Seltsame Entdeckungen von DhalaElenaAngel (Wozu Misstrauen führen kan) ================================================================================ Kapitel 4: Azkaban ------------------ „Tom?“, fragte Severus leise. Er war aufgewacht, hatte festgestellt, dass der Andere ein weiteres Mal nicht neben ihm gelegen hatte. Nichts Unübliches, doch im Gegensatz zu sonst spürte er, dass der Ältere zumindest noch im Zimmer sein musste. Endlich, nach mehr als fünf Tagen, war er die letzten Verbände los geworden und hatte feststellen müssen, um einige Narben reicher zu sein, doch das hatte ihn nicht groß gestört, da hatte sich der Andere tatsächlich mehr aufgeregt. Langsam blickte Tom zu dem Anderen, lächelte etwas und trat zurück zum Bett, packte den noch etwas verschlafen wirkenden Tränkemeister, sah ihm kurz in die dunklen Augen und küsste Diesen schließlich. Er mochte den Mann mit der Charakternase sehr, wusste, dass der anders war, als er sich gab, weit gefühlvoller und ruhiger, doch für seine Rolle als Spion spielte er seine Rolle oftmals sogar im dunklen Orden weiter, nur hier, hinter diesen verschlossenen Türen, legte er seine Maske ab, dann entspannte sich das harte Gesicht, schien sofort etwas jünger zu wirken. „Gut geschlafen?“ „Sicher“, gab Severus zurück, schwang seine Beine aus dem Bett und streckte sich, nicht darauf achtend, dass er nackt war. Die ersten paar Mal war es ihm peinlich gewesen, da er wusste, dass sein Körper nicht im herkömmlichen Sinne ansehnlich war, doch Tom hatte ihm schnell klar gemacht, dass das einfach nicht nötig war. Sein Blick glitt über die Wände der gemütlich eingerichteten Wohnung, die außer ihm nur noch die anderen beiden Generäle von innen kannten, stellte dann fest, dass der Vorhang vor einer der Wände nicht wie sonst zugezogen war. Er kannte das Bild, das sich darunter versteckte, verstand, warum Tom es nicht immer ertrug, es offen zu lassen. Auf dem Portrait stand sein Geliebter hinter einem Stuhl mit Lehne, stützte sich mit den Armen auf ihr ab, lächelte leicht, ohne dabei albern zu wirken. Auf dem roten Polster des Stuhles dagegen saß eine Frau. Sie hatte strahlend blaue Augen, war sehr schlank, trug ein Kleid, das an ein Mittelalterkleid der Muggel erinnerte und hielt ein Neugeborenes in einer blauen Spitzendecke in den Armen. Es war Toms Familie. Die, die Dumbledore dem Anderen genommen hatte. Seine Frau und sein Sohn. Das Kind war vor etwa vierzehn Jahren verschwunden, die Frau noch in derselben Nacht gestorben, an schwersten Verletzungen. Die Zauber, mit denen man sie ihr zugefügt hatte, hatten verhindert, dass man sie hätte retten können. Ja, Severus war noch nicht so lang mit Tom zusammen. Im Grunde wusste er erst, dass er den Anderen liebte, seit er Diesem, noch körperlos, geholfen hatte, ins Leben zurückzufinden. Wobei er immer noch wütend war, dass irgendein Idiot dafür einen vielversprechenden, reinblütigen Schüler vollkommen unnötigerweise hatte umbringen müssen, nur um irgendwas unter Beweis zu stellen, absolute Dummheit eben. „Was hast du?“, fragte der Tränkemeister schließlich, während er das schlechte Gefühl spürte, das seinen Magen zusammenzog. „Ich habe von ihr geträumt“, erklärte Tom leise. „Das allererste Mal seit sie… seit sie nicht mehr bei mir ist…“, noch jetzt hatte er Gänsehaut, spürte diesen seltsamen Druck. Denn das, was seine tote Frau gesagt hatte…! „Lass mich raten, du willst die Sache mit mir beenden, weil sie es nicht gutheißt?“, fragte Severus, kaum merkend, wie kalt seine Stimme auf ein Mal wurde, als all seine Schutzschilde gleichzeitig wieder hochfuhren. Es ging immer so. Er war Derjenige, der verlassen wurde. Erst von Lily, die ihn regelrecht verraten hatte mit ihrer Beziehung mit James, nur weil der reich war, dann Dumbledore, der ihn ausgenutzt und gequält hatte. „Was?“, verwirrt sah Tom auf, vor Allem, als er diesen Ton hörte, bevor er den Jüngeren packte und einfach zu sich zog. „Selbst, wenn sie so was Dummes gesagt hätte, würde ich das nicht tun“, gab er ruhig zurück, wohl wissend, dass Sev, so hart und kalt er auch immer vor Allen auftrat, eigentlich auch nur eine verletzte Seele war, die nichts mehr fürchtete, als Zurückweisung. Einfach, weil es ihm schon zu oft geschehen war. Er packte das Kinn des Jüngeren, küsste Diesen, legte seine Stirn an die des Tränkemeisters. Er wusste, er musste bald was machen, damit dessen Probleme sich etwas legen würden. So was wie ihre Beziehung offiziell zu machen, die Gerüchte waren ohnehin schon heftig. Manchmal hatte Tom deswegen schon das Gefühl, nicht mit Erwachsenen, sondern mit klatschenden Kindern in Hogwarts zu arbeiten. Im ersten Moment wusste Severus gar nicht, was mit ihm geschah, doch dann schossen ihm allen Ernstes auch noch Tränen in die Augen, als der Ältere ihn einfach küsste, ihm sagte, dass er nicht mal dann mit ihm Schluss gemacht hätte, hätte seine so geliebte Frau es verlangt. Es war so schwer, das wirklich zu glauben, doch da er es wollte, konnte er seine Zweifel ein weiteres Mal zurückdrängen, genoss das Gefühl des Daumens, der seine Träne von der Wange wischte, ließ zu, dass der Lord ihn zurück auf die Kissen drückte, etwas mit seinen Haaren spielte. „Was wollte… sie dann?“, fragte Severus schließlich leise. Es war in der magischen Welt nichts Unüblich, Tote zu sehen. Geister, verlorene Seelen, Erscheinungen. Die Nacht der wilden Reiter, von den Muggeln zu Halloween verunstaltet war dafür besonders prädestiniert, nur war die noch weit entfernt. Wenn geliebte Menschen einfach so auftauchten, hatten sie meist einen gravierenden Grund dafür und Severus sah, wie sehr das Tom mitgenommen haben musste. Erleichtert, dass Sev sich scheinbar schnell ein bekam, rollte Tom sich von dem Jüngeren, zog Diesen aber in seine Arme, blickte auf das Bild seiner damals noch so glücklichen, intakten Familie. „Ich bin eingeschlafen, dachte im ersten Moment, wieder aufgewacht zu sein. Du… hast ruhig neben mir geschlafen, ich hab sogar deine Wange gestreichelt“, gab Tom leise zu. „Und dann… war sie da, sie hat am Fenster gestanden, wie früher. Und gelächelt. Dann ist sie zu mir, zu uns gekommen und hat gesagt, dass… sie froh ist, dass ich den Verstand nicht vollkommen verloren habe, dass ich Jemanden gefunden habe.“ Tom schloss die Augen, dachte an die Frau, die ihn angesehen hatte, in demselben Kleid, das sie in dem Bild getragen hatte. „Aber dann… sie… sie hat mich allen Ernstes gefragt, wie ich es wagen konnte, nicht nach unserem Kind zu suchen, warum ich es allein gelassen habe und wie ich erwarten könnte, einen Krieg zu gewinnen, wenn ich nicht mal auf ihn achten kann…“ „Euer Kind?“, fragte Severus irritiert. „Das, was noch vor ihr gestorben ist? Was wir nur noch tot finden konnten?“ Was hatte dieser Geist, diese Seele, dieses Überbleibsel eines Menschen damit nur gemeint?! Er selbst war in der Nacht des Überfalls auch da gewesen, hatte versucht, die Frau seines jetzigen Geliebten zu retten, denn bei dem Säugling, den sie im Garten gefunden hatten, war bereits Alles zu spät gewesen. Zwei dunkle Schneideflüche und ein heftiger Zauber aus der hellen Kategorie hatten den kleinen Körper des kaum drei Monate alten Jungen vollkommen zerstört. Angeblich hatte auch der Präparator ihn nur mit viel Mühe wieder für die Beerdigung herrichten können, zu der Tom am Ende nicht mal gegangen war, es vermutlich nicht gekonnt hatte und selbst jetzt schaffte er es nicht, die elegante Krypta, in der seine erste Familie lag, auch nur zu betreten, blieb immer nur davor stehen. „Ja“, nickte Tom, der immer noch innerlich vollkommen aufgewühlt war. „Sie… sie hat gesagt, er lebt und ich hätte… hätte es wissen können! Ich… sie sagt, er ist der Schlüssel, nur, wenn er an meiner Seite ist, wenn er… seine Stelle an meiner Seite einnimmt, kann ich diesen Krieg gewinnen, ohne alles zu verlieren, was mir lieb ist, auch… dich“, gab er schließlich zu, zog den Anderen noch näher an sich, während seine Erinnerungen ihn überkamen. Der Tag, als sein alter Feriensitz überfallen worden war, der Tag, als der Orden des Phönix auf seinem anderen Anwesen ein Blutbad angerichtet hatte, das tote, entstellte Kind, seine Frau, die zu Tode blutete, ohne, dass sie etwas hatten tun können, ihre Schreie nach ihrem gemeinsamen Sohn. Sie war in seinen Armen gestorben. „Er… er war tot, ich… habe es doch gesehen, verdammt!“ Diesen Ausbruch nahm Severus zum Anlass, sich aufzurichten, er musterte Tom, der nun stärker zitterte, als eben, sichtlich vollkommen aufgeregt. „Das kann ich prüfen“, sprach er schließlich leise. „Dafür musst du nicht mal in die Krypta.“ Immerhin hatten sei früher schon entstellte Tote identifizieren müssen. Tränke hatten ihre Berechtigung. „Ich muss den Trank neu aufsetzen, weil dein verdammtes, übergroßes Haustier mein Labor bei ihrem letzten Ausflug beschädigt hat, aber ich kann einen Identifikationstrank brauen. Es dauert drei Tage, dann weißt du mit Gewissheit, ob es stimmt oder nicht, anschließend können wir weitersehen.“ Tom bedeckte seine Augen mit seiner Hand, zwang sich, tief durchzuatmen. Das Alles war für einen Morgen einfach zu viel. Sie wiederzusehen, ihre Behauptungen, die Andeutung, nicht nur Sev sondern auch viele Andere verlieren zu können. Er wusste, er konnte nicht in die Krypta, er hatte es nicht mal geschafft, zur Grablege zu gehen, zu sehr hatte ihn das aufgewühlt. Er hatte ja sogar kurzzeitig jegliche Form von Beherrschung verloren. Das war der Grund gewesen, hinter den Potters her zu sein, er hatte James Potter erkannt, als Denjenigen, der einen Fluch genutzt hatte, der es ihnen unmöglich gemacht hatte, seine Frau zu retten, er hatte dem Schwein nehmen wollen, was der ihm genommen hatte, selbst das unschuldige Kind, vor dem er eigentlich sonst Halt gemacht hätte. Nun, die Rechnung hatte er prompt serviert bekommen. „Tom?“ „Tu das, Sev“, bat Tom schließlich. „Prüf, ob mein Kind ist, wo es sein sollte… ich… muss… den Ausbruch aus Azkaban organisieren.“ Severus seufzte, beobachtete, wie der Ältere wieder aufstand, spürte dessen Lippen zu einem kurzen Abschiedskuss, bevor der Mann die Vorhänge über dem Gemälde wieder schloss und regelrecht die Flucht zu ergreifen schien. Toll, wirklich. Der Tag konnte gar nicht besser werden, er hatte schon als vollkommene Katastrophe begonnen! Nun, egal, er sollte sich daran machen, den Trank zu brauen und eine Gewebeprobe zu organisieren. Nein! Nein, er wollte das nicht! Verzweifelt wimmerte Harry, doch es war zu spät. Der Rotschopf war bereits weg, die Tür hatte sich hinter Diesem geschlossen und auch sein Kratzen am Holz änderte daran nichts. Percy war gegangen, hatte ihn hier gelassen. Ja, der Andere hatte versprochen, ihn abzuholen, dass er sicher sein würde, doch schon zu viele hatten ihm falsche Versprechungen gemacht! Ja, es war lächerlich, Percy war ein Todesser, das wusste er inzwischen, er sollte den Anderen schon allein dafür hassen, doch er konnte es nicht. Die letzten Nächte hatte der Ältere in seiner eigenen Tierform um ihn gewickelt verbracht und selbst, wenn Harry einen Alptraum gehabt hatte, hatte der Andere ihn beruhigt, über sein Fell geleckt und geschnurrt. Was, wenn Percy, wie so viele vor ihm auch, nicht wiederkommen würde? Was dann?! Da hatte er endlich etwas wie ein Zuhause gefunden und jetzt…! Es war nicht fair! Es war so was von gar nicht fair! Und obwohl es eigentlich doch so warm war, war ihm jetzt eisig kalt und er wollte nur noch ins Bett kriechen, mit dem roten Panther. Eine Weile starrte Fred überrascht auf das Schauspiel, das sich vor ihren Augen zutrug. Percy war gekommen, hatte was von einer wichtigen Mission gesagt, die gefährlich werden könnte und dass er auf keinen Fall wollte, dass sein neues Haustier allein war, er Neveo also zu ihnen bringen würde. Etwas, das sowohl George als auch er gern erlaubt hatten, wohl wissend, wer sich wirklich hinter den weißen Fell versteckte. Doch sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihr kleiner Freund vollkommen austicken würde, in dem Moment, als sich die Tür hinter Percy wieder schließen würde. Der Andere kratzte immer noch an der Tür, wollte offensichtlich wieder zu ihrem Bruder. „Harry“, sprach Fred schließlich, setzte sich zu dem Anderen, der Geräusche von sich gab, die einem Wimmern erschreckend ähnelten. Er verstand nicht, warum Harry das Verschwinden ihres Bruders so mitnahm, aber er hasste es, den Jüngeren so zu sehen. Er griff nach dem immer noch sehr dünnen Körper, zog den Anderen, der sich nicht nennenswert wehrte, zu sich auf den Schoß. „Harry, er hat doch gesagt, er kommt wieder, spätestens morgen Früh. Es ist für eine Nacht, beruhige dich. Perc hält seine Versprechen.“ Erneut wimmerte Harry, streckte eine Pfote aus. Er verstand selbst nicht, warum er dieses Bedürfnis hatte, bei dem Anderen zu sein, nur, dass es ihm fast schon weh tat, nicht da zu sein wo der Ältere war! Er konnte es Fred und George, der nun auch bei ihm saß, nicht mal erklären! Es war das erste Mal, seit er in der Gestalt gelandet war, dass ihm das Leid tat. Fred seufzte leise, blickte auf George. „Was hat er?“, fragte er schließlich leise. George musterte den Kleinen, strich kurz über dessen Fell. „Weißt du noch, vor ein paar Tagen war Percy hier, um uns zu warnen, dass was passieren könnte, da hat er uns auch erzählt, dass er einen Trank genommen hat, um sein verborgenes Erbe zu wecken.“ Etwas, das generell sehr, sehr riskant war, doch ihr Bruder hatte das alles gut durchdacht und mit einem festen Ziel vor Augen getan. Sie wussten inzwischen, wie hoch der Andere wirklich in den Rängen des dunklen Ordens stand und er hatte sie beide auch mit Informationen versorgt, warum der einst politische Krieg schließlich so ausgeartet war. „Was hat das mit Harry zu tun?“, fragte Fred, der den Jüngeren weiterhin leicht streichelte, doch der schien davon gar nichts mitzubekommen, war vollkommen auf die Tür vor sich fixiert. „Er hat uns doch gesagt, dass er dadurch zu einem Animagus geworden ist, der seine Sinne auch behält, wenn er wieder normal ist“, führte George aus, deutete auf den Kleinen. „IN unserer Familie gibt es Gerüchte über magische Halbkatzen. Und die … suchen sich nur ein Mal im Leben Jemanden, mit dem sie den Rest ihrer Zeit zu verbringen gedenken, sozusagen wie ein Veela. Das war mal der Auslöser der Vendetta, ein Malfoy hat es uns nachgetragen, dass ein Weasley eine Tochter von denen gekidnapt hat.“ „Du… du meinst…?!“, verdattert starrte Fred auf den Kleinen, der nun reglos in seinen Armen lag, weiterhin scheinbar ohne sie zur Kenntnis zu nehmen. „Ja“, nickte der jüngere Zwilling, strich kurz über den Kopf des Anderen. „Ja, ich denke. Und die Tatsache, dass unser Kleiner Stummelflügel hat, macht klar, dass er auch irgendwas in seiner Blutlinie hatte, das nicht normal ist. Es gibt Spezies, die werden sehr, sehr unruhig, vor Allem, wenn der dominante Teil der Beziehung einfach so verschwindet. Denk nur mal, wie Veela reagieren, wenn sie denken, ihr Gefährte will nichts von ihnen wissen und du weißt, was Harry immer für Probleme hatte, allein gelassen zu werden.“ George beobachtete ihren kleinen Ehrenbruder. „Ehrlich gesagt benimmt er sich beispielhaft.“ „Aber… Leute erwachen nicht, bevor sie sechzehn sind“, widersprach Fred, leicht entsetzt über das, was sein Bruder gerade ansprach. Nicht, weil er den Kleinen nicht in der Familie haben wollte, sondern, weil der Andere gerade mal vierzehn Jahre alt war, in ein paar Wochen fünfzehn werden würde! Und außerdem ja in dieser Gestalt gefangen zu sein schien, was auch Percy beim letzten Besuch bestätigt hatte. „Manchmal kommt das Erbe früher – zum Beispiel, wenn eine außergewöhnliche Situation einsetzt, eine, die sein Leben bedroht und ich glaub, sein Leben wäre bedroht gewesen, wäre er zurück zu seinen Verwandten.“ Schließlich, als Harry sich immer noch nicht beruhigen wollte, sprach George einen starken Schlafzauber, nicht bereit, sich das weiter anzusehen. „Meinst du nicht, wir sollten Percy die Wahrheit sagen?“ „Nein!“, widersprach Fred sofort, der den Schneeleoparden hochhob und Harry hoch in die Wohnung, auf sein eigenes Bett legte. Er wollte den Anderen nachts nicht allein lassen. „Das ist nur seine Entscheidung“, bestand Fred, deckte das kleine Bündel Elend zu. „Er wollte nicht, dass Perc es weiß, ich werde ihn nicht verraten.“ George seufzte leise, er sah sehr wohl Probleme, doch erst musste er wissen, ob seine Vermutung zutraf. „Schlafen wir,“ schlug er vor. Percy war nicht weniger unruhig, als sein Kleiner und einen kurzen Moment lang wäre er fast zurückgegangen, als er das Wimmern hinter der Tür hörte. Dann aber riss er sich zusammen, löste die silberne Maske, die ihn als einen der Generäle auswies, von dem Gürtel unter seinem eng anliegenden, unten weiter werdenden eleganten Mantel und legte sie sich über das Gesicht, klappte dann die Kapuze hoch, um seine verräterischen Haare zu verstecken. Es war unangenehm, den Kleinen allein zu lassen, aber das, was er tun musste, war zu gefährlich und Neveo war bei den Zwillingen, die seinen Kleinen ja wirklich mochten, der letzten paar Male mit Diesem gespielt hatten, sicherer. Denn so schwer es ihm fiel, sich von dem Jüngeren zu trennen, er hatte einen Job und der war manchmal nun mal gefährlich. Auch Neveo allein im Haus zu lassen war für ihn nicht in Frage gekommen, einige der Todesser hatten diesen Job gewollt, weil sie es liebten, zu foltern und sie machten auch vor Tieren nicht Halt, mehrere Katzen und andere Freunde höherer Magier waren schon gefunden worden, ein Problem, dem Tom sich noch annehmen wollte, aber eben zu riskant, um seinen Gefährten dem auszusetzen. Nie hätte Percy allerdings gedacht, dass es den Jüngeren so mitnehmen würde, dass der sogar an der Tür zu scharren versuchte. Ja, er wäre fast zurück, doch er wusste auch, dass das vielleicht ein Todesurteil für den kaum Fünfzehnjährigen sein könnte, der in seiner Gestalt gefangen war. Nein, da lieber eine kurze Trennung. Es ging um eine einzige Nacht. Mit dem Gedanken schloss er zu Tom und den anderen beiden auf, die bereits auf einer leichten Erhöhung standen und die Gegend betrachteten. Vor ihnen erhob sich wie ein sehr schwarzer Fels Azkaban. Es war leicht, auf die Insel zu gelangen, schwer wurde es erst, wenn man mal da war, noch hatten sie nicht mal einen Alarm ausgelöst, der die Aufmerksamkeit auf sie ziehen konnte. Das allerdings war nur noch eine Frage von Minuten. Diese Nacht hatte Tom gewählt, um einige seiner treuesten Anhänger zu befreien, unter Anderem Barty Crouch, der morgen hätte hingerichtet werden sollen, nachdem er in diesem Schuljahr in Hogwarts erwischt worden war. Nicht zu vergessen, dass es der Tag der Sommersonnwende war, der Tag, an dem die magische Macht besonders aktiv war, Dinge, die muggelgeborene und halbblütige Zauberer, wie sie zu Hunderten bei den Auroren arbeiteten, oft vergaßen, Merlin, selbst Percys eigene Familie hatte sich ja in großen Teilen von den alten Wegen einfach getrennt! Ohne Sinn und Verstand das alte Erbe verraten, dass sie doch eigentlich bewahren sollten! Eben wie das geheime Familienwissen und andere Dinge. „Nun?“, fragte Tom, blickte auf den Jüngsten seiner Generäle. Er wusste, der Andere hatte seinen kleinen Gefährten zu den Brüdern gebracht, denen er vertraute und er ahnte, dass das dem Anderen nicht leicht gefallen war. „Er ist bei meinen Brüdern“, gab Percy ruhig zurück. Ließ seinen Zauberstab elegant aus dem Ärmel gleiten und musterte ihr Ziel. „Dementoren?“ „Sind auf unserer Seite. Sie haben die Nase voll, dass sie so behandelt werden, wie sie es werden, dass Menschen ihren Hort verschmutzen und sie nicht gleich alle umbringen dürfen. Sie wollen Azkaban wieder für sich zurück. Ich habe zugesagt. Wir lassen die richtigen Verbrecher da, nehmen unsere Leute und die mit, bei denen das Urteil zweifelhaft war. Wenn wir weg sind, werden die Dementoren einen Bannring um die Insel ziehen und damit verhindern, dass erneut Menschen auf ihre Insel kommen können.“ Tom runzelte die Stirn, sah sich um, blickte in die Runde, mitten in lauter weiße Masken seines Fußvolkes. Die Leute waren instruiert. „Ich gehe allerdings davon aus, dass da unten ein, zwei Ratten sind, also brauche ich einen, der mit einer kleinen Gruppe hier bleibt, um sich um eventuell auftauchende Brathühnchen und Dementoren kümmert. Severus kommt nicht in Frage, er darf von Niemandem auf der weißen Seite gesehen oder erkannt werden. Was nur einen von euch beiden übrig lässt.“ Lucius rieb sich das Handgelenk. „Ich bin eine schlechte Wahl, zu bekannt, dass ich im inneren Zirkel bin. Außerdem kenne ich die Grundrisspläne und war schon mehrfach im Inneren von Azkaban.“ „Super,“ knurrte Percy, starrte in die fast undurchdringliche Dunkelheit. Er hatte noch einen Vorteil – er konnte tatsächlich was sehen. Ja, Katzentiere hatten wirklich große Vorteile im Dunkeln und er war der unter den Generälen, der die schnellste Reaktionszeit besaß. „Jetzt muss ich mich auch noch mit meinen Erzeugern kloppen! Seht bloß zu, dass ihr euch beeilt, mein Kleiner ist wirklich, wirklich unruhig!“ Tom konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Nun, musste er auch nicht, er trug, wie Alle, eine Maske, nur, dass seine eben golden war. „Dann ist die Sache klar. Bringen wir unseren Angriff ins Rollen.“ Percy hob seine Hand, beobachtete, wie sein Haufen Untergebener sich von den Anderen abtrennte und der Rest lautlos und schnell in die Nacht verschwand, während sie zurückblieben. Es dauerte allerdings auch nur zwei Minuten, bevor ein hoher, für ihn sehr, sehr unangenehmer Ton die Stille durchschnitt. Der Angriffsalarm des Gefängnisses. Das Spiel hatte begonnen. Aufmerksam beobachtete Percy diesen Abschnitt der Insel, wohl wissend, dass es der Einzige war, über den die Feinde kommen konnten, seinen Zauberstab im Anschlag und er sah die Leute, wie sie ankamen, über den See und durch Apparation, doch er befahl mit simplen Handzeichen, dass die Leute sich noch nicht zu rühren hatten. Noch nicht. Erst, als der Orden und die Auroren sich formiert hatten, warf Percy einige Kracher aus dem Ladens einer Brüder in die Luft, die mit lautem Knallen in der unheimlich stillen Nacht explodierten, gefolgt von einem Regen aus bunten Funken. Das Signal. Zeitgleich schoss er den ersten Zauber, der ein starkes Schild errichtete, es würde nicht lang halten, aber es war ein erstes Hindernis, das bei diesen Idioten für Verwirrung sorgen würde. Es wirkte. Die Menschen krachten regelrecht gegen die unsichtbare Wand, die sich vor ihnen auftat. Es war Wahnsinn, wie leichtsinnig die waren, sie kamen ohne Masken, ohne Verschleierung, als wollten sie ihren Feinden entgegen schreien, wie einfach es sein würde, sie im wahren Leben zu entführen, gleichzeitig trugen sie klare Rangabzeichen, gut, das tat der dunkle Orden auch, die Masken waren unterschiedlich gefärbt und die Roben anders gebrämt und aus verschiedenen Materialien, aber es war schwer, in der Dunkelheit auf Farben zu achten. Dagegen war klar sichtbar, wer leuchtende Flammen auf dem Umhang hatte und wer nicht. Diesen Gedanken verdrängend und versuchend, nicht auf dieses nagende Gefühl in seinem Inneren zu achten, stürmte Percy los, mitten in die Menge, in der die Ersten Breschen in die durchsichtige Mauer geschlagen hatten. Doch statt wie die Meisten wild um sich zu schießen, wich er fast nur aus und verteilte Stunner, wissend, dass zwei der Leute nur damit beschäftigt waren, ausgeschaltete und noch lebende Mitglieder gefangen zu nehmen und zu Befragungszwecken mit speziellen Portschlüsseln in die Kerker zu bringen. Was sinnlos war. Sicher, man konnte sie bekehren, doch das Wichtige, Informationen, bekam man nur von hochrangigen Mitgliedern, die sich in der Masse versteckten. Doch genau die waren Percys persönliches Ziel, immerhin hatte vor zwei Tagen Jemand versucht, die Zwillinge anzugreifen und er wusste, der dunkle Orden war es sicher nicht gewesen. Es dauerte nicht lange, bis er Jemanden erkannte. Hochrangig, drei leuchtende Flammen, mehrere einfache Auroren um sich herum, wie eine Naturgewalt wütend. Seine eigene Mutter. Er sah sich um, erkannte Moody, Lupin und zu seiner ausgemachten Überraschung Black selbst. Nein, Percy hasste seine Mutter für das, was sie zum Teil tat, doch sie hatte ihn auf die Welt gebracht. Noch nicht, noch war er nicht soweit, sich ihr zu stellen. Vorerst würde er nicht sie wählen. Stattdessen schlich er sich unter einem Chamäleonzauber weiter, wo Black und Lupin kämpften, auch sie umgeben von Anderen, doch sie waren hervorragende Krieger, schienen eher ihre Beschützer zu schützen. Und sie waren Vertraute des Alten, vor allem Black, obwohl der wohl gerade aus Azkaban gekommen war. Nun, er musste Dumbledore nicht verstehen. Sie waren seine Ziele für die heutige Nacht. Rasch griff er in seine Tasche, spürte das Pulver in seinen Fingern. Es war eine neue Entwicklung seiner Brüder. Dunkelpulver, das jedes Licht schluckte, selbst er sah dann kaum noch Schemen, doch er sah mehr, als die Anderen es tun würden. Er musste diese Beiden erwischen! Entschlossen riss Percy seine Hand hoch, merkte, wie das Pulver den gesamten Raum in Dunkelheit hüllte, amüsiert, dass die Abzeichen der Phönixroben aber immer noch im Dunklen hervorstachen. Es war schon fast zu einfach, wie er feststellte. Hastig schritt er voran, setzte Black mit einem einfachen Stunner außer Gefecht, japste dann aber auf, als er den Schneidezauber spürte, der nur knapp an seiner Archillessehne vorbei schrammte, schoss um sich, seufzte. Verdammt. Lupin. Er hatte vergessen, dass Werwölfe beim besten Willen nicht auf ihre Augen angewiesen waren. Und der Mann hatte einen Schutzzauber gerufen. Ja, er war Professor für Verteidigung gewesen, er musste zumindest etwas auf dem Kasten haben. Und er musste den Mann schnappen! Er durfte nicht entkommen, auf gar keinen Fall! Der Kerl könnte ihn enttarnen! Dazu kam, dass Percy nur noch sehr, sehr wenig Zeit hatte, bevor das Pulver sich wieder lichten würde. Also schnell. Hastig duckte er sich unter dem Todesfluch weg, dankte Lucius für dessen erbarmungsloses Training, stieß sich mit den Händen vom Boden ab und schlug dem Mann mit seinen die eigenen Füße weg, so, dass der fiel. Ja, Tom hatte absolut nichts dagegen, Muggeldinge für sich zu verwenden und Kampfsport war das Beste, was es gab, etwas, das dieser Idiot, der Muggel doch angeblich so mochte, nicht mal merkte! Es hatte geklappt! Der Werwolf war auf dem Boden! Er wollte gerade nach Diesem greifen, als Jemand ihm zuvor kam. „Was..?!“, fragte er empört. „Mit dem da hab ich ein paar Härchen zu rupfen, knurrte ein Mann neben ihm, keine Gefahr, Jemand aus dem inneren Zirkel. Ihr eigener Werwolf, Führer der meisten Wer in Britannien. „Greyback, bring ihn und Black in die Kerker“, wies Percy an, bevor er den Chamäleonzauber erneuerte und sich wieder, ohne auf seine Verletzung zu achten, in die Schlacht stürmte. Zu dumm, dass Dumbledore mal wieder nicht da war, Anderen die Drecksarbeit überlassen hatte. Aber egal. Es war gerade absolut nicht wichtig. Denn jetzt war er so von Ordensmitgliedern umgeben, dass er wirklich kämpfen musste, doch das Schlimmste war, als er schließlich seiner eigenen Mutter gegenüber stand. Zum Glück allerdings wurde er von diesem Duell erlöst. Noch bevor der erste Zauber hätte fallen können, gab es einen ohrenbetäubenden Knall, der so heftig war, dass er im ersten Moment dachte, es müsse ihm das Trommelfell zerreißen. Jemand in dunklen Roben und einer weißen Maske mit silbrigen Einlagen, ein Mitglied des inneren Zirkels also, zerrte ihn weg, ein Blick zeigte ihm, dass das Zeichen für den erfolgreichen Abschluss der Mission über dem Gefängnis leuchtete. Drei Minuten, sie hatten drei Minuten, um von der Insel zu kommen, danach würden die Dementoren wieder die Herren von Azkaban sein. Er spürte, wie der Mann, der ihn gepackt hatte, einen Portschlüssel aktivierte, kurz danach befand er sich auf dem Boden der großen Halle, fing sich elegant ab, so, dass er sich nicht die Kniescheiben zerschmettern konnte. „Alles in Ordnung, General?“ Percy sah auf, beobachtete, wie der Mann, der etwa acht Jahre älter und einer ihrer Maulwürfe bei den Auroren war, seine Maske vom Gesicht zog. „Ja“, nickte er, stand hastig auf und schlug die Erde von seinem Mantel, bevor er die Maske von seinem Gesicht nahm und den Schweiß von seiner Stirn wischte. Er sah dann wie Lucius vor ihm landete, ebenfalls die Maske abnahm. Auch er hatte ein paar Kratzer und Risse im Mantel, aber es schien nichts Weltbewegendes zu sein. „Der Lord?“, fragte er knapp, während die anderen Todesser sich sammelten, auf den Knien blieben. Nur die des inneren Kreises standen. „Bringt die Befreiten auf die Krankenstation“, erklärte Lucius. Die Fledermaus überprüft die Kerker nach Brauchbarem, fügte er gleich noch an. „Sie sind verletzt, Weasley.“ „Nichts Schlimmes, nur ein Schnitt“, winkte Percy ab. „Ich hab Lupin und Black erwischt, das sollte doch was bringen. Ich muss los, Neveo holen, ich hab es ihm versprochen. Ich will bei den Befragungen dabei sein.“ Lucius grinste etwas, nickte dann. „Ich kümmere mich um den Haufen,“ befreite er den Jüngeren von den Pflichten. „Hol dein Haustier, bevor es den Laden deiner Brüder vollkommen zerlegt.“ Das brachte Percy zum Lächeln, er nickte, strich sich durch die Haare, ließ seinen Mantel verschwinden und tauschte ihn gegen einen einfachen, harmlosen Umhang aus, bevor er ein weiteres Mal apparierte, wobei er merkte, wie viel Kraft der Abend ihn gekostet hatte und seine Ohren klingelten auch noch. Nicht zu vergessen, dass er die Angst seines Kleinen regelrecht spüren konnte, tief in seinen Eingeweiden. „Kleiner, komm schon! Nicht! Bitte! Harry, beruhige dich! Komm schon, er kommt wieder, er hat es dir versprochen! Beruhige dich!“, versuchte Fred den Schneeleoparden zu beruhigen, der trotz des Zaubers aus seinem unruhigen Schlaf geschreckt und die Treppe in den Laden herunter gerannt war, nun erneut wie ein Wahnsinner das Holz bearbeitete, ohne, dass er etwas wahrzunehmen schien. Was zum Henker war da los?! Nun, auf jeden Fall war Georges Verdacht eine wirklich gute Erklärung für dieses Benehmen. „Bitte, du verletzt…!“ „Neveo!“ Harry spürte es, spürte, wie Schmerzen seinen linken Hinterlauf durchschossen, Schmerzen. Er fuhr aus dem Bett hoch, ohne Fred und George, die bei ihm lagen, wahrzunehmen, wissend, dass es nicht seine Schmerzen waren, war einfach runter gerannt. Nichts und Niemand würde ihn aufhalten! Er musste zu dem Älteren! Er wollte zu Percy! Unbedingt! Jetzt! Auf der Stelle! Wie besessen begann er, die Kratzer, die er schon vor einigen Stunden an der Tür hinterlassen hatte, zu vertiefen, bis auf ein Mal diese ruhige, klare Stimme aus dem Hinterraum kam. Sofort wirbelte er herum. Percy! Percy war da, wie er es versprochen hatte! Er war nicht vergessen worden! Sofort sprintete er auf den Anderen zu, sprang in dessen ausgestreckte Arme, rieb sich an ihm. Ja, er roch Blut, doch der Ältere stand, es schien nichts Schlimmeres zu sein, oder? Etwas überrascht über das Theater, das sein Kleiner um vier Uhr morgens machte, rief Percy dessen Name, nur um sofort eine Hand voll aufgeregtem Leoparden zu haben, der zu versuchen schien, in ihm zu verkriechen, während seine Brüder ihn hilflos ansahen. „Beruhig dich, ich bin da“, bat er leise, lief die Treppe nach oben in den Wohnbereich und ließ sich mit seiner leichten Last aufs Sofa fallen, blickte auf die Zwillinge. „Wir haben nichts getan!“, antworteten die, wie auf Kommando, mit erhobenen Händen. „Er war so unruhig…“ „… dass wir ihn mit einem Schlafzauber belegt haben, weil er die… „…Tür auseinander nehmen wollte, aber vor einer halben Stunde hat er den Zauber…“ „…irgendwie gelöst, ist runter gerannt und hat begonnen, unsere unschuldige Tür zu Spänen zu verarbeiten!“, beendete George den Satz. „Bist du also verletzt?“, fragte Fred daher ruhig. Denn nur das würde diese Reaktion erklären. „Ich habe nur einen kleineren Kratzer“, gab Percy zurück, betrachtete das Tier, das sich immer noch nicht beruhigen konnte. Er war völlig außer sich. „Ich werd mir für die Nacht euer Sofa ausleihen, in dem Zustand will ich ihn nur ungern noch mal transportieren“, erklärte er schließlich, irritiert über die Frage, doch er beschloss, am nächsten Morgen in Ruhe über dieses Statement nachzudenken. „Brüderchen, wir haben Gästeschlafzimmer und du brauchst ein Bad.“ „Oder so…“ Nachdenklich stand Severus vor der Pforte der Krypta. Der Trank war fertig, er musste nur noch eine Probe holen. Der Tag der Wahrheit und er wusste nicht, was er mehr fürchten sollte. Dass das da drin wirklich das tote Kind seines Lovers war oder nicht. Wäre es das nicht, hieße das, da draußen lief irgendwo ein Teenager rum, zweifelsohne stark von der Lichtseite beeinflusst, der seinen Vater nicht würde annehmen wollen und einen Lover vermutlich gleich noch viel weniger, war das Kind da drin wirklich der tote Sohn von Tom wäre der Andere zerstört, denn er wusste, auch, wenn der Lord es nicht wollte, er klammerte sich daran, dass er in dieser verdammten Nacht vielleicht doch nicht Alles verloren hatte. Seufzend riss er sich zusammen, öffnete die Krypta, die er seit der Grablege nicht mehr betreten hatte. Das Innere der Grablege war überraschend hell, Fackeln spendeten Licht, das an den glitzernden Kacheln reflektierte. Ja, das hier war eindeutig von Lucius gestaltet worden. Der hatte sich damals um Alles kümmern müssen, da Tom nicht dazu in der Lage gewesen war. Nach einem weiteren, kurzen Zögern trat er zu dem Größeren der beiden Sarkophage. Er wusste, man konnte den Prunkdeckel aufklappen, um darunter die Leiche sehen zu können. Die beiden Toten waren vom besten Präparator behandelt worden, damit Tom, sollte er es wünschen, seine Frau immer so sehen können, wie sie einmal ausgesehen hatte. Genau das tat er schließlich. Er hob den Deckel, blickte dann in ein friedlich aussehendes, helles Gesicht mit süßer Stupsnase und umgeben von einer Flut dunkelbrauner Haare. Der Präparator war eindeutig ein Genie, der Körper zeigte nicht mehr eine einzige der tödlichen Wunden, sie wirkte, als würde sie einfach nur schlafen, in einem Bett, das mit edelsten, weißen Stoffen ausgeschlagen war. Sanft schloss Severus den Deckel wieder, nun wissend, dass es wohl keine Probleme geben würde mit dem Beschaffen von Gewebe. Also trat er zu dem kleineren Sarkophag, öffnete direkt die seitlichen Verschlüsse mit einem einfachen Zauber und hob gleich den gesamten oberen Teil des Sarges ab, nur um, wie vom Blitz getroffen, mehrere Schritte zurückzuweichen. Das konnte doch nicht sein! Er selbst war bei der Beerdigung gewesen, hatte das präparierte Kind gesehen, dass wie seine Mutter einfach nur gewirkt hatte, als würde es schlafen. Nun allerdings lag auf dem dunkelblauen Kissen nur noch ein Skelett, ohne Haut, ohne Gewebe, nicht mal mehr Haare waren geblieben! Es konnte nicht sein, dass der Präparator, der so gute Arbeit bei einer Toten geleistet hatte, beim zweiten so geschludert hatte. Aber wie konnte das geschehen sein?! Verwirrt ließ Severus seine Hand über die Knochen schweben, bevor er eine dieser winzigen Rippen nahm und mit dem Messer etwas davon abschabte, es direkt in die bauchige Phiole fallen ließ, die er dabei gehabt hatte. Dann begann er, das Gebräu zu schütteln, während er sich fragte, was zum Henker das Alles zu bedeuten hatte! Vorsichtig schloss er den Sarkophag, nahm sich vor, Lucius zu informieren, sollte der doch zusehen, was die Skelettierung ausgelöst haben könnte. Rasch lief Severus wieder aus der Krypta, zurück in sein Labor, wo er ein spezielles Stück Papier vorbereitet hatte, er stellte die Phiole ab, öffnete sie und beobachtete die Flüssigkeit. Es war nicht viel, nur wenige Tropfen, aber mehr brauchte es nicht. Das Stück Knochen hatte sich vollkommen aufgelöst. Gut. Also goss er die Flüssigkeit über das Papier, beobachtete, wie sich langsam Linien bildeten. Es wäre schneller gegangen, hätte er Fleisch oder Haare gehabt, doch es funktionierte, was Anderes zählte nicht. Doch dann, als die Schrift sich fertig gebildet hatte, war es für Severus, als würde ihn ein Schlag treffen. Ins Gemächt. Er las die Worte wieder und wieder, das nicht fassend. Das hier war ein Alptraum! Wie sollte er Tom denn das erklären? Denn… im Grunde konnte man nur eines folgern, etwas, das den Anderen erneut in eine unbeherrschte Wut oder in eine tiefe Depression stürzen könnte, was nun besser war, sei dahingestellt. Mit großem Widerwillen lief Severus los, zurück in das Zimmer, in dem er mehr oder weniger inzwischen eingezogen war, setzte sich aufs Bett und wartete, fürchtend, was nun folgen musste, den Zettel immer noch in der Hand. Zufrieden lief Tom zurück in seine Kammer, die er sich inzwischen mit Severus teilte, er hatte Percy wirklich nur loben können, als er gesehen hatte, dass sie nun Black, Lupin und einige untergeordnete Leute aus dem Orden des Phönix in ihrer Gewalt hatten. Nun, die Befragungen würden nicht vor den nächsten Tagen beginnen, nicht, bevor Bella, Rudo und Rabastan wieder auf den Beinen waren und zum Besten geben konnten, was sie wussten und wie zum Henker sie im Knast gelandet waren. Bis dahin würde relative Ruhe herrschen. Nagini hatte sich in den Wald verzogen, um zu jagen, Percy war gerade mit seinem kleinen Gefährten in Tiergestalt im Garten unterwegs, Lucius befand sich in seinem eigenen Herrenhaus und viele seiner Anhänger gingen ihren Jobs nach. Also konnte auch er es etwas langsamer angehen. Vielleicht war Sev ja gerade da und sie konnten etwas… nein, sie konnten nicht. Sev war zwar da, saß auf dem Bett, aber er sah aus, als würde er sich gleich übergeben, gründlich und mehrfach. „Was ist los?“, fragte er einfach, strich über dessen Wange, nahm erst dann den Zettel, der ihm entgegen gehalten wurde, runzelte die Stirn. „Was ist das?“, fragte er schließlich. „Das Ergebnis der Analyse aus dem Sarkophag von deinem Sohn“, gab Severus monoton zurück, beobachtete, wie der Andere jegliche Farbe verlor, den Zettel zu knüllen begann und schwankte. Rasch stand er auf, drängte Tom auf das Bett und wartete ab, während neben ihm die Kissen zu schweben begannen, der Stoff spannte sich, bis er mit einem sehr seltsamen Geräusch riss und die Federn sich wild wirbelnd im gesamten Raum verteilten. „Was?“, presste Tom zwischen den Zähnen hervor, starrte ein weiteres Mal auf den fast schon beleidigenden Namen, der da auf dem Zettel stand. Das konnte nicht sein! Das… wie?! Hieß das etwa auch, dass…?! „Das Ergebnis ist korrekt“, gab Severus leise zurück. „Es besteht kein Zweifel. Im Sarg deines Sohnes liegt Harry James Potter.“ „Wie..?“, flüsterte Tom, während er vollständig auf das Bett sackte. „Ich habe Potter erst vor wenigen Wochen gesehen! Der Bengel hat noch gelebt, der… Nein! Sag mir, dass das nicht sein kann, sag mir nicht, dass…!“ „Es… wäre ein nahegelegener Schluss, dass der Junge, den wir als Potter kennen, vielleicht Euer Sohn ist“, bestätigte Severus leise. „Es würde passen. Kinder aus der Linie Slytherins sind immun gegen den Avada, während sie den, der den Zauber gesprochen hat, vernichten können. Aber sie können auch den zerstörten Körper mit ihrem Blut eins zu eins wiederherstellen“, zählte Severus das auf, was ihm eben selbst schon durch den Kopf gegangen war. „Ich…! Aber… Potter hätte doch nie sein eigenes Kind umgebracht, um..!“ „Die Leiche im Sarg ist bis auf die Knochen verfallen“, gab Severus zurück. „Ich denke, dass das Kind der Potters vielleicht vor der Schlacht damals gestorben ist und einfach ausgetauscht wurde. Es würde zu Albus passen, lachend zuzusehen, wie ein Kind seinen eigenen Vater umbringen muss.“ „Er… er hasst mich“, flüsterte Tom, der die Augen schloss. Wieder sah er seine Frau, die ihm sagte, dass nur sein Sohn an seiner Seite den Krieg zu einem guten Ende führen konnte. „Ich…!“ „Tom“, sprach Severus ruhig. „Potter ist weggerannt, das weißt du und soweit ich informiert bin, ist er bis heut noch nicht wieder aufgetaucht. Warum hätte er wegrennen sollen, wenn er Dumbledore vertraut? Vielleicht ist das alles einfacher, als du denkst. Wir suchen den Jungen, du redest mit ihm und wir sehen weiter. Ich werde in der Zeit durch einen weiteren Trank herausfinden, was den Potterjungen wirklich umgebracht hat.“ Gut, dass er die Basis dieses Trankes bereits hatte. Es war Dieselbe wie die, die er brauchte, damit er rausfinden konnte, was sich unter Weasleys felliger Manie verbarg. „Es wird etwa einen Monat dauern und in der Zeit könnten wir sehen, wo der Junge untergebracht war. Immerhin scheint dieser ach so tolle Blutschutz ja vollkommen inexistent, bedenkt man, dass das Kind mit Evans nicht verwandt war. Über die Muggel sollte es nicht zu schwer sein, auch, wenn in der magischen Welt die Spuren verwischt sind.“ Ja, es war eine traurige Tatsache, dass nicht die Schutzzauber Potter geschützt hatten, sondern einfach nur die Tatsache, dass Niemand den Jungen für wichtig genug gehalten hatte, um ihn umzubringen und so Muggel auf sich aufmerksam zu machen. Abrupt sah Tom sich zu seinem Geliebten um. Er hatte, ehrlich gesagt, vollkommen verdrängt, dass Potter… nein, korrigierte er sich selbst, sein Sohn, ja abgängig war, vermisst wurde. Etwas, das ihm nun wieder in Erinnerung gerufen wurde. Eine Möglichkeit, sein Kind kennen zu lernen. Ja, natürlich wollte er das. „Beauftrage Lucius, der kennt sich bei den Muggeln recht gut aus.“ Was stimmte, dem Mann war es vollkommen egal, wer für seine Produkte zahlte, solang er eben nur Geld verdiente. „Tom…“, seufzte Severus. Er wusste, dem Anderen ging es nicht gut, doch so hatte er Diesen auch noch nicht gesehen. „Kann ich sonst noch was tun?“ „Finde raus, ob die Vermutung richtig ist“, bat der Andere so gut wie lautlos. Severus wusste, das war im Grunde eine Entlassung. Also stand er auf, strich noch mal über die Hand des Älteren und ging, um das Arbeiten zu beginnen. Tom wartete, bis der Andere den Raum verlassen hatte, dann spürte er, wie die erste Tränen seine Wangen herabliefen. Wie sollte er seinen Sohn von sich selbst überzeugen, wenn er jahrelang versucht hatte, diesen zu töten? Oh, er wusste, es konnte nur so sein, dass der Junge, den er als Potter kennengelernt hatte, sein Sohn war, nur das erklärte, wie sein Körper nach der Zeremonie wieder so perfekt hatte sein können. Oder dass das Kind damals nicht gestorben war… es war ein einziger Alptraum, anders konnte man es nicht ausdrücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)