Ziras unerzählte Geschichte von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 25: Blutiges Erwachen ----------------------------- Sie blieben eine Zeit einfach nur da liegen und sagten gar nichts. Scar wärmte Zira etwas auf und sie hatte langsam das Gefühl, dass ihr Fell trocknete. Es regnete zwar noch immer und es würde wohl auch nicht aufhören, doch es war dennoch warm. Auch wenn man es ihm nicht ansah, schließlich sah man Scar nie irgendwas an, so genoss er es, einfach mal allein mit Zira zu sein. In seinen Augen war sie die Einzige aus dem Rudel, die ihn wirklich mochte – Außer Uru natürlich. Zira war nicht von diesen Vorurteilen geprägt und schien sich wirklich nicht darum zu scheren was die Anderen über ihn sagten. Und egal wie kühl er auch war, egal wie abweisend oder desinteressiert er sich verhielt, Zira war immer so nett zu ihm – Na gut, fast immer. Aber sie hatte sogar für ihn gejagt. Nicht mal Uru hatte das getan. Aber Uru war recht unparteiisch, was ihre Söhne und auch ihren Gefährten anging. Sie sah die Dinge aus der Seite, die am meisten Sinn ergab und die am besten für alle seien würde. Sie jagte auch nicht für Taka, weil sie es nicht für nötig hielt. Taka war alt genug um es selber zu tun und als Mufasa in seinem Alter war, hatte sie für den auch nicht gejagt. Zudem hatte Taka sich aus freien Stücken dazu entschieden in dieser kleinen Höhle zu leben, warum sollte Uru ihm da große Gefallen tun? Sie liebte ihren Sohn, aber sie war nicht mehr sein Kindermädchen. Zira riss Scar jedoch aus seinen Gedanken, als sie ein leises Knurren von sich gab und gequält die Zähne zusammenbiss. Ihr Rücken tat weh und diese Wunden brannten noch immer. Doch es war Scar ein Rätsel, was passiert war. Natürlich hatte er die Wunden gesehen. Kratz-und Bissspuren von irgendeinem Raubtier. Ob das ihr Liebhaber war? Hatte er sie so zugerichtet? Und um ehrlich zu sein, so machte es Scar wütend, wenn er daran dachte, wie jemand seine Zira so zugerichtet hatte! Na gut… nicht ‚seine‘ Zira, einfach Zira. Obwohl, irgendwie war sie ja doch ‚seine‘ Zira, immerhin war sie die wohl einzige Löwin die er als Freundin bezeichnen konnte. Shenzi war keine Freundin, sie war eher so was wie eine… Nennen wir es ‚Geschäftsbeziehung‘. Und Zira war nun mal eine Freundin, auf die Scar sich freiwillig, ohne irgendeinen diabolischen Hintergedanken eingelassen hatte... Eine Freundin. Wenn’s doch nur so einfach wäre! Sie wusste ja noch nicht mal dass er mehr als nur Freundschaft für sie empfand. Zuerst wollte er das selber nicht glauben aber in den letzten Wochen wurde dieses Gefühl immer stärker und intensiver geworden. Aber selbst wenn, sie würde seine Liebe nie erwidern. Sie sah in ihm doch höchstens einen Freund, nicht mehr. Sie hatte doch bereits einen Freund und sie schien ihre Zeit auch lieber mit dem zu verbringen. Und wenn sie wüsste was Scar für sie empfand, dann wäre es mit ihrer Freundschaft auch vorbei und das durfte Scar nicht riskieren! Er hatte doch sonst keine wirklichen Freunde. Die Hyänen waren nur Werkzeuge, die ihm später noch ganz nützlich sein konnten. Aber Zira war kein Werkzeug, sie war viel mehr. Sie war eine wirkliche Freundin! Er liebte sie einfach, für das was sie war, für das dass sie für ihn da war und dennoch nicht gleich so eine übersentimentale Löwin war, so wie die Anderen. Sie hatte Biss, nicht so wie die anderen Junglöwinnen. Zira hatte sich immerhin mit Ahadi angelegt, sich vor einen Büffel geschmissen um ihn zu retten und war einfach nur… Sie war eben… Perfekt – Für ihn. All das hätten sich Sarabi oder Sarafina nie getraut zu machen. Sie waren alle so langweilig, so gleich und unterschieden sich nicht von der Anderen. Jede wollte diesem Ideal entsprechen und das tat Zira eben nicht – Obwohl auch sie ihre Reize hatte. Sie war vielleicht nicht so kräftig und groß wie die anderen Löwinnen, aber sie sah in seinen Augen trotzdem toll aus. Sie war zwar dünn und lang, aber dennoch stark genug um eine gute Jägerin zu sein. Und sie hatte die schönsten Augen im ganzen Rudel. Wer konnte diesen großen, rotbraunen, wunderschönen Augen schon wiederstehen? Zwar hatte Zira manchmal eine raue, ruppige Art, aber das machte sie nun mal aus. „Zira…“, brachte Scar irgendwann hervor. Zira hob den Kopf und sah mit einem unergründlichen Blick zu ihm. Sie wirkte gelassen und ruhig, fast schon schläfrig und irgendwie hoffte Scar dass etwas dieser Ruhe auf ihn abperlen würde… Seltsam, dabei war er normalerweise immer der, der einen kühlen Kopf bewahrte. Er war innerlich unglaublich nervös, was man jedoch einzig und allein durch seinen hin und her schwenkenden Schwanz sah. Also gut, er würde sie was fragen… jetzt. Jetzt… Na los, jetzt aber! Mach schon du feiger Löwe! „Ähm… Also ich wollte dich was fragen. Nämlich…“ Nein! Bitte frag nicht nach Ahadi! Bitte nicht, dachte Zira sofort und begann plötzlich zu zittern. Als Scar das merkte, stockte er sofort in seinem Satz, worüber er irgendwie froh war und drückte sie noch ein bisschen mehr an sich ehe er weitersprach: „Also… Ich wollte mal wissen ob du…“ Doch er konnte nicht zu Ende reden, da plötzlich Zuzu angeflogen kam und panisch vor den beiden Junglöwen zum Stoppen kam. „Prinz Scar! Zira! Schnell, hört mir zu!“ Nicht jetzt! Du verdammter Vogel, geh doch einfach sterben! Bitte nicht grade jetzt, dachte Scar und rollte genervt mit den Augen. Doch am liebsten hätte er sich auf Zuzu gestürzt und sie in Stücke gerissen. Das war ein echt mieses Timing. „Hört zu! Es ist etwas Schreckliches passiert!“, zwitscherte sie aufgekratzt. Ziras Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sag mir irgendwo sei ein Vulkan ausgebrochen, der Königsfelsen sei explodiert, unsere Beutetiere haben plötzlich Panzer und Gewehre, aber nicht dass Ahadi tot ist, flehte sie. Wie konnten sie ihn so schnell finden? Dieser blöde Vogel! „Prinz Scar… Es tut mir so leid euch das zu sagen, aber… Euer Vater… König Ahadi…“ „Ich kenn seinen Namen.“, zischte Taka gehässig. „Er ist tot. Folgt mir bitte.“ Die beiden Junglöwen standen schwerfällig auf. Zira versuchte zitternd auf Scars Gesicht so was wie Trauer, Verzweiflung zu sehen, doch nichts. Es schein ihn absolut kalt zu lassen. Wirklich gar nichts! Nicht mal seine Augen wurden feucht. Die beiden folgten Zuzu durch den Regen… Ein, zwei Stunden vielleicht. Eigentlich kannte Zira den Weg auswendig. Niemand sprach ein Wort, was das alles hier umso schrecklicher machte. Als sie schließlich auf einer großen Grasfläche ankamen, deutete Zuzu hinter eine kleine Baumgruppe, die Zira nur zu gut kannte. Sie atmete schwer auf, ihr Blick wanderte ständig zu Scar, doch der sah nur völlig unbeteiligt zu der Ansammlung an Löwinnen, die um irgendwas standen. Mit hocherhobenem Kopf schritt Scar in die Menge. Jeder machte sofort Platz und ließ ihn vor, zu seiner Mutter. Zira zwängte sich zwischen Sarabi und Sarafina, die mit todtraurigen Gesichtern auf etwas in der Mitte starrten. Ahadi. Zira schaffte es irgendwie einen Blick auf ihn zu werfen. Wie ruhig er da lag. Bis vor kurzem hatte er noch versucht Zira zu töten und er hatte ihren besten Freund getötet – Sein Todesurteil. Zira sah niedergeschlagen zu Uru und als sie die einst so stolze Königin sah, glaubte sie in ihrem Herzen einen Stich zu spüren. Noch nie hatte sie Uru so gesehen… So… so… niedergeschlagen, traurig, so am Boden. Sie hatte kaum mehr die Kraft sich zu halten, weshalb sie sich zitternd und wimmernd an Mufasa gelehnt hatte. Der wiederum kämpfte mit aller Kraft gegen die Tränen an. Er musste sich so fühlen wie Zira vorhin, zu wissen man ist unfähig Jemanden zu retten den man liebt. Zu wissen dass es vorbei ist. Und zu wissen dann man eigentlich stark sein soll. Und Scar? Der stand nur da, ohne jeglichen Ausdruck im Gesicht. Als er den Kopf senkte, um seinen Vater zu beschnuppern, glaubte Zira sogar ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. Aber vielleicht irrte sie sich auch. Obwohl? Warum sollte Scar trauern? Er hasste seinen Vater. Warum sollte Scar für ihn falsche Beschlagenheit heucheln? Seine Mutter sah es sowieso nicht. Und da stand das Rudel einfach, starrte fassungslos, erschüttert, auf den toten König. Niemand sagte etwas. Die Anspannung war unerträglich. Je lauter die Stille wurde, je länger niemand etwas sagte, umso schlimmer wurde es hier zu stehen. Wenn Jerk hier wäre, hätte er bestimmt irgendeine lustige Bemerkung gemacht, schoss es Zira durch den Kopf. Jerk. Wie sehr sie ihn vermisste. Allein der Gedanke an ihn machte sie traurig und ein paar stille Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie hatte Probleme damit ein Schluchzen zu unterdrücken, als ihr die Erinnerungen des heutigen Tages wieder in den Kopf schossen. „Er war ein wunderbarer König, nicht?“, meinte Ika leise wimmernd. Zira sah mit leerem Blick zu ihr und nickte leicht. Nicht eine Träne würde sie wegen Ahadi vergießen. Jerk war der einzige für den sie grade weinte. Und da standen sie, rührten sich nicht, ließen den Regen über sich ergehen, standen nur in Ehrfurcht da. Doch irgendwann meldete sich schließlich Uru zu Wort. Jeder spitzte aufmerksam die Ohren und sah ehrerbietig zu ihrer Königin. „Ich… Ihr wollt mit Sicherheit wissen wer nun Ahadis Nachfolge übernehmen wird… Nun, wie ich soeben entschieden habe… denke ich… ich werde über das Geweihte Land so lange weiterregieren, bis ich nicht mehr die Kraft dazu habe und das Königreich einen starken, Jungen König verdient hat. Es war immer Ahadis Wunsch dass Mufasa sein Nachfolger wird und... da er sowieso der erstgeborene ist, denke ich dass ich das Amt an Mufasa abgeben werde. Aber noch bin ich Königin.“, meinte sie und unterdrückte ein Schluchzen. Das Sprechen hatte ihr jede Menge Kraft und Selbstbeherrschung gekostet, obwohl man das Zittern ihrer Stimme deutlichheraushören konnte. Zuzu meldete sich nach einigen Sekunden des Schweigens: „Ich denke, es wäre das einfachste wenn man die Königsfamilie nun in Ruhe lassen würde." Uru sah mit einem dankbaren Blick zu Zuzu und nickte. Das Rudel wand sich langsam von Ahadis totem Körper ab und lief bedrückt zurück zum Königsfelsen. Zira hasste diese Stimmung. „Ist das nicht schrecklich?“ Sarabi war die erste die es nach einer Ewigkeit, wieder zu sprechen wagte. „Ja… Einfach getötet. Welches Tier meint ihr wäre dazu im Stande? Und warum?“, fragte Sarafina traurig. „Bestimmt Hyänen… Die haben doch Spaß daran unschuldige Tiere zu töten!“, beharrte Sarabi. Unschuldig! Pah! Ahadi wollte mich umbringen, weil ich ihm nicht passte, dachte Zira erzürnt, sagte aber nichts. Und Jerk hat er auch auf dem Gewissen. Einfach weil… er mein Freund war. Wie ein Bruder. „Das müssen aber viele Hyänen gewesen sein… Ich meine… Ahadi war ein so starker Löwe. Meint ihr, er hatte eine Chance?“, hakte Sarafina nach. CHANCE?! Er hat einen wehrlosen Labrador getötet, er hat einen Kampf gegen eine Junglöwin im Blutrausch verloren, der Bastard hatte beste Chancen! Aber er hat sich gnadenlos überschätzt! Und das hat er erst bemerkt als es zu spät war… Diese Missgeburt. „Bestimmt nicht… Hyänen spielen doch nie fair!“, meinte Sarabi und sah dann zu Zira. Die hatte während des ganzen Fußmarsches zum Königsfelsen noch gar nichts gesagt. „Und, was meinst du Zira?“ Am liebsten wäre Zira ausgerastet, das ganze Rudel angeschrien, was für ein verlogener Sack Ahadi war, dass SIE ihn umgebracht hätte, aber sie zügelte sich. Wenn sie das tun würde, könnte sie sich gleich einem Krokodil ins Maul setzen. „Er… er… Ich mochte ihn nicht allzu sehr, das wisst ihr. Mir tut nur Uru leid. Sie hat es nicht verdient so verletzt zu werden.“ „Oh ja… Die arme Uru“, seufzte Sarafina traurig „Meint ihr sie schafft das?“ „Selbstverständlich! Sie ist eine starke Königin, was das angeht glaub ich an sie.“, meinte Zira. Als das Rudel endlich am Königsfelsen ankam und auf die Rückkehr der Königsfamilie wartete, mussten sie gar nicht allzu lange warten, als Scar an der Höhle vorbei, in seine kleine, separate Höhle ging. Er musste wohl kurz nach ihnen losgelaufen sein, denn sie mussten wirklich nicht lange warten. Er sah so aus wie… immer. Kein bisschen traurig. Er sah einfach so aus wie immer. Diese Gleichgültigkeit allem gegenüber lag auf seinem Gesicht. Zira wollte etwas sagen, doch sie brachte es nicht übers Herz. Bei Scar wusste man nie ob er im nächsten Moment vielleicht doch in Tränen ausbrach… Na ja, das war unrealistisch… Sie wütend anzuschreien passte eher. Zira sah ihm abwesend hinterher, dann legte sie sich schweigend in eine dunkle Ecke der Höhle und lies den stillen Tränen ihren Weg gehen. Einige Zeit später erreichten schließlich Uru und Mufasa den Königsfelsen. Noch nie hatte Irgendjemand aus dem Rudel einen der beiden so unglaublich fertig gesehen. Sie waren klatschnass und sahen erbärmlich aus. Mufasas Mähne war verklebt und Urus Kleiner Fellbüschel hing ihr in die Augen. Ihre Augen waren verweint, die Wangen Tränenüberströmt und nichts auf der Welt hätte sie in diesem Moment wieder aufheitern können. Niemand traute sich etwas zu sagen und dieses unangenehme Schweigen herrschte wieder in der Höhle. Diese Stille, die Zira so sehr hasste. Sarabi seufzte einige Zeit später auf und meinte: „Ich glaube ich muss mal mit Mufasa reden… Er braucht mich jetzt dringender.“ Sarafina und Zira nickten stumm und sahen ihrer Freundin hinterher, wie sie sich zu Mufasa setzte und nach einigem Zögern einfach nur die Pfote auf seine legte. Was sollte sie gerade jetzt sagen? Worte waren nicht angepasst, zumindest noch nicht. Ob ich auch mit Scar reden sollte? Ihm kann der Tod seines eigenen Vaters doch nicht so egal sein, da ist doch mehr dahinter, dem kann das doch nicht so gleichgültig sein, dachte Zira und stand auf. „Wohin gehst du jetzt?“, fragte Sarafina. „Ich… halt‘s hier drin nicht aus.“, log Zira und lief aus der Höhle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)