The Darkness Inside Me von robin-chan ================================================================================ Kapitel 42: Tornando alla realtà. --------------------------------- Zurück in die Realität. 17. Februar 2013 Benommen sank Robin auf den Stuhl. Sie war durchgeweicht. Während des Heimmarsches hatte strömender Regen eingesetzt, der Mantel hatte nicht alles abgefangen. Trockene Kleidung oder ein Handtuch für das nasse Haar sah Robin jedoch Nebensächlichkeiten an. Ohne Umschweife war sie in das Arbeitszimmer gegangen, hatte nach der Bestätigung gesucht. Nami hatte Recht behalten. Natürlich hatte Robin herausgefunden, woher sie Bescheid wusste – dank ihrer eigenen Überheblichkeit. Oder eher ihrer falschen Einschätzung? Trotz des Ausrutschers hatte sich Robin in Sicherheit gewogen. An das Wahren des Geheimnisses geglaubt, auch an den Bestand ihrer Beziehung. Gerade deswegen hatte sie Nami mehr vertraut, als sie je erwartet hatte, deshalb auch der Schlüssel. Schließlich hatte sie das Versteck nie erwähnt. Wann war sie so durchschaubar geworden? Instinktiv hatte ihre Freundin ins Schwarze getroffen. Schwer atmend lehnte Robin vor, vergrub das Gesicht in den Händen. Zwar hatte sich Robin das Ende öfter ausgemalt, aber nun, wo es eingetroffen war, übertraf der davon ausgelöste Schmerz all ihre Vorstellungen. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. „Hör auf!“, gab sie gepresst zurück. Das wollte sie nicht hören. Es tat weh. Von jedem anderen durften sie kommen, sie hätte bloß ein Lächeln dafür übrig, aber von ihr? Ihre Gefühle waren echt, keine Sekunde hatte sie ihre Freundin benutzt, schon gar nicht als ein Alibi angesehen. Und ja, sie hatte Capone getötet, seinetwegen war Robin überhaupt auf dieser Veranstaltung gewesen. Nami zu treffen – ein Zufall. Ein verdammt glücklicher Zufall, für den sie äußerst dankbar gewesen war. Nicht als Alibi, vollkommen ohne böse Absicht, sie hatte sie gesehen und hatte einfach so, aus reiner Neugierde heraus, das Gespräch gesucht. Während des Spazierganges hatte Robin den Auftrag dann gänzlich vergessen gehabt, sich lediglich auf das Gespräch konzentriert. Und sie hatte jede Minute genossen. Glaubte Nami das Ausgesprochene? Sie hätte sie für ihre Zwecke benutzt? Waren sie an dem Punkt angelangt? Hoffnungsvoll suchte sie nach einem Zeichen, das dem nicht so war – zwecklos. Nami zeigte deutlich, wie es um sie stand, aus gutem Grund. Robin verstand, war in der Lage ihre Reaktion nachzuvollziehen. Mit dem erlangten Wissen im Gepäck … leicht zogen sich ihre Brauen zusammen. Umgekehrt würde Robin wohl ähnlich denken. Das Vertrauen war dahin. Das Bild hatte sich gewandelt. „Ich habe dich keine Sekunde lang benutzt. Das habe ich nie. Kaum habe ich dich gesehen … das kurze Gespräch war alles, das ich zu diesem Zeitpunkt wollte. Du hast mein Interesse geweckt und ich habe die Chance genützt.“ „Du weißt, dass ich dir nichts mehr glauben kann.“ Eine ungewohnte Härte und Kälte lagen nicht nur in den Worten, auch in ihren Gesten. Das kannte Robin nicht, nicht von ihr. Damit umzugehen stellte eine neue, unbekannte Herausforderung dar. „Siehst du dein Leben als Last? Ich tue es. Hast du eine Ahnung, welche Überwindung mich das Schweigen kostet? Oder wie sehr mich das Wissen erdrückt? Vivi ahnt den Grund - natürlich nicht den wahren – ihr ist längst bewusst, mit wem meine derzeitige Verfassung zusammenhängt.“ „Sie meint, du bist still und ich stimme ihr zu. Das bist du …“ „Vielleicht hat Law Recht behalten, ihm zufolge leide ich an einem Schock.“ Müde lächelte Nami. „Mittlerweile teile ich seine Meinung irgendwie. Ich meine, wir sagen gerne, jemand hätte Leichen im Keller, aber bei dir? Die Wahrheit und kein dummer Spruch. Und als ob du nicht ausreichst, belügen mich zwei Freunde, um dich zu decken. Bisschen viel, oder?“ „Es tut mir leid.“ „Und was? Deine Lügen? Das Versteckspiel? Denn fang bitte nicht mit deinen Taten an, das kauft dir niemand ab.“ Leicht schüttelte Robin den Kopf. „Alles.“ Angefangen mit ihrem Egoismus, der sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte. „Ich habe von deiner Rückkehr gewusst, aber kein Treffen herbei gesehnt und ausgerechnet deine Freundin schleppt dich meinetwegen dorthin“, begann sie mit reichlich Wehmut. An dem Abend hatte Robin den ersten, großen Fehler gemacht. „Eines führt zum anderen und ehe du dich versiehst, entwickelst du Gefühle, wirfst all deine Regeln über Bord – das das ich über Beziehungen gesagt habe, ist nicht gelogen. Ihnen bin ich Jahre geschickt ausgewichen. Eine kleine Liaison hie und da, aber niemand durfte mir nahe kommen. Bis du aufgetaucht bist-“ „Lass das“, unterbrach Nami harsch, „darauf springe ich nicht an. Die Masche ändert nichts, nichts an deinen Taten! Du hast etliche Menschen auf dem Gewissen, du und deine tollen Freunde. Und ich? Schon mal daran gedacht, wie oft ich mir deinetwegen Sorgen gemacht habe?!“ Erstmals erkannte Robin Wut und wieder trat Nami näher. „Du reist in unsichere Gebiete und was mache ich? Ich sitze zu Hause und hoffe, dass es dir gut geht. Erst recht, wenn du dich wieder nicht meldest! Oder dein angeblicher Autounfall. Verdammt, Robin! Kannst du dir meine Angst vorstellen, die ich gehabt habe? Plötzlich sagst du ab, bist nicht erreichbar. Irgendwann bekomm ich einen Anruf. Hast du dabei je an mich gedacht? An meine Gefühle? Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie es gewesen ist, dich so zu sehen? Und ich Idiot habe Franky zum Teufel verflucht! An ihm meine Wut ausgelassen.“ Grob stieß sie Robin zurück. „Dabei hast du eher bekommen, was du eigentlich verdienst!“ Robin behielt das Gleichgeweicht, auch beim zweiten, dritten und vierten Mal. Jedoch ohne Gegenwehr, sie ließ es stumm geschehen. Robin wusste, dass sie auf ganzer Linie Mist gebaut hatte. Zwar hatte die Beziehung schon immer unter einen schlechten Stern gestanden, doch die Hoffnung war stets da gewesen. Hoffnung auf ein Happy End. All die Warnungen, Robin hatte sie alle in den Wind geschossen, hatte für sich bewusst für das Risiko entschieden. Die Gefühle waren es wert, und diesen Schritt würde Robin nie bereuen. Sie täte es jederzeit aufs Neue, für jede einzelne Minute. Liebe und Zeit – an beides hatte Robin geglaubt. Einerseits das die Liebe stark genug war, für den Fall der Fälle, auf Dauer hielt. Andererseits daran, dass sie Zeit hatte. Zeit sich loszureißen, das alten Leben hinter sich zu lassen, ohne das jemals die Wahrheit ans Licht kam. Zwei naive Annahmen. Sie hatte alles verloren. Dabei spielte die Rachsucht eine tragende Rolle. Hätte sie bloß länger nachgedacht, sämtliche Szenarien genauer abgewogen. Natürlich war Rob Lucci kein dummer Anfänger gewesen. Jeder hatte einen Trumpf im Ärmel, aber das er ausgerechnet Trafalgar auserkoren hatte … ja, diese Möglichkeit hatte Robin gänzlich außer Acht gelassen. So errang er selbst im Tod einen Sieg. Warum jemanden sofort töten, wenn man genauso gut das Leben zerstören konnte? Dennoch, etwas daran störte Robin sehr. War Rob auf den Gegenschlag vorbereitet gewesen, was hatte er sich erhofft? Die sofortige Weiterleitung an Behörden? Ihre Verhaftungen? Ungläubig schüttelte Robin den Kopf. Das war zu wenig. Abgesehen von Nami, war das Aufdecken fast zu wenig. Gewiss, ihre Leben würden sich vermutlich von Grund auf verändern, im weiteren Verlauf mussten sie eventuell zur Gänze untertauchen. Selbst einem überraschenden Auftauchen hätten sie entkommen können. Darin waren sie trainiert. Um ihr Leben zu kämpfen, das gehörte zum Alltag. Was also hatte sich Robin wirklich erhofft? „Robin! Reiß dich gefälligst zusammen!“, ermahnend drangen jene Worte zu ihr durch. Bedächtig hob sie dabei den Kopf. Es war Kalifa, die sie aus ihrer Trance holte, an ihrer Schulter rüttelte. Jedoch ging der Blick rasch an ihr vorbei, wurde auf Franky gerichtet, der hinter ihrer Freundin stand. Anders als sie, zeigte er offen seine Besorgnis, sein Mitgefühl und machte deutlich, dass ihm die Worte fehlten. Kein Grinsen, kein vergeblicher Spruch um Robin aufzuheitern, die Situation aufzulockern. Natürlich, sie hatte ihre Freunde während des Heimwegs informiert und gebeten zu ihr zu kommen. „Klär uns auf!“, drängte Kalifa. „Robin“, forderte Franky wesentlich sanfter auf. Kurz schweifte der Blick zwischen den beiden hin und her. Aufklären. Ein verzweifeltes Lächeln folgte, was sollte sie genau erklären? Sie hatte ihnen Bescheid gegeben, hatte ihnen gesagt, dass Nami die Wahrheit kannte. Was galt es da noch großartig aufzuklären? Für Robin zählte nur dieser Aspekt, aber natürlich reichte das nicht. Nicht für ihre Freunde und so begann Robin zu erzählen. Woher die Information kam, was Nami wusste. „Verdammtes Arschloch!“, knurrte Franky gefährlich. Seit er das Wesentliche gehört hatte, schritt er unaufhörlich auf und ab. Dabei zeigte er offen seine Wut und Robin erhielt durchaus das Gefühl, er wollte sie an irgendetwas auslassen. Doch das würde er sich hier nie und nimmer leisten, schon gar nicht in dem Zimmer. „Ich sag euch, den bring ich mit bloßen Händen um!“ „Franky!“, ermahnte Kalifa, warf ihn einen drohenden Blick zu, ehe sie sich zurück zu Robin drehte. „Verzwickt. Wurde geschickt eingefädelt. Handelt es sich um eine einfache Skepsis, kannst du sie noch totreden, aber mit Beweisen in der Hand? Wir haben ihn doch nicht unvorbereitet auflaufen lassen – Wie ist er hinter Ferrara gekommen? So detailliert? Die Kleine kennt alle Hintergründe, sogar Casanovas Familiengeschichte!“ Fragend horchte Robin auf. Darüber hatte Robin kaum Worte verloren, ihnen lediglich erzählt, dass die Ausrede vom Unfall aufgeflogen war. Da tauschten ihre Freunde einen vielsagenden untereinander Blick aus. „Klärt ihr mich nun auf?“ Hörbar atmete Franky aus. „Sagen wir, die Jungs statteten mir heute einen Besuch ab?“ Während Kalifa daraufhin entschuldigend lächelte, strich sich Franky ertappt den Nacken entlang. „Sie haben was? Warum habt ihr nichts gesagt?“ „Weil du unterwegs sein solltest!“, antwortete Kalifa rasch. „Wir haben uns beraten, uns selbst einen möglichen, nächsten Schritt überlegt. Wir wussten nicht, dass sie bei dir sofort mit der Tür ins Haus fällt. Schließlich sollten beide den Mund halten und dir gegenüber kein Wort verlieren. Und an deine sofortige Rückkehr haben wir überhaupt nicht gedacht.“ „Die Jungs sind besorgt. Nami blockt sie vollkommen ab. Was sie auch tun, sie hört nicht. Allerdings hat sie ihnen gegenüber nur jene Nacht erwähnt. Sie kennen somit nicht das gesamte Ausmaß.“ Robin konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Alles lief gewaltig aus dem Ruder. „Also Robin, hast du eine Erklärung?“, fragte Kalifa für ihre Verhältnisse eine Spur zu sanft. Die hatte sie. Kannte Nami die gesamte Geschichte, existierte nur eine einzige Erklärung und diese stieß Robin, in Anbetracht der Lage, sauer auf. Führte deutlich vor Augen, wie unvorsichtig sie doch gewesen war. Sie war in der Tat durchschaubar geworden. „Ich habe mich näher mit deinen Unterlagen beschäftigt“, sprach sie an Kalifa gewandt, „und selbst die eine oder andere Recherche gemacht. Zur Vorbereitung auf unser Vorhaben, auch um alles besser zu verstehen.“ Ein Glück, dass das alles war, das Nami hatte finden können. Robin bewahrte genügend auf, doch nie alles am selben Ort. „Sie hat den Safe gefunden.“ Dabei warf sie einen flüchtigen Blick zur gegenüberliegenden Wand, ehe sie die Papiere vor ihr zur Hand nahm und sie Kalifa reichte. „Mit den restlichen Unterlagen ziemlich glaubwürdig.“ „Und aufgebrochen?!“, fragte Franky entgeistert. „Sie hat ihn mit dem Code geöffnet, richtig?“, ignorierte Kalifa ihren Freund und sprach dabei das Offensichtliche aus, wobei ein ungewöhnlich wissender Unterton mitspielte, der Robin skeptisch aufhorchen ließ. „Oh, sieh mich nicht so an“, winkte die Blonde mit den Augen rollend ab. „Darf ich dich daran erinnern, dass ich mich ein bisschen mit deiner Freundin beschäftigt habe? Allerdings hast du dich lieber auf den Arzt gestürzt.“ „Ach, ist sie eine von uns?“ „Sei nicht albern, Franky!“, tadelte sie ihn dieses Mal. „Die Kleine ist lediglich gewieft, eine Unruhestifterin, sie ist im Internat extrem aufgefallen. Glaubt mir, eine recht interessante Schulakte, wobei das System miserabel ist. Hat mich keine zwei Minuten gekostet. Wenn ich bedenke, was die Eltern für die Schule löhnen, fliegen-„ „Komm zum Wesentlichen!“, mahnte Robin. Natürlich erinnerte sie sich an Kalifas damalige Bemerkung, aber davon wollte sie nie etwas hören. Als ob ihr Interesse auf alte Schulakten beruhte. „Sie kann Schlösser knacken. Ist auch öfter hinter die Passwörter gekommen. Die hat den Direktor bestimmt zur Weißglut gebracht. Für kindliche Späße versteht sich.“ „So ein braves Kind wünschen wir uns alle“, brummte Franky. „Okay, wir wissen, sie hat einen Schlüssel, kein Einbruch. Wie ist sie an den Code gekommen?“ „Ganz einfach, jemand hat sie viel zu nahe an sich heran gelassen, oder Robin?“ Die Angesprochene grinste schief. Das hatte sie, wenn auch unterbewusst. „Das hängt mit einem weiteren Problem zusammen. Die Unterlagen, die sie mir in die Hände gedrückt hat, sind somit nicht vollständig. Diese Zahlenkombination lässt sich hier drinnen nicht finden.“ Nami hatte ihr die Mappe tatsächlich überlassen. Ein Schritt, den Robin einerseits nur schwer verstand, ihr andererseits Hoffnung machte. Aber dafür war nun der falsche Zeitpunkt und der Blicke ihrer Freunde nach, wollten sie endlich erfahren, womit der Safe geöffnet werden konnte. „Sechsstellig. Mein erster Mord“, gestand Robin leise. Der Safe diente ausschließlich für diesen Abschnitt ihres Lebens. Daher hatte sie für den Code die passende Lösung gefunden, das Datum erinnerte sie nicht nur an den Beginn der Spirale, er sollte im Normalfall von keiner gewöhnlichen Person erraten werden können. „Kann gerade schwer sagen, was mich eher umhaut … das sie das erraten hat oder weitere Informationen zurückhält.“ „Beides ist katastrophal. Für dich. Für uns.“ Kalifa warf seufzend die Papiere auf den Tisch zurück. „Was hat sie noch gefunden?“ „Nichts, abgesehen von meiner Waffe, die ist allerdings offiziell registriert. Auch der Computer enthält keine Datensätze.“ „Ich will dich nicht verlieren“, sprach Robin offen aus, wovor sie sich seit jeher fürchtete. Unter keinen Umständen, doch lag die Entscheidung nicht in ihrer Hand. „Hast du aber.“ Drei kleine Worte. Gewichtig genug, um eine Welt einstürzen zu lassen. „Und lässt du uns in Ruhe, halte ich mein Versprechen.“ „Warum?“ Fragend hob sich eine Braue. „Warum tust du das?“ „Weil ich nicht auf eure Rache scharf bin.“ „Als ob.“ Vorsichtig fasste sie nach der Hand ihrer Freundin. „Meine Welt mag dir fremd sein, doch bist du nicht auf den Kopf gefallen. Wenn dir bewusst ist, wozu ich fähig bin … warum nimmst du weiterhin an, dass ich dich lasse und einfach so gehe.“ „In der Hoffnung die Sache rasch abzuschließen?“, wisperte sie gepresst, wich dabei dem durchdringenden Blick stur aus, ohne dabei die Hand zurückzuziehen. „Wir entscheiden nicht, in wen wir uns verlieben. Die die du kennen gelernt hast, das bin ich. Keine Täuschung.“ Sacht umfasste sie das Kinn ihrer Freundin, zwang sie zum Aufsehen. „Ich suche längst nach einem Weg … reicht das vorerst nicht? Dass wir uns lieben?“ Oft zerbrach sich Robin den Kopf darüber, wie sie ihrem Doppelleben entkam, ohne gröbere Einschnitte, ohne Nami in Gefahr zu bringen. Ein äußerst schweres Unterfangen, zu weit war sie in diese Welt vor gerückt. Zu viel Wissen hatte sich angesammelt. Doch kam sie dem näher. Sie brauchte einfach Zeit. Als schließlich die erste Träne fiel, schluckte Robin schwer. „Nein.“ Erst da löste sich Nami und trat vorsichtig zurück. „Wer sagt, Liebe überwindet alles und findet einen Weg … der hat sich nie in ein Monster verliebt. Wir haben keine Zukunft.“ „Was jetzt?“ Mit verschränkten Armen lehnte Franky, sichtlich unwohl, gegen das Bücherregal. „Was wohl, wir holen uns den Rest und lauern dem Arzt auf“, erwiderte Kalifa säuerlich. „Er und deine Freundin sind eine Gefahr.“ Der raue, entschlossene Tonfall war unüberhörbar. „Robin hat gesagt, was dann passiert.“ „Nehmen wir ihr die Unterlagen, nehmen wir ihr sämtliche Beweise und was will sie uns ohne anhängen? Niemand würde ihr je die Geschichte abkaufen. Und der Arzt? Ups, hat eine Kurve zu schnell genommen. Von der Göre lasse ich mich nicht bedrohen!“ Kalifa war gereizt, jedes Wort unterstrich dies. Verständlich. Robin verstand sie zu gut, schließlich war das Problem weitreichend. Hierbei stand nicht nur das eigene Leben auf dem Spiel, ihre Freunde wurden mit in den Schlamassel gezogen. „Wir warten ab. Keine voreiligen Aktionen!“ „Hörst du dir überhaupt zu, Franky? Habt ihr beide nun gänzlich den Verstand verloren?“ Wütend stieß sich Kalifa vom Schreibtisch ab. „Jeden anderen hätten wir unlängst zur Strecke gebracht. Ohne Zögern, ohne Gewissen. Für uns, um unsere Ärsche aus dem Dreck zu ziehen! Habt ihr vergessen, wer wir sind? Was wir sind? Wollt ihr euch von einem toten Dreckskerl das Leben ruinieren lassen?“ Ihre Stimme war lauter geworden. „Wer hat so schnell reagiert? Ich nicht, mir hat die Idee mit den Charlottes nie gefallen“, warf Robin vorwurfsvoll ein. Wenn sie schon von ihm sprachen, dann musste sich Kalifa an der eigenen Nase fassen. Das Vorhaben stammte von ihr, sie hatte darauf beharrt, Franky auf ihre Seite gezogen. Ein Kinderspiel, bedachte Robin die unsagbare Wut über Kakus herbeigeführtes Ableben. „Oh bitte. Der Ausgang wäre immer derselbe gewesen! Rob hat uns auflaufen lassen, das wurde schon vorher inszeniert. Als ob er sich das zwei Minuten vor seinem Tod aus dem Ärmel geschüttelt hat! Das hast du zu verantworten.“ „Beruhig dich!“, knurrte Franky. „Nein! Wie oft habe ich meine Bedenken geäußert? Wie oft habe ich gesagt, sie solle sich lieber eine lockere Affäre zulegen? Gefühle sind gefährlich. Wir können uns keine dauerhaften Liebschaften leisten! Und? Hat sie gehört? Nein, denn Signora Nico weiß es besser, denkt sie ist besser vorbereitet als damals mit Laki – Jünger oder älter, das ist unwichtig. Fakt ist, dass sie sich von ihren beschissenen Gefühlen hat blenden lassen und ich soll Däumchen drehen und zusehen, wie unser aufgebautes Leben den Bach hinunter geht, weil sie sich nicht im Griff hat?“ Schwer atmete Kalifa und obwohl sie von Robin sprach, starrte sie wutentbrannt Franky an, der den Blick ungerührt erwiderte. Er wartete. Kalifa nahm Fahrt auf, er wusste, da kam noch mehr. Robin selbst nahm die Vorwürfe schweigend hin, entsprachen sie der Wahrheit. Während ihr Freund sich eher darüber gefreut hatte, hatte ihr Kalifa öfter ins Gewissen geredet. Ihr genügend Male verdeutlicht, was dieser Schritt in der Regel kostete. Dennoch hatte sie sich für die Liebe und gegen die Vernunft entschieden. Dafür musste sie sehr wohl gerade stehen. „Darf ich dich an jenen Abend erinnern, Franky?“, setzte Kalifa neuerlich an, schritt auf ihren Freund zu. „Kaku und du, ihr habt euch einen Ruf aufgebaut. Bislang habe ich mich nie darüber aufgeregt, ich hab euch in Ruhe gelassen, aber was hat uns eure Nächstenliebe gebracht? Als Freunde halten wir zusammen, deshalb bin ich nach. Ferrara hätten wir jederzeit vermeiden können. Aber du musstest deinem Kumpel ja helfen. Seiner Liebe wegen – Gott, eure Gefühlsduselei wird uns gerade zum Verhängnis! Und statt der offensichtlichen Lösung zu folgen, kuscht ihr!“ Abrupt verdunkelte sich Frankys Miene. „Hörst du dir überhaupt noch zu?!“, drehte er den Spieß um, packte Kalifa schroff an den Schultern, drängte sie gegen das nächstbeste Regal. Robin war schon aufgestanden und wollte eingreifen, als er weitersprach. „Genau darauf zielt sein Spiel doch ab! Das wir sämtliche Vernunft über Bord werfen und uns endgültig verraten, uns gegenseitig an die Gurgel gehen. Wir ziehen zwar los, aber wir würden unseren Freunden und Liebsten nie ein Haar krümmen. Das sind wir nicht! Wir sind keine gefühlslosen Monster!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)