltauben...“, kam es von Mokuba, der schelmisch grinste. Sofort senkte ich den Kopf vor Scham, ließ Valons Hand los und drehte mich zu dem Frechdachs, der noch immer abwartend in unsere Richtung sah und sich sein neckisches Kichern nicht verkneifen konnte „Wir sind keine Turteltauben!“, verteidigte ich mich und stapfte einmal erbost auf. „Schon klar“, antwortete mir Mokuba, seine Stimme klang äußerst keck und herausfordernd. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, sprach er weiter. „Hier scheint so etwas wie ein Eingang zu sein. Schaut mal.“ Ein riesiges Tor, einige Meter weiter in dem gigantischen Mauerwerk eingelassen, erhaschte unsere Aufmerksamkeit. Prüfend betrachtete ich es, legte zögerlich eine Hand auf das eiskalte Metall und tastete es ab, als wollte ich einen Schalter finden, der diesen Eingang öffnete. Durch das fahle Licht, das uns umgab, fiel es mir schwer, zu erkennen, was für Muster sich auf dem Metall befanden und herauszufinden, ob sie ein Teil für des Rätsels Lösung waren. Valon trat nun auch an das große Tor, verschränkte seine Arme, kniff die Augen ein wenig zu und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. Unser nächster Zug musste wohl überlegt sein, wenn wir uns nicht weiter im Netz des Feindes verheddern wollten. Blitzartig kam Valon dem eisernen Tor näher und trat mit voller Kraft dagegen. Mokuba und ich wollten ihn noch aufhalten, doch ein lautes Geräusch war zu vernehmen und ein Echo, das noch lange nachhallte. „Spinnst du, oder was?!“, keifte ich ihn an und zog ihn von dem Tor weg, hätte ihm am liebsten eine verpasst. „Mai hat recht, Valon! Mit Gewalt kommen wir nicht voran!“ Zu unser aller Überraschung ertönte ein lautes quietschendes Geräusch. Das riesige Tor öffnete sich schwerfällig und ein eisig kalter Luftzug erwischte uns. Schützend hob ich meine Arme vor mein Gesicht, als der Wind uns erfasste und mein Haar wild hin und her tanzte. Dann richteten wir alle unsere Blick in Richtung des Tores. Valon lachte erheitert. „Ich weiß gar nicht, was ihr habt! Funktioniert doch prima!“ Stolz stemmte er seine Hände in die Hüften, lachte erneut auf. Etwas genervt, dass seine rabiate Art tatsächlich ein Wunder gewirkt hatte, stieß ich ihm in die Seite, so dass er kurz zusammenzuckte und keuchte. Er sollte bloß nicht glauben, dass rohe Gewalt immer eine Lösung war. Es war purer Zufall, dass das alte Tor vor uns sich geöffnet hatte, zumindest wollte ich mir das einreden. Ich blickte durch das Tor, ein dichter Nebel lag vor uns und Geheimnisse, die nur darauf warteten, von uns entdeckt zu werden, stets wissend, dass das Böse uns im Nacken saß und jederzeit zubeißen konnte. Hart schluckend sahen wir einander an, dann nahmen wir die Herausforderung des Dämons widerwillig an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)