Ziras unerzählte Geschichte von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 33: Alle guten Dinge sind drei -------------------------------------- Zira musste zugeben dass sie um ehrlich zu sein gehofft hatte dass Rafiki falsch lag. Sie hatte gehofft dass sie selber falsch gelegen hatte, doch den Gefallen tat man ihr nicht. Sie war eindeutig trächtig und langsam zeigte sich das auch, vom morgendlicher Übelkeit und gelegentlichen Fressattacken mal abgesehen. Zira war dünn und so fielen ein paar Kilo mehr umso deutlicher auf – Jedenfalls so sehr dass irgendwann auch Sarabi und Sarafina sich ihren Teil denken konnten und natürlich auch langsam neugierig wurden. Ja, natürlich wusste Zira dass irgendwer sie irgendwann danach fragen würden, doch als es dann doch soweit war, war sie alles andere als froh darüber. Sie wollte keine große Sache daraus machen, aber in diesem Rudel schien das wohl unmöglich zu sein. Doch diesmal freuten Sarabi und Sarafina sich WIRKLICH! Sie beglückwünschten Zira sogar und langsam hatte Zira das Gefühl die beiden wieder irgendwie gern zu haben. Allen voran Uru konnte die Geburt ihres nächsten Enkels kaum abwarten. Sie war vor Freude fast auf Scar gestützt als er ihr von Ziras Trächtigkeit erzählt hatte. Sie war immerhin die erste die davon erfahren hatte, schließlich war es ja ihr Enkel und seit Ahadis Tod war sie noch anhänglicher und Familienbewusster geworden als sie sowieso schon war. Jedenfalls trug Zira da tatsächlich Irgendjemanden mit sich rum und auch wenn sie es nur ungern zeigte, so war sie sehr wohl aufgeregt. Sie versuchte immer sich klarzumachen dass sie nicht so übervorsichtig werden wollte wie Sarabi und Sarafina es während ihrer Trächtigkeit waren, aber manchmal da erwischte sie sich selber dabei wie sie sich immer mal wieder besorgt über den Bauch strich oder beim Jagen immer erschrocken eine Pfote dahinlegte, wo sie das Junge vermutete, wenn sie von einem Beutetier getreten wurde. Doch ihre größte Sorge war immer noch Scar. Es blieb bei ihm einfach die Frage ob er das wirklich wollte. Ja, er hatte ihr gesagt dass er sich freute, aber eben nur eine Mal und vielleicht sagte er das nur um sie zu beruhigen. Was wenn er dieses Junge gar nicht wollte? Sie kannte ihn nun schon so lange und trotzdem… Trotzdem glaubte sie manchmal ihn gar nicht richtig zu kennen. Er wusste alles über sie, er konnte so gut wie alles an ihr, an generell Jedem, deuten, aber sie… Nein, sie konnte das nicht. Manchmal sah sie Scar an und fragte sich ernsthaft wie er sich gerade fühlte. Es regnete in dieser Nacht. Und es stürmte. Nein, kein wirklich schönes Wetter. „Wo warst du?“, fragte Zira Scar ernst, als Scar die Höhle betrat. Er sagte er wolle nur kurz zu den Hyänen… Von wegen. Wenn das Scars Definition von Kurz war, dann vielen Dank. „Wo wohl? Bei den Hyänen, wo ich immer bin.“, antwortete Scar ihr und schüttelte sich das nasse Fell aus. „So lange?“, hakte sie misstrauisch nach. „Weißt du Zira, bei dem Wetter durch einen Fluss zu kommen ist nicht so einfach.“, gab er etwas ungehalten zurück. „Oh entschuldige der Nachfrage.“, murrte sie und legte mürrisch den Kopf auf die Pfoten, streckte jedoch einige Sekunden später alle viere von sich. Es war ungemütlich so rumzuliegen, zumindest mit der Wampe die Zira da hatte. „Und, wie geht’s dir?“, wollte Scar nun wissen. „Ähm… gut. Warum fragst du?“ „Nur so.“, gab er zurück und legte sich neben sie. Er war noch immer nass bis auf die Haut und Zira sträubte die Nackenhaare etwas als sein nasses Fell ihres berührte. „Warum bist du nicht früher gekommen? Ich hab versucht dir was zu Fressen aufzuheben, aber… Ich bekam selber solchen Hunger. Zudem war es nicht mal viel, das jagen fällt mir langsam schwerer.“ Scar sah zu einigen Blutflecken, die am anderen Ende der Höhle vor sich hergeronnen. Hier musste die Beute wohl rumgelegen haben, bevor Zira sich darüber hergemacht hatte. Aber Scar nahm ihr das nicht mal übel. „Du brauchst es dringender.“, war sein einziger Kommentar dazu, ehe sein Blick zu ihrem Bauch wanderte, der sich inzwischen schon ziemlich wölbte. Aber irgendwie wirkte ihr restlicher Körper im Gegensatz zu ihrem Bauch viel zu zerbrechlich und fast schon zierlich. Zira hatte nur zu gut und oft bewiesen dass sie es nicht war, aber es sah trotzdem nicht normal aus. „Du solltest übrigens mehr fressen.“, stellte er fest. „Oh bitte, tu mal nicht so als ob ich so ein Lappen wäre. Ich kann bestens für mich selbst sorgen und bekomm genug zu fressen.“ „Zira, ich mein das ernst.“ „Und ich erst.“, meinte sie und schloss erschöpft die Augen. Es war doch eine Leistung zusätzliches Gewicht mit sich herumzuschleppen, für zwei zu fressen und für drei zu jagen. Obwohl sie manchmal doch Zweifel hatte ob ein einziges Jungtier so viel Raum in ihr einnehmen konnte. Sie war eigentlich schon fast dabei einzuschlafen, als Scar plötzlich die Stimme erhob und sagte: „Um ehrlich zu sein will ich nicht mehr dass du Jagen gehst.“ „Was? Warum? Ich kann das!“, wand Zira sofort ein. Irgendwie kränkte sie das. „Das glaubst du doch nicht wirklich oder“ Scar zog eine Braue hoch „So oft wie du nun schon beinahe von diesen Viechern getreten wurdest… Verstehst du das unter jagen? Du kommst ihnen doch kaum noch hinterher.“ „Ach, darum geht’s dir? Darum dass die Löwinnen Beute machen? Weißt du… DAS ist mir neu! Seit wann scherst du dich darum wer wie viel Beute macht? Dir geht’s doch nur darum dass du den Bauch voll hast.“, hakte Zira misstrauisch nach. „Meinst du etwa du bist mir dabei völlig egal? Zira, du bist trächtig, mit meinen Jungen und du wärst ganz bestimmt nicht die Erste die durch den Tritt eines Gnus eine Fehlgeburt erleidet und um ehrlich zu sein hab ich auch nur sehr wenig Lust auf so was.“ Zira sah sich überrascht nach ihm um. Seit wann war er so besorgt um sie oder das, was sie da mit sich mittrug? „Du hast also keine Lust auf eine Fehlgeburt? Warum, ich glaube kaum dass das Ding in dir rumschwimmt“ Ha, schlagfertige Antwort „Aber sollte ich mir sorgen um dich machen?“, fragte sie halb ernst, halb spaßend. „Wohl kaum, mir geht’s gut.“ „Scar, ernsthaft, dir ist es doch sonst egal was mit dem Rest der Welt ist. Und solltest du nicht eigentlich wissen dass ich zäh genug bin um zu jagen?“ „Ich sag ja auch gar nicht dass du es nicht kannst oder so, aber in deinem momentanen Zustand ist das zu gefährlich! Du gefährdest nicht nur dich, sondern auch… das Junge eben, ist dir das nicht klar?“, versuchte Scar ihr zu erklären. „In meinem ZUSTAND?! Ist trächtig sein für dich vielleicht ‘ne Krankheit oder so?“, fuhr sie ihn herrisch an und hätte ihm einen Moment lang am liebsten geschlagen. „Beruhig dich! Du weißt was ich meine!“, versuchte Scar sie zu besänftigen und legte ihr beschwichtigend die Pfoten auf den Rücken. „Äh, nein, NEIN, weiß ich nicht!“, keifte sie gereizt. „Zira, du hast eine riesige Verantwortung! Und inzwischen bist du nicht mehr in der Verfassung zu jagen! Stell dir vor du stolperst, die kleinste Erschütterung könnte zu viel sein und dann würde es sterben! Und dann könntest du auch sterben, meinst du ICH will das?“ „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“, hakte Zira sofort nach. Scar hätte das nie zugegeben, aber der hilflose Blick sprach Bände. Und mit einem Mal schien Ziras gesamte Wut wie verflogen. Er sagte ihr nie wirklich wie sehr er sie liebte oder ob er sich um sie sorgte, aber dieser Blick war Zira genug Beweis dazu. „Oh, du sorgst dich ja doch um mich, oder?“, fragte sie neckisch und drehte den Kopf so, dass sie es schaffte die Stirn unter seinem Kinn zu reiben. „Hör einfach auf zu jagen, ja? Es wird ja nicht für ewig sein, nur bis das Junge da ist.“, bat Scar nochmals, ohne auf ihre Worte einzugehen. Und das war ein Fehler. „Sag mal, du freust dich aber schon darauf, oder? Ich meine du sagst es nie und das was du mir bisher von Simba erzählt hat klingt nervig, sogar sehr. Komm Scar, sei ehrlich, wenn es dich stört dass du Vater wirst kannst du mir gerne Bescheid sagen!“ Oh nein, Zira regte sich schon wieder auf, dabei hatte sie sich gerade beruhigt. „Was? So ein Unsinn! Du redest hier von Simba! Wenn es meines wäre, wäre das etwas völlig anderes und wie kommst du jetzt wieder darauf dass ich mich nicht freuen würde?“, verteidigte Scar sich, jedoch darauf bedacht Zira am Boden zu halten. Sie sollte bloß nicht aufstehen, das wäre nicht gut… für ihn. „Du sagst es nie! Woher soll ich da wissen was du denkst?“, fauchte sie. „Zira, du kennst mich! Ich mach nun mal keine öffentlichen Freudensprünge, ist dir das inzwischen nicht bekannt?“ „Das verlange ich doch gar nicht! Aber du kannst es doch zumindest MIR sagen! Ich bin die Mutter deines Jungen, ich bin deine Freundin, aber momentan fühl ich mich nur… Mir ist kotzübel, du sagst nie auch nur ein Wort der Vorfreude und ich sitze hier, schaff es nicht mal mehr einem Zebra hinterher zu rennen und da könnte ich von dir zumindest mal etwas Bestätigung erwarten dass du…“ Ziras Stimme versagte und ihre Augen glitzerten verdächtig. Sie war so wütend dass sie fast schon heulte! Verdammt, in was für einer Welt leben wir? „Zira, ganz ruhig! Du weißt dass ich mich freue, oder? Komm, jetzt atme mal ganz ruhig durch, ja?“ Sorge mischte sich in Scars Stimme und er setzte sich auf um Zira in die Augen blicken zu können. „Du könntest ja mal was sagen!“, zischte sie weinerlich und presste die Zunge gegen den Gaumen. Sie musste sich doch beherrschen, verdammt nochmal. „Zira, alles was ich will ist dass du jetzt mit dem jagen aufhörst. Bald ist das doch sowieso vorbei, es wird doch alles wieder gut. Und jetzt beruhige dich mal.“, bat er bestimmt und rieb das Kinn an ihrer Stirn. Zira war nicht so leicht zu handhaben, schon immer, aber seit ihrer Trächtigkeit war sie noch zickiger geworden. „Also ist es dir nicht egal?“, halte sie mit brüchiger Stimme nach. „Nein, nein, ist es nicht.“, versicherte er ihr bestimmt und schmiegte den Kopf an ihrem. Sie schnurrte leise… Das war gut, sehr gut sogar. Doch plötzlich riss sie den Kopf umher und starrte wie gebannt auf ihren Bauch, was in Scar eine merkliche Unruhe weckte. „W-was ist?“, fragte vorsichtig, doch plötzlich schlich sich ein breites Grinsen auf Ziras Gesicht. „I-ich glaub… es hat sich bewegt.“, murmelte sie ungläubig und plötzlich machte sich in ihr ein unglaubliches Glücksgefühl breit. Es hatte sich bewegt, ganz sicher! Und diese kleine Bewegung, dieser Tritt, was auch immer, so klein und unwichtig für diese Welt, war für sie das mit abstand unglaublichste was sie je gespürt hatte dieses Gefühl, was sie durchfuhr übertraf alles: Ihre erste Beute, ihre erste Nacht mit Scar, ihre Vorfreude wenn sie davor war ein Beutetier zu töten, einfach alles! „Wirklich?“, fragte Scar neugierig nach und schritt nun auf ihren Bauch zu. Er starrte angestrengt darauf, doch erkennen konnte er nichts, nur das heben und senken von Ziras flanken, wenn sie atmete. „Ganz sicher, es hat sich bewegt!“, bestätigte sie. Scar hob zögerlich die Pranke und fuhr die Krallen ein, ehe er etwas unentschlossen seine Pfote auf ihren Bauch legte. Und sie warteten. Zwar nur Sekunden, aber sie kamen Scar länger vor. Jedenfalls spürte Scar es. Es war ein schwaches, kaum merkliches Treten eines kleinen Pfötchens, doch es war da. Doch so plötzlich wie es gekommen war, so hörte es auch wieder auf. „Und?“, fraget Zira erwartungsvoll. „Es… es fühlt sich stark an... Also für sein… ähm… Alter.“ Zira schmunzelte. „Aha… Du findest dieses ‚Trittchen‘ also stark?“, zog sie ihn auf. „Hey, ich sagte doch ‚für das Alter‘.“, verteidigte Scar sich. „Jaja, ist ja gut“ Zira schmunzelte und gähnte gestreckt, ehe sie den Kopf zu Boden legte und sich lang machte „Na dann schlaf gut.“ „Gute Nacht Zira.“, sagte Scar und fuhr ihr noch flüchtig über die Wange, ehe er sich mit etwas Abstand neben sie legte. Ein paar Wochen später lag Zira noch immer bis tief in die Nacht wach und wurde von dieser Unruhe immer wieder aus dem Schlaf gerissen. Es war so weit. Es, oder sie, was sie inzwischen für wahrscheinlicher hielt, würden kommen, sie wusste es! Okay, sie wusste es nicht, aber irgendwas in ihr drin sagte ihr dass es soweit war! Sollte sie Scar wecken? Sie sah neben sich, wo Scar in aller Ruhe schlief, doch dann verwarf sie den Gedanken. Der würde sich doch nur unnötig aufregen. Aber wo sollte sie jetzt gebären? Hier auf keinen Fall, so einen tiefen Schlaf hatte Scar nun auch nicht. Egal wo es war, überall war es besser als hier. Denn ganz im Ernst: Sie hatte nicht mal ansatzweise dazu Lust dass ein Rudel Löwen um sie herum stand und gebannt dabei zusah wie sie was aus ihrem Becken quetschte. Also brauchte sie ein Versteck. Zira schlich auf leisen Pfoten vom Königsfelsen. Einfach gerade aus, bis sie weit genug weg war und unruhig anfing im Gras umherzulaufen. Bald hatte sich ein regelrechtes Nest gebildet, wofür Zira sich am liebsten ausgelacht hätte. Was war sie ein Vogel? Und dann wartete sie. Auf irgendwas; Eine Wehe, ein Treten, ein Ziehen im Unterleib, einfach irgendein Zeichen dass es los ging. Aber das ließ auf sich warten. Da war nur diese Unruhe, die sie immer wieder aufstehen, im Kreis laufen und sich wieder zu Boden setzen ließ. So ging das jetzt fast schon zwei Stunden. Bis sie plötzlich die erste Wehe spürte. Na endlich, es ging los! Doch so sehr sie sich auch bemühte, es wollte einfach nicht! Also stand sie nochmal auf, lief nochmal aufgeregt eine Runde um es dann wieder zu versuchen. Und wieder nichts. Und so wiederholte sich dieses Spiel dann immer wieder, ein paar Mal… Bis es schließlich soweit war. Wie um Himmels Willen hatte ihre Mutter das nur geschafft ohne dabei zu platzen? Zira keuchte noch immer wie ein Walross, war von oben bis unten verschwitzt und hatte um ehrlich zu sein kaum mehr die Kraft die Augen offen zu halten geschweige denn die Jungen zu sich zu holen um sie zu betrachten. Korrekt – DIE Jungen. Es waren doch mehrere: Drei. Schnaufend hob Zira den Kopf und zog das erste Junge zu sich, welches noch immer klatschnass neben ihr lag. Und was sie da sah, ließ ihr einen Stein vom herzen fallen, denn das Erstgeborene war ein Männchen. Und er war auch der größte. „Oh, mein süßer, kleiner… Na du? Bist du ein kleiner Taka? Dein Daddy wird so stolz auf dich sein, weißt du das mein Schatz?“, flüsterte Zira erschöpft und begann das Junge eilig zu säubern. Aber nein, es war kein kleiner Taka. Das Fell des Jungens war Hellbraun, wie Ziras und er hatte einen weißen Bauch und Pfoten. Auch hatte er ihre Augenzeichnung, was ihm etwas feminines gab, was Zira lieber nicht zugab. Doch er hatte die grünen Augen seines Vaters aus denen er sie für eine Sekunde angesehen hatte. Zira musste bei dem Anblick des Kleinen unweigerlich grinsen… Noch immer. Er war so perfekt! Scar würde ihn lieben! Er war alles was Scar wollte: Er war groß, er war ein Männchen und das was das wichtigste, schließlich war es doch das was alle Löwen wollten: Einen männlichen Erben. „So mein Schatz… Jetzt bist du trocken, hm?“ Zira rieb energisch den Kopf an dem kleinen, braunen Knäul und schob ihn vorsichtig an ihren Bauch. Nun zum zweiten Jungen. Ein Weibchen. Nicht dass was Zira sich erhofft hatte, aber mit dem ersten Jungtier war bereits ausgesorgt und Scar würde sich nie beklagen können. Die kleine Löwin die leise mauzend zwischen Ziras Pfoten lag war zwar nicht so kräftig wie ihr Bruder, jedoch genau so groß. Sie hatte das Fell, die Augen und die Augenzeichnung von Scar geerbt, ebenfalls Schneeweiße Pfoten, Schnauze und Bauch und Urus kleinen Haarbüschel. Eigentlich, fand Zira, sah sie aus wie eine Baby-Uru. Jaaaa, ihre Mini-Uru, ihre klitzekleine, süße Mini-Uru mit grünen Augen. Man sah ihr die Verwandtschaft mit Zira eigentlich gar nicht an, bis auf eine Kleinigkeit: Ein Aalstrich, der ihr von der Spitze ihres kleinen Haarbüschels, bin zum Schwanzansatz, über die gesamte Wirbelsäule verlief. Das war aber auch was auf Ziras Seite schließen ließ. „Hey… Na, geht’s dir gut? Hey, meine Süße… Du musst doch was essen, oder?“ Zira bekam die Worte kaum über die Lippen, so müde und kraftlos war sie, aber Schlafen konnte sie erst, wenn die Jungen sicher und trocken waren. Noch eins… Nur noch ein Junges. Und da sah sie es, das dritte Jungtier: Ein Albino. Zuerst glaubte Zira ihre Augen hätten ihr einen Streich gespielt, sie war doch nur übermüdet, doch es war tatsächlich schneeweiß. Das konnte doch nicht… Doch, es war ihres. Und es war so anders. Es war so klein, es war wirklich winzig, deutlich kleiner als seine Geschwister, doch es hatte einen eher bulligeren Körperbau. Auf seine kleine Größe kam viel Muskel- und Speckmasse. Seine Augen waren rot und das Näschen rosa. Unentschlossen hielt Zira es in den Pfoten, fuhr ihm nur zögernd über das Fell, ehe sie inne hielt. Mit einer gewissen Verzweiflung sah Zira zu dem Albino. Was sollte sie hiermit tun? Für einen ganz kurzen Moment dachte Zira darüber nach es einfach kurzerhand zu töten, doch plötzlich tat dieses kleine Ding etwas, was sie sehr beeindruckte. Ein Glühwürmchen flog unachtsam an dem neugeborenen Wurf vorbei und das Albino sah voller Faszination aus ihren großen, roten Augen auf das Insekt. Und im Bruchteil einer Sekunde schnappte das Junge mit den winzigen Pfötchen nach dem Insekt und tötete es, ehe es die Augen sofort wieder schloss. Zira sah voller erstaunen zu und wahrscheinlich war es diese Aktion, die der Kleinen das Leben rettete. Zira war so beeindruckt von dem Killerinstinkt den diese kleine Löwin schon so kurz nach der Geburt zeigte, sie musste dieses Junge einfach am Leben lassen. Und schließlich… Nun ja, es war immer noch ihre Tochter. „Na dann… Willkommen in der großen, weiten Welt meine Süßen…“, schnurrte Zira voller Wärme, jedoch mindestens genauso erschöpft und rieb ihren Kopf zärtlich an den Jungen, die sich alle Wärmesuchend und hungrig an den Bauch ihrer Mutter pressten. Ihre Jungen. Sie war Mutter. Ja, sie, Zira, war tatsächlich Mutter! Um ehrlich zu sein wäre Zira am nächsten Morgen fast nicht wach geworden, wenn die Vögel nicht so laut gezwitschert hätten. Es war noch Dämmerig, doch Zira war lange genug weg gewesen. Aber wirklich fit war sie noch immer nicht. Sie fühlte sich noch immer recht schwach, hatte schlecht geschlafen und war bei jedem Geräusch aufgeschreckt. Aber sie musste die Jungen in Sicherheit wissen, hier draußen waren sie das nicht. Sie musste einfach zurück gehen, auch wenn sie Angst hatte. Angst um den Albino. Was würden die anderen Löwen über sie sagen, über sie denken? Es hatte so was noch nie im Rudel gegeben und die Überlebenschancen waren… nicht so hoch wie sie sein wollten. Doch Zira verwarf ihre Sorgen, schluckte und stand auf. Sie war taff genug um sie alle durch zu bringen, da war sie sich sicher. Die Jungen versuchten es sofort ihrer Mutter nachzumachen und stellten sich zittrig auf ihre Beinchen, jedoch nur um wieder ungeschickt hinzuplumpsen. Zira schmunzelte bei diesem Anblick und nahm alle drei Jungen so vorsichtig und sanft wie sie nur konnte, am Kragen ins Maul, was ein wahrer Drahtseilakt war. Drei Junge in einem Maul… Hm. Sarabi sagte mal Zira sei ein Großmaul, aber wohl nicht groß genug. Aber es funktionierte. Als sie am Königsfelsen ankam war es ruhig – ZU ruhig! Etwas misstrauisch lief sie zu Scar in die Höhle, doch der war auch nicht da. War er sie etwa suchen gegangen? Wie süß… Aber das dufte sie bloß nicht vor ihm zugeben! Vorsichtig setzte sie nun endlich die Jungen zu Boden und sah sich ein weiteres Mal in der Höhle um. „Scar? Hallo! Jemand da?“, rief sie. Bei dem lauten Ton ihrer Stimme zuckten ihre Jungen zusammen und begannen weinerlich zu mauzen. „Hey, psst, ist gut, psssst, tut mir Leid.“, gurrte sie und legte tröstend die Pfote um die drei wimmernden Fellknäule. Sehr schön, schreien konnte sie auch nicht? Bestens, dann musste sie wohl warten. Doch nichts tat sich. Bis plötzlich Zazu in die Höhle geflogen kam. „Ach du meine Güte“, rief er aus „Drei! Und eines ist ein Albino! So was gab es hier noch nie!“ Zira rollte genervt mit den Augen und schlug mit dem Schwanz. „Freut mich auch dich zu sehen. Wo sind die anderen?“, murrte sie ungehalten. „Soll ich sie holen?“, bot Zazu eifrig an. „Äh, langsam! Hol erst mal nur Scar, ja?“, befahl Zira und betonte das Wort ‚nur‘ überdeutlich. Zazu nickte gehorsam und flog los. Zira sah seufzend zu dem Albino. Was sollte sie mit der Kleinen machen? Was würde Scar über sie denken? Sie würde es nicht leicht haben, sie war anders und alles was anders war hatte es nie leicht, das wusste sie. Doch wenn Zira vor der Höhle gestanden hätte, hätte sie wahrscheinlich Augen gemacht, da sie Scar noch nie so schnell hatte rennen sehen und ehe sie sich versah kam er auch schon in die Höhle gestürzt. „Zira“, keuchte er und lief schnurstracks auf die Löwin zu, die ihm unsicher entgegenblickte „Wo ist es?“, fragte er und sah sich neugierig um. „Es? Scar, es gibt kein ‚es‘.“, erklärte Zira ihm unsicher. Einen Moment rutschte Scar das Herz in die Hose. Es war doch nicht etwa… tot? Sein schockierter Blick musste wohl gereicht haben, denn Zira musst ein dem Moment kichern. „Nein, nein, nicht was du denkst… Hier, schau.“ Sie stand auf, so dass die Jungen, die sich zwischen ihren Hinterbeinen versteckt hatten, nun zum Vorschein kamen und den fremden Löwen vor ihnen ängstlich entgegenblickten. Wie konnte ihre Mutter sie vor dem einfach schutzlos zurücklassen?! Scars Augen weiteten sich bei ihrem Anblick und er schein etwas sagen zu wollen, doch ihm klappte stattdessen endgültig die Kinnlade runter. Drei Junge beim ersten Wurf und eins davon war ein Männchen… Okay, das musste er jetzt erst mal verdauen. „Und? Was sagst du? Ich… also… äh, das Männchen ist erstgeborener… Falls dich das… freut…“, stotterte Zira vorsichtig, fast schon ängstlich. „Ich… Zira… sie sind wundervoll… Ach, vergiss es, du weißt ich bin nicht gut in so was.“ Scar rieb liebevoll den Kopf an ihr und schnurrte kurz, ehe er ihr über die Stirn leckte und sie von oben bis unten betrachtete. „Geht’s dir gut?“, erkundigte er sich. „Ja, es geht schon wieder… Aber was ist mit ihnen? Wie wollen wir sie nennen?“, fragte Zira neugierig, und streichelte der Mini-Uru vorsichtig über den Rücken, als sie sich hinter Ziras Pfote versteckte. Scar brauchte einen Augenblick um sich zu fangen, dann jedoch fiel sein Blick auf das Männchen. „Kwanza.“, meinte Scar und beugte sich mit einem schiefen Grinsen zu dem Kleinen runter. ‚Kwanza‘ – Das hieß ‚Erster‘. Aber okay, warum nicht? Zira gefiel der Name und Scar sollte ihn ruhig wählen. Kwanza sah misstrauisch zu seinem Vater und patschte schließlich mit seinen winzigen Pfötchen auf seiner Nase herum, was Scar in kleines Grinsen entlockte. Jedoch schien der Mut den kleinen Löwen sofort wieder zu verlassen und er legte sich wieder zu seinen Schwestern. Dann fiel Ziras Blick auf die älteste Schwester. „Was hältst du von ‚Samangi‘? Nach meinen Brüdern… dachte ich mir.“, fragte Zira bittend. „Natürlich… Aber was ist damit… Was wollen wir mit ihr machen?“, fragte Scar. Er richtete sich langsam wieder auf und sah unschlüssig zu der weißen Löwin, die sich dicht an ihren Bruder presste. „Ich weiß nicht Scar… Denk du dir was aus.“, bat Zira. Wie sollte sie das denn nennen? „Tofauti… Es bedeutet ‚anders‘. Nehm’s mir nicht übel, aber es passt.“, meinte er und streichelte der Kleinen über der Rücken „Aber eines muss ich ihr lassen… Sie ist taff. Bis jetzt hält sie’s am längsten an meiner Pfote aus.“ Zira musste bei diesem Kommentar schmunzeln und legte sich zu Boden. Sie war noch immer unendlich müde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)