Ziras unerzählte Geschichte von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 17: Des einen Freud, des anderen Leid --------------------------------------------- Als Sarafina mit ihrer und Sarabis Mutter angelaufen kam, war alles was sie vorfanden Zira, ihr erlegter Strauß und Atu. Zira hatte sich dazu entschlossen hier zu bleiben. Sie wusste nicht wohin sie sonst gehen sollte und der Schock saß ihr noch immer in den Knochen. „Oh Zira, ein Glück das du lebst! Diese Bestien hätten dich töten können!“, rief Masila erleichtert aus. „Wow, mein kleines Mädchen hat ganz allein eine Hyäne getötet! Ich bin so stolz auf dich!“, lobte Ika voller Stolz Sarafina. Doch Zira sah nur mit einem tieftraurigen Blick zu Boden und sagte gar nichts. Würden die Anderen ihre Tränen sehen, würden sie Verdacht schöpfen, das mit ihr irgendwas nicht ‚stimmte‘ – Denn für eine Hyäne hatte man kein Mitleid. „Hey nicht weinen Zira! Ich weiß, du bist noch immer geschockt von diesen blutrünstigen Monstern, aber sie sind weg. Komm… Nimm deinen Strauß und geh zum Königsfelsen zurück. Es gibt einen gewissen Bonus wenn du als eine der Ersten mit deiner Beute zurück bist.“, meinte Masila und versuchte Zira wohl aufzumuntern. „Aber… Sarafina… Wieso hast du das getan? Er wollte doch nur seine Söhne beschützen und soviel ich weiß hast du doch mit dem Kampf angefangen…“, entfuhr es Zia mit zittrigen Stimme. Sie wollte nicht vorwurfsvoll oder gar wütend klingen, aber es machte sie doch fertig. „Ja, aber die Viecher sind doch sowieso nur eine Bedrohung. Und es gibt auch viel zu viele von denen. Wer wird den einen schon vermissen?“, wand Sarafina ungerührt ein. „Seine Söhne.“ „Ach, Hyänen haben es nicht verdient Liebe zu empfinden. Sollen sie doch trauern, wen interessiert’s denn?“ Zira sah für einen Augenblick mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und blanker Wut zu Sarafina und den anderen Löwinnen, dann nahm sie den Straußenhals in ihr Maul und biss richtig fest drauf, in der Hoffnung all ihrer Wut Luft machen zu können. Sie durfte jetzt nur nicht ausflippen! Energisch versuchte sie gegen die Tränen anzukämpfen, was aber Niemand zu bemerken schien. „Ach, Zira, mach dir um diese dummen Tiere keine Sorgen! Und du meine Süße… Musst du dir nicht noch was jagen?“, fragte Ika Sarafina und stupste sie liebevoll an. „Ich hab eine Hyäne getötet! Ahadi wird stolz auf mich sein!“, wand diese jedoch nur ein und nahm Atu zwischen die Zähne. Zira wollte nicht hinsehen, vergrub jedoch ihre Krallen vor Wut und Trauer in der Erde. Ika half ihrer Sarafina ein wenig beim Transportieren von Atu, obwohl er beim besten Willen nicht schwer war, was war denn noch an ihm dran? Und sie machten lauter dumme Witze, wie sehr er doch stank und wie hässlich er doch aussah. Zira versuchte wegzuhören, sie versuchte sich auf irgendwas zu konzentrieren, doch es ging einfach nicht. Sie wollte die Gesellschaft dieser Löwinnen nicht mehr, sonst würde sie noch durchdrehen. „Ich… ich geh noch mal zum Wasserloch, geht ihr ruhig vor.“, meinte Zira schließlich kälter als sie eigentlich wollte, aber sie hatte es jetzt gesagt und diese Worte konnte sie nicht mehr zurücknehmen. „Wirklich? Wie du willst. Also dann Zira, wir sehen uns am Königsfelsen!“, verabschiedete Masila sich mit einem freundlichen Lächeln und sie und die anderen Löwinnen verschwanden im Gras. Zira nickte ihr zwar zu, doch als sie alle drei außer Hörweite waren, stieß sie ein hasserfülltes Brüllen aus. Wie konnte man nur so über Jemanden denken, den man nicht mal kannte? Die kannten die Hyänen doch gar nicht, wie konnten die es wagen so über Atu, über sie ALLE so zu sprechen? Ihn wie eine Trophäe mitzunehmen? Er hätte doch nicht sterben müssen verdammt! Mit Tränen in den Augen sah Zira ein letztes Mal zu der Stelle, wo Atu vorhin noch lag. Es war viel Blut geflossen. Sarafina hatte ihn nur getötet. Nicht gefressen, gar nichts! Sinnloses töten. Und Zira konnte sich auch nicht vorstellen, dass man ihn noch fressen würde. Eilig wischte sie sich einige Tränen aus den Augen, nahm ihren Strauß fest zwischen die Zähne und lief Richtung Königsfelsen. Sie wollte wenigstens als erste dort sein und sich ihren Bonus sichern. Sie hoffte einfach nur dass sie nicht schon wieder aufgehalten werden würde. Doch sie würde sich täuschen. Schon wieder. Währenddessen war Banzai an einer abgelegen Uferstelle an der Grenze zum Elefantenfriedhof angekommen. Die Löwinnen patrolierten hier so gut wie nie, weil es hier nichts gab was es zu bewachen lohnte, also hätte er seine Ruhe. Er saß völlig verheult da, kämpfte gegen die immer wieder kommenden Tränen an, biss die Zähne zusammen, doch anstatt mit dem weinen aufhören zu können, kam ein Schluchzen aus seiner Kehle geschossen. Immer wieder und fast schon stoßweise. Inzwischen tat das weinen sogar richtig weh. Er hatte Kopfschmerzen davon. Was wollte er hier eigentlich noch? Sein Leben war vorbei. Seine Mutter war vor langer Zeit gestorben und jetzt auch noch sein Vater! Atu, der Atu, der ihn und Ed nach dem Tod ihrer Mutter Sasa immer wieder getröstet hatte. Der für sie gejagt hatte, obwohl er selber nicht genug zu fressen bekam, obwohl er kaum noch in der Verfassung war zu jagen und dennoch hatte er es getan. Der, der ihnen immer Geschichten von früher erzählt hatte. Der, der sein Leben für Ed riskiert hatte, damals als Ed, aus Trauer um Sasas Tod, zwischen diese wütenden Elefanten geraten war. Selbstlos hatte Atu sich dazwischen geworfen und Ed gerettet. Obwohl… Na gut, seit diesem Tag hatte Ed einen Knall, aber trotzdem: Er lebte. Ach Ed… Banzai liebte seinen Bruder. Wie man einen Bruder eben lieben konnte. Er war vielleicht ein bisschen dümmlich und konnte nicht reden, aber sie verstanden sich trotzdem. Wie sollte Banzai ihm nur klarmachen dass Atu tot war? Wenn er es ihm einfach gar nicht sagte? Aber Ed würde irgendwann fragen wo ihr Vater war… Spätestens in ein paar Stunden. Und zudem hatte Ed Atu doch gesehen und so blöd war Ed auch nicht, dass er sich nichts darauf reimen konnte. „Banzai…“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm – Shenzi. Nein, sie sollte nur nicht näher kommen! Sie sollte ihn nicht so sehen! Was sollte sie denn dann von ihm denken? Dass er ein kleines, verweichlichtes Männchen war? Nein! Shenzi würde ihn doch nur auslachen und ihn als totale Weichei bezeichnen und dann würde sie ihn auslachen. Sie sah ihn doch noch nie weinen und so sollte es auch bleiben! Sie würde ihn danach doch nie mehr ernst nehmen, geschweige denn respektieren – Wenn sie das überhaupt jemals getan hatte. Dabei mochte Banzai Shenzi doch so sehr! Vielleicht sogar mehr als das… Vielleicht hatte er sich wirklich in sie verliebt. Ja, vielleicht. Und vielleicht wollte er es sich nur nicht eingestehen, weil sie ihn doch nur zurückweisen würde. Sie hatte was Besseres als ihn verdient. Abgesehen davon, würde das doch nur ihre Freundschaft kaputt machen. Denn Shenzi würde in ihm nie mehr als einen Freund sehen und… eigentlich… konnte sich glücklich schätzen sie wenigstens als ‚gute Freundin‘ zu haben und selbst das war schon etwas wofür er lange arbeiten musste. Und jetzt mit so einer Gefühlsduselei anzukommen war etwas, wofür sie ihn hassen würde. Und dann war alles dahin. Alles würde kaputt sein und die Beiden würden nie wieder ein normales Wort miteinander reden können. „Wo ist Ed?“, fragte Banzai nun und versuchte halbwegs normal zu klingen. Doch seine Stimme zitterte. „Ich hab ihn zu meiner Mutter geschickt… Er versteht nicht ganz was passiert ist… Sie kümmert sich schon um ihn.“, antwortete Shenzi bedrückt und wagte es kaum Banzai anzusehen. Banzai hörte wie sie näher kam. Er hörte ihre Schritte im Kies hinter sich. „Hey… Das… das wird schon wieder… also mit euch Beiden. Wenn ihr wollt könnten wir euch aufnehmen. Zwei Mäuler mehr oder weniger zu stopfen wird meiner Mutter nichts ausmachen.“ Shenzi schluckte schwer und kaute unsicher auf ihrer Unterlippe herum. Banzai sah ihr nicht in die Augen, sondern starrte nur auf den Boden. „Das ist nicht nötig. Ich… ich schaff das schon… irgendwie.“ Shenzi musterte ihn kurz, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein… Tust du nicht. Komm, seh doch mal positiv…“ Shenzi wusste im Nachhinein nicht warum sie das sagte. Wohl einfach um irgendwas zu sagen, um die Stille zu brechen. Shenzi hasste Stille… Es machte sie irgendwie traurig. Doch plötzlich spürte Banzai eine zügellose Wut in sich aufsteigen! „POSTIV!? Was soll daran positiv sein, hä?!“, schrie er sie an. Er sprang auf und sah wütend zu ihr, setzte sich im nächsten Moment wieder, als er Tränen aufsteigen spürte. Er senkte nur schnell den Kopf, winselte ein kleines ‚Sorry‘ vor sich her und zog den Schwanz ein. Shenzi hätte ihm für so was im Normalfall eins übergezogen, doch sie wusste das jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür war, geschweige denn sie Banzai irgendwas vorwerfen konnte. „Tut mir Leid… Ich meinte nur… du weißt schon… Jetzt ist er wieder bei Sasa. Deine Eltern haben sich doch immer so sehr geliebt, das weiß ich noch von damals, als sie noch… Na ja… Deine haben sich halt geliebt… Im Gegensatz zu meinen. Die sind echt nur aus Fortpflanzungszwecken zusammen.“, meinte Shenzi und versuchte irgendwie diese unangenehme Stille zu überspielen. Banzai drehte den Kopf nun ganz weg, als er spürte wie ihm stille Tränen über das Gesicht rannen und sein Fell nass machten. Verdammt, man sieht die feuchten Stellen, dachte er verzweifelt. Shenzi sollte nicht sehen dass er weinte… Das war peinlich. „Banzai… Ich… Mir tut das einfach nur so leid für dich, was da grade passiert ist“, platzte es plötzlich aus Shenzi heraus „Komm schon, wenn du heulst, heul ich mit dir. Wir sind die besten Freunde, wir gehen zusammen durch dick und dünn, das haben wir uns doch mal versprochen. Und jetzt lass dich drücken, Kumpel. Du hast keine Ahnung wie leid mir das alles tut.“ Shenzi kam plötzlich noch näher und schlang einfach ihre Vorderbeine um ihn, legte ihren Kopf tröstend an seinen und wischte ihm mit der Pfote einige Tränen aus dem Gesicht. Banzai war für diesen einen Moment völlig überrascht und überfordert. Was sollte er jetzt tun? So nah war er Shenzi selten gekommen und im Normalfall hätte er diese Situation schamlos ausgenutzt. Aber um ganz ehrlich zu sein: Es war ihm völlig egal! Es war ihm vollkommen egal! Er hatte andere Sorgen, also ließ er sich die Umarmung einfach gefallen. „Banzai, denk nicht du müsstest mir was beweisen oder ich hätte dich nicht mehr gern, nur weil du mal weinst oder so. Wenn dir danach ist, dann tu’s einfach.“, meinte Shenzi tröstend. Er schluckte und versuchte sich krampfhaft wieder zu fangen, doch wie auf Befehl flossen Banzai stille Tränen die Wangen runter und in diesem Moment tat es einfach nur gut Jemanden zu haben, der ihn einfach in den Arm nahm – Verdammt gut sogar. „Na komm… Gehen wir jetzt zurück, bevor diese Löwen uns entdecken.“, meinte Banzai schließlich einige Zeit später, als er sich halbwegs beruhigt hatte und die Tränen ein wenig im Zaun halten konnte. Er löste sich langsam aus Shenzis Umarmung und schluckte ein paar mal. „Ach und Shenzi…“ „Ja?“, fragte sie mit einem süßen Lächeln auf den Lippen. Naja… eben das, was Hyänen unter ‚süß‘ verstanden. „Ich… also… danke.“ Währenddessen war Zira fast schon am Königsfelsen angekommen. Die Morgensonne nahm mit der Zeit eine ziemliche Intensität an und brannte auf ihrem Kopf, doch Zira dachte gar nicht an eine Pause. Doch der schwere Strauß war eine reichliche Last und laugte sie aus. Ach, warum musste sie auch einen solch langen Umweg nehmen? „Also gut, am Wasserloch geh ich was trinken.“, murmelte Zira. Als sie endlich am Wasserloch ankam, legte sie den Strauß schnell zur Seite und lief zum Ufer. Ein paar kleine Antilopen nahmen schnell Reißaus. Gierig trank Zira so viel sie konnte und tauchte ein paar Sekunden die Schnauze ins Wasser, was eine willkommene Erfrischung war. Die Hitze war wirklich unerträglich. Zira war gerade dabei ihren Strauß wieder ins Maul zu nehmen und das Wasserloch zu verlassen, als sie plötzlich etwas sah – Taka. Er kauerte im Gras und fixierte wohl irgendeine potenzielle Beute. Obwohl Zira weitergehen wollte, so blieb sie stehen. Sie wollte sehen ob Taka wirklich so blöd war und sich mit einem Kaffernbüffel anlegen wollte oder ob er doch seine Pläne geändert hatte und das Gerede von vor ein paar Tagen nur heiße Luft war. Doch tatsächlich! Da stand wirklich ein steinalter Büffel unter dem Schatten eines Baumes. „Taka… du bist doch nicht tatsächlich so verrückt und machst das…“, murmelte Zira ungläubig. Jedoch eher zu sich selbst als zu jemand Anderem. Doch plötzlich, mit einem lauten Brüllen, sprang Taka ab und warf sich auf das Tier – Was natürlich viel zu groß für ihn war. Ziras Augen weiteten sich vor Schock – Dieser IDIOT! Dieser saublöde Idiot! Der hatte das wirklich getan! Der war wirklich so doof und hatte das getan! Einen Moment sah Zira noch völlig ungläubig über seine Dummheit zu ihn, doch dann wurde daraus Panik und Angst, als sie sah wie der Büffel Bocksprünge machte und Taka hohen Bogens abwarf. „Taka!“, rief Zira aus, doch man verstand sie nur schwer da der Büffel ein triumphales Röhren von sich gab. Erleichtert sah sie wie sich der Junglöwe langsam aufrichtete und mit schmerzverzerrtem Gesicht die kurze Mähne aufschüttelte. Die Sache hätte zu Ende sein können, doch dem Büffel schien es noch nicht zu langen – Er war verständlicher Weise wütend auf Takas Angriff! Mit gebeugtem Kopf rannte er auf Taka zu, der wie versteinert dastand. Der Schock saß ihm zu tief in den Knochen als dass er hätte davonrennen können, geschweige denn zum Gegenangriff, was das wohl dümmste nur erdenkliche gewesen wäre, hätte ansetzten können. „TAKA!“, kreischte Zira panisch, doch nur einen Sekundenbruchteil später war es schon zu spät. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)