Spektrum von abgemeldet (BBC Sherlock) ================================================================================ Epilog: Weiß ------------ Tag 4 „Ich habe dich enttäuscht“ „Ja, das hast du gut deduziert.“ „Mach Leute nicht zu Helden, John. Und selbst wenn es welche gäbe, ich wär keiner von ihnen.“ Die Therapie schlug an. Die Wunde heilte. Sherlock hatte die Suppe in sich behalten, jedenfalls, die drei-vier Löffelchen, die er zu sich genommen hatte. Er schien auf dem Weg der Besserung zu sein. Seine Augen konnten wieder richtig begreifen, sie waren nicht mehr so milchig wie zuvor. Er setzte sich auf, er stand mit John in der Küche und sah ihm einfach still beim Tee machen zu. Das Fieber ging zurück. Er war noch recht schwach, aber es wurde wieder. Als Arzt sah das John direkt. Und verdammt, er war kein schlechter Arzt. Seine Ausbildung war ausgezeichnet, seine Noten von Anfang an nur sehr gut. Der Jüngere bekam den Tee ohne Milch, da John nicht wusste, ob sein Magen das direkt aushalten würde. Allgemein schien er Essen gar nicht mehr gewohnt zu sein. Es war unnötig ihn danach zu fragen, seit wann er nichts zu sich genommen hatte, er würde sowieso nicht darauf antworten. Jedenfalls schätzte der Blondhaarige, nach seiner Erfahrung nach, dass er ungefähr seit zwei Wochen nichts mehr Festes zu sich genommen hatte. Konstant getrunken haben musste er, ansonsten würde er aller spätestens jetzt sicherlich mit einem weißen Laken über dem Körper rausgetragen werden. Innerhalb den letzten Stunden hatte sich auch der Ältere etwas wieder beruhigt. Damit kamen auch einige gut gemeinte Gesten zum Vorschein, wie dem Kranken vorsichtig über den Kopf, die Schulter zu streichen. Sherlock beschwerte sich nicht. Er sah ihn meistens nur überrascht an, zog einen Mundwinkel hoch. Und schließlich- Eine Art Erlösung. Gott, es fühlte sich an, als wäre kurz vor der drohenden Todesstrafe freigesprochen wurden. So ein Brocken fiel ihm vom Herzen. Es war gerade dann, als er die Handschellen wieder löste, sie zur Seite warf. Der Kindskopf saß neben ihm, in seinem blauen Morgenmantel, hatte die Beine angezogen und sich auf dem Sofa zurückgelehnt. Es brauchte eine Weile, bis er das vollkommen realisiert hatte. Es dauerte ein wenig, bis er lachte und ihn tatsächlich umarmte, ihn an sich drückte, Gott, ja. Egal wie erbärmlich es vielleicht schien, ihm standen die Tränen in den Augenwinkeln. Und das nur wegen einem so simplen Satz. „Mir ist langweilig“ Scheiß auf den Ärger, dachte er sich. Vergiss das. Es hat keinen Sinn. Er drückte den jungen Mann an sich. Sherlock schien erst überrascht. Sein gesamter Körper war verkrampft für einen kurzen Moment. Dann aber hob er seine Hände, legte sie auf den Rücken seines Freundes. Er entspannte sich in seinen Armen. Das hier war keine Halluzination. „Ich weiß, dass ich unglaublich anziehend auf dich wirke, John. Aber du kannst jetzt sehr gerne loslassen“, wisperte er regelrecht gegen die Haut des anderen, klopfte ihm nochmal bestätigend auf den Rücken. Gott sei Dank. Gott sei Dank! Das war er, ja, das war Sherlock Holmes, der Sherlock Holmes, den er kannte. Er war zurück. Normalerweise hätte er ihn am liebsten gewürgt, aber nein, dazu bestand gerade kein Grund. Er war einfach nur so unendlich dankbar dafür, dass er wieder zu sich gefunden hatte. „Hat die Klappe. Arroganter Mistkerl. Ich dachte, ich hätte dich noch eher verloren als zuvor.“ Der Arzt lachte. Er war erleichtert. Er war zufrieden, wirklich. Es war okay so. Sherlock würde es sowieso nicht lang aushalten können und ihm alles erzählen, all das, was in den letzten Jahren passiert war. Er würde selbst für so einen Mist die Lorbeeren ernten wollen. So war er nun mal. „Cluedo?“, murmelte der Schwarzhaarige, als er wieder losgelassen wurde. Er hatte den Kopf direkt zur Seite hingedreht, wahrscheinlich war er sogar etwas errötet, John konnte nur einen leichten Hauch davon erkennen. „Ich bitte darum“, erwiderte er sofort. Nein, John würde nichts dagegen sagen. Nein, er würde sich zu ihm setzen, ihn ansehen, ihm zuhören, während er die seltsamsten Sachen aus einem Spiel herausdeduzierte. Er würde ihn anlächeln, er würde mitspielen und versuchen genauso wirr zu sein. Er würde ihm gegenüber sitzen, hin und wieder Tee machen, klar stellen, dass er ja seine Medikamente nehmen würde, essen würde. Dann weiterspielen. Es war okay so. Wirklich. Er würde vergessen, was gewesen war, für diesen Abend lang. Danach würde der junge Herr sicherlich genug Kraft haben, um sich nicht nur entschuldigen zu können, sondern um Entschuldigung zu betteln, zwei Mal. Mindestens. Später, nach ungefähr vier Stunden Spielzeit ( Mrs Hudson hatte auch schon eine Runde lang mitgespielt ), hörten sie endlich damit auf. Cluedo würde niemals Johns Lieblingsbrettspiel werden. So viel war sicher. Er räumte es auf, versteckte es so gut es ging, sodass er ja nicht so schnell wieder das ertragen müsste. Wie würde es von nun an wohl weitergehen? Klar, ihre Zukunft würde sicherlich nicht die rosigste werden. Derartiges kann man nicht einfach aus dem Kopf streichen, weder er selbst, noch die Medien, die den Detektiv  definitiv wieder finden würden. Der Blondhaarige kniete sich auf den Boden, versuchte Cluedo endgültig verschwinden zu lassen. „Es tut mir leid, John“, hörte er plötzlich hinter sich. Langsam sah er auf, starrte Sherlock an, der mittlerweile wieder säuberlich mit Hemd und Hose bekleidet war. Er lächelte schwach. „Wir… schaffen das schon.“, fügte er noch hastig hinzu, glitt dabei mit seinen Händen in die Hosentaschen. Ja, es würde schwierig werden. Es würde sich sicherlich etwas ändern. Nein, es hatte sich bereits etwas zwischen ihnen geändert. Aber… „Ich bin auch zuversichtlich“, gab schließlich John zu und nickte, um seinen Worten einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Ja, er klang doch sehr entschlossen.  „Wir schaffen das schon.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)