Ziras unerzählte Geschichte von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 20: Friede, Freude, Hundekuchen --------------------------------------- In den folgenden Wochen dachte Zira aus irgendeinem Grund immer öfter und intensiver an zwei Dinge: Das erste ‚Ding‘ war Scar, was sie jedoch versuchte so gut wie möglich zu verdrängen. Doch eine seltsame Sache war ihr doch aufgefallen: Immer wenn dieser Löwe um sie herum war, so fühlte Zira sich irgendwie… besser. Sie war netter – Am meisten war es ihr aufgefallen als sie und Sarafina sich mal um ein erlegtes Zebra gestritten hatten und Ziras Laune dadurch in den Keller gesunken war. Scar war nur an den beiden Löwinnen vorbei gelaufen, ohne ein Wort zu verlieren und plötzlich hatte sich Ziras Laune gehoben. Egal was war, immer wenn Scar in der Nähe war, fühlte Zira sich besser, keine Ahnung warum. Und, obwohl sie das nicht mal bewusst wahrnahm, so sehnte sie sich immer mehr nach seiner Nähe. Wann immer Scar da war, wann immer er etwas fraß, so war Zira ganz in seiner Nähe, strich ihm wie zufällig mit dem Schwanz über die Seite, sah ihn manchmal sekundenlang an, ehe sie seinen Fragen antwortete – Und sie selbst bekam das gar nicht bewusst mit! Und Zira ertappte sich manchmal selber dabei, wie sie einfach nur an ihn dachte, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollte – Es war fast schon beängstigend wie sehr dieser Löwe sie in ihren Gedanken verfolgte. War das denn noch normal? Warum dachte sie so oft an ihn? War sie etwa wirklich… verliebt? War das verliebt sein? Fühlte sich das so an? Ach was, das war sicher nur eine Schwärmerei, die bald vergehen würde, ganz sicher. Die zweite Sache an die sie so oft denken musste war ihre Familie. Ihre ‚Ersatzfamilie‘ verstand sich. An Linda, Chica und den bekloppten Jerk. Irgendwie vermisste sie sie manchmal... Sie hatte ihnen versprochen sie besuchen zu kommen und bis jetzt hatte sie dieses Versprechen nicht eingelöst. Und ihrer Meinung nach, wurde es endlich mal höchste Zeit! An diesem Morgen war Zira schon sehr früh, vor allen Anderen, auf den Beinen. Niemand sollte ihr folgen, oder wissen dass sie weg war! Wenn das mit den Hunden und Linda raus käme… Sie wäre Löwenfutter! Vor allem Ahadi war Zira gegenüber immer so misstrauisch… Es war unangenehm. Nicht dass er sie irgendwie fertig machte, aber sein Verhalten Zira gegenüber war anders als dem Rest des Rudel gegenüber. Auf leisen Pfoten schlich Zira aus der Höhle. Als sie schließlich vor dem Königsfelsen angekommen war, sah sie mit einem wehleidigen Blick in eine kleine, versteckte Höhle, gleich neben dem Königfelsen. Scar schlief darin. Zira seufzte. Seit dem Unfall mit dem Büffel und dem Streit mit seinem Vater weigerte er sich mit den anderen in einer Höhle zu schlafen, er war wie ein trotziges, kleines Kind. Obwohl Uru ihr Bestes getan hatte um ihren Sohn wieder in die gemeinsame, große Schlafhöhle zu bekommen, so hatte er sich mit allen Mitteln dagegen gewehrt. Denn eines wusste Zira: Scar war zu STOLZ um seine Meinung noch mal zu ändern. Wie würde er denn da vor den anderen dastehen? Doch plötzlich wurde Zira aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen Vogel neben sich aufflattern sah. „Oh, guten Morgen Zira. Schon so früh wach? Wohin geht es?“, fragte Zuzu höflich. „Dasselbe könnte ich dich fragen. Wie geht es eigentlich deinem kleinen Sohn?“, fragte Zira grinsend. „Zazu? Dem geht es fabelhaft! Ich hab grade Futter für ihn gesammelt, der frühe Vogel fängt den Wurm! Hach, mein Zazu wächst von Tag zu Tag. Inzwischen versucht mein Kleiner sogar schon zu fliegen! Ich bin ja so stolz auf ihn… Er wird meine Nachfolge sicherlich gut machen, aber bis dahin hat er ja noch Zeit. Aber danke der Nachfrage, Zira“, zwitscherte Zuzu gut gelaunt „Aber ihr habt nicht auf meine Frage geantwortet. Wohin geht es denn nun?“ „Ich wollte nur 'ne Kleinigkeit jagen… Und danach würde ich noch spazieren gehen, ich möchte heut einfach nur meine Ruhe haben“, meinte Zira und stupste Zuzu vorsichtig zu dem Baum zurück, wo sie ihr Nest hatte „Kümmere dich lieber wieder um deinen Kleinen, ich hör ihn schon nach dir piepsen.“, kicherte Zira unschuldig, schließlich sollte Zuzu keinen Verdacht schöpfen. „Oh, vielen Dank, du hast Recht! Ich seh mal lieber nach ihm. Eine gute Jagd wünsche ich!“ Zuzu verschwand auf einem Baum und Zira atmete erleichtert auf. Selten war sie so froh gewesen ihre Ruhe vor diesem Vogel zu haben, vor allem jetzt, wo sie eine wirklich wichtige Sache vor hatte, die am besten nie ans Tageslicht kommen sollte. Einige Zeit später hatte Zira, noch im Geweihten Land, eine Antilope erbeutet und als sie sich schließlich voll gefressen hatte, sah sie auf die schmählichen Überreste ihrer Beute. Im Grunde konnte man nur noch das Hinterbein fressen, doch da hatte Zira schon eine Idee. Sie würde es Scar geben, der würde sich bestimmt darüber freuen, immerhin war er nicht gerade der beste Jäger und über das gratis Frühstück würde er sich sicher freuen. Die Morgendämmerung zeichnete sich langsam am Horizont ab. Mit dem Futter im Maul trabte Zira leise zurück zum Königsfelsen und schlich mit eingezogenen Krallen in Scars Höhle. Sie wollte ihn erst Wecken, doch der friedliche Anblick von einem schlafenden Scar, lies ihr Herz plötzlich höher schlagen und zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. Langsam legte sie ihre Beute neben ihn, so dass er sie unter gar keinen Umständen übersehen könnte – Denn das würde sie ihm sogar zutrauen. Doch sie blieb noch für einen Moment stehen und sah zu ihm runter. Er schlief – Er war nicht bei Bewusstsein und jetzt würde er wohl alles mit sich machen lassen, denn Scar hatte einen sehr festen Schlaf, das wusste Zira von den vielen Malen in denen sie versucht hatte ihn während der Mittagszeit wach zu bekommen und ihn zu einem Ausflug mit den Anderen zu überreden, wobei sie jedoch jedes Mal gescheitert war. Und dann musste sie es einfach tun, sie konnte nicht widerstehen, wann hatte sie diese Chance schon? Sie ging in die Knie und leckte Scar sanft über die Stirn. Nur ganz kurz, aber sie tat es. Als sie das tat spürte wie sie Gänsehaut bekam, eine gewisse Wärme sich in ihr, wie eine Welle, breit machte und ein wohliges Kribbeln durch sie fuhr. Zira, jetzt komm mal wieder runter! Sie schüttelte sich und glättete ihr zu Berge stehendes Fell wieder. Was war verdammt nochmal los mit ihr? Himmel, sie hatte doch Probleme! Sie hatte einem Freund, der im Tiefschlaf lag, über die Stirn geleckt, kein Grund gleich auszuflippen, ja? Dennoch, ihr breites, erfülltes Grinsen blieb. Aber jetzt musste sie schleunigst weiter. Leise tippelte sie aus der Höhle und sobald sie draußen war, machte sie einige, kleine Luftsprünge, ehe sie davon rannte. Wann hatte sie sich je so verdammt glücklich gefühlt? Sie quiekte freudig auf und kam aus dem grinsen gar nicht mehr raus. Aber sie musste jetzt langsam wirklich Richtung Nordosten, dort lag nämlich ihr Ziel – Und das war noch weit weg. Seit einigen Stunden lief Zira nun schon ihren Weg, was in der schwachen Morgensonne halbwegs erträglich war. Doch dann sah sie sich verwundert um. Irgendwie kam es hier bekannt vor, aber wusste sie überhaupt wo genau sie hinmusste? Und plötzlich fiel es ihr wieder ein – Genau, jetzt erinnerte sie sich an den Weg. Sie war sich ihrer Sache ganz sicher, doch plötzlich stockte sie als sie ein Geräusch hörte. Es war ein komisches Geräusch, so was wie ein Brummen. Aber von keinem Tier, eher… Natürlich! Ein Auto! Jeder andere Löwe hätte einen großen Bogen darum gemacht, nicht Zira. Sie war mit diesem Ding vertraut. Sie ging in die Richtung aus der das Brummen kam, in der inständigen Hoffnung an das richtige gekommen zu sein und hätte beinahe vor Freude aufgeschrien, als sie tatsächlich Lindas silbernen Geländewagen in der Dunkelheit erkannte. Sie hatte inmitten der Savanne gehalten und schien mal wieder irgendwelche Tiere zu beobachten, denn Zira erkannte wie sie ein Fernglas in der Hand hatte, während sie irgendwas aufschrieb – Wissenschaftszeug halt… Zira konnte jedoch die Hunde nirgends erkennen. Ob sie zu Hause geblieben waren? Doch plötzlich hörte sie ein allzu bekanntes hecheln zwischen dem Gras heraus: Jerk! Sie wand sich um, drückte das Gras aus dem Weg und erkannte den Rüden in der Morgendämmerung, wie er eifrig damit beschäftigt war einen Erdmännchenbau aufzugraben. Und Zira konnte sich einfach nicht beherrschen. Sie sprang von hinten auf den völlig perplexen Hund und riss ihn wie Beute zu Boden. Jerk war darauf jedoch nicht vorbereitet und als er realisierte dass es sich bei der Gestalt auf ihm nicht um Chica handelte, sondern um einen Löwen, jaulte ängstlich auf und schnappte in seiner blinden Angst nach Zira, knurrte drohend und fletschte die Zähne. „Hey, ganz ruhig, ich bin’s nur!“, lachte Zira versöhnlich und sah dem Labrador freundschaftlich in die Augen. Wie lange hatte sie ihn jetzt nicht mehr gesehen? Es kam ihr vor wie Jahre, dabei waren es nur einige Wochen gewesen. „Z… Zira“ Verdutzt starrte Jerk sie an „Du bist es ja wirklich! Mensch bist du groß geworden! Und, was machen die Zähne?“ „So tödlich wie immer!“, kicherte sie und fletschte spielerisch die Zähne. Doch in diesem Moment wurde ihre Ruhe gestört, denn ein großes, pelziges Etwas kam laut kläffend in die Szene gesprungen. „Runter von meinem Kumpel!“, bellte sie wütend und knurrte laut. Noch ehe Zira sich zu erkennen geben konnte, stürzte die Hündin sich auf sie und begann Zira aggressiv in den Hals zu beißen. Im Affekt schlug Zira Chica die Pfoten ins Gesicht, vergrub ihre Hinterbeine in Chicas Bauch, versuchte mit aller Kraft die Hündin von sich runter zu bekommen, doch sie ließ nicht von ihr ab. Chica war zwar dünn, aber dennoch schwer und sehr groß! Die Beiden rollten einige Male ineinander verbissen über den Boden, ehe Jerk endlich dazwischen sprang und die Situation löste. „CHICA! Lass das, das ist Zira! HÖR AUF!“, schrie Jerk panisch und biss Chica aus lauter Hilflosigkeit in den Schwanz. Diese jaulte auf, sprang augenblicklich von Zira herunter und sah erst wütend zu Jerk, ehe ihr bewusst wurde, was dieser eigentlich gerade gesagt hatte. „Oh mein Gott, das tut mir so leid!“, jaulte sie schuldig und klemmte den Schwanz ein. „Ist schon okay… Ich bin zwar gestorben, aber ich hab’s überlebt!“, meinte Zira trocken und griff sich zittrig an den Hals. Puh, noch alles dran! „Oh Zira, komm her! Mein Gott, bist du gewachsen! Wie lange haben wir dich jetzt schon nicht gesehen?“ „Keine Ahnung… vier, fünf Wochen? Wenn überhaupt?“, grinste Zira und rieb liebevoll den Kopf an Chica. „Na, wie läufst? Hast du ein Rudel gefunden? Hast du schon Freunde? Gibt’s schon ein paar nette Löwen? Wie war dein erster Tag ganz allein da draußen? Oh warte, bevor du uns davon erzählst, lass uns Linda begrüßen!“, sprudelte es vorfreudig aus Chica heraus. Als sie am Wagen ankamen, war Linda noch immer zutiefst in ihre Wissenschaftlichen Arbeiten versunken. „Mann, die würde in diesem Zustand nicht mal bemerken wenn ich sterben würde…“, murmelte Jerk. „Na ja… Wenn ich wirklich ein gefährliches Raubtier gewesen wäre und dich getötet hätte, dann hätte sie es wirklich nicht bemerkt.“, korrigierte Zira ihn grinsend. Chica verdrehte seufzend die Augen, bellte und schlug mit der Pfote an die Türe des Autos. Linda sah auf und machte auf. „Na meine Süße, wa-“ Sie stockte als sie Zira sah, war einem Moment wie erstarrt, doch als sie die Ohrmarke erkannte, atmete sie auf. „Moment… große rotbraune Augen, dünner Körper, Aalstrich… Bist du’s Schätzchen?“ Lindas Augen leuchteten auf als sie sich diesmal ganz sicher war das es ‚ihre‘ Löwin war. Ihr Flaschenkind war also tatsächlich zurückgekommen! Sie stieg aus dem Wagen aus und hob ihr vorsichtig die Hand hin. Zira beschnüffelte sie kurz, dann rieb sie freundlich den Kopf an ihr und stellte sich auf die Hinterbeine. Sie stützte die Vorderpfoten an Linda auf und war nun mit dieser auf Augenhöhe. „Wow, bild' ich’s mir ein oder bist du gewachsen? Na dann meine Große, magst du Autofahren immer noch so sehr wir früher?“ Linda wusste dass sie es lassen sollte mit Tieren zu reden, aber es gehörte bei ihr irgendwie dazu. Linda stupste Zira langsam von sich runter und machte die Ladefläche ihres Jeeps auf. Die Hunde sprangen schon von allein rauf und nach kurzem Zögern folgte auch Zira. „So ist brav… Und dann wollen wir dich später mal ansehen…“, murmelte Linda. Als sie allesamt etwas später an Lindas Haus ankamen, ergriff Linda sofort ihre Chance und begann Zira erst mal zu vermessen, wiegen, fotografieren und etwas Blut wurde ihr auch abgenommen. Sie war das alles schon so gewohnt, dass es ihr nichts mehr ausmachte… Das, oder die Beruhigungstabletten, die Linda ihr vorhin in ein Stückchen Fleisch gelegt hatte, hatten gewirkt. Wohl eher Zweiteres. Als das alles vorbei war, setzte Zira sich endlich zu den Hunden auf die Veranda und sah sie vielsagend an. „Ihr werdet NIE erraten was mir alles passiert ist!“, begann sie mit einem verschlagenen Grinsen. „Erzähl’s uns!“, sagten sie gleichzeitig. Natürlich waren sie neugierig was ihr alles passiert war. Und Zira begann in allen Kleinigkeiten zu erzählen. Sie erzählte alles genauestens detailliert; Von den Hyänen, dem Elefantenfriedhof, Scar, ihren neuen Freundinnen, dem Rudel – Einfach alles. „… Und was sagt ihr? Ist das nicht alles voll krass?!“, fragte Zira als sie endlich fertig war. Jerk, der das Maul noch voller Hundekuchen hatte, nickte bestätigend. Chica hingegen sah mit ihrer gewohnten Lässigkeit in die Runde. „Ja, das ist wirklich ‚voll krass‘. Und, also… ich will dir mal was sagen: Wir sind stolz auf dich. Du hast dir so viele Freunde gemacht und hast dich nicht von diesen dummen Vorurteilen fertig machen lassen… Ja, das find ich gut.“ „Und ihr findet meine neuen Freunde nicht irgendwie… Keine Ahnung… Einen Schlechten Umgang?“, fragte Zira unsicher. Diesmal meldete sich Jerk zu Wort: „Nein, nicht wirklich… Sie sind zwar nicht wie alle Anderen, aber ich mag das. ‚Sei anders‘ lautet die Devise, schau mich schließlich an.“ Er lachte, dann fraß er noch einen Hundekuchen. „Süße, ich will das du eines weißt…“ Chica klang mit einem Mal sehr ernst „… Egal was für Freunde du hast, egal was du tust: Wir werden es immer auf neutraler Ebene sehen. Du kannst immer zu uns kommen, aber erwarte nicht dass wir uns auf eine Seite schlagen. Wir werden die Dinge immer ganz neutral sehen.“ Zira sah etwas verwirrt zu Chica, dann zuckte sie nur grinsend die Schultern. „Ich bitte dich: Als ob ich jemals in einen ernsthaften, Kriegsähnlichen Kampf oder so verwickelt sein werde“, lachte sie und schnüffelte an einem Hundekuchen „Bekomm ich einen?“ Chica nickte und machte sich auf der Veranda lang. „Na dann, lasst uns den Mittag durchschlafen, während Linda wieder Schuften muss, ich bin todmüde und die Hitze ist ein Graus.“ Hosted by Animexx e.V. 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