Sons of Odin von Javert (Die Heimkehr nach Asgard) ================================================================================ Kapitel 4: Die Chitauri ----------------------- Immer noch verwundert, aber doch glücklich über die Entscheidung seines Vaters, ritt Thor zum Rande Asgards, die Rüstung leuchtend im Abendlicht. Neben ihm ritt im selben, schnellen Tempo sein Bruder, der einen nachdenklichen und verbissenen Gesichtsausdruck hatte. Was ging wohl in ihm vor? Ob er sich freute, dass sein Vater ihn in die Schlacht schickte? Oder sah er es weiterhin als Bestrafung für seine Vergehen auf Midgard an? Denn trotz der Tatsache, dass sein Vater ihn nun nicht mehr einsperrte, gab es da ein großes Manko: Loki hatte seine Kräfte nicht zurück und war demnach weiterhin verwundbar. Aber würde ihn Odin als Sterblichen in die Schlacht schicken? Was hatte das zu bedeuten? Bald erreichten sie die Klippe, die für den Kampf ausersehen worden war. Das Licht war schummrig und keiner wusste, wann genau die Schlacht beginnen würde. Überall standen die Männer und Frauen in Kampfposition, mit wachsamen Augen und schnaubenden Schlachtrössern. Bald hatte Thor das schöne Tier von Sif ausgemacht, das seine Herrin mit Stolz und Treue trug. Sif nickte ihm zu und warf dann einen verärgerten Blick hinüber zu Loki. Sie konnte nicht verstehen, warum es ihm gestattet war, mit den stolzen Kriegern Asgards zu kämpfen, das wusste Thor. Loki hingegen ignorierte alle bösen Blicke und starrte in die Luft, dort, wo sich weit entfernt die Chitauri aufgestellt hatten. Nur das Schimmern ihrer Rüstungen war zu erkennen, noch waren sie zu weit entfernt. „Ich frage mich, wann die Schlacht beginnen wird”, murmelte Thor leise, doch Loki hatte ihn gehört. „Nicht, bevor der Allvater kommen wird. Den Chitauri ist bewusst, dass die Asen ein starkes Volk sind.” „Und was werden sie tun, wenn er ankommt?” Loki zischte. „Das werden wir gleich erfahren, sei still.” Es gefiel Thor gar nicht, dass Loki so mit ihm sprach, trotz all der brüderlichen Gefühle, die er für ihn empfand. Doch er konnte seinen Missmut nicht ausdrücken, denn eine Bewegung in seinem Augenwinkel lenkte ihn ab. Tatsächlich konnte man nun das achtbeinige Pferd Odins erkennen und bald darauf den Allvater selbst. Die Menge der Krieger teilte sich ergeben und blickte ihn mit grimmigen, entschlossenen Blicken an. Sie würden alles für seinen Schutz und den von Asgard geben. Als der Allvater seine beiden Söhne erreicht hatte, herrschte völlige Stille unter ihnen. Thor beobachtete ebenso still, wie sein Vater zwischen ihn und Loki ritt und schließlich die Stimme erhob. „Chitauri”, sagte er mit donnernder Stimme und es war klar, dass sie ihn hörten. „Lasst ab von Asgard, lasst ab von eurem Plan, Loki Laufeyson gefangen zu nehmen. Er mag Fehler begangen haben, aber ich versichere euch, dass er eurem Volk nicht mehr schaden will und es auch nicht mehr kann. Ich habe ihn bestraft und dafür gesorgt, dass er Asgard nicht verlassen wird. Zieht euch zurück und wir ersparen uns allen einen Kampf, der beiden Seiten ansonsten schwere Verluste einbringen wird.” Aus der Ferne vernahm Thor nun ein schauriges Dröhnen, dass ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Er blickte hinüber zu den anderen Kämpfern und sah, dass sie ähnlich erschauderten. Nur Loki regte sich nicht - doch seine Muskeln schienen angespannt zu sein, so als wollte er in der nächsten Sekunde losstürzen. Thor konnte nur erahnen, wie sehr es ihn belastete, dass Asgard wegen ihm in den Krieg zog. Denn was auch immer er gesagt hatte, Thor wusste, dass dieses Land für Loki die wahre Heimat war. Das Dröhnen schwoll zu einer furchtbaren, starken Stimme an und formte sich dann langsam und rasselnd zu Worten. „Gebt ihn uns und wir lassen von dem Kampf ab. Sollte ihr ihn uns verweigern, sehen wir keine andere Möglichkeit, als zu kämpfen. Und wir, die Chitauri, werden siegreich sein.” Thor sah, wie Sif verächtlich schnaufte, doch Lokis Reaktion lenkte ihn ab. Sein Bruder hielt den Kopf gesenkt und es sah aus, als starre er auf den Hals seines Pferdes. Seine Finger hielten die Zügel so verkrampft, dass die Knöchel weiß hervor traten. Mit einem Schlag war Thor endlich bewusst, was sein Bruder dachte und durchlitt: Er hatte Angst. Nie würde er das gestehen, doch er hatte Angst, dass der Allvater ihn hergeben würde um Asgard zu retten. Und vermutlich zog Loki es selbst in Betracht, da er hoffte, dass er Asgard damit schützen konnte. Dann wurde sein Ausdruck schlaff. Er hob den Kopf wieder an, doch nicht so, dass er die Chitauri erblicken konnte. Er wirkte plötzlich nicht mehr verängstigt, aber auch nicht entschlossen – er wirkte nichtssagend, gar lustlos. Zu welcher Erkenntnis war er gekommen? Thor zwang sich, den Blick von seinem Bruder zu lösen. Stattdessen wartete er gespannt auf die nächsten Worte seines Vaters. „Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mit meinen Männern und Frauen in den Krieg gegen Euch zu ziehen“, war dessen Antwort. Odin erhob seine Waffe und es schien als wären alle Augen – die der Chitauri und die der Asen – auf ihn gerichtet, während Sleipnir die vier Vorderbeine in die Luft streckte. Doch die erhabene Szene wurde vom rasselnden Kreischen der Gegner durchbrochen, die nun schnell auf das Festland Asgards zu kamen und bald die ersten Klippen hinter sich ließen. Auch in den Reihen der Asen brachen die ersten Soldaten los, mit auf die Feinde gerichteten Speeren, Pfeilen und Schwertern. Bald trafen die Gegner aufeinander und auch Thor hatte seinem Ross die Sporen in die Flanken gedrückt um den Feinen entgegen zu galoppieren. Während er Mjölnir in der Hand schwang und mit seiner Kraft die ersten Chitauri von ihren Flugmaschinen herunterriss, brach die Schlacht richtig los. Bald dröhnte und erzitterte die Luft nur so von klirrenden Schwertern, die aufeinander trafen und von Schreien, die den Tod eines Gegners oder eines Verbündeten bedeuteten. Thor konnte erkennen, wie Asen, die er sein ganzes Leben lang gekannt hatte, fielen, aber auch, wie andere zurück schlugen. Ein Axthieb und Volstagg hatte die Kette der fliegenden Chitauri durchbrochen und sie von ihren Fluggeräten gestoßen. Ein schneller Speerstoß und eine junge Asin, die er nicht kannte, hatte gleich zwei ihrer Feinde getötet. Mittlerweile saß auch Thor nicht mehr auf seinem Pferd. Er hatte die Stiefel im Dreck vergraben, der an seinen Kleidern genauso haftete wie am Boden selbst. Das Schlachtfeld hatte sich in eine Schlammpfütze verwandelt, die dank des Chaos überall herumspritze. Es schien, als würde jede Richtung nur aus Schlamm bestehen, selbst der Himmel. Der Sohn Odins schwang seinen Hammer mit aller Kraft und hatte so schon dutzende Chitauri erledigt. Er erkannte im Getümmel ihre Strategie, denn sie schienen sich alleine nicht an ihn heran zu trauen. Ungefähr sechs von ihnen hatten einen Kreis um ihn gebildet, den sie immer enger zogen. Ihre seltsamen Schreie konnte er nicht entziffern, doch er nahm stark an, dass sie nicht im Kampf um New York dabei gewesen waren, denn sie schienen nicht zu wissen, wer er war. Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des blonden Gottes aus, als er Mjölnir über seinen Kopf schwang und ihn an der Schlaufe herum wirbelte. Sollten sie ihn kennen lernen! Immerhin war er der Gott des Donners! Es war fast zu einfach. Die Blitze hatten seine Gegner schneller erledigt, als er zusehen konnte. Auch der Nachschub an Feinden hatte keine Chance. Selbst die am Himmel erscheinenden, riesigen Flugwesen waren kein gefährlicher Gegner für die talentierten Asen. Alles schien wie in einem Rausch an Thor vorbei zu ziehen und langsam verstand er. Nein, das war nicht richtig. Er hatte mit außergewöhnlichen Menschen von Midgard gegen diese Kreaturen gekämpft. Es war ein furchtbarer, anstrengender Kampf gewesen. Und auch wenn sie nun zahlreicher und auch machtvoller waren - Das hier war kein Kampf. Es war eine Ablenkung. Thor schrie sein Entsetzen heraus und ließ die Chitauri in seiner Nähe die Wut spüren, die sich in ihm ansammelte. Ein paar Schwünge seines Hammers und er flog durch die Luft, ließ alles hinter sich zurück. Das Schlachtfeld verschwamm nun zu einer scheinbar endlosen Masse aus Kämpfern und Schlamm. Es war beinahe unmöglich, etwas auszumachen. Doch er zwang sich, klar zu denken, sich zu konzentrieren. Und tatsächlich: Am Rand einer abgelegenen Klippe leuchtete eine Rüstung, wie ein kleiner, grün-goldener Schimmer. Thor landete etwa 10 Meter von seinem Bruder entfernt. Er brauchte einige Augenblicke, um die Situation zu analysieren. Loki lag flach mit dem Bauch auf dem Boden und mit einer Hand hielt er den Allvater, dessen Gewand im Wind flatterte und dessen Beine in die Tiefe zeigten. Odin sah seinen Adoptivsohn an, so wie dieser ihn nur einige Monate früher angesehen hatte. Es war, als würde die Ironie der Situation Thors Herz zerdrücken. Neben Loki stand der Anführer der Chitauri, Thanos. Er hielt das messerartige Ende seines Stabes an Lokis Hals und seine ganze Gestalt schien die Brutalität und die Rachsucht herauszuschreien, die er vertrat. Sein Blick war auf den Donnergott gerichtet. „Der zweite Sohn“, zischte er und das Geräusch fuhr Thor in die Glieder. „Einen Schritt näher und ich schneide seinen Hals durch. Dann sind sie beide tot.“ Thor wagte es nicht, sich zu rühren. Er umfasste nur den Griff Mjölnirs so fest wie er konnte. In seiner Hilflosigkeit wagte er es kaum, zu atmen. „Gut erzogen ist er ja“, setzte Thanos fort. Dann sah er Loki an. „Und nun, Loki Laufeyson: Lass los.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)