Ein neuer Blickwinkel von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Kapitel 11: Ganz anders ----------------------- Kapitel 11: Ganz anders „Ein Flirt ist wie eine Tablette: Niemand kann die Nebenwirkungen genau vorhersagen.“ (Cathérine Deneuve) Elenas Sicht: Ich hatte Gideon neben mir auf eine Decke abgesetzt und immer wieder versuchte er davon herunter zu kommen, was ihn auch das Öfteren gelang, sodass ich ihn oft zurücksetzen konnte. Er entdeckte anscheinend für sich gerade das Krabbeln und wollte mich anscheinend in den Wahnsinn treiben, in dem er immer wieder versuchte abzuhauen. So hatte ich damit begonnen, ihn in das mit einzubeziehen, was ich tat. „Das hier ist Wermutkraut. Ayanna hat mir erzählt es ist eine Heilpflanze und das sie bei Kopfschmerzen, Gelbsucht und Entzündungen hilft, aber auch die Verdauung, den Appetit und… ähm… die Menstruation fördert, doch dieses Problem wirst du glücklicherweise nie haben. Da kannst du froh sein, es ist manchmal wirklich schmerzhaft und unangenehm. Stimmungsschwankungen bringt es auch bei einigen mit sich.“ Bis jetzt verstand Gideon sowieso noch nichts von dem was ich sagte, so konnte ich so offen bei diesem Thema sein wie ich wollte. „Irgendwie kann ich nichts davon bezeugen, aber ich weiß dass man diese Pflanze in Griechenland der jungfräulichen Göttin Artemis weiht. Sie ist die Göttin der Jagd und gehört zu den zwölf olympischen Göttern“, erzählte ich ihm etwas allgemeines das ich wusste. Über die griechischen Götter wusste ich einiges, weswegen ich Gideon einiges davon erzählen konnte, auch ein paar Sagen. Ich buddelte in der Erde und pflanzte einige ein, meine Hände sahen bereits sehr toll aus, aber die Sonne schien und so war es warm und kaum unbequem. Gideon wollte gerade zu mir krabbeln, weswegen ich meine Hand zu ihm ausstreckte und ihm mit meinem dreckigen Finger auf die Stirn tippte, sodass er dort etwas Erde abbekam. „Bleib mal da, Kleiner. Oder willst du mir unbedingt helfen?“, fragte ich und erhielt ein Glucksen, was zwar nicht wirklich aussagekräftig war, doch ich nahm ihn zu mir und setzte ihn zwischen meine Beine. Ich ließ seine kleinen Finger die Schaufel umschließen und grub so mit ihm zusammen ein Loch, was ihn sehr zu gefallen schien. „Das ist eine Schaufel, mein Kleiner. Das was mir machen nennt man graben oder auch buddeln, wenn du willst und das worin wir hier ein Loch buddeln, das nennt man Erde. Die ist dreckig, aber mit Wasser zusammen das wichtigste auf der Welt, denn sie gibt allen Pflanzen Nahrung und die können wir dann essen“, erzählte ich ihm. Zusammen schaufelten wir die Erde daneben und ich widmete mich der nächsten Pflanze, die wir einbuddeln würden. Vorher aber zeigte ich ihm die Pflanze noch und hielt sie ihm vor Augen. „Das ist Thymian, ebenfalls eine Heilpflanze. Sie wird aber auch als Gewürz oder Tee verwendet. Meine Mutter hat ihn mir aufgezwungen, wenn ich Husten oder Lungenschmerzen hatte, aber ganz unter uns gesagt, wer sowas freiwillig trinkt oder es anderen gibt, der foltert auch kleine Kinder“, sagte ich ihm belustigt und erinnerte mich schmerzlich daran wie ich immer gezwungen wurde, das Zeug zu trinken. Es war einfach nur grauenvoll gewesen. „Ach, ist das tatsächlich so? Das wusste ich ja gar nicht. Du bringst deinen Sohn ja interessante Dinge bei.“ Erschrocken drehte ich mich um und sah Klaus hinter mir lächelnd stehen. Sofort packte mich die Angst, bis ich mich selbst beruhigte und mir in Erinnerung rief, dass er mir hier nicht gefährlich war und mir nichts tun würde. „Musstet ihr ihn schon mal trinken?“, fragte ich nach, weil ich eigentlich sicher war, das viele meine Meinung teilten. Er verzog das Gesicht, offensichtlich auch bei dem Gedanken des Trinkens daran. „Stimmt, sie haben recht. Er ist grauenvoll“, gab er zu und belustigt stand ich mit Gideon auf und setzte ihn auf meine Arme. Schweigend sahen wir uns einige Zeit an, was mir äußerst unangenehm war, besonders wenn ich daran dachte, wer er war und was er tat. Obwohl, das spielte hier alles keine Rolle, er war noch nicht so. Hier könnte man wohl sagen, dass er unschuldig war. „Ähm… Ayanna ist nicht da“, erklärte ich etwas unbeholfen und er sah ziemlich überrascht aus. Dann aber registrierte er wohl was ich gesagt hatte und schüttelte entschieden den Kopf. „Deswegen bin ich nicht hier. Eigentlich… wissen sie, ich wollte euch sehen“, eröffnete er mir und meine Augen weiteten sich und mein Mund stand leicht offen, bevor ich mich besann. Es war Gideon der mich wieder weckte, in dem er mit seiner Hand mein Gesicht berührte, weil er versuchte damit irgendwie zu spielen. Ich hielt seine Hand fest und lächelte ihn freundlich an. „Oh, das ist… ähm nett. Also hier bin ich“, meinte ich etwas unbeholfen und lächelte, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Doch Klaus schien das auch komisch zu finden, denn er lächelte mich an und ich war davon fast erschlagen. Noch nie hatte ich ihn so lächeln gesehen, wenn dann sadistisch oder vielleicht doch amüsiert, aber dann immer auf Kosten anderer, sodass niemand es sonst witzig finden konnte. Aber jetzt lächelte mich Klaus an, ehrlich und echt, und anscheinend war es auch noch wegen mir. „Hat ihnen Ayanna eine Aufgabe gegeben?“, fragte er nach und deutete auf das Beet, das ich anlegte. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein, hat sie nicht. Ich hab gefragt ob es etwas gibt, womit ich ihr helfen kann, sie meinte aber das ich mich nur um Gideon kümmern sollte. Aber ich wollte ihr helfen, so hab ich ihr vorgeschlagen einen Garten anzulegen, damit sie nicht immer in den Wald gehen muss, um Kräuter zu sammeln“, erklärte ich ihm. Es war nichts für mich einfach nur faul rumzusitzen. Ich wollte mich nützlich machen, etwas tun, sonst würde ich eingehen vor Langeweile. „Das ist sehr freundlich von ihnen“, meinte er erstaunt, als hätte er sowas noch nie erlebt. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte. „So bin ich. Hilfsbereit und nett. Aber nein, sie lässt mich doch bei sich wohnen, das mindeste was ich tun kann ist mich nützlich zu machen und ihr zu helfen. Außerdem würde mir selbst sonst langweilig werden. Ich brauch einfach eine Beschäftigung“, gestand ich ihm. Irgendwie war ich in seiner Gegenwart nervös. Natürlich war mir klar, dass er mir hier nichts tun würde, doch immer wenn ich ihn sah, dachte ich an all das was er mir, meiner Familie und meinen Freunden angetan hatte. Wenn ich nervös war, dann redete ich sehr viel, erklärte meine Worte genau, denn wenn ich redete hatte ich das Gefühl, das mir mein Gegenüber in der Zeit zumindest nichts tun würde. „Wenn ich nichts zu tun hätte, würde ich mit mein Bruder Schwertkampf üben und mir keine Arbeit suchen“, gab er zu und ich versuchte es mir vorzustellen. Ein Schwertkampf, so wie in einem Film. Das war sicher interessanter als ein Kampf zwischen Vampiren, wo man fast nie was zu sehen bekam und wenn doch waren sie zu schnell, damit man etwas bemerken konnte. „Wirklich? Das würde ich gern sehen.“ Ich stellte es mir vor, wie in Fluch der Karibik oder wie bei Gladiator. Klaus sah von meiner Aussage überrascht aus, aber auch freudig. „Gut, dann werde ich sie beim nächsten Mal abholen“, versprach er mir und verblüfft nickte ich. „Danke, Klaus“, meinte ich und als er schmunzelte, erinnerte ich mich dass das ja zu dieser Zeit falsch war. „Ähm… ich meine Niklaus“, verbesserte ich mich schnell. Ich war es so gewohnt ihn Klaus zu nennen, weil er sich in meiner Zeit so vorstellte und es wohl auch bevorzugte, doch hier schien es nicht richtig zu sein. „Dann bis bald, Miss Tatia“, verabschiedete er sich und leicht nickte ich. Ich sah zu Gideon und nahm seine Hand, um damit zu winken. „Auf Wiedersehen“, sagte ich und diesmal fand ich, dass es wohl gar nicht so schlimm war, Klaus womöglich wiederzusehen. Auch er winkte mir zu und nachdenklich sah ich ihm nach, während er den Hügel herunter ging. Klaus war so… er war so… ich wusste nicht wie ich es anders sagen konnte, aber er war tatsächlich nett. „Tatia, Tatia, Tatia!“ Erst beim dritten Mal registrierte ich wirklich, dass ich gemeint war. Verwirrt drehte ich mich in die Richtung aus der Ayanna kam, sie hatte Wasser geholt, damit ich dieses über die Pflanzen später gießen konnte. „Entschuldige, Anna. Ich war in Gedanken.“ Und ich musste mich erst daran gewöhnen, dass ich auf einmal einen anderen Namen hatte, da brachte es wirklich gar nichts, dass ich ihn mir selbst ausgesucht hatte. „Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich wieder da bin und dass es schon toll aussieht. Ich danke dir nochmal, das du das für mich machst.“ Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Und ich sage dir nochmals, dass ich das gerne mache“, versicherte ich ihr. Sie war verdutzt, doch dann nickte sie lächelnd und ging rein. Ich setzte mich wieder, zusammen mit Gideon zwischen meinen Beinen, hin und wir beendeten unsere Arbeit bis zum Abend. Wir pflanzten noch Minze, Beifuß, Eberraute, Estragon, Ysop und Weinraute. Ich würde zwar nicht mit allem fertig werden, doch zumindest mit den Kräutern und das war doch schon mal ein Anfang. Außerdem lenkte Gideon des Öfteren ab. Er entdecke anscheinend auch gerade die Welt für sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)