Ein neuer Blickwinkel von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Kapitel 6: Ein eigenartiges Mädchen ----------------------------------- Kapitel 6: Ein eigenartiges Mädchen „Alles was die Menschheit je tat, dachte, erlangte oder gewesen ist, liegt wie verzaubert zur Aufbewahrung zwischen den Seiten von Büchern. Sie stellen das ausgewählte Geistesgut des Menschen dar.“ (Thomas Carlyle) Finns Sicht: Ich konnte nur lächelnd den Kopf schütteln, als das Mädchen wieder ging. Sie war irgendwie eigenartig, ich konnte es nicht wirklich beschreiben. Doch auf der einen Seite wirkte sie so unbeholfen und dann war sie doch wieder selbstsicher. Anscheinend wusste sie nicht wirklich was sie sagen sollte oder sich verhalten wollte und dann schien es ihr doch nichts ausgemacht zu haben, wenn ich mit nacktem Oberkörper vor ihr stand. Selbst Mutter und Rebekah drehten sich immer weg. „Sie ist wunderschön, oder? Ich meine auf so übernatürliche Weise. Ihre Haut“, meinte Henrik nachdenklich. Ich wusste das seine Faszination nicht darauf beruhte, das er an ihr interessiert war, sondern einfach nur weil sie so außergewöhnlich war. Auch mir war das schon aufgefallen, als ich sie den Abend zu Ayannas Hütte getragen hatte. Da war wenig Dreck an ihr gewesen und ihre Haut war in der Tat sehr weich. Ihre Hände waren makellos und genauso ihre Haut. Ihre Haare waren zwar etwas zerzaust gewesen, doch glänzend und kräftig. Sie sah aus, als hätte sie nie in ihrem Leben gearbeitet. Als wäre sie eine Art Engel, der nur hier war, um uns mit seinen Anblick zu erfreuen. Ich hatte immer gedacht, das Rebekah ein schönes Mädchen war, doch Tatia hatte etwas, das weit weg von allem stand. Sie war so zart und zerbrechlich, das man Angst hatte, wenn man sie zu sehr anpackte, sie unter den Finger verschwinden würde. „Wunderschön, makellos, vollkommen“, stimmte ich meinem jüngsten Bruder zu. Er lächelte und wenn er an sie dachte, dann verstand ich es. Bei den Gedanken an ihr konnte man einfach nur lächeln. Henrik legte ein weiteres Holzstück auf den Baumstumpf und wir begannen erneut mit unserer Arbeit. Sobald ich es gespalten hatte, stapelte Henrik die kleinen Holzstücke auf einen Haufen, an der Holzwand. So teilten wir uns die Arbeit. Auf Dauer war sie anstrengend und schweißauftreibend, weswegen ich mir auch das Hemd ausgezogen hatte. Elijah, Niklaus und Kol übten sich im Schwertkampf. Sie nutzten die Zeit, in der Vater heute auf der Jagd war. Mutter dagegen war irgendetwas mit Rebekah sammeln gegangen. Als Henrik und ich am Abend ins Haus traten waren nur Esther und Rebekah schon da. Rebekah war am kochen und Esther saß am Tisch und schien etwas zu schreiben. Wieso tat sie das? Ich warf ein paar Holzstücke unter den Kessel, in dem Rebekah etwas kochte. „Äh… Finn! Du stinkst widerlich!“, warf sie mir vor und grinsend packte ich sie und drückte ihr ein Kuss auf die Wange. Meine kleine böswillige Schwester. Zu uns war sie immer verdammt frech, aber wenn es um Vater oder andere außerhalb der Familie ging, dann war sie ganz still. „Was machst du da, Mutter?“, fragte ich neugierig nach. Kurz sah sie von ihren Aufzeichnungen auf. Sie schrieb in ein großes Buch, in das wir sonst immer nur den Mondzyklus und andere Naturereignisse einschrieben. „Ich übernehme eine gute Idee von Ayanna. Sie hat vor alle ihre Zauber aufzuschreiben und was dafür notwendig ist, so dass unsere Nachfahren aus unserem Wissen lernen können“, erklärte sie mir. Ich blinzelte überrascht. Was für ein interessanter Gedanke, aber wenn ich mich genau in ihm vertiefte, dann klang es wahrlich sehr nützlich. Henrik lief zu Mutter und sie schenkte ihm ihre Aufmerksamkeit. „Mama, wir haben einen Engel gesehen. Es gibt wirklich welche. Sie ist so wunderschön, noch schöner als Rebekah.“ Unsere Schwester verzog das Gesicht. So hätte Henrik es vielleicht nicht ausdrücken sollen. Natürlich wussten wir, dass er es nicht böse meinte, aber er sagte immer die Wahrheit, meist allerdings etwas übereifrig. In dem Fall hatte die Wahrheit Rebekah verletzt. Ich setzte mich zu Mutter an den Tisch, die mich fragend ansah. „Er meint das Mädchen, das Ayanna letztens gefunden hatte und wo sie mich bat ihr zu helfen. Ihr Name ist Tatia, sie kam vorbei, um sich bei mir zu bedanken“, erklärte ich den Sachverhalt. Mutter sah mich interessiert an. „Ist sie wirklich so schön?“, fragte meine Mutter nach, da Henriks Blick auf Frauen doch ein wenig getrübt war. Er sah sie nicht so, wie ich und meine anderen Brüder. Ich dachte darüber nach, wie man schön definieren sollte. Durch Tatia bekam Schönheit eine ganz neue Bedeutung. „Sie ist anders, als jedes Mädchen, das ich je gesehen habe und ehrlich, sie ist tatsächlich atemberaubend schön. Nicht vergleichbar mit einer anderen.“ Sowas wie sie hatte ich noch nie gesehen. Ihre Haut war so blass, gar nicht überzogen von Schmutz und die Sonne schien ihr nichts anzuhaben. Vielleicht hatte sie aber wirklich noch nie in ihrem Leben gearbeitet. Sie schien wirklich nicht geschaffen dafür zu sein. „Wer ist atemberaubend schön?“, fragte Kol nach, der mit Elijah und Niklaus hereinkam. Ich hatte sie gar nicht bemerkt. Ich drehte mich zu ihnen um. „Das Mädchen, dem ich geholfen habe. Sie kam heute vorbei, um sich zu bedanken“, erklärte ich ihnen. Gerade als sie weiter nachfragen wollten, kam Vater durch die Tür herein und sofort verstummten all unsere Worte und die, die wir hatten sagen wollen. Bei Vater mussten wir aufpassen was wir sagten, denn jedes Wort konnte uns im Mund verdreht werden und gegen uns verwendet werden. Deswegen zogen wir es vor, meist ganz zu schweigen. Besonders von Frauen sollten wir nicht anfangen, sonst kamen wir sofort auf das Thema, warum noch keiner von uns verheiratet war und das wollten wir ganz gewiss nicht. Vater drängte uns beinah täglich dazu, endlich uns eine Frau auszusuchen. Elijah, Niklaus und Kol gingen Vater schnell aus dem Weg. Besonders Niklaus schaffte es schnell die Wut unseres Vaters auf sich zu ziehen, aber auch Kol war darin nicht untalentiert. Er sah sie beide als unvernünftig und kindisch an. Mutter klappte das Buch zu und legte es mit den anderen Schreibsachen weg, wahrscheinlich auch in der Hoffnung dass es nicht zur Sprache kam. Vater stufte schnell Dinge als unwichtig und unnütz ein und dann hatten wir sie gefälligst zu unterlassen. Er setzte sich mit an den Tisch, an der Stirnseite. Henrik setzte sich leise neben mich, bemüht keinen Ton von sich zu geben. Seine Schüchternheit gegenüber allen außerhalb der Familie rührte vor allem unseren Vater her. Wir alle hatten Respekt und auch Angst vor ihm. „Wann ist das Essen fertig?“, fragte er in Rebekahs Richtung, die ab und zu etwas im Kessel umrührte. „In kürze“, gab sie leise zurück, aber man konnte es gut in dieser Stille hören. Schweigend setzten wir uns alle an den Tisch und redeten nur, wenn Vater uns dazu aufforderte. So hingen wir alle unseren Gedanken nach und meine wanderten zu dem eigenartigen Mädchen mit ihrem Sohn. Auch wenn sie unsicher gewirkt hatte, so war ihre Haltung doch so locker gewesen, dass es sich bei ihr nur um ein glückliches Mädchen handeln konnte. Ihr ganzes Aussehen sprach dafür. Sie schien ganz anders als wir zu sein. Es gab einfach kein Vergleich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)