Ziras unerzählte Geschichte von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 35: Löwenspiele ----------------------- Die darauffolgenden Wochen waren wie dafür geschaffen um kleine Löwen großzuziehen, denn die Regenzeit kam mit sattem Niederschlag und alles blühte innerhalb von Tagen auf. An jeder Ecke und unter jedem Baum spießten die Blumen und Gräser. Die Tiere fraßen sich voll und konnten es sich richtig gut gehen lassen. Doch nicht nur die Natur entfaltete sich in all ihrer Schönheit, auch die Jungen des Rudels wurden immer größer und stärker. An diesem Abend donnerte und blitzte es gewaltig, weshalb Zira mit ihren Jungen in der Höhle lag und müde den Regen beobachtete. „Legen?“ Kwanza deutete verwirrt nach draußen und noch ehe Zira reagieren konnte machte er einen Satz aus der Höhle, sprang jedoch augenblicklich wieder zurück und schüttelte sich angewidert das Fell. „Nein Kwanza, Regen. Und der ist nass, so wie du.“ Zira gähnte und zog Kwanza mit einer schnellen Pfotenbewegung zu sich, so dass sie ihn trocken lecken konnte. Bis jetzt hatten sie alle überlebt, aber ganz aus dem Sterbealter waren sie noch nicht draußen. Die Jungensterblichkeit war in ihrem Alter noch immer relativ hoch. „Nass?“, wiederholte Kwanza. „Ja, nass. Du bist nass.“, erklärte Zira und begann ihn, wenn auch etwas unsanft trocken zu lecken. Tofauti und Samangi, die neben ihr lagen, zuckten in diesem Moment zusammen und mauzten erschrocken auf, als ein gewaltiger Donnergroll zu hören war. „Psst, alles gut.“, vertröstete Zira die beiden als sie noch näher an sie heranruckten. Eigentlich war es nicht mal Abend, vielleicht später Nachmittag, aber es war so dunkel da draußen dass es Zira später vorkam als es eigentlich war. Doch Samangi sprang plötzlich auf und tippelte aufgeregt auf Zira zu. „Da, da!“, rief sie aufgeregt und zeugte auf eine Gestalt im Regen, die in die Höhle lief. „Sarabi? Was machst du denn hier?“, fragte Zira überrascht und rappelte sich auf. Sarabi schüttelte sich kurz das Fell aus. „Hallo Zira, ich… Wir haben lang nicht mehr miteinander gesprochen, hm?“ Zira zog misstrauisch eine Braue hoch und sah der Königin skeptisch entgegen. „Mag sein, aber was willst du mir sagen?“, fragte sie. „Also eigentlich geht es um Scar…“ Bitte nicht. „Aha, was ist mit ihm?“ „Nun ja, weißt du Zira, ich wunder mich einfach dass er den ganzen Tag weg ist und dich hier allein lässt.“, begann Sarabi. „Er braucht nun mal seinen Freiraum, ist das so schlimm? Sarabi, seine Mutter ist vor kurzem gestorben!“, fuhr Zira sie an. „Mufasa Mutter ist auch gestorben, falls du das vergessen hast und der ist nicht den ganzen Tag weg, obwohl er auch sehr darunter leidet! Zira, Scar hat jetzt drei kleine Jungen um die er sich kümmern sollte, aber ich seh dich immer nur allein mit ihnen, woran liegt das?“ Sarabi fuhr Samangi, die sich neugierig vor sie gesetzt hatte über den Rücken und kraulte sie kurz unter dem Kinn. Zira fletschte jedoch verärgert die Zähne, riss sich dennoch zusammen. „Hör zu Sarabi, Scar lässt weder mich noch die Jungen links liegen, es geht uns allen ganz wunderbar und ich frage mich wirklich-“ „Ich wollte dir nur sagen dass er unter Umständen eine andere Löwin hast, oder traust du ihm das nicht zu?“ Zira stockte und einen Moment sah man Entsetzten auf ihrem Gesicht aufkommen. Doch genauso schnell riss sie sich wieder zusammen. „WAS?! Bist du bescheuert? Scar-“ „Traust du es ihm etwa nicht zu“, fragte Sarabi „Zira, du kennst ihn doch, natürlich würde er das machen. Ich meine… Du bist im Moment doch uninteressant und in dem Sinne könnt ihr auch nie allein sein da ihr ja immer noch die-“ „RAUS!“, schrie Zira nun und fuhr Sarabi zähnefletschend an. Tofauti heulte bei dem Brüllen ihrer Mutter auf und legte die Pfoten auf die Ohren. „Zira, du musst nicht gleich…“ „Oh, entschuldige euer Majestät, vielleicht hab ich mich nicht klar ausgedrückt: VERSCHWINDE!“ Sarabi sah Zira verärgert entgegen, doch dann verließ sie die Höhle doch wortlos. Was Zira ihr sagen sollen? Dass Scar sich mit den Hyänen traf? Wohl kaum. Sie legte sich zwar wieder hin, aber Sarabis Worte knabberten dennoch an ihr und irgendwie bekam sie grade ein wirklich mieses Bauchgefühl. „Mama?“ Kwanza setzte sich verunsichert zwischen ihre Vorderpfoten und sah besorgt zu ihr auf. „Alles gut Kwanza, alles gut.“, versicherte sie ihn und zog Tofauti, die noch immer leise wimmerte, zu sich und begann ihr beruhigend über den Rücken zu lecken. Einzig und allein Samangi starrte nur weiter in den Regen. „Hey, Samangi, Schatz, komm mal her.“ Die kleine Löwin drehte den Kopf um und lief etwas zögernd zu ihrer Mutter. „Na, auf wartest du denn?“, fragte Zira sie. „Dja.“, antwortete sie und quetschte sich zu Kwanza und Tofauti, die bereits zwischen Ziras Pfoten lagen. Sonderlich gesprächig war Samangi nicht, sie war generell sehr schüchtern. „Der kommt bald meine Süße… Hoff ich.“ Zira schluckte nochmals und langsam musste sie sich eingestehen dass Sarabis Worte ihr Bauchschmerzen bereitet hatten. Und sie wartete… Es wurde dunkler, aber irgendwann sah sie ihn endlich aus dem Regen kommen. Er atmete schwer und war klatschnass, weshalb er sich schnell das Fell ausschüttelte und sich schließlich zu Zira legte. „Was hat diesmal so lange gedauert?“, fragte sie ernst und versuchte dieses miese Gefühl in ihr runterzuschlucken. „Bei den Hyänen hat es diesmal etwas länger gedauert und der Regen hat den Fluss überflutet, ich musste außen herum laufen.“ „Scar, du bist Stunden zu spät. Was hattest du denn alles zu besprechen und vor allem so lang?“ „Uh, nanu, warum so garstig?“, fragte Scar mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme und wollte den Kopf an Ziras reiben, doch sie zog ihn zurück. „Du bist nass.“, murrte sie ungehalten. „Aha… Sag mal, schlägt dir grade irgendwas auf’s Gemüt?“, hakte er nach und blickte zu Samangi, welche sich dem Griff Ziras entzog und zu Scar tippelte, sich vor ihn setzte und ihn einfach nur süß angrinste. „Hallo Kleines…“, begrüßte Scar sie und fuhr ihr einmal mit der Pfote über den Rücken, ehe er sich wieder Zira zuwandte und den Blick ein paar Sekunden auf ihr ruhen ließ. „Und du? Im ernst, was ist mit dir“, fragte er nochmals, doch als Zira immer noch nicht antwortete und stattdessen Kwanza am Bauch putzte, wurde er langsam merklich ungeduldig „Zira, ich rede mit dir.“ „Sarabi war vorhin hier.“, begann Zira schließlich. „Und?“ „Nun ja, sie fragte warum du immer weg bist und dich nie um deine Jungen kümmerst.“, fuhr sie fort. „Und was hast du gesagt?“ Zira hielt einen Moment inne. „Ich sagte dass du eben deinen Freiraum brauchst.“ „Na also, ist doch alles okay.“, meinte Scar nun und legte den Kopf auf die Pfoten, was Samangi ausnutzte und begann in seiner durchnässten Mähne herumzuspielen, was Scar ihr jedoch zu erlauben schien. „Sie hat da noch so Andeutungen gemacht…“, fuhr Zira nun fort. Scar stellte die Ohren auf. „Wie meinst du das? Meinst du sie weiß Bescheid?“ „Nun ja…“ Zira biss die Zähne zusammen „Sie hat so Andeutungen auf eine andere Löwin gemacht…“ „Und dem GLAUBST du?!“, fuhr Scar sie an. „Ich hab ihr gesagt dass es Unsinn ist, aber sie war sich ihrer Sache ziemlich sicher!“, fauchte Zira zurück und hatte plötzlich mit den Tränen zu kämpfen. Sie wurde ja schon leicht wütend, aber jetzt auch noch heulen?! „Zira, glaubst du allen Ernstes ich würde das machen? Und das auch noch jetzt?“ Er stand auf und stellte sich unnachgiebig vor sie. Er würde sich doch nicht von ihrem leeren Knurren zurückdrängen lassen. „Dann-“ „Vertrau mir doch einfach, ist das so schwer?“ Diesmal klang Scar sanfter, leiser, aber dennoch irgendwie drängend. „Ich-“ „Ich vertrau dir doch auch, oder? Hab ich jemals irgendeine deiner Handlungen bezweifelt?“ Okay, das stimmte. Zira fiel jedenfalls nichts ein. „Ja schon, aber… Es wäre einfach mal… ‚nett‘ wenn ich dich nich nur abends und nachts sehen könnte.“, brachte sie brüchig hervor. „Zira… Sobald ich König bin wird sich das ändern, das weißt du doch.“, versicherte er ihr und legte ihr beruhigend eine Pfote um die Schultern. „Ich weiß, ich weiß, aber wann wird das denn sein? Du redest ständig davon, aber ich frage mich wann das sein soll.“ „Alles zu seiner Zeit.“, schnurrte er ihr ins Ohr und spürte im nächsten Moment zwei Pfötchen die in seiner Mähne herumspielten. Samangi war wohl langweilig geworden. Und Wochenlang wiederholte sich dieses Spiel. Zira fragte ständig nach seinem Plan, aber Scar vertröstete sie immer und meinte, das alles gehöre dazu. Sie müsse sich noch ein paar Wochen gedulden, sagte er. Jedes einzelne Mal ging es so. Logisch dass Zira noch immer Bedenken hatte, oder? „Mama, bin dreckig!“, heulte Tofauti und schlang ihre Pfötchen um den Hals ihrer Mutter. Zira lag unter dem Königsfelsen, bei den anderen Löwinnen und suchte im Schatten Schutz vor der Mittagssonne. „Aber… Ich hab dich doch vor ein paar Stunden doch schon sauber gemacht“, wand sie ein und sah gequält zu ihrer Tochter „Wo hast du dich bitte rumgetrieben dass du wieder so schmutzig bist?“ „Hinten, bei Matsch.“, antwortete Tofauti und wischte sich übers Gesicht, womit sie den Dreck jedoch nur noch mehr verteilte. „Aber ich hab dir doch verboten da hin zu gehen! Tofauti, warum gehorchst du denn nicht?“, schimpfte Zira genervt. Zum tausendsten Mal hatte sie ihr das jetzt gesagt. Tofauti schob jedoch die Unterlippe vor, setzte sich mit einem engelsgleichen Blick zu Zira und patschte ihr bettelnd auf der Pfote rum. „Bitte Mami, bitte, bitte, bitte! Der Schlamm is‘ eklig und ich will den weg haben!“, flehte sie. „Dir ist schon bewusst dass ich ihn dann abschlecken muss, oder?“, fragte Zira seufzend. „‘Tschuldigung…“ Zira stöhnte und begann gerade Tofauti ein paar Mal über den Pelz zu fahren, als sie plötzlich zwei kleine, goldene Löwenjunge auf sie zukommen sah. „Zira, Zira!“, rief Simba und stürzte auf sie zu. Er sah recht mitgenommen aus, so als wäre er durch einen Dornenbusch geschmissen worden. Oh nein, butte nicht der schon wieder. Innerlich verdrehte Zira gerade die Augen. Sie konnte Simba auf den Tod nicht aufstehen, denn in ihren Augen war er nichts als ein ungezogenes, selbstverliebtes, verwöhntes Junges. „Dürfen wir mit Kwanza und Samangi spielen?“, rief Nala aufgeregt und gesellste sich schnell zu ihrem Spielkameraden. Zira sah kurz zu ihren anderen beiden Jungen, die dösend bei ihren Hinterbeinen lagen und nur hin und wieder mit den Schwänzen wedelten. „Also meinetwegen, aber nur wenn ihr Tofauti auch mitnehmt.“, beschloss sie. Sie wollte sowieso mal wieder allein mit Scar reden. Denn sie sagten lieber nichts über den ‚Plan‘ seit die Jungen richtig sprechen konnten… Wer wusste schon was sie ausplaudern könnten? „Tofauti?“ Simba sah genervt zu der weißen Löwin, willigte jedoch ein. Er mochte die Kleine nicht wirklich,sie war nervig, schüchtern und Wortkarg. Aber man konnte sie gut ärgern. „Hey Kwanza“, rief er schließlich und sprang auf ihn zu „Wollen wir fangen spielen?“ Kwanza hob sofort den Kopf und sah Simba neugierig entgegen. Kwanza war für seine nicht mal zwei Monate recht groß. Doch nun mischte Samangi sich ein. „Bei der Hitze? Nein!“, wand sie stattdessen ein und erhob sich nun auch, wobei sie den Kopf so energisch schüttelte, dass selbst ihr kleiner Haarbüschel ihr wie wild um die Augen flog. „Du hast doch nur Angst“, lachte Simba und sprang provozierend um sie herum „Dann lass uns Kämpfen, du Mädchen!“ „DAS klingt schon besser!“, meinte Samangi und stürzte sich augenblicklich auf Simba. Natürlich verlor sie sofort, aber Spaß machte das Kämpfen trotzdem. Sie fand Kämpfen generell am tollsten! Jagen war langweilig, genauso wie fangen spielen, aber sinnlose Gewalt… Ja, DAS war toll! „Mami, ich will aber nicht zu Simba und Nala…“, flüsterte Tofauti plötzlich und drückte sich ganz fest an ihre Mutter. „Aber warum denn nicht?“, fragte Zira erstaunt. „Die sind immer gemein und lachen mich aus.“, erklärte sie weinerlich. „Was? Warum?“, wollte Zira nun wissen. „Na weil ich doch anders bin und sie sagen dass du und Daddy mich deshalb nicht mögen.“ Zira sah einen Moment entsetzt zu ihrer Tochter, dann lächelte sie jedoch verschlagen und rieb liebevoll den Kopf an ihr. „Hör mal zu Kleine: Wenn sie wieder so fies werden, dann nennst du Simba einfach Daddys verzogenen Liebling und zu Nala sagst du dass ihre Mutter nicht mal weiß wer ihr Vater ist. Und dann werden sie plötzlich alle ganz ruhig“, versicherte Zira ihr und rieb ihren Kopf nochmals tröstend an Tofauti „Und deine Geschwister passen ja auch noch auf dich auf, ja?“ Tofauti sah mit einem schwachen Lächeln zu Kwanza und Samangi und sprang schließlich etwas zögerlich auf. „Okay, ich bin dabei.“, meinte sie etwas verschüchtert und stellte sich zu ihrer Schwester. „Ach, Tofauti…“, rief Zira nun. „Ja?“ „Geh nicht so lange in die Sonne.“ „Okay. Tschüss.“, verabschiedete sie sich und folgte den anderen so schnell sie nur konnte. Zira blieb noch einen Moment liegen, ehe sie sich dazu entschied Scar zu suchen. Sie musste einfach mal wieder mit ihm reden. Und zwar diese Sache mit seinem ‚Plan‘, das heißt falls er wirklich einen hatte. „Hey, soll ich euch mal einen richtig cooooolen Ort zeigen?“, fragte Simba, nachdem die fünf Löwenkinder eine Zeit lang durch das hohe Gras geschlichen waren. Zazu war nicht dabei, denn Sarabi meinte wenn sie zu fünft waren, wäre es in Ordnung. „Klar, was?“, fragte Tofauti augenblicklich, wenn auch noch immer etwas verschüchtert. Sie erhob in Simbas Gegenwart nicht gern das Wort, der machte sich eh über alles was sie sagte lustig. „Erdmännchenbaue! Folgt mir!“, rief er und zusammen rannten sie auf eine große, graslose Ebene, die jedoch von den vielen Bäumen im Schatten lag. „Cool, jagen wir jetzt Erdmännchen?“, wollte Kwanza wissen. „Haha, nein, noch viel besser“, meinte Simba „Wir machen eine Mutprobe.“ „Hä?“ Nala sah ihn verwirrt von der Seite an. Davon hatte er ihr vorhin gar nichts gesagt. „Ja, eine Mutprobe und zwar gaaanz speziell für…“ Er machte eine dramatische Pause „…Tofauti.“ Alle Blicke richteten sich nun auf sie und sie schluckte. „W-was?“ „Also ich wette mit euch dass sie sich nicht in diesen Bau traut und ein Erdmännchennest mit rausnimmt! Oder Tofauti?“ Simbas Stimme klang neckisch und herausfordernd, denn er wusste dass Tofauti das nicht tun würde. Tofauti lief grade vor Scham rot an, doch diesem Volltrottel würde sie’s zeigen! Glaubte wohl sie könne gar nichts nur weil sie kleiner war als er! Idiot! „Gar nich! Aber mach’s doch selber!“, knurrte sie. Okay, so ganz traute sie sich’s dann doch nicht. „Würde ich ja gerne, aber ich bin zu groß! DU bist die einzige die klein genug ist um da rein zu kommen.“, meinte er altklug. „Ähm, Simba…“, mischte sich nun Kwanza ein „Ich glaube nicht dass das eine gute Idee ist.“ „Ach was! Los, trau dich doch mal was Tofauti! Los!“, verlangte Simba herausfordernd und äußerst provokant. Tofautis rote Augen blitzten wütend auf, denn so leicht ließ sie den Schwachmaten nicht gewinnen! „Ich tu’s!“, rief sie und lief mit großen, stolzen Schritten zum Eingang des Baus. Aber so ein bisschen mulmig war ihr schon… „Äh, Tofauti, das dürfen wir bestimmt nich…“, meinte Samangi verunsichert. „Lass sie doch!“, fuhr Simba dazwischen. Tofauti robbte währenddessen mit dem Kopf vorwärts in den engen Gang hinein. Doch sie fühlte sich unglaublich unwohl und eine gewisse Panik machte sich bereits in ihr breit. Sie hatte Angst. Angst dass das hier nicht gut gehen würde. Sie hätte so gerne nach ihrem Bruder gerufen, doch dann würde Simba sie nur noch mehr auslachen. Also arbeitete sie sich langsam vor und musste schließlich mit Entsetzten feststellen dass sie feststeckte. Einige Tränen rollten ihr über das weiße Fell. Nein, das durfte doch nicht ihr Ende sein. „Hilfe…“, wimmerte sie, bekam jedoch keinen Ton aus der Kehle. Sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und es war dunkel! Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen? „Scar?“ Zira sah sich suchend am Wasserloch um. Scar war in letzter Zeit oft hier, eine Erklärung hatte sie dafür auch nicht. „Ja?“ Ah, da war er. „Hey, ich wollte dich was fragen… Wegen dem… Du weißt schon. Diese Sache die du vor hast.“ Scar ging jedoch gar nicht auf sie ein und sah sich stattdessen nach den Jungen um. „Kwanza?“ „Sie sind spielen.“, erklärte Zira. „Ach so.“ Zira seufzte und setzte sich neben Scar. Irgendwie war sie von einer plötzlichen Müdigkeit gefasst worden und gähnte langgestreckt, wobei sie jedoch Scars Kichern hörte. „Hey? Was ist?“, wollte sie sofort wissen und sah ihn anklagend an. „Ach, nichts… Es ist einfach dass du so niedlich aussiehst wenn du gähnst. Wie ein dummes Junges.“, erklärte er und grinste sie provokant an. „Hey“, fuhr Zira ihn an „Das tu ich nicht! Ich bin nicht süß.“ „Aber sicher doch, wenn du es so sagst…“ Scar setzte sich nun auf und legte sich nun so hin dass seine Pfoten über Ziras Rücken baumelten und leckte ihn über den Nacken. Augenblicklich spürte er ihre erregte Anspannung, wie sich ihr das Fell aufstellte und er konnte nicht anders als das einfach völlig auskosten. Wie er dieses Gefühl der Überlegenheit doch liebte, egal wo und bei wem. „Also, was wolltest du mir jetzt sagen?“, fragte schließlich. „Äh… Ach ja dein Plan… Falls du einen hast.“ Zira war noch immer wie festgefroren. „Alles zu seiner Zeit, meine Liebe…“, schnurrte er verführerisch, doch Zira schien momentan keine Lust auf sein Spielchen zu haben. „Scar, hast du jetzt was oder nicht?“ „Meinst du das verrat ich dir in aller Öffentlichkeit?“ Hm, nun gut, sie waren ja nicht allein am Wasserloch, es gab hier viele Mithörer. „Dann gehen wir eben nach Hause und du sagst es mir dort, ja?“, flehte Zira. „Natürlich, zu Hause... Ich sagte doch dass alles zu seiner Zeit kommt…“, flüsterte Scar ihr ins Ohr „Aber weißt du was? Geh schon mal vor…“ Er sah zum Himmel, wo sich riesige Gewitterwolken sammelten „Ich komm später nach.“ „Tofauti? Willst du nicht langsam wieder raus kommen?“, rief Kwanza sorgenvoll in das dunkle Loch. „Soll ich Hilfe holen?“, fragte Samangi und sah verunsichert, fast ängstlich zu den Anderen. „Ach was! Sie sagte sie schafft das!“, wand Simba ein und sah ungerührt ins Dunkel des Baus. Als sich nach einigen angespannten Minuten immer noch nichts tat, meinte Nala schließlich: „Simba, das ist nicht mehr lustig! Sie reagiert nicht wenn wir ihren Namen rufen und sie kommt auch nicht! Vielleicht hat sie sich eingeklemmt!“ „Blödsinn! Der geht’s gut!“ Aber auch Simba war sich inzwischen nicht mehr ganz so sicher ob die kleine Tofauti wieder raus käme. Doch Tofauti hatte es tatsächlich geschafft sich zu befreien und war nun tiefer in den Bau vorgedrungen. Sie musste nur in eine Kammer kommen, wo sie sich umdrehen konnte und dann würde sie umkehren! Und sie brauchte nur den Beweis dass sie in dem Bau war… Was war das nochmal? Ach ja, das Erdmännchennest! „Simba, entweder du holst jetzt Hilfe, oder ich tu‘s!“, schrie Kwanza ihn nun an. Auch wenn Simba einen halben Kopf größer als Kwanza war, so zeigte er keinerlei Furcht oder Respekt vor dem jungen Prinzen. Kwanza schien generell nicht viel von Respekt zu halten. „Daddy sagt du darfst so nicht mit mir reden!“, knurrte Simba gereizt. „Geht klar Daddy-Liebling!“, fauchte Kwanza zurück. Nala und Samangi sahen sich die beiden Streithähne nur mit dem ‚Oh-mein-Gott-mach-was-Blick‘ an. „Die zanken wie Mädchen.“, stellte Nala schließlich fest und sie und Samangi streckten, während die Jungs in einen Streit verwickelt waren, die Köpfe in den Bau. Vielleicht sah man ja was. „Ist ziemlich dunkel…“, stellte Samangi besorgt fest. „Ja… Irgendwie schon… Hm, meinst du du könntest da rainkommen und nach ihr sehen?“, fragte Nala. „Ich weiß nicht… Ist halt so dunkel…“, brachte Samangi zittrig hervor. Oh Gott, in was hatten sie Tofauti nur riengeritten? „Samangi, was machst du denn da?“, ertönte nun eine tiefe Stimme. Samangi erstarrte und auch die anderen Jungen sahen erschrocken auf als plötzlich Scar hinter seiner Tochter stand. „Äh… hallo Daddy…“, sagte sie süß und grinste breit um ihre Angst zu überspielen „Ich wollte nur-“ „Erzähl mir keinen Unsinn“, unterbrach Scar sie „Du wirst NICHT in diesen Bau klettern! Denk nicht mal dran, das ist zu gefährlich“, mahnte er und seine Stimme ließ keinen Wiederstand zu „Und jetzt kommt, ein Gewitter wird aufziehen und ich habe keine Lust mich nass zu machen.“ Keines der Jungen wagte es auch nur ein Wort wegen Tofauti zu sagen und da Scar dachte sie wäre schon zu Zira gelaufen nachdem diese gekommen war, immerhin war Tofauti Zira gegenüber sehr anhänglich und so gut wie immer um sie herum, fragte er auch nicht nach ihr. Mit einem sorgenvollen Blick sah Samangi zum Baueingang, als ihr Vater sie am Kragen packte und mit ihr Kwanza zurück nach Hause ging. Auch Kwanza sah mit einem letzten, hoffenden Blick zu dem Bau und folgte seinem Vater nur sehr wiederstrebend. Aber Wiederstand traute er sich nicht. Einzig und allein Simba und Nala saßen noch einen Augenblick vor dem Erdmännchenbau und starrten in die Dunkelheit. „Hey meine Kleinen“, begrüßte Zira ihre Jungen als Scar mit ihnen beim Königsfelsen ankam „Wo ist denn Tofauti?“, hakte sie nach als sie merkte dass diese nicht da war. Scar stockte und setzte Samangi auf dem Boden ab. Er verstand nicht ganz und sah nur verwundert zu Zira. „Ich dachte DU hast sie.“, meinte er verunsichert. In dem Moment ließ Zira die Ohren sinken und sah panisch zu ihm „Nein, ich hab sie mit den anderen spielen geschickt, zu Nala und Simba!“, erklärte sie und glaubte ihr würde das Herz in die Hose rutschen. Nun richteten sich Scars und Ziras Blicke ganz auf Kwanza und Samangi, die aneinander gequetscht zwischen Scars Vorderbeinen saßen und ängstlich zu ihren Eltern starrten. Sie wussten dass jetzt Ärger folgen würde, viel größerer als sie ihn je miterlebt hatten! „Schätzchen, WO ist Tofauti!?“, fragte Zira ernst und versuchte die Panik in ihr zu verdrängen. Die beiden schwiegen verlegen und trauten sich nun nicht mal ihrer Mutter auch nur in die Augen zu sehen. „Kwanza! Samangi, WO ist eure Schwester?“, bohrte Scar diesmal eindringlich nach und drehte die beiden so dass sie ihm in die Augen schauen mussten. „S-sie ist in einem Erdmännchenbau…“, brachte Samangi schließlich wimmernd hervor und schlang im nächsten Moment jedoch schon die Pfötchen um das Bein ihres Vaters „Bitte sei uns nicht böse! Simba hatte Tofauti geärgert und sie genervt und dann wollte sie beweisen das sie genau so tapfer ist wie alle anderen auch und ist in den Bau geklettert, kam aber nicht mehr raus!“, schluchzte sie und lies ihren Tränen einfach freien Lauf. Es tat so gut das alles einfach rauzulassen, doch gleichzeitig bekam sie solche Angst vor den Folgen. Kwanza schwieg nur betroffen, starrte schuldbewusst Löcher in den Boden und traute sich nicht sich auch nur zu rühren. Angst war das passendste Gefühl. Angst passte auch zu dem was Scar spürte – Ja, unser großer Löwe hatte Angst. „Kwanza, du solltest doch aufpassen!“, brachte Zira panisch hervor und sah sich hektisch um „Wo war der Bau?“, wollte sie wissen und schluckte ein paar Mal. Kwanza schlich reuevoll zu ihr und erklärte ihr kurz aber konkret wo der Bau genau lag. Grade als sie aufspringen wollte kamen jedoch drei kleine Gestalten um die Ecke. Und, oh Wunder, wenn man vom Teufel spricht… „Hier hast du deinen saublöden Beweis!“, schrie Tofauti Simba an, warf ihm das Erdmännchennest vor die Pfoten und stampfte an ihm und Nala vorbei zu ihrer Mutter. Sie sah völlig mitgenommen, zerzaust und dreckig aus und ihr Blick hätte töten können. „Mama, mach mich sauber, ich war in einem Erdmännchenbau und…“ Sie hielt inne als sie all die seltsamen Blicke bemerkte „Was schaut ihr denn alle so?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)