Ein neuer Blickwinkel von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Kapitel 14: Nicht zu glauben ---------------------------- Kapitel 14: Nicht zu glauben „Wenn ein Mann für dich kocht und der Salat enthält mehr als drei Zutaten, meint er es ernst.“ (Penelope Cruz) Kols Sicht: „TATIA, TATIA!“, rief ich laut und stürmte um die Ecke des Hauses, mit der aufrichtigen Absicht sie zu erschrecken. Allerdings schaffte ich das nicht. Ganz ruhig stand sie von ihrer Gartenarbeit auf, mit der sie sich beschäftigte und drehte sich zu mir um. Ein paar Meter vor blieb ich stehen und sie hatte die Hände auf die Hüfte gestemmt und sah mich böse an. Sie kam direkt auf mich zu und hatte gerade mehr Angst vor ihr, als ich je vor Vater gehabt hatte. „Sagen sie mal, Kol, spinnen sie? Wenn mein Sohn wegen ihrem lauten Organ geweint hätte, dann schwöre ich ihnen, hätte ich sie so zusammengeschlagen das sie weinen würden!“ Irgendwie glaubte ich ihr das auch und sie sah es an meinem entsetzten Gesicht. Bei jedem ihrer gesprochenen Worte hatte sie mir mit dem Finger gegen die Brust getippt, die jetzt ein wenig weh tat. Sie berührte mich einfach? Das hatte noch nie eine Frau gemacht, außer meine Mutter und meine Schwester. „Kol, du bist ein Trottel. Wir haben dir doch gesagt, du sollst das nicht tun!“, meinte Finn und er kam mit meinen anderen Brüdern dazu. Ich war gerannt, weswegen ich um einiges eher angekommen war als sie. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen. „Ich wollte sie nur ein wenig erschrecken“, gab ich nun etwas kleinlaut zu, da ich mich unter Tatias bedrohlichen Blick duckte und ziemlich wankte. Sie konnte wohl wirklich gefährlich sein, wenn sie wollte, dabei sah sie zart und unschuldig aus, ich wusste auch nicht so genau, warum ich gerade solche Angst vor ihr hatte, doch da war irgendwas in ihrem Tonfall. „Mich oder meinen Sohn?“, fragte sie jetzt nach und ich trat lieber einen Schritt zurück. Ehrlich gesagt hätte ich mich jetzt am liebsten hinter einen meiner Brüder versteckt, wenn das hier nicht schon peinlich genug gewesen wäre. Sie sah aus wie ein gefährliches Raubtier, vielleicht eine Pumakatze, die auf ihr Junges achtgab und die waren bekanntlich sehr gefährlich. Schuldbewusst senkte ich den Kopf. „Tut mir leid, Tatia“, sagte ich ziemlich instinktiv. Meine Brüder würden mich sicherlich später deswegen auslachen und noch eine Weile damit aufziehen, sodass ich es nicht so schnell vergessen würde. Sie seufzte und ihr Blick wurde dann wieder so sanft, wie bei keiner anderen. „Gut, wieso seid ihr überhaupt hier?“, fragte sie nach und legte den Kopf schief, sie schaute an mir vorbei, zu meinen älteren Brüdern. Ich musste einen Moment überlegen, da sie mich völlig aus dem Konzept gebracht hatte. „Oh, wir waren jagen. Ich hab auch etwas für sie, Miss Tatia.“ Stolz lächelnd hielt ich ihr einen Hasen entgegen, den sie stirnrunzelnd entgegen nahm, als würde sie nicht wissen was man damit machte. Ich hatte gedacht sie würde sich freuen. „Sie schenken mir ein totes Tier.“ Ich wusste nicht genau, ob das eine Feststellung oder Frage war, aber ihre Stimme klang dabei so zweifelnd, das mir klar wurde, das sie nicht wusste wieso ich das tat. Wie konnte sie das nicht wissen? „Zum kochen, natürlich“, erklärte ich ihr und sie sah mich ungläubig an. Wie konnte sie nicht wissen, dass man einen Hasen kochte oder von mir aus auch braten würde. „Oh… ähm… ich werde ihn Ayanna geben. Wissen sie, Kol, das ist wirklich sehr reizend von ihnen, aber ich kann nicht kochen“, eröffnete sie mir dann und mir klappte augenblicklich der Mund auf. Hatte sie das gerade wirklich gesagt oder hatte ich mich da verhört? Sie konnte nicht kochen? Aber sie war doch ein Mädchen! Eine Frau. Jede Frau und jedes Mädchen konnten kochen, ich hatte noch nie etwas Gegenteiliges gehört. Ich sah zu meinen Brüdern, die genauso perplex aussahen wie ich. Anscheinend konnte auch sie es nicht glauben, wie auch? „Sie können nicht kochen? Aber wieso?“ Irgendwie konnte ich es mir beim besten Willen nicht erklären, ich fand einfach keine Antwort auf die Frage. „Ich weiß nicht, ich hab es nie gelernt. Meine Mutter konnte auch nie kochen“, erzählte sie weiter und ich glaubte ich wäre in einer verkehrten Welt gelandet. So als wäre alles auf einmal anders herum. „Wer hat dann gekocht?“, fragte Finn interessiert nach und wenn ich das gefragt hätte, wäre meine Stimme jetzt sicher schon verzweifelt gewesen. „Mein Vater hat gekocht und mein Bruder Damon konnte auch sehr gut kochen. Meine Mutter hat meinem Vater immer dabei zugesehen und sie haben sich dann immer angelächelt. Ich hab mit meinen jüngeren Bruder in der Wartezeit immer etwas gespielt“, berichtete sie und ich versuchte mir das mit meiner Familie vorzustellen. Mein Vater kochte und meine Mutter würde am Tisch sitzen, ihn zusehen und ihn anlächeln, während wir Geschwister mit einander spielten. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Erstens, Vater würde nie kochen, er würde das als Frauenarbeit bezeichnen. Zweitens, Mutter lächelte nicht, zumindest nicht ohne guten Grund und schon gar nicht lächelte sie Vater an. Drittens, wir spielten keine Spiele in Gegenwart unseres Vaters, er würde uns als kindisch und unreif bezeichnen. Das widersprach alles meinen bekannten Vorstellungen. „Geht das überhaupt?“, fragte ich ungläubig nach, da es sich wirklich meiner Vorstellung entzog. Tatia aber zuckte nur mit den Schultern, als wäre das für sie ein ganz normaler Gedanke. Aber anscheinend war sie ganz anders aufgewachsen als nicht. „Mein Vater hat gern gekocht, genauso wie Damon. Es hat ihnen sehr viel Spaß gemacht anscheinend. Ich persönlich konnte das nie verstehen.“ Wahnsinn, was für ein komisches Mädchen. Nie hätten unsere Eltern sowas zugelassen, obwohl der Gedanke ja schon daran scheiterte, das unser Vater nicht kochen würde und ihrer schon. Ihre Eltern mussten ganz anders sein. „Was machen sie da?“, fragte Niklaus nach, der neben mir trat und deutete hinter sie, wo sie anscheinend ein Loch gebuddelt hatte, was mir gar nicht aufgefallen war. Kurz schaute Tatia nach hinten, als müsste sie noch einmal selbst in Erfahrung bringen, was sie da tat. „Ich pflanze einen Baum. Um genau zu sein eine Kiefer.“ Sie konnte nicht kochen, aber sie pflanzte einen Baum? Ich glaub irgendwie musste ich träumen oder sowas in der Art. „Wieso?“, fragte Niklaus und seine Stimme klang ein wenig hilflos. Das war genau die Stimmung, in der auch ich mich gerade befand, schon seit ich Tatia heute getroffen hatte. „Wieso ich einen Baum pflanze oder wieso eine Kiefer?“, fragte sie nach und fragte nach den Optionen die sich aus Niklaus nicht ganz präzisen Frage ergaben. Niklaus sah ein wenig überrascht aus. „Ähm…“ „Ich pflanze einen Baum, wegen Gideon. Das hat mein Vaters damals auch getan als ich geboren wurde, wie auch bei meinen Geschwistern. Es ist irgendwie… Tradition bei uns, würde ich sagen. So kann mein Sohn zusammen mit diesem Baum aufwachsen und sich daran messen. Ich mag den Gedanken und warum eine Kiefer, das liegt daran das die Bedeutung für diesen Baum Langlebigkeit und Beständigkeit ist. Ich mag diese Eigenschaften, ich bete so für meinen Sohn, für ein langes Leben.“ Das war… Ich wusste nicht genau, aber es war einfach der Wahnsinn. Es war… keine Ahnung… Aber auf einmal hatte ich einen riesigen Respekt vor ihr und war beeindruckt von den Gefühlen, die sie für ihren Sohn haben musste. Wie konnte sie ihr Kind so sehr lieben und es dann auch noch so offensichtlich zeigen? Das war einfach, nicht normal. Ich konnte nicht anders als sie anzulächeln. „Das ist ein schöner Gedanke“, gab ich zu und ich bewunderte dieses Mädchen, sie war nicht nur mutig und schlagfertig, weswegen ich sie bisher gemocht hatte. Sie hatte etwas, was meiner Schwester fehlte. Eine Liebe, die anscheinend unerschöpflich war. „Das ist es wirklich“, stimmte Finn zu und auch Niklaus und Elijah nickten zustimmend. Tatia lächelte leicht und sah mich dann an. „Übrigens, danke trotzdem für den Hasen, Kol. Es war sehr nett von ihnen, das sie an mich gedacht haben“, bedankte sie sich herzlich und ich nickte nur etwas erschlagen. Ich war nur so froh gewesen, das ich heute mal genug Geduld gehabt hatte, überhaupt etwas zu erwischen. Irgendwie war ich es nicht gewohnt so viel Freude für so etwas Einfaches und selbstverständliches zu bekommen. Bei Tatia hatte ich nur gehofft, dass sie mich im Gegensatz zu Rebekah nicht damit aufziehen würde, dass ich überhaupt mal etwas erwischt hatte und sich dann darüber lustig gemacht hätte, dass das Tier so klein war. Ich hatte keinen Dank erwartet. Vor allem nicht diesen. Aber sie kam einem Schritt auf mich zu und küsste mich auf die Wange, weswegen ich zu einer Statur wurde. Konnte ich meine Schwester gegen sie austauschen? Würde das möglich sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)