Ziras unerzählte Geschichte von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 3: Ohren ---------------- Am nächsten Morgen war Linda früher als sonst auf den Beinen und legte Ziras das Fleisch vor, welches diese erstaunlich gierig zu sich nahm. In Linda machte sich sogar der Glaube breit, dass Zira vielleicht endlich auf dem Weg der Besserung war. Sie war ihr in den letzten Tagen zu apathisch gewesen, doch das hier bereitete neue Hoffnung. Zu Ziras Überraschung blieb der Käfig heute jedoch offen und von Linda fehlte jede Spur. Ohne lange zu zögern ergriff sie die Chance und verließ ihr Gefängnis. Zum ersten Mal war sie ohne Beobachtung draußen und sie fühlte sich so frei wie lange nicht mehr. Gut, es war gelogen zu sagen, dass sie völlig unbeobachtet war, aber die Hunde erschienen ihr nicht mehr ganz so unheimlich, zumindest Chica. Zira kannte sie nun zumindest ein wenig und hatte nicht mehr so viel Angst vor ihr wie noch gestern und dennoch fühlte sie sich nicht ganz wohl in der Gegenwart der Hunde. In diesem Moment bellte Jerk auf und näherte sich ihr schneller als ihr recht war. Sie war angespannt, als er vor ihr zum Stehen kam, versuchte jedoch ihre Furcht doch falsches Selbstbewusstsein zu überspielen, wovon der Hund sich aber nicht beeindrucken ließ. „Lass die Kleine in Ruhe!“, schnauzte Chica ihn schließlich an und schob ihn von Zira weg. „Beachte ihn nicht, er kann nichts für seine Dummheit.“ „Dafür kann ich wunderbar rumliegen.“, stellte der Labrador mit aus dem Maul hängender Zunge fest, ohne auf Chicas Bemerkung weiter einzugehen. Es war klar wer von den beiden das sagen hatte und sie schienen mit ihren Rollen zufrieden zu sein. „Wo ist eigentlich–“ „Linda kommt gleich nochmal, danach ist sie aber für einige Zeit weg. Freu dich, du kannst dann allein hier rumlaufen. Und unter uns…“ Chica senkte die Stimme und sah sich geheimniskrämerisch um. „Wir zwei werden da mal ein bisschen jagen, ja?“ Nun, das klang schon eher nach etwas, was Zira tun wollte! Ihre Mutter hatte sie bisher immer nur zusehen lassen, aber selbst an einer Jagd teilzunehmen, das war etwas ganz anderes. Chica meinte das ernst, doch sie hatte auch noch eine Kleinigkeit verschwiegen, die davor passieren würde. Doch es würde Zira nur Sorgen machen. „So, jetzt aber…“ Linda betrat den Garten und fand in der Mittagssonne die beiden Hunde und Zira vor, die im Schatten einer Akazie dösten und sie nicht weiter beachteten. Zwar versuchte Zira sich hinter den Hunden zu verstecken, doch Linda gab nichts darauf. Sie griff das Löwenjunge am Kragen und setzte sie vor sich auf dem Boden ab. Zira rechnete schon damit, dass sie wie jeden Tag bisher untersucht und sonst wie abgetastet wurde, doch diesmal war etwas anders. Linda holte einen Gegenstand hervor und begann Zira unablässig am Kopf zu kraulen, was dieser bald zu dumm wurde. Sie ertrug ja alles was Linda sonst mit ihr machte halbwegs, aber das hier wurde allmählich zu viel des guten. Sie begann zu knurren und fuhr die Krallen aus um sie in Lindas Hand zu schlagen, als sie plötzlich einen dumpfen Schmerz in ihrem rechten Ohr spürte. Das Gefühl war jedoch so schwach und verblasste bereits, als Zira wieder losgelassen wurde und Linda sich ohne weiteres wieder davon machte, zu dem was sie eben sonst so tat. „Was war das?“, murmelte Zira halblaut vor sich her und erst jetzt, als sie sich setzte und misstrauisch an ihr Ohr griff, merkte sie zwei Dinge: zum einen war da irgendwas, was sie nicht identifizieren konnte in ihrem Ohr und zum anderen roch es nach Blut. Sie blickte erschrocken auf ihre Pfote und stellte mit Schrecken fest, dass sie aus der Stelle, in der der Gegenstand steckte blutete. „Was zur…“, murmelte sie und starrte immer noch ihre Pfote an, an der das Blut klebte. Der Schmerz war dumpf, kaum wahrnehmbar, doch je länger Zira nichts tat, umso stärker nahm sie ihn wahr. „Hey, halb so schlimm.“, ertönte Chicas aufheiternde Stimme und sie zog Zira an sich heran. „Na komm, so sehr kann das nicht wehtun.“ Zira jedoch kümmerte es momentan nicht wirklich, denn sie versuchte die Panik, die gerade in ihr Aufstieg zu unterdrücken. Was hatte man ihr da ins Ohr gehängt und warum bekam sie es nicht mehr weg? Warum war das da, warum tat es dort weh? „Hey, nicht wimmern, das wird bald verheilen.“, versuchte nun auch Jerk sie zu beruhigen, während Chica damit kämpfte sie zwischen ihren Pfoten zu behalten. „Was ist das?! Es soll verschwinden, es tut weh!“ „Das ist nur eine kleine Markierung damit Linda dich zwischen anderen Löwen wiedererkennt, nicht schlimmes! Es wird wieder besser werden, wirklich!“, versicherte Chica ihr selbstsicher und begann Zira unablässig das blutende Ohr sauber zu lecken. Vielleicht würde sie sich ja beruhigen, wenn die Blutung erstmal gestoppt war, denn es war zwar nicht viel, aber dennoch genug um Zira Angst zu machen. „Ich will es nicht, kann man es nicht raus nehmen?!“, fragte Zira ungehalten. Sie beruhigte sich allmählich zumindest ein wenig und sammelte sich wieder. Chica gefiel es um ehrlich zu sein, dass sie so viel Widerstreben zeigte. Natürlich half es jetzt nicht weiter, aber es war ihr lieber als Schweigen und geistige Abwesenheit. Sie musste diese Auflehnung zeigen, denn sonst würde sie unglaubliche Probleme damit haben sich später wieder in der Wildnis zurechtzufinden. „Es tut mir leid Zira, aber da kann ich nichts ändern. Aber steh mal auf und komm mit.“ Chica wusste selber, dass es nicht der richtige Augenblick war, aber sie fand einfach, dass Zira ganz schnell Ablenkung brauchte. Und sie hatte ihr vorhin etwas versprochen, von dem her passte das schon. Der Windhund führte Zira zu einem Holzstapel, den sie schon oft gesehen hatte, sich aber sonst nicht dafür interessierte. Bisher. „Was ist hier?“, fragte das Löwenjunge misstrauisch und setzte sich vor den Haufen. „Holz.“ „Das sehe ich selber. Aber was soll ich hier?“ „Du willst doch so schnell wie möglich wieder in die Freiheit, ja? Und ich habe dir versprochen dich jagen zu lassen… Nun…“ Chica war augenblicklich aufgefallen, wie sich Ziras Mine erhellte, was sogar ihr ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. „Hier leben unzählige Ratten und Mäuse zwischen den losen Hölzern. Wenn du genau hinhorchst, kannst du ihnen manchmal dabei zuhören, wie sie die Bretter entlang klettern. Hast du schon die wichtigsten Jagdgrundlagen von deiner Mutter gelernt?“, fragte Chica. Wenn Zira jetzt schon wegen ein paar Mäusen so motiviert war, war das ein sehr gutes Zeichen. „Also ich habe ihr schon oft zugesehen, von weitem.“, antwortete sie mit einem kleinen Grinsen und spürte durchaus sowas wie Stolz darüber dass sie bereits ein paar Dinge gelernt hatte. Je mehr sie konnte umso schneller würde sie hier weg kommen, das hatte Chica ihr versprochen. Sogar das dumpfe Pochen in ihrem Ohr schien plötzlich zweitrangig. „Sehr gut! Dann komm her und drück dich ins höhere Gras.“ Chica deutete mit ihrer langen Schnauze in die Richtung des Holzstapels, der sich in ein paar Metern Entfernung vor ihnen auftürmte. „Warum machst du nicht mit?“, fragte Zira nun irritiert, als der Hund einfach neben ihr sitzen blieb. „Weil ich das nicht so gut kann wie du, ich jage… anders. Und nun los, mach es wie deine Mutter es dir gezeigt hat. Was würde sie jetzt tun?“ Zira stockte kurz und überlegte. Also das offensichtliche zuerst: sie brauchte Beute. Sichtbare Beute. Die Mäuse waren zwar da, aber sie waren in ihrem Versteck und das war etwas was Zira ändern musste. Sie konnte es natürlich nicht selber ändern, aber sie konnte zumindest warten, das hatte ihre Mutter auch immer getan. Oh, sie hatte seeeehr lange gewartet. So lange, dass Zira und ihre Brüder manchmal dachten, dass ihre Mutter und die restlichen Löwinnen eingeschlafen waren. „Ich muss warten und mich ins Gras drücken.“, erklärte Zira und sah kurz zu Chica, die nun doch aufgestanden war und sich ein Stück zurückzog. „Genau. Und wenn eine Maus da ist?“ „Anschleichen, drauf stürzen und töten.“ „Na also, geht doch! Du kannst zumindest schon mal theoretisch. Jetzt zeig mir mal wie gut du es schon alleine kannst.“ Chica setzte sich einige Meter hinter Zira zu Jerk und warf einen prüfenden Blick zu dem Löwenjungen. Allmählich begann Zira tatsächlich sowas wie Sympathie für den Windhund zu entwickeln. Sie hatte eine gewisse Strenge an sich und forderte plötzlich Dinge von ihr und das war etwas, was sie mit Kisamba durchaus gemeinsam hatte. Ziras Mutter war nicht grausam gewesen, aber stets bestimmt und unnachgiebig wenn es darum ging Beute zu machen. Es war das einzige gewesen, mit dem sie nie Spaß verstanden hatte und worüber sie auch nie zu Scherzen aufgelegt war. Zira und ihre Brüder hatten das schon früh verstanden und die unzähligen Stunden, in denen sie den Löwinnen beim Jagen zugesehen hatten sehr ernst genommen. Sie hatten zwar noch nie selber Beute geschlagen, außer Grashüpfern, aber bis vor kurzem war Zira auch davon ausgegangen, dass sie das bald tun würden. Sie hatte sich oft vorgestellt irgendwann ihrer Mutter ihre erste richtige Beute zu präsentieren, doch dieser Traum blieb wohl ein Traum. Aber Beute konnte sie trotzdem noch schlagen. „Was macht sie da?“, wisperte Jerk Chica zu und setzte einen fragenden Blick auf. „Sie jagt.“ „So bringst du ihr das bei?“ „Nein. Ich fördere nur was sie schon kann.“, meinte Chica mit einem Schulterzucken. Sie wusste, dass sie selbst… anders jagte als Löwen und dass ihre Art es Zira nur schwerer machen würde zu überleben. Sie würde sich in nichts einmischen, von dem sie keine Ahnung hatte und wenn Zira bereits die Grundlagen konnte, würde sie lediglich überwachen, dass sie darin besser wurde. Zumindest gut genug um sich über Wasser zu halten. Chica war guter Dinge, dass Zira sich schon bald nachdem sie wieder frei war einem Rudel anschließen würde. Soweit sie wusste hatten Löwinnen es da leichter als ihre männlichen Artgenossen und warum sollte man Zira auch nicht bei sich haben wollen? Sie war ein wenig misstrauisch und konnte auch mal frech werden, aber wer war das nicht? Meistens war sie ganz bezaubernd, zumindest wenn man sie ein wenig kannte. Ach, es würde schon werden, da war sie sich ganz sicher. Zira selbst wusste nicht wie viel Zeit bereits vergangen war, seit sie sich ins Gras geduckt hatte, aber sie hörte die Mäuse inzwischen viel deutlicher als davor. Sie konnte hören wie ihre kleinen Krallen über das Holz kratzen und sie roch ihre Hinterlassenschaften. Ja, dort musste durchaus eine kleine Kolonie leben und Zira war noch immer fest entschlossen Beute zu machen. Sie erinnerte sich gut daran, wie lange die Löwinnen immer warteten bis sie endlich zuschlagen konnten und die Beute nah genug an ihnen war, also musste Zira sich das zum Vorbild nehmen. Sie wusste zudem, dass sie geduldiger war als ihre Brüder, das hatte ihre Mutter ihr mal selbst gesagt und das war doch auch etwas Positives! Sie musste einfach nur warten bis das Futter zu ihr kam und dann würde sie zuschlagen. Sie hatte es doch schon so oft beobachtet, inzwischen musste sie doch zumindest erahnen wie es ging! Ihr Blick war immer noch stur auf den Holzhaufen gerichtet und dann war es endlich so weit und ihre Chance auf Beute kam stillschweigend aus einer Ritze getippelt. Eine kleine, graue Maus mit riesigen Ohren wuselte mit großen Augen ins Licht des Tages, heraus aus seinem Versteck und genau in ihre Richtung. Perfekt, da war sie! Zira würde keine Zeit mehr verschwenden und spannte augenblicklich die Hinterbeine zum Sprung an. Ihre Krallen fuhren aus, ihr Blick war auf ihre Beute fokussiert und– „Bleib unten.“, zischte plötzlich Chicas Stimme hinter ihr. Zira drehte die Ohren zu ihr und warf ihr einen verärgerten Blick über die Schulter entgegen. Der Windhund saß noch immer unter der Akazie im Schatten und blickte Zira mit hochgezogenen Augenbrauen an. Wenn sie das hier wagen würde, wäre es vorbei. Die Maus war noch viel zu weit weg, sie war kaum aus ihrem Versteck gekommen und da wollte Zira schon versuchen… Was? Einen Meter vor ihr zu landen und ihr so genug Spielraum und Zeit zu geben, zurück in ihr Versteck zu flüchten? Doch Zira wusste was sie tat! Ohne weiter auf den Hund zu hören setzet sie ihren ursprünglichen Plan fort und sprang mit ausgefahrenen Krallen und gefletschten Zähnen auf die Maus zu. Doch zu ihrer eigenen Überraschung hatte diese sie bereits entdeckt, bevor sie überhaupt auf dem Boden aufkam und war geflüchtet. Das Gefühl von Scham überkam Zira und sie musste schlucken. Chica hatte recht und sie hätte auf sie hören sollen. Sie hasste es falsch zu liegen, vor allem wegen einer so bedeutenden Sache wie dem hier, aber jetzt ließ sich nichts mehr ändern, jetzt – „Was hab ich dir gesagt?!“, kläffte Chica Zira von hinten an und legte missmutig die Ohren an. Zwar war Zira die gewesen, die nicht auf sie gehorcht hatte, aber trotzdem war es Chicas Aufgabe gewesen sie hierbei zu unterstützen. Und nun war Zira gescheitert und es fühlte sich zumindest so an, als ob es auch ihre Schuld war. „Es tut mir leid, es tut mir leid!“, entschuldigte Zira sich sofort ängstlich und sah hilflos zwischen Chica und dem Holzhaufen umher. Natürlich bekam sie Ärger, was auch sonst? „Das wird dir später mal nichts bringen, wenn du nicht deine eigene Beute schlagen kannst. Los, mach es von vorne. Diesmal hörst du auf mich! Und benutze gefälligst mehr deine Ohren.“, befahl Chica in einem Ton der keinen Widerspruch zuließ. Zira nickte eilig und legte sich wieder vor dem Holzhaufen auf die Lauer. Ja, Chica konnte wirklich wie ihre Mutter sein. Vielleicht würde Zira sie ja doch noch richtig gern haben. Das war nun schon der dritte Tag hintereinander, dass Ziras Jagdversuche erfolglos blieben. Wenn es so weiter ging, würde sie wahrscheinlich nie frei kommen. Entmutigt lehnte sie sich gegen die Gitterstäbe ihres Käfigs und sah hinaus in die Dunkelheit. Sie hörte irgendwo draußen in der Savanne zwei Löffelhunde im Boden nach Insekten graben, beachtete sie jedoch nicht weiter. Die konnten ihr auch nicht helfen. Sie dachte lieber darüber nach wie lange sie wohl noch hier drin sein würde und wann sie wegkam. Und wohin dann? Das Rudel ihrer Mutter war mit Sicherheit schon weg, sie blieben immerhin nie lange an einem Ort. Und sonst hatte man Zira immer gesagt, sie solle von fremden Löwen immer Abstand halten und ihnen nicht in die Quere kommen, aber wenn sie wieder frei war, würde es bitternötig sein. Der Gedanke an sich war aber so unglaublich beängstigend und Zira wusste nicht, ob sie, wenn sie mal älter war, das nötige Selbstbewusstsein hatte um sich Fremden zu nähern. Sie konnte manchmal ja ziemlich herrisch und zickig sein, aber sobald ihr jemand entsprechend Defensive biet, gab sie schnell nach. Ob sie es mit diesen Charakterzügen leicht haben würde, zweifelte sie dennoch an. „Und dann hab ich dieser Hyäne gesagt, er soll doch zurück zu dem tollen Königreich wenn es ihm hier nicht gefällt.“ Einer der Löffelhunde riss sie aus ihren Gedanken, als er über irgendwas zu brabbelte begann. „Und was hat er gesagt?“, fragte der Andere. „Er sagte so viel wie: `Ich bin doch nicht bekloppt, da regieren Löwen, ich will leben!` Sehr pathetisch wenn du mich fragst, ich für meinen Teil wäre ja einfach schlauer und würde mich nicht erwischen lassen.“ Die beiden Löffelhunde lachten und wollten gerade ihre Suche nach Termiten fortsetzen, als Zira all ihren Mut zusammennahm und auf sich aufmerksam machte. „Hey! Hey, ihr da!“ Die beiden sahen sich kurz nach ihr um, entdeckten sie aber schließlich hinter dem Zaun. „Was ist das denn? Hey, sieh dir das an, ein Löwe hinter Gittern… Das hab ich ja noch nie gesehen.“ Zira setzte einen genervten Blick auf und schnaubte missmutig, versuchte jedoch den verletzenden Kommentar zu ignorieren. „Ich habe eine Frage…“, begann sie stattdessen. „Ihr habt von einem Königreich geredet, das von Löwen regiert wird? Stimmt das?“ „Ja, das Geweihten Land. Schon mal davon gehört?“, fragte der zweite Löffelhund, der sich nun allmählich hinter seinem Freund hervortraute. „Nein, ist das weit weg?“, fragte Zira und augenblicklich spürte sie eine unstillbare Neugierde und Motivation in sich aufflammen. Selbst der Gedanke an ihre Mutter hätte sie in diesem Moment nicht herunterziehen können. Ein ganzes Königreich, geführt von Löwen… Dort würde man sicherlich einen Platz für sie haben, es gab ein festes Jagdgebiet, ein gesichertes Überleben… Das klang perfekt. „Ein bisschen, ein paar Tagesmärsche stur nach Südosten musst man da schon einplanen, aber warum? Willst du da etwa hin?“, fragte der Löffelhund spöttisch und musterte die kleine Löwin ganz genau von oben bis unten. „Warum nicht?“, keifte Zira zurück und warf den beiden einen vernichtenden Blick zu. „Tja... Das liegt in erster Linie daran, dass du in einem Käfig sitzt…“, gab der zweite Löffelhund unschuldig zur Antwort und begann wieder zu lachen. „Na komm, wir gehen. Und dir, oh große Jägerin, wünsche ich ganz viel Erfolg bei… Was auch immer.“ Mit diesen Worten machten sich die Beiden hämisch kichernd aus dem Staub und setzten ihre Suche nach Futter woanders fort. In Zira jedoch wuchs zum ersten Mal der Plan, sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit in dieses Geweihte Land zu verdrücken. Es war momentan der beste und auch einzige Plan, den sie für die Zukunft hatte. Und sie würde es sicherlich schaffen, sie müsste sich nur gut verstecken, niemandem in den Weg kommen, der sie töten könnte und jagen… Oh, sie musste unbedingt lernen zu jagen, andernfalls war’s das mit ihr. Aber es war Hoffnung. Eine kleine Hoffnung und ein Plan für die Zukunft und das hatte Zira wirklich bitter nötig. Es gab ihr zumindest den Willen das hier zu schaffen, denn wenn sie ihrer Mutter irgendeinen letzten Wunsch erfüllen konnte, dann war es momentan nur ihr eigenes, blankes Überleben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)