You're cute, let's fuck! von Chibi-Neko-Chan (Gegensätze ziehen sich an) ================================================================================ Kapitel 11: I_Ignoranz ---------------------- Nachdem ich Steven nun wochenlang ausgewichen bin, seine Fragen mit einer Gegenfrage oder einem Themawechsel versucht habe zu Nichte zu machen und mich letztendlich sogar vor ihm versteckt hatte, ignoriert er mich nun. Irgendwie ist das ein wenig wie ein Dé-jà-vu für mich. Diese Ignoranz von ihm ist mir schließlich nicht gerade unbekannt. Er hat mich schon einmal ignoriert und es hat stark an meinen Nerven gezerrt. Nochmal will ich das eigentlich nicht mitmachen. Aber der Junge kann wirklich stur sein, dass muss man ihm lassen. Wenn ich ihn anspreche, dreht er sich entweder um und geht, oder er sieht an mir vorbei. Er hat es auch schon gebracht, mich kurz anzusehen und dann einfach sein Handy rauszuholen und Viola anzurufen. Das macht mich rasend. Manchmal will ich den Jungen einfach nur umbringen! Aber davon hätte ich nicht lange etwas. Außerdem will ich ja nur, dass er wieder mit mir spricht. Jetzt sitze ich seit Tagen herum und grübel vor mich hin, was ich machen könnte, damit er mich beachtet. Das ist so gar nicht meine Art! Normalerweise ist es mir scheiß egal, ob man mich beachtet, beschimpft oder verehrt. Das ist jedem selbst überlassen. Außer Malik. Wenn ich den nicht an meiner Seite hätte, wäre ich vermutlich echt aufgeschmissen. Ich seufze auf und fahre mir durch die Haare. Hier in der Schule darf ich mir erst recht nichts anmerken lassen. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Ich hänge wie ein Schluck Wasser in der Kurve und werde ständig nach meinem Befinden gefragt. Allerdings knurre ich dann nur auf und weise sie ab. Geht die doch alle gar nichts an! Malik nimmt sich mal wieder einen Stuhl, auf den sich gerade jemand setzen wollte, der jetzt aussieht, als würde er Malik gleich an die Kehle springen. Es ist komisch. Als ich ihm davon erzählt habe, dass ich mit Steven im Bett gelandet bin, war er ausgerastet. Dass Steven in mich verliebt ist, scheint ihm eher weniger zu stören. Manchmal verstehe ich den Jungen wirklich nicht. "Was ist nun schon wieder los?", fragt Malik mich gerade und ich sehe geschafft auf. "Er ignoriert mich.", heule ich ihm sogleich die Ohren voll und lasse meinen Kopf auf den Tisch fallen. "Wie soll ich irgendetwas klären, wenn er mich ignoriert?!", frage ich und seufze wieder auf. "Wie wolltest du etwas klären, wenn du ihn ignoriert hast?", fragt Malik nur nach. "Jetzt hat er auch keine Lust mehr, ist doch klar." Ich sehe auf und schmolle leicht. "Ich habe ihn nicht ignoriert.", fauche ich und Malik zuckt mit den Schultern. "Stimmt, du bist vor ihm geflüchtet.", sagt er dann und ich knurre auf. "Pass auf was du sagst, wenn dir dein Leben lieb ist." Malik lacht nur und zuckt erneut mit den Schultern. "Ich hab dich auch lieb Vince.", meint er und lächelt mich an. Ich verziehe merklich mein Gesicht. Ich finde es schrecklich, wenn mir ein Junge so etwas sagt. "Hör auf wie eine Schwuchtel zu klingen!", meine ich also gereizt und sehe aus dem Fenster. "Ach so, aber Steven darf das und du verknallst dich in ihn, oder was?", fragt Malik und ich lache auf. "Malik, Malik... Du musst noch viel lernen. Steven ist eine Schwuchtel!" Ich schüttel nur gespielt enttäuscht von Malik mit dem Kopf. "Mach dich nicht über mich lustig Vince.", murrt dieser und lässt seinen Blick kurz durch die Klasse schweifen. "Weißt du, was ich glaube? Du bist verliebt." Ich sehe ihn erst ungläubig, dann wütend an. "Ich geb dir gleich verliebt sein! Aber sonst gehts dir gut?! Ich und verliebt! Pah!" Ich schüttel angewidert den Kopf. "Ach nein? Was findest du am verliebt sein eigentlich so schlimm?! Du hast mit dem Jungen geschlafen und denkst nur noch an ihn. Ist doch unerträglich!", keift Malik mich an und ich staune nicht schlecht. Etwas verwundert sehe ich ihn an. Dann muss ich schmunzeln. "Weißt du wie du auf mit wirkst? Wie ein eifersüchtiger Freund!" Malik sieht mich leicht ertappt, aber doch sauer an und weicht meinem Blick dann aus. Er murmelt nur leise etwas vor sich hin und ist leicht rot angelaufen. Ich starre ihn verdattert an und muss dann lachen. "Hey Malik. Egal was passiert, wir bleiben trotzdem beste Freunde. Das weißt du. Dich kann man mir gar nicht ersetzen, dafür bist du viel zu einzigartig. Niemand kann so nervig, ignorant und blöd sein wie du und trotzdem hilfsbereit und immer zur Stelle!", sage ich lachend und halte ihm meine Hand hin. "Ok?", frage ich nach. Er sieht mich kurz schmunzelnd an, lächelt dann und schlägt ein. "'Kay." sagt er und grinst. "Übrigens gibt es da schon eine Person die mindestens so schlimm ist wie ich. Wenn nicht sogar schlimmer." "Echt? Na den will ich ja mal sehen.", meine ich daraufhin nur und Malik lacht los. "Du musst nur in den Spiegel gucken." Er grinst mich frech an und erhebt sich dann. Aber ich halte seine Hand noch immer fest und ziehe ihn mit Wucht herunter. "Au Vince! Spinnst du?! Lass mich los, dass schmerzt!", keift Malik sofort, doch ich sehe ihn nur leicht wütend an. "Wie war das eben?", frage ich nach. "Vince verdammt! Lass mich los!", quengelt Malik und ich entlasse ihn in seine Freiheit. Er hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Handgelenk und grummelt mir entgegen. "Lerne mal Kritik zu vertragen Junge!" Und schon liegen wir uns wieder in den Haaren. Aber das macht eine gute Freundschaft aus, oder? Und auch wenn ich es wirklich nicht gerne öffentlich zugebe, ist Malik doch mitunter die wichtigste Person in meinem Leben. Schnell verwerfe ich die Gedanken, als Steven die Klasse betritt. Er sieht kurz zu mir, dreht sich dann demonstrativ weg und geht lächelnd auf Viola zu. Ich sehe von ihm zu Malik und scheine ein verzweifeltes Gesicht zu machen, denn mein bester Freund klopft mir auf die Schulter und sagt dann lächelnd: "Wird schon wieder. Entschuldige dich und gut ist." Ich will ihn gerade zurecht stutzen und mich beschweren, dass ich nichts entschuldigen müsse, als unser Lehrer den Raum betritt. Malik setzt sich auf seinen Platz und ich lasse mich wieder halb auf den Tisch fallen. Die ganze Stunde geht es gut, bis Herr Hartmann mich fünf Minuten vor Schluss mahnend ansieht und sagt: "Vincent! Setzen Sie sich richtig hin und folgen sie dem Unterricht! Ist ja wohl unerhört!" Ich sehe auf und rolle mit den Augen. Sonst noch was? Es klingelt doch eh gleich! Seufzend setze ich mich auf und werfe unserem Lehrer einen bösen Blick zu. Als hätte ich nicht andere Probleme! Der Unterricht interessiert mich doch sowieso nicht. Viel lieber will ich wissen, was ich machen soll, damit dieser Knirps mich wieder beachtet. Was interessiert es mich überhaupt? Kann mir doch egal sein! So lange der Knirps nicht plaudert, kann er doch machen, was er will! Endlich klingelt es zur Pause und ich stehe seufzend auf. "Sag mal Vince. Nimmt dich das wirklich so mit, oder tust du nur so?", fragt Malik mich neugierig. Wo kommt der denn jetzt her? Ich brumme ihn nur an und packe meine Tasche. "Willst du wieder schwänzen?" Ich nicke und ziehe ihn hinter mir her. "Und du kommst mit!" Malik zuckt mit den Schultern und stolpert hinter mir her. "Was ist eigentlich los? Man erkennt dich kann wieder! Wo ist der alles hassende Vince hin, den wir alle so lieben?" Malik lacht leicht und zupft an meinem Ärmel. "Nein, jetzt ehrlich. Du hast dich um hundertachtzig Grad gedreht." Ich sehe ihn kurz stumm an, laufe dann aber weiter. "Verstehst du nicht." "Wenn ich es nicht verstehe und du selber es auch nicht verstehst, wer soll es denn dann verstehen?" Wir verdrücken uns in unsere Ecke und ich krame erst mal in meiner Tasche. "Ich dachte du hast mit dem Rauchen aufgehört?" Ich stecke mir die Zigarette an und ziehe kräftig daran. "Hab ich auch.", murmel ich dann und sehe aus dem Augenwinkel heraus, wie Malik den Kopf schüttelt. "Dann fang jetzt nicht wieder damit an.", murrt er und ich halte ihm die Packung entgegen. Er zögert. Er zögert immer, wenn ich ihm eine Zigarette anbiete. Als würde das etwas ändern. Schließlich nimmt er sie ja doch. Also zieht er sich eine Zigarette heraus und sieht mich grummelnd an. "Ich hasse dich dafür!", meint er dann und beugt sich mit Zigarette im Mund vor, um seine an meiner anzuzünden. Ich zucke nur mit den Schultern. Das sagt er doch immer und ernst nehmen tue ich ihn nie. Jetzt stehen wir schweigend und qualmend in unserer Ecke und beobachten die Leute auf dem Hof aus sicherer Entfernung. "Also..was ist so schlimm?", fragt Malik und dreht mir den Kopf zu. Ich habe meinen Kopf in den Nacken gelegt und puste den Rauch gen Himmel. Dann sehe ich ihn an. "Ich glaube, du hattest Recht.", meine ich dann und schnipse die Zigarette auf den Boden, um sie auszutreten. Malik macht es mir gleich. Ich ziehe die Packung erneut aus der Tasche, aber Malik reagiert sofort. "Lass den Scheiß! Wenn du dir das Rauchen abgewöhnt hast, dann gewöhn es dir jetzt nicht wieder an!“ Er reißt mir die Packung einfach aus der Hand und steckt sie in seine eigene Tasche. Ich sehe ihn verdattert an, dann sauer. „Malik..ich sag das jetzt nur einmal. Gib mir die Packung!“, meine ich und strecke ihm meine Hand entgegen. Aber er schüttelt nur den Kopf. „Vergiss es!“, murrt er und bewegt sich kein Stück. Ich grolle auf. „Gib mir diese verdammte Packung!“, schimpfe ich. Als wäre ich nicht schon genug gereizt, jetzt muss Malik auch noch einen drauf setzen. „Hol sie dir doch!“, meint er nur grinsend und bleibt lässig am Zaun gelehnt stehen. Ich funkel ihn wütend an und er weiß, dass er es sich mit mir nicht verscherzen sollte. Ich gehe auf ihn zu und will nach seiner Tasche greifen, die er sogleich aber wieder wegzieht. Also schnappe ich mir seine Hände und halte sie mit einer fest über seinen Kopf, an den Zaun gepresst. Ich sehe ihn knurrend an und greife in seine Hosentasche. Dass Malik rot anläuft, bemerke ich überhaupt nicht. Ich suche nach meinen Zigaretten und sehe ihn dann kurz an. "Was ist? Habe ich was im Gesicht?", frage ich ihn verwirrt, da er mich die ganze Zeit anstarrt. Er schüttelt nur leicht den Kopf. "Lass mich los.", murmelt Malik und weicht meinem Blick aus. Ich schmunzel leicht und beuge mich etwas vor. "Hey...alles ok?", frage ich nach und mustere ihn besorgt. Er versucht sich aus meinem Griff zu wenden, aber ich lasse nicht von ihm ab. "Was ist los mit dir?", frage ich verwirrt. Malik ziert sich doch sonst auch nicht so. "Was los ist fragst du?", sagt Malik und sieht mich an. "Willst du es wirklich wissen? Ich garantiere für nichts!", sagt er und ich sehe ihn nur grinsend an. Was soll schon passieren. Malik zuckt mit den Schultern und beugt sich vor. "Gut, wie du meinst.", murmelt er und im nächsten Moment reiße ich erschrocken meine Augen auf. Er hat seine Lippen auf meine gelegt und die Augen geschlossen. Ich lasse seine Hände los und bin zu unfähig mich zu bewegen. Was soll der Scheiß? Will er mich verarschen, oder was?! Als Malik wieder von mir ablässt, wische ich mir mit dem Handrücken über den Mund. Ich sehe ihn leicht verschreckt und vor allem verwirrt an. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, schnappt sich dann nur seine Tasche und verschwindet über den Schulhof. Ich starre ihm hinterher. Was ist hier gerade passiert? Was sollte das? Ist Malik jetzt vollkommen übergeschnappt?! Und dann haut der Junge einfach ab, ohne etwas zu sagen! Ich stocke kurz. So muss Steven sich die letzten Tagen gefühlt haben. Ich seufze auf und raufe meine Haare. Das gibt’s doch nicht! Hat sich jetzt alles gegen mich verschworen?! Ich drehe mich um und schlendere zurück zur Klasse. Eigentlich habe ich keinen Bock mehr, aber ich will nachsehen, ob Malik noch da ist. Sein Platz ist leer. Ich sehe unseren Lehrer kurz an und verlasse den Raum dann wieder. „Vincent! Wo wollen Sie hin? Bleiben Sie gefälligst im Unterricht!“, schimpft mein Lehrer, aber ich ignoriere ihn einfach. Na toll, jetzt wo ich eine Zigarette vertragen könnte, habe ich keine. Malik hat sie ja doch mitgenommen. Total durch den Wind mache ich mich auf den Heimweg. Ist mir doch egal, was unsere Väter sagen. Schule ist doch nur nebensächlich. Man sollte Spaß haben, schließlich ist man länger und schneller tot, als man glaubt. Ich öffne die Haustür und trete ein. Meine Schuhe und meine Jacke werfe ich achtlos und wütend in die Ecke. Dann gehe ich in die Küche. Erst mal ein Bier zur Beruhigung. Wobei das letzte Bier brachte ja auch nur schlimme Erfahrungen mit sich, wenn ich mich richtig erinnern könnte. So weiß ich ja leider auch nur die Auswirkungen. Seufzend gehe ich ins Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch fallen. Dann schalte ich den Fernseher an. Irgendwie muss ich mich ja ablenken. „Vince?“, höre ich da eine Stimme und drehe mich um. Stevens Vater sieht mich überrascht an. Was macht der überhaupt hier? Muss er nicht arbeiten? „Richtig gesehen. Hundert Punkte für den Kandidaten.“, murre ich nur und wende mich wieder dem Fernseher zu. Aber anstatt das Noé geht, kommt er auf mich zu und nimmt mir das Bier aus der Hand. „Es ist erst ein Uhr! Was trinkst du schon Bier?! Und warum bist du überhaupt hier?“, fragt er mich und stellt das Bier zur Seite. Ich sehe ihn nur angepisst an, doch das hilft nichts. Er setzt sich neben mich und schaut ebenfalls zum Fernseher. „Ziehst du dir gerade wirklich 'ne Schnulze rein?“, fragt er grinsend und ich zappe weg. „Nein!“, fauche ich nur und bleibe bei einem Horrorfilm stehen. Welcher Sender bringt um diese Zeit Horrorfilme?! „Was ist los? Gibt es schon wieder Stress? Oder hattest du einfach keine Lust mehr?“, fragt Noé mich und scheint nichts besseres zu tun zu haben. „Ich hatte keine Lust mehr und jetzt lass mich in Ruhe!“ „Warum ignoriert Steven dich? Das ist nicht seine Art. Was ist jetzt schon wieder passiert? Kann man euch eigentlich auch mal fünf Minuten aus den Augen lassen?“ Ich sehe ihn gefährlich düster an und schnaufe auf. „Das geht dich einen Scheiß an! Geh doch wieder zu Paps und fick ihm seine verdammte Seele aus dem Leib!“, keife ich ihn an und sehe ihm einen Moment in die Augen. Dann weiche ich seinem Blick aus. Ich weiß, dass er mich jetzt gleich wieder anschnauzen wird, aber es ist mir egal. Was wohl wäre, wenn er erfahren würde, was Steven so alles mit mir gemacht hat? Oder wohl besser anders herum, aber Steven hat ja mitgemacht. Und es hat ihm gefallen, das kann er nicht mehr leugnen! Noé starrt mich noch immer an und scheint die richtigen Worte zu suchen. Ich warte nur still. Er ballt seine Hände sichtlich zu Fäusten und scheint sich zusammen zu reißen. Wirkliche Angst habe ich vor ihm nicht. Wieso auch? Noé ist eher der ruhige Part der Beziehung, wie mir scheint. Plötzlich hebt er seine Hand und ich wende ihm mein Gesicht zu. Im nächsten Moment fängt meine Wange stark an zu brennen. Ich sehe Noé entsetzt an und fasse mir schon automatisch an die Stelle, an der er mich gerade mit voller Wucht geschlagen hat. „Weißt du was?! Ich habe es satt! Ich habe dich satt und eure ständigen Streitereien! Am liebsten würde ich dich einfach vor die Tür setzen mit deiner verfickten, großen Klappe! Und weißt du wieso ich es nicht tue?! Weil du der Sohn meines festen Freundes bist, dem ich ja angeblich die Seele aus dem Leib ficke! Du bist das Allerletzte! Und wenn du nicht Roys Sohn wärst, dann würde ich dich abgrundtief hassen! Am liebsten würde ich dir mal so richtig deine unverschämte Fresse polieren, damit du mal merkst, wie schmerzhaft so etwas sein kann! Dich seelisch fertig machen, dass du ohne Behandlung nicht mehr überleben würdest! Ich finde es einfach nur schrecklich, wie du mit Menschen umgehst! Als wären sie deine Spielzeuge und dabei merkst du gar nicht, wie sehr du ihre Gefühle damit verletzt!“ Ich zucke zusammen, als Noé mich plötzlich so anfährt. Ok, das habe ich nun ganz sicher nicht erwartet. Ein wenig schüchtert es mich dann doch ein, schließlich ist er um einiges größer und stärker als ich und zudem eigentlich eine Autoritätsperson. Ich weiche ein wenig zurück und meine Augen weiten sich mit jedem Wort. „Noé! Was zum Teufel ist hier los?!“, höre ich da meinen Paps entrüstet sagen und ich drehe mich kreidebleich zur Tür. Wäre Roy jetzt nicht reingekommen, hätte Noé mich vermutlich wirklich noch in Stücke gerissen. „Was los ist?! Dein ach so lieber Sohn ist echt das Letzte, was mir je unter die Augen gekommen ist!“, feixt Noé meinen Vater an und sofort verfinstert sich mein Gesicht. „Lass meinen Vater da aus dem Spiel! Das geht ihn nichts an! Das ist gerade eine Sache zwischen dir und mir!“, schimpfe ich und stehe auf. „Du hältst dich da raus! Ich kann meinem Freund sagen was ich will! Das geht dich einen feuchten Kehricht an!“, grollt Noé mir sofort entgegen. „Noé! Wie kannst du so was sagen?!“, fragt Roy sofort nach. Er scheint jetzt schon auf hundertachtzig zu sein. Dann hätte er mal hören sollen, was Noé vorher alles zu mir gesagt hat. Roy sieht mich an und deutet auf meine Wange, die von der Faust ziemlich geschwollen aussieht. „Hast du etwa meinen Sohn geschlagen? Sag mal geht’s noch? Was geht in deinem Kopf vor?!“, fragt Roy nun an Noé gewandt und ich überlege, wie ich mich aus der Sache nun geschickt rauswinden kann, damit ich hier wegkomme. „Tut mir ja Leid! Aber wenn er mich dermaßen beleidigt und zwar nicht nur mich, sondern auch dich, dann ist bei mir einfach irgendwann das Fass voll! Ich hab die Schnauze voll von ihm! Er ist -“ „Mein Sohn!“, beendet Roy leicht gekränkt aber vor allem wütend den Satz. Na toll. Ausgerechnet jetzt kommen bei ihm die Elternhormone durch? „Leider Gottes, ja!“, murrt Noé daraufhin nur. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Das kann einfach nicht gut enden. „Manchmal frage ich mich echt, ob du nicht geradewegs aus der Klapse kommst! Du kannst doch ein Kind nicht einfach so schlagen!“ „Ach, jetzt bin ich plötzlich Schuld?! Ich habe echt genug von dieser Familie! Meine Fresse! Wenn ihr alle nicht mit euch reden lasst, muss man eben anders damit umgehen! Wer nicht hören will, muss fühlen! Ganz einfach!“, schimpft Noé, während er aufsteht und auf meinen Vater zu geht. „Und wenn ihr damit nicht klar kommt, bitte! Ich für meine Teil habe genug! Wenn sich nichts ändert, bin ich raus hier! Und das wird Steven, wie mir scheint, auch nicht gerade missfallen!“ Mein Vater sieht Noé erschrocken an. Das war scheinbar eine Drohung, die gesessen hat. Na ja, kann ich verstehen. Wenn der Freund einen verlassen will, ist es wohl das schlimmste, was einer Beziehung passieren kann. Und jetzt kommen in mir auch noch Schuldgefühle hoch. Wie lästig! Aber ich habe doch gar keine Schuld, oder? Noé hat angefangen! Er hat mich geschlagen. Ich habe doch nur etwas vor mich hin geredet, so wie immer. Das müsste er eigentlich gewöhnt sein. „Wenn du keine Lust mehr auf mich hast, dann kannst du es mir auch sagen! Dann gehen wir halt getrennte Wege!“ Roy dreht sich um und verschwindet wieder im Schlafzimmer. Er schließt die Tür ab und plötzlich ist Funkstille im Haus. Noé schluckt. Ich stehe nur da und sehe ihn an, dann zu dem Zimmer unserer Eltern, wieder zurück zu Noé. Dieser ist auf dem Weg zur Haustür und schnappt sich seine Jacke vom Harken. Im nächsten Moment ist auch er verschwunden. Ich stehe nun alleine im Wohnzimmer und bin etwas perplex. Das war das erste Mal, dass ich einen richtigen Streit zwischen unseren Eltern mitbekommen habe und ich war das Hauptthema. Irgendwie hasse ich es, aber ich fühle mich schlecht. Ich seufze leise und schnappe mir mein Bier, was Noé weggestellt hat. Dann gehe ich Richtung Treppe und verkrieche mich in mein Zimmer. Dass der Fernseher unten noch läuft, ist mir egal. Spätestens, wenn Steven nach Hause kommt, würde er ihn ausmachen. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und verstecke mein Gesicht im Kissen. Dann schreie ich einmal mit voller Lautstärke meine Wut von der Seele, was durch das Kissen aber sehr gedämpft wird. Dann rolle ich mich auf den Rücken und starre an die Decke. Also verkackter kann der Tag doch nicht mehr werden. Ich höre ein Schaben an der Tür und schmunzel leicht. „Fifi. Du kannst die Tür auch alleine aufmachen.“, murmel ich dann und warte. Fifi fängt an zu jaulen und ich seufze genervt auf. „Fifi, auf!“, murre ich und schon höre ich ein Klacken. Wenigstens hört der Hund auf Kommandos. Kaum ist die Tür auf, springt ein riesengroßer Schatten dahinter hervor und springt hechelnd auf mein Bett. Er kommt halb auf mir zu liegen und ich schnappe nach Luft. „Hund! Du bist sau schwer!“, sage ich und sehe zur Tür. „Mach die Tür zu, wenn du sie schon aufmachst!“, knurre ich und Fifi sieht ebenfalls zur Tür. „Fifi..zu!“, murre ich und er steht auf. Er schlendert zur Tür und stupst sie so lange mit der Nase an, bis er sie geschlossen hat. „Du bist der beste Hund den man haben kann. Und jetzt komm her Großer.“, sage ich lächelnd und breite meine Arme aus. Sofort kommt er wieder auf mein Bett gesprungen und leckt mir übers Gesicht, was ich sofort verziehe. „Nicht schlecken.“ Ich nehme ihn in den Arm und er legt sich einfach halb auf mich. Ich kuschel ein wenig mit ihm und bin echt erstaunt, wie viel Freizeit ich hatte, als ich noch viel sorgloser war. Dass ich meinem Hund sogar beigebracht habe die Tür zu öffnen und zu schließen. Ich könnte ihn glatt im Zirkus auftreten lassen, was ich nie und nimmer machen würde! Ich finde, das ist Tierquälerei. Normalerweise würde ich jetzt Malik anrufen, einfach, um jemanden anzumeckern. Aber das ist vermutlich auch nicht die beste Idee, oder doch? Ich ziehe das Handy aus der Hosentasche und wähle seine Nummer. Dann warte ich. Das Freizeichen ertönt, aber niemand nimmt ab. „Komm schon Malik. Jetzt geh endlich ran!“ Der Junge war doch vorhin auch nicht mehr in der Schule, also kann er auch an sein Handy gehen! Plötzlich höre ich es Klacken, dann sagt Malik: „Ja?“ Ich mache den Mund auf, aber irgendwie kommt nichts raus. Was soll ich ihm eigentlich sagen? Einfach so tun, als wäre nichts passiert? Aber dann würde ich Malik damit vermutlich erst recht verletzen. „Hallo? Ist da jemand?“, fragt Malik nach. Macht der Junge sich überhaupt irgendwelche Gedanken darüber? Er hört sich so an wie immer. „Hey.“, sage ich also und sofort höre ich, wie Malik kurz das Atmen einstellt. Dann atmet er tief ein und aus und wartet. „Was ist?“, fragt er abweisend nach. „Lass uns reden.“, murmel ich und schmunzele leicht. „Wieso? Worüber? Ist doch alles geklärt. Du hast mich abgewiesen und ich bin einverstanden. Ich hab meine Gefühle nicht umsonst so lange versteckt. Ich wusste, dass du ablehnen würdest. Aber ich konnte nicht mehr.“, sagt er, als wäre es ein auswendig gelernter Text. Aber vielleicht hat er sich ja doch Gedanken gemacht und sich den Text wirklich zurecht gelegt, wer weiß das schon. Ich sehe Malik vor meinem inneren Auge. Ob er geweint hat? Was denke ich da? Malik ist ein Kerl! Kerle heulen doch nicht... na gut, Steven ist das beste Beispiel für das Gegenteil. „Tut mir Leid.“, sage ich etwas überfordert. „Passt schon.“, murmelt Malik. „Kannst du vorbei kommen?“, frage ich ihn dann direkt nach. „Muss ich?“ Mit so einer Antwort habe ich nicht gerechnet. Sonst kam Malik immer sofort vorbei. „Würde mich freuen.“, meine ich dann ehrlich. „Ich stecke grade in einer Krise und brauche jemanden zum Reden.“, gebe ich dann zu. Seit wann bin ich eigentlich so verweichlicht? Seit Steven mich ignoriert? Nein, aber seit dem ist es nur noch schlimmer geworden. „Bis gleich.“, sagt Malik und legt auf. „Klar.“, murmel ich noch, als die Leitung schon tot ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)