Spektrum von abgemeldet (BBC Sherlock) ================================================================================ Kapitel 1: Schwarz ------------------  „Noch ein Wunder für mich, Sherlock.“ „Sei-nicht-tot.“ Es waren auf den Tag genau drei Jahre vergangen, drei Jahre seitdem Sherlock Holmes in die Geschichte einging. Allerdings nicht mit seiner Arroganz, nein, nicht mit seinem Intellekt – sondern als größter Lügner aller Zeiten. Allerdings nicht für John Watson. „Keiner wird mich davon überzeugen können, dass du mich jemals angelogen hast“ Seine Augen hingen müde und leer an der Wand gegenüber. Er hatte es sich zu einer mehr oder weniger traurigen Tradition gemacht, diesen Tag zu feiern. Und dieses Jahr würde er den Suizid seines besten Freundes ein weiteres Mal feiern. Die Hoffnung, dass der Mann auf wundersame Weise wieder aufleben würde, dass er sich bevor er fiel in Baskerville geklont hatte ( irre Idee, aber, es handelte sich hier immerhin um Sherlock Holmes – bei ihm weiß man nie ), dass er sicherlich einen Notfallplan für derartige Situationen hatte. Nun brach jedoch schon Jahr drei an, ein drittes Jahr, in dem er die Baker Street so gut es ging zu meiden versuchte, grundsätzlich Mrs. Hudson nur in Cafés um die Straße herum traf. Er konnte einfach noch nicht. Nein, es ging wirklich nicht. Und das war das aller Schlimmste daran. Er hatte das Gefühl, Angst davor zu haben, Sherlock zu vergessen und ihm damit unrecht zu tun. Er wollte gar nicht darüber hinwegkommen, jedenfalls fühlte das sich mittlerweile so an. Er stand jeden Morgen mit dem Gedanken an diesen Tag auf (Sherlock, St Barts, Fall, Tod, Sherlock, Sherlock, Sherlock. ) und ging mit diesem ins Bett ( Sherlock, Grab, bester Freund, Tod, Sherlock, Sherlock, Sherlock. ). Und er hörte seine Therapeutin abermals sagen: „Vergessen Sie ihn, John. Das hätte er so gewollt. Vergeben Sie sich in einer Sache, für die Sie keinerlei Schuld tragen.“ Und er hörte Lestrade immer wieder darüber reden: „Du bist ein Soldat, John. Du weißt wie das mit dem Krieg ist. Viele fallen, dahinter steht weder Gerechtigkeit, noch Schicksal.“ Und er hörte Mrs. Hudson sich über ihn beklagen: „Ich weiß nicht, was ich mit seinen Sachen tun soll. Ich denke immer noch an die Schule…“ John hob langsam den Kopf. Verdammter Regen. Als ob seine Stimmung nicht schon trüb genug gewesen wäre. Sein Bein war schlimmer denn je. Allerdings träumte er nicht mehr vom Krieg, nein, er träumte davon, wie er Sherlock dem Krieg überlassen hatte. Wie er den Zeitungen Futter gab ihn moralisch auszubeuten, wie er versucht hatte, ihn vor diesem Krieg zu beschützen. ( „Diese Woche nur ein kleiner Fall, gut, Sherlock?“ ) Aber sie hatten bereits unglaublich viel Gefallen an dem jungen Mann gefunden, der ein wahres Genie darstellte. Nun, wie Menschen eben sind, wollen sie das nicht wahr haben. Sie wollen einen Menschen sehen ( besonders in der Sun ) der steht - und unbedingt - fällt. Schon oft hatte der Soldat bemerkt, dass es auf dieser Welt keinen Platz für Helden gibt, egal wie sehr sein Freund dagegen gestimmt hatte, etwas in dieser Art zu sein. Es gibt keinen freien Raum für Leute, die anders ticken, die besonders sind. Für uns müssen alle gleich sein, am besten genauso wie wir, wenn nicht noch schlechter. Dann gibt es keinen Ärger mehr, man muss zu niemand aufsehen, ihn für intelligenter oder attraktiver als sich selbst halten. Also, lässt man Sherlock Holmes (Genie) nach vorn treten, als Mann, der einen Schauspieler dazu bezahlt hätte, Fälle zu inszenieren (Lügner).  Als Mann, der selbst Leute in Gefahr gebracht hätte, oder eventuell sogar umgebracht hätte, nur um seine Kicks zu bekommen (Mörder). Fakt ist, Sherlock war kein besonders freundlicher Mensch, dafür aber der ehrlichste der Welt. Er durchlebte wie alle anderen Höhen und Tiefen, vielleicht hin und wieder etwas stärker, wenn man seinen Kokainkonsum von Damals bedenkt. Allerdings war er kein Unmensch. Er war der Menschlichste von allen. Der Spiegel der Gesellschaft. „Mach’s Gut, John. Bis Morgen.“ Langsam drehte der Blondhaarige seinen Kopf zur Seite hin, sah Sarah in die Augen und nickte ihr zu, als sie die Klinik abschloss. Sie zog den Kragen des Mantels etwas hoch. Er musste schmunzeln. Wieder. Gottverdammte Erinnerungen. Wieso nahm ihn das überhaupt so mit? „Willst du nicht gehen? Ich kann dir meinen Regenschirm ausleihen. Oder worauf wartest du?“, fragte die Frau, als sie sich nochmals umdrehte. Sie wusste nicht, dass sein Bein sich wie gelähmt anfühlte, dass jeder Schritt ihn so fühlen lies, als würde sein Blut aufkochen und sein Körper zerspringen. „Es geht schon, danke“, erwiderte John ruhig, versuchte einen überzeugenden Schritt nach vorn zu machen. Jedenfalls nur eine Treppenstufe. Das würde doch genügen, nicht? Er würde kämpfen, wie damals. Als er angeschossen wurde. Einfach weiterkrabbeln. Nicht nachdenken. Nicht nachdenken. Sich nicht nochmal treffen lassen. Einfach weiter. Gedanken ausschalten. Sie winkte ihm zu, ging dann die Straße entlang, verschwand schließlich. Und schon stand er allein im Regen. Er hatte sich dorthin gekämpft, mit seinem Bein. Sein Blut schien wieder zu kochen. Sein Hirn stoß allerhand Hormone aus, die den Schmerz zu überdecken versuchten. Aber es ging nicht. Psychosomatisch. Im Gegensatz zu früher, nahm John mittlerweile bevorzugt die Tube. Er ignorierte Taxenstände, da er sich hin und wieder blamiert hatte, als er den Kopf zur Seite hingedreht hatte, den Namen „Sherlock“ ausgesprochen hatte. Es fühlte sich anfangs alles erst wie ein böser Traum an, der dann plötzlich an bekannten Orten vorüber war. Er wäre sicherlich im Taxi nur aufgewacht, nachdem sie einen Kriminellen geschnappt hatten. Genau, Sherlock war nicht tot. Sherlock war-nicht-tot, nein, nein, nein. Und er sah neben sich. Sherlock war tot. Er hielt sich am Geländer fest, als er die Treppen zur Tube herunterstieg. Mittlerweile war er klatschnass geworden, der Regen strömte ihm über Gesicht und Körper, durchnässte seine Regenjacke und auch sein Gemüt. Obwohl, das konnte nicht schwerer werden. Nein. Auf keinen Fall. Auf jeden Fall nicht heute. Aber eine Pause musste sein. Es fühlte sich so an, als wären Granatsplitter in seinem Bein. Er konnte nicht anders, als es mit dem Krieg zu vergleichen. Er, als Soldat, er kämpfte täglich weiter. Es ging nicht anders. Er musste („Vergessen Sie ihn, Watson. Das hätte er so gewollt. Vergeben Sie sich in einer Sache, für die Sie keinerlei Schuld tragen.“ ) weiterleben, es weiter ertragen, es für Sherlock ertragen. Den Spott ertragen, den sie in den Medien verbreiteten. Dazu nur eine Äußerung auf seinem Blog: Er war mein bester Freund und ich werde immer an ihn glauben. Keiner reagierte auf diese Worte. Die meisten glaubten wohl, dass er mit Sherlock ( wortwörtlich ) unter einer Decke gesteckt hatte, er, Bachelor John Watson. Er lehnte sich gegen das Geländer, starrte die Wände der Unterführung an. Wieder hatten ein paar Leute dort Poster aufgehängt. Die Polizei war gerade damit beschäftigt, sie zu entfernen. Er konnte es kaum glauben, als in großen Druckbuchstaben auf zweien der Poster stand:  I BELIVE IN SHERLOCK HOLMES.  und MORIARTY WAS REAL. SHERLOCK HOMES IS NOT A FRAUD. Halluzinationen. Er war am Durchdrehen. Jetzt war alles vorbei. Seine Finger umgriffen das Geländer fest, er kämpfte sich noch weitere Stufen herunter, um an den Polizisten vorbei zu gehen, um auf die Blätter zu sehen. Tatsache. Er war am verrückt werden. Anders konnte er sich das nicht erklären. Seine Augen fixierten die Ausdrücke. Nicht professionell, eindeutig am Heim-PC entstanden. Solche Dinge hatte er durch Sherlock gelernt, allerdings war das auch nicht allzu schwer zu erkennen. Am liebsten hätte er den Männern die Blätter aus der Hand gerissen, aber da lagen sie schon, zerknüllt im Mülleimer. Da lagen sie gut. Absolut. Perfekt. John senkte den Kopf. Er würde die Tube verpassen, würde er so weiter machen. Und dann auch noch die nächste. Und die Übernächste. Allerdings sah er auch kaum einen Grund, Heim zu gehen. Das Heim, das er nicht mal mehr Heim nannte. Zuhause war immer noch als 221B Baker Street definiert. 221B Baker Street mit Sherlock Holmes. Vorsichtig legte er einen Fuß vor den anderen. Schritt. Einen Fuß nach vorn schieben. Schritt. Pause. Das Gefühl erst absolut in sich aufnehmen, es abspeichern, dann es ignorieren. Wenn man weiß wo das Problem liegt, kann man es erfassen und ignorieren. Wie bei Tinnitus. Einmal richtig hingehört, dann umtrainiert. Schritt. Er hatte es fast. Schritt. Sein Bein zuckte abermals, als er unten angekommen war. Dann setzte er sich auf eine Bank, wartete. Er ließ seinen Kopf in den Nacken fallen. Warten. Wozu? Worauf? Warum? Er hätte direkt vor der Kliniktür übernachten können. Mehr gab es in seinem Leben derzeit auch nicht. Warten, damit er wieder zur Arbeit gehen kann. Damit er überhaupt aufstehen würde. Er brauchte derzeit die Arbeit mehr als alles andere. Warten, auf etwas. Warten, auf etwas, das ihn ablenken würde. Warten – auf nichts. Auf jemanden, der niemals wieder kommen würde. Sinnlos. Schwachsinnig. Kein Wunder in Sicht. Noch fünfzehn Minuten. Er müsste sich ablenken. Vielleicht auf sein Handy sehen. Das fiel ihm mittlerweile vermehrt auf. Keiner sprach mehr miteinander, die meisten starrten auf ihre Handys, gaben ihr Kommentar nur noch durch SMS ab, hörten Musik, spielten Angry Birds. Das Spiel wäre eindeutig etwas für Sherlock gewesen, besonders wenn er seine Langweilattacken hatte. Eventuell hätte er dann mindestens für eine halbe Stunde Ruhe gegeben, ohne überhaupt an Cluedo zu denken. Er hat das Spiel schon immer gehasst, aber mit ihm war es weitaus noch schlimmer. Aber… amüsant. Immerhin das. Gott, was würde er jetzt dafür geben, mit Sherlock Cluedo spielen zu können. Die ganze Nacht durch. Irgendeinen Stuss anhören vor dem Kamin, seltsamen Schlussfolgerungen zuzuhören ( Verzeihung, Deduktionen ) …mehr würde er sich gerade gar nicht mehr wünschen. Schließlich entschied er sich dazu, auf sein Handy zu sehen. Drei neue Nachrichten Brüderchen, Kopf hoch. Du schaffst das. HW -Harriet Watson, 2:40 pm Er seufzte. Nächste. John, ich mache keine Scherze. Komm sofort. H -Mrs Hudson, 2.34 pm Bitte? Er setzte sich sofort auf. Ein paar Sekunden zuvor hatte er sich fast schon auf der Bank herumgelümmelt. Was war passiert? Hatte er etwas verpasst? Wurde eingebrochen? Sein Daumen zog die SMS herunter, er hatte mittlerweile eines der iPhones übernommen. Um ehrlich zu sein, fragte er sich irgendwann, ob ihre einzige Bezahlung aus diesen apple-Handys bestünde. Komm sofort. John, ich bitte dich. Er ist hier. H -Mrs Hudson, 2.12 pm Wer ist hier? Er? Mycroft? Moriarty?! Um Gottes Willen, nein! Unmöglich! Sofort stand er auf. Der Schmerz? Wen interessierte schon der Schmerz? Sofort raus aus der Station. Sofort. Er brauchte die Verbindung, um Mrs. Hudson zurückschreiben zu können. Wer ist hier? Was ist passiert? Ist jemand eingebrochen? JW -John Watson, 4.59 pm Schneller. Doch, er brauchte ein Taxi. Er musste das beschützen, was ihm noch blieb. Sein Handy vibrierte. SMS. Nein, er hat geklingelt. Ich hab ihn natürlich  reingelassen. Er redet nur wirres Zeug, John. Ich hab ihn gerade unter die Dusche gesteckt. Er macht mir wirklich Angst. H -Mrs Hudson, 5.01 pm Seine Finger bewegten sich über den Touchscreen, während er mit der anderen Hand ein Taxi rief. Wer? Wer ist bei dir? JW -John Watson, 5.02 pm Ein Taxi hielt. Das Handy vibrierte wieder. Der Ton „Dreiklang“, der übliche SMS-Ton, den wohl jeder eingestellt hat, der ein iPhone besitzt, hallte noch lange in seinen Ohren wieder. Er las die SMS. Wieder. Wieder. Wieder. Wieder. Und wieder. Sein Herz stockte. Er fühlte, wie seine Lungen aussetzten. Sein Atem. Es funktionierte für einen Moment gar nichts mehr. Dann fühlte es sich so an, als wäre er von den Toten wiederauferstanden. Sein Körper arbeitete weiter. Seine Hand zitterte. Alles bebte. Seine Unterlippe. Er warf das Handy zitternd auf den leeren Sitzplatz neben sich. Verdammt. Nein. Nein! Sherlock! H -Mrs Hudson, 5.04 pm Kapitel 2: Grün --------------- Tag 1 „Wie würdest du mich beschreiben, John? Einfallsreich, dynamisch, rätselhaft?“ „Spät.“ Er lachte. Der Taxifahrer sah hin und wieder in den Rückspiegel um nachzuprüfen, was  auf dem Rücksitz eigentlich los war. John hörte nicht auf zu lachen. Es war ein raues, verzweifeltes Lachen, das tief seiner trockenen Kehle entsprang. Sherlock . Natürlich. Natürlich, wie sollte es auch sonst sein? Er versuchte sich daran erinnern, wie viel Alkohol er in der Nacht zuvor mit Lestrade konsumiert hatte. Wie üblich hatten sie an diesem Tag einen Pub gestürmt, getrunken und geredet. Um Punkt null Uhr schwiegen sie für einige Minuten. Der Detective Inspector selbst machte dies nur wegen der Angst mit, dass John irgendwann in seiner Einsamkeit durchdrehen würde. Die imaginären Mauern, die er um sich selbst seit schon drei Jahren baute, wurden immer höher. Er wollte nicht, dass er sich irgendwann ganz in ihnen verlor. Wenigstens eine Hintertür sollte es geben, falls er sich jemals dazu entscheiden würde, Sherlock endgültig hinter sich zu lassen. Und dann würde er ihn zu gern im Garten empfangen, ihm den Weg nach draußen zeigen. Der ehemalige Soldat griff nach dem Handy, als er in der Baker Street angekommen war. Sofort verschwand es nach zweimaligem Durchlesen der SMS in seiner Hosentasche. Er träumte. Nein, er war vielleicht noch betrunken.  Vielleicht hatte er doch mehr als nur ein Bier getrunken? Er erinnerte sich nicht mehr genau. Der Einheitsbrei der letzten Jahre, das eintönige Leben, es hatte ihm so ziemlich die Lust am Erinnern verdorben. Und jetzt stand er hier. 221B Baker Street. Er hatte die Schlüssel noch. Immer in der Jackentasche. Nie würde er sie hergeben, nie, nie, niemals. Doch es war nicht nötig aufzuschließen. Mrs Hudson hatte bereits die Tür weit geöffnet, winkte ihn herein, schob ihn regelrecht durch den Gang bis hin zu ihrer Tür und – oh. Scheiße. Es ging mit ihm vorbei. Er hatte innerhalb den letzten drei Jahren irgendwo begonnen, Harriet zu verstehen. Jedenfalls ihren Hang zum Alkohol. John hatte oft Limits überschritten, besonders wenn er einen freien Tag hatte. Hin und wieder begann er daher sogar darum zu betteln, den Urlaub einfach nur zu streichen, weiter zu arbeiten, damit er abgelenkt war. Er würde auch gar kein Geld dafür verlangen, einfach nur – Ablenkung. Oft hatte er die Tür gehört, wie sie geöffnet wurde. Er sah Silhouetten. Er sah Schatten. Er hörte seine Stimme, seine Schritte. Der Alkohol machte es ihm wirklich erträglicher. Er dachte kurz wieder an letzte Nacht. Nur ein Pint, versprochen. Ein Pint. Wirklich. Mehr nicht. Er hielt sich zurück. Er dachte immer wieder an die Worte seiner Therapeutin. Sherlock würde das nicht wollen, dass Sie sich wehtun, John. Er würde sicherlich wollen, dass Sie für ihn ein normales Leben führen. Schwachsinn. Sherlock und ein normales Leben? Das wäre wie Anderson ohne seine seltsame Dauerwelle. John hob den Kopf an. Mit den Lippen formte er ein leises „Oh, Scheiße“. Mehr ging nicht. „Oh, scheiße…“, wiederholte er. Ein Pint. Wirklich. Keine Drogen. Wirklich. Es ging mit ihm durch. Der sonst so gefasste John Watson rastete aus. Sein scheiß Mantel. Sein dreckiges, hämisches Grinsen. Die schwarzen Locken, die einem vorspielen sollten, dass er ein Engelchen sei. Das hässliche lila Hemd. Seine verlogenen hellblauen Augen mit dem schwarzen Punkt über der linken Pupille. Es ging alles so schnell. Kaum hatte sein Gegenüber gerade schon zaghaft seinen Namen ausgesprochen hat – nein, ausgespuckt hat, dieser verdammte Teufel! – schlug er zu. Johns Augen waren weit aufgerissen, jeder Schlag saß, obwohl er in einem ohnmachtsartigen Zustand war. Und er blieb stehen. Seine Wange blutete. Er rührte sich keinen Zentimeter. Seine Nase blutete. Der Schwarzhaarige blieb stehen und ließ es über sich ergehen. Es fühlte sich an wie ein Traum. Alles in Zeitlupe. Seine Faust, die ihn traf. Sein Gehör kaum noch vorhanden. Er schlug zu. Wieder. Wieder. Wieder. Er hatte es nicht anders verdient, verdammt! Warum? Warum hatte er ihm das angetan?! Drei verdammte Jahre lang, drei- verdammte- Jahre. Und jeden verdammten Tag, musste er sich eingestehen, wie abhängig er von diesem Mistkerl geworden war, wie sehr er ihn brauchte, wie sehr er ihn vermisste, wie sehr er darunter litt, ihn verloren zu haben. Schließlich packte Mrs Hudson seine Faust, umschloss sie mit ihrer eigenen Hand. Erst dann realisierte er, was er getan hatte. Er sah seine Hand an. Blutig. Beschmiert mit dem Blut von Sherlock Holmes. Seine Augen wanderten hoch, weg von dem Anblick seiner verschmierten Hand. Und sie trafen sich direkt mit den Augen des Mannes, auf den er sonst immer gehofft hatte.  Jetzt stand er hier. John hatte schon immer an ihm geglaubt, immer, egal, was die anderen um ihn herum behaupteten. Sherlock war kein Betrüger, nein, niemals, nein! Er erinnerte sich an damals, wie sie ihn von ihm weggeschoben haben, auf der Liege. Er durfte nicht mit, er wurde zurückgeschoben. In seinem Kopf nur Bruchteile von Gedanken: Warum lasst ihr mich nicht zu ihm? Sherlock! Lasst mich zu Sherlock, er ist mein Freund! Sherlock, nein! Sherlock, wieso? Warum seid ihr so grausam zu mir? Was soll das? Sherlock, Sherlock, Sherlock! Was geschieht hier? Ich hab Angst. Sherlock! Du bist nicht tot, du kannst nicht, es geht nicht. Du würdest niemals derartiges tun! Das blutüberströmte Gesicht von Damals. Sein blutiges Gesicht jetzt. Oh. Déjà-vu. Johns Augen füllten sich mit Tränen. Aber nein, er durfte nicht weinen, nein, ganz besonders nicht vor ihm. Nicht jetzt, nicht hier, aber Hauptsache: nicht vor ihm. Er hatte es nicht verdient, das zu sehen. Er hatte nicht das Recht dazu. Nein, er hatte ihn allein gelassen, obwohl er immer an ihn geglaubt hatte, hatte er ihn eindeutig verarscht. Wie gelähmt starrte er noch weitere Sekunden in seine Augen. Eine Halluzination. Er war verrückt. Er war verrückt! Was für eine Erklärung gäbe es sonst hierfür? „John“, hauchte er geradezu. Sherlocks Augen waren verklärt, er sah ungesund aus. Noch dünner als sonst, seine Finger waren knochig, sein Körper noch zerbrechlicher als je zuvor. Er hatte Fieber. Und – was man an seinen Pupillen sah - er war auf irgendeiner Droge. Er wollte das nicht hören. Keine Erklärung. Nichts. Er sollte sich einfach am besten wieder verziehen, so schnell es nur ginge. Aber nein, er bleib stehen, er lachte kurz, räusperte sich. Machte ihm einen Schritt entgegen. „Was hast du geschluckt?“, stoß John hervor. Mehr ging nicht. Sein Gegenüber stockte. Mrs Hudson hatte Recht, er benahm sich eigenartig. Er war auch deutlich krank, wahrscheinlich hatte es ihm dieses Mal der Schlafentzug und all das andere wirklich Heimgezahlt. Aber, nein. An seinem Arm klaffte eine Wunde. Der Größere lachte, machte dann doch noch einen Schritt. „Vicodin“, sprach er, mit rauer Stimme. Sie war noch tiefer als sonst. Er hatte wahrscheinlich seit Tagen kein Wort mehr gesprochen. Es war seltsam, aber, John glaubte seiner Halluzination (Traum?  Oder was auch immer das hier war ). Es dauerte nicht lange, da fiel ihm schon der Jüngere entgegen, hielt sich zwar noch mit einer Hand an der Türklinke fest, doch das nutzte nicht unbedingt viel. John legte seine Arme unter die Arme seines persönlichen Wahnsinns. Wie automatisch reagierte er mit einem: „Wir müssen ihn hochbringen. Sofort“ Und dies war der Beginn von drei desaströsen Tagen, die John Watson wahrscheinlich nie wieder vergessen würde. Alles in Allem ging es Sherlock sehr schlecht. Jedenfalls dem, was von dem Mann übrig geblieben war. Er lag schwach auf dem Sofa. Es passte nicht zu ihm. Er rührte sich nicht. Es passte nicht zu ihm. Er beklagte sich über nichts. Das war nicht Sherlock Holmes. Das war ein Witz! Eine miserable Abbildung von dem, was John als Vorstellung in seinem Kopf geformt hatte, wie er wohl gerade sechs Fuß unter der Erde aussehen würde. Knochig, kaputt, krank. Nur nicht blutig, es war üblich, dass man das vor Beerdigungen abwusch. „Wusstest du, dass erst hundert Bienenstiche einen Menschen töten könnten, John? Abgesehen davon, der Mensch sei Allergiker. Der würde natürlich sofort sterben“, murmelte er plötzlich gegen die Decke. Sein Fieber war hoch. Die Wunde tief. Aber John war erstarrt. Er saß nur vor dem Sofa, blickte seinen damals besten Freund an, als sei er ein Geist. „Halt die Klappe, Sherlock“, erwiderte er. Der Schwarzhaarige lachte nur leise. Er war abwesend. Absolut. So wie er sich benahm, hatte er mindestens drei Tabletten auf einmal genommen. Eventuell sogar nur, um den Schmerz der Wunde zu betäuben. „Wenn man es genau nimmt, kann ein Mensch eigentlich an Allem sterben. Sogar an einem verschluckten, spitzen Kieselstein“, gab er noch hinzu, zuckte plötzlich zusammen. Wie schön, dass er gerade jetzt so ausführlich vom Sterben sprach! Wunderbar, was wollte er denn bitte damit erreichen? „Ich bitte dich, sei ruhig!“, murmelte der Ältere. Und siehe da, er schwieg. Für ein paar Minuten. Dann wurde er noch wirrer. Er erzählte irgendwas, wirklich, einfach nur irgendwas. John hielt es kaum noch aus. Er verarztete ihn schließlich. Die Wunden, die er ihm zugefügt hatte und die Wunde, die ihm wohl das hier zugefügt hatte. „Sie sind alle tot“, lachte Sherlock. „Ja, schön“, erwiderte John und desinfizierte die tiefe Wunde. „Sie werden dir nichts mehr antun können, John“ Der Arzt sah ihn nicht mal dabei an. Er nähte die Verletzung mit sicherer Hand. Es war seltsam, aber er hatte ihn schon jetzt wieder von dem psychosomatischen Stress befreit. Kein Zittern. Nichts. „Das freut mich“ „Es tut mir leid“ „Natürlich“ „Es tut mir wirklich leid“ „Schon gut“ John schüttelt den Kopf. Er tupfte ihm das Blut mit einer in Desinfektionsmittel getränkte Watte ab, die er mit einer Pinzette festhielt. Sherlock erzählte weiter. Es fühlte sich so an, als würde der alte Sherlock Holmes nie wieder in die Baker Street zurückkehren. John hielt seine Hände fest, als er begann wild zu gestikulieren. Er weinte dann über ihm. Es ging nicht mehr. Es ging wirklich nicht mehr. Er wusste nicht, was die sonst so vertrauten hellblauen Augen sahen. Er hatte keine Ahnung von dem, was in dem Kopf seines besten Freundes vorging. Und ganz besonders wusste er nicht, was in seinem eigenen Hirn passierte. Er dachte an die Drogen im Nebel, damals in Baskerville. Vielleicht war er einfach nur dort gefangen und alles war nur ein böser Traum? Irgendwann würde er aufwachen und Sherlock würde ihn mit seinem unglaublich großen Ego dementsprechend unglaublich sehr auf die Nerven gehen. Bestimmt. Es war Abend, als John schließlich den Verletzten an das Sofa gekettet hatte. Mit den Handschellen von damals. Die Handschellen, die sie einst aneinander gekettet hatten. Ansonsten war Sherlock ruhig, döste, wachte kurz auf, fragte nach John, schlief wieder ein. Ein wahres Trauerspiel. Gegen acht Uhr brachte Mrs Hudson Suppe hoch, lüftete, nahm die dreckige Wäsche mit, nachdem sie gemeinsam den Kranken in einen seiner Morgenmäntel gesteckt hatten. Konfus wichen dabei seine Augen immer denen der Beiden aus, versuchten einen anderen Punkt anzuvisieren. Furchtbar. Es war einfach nur- furchtbar. John versuchte ihn mit Suppe zu füttern. Er widersprach nicht. Er trank, er nahm auch ohne zu widersprechen Medikamente, als John es für richtig hielt Wechselwirkungen mit dem Vicodin ausschließbar waren. Schließlich setzte sich der Blondhaarige wieder vor das Sofa, kettete sich im Endeffekt an Sherlock ( Warum? Er hatte selbst keine Ahnung. Vielleicht einfach nur, damit er nicht plötzlich wieder verschwinden könnte, wahllos Tabletten, die auf dem Tisch neben ihnen lagen, nehmen könnte, Mist bauen könnte,… die Liste der Ängste, die manchmal recht unerklärlich waren, war lang. ) und lehnte sich zurück. Im Hintergrund säuselte der Fernseher vor sich hin. Der Jüngere sah mit. Sein Lieblingsprogramm. Crap Telly. Aber er schwieg. Durchgehend. Immer wieder hörte John, wie es hinter ihm raschelte, wie der Kranke sein Kissen neu hinrichtete, dabei auch die Hand seines Freundes immer mitzog. Aber das war schon okay so. Der Mann störte sich nicht daran. Noch bis Mitternacht saß er vor dem Sofa, wechselte die nassen Tücher auf der Stirn des anderen aus. Irgendwann schlief er schließlich ein, als nur noch die schwarzen Locken unter der Bettdecke hervorlugten. Er atmete leise. Er schlief. Es war also jetzt auch akzeptabel für John zu schlafen. Wenn irgendetwas vorfallen würde, dafür hatte er die Handschellen bereits angebracht. Würde Sherlock durch die Vicodinüberdosis krampfen, könnte er sofort eintreten und ihn so gut es ging behandeln. Zwar war das mittlerweile  durch die fortgeschrittene Zeit sehr unwahrscheinlich geworden, aber er wollte sich ganz sicher sein. Davon abgesehen, falls er es sich plötzlich anders überlegen würde, könnte er nicht einfach wieder verschwinden. Und er konnte fast schon schwören, dass seine Hand wie damals, als sie angekettet waren, gehalten wurde. Es beruhigte den Arzt ungemein. Sollten die Leute doch reden. Heute dürften sie das tun. Es sah obendrein sowieso keiner. Tag 2 „Ich habe keine Freunde. Nur einen.“ Scheiße. Wie sollte er das nur seiner Therapeutin erklären? Halluzinationen von seinem Freund, wie er wirklich leidet? Wie sollte er das nur Lestrade erklären? Oder Molly? Erklären, dass er nie tot gewesen war? Wie sollte er das Mycroft (auf den er übrigens losgegangen war, immerhin war er der Grund für das Schlamassel… Er hatte Moriarty auf seine Fährte gebracht. Dabei ging es hier um seinen Bruder! ) erklären? John behielt Recht. Übermäßiger Vicodinmissbrauch führt nicht nur zu Halluzinationen, Angstattacken, Verwirrung, sondern auch zu Krampfanfällen. Vicodin bindet mit Rezeptoren im Gehirn und Rückenmark, das verursacht eine übermäßige neurale Aktivität, mit anderen Worten: Krampfanfälle. Das, was John vorhin in den milchigen Augen gesehen hatte, war eine Aura. Meistens bekommt man diese vor Migräneanfällen, allerdings auch vor derartigen Sachen. Dann war es auch wohl das berühmte Alice im Wunderland Syndrom, das ihn vor einigen Minuten noch dazu brachte, Moriarty durch den Raum wandern zu sehen. Es war kein schlimmer Anfall, nein – aber dennoch besorgniserregend. John hatte sich über Sherlock gebeugt, hielt ihn fest, stützte seinen Kopf, passte auf, dass er nicht herunterfiel. Ein handelsüblicher Bleistift musste als Spreize seiner Zähne herhalten, damit er nicht erstickte. Es war John fast schon selbst unheimlich, mit welcher Ruhe und Rationalität er an seinen Freund heranging. War man als Arzt irgendwann wirklich sogar bei seinen Freunden derartig abgestumpft? Beziehungsweise, nachdem man seinen besten Freund bereits sterben gesehen hatte? Der Mann sagte nichts, er blieb ruhig. Er hatte es bereits erwartet, ja. Er wollte auch gar nicht mehr wissen, wie viele Tabletten er geschmissen hatte. Es dauerte noch ein wenig, da sprach er auf ihn ein, versuchte ihn zu beruhigen. Das aller wichtigste bei solchen Dingen. Selbst ruhig bleiben. Sicherheit geben. Die krampfende Person halten, darauf achten, dass sie nicht am eigenem Erbrochenem erstickt, nicht auf die Zunge beißt, nicht vom Bett, Sofa, was auch immer fällt. Seine Augen fixierten Sherlock. Er sah sich jede abnormale Bewegung an, selbst als er sich wieder ein wenig unter Kontrolle hatte. „John“, war das Einzige, was er rausbrachte. Er hatte schon viele Fälle gehabt, da konnten sich Mütter nicht mal mehr an den eigenen Namen erinnern, aber an die Namen ihrer Kinder. Es ist interessant, wie viel die Psyche des Menschen beeinflussen kann. Ja, es ist eine Tatsache: man spricht meistens den Namen der wichtigsten Person im Leben zuerst aus. Der Person, die man beschützen will. „John!“, wiederholte er verzweifelt. Das Fieber war zu hoch. Es war bereits acht Uhr morgens. Gekrampft hatte er gegen 4:30 am, seitdem exakt 15 Minuten geschlafen, 40 mal seinen Namen gerufen,  die Augen seit 2 Stunden wieder ganz geöffnet. Er griff orientierungslos umher, versuchte nach John zu greifen, versuchte ihn an sich ran zu ziehen. Es war fast schon seltsam, wie gezielt er daneben zu greifen schien. Gott, er hatte schon viel gesehen. Zum Beispiel einmal, als sich Sherlock in die Themse geworfen hatte( im Winter! Und da sagt er, er sei kein Held? ), nur um einem jungen Mann das Leben zu retten. Dann hatte er ihn regelrecht in sein Zimmer gesperrt, um eine leichte Bronchitis nicht in eine schlimme Bronchitis umzuwandeln. Schon seit exakt 3 Stunden lag der Größere in den Armen des Arztes, seit genau 2 Stunden rang John mit den Tränen. Um ehrlich zu sein, wusste er nicht mal mehr, seit wann er das letzte Mal wirklich geweint hatte, bis auf den Tag zuvor. „John, weinst du?“ Er klang seltsam. Wie jeder, der so etwas miterlebt hatte. Die Kette der Handschellen raschelte. Er hielt wieder seine Hand, nach dem er drei Mal bereits erfolglos versucht hatte, nach ihr zu zugreifen. Das blonde Haar versank in tiefem Schwarz. Der Ältere drückte seine Nase regelrecht gegen den Nacken des anderen. Er biss sich auf die Unterlippe. Ein kurzes Schluchzen entfuhr ihm. Er hörte Sherlock ruhig atmen, fühlte seinen Puls, als seine Lippen seine Halsschlagader berührten. Fest umgriff er die Hüfte des Größeren, drückte ihn an sich, strich sanft über seine Hand. „Wein nicht“ Es war eigenartig. Er hörte selbst, wie der junge Mann selbst in seinen Armen weinte. Er würde das hier… nie, nie wieder erleben wollen. Das war sicher. Ein weiteres Mal würde er das nicht aushalten. Der Krieg. Seine Kameraden. Er hielt einen von ihnen im Arm, als er starb. Die Erinnerungen. Er war noch jünger als er gewesen, starb schon so früh. Er zählte 29 Jahre, hatte eine schwangere Freundin Zuhause. John strich ihm die Augen zu, als das letzte Stück Leben aus seinem Körper gewichen war. Kurz drauf der Schuss in die Schulter. Er war abgelenkt. Abgelenkt von der Tatsache, dass jeder Mensch so leicht sterben konnte. Dass ein Mensch einen anderen innerhalb von einem Augenblick auslöschen könnte. Für immer. Und danach steht man wieder auf, putzt sich die Zähne, frühstückt, geht zur Arbeit. Die Erde dreht sich weiter, das hatte John schon so oft bemerkt. Er wollte nicht, dass Sherlock in seinen Armen sterben würde. Wegen so einer Lappalie. Nicht wegen seiner Arroganz, nicht wegen seiner Art kaum zu essen, nicht regelmäßig zu schlafen. Nicht wegen einer zu spät behandelten Wunde. Nicht noch jemand. Nicht er. „Du weinst doch selbst“, murmelte der Ex-Soldat gegen seinen Hals, spürte dabei, wie einige seiner eigenen Tränen sich loslösten, ihren Weg über die glühende Haut fanden. „Egal“, erwiderte Sherlock schnell, drückte nur wieder seine Hand fest. Ihre Finger hatten sich bereits verhakt, ließen nicht einander locker. Es war unerträglich. Nach einigen Minuten ( exakt 43 ) war der junge Mann eingeschlafen. Mittlerweile hatte sich John derartige Panik gemacht, sodass er immer wieder seinen Puls überprüfte. Er sollte eindeutig aufhören, weiterhin an das Schlachtfeld von damals zu denken. Er musste sich jetzt beruhigen. Einen kühlen Kopf bewahren. Und wenn es hieß den gesamten, verdammten Tag noch mit seinem besten Freund Löffelchen zu liegen. Zitternd strich immer wieder eine Hand durch sein lockiges Haar, nur um sein Fieber zu messen. Zu hoch. Mehr dachte er sich nicht dabei. Vielleicht sollte er den Krankenwagen rufen? Aber was dann? Sie würden einen Mann einliefern, auf dessen Krankenkarte der Name „Sherlock Holmes“ eingraviert war. Und jeder erinnerte sich an die eindringlich blauen Augen, die schwarzen, gelockten Haare. Wie würde er das dann erklären können? Wie würden die Zeitungen reagieren? Wie würde es weitergehen? Nein, er konnte das jetzt Sherlock nicht antun. Er wusste noch ganz genau, wie sich die Klatschzeitschriften auf seinen Tod gestürzt hatten. Wie sie ihn nach allen Regeln der Kunst wie wilde Tiere zerfleischt haben, zerfetzt haben. Jeder wollte ein Stück der Sensation sein, jeder wollte einen draufsetzen. Und es wurde immer schlimmer, bis sie die unmöglichsten Sachen aufgedeckt hatten. Es war einfach nur absurd. Gut, das war abgehakt. Er würde seinen Freund nicht noch an dem Stress sterben lassen wollen… Allerdings… Er wollte ihn nicht verlieren. Vielleicht machte er gerade den größten Fehler, den er je hätte tun können? Würde seine Nachlässigkeit, sein falsches Denken, ihm das Leben kosten? Langsam strich seine Hand in die Hosentasche, erhob das iPhone. Die Tasten gaben einen Laut von sich, als er sie wählte. Sofort schnellte eine Hand hervor, die sein Handgelenk fest umfasste. „Nicht, John“, sprach eine leise Stimme von unten. „Bitte nicht“ Bitte? Ihm musste es wirklich beschissen gehen. Nein, für Humor war jetzt keine Zeit. „Bleib einfach nur…“, Sherlock schluckte leise, griff dann unkoordiniert nach der Decke, die auf den Boden gefallen war. „Warte, ich mach das!“, unterbrach ihn direkt der Blonde, packte sie und zog sie über beide. „Danke“, gab der andere von sich, lehnte sich sofort wieder an den Mann hinter sich. Danke? „Ich kann nicht richtig denken“ Das war seine einzige Sorge? Natürlich, so ein Krampfanfall, der findet hauptsächlich im Gehirn statt. „Das wird wieder. Es ist immerhin keine Epilepsie, die das ausgelöst hat. In Zukunft knallst du dir eben nicht mehr die Birne mit Vicodin zu, wenn dich jemand anschießt. Du gehst direkt zum Arzt.“, erwiderte John, so gut es ging mit der Sachlichkeit eines Arztes, aber es ging nicht. Es ging hier wirklich um jemanden, der ihm verdammt nahe stand. Egal was zuvor geschehen war. „Ich wollte…“, begann der Jüngere direkt, atmete zitternd ein und versuchte sich aufzusetzen. „Nein, Sherlock. Bleib. Lass das. Hör auf zu reden. Ruh dich aus“ Aber es war egal, wie sehr er ihn dazu bringen wollte, sich endlich ruhig hinzulegen. Sogar nach einer derart ernsten Sache war er nicht dazu gewillt, zu Verstand zu kommen. „Ich wollte nur Heim, nur zu meinem Arzt“ Oh. Das hatte gesessen. John lies das Handy endgültig sinken, drückte den zerbrechlichen Körper vor sich zurück aufs Sofa, hielt ihn fest und warm. Er würde nicht beim Krankenhaus anrufen. So lange nicht, bis es unabdingbar war. Tag 3 „Nein, ich kenne dich wirklich.“ „Hundertprozentig?“ „Natürlich, keiner könnte es vorspielen, die ganze Zeit so ein nerviger Arsch zu sein“ In den frühen Morgenstunden begann wohl das Schlimmste. Das Fieber war zwar ein wenig gewichen, aber sein Körper begann sich schließlich zu rächen. John saß bedrückt neben Sherlock, der wenn er sich nicht gerade erbrach, apathisch auf dem Badteppich lag. Es war ernsthaft erniedrigend. Und das wahrscheinlich auch noch für beide. In seinem, schon immer, so blassen Gesicht war jegliche Farbe verloren. Der Arzt lehnte sich nur an die Wanne, strich hin und wieder ein-zwei Locken aus dem Gesicht des jungen Mannes. Sie klebten geradezu an seiner Stirn, die von Schweißperlen überströmt war. Zwar war er immer noch so verdammt wütend, Gott, er wollte ihn geradewegs wieder schlagen, aber das Häufchen Elend vor ihm, nein, dem konnte man eindeutig nichts Schlimmeres mehr antun. Er zitterte. Keine Ahnung was in seinem Kopf vor sich ging. Sherlock ging es wahrlich nicht gut. Hier hatte er es schwarz auf weiß. Er krümmte sich, auch wenn er es zu verstecken versuchte. Die Wunde hatte sich entzündet. Natürlich hatte sie sich das, weil er ein Idiot war. Und Idioten bemerken grundsätzlich schnell, dass sie etwas Idiotisches getan haben. „Sherlock, bitte“, flüsterte der Arzt regelrecht. Er beugte sich über ihn, strich ihm unsicher über die Wange, nur um ihn zu beruhigen. Mit der anderen Hand griff er nach seiner. „Wir schaffen das, okay? Wir schaffen das“, wiederholte er immer und immer wieder, bis sich sein Gegenüber etwas entspannt hatte. Vorsichtig desinfizierte der Blondhaarige wieder seine Wunde, biss sich regelrecht auf die Unterlippe, als er das Ausmaß der Infektion sah. Sah nicht nett aus, eindeutig nicht. Mit einer Hand schob er den leblosen Körper des jungen Mannes nach oben, sodass er sich setzen konnte. „Lehn dich an die Wanne, Sherlock. Halt dich fest, wenn es sein muss“ John sprach regelrecht ins Leere. Aber er reagierte; das war schon gut genug. Langsam beugte sich der Ältere nach vorn, streckte seine Hand zitternd nach der Kiste mit Medikamenten vor ihnen aus, doch das funktionierte nicht. Schließlich benutzte er seine Beine, um sie herzuziehen.  Daraufhin suchte er nach passenden Antibiotika. Und Gott sei Dank wurde er fündig. Da Sherlock schon über einer Stunde wenigstens Wasser in sich behalten hatte, entschied er sich dazu, ihm den Saft einzuflößen. „Scheiße, Sherlock- ernsthaft“, murrte er, benutzte dabei bedacht seinen Namen immer wieder, um ihn anzusprechen. Er war so abwesend, da brauchte er irgendwas, damit er sich wieder ins Hier und Jetzt besinnen konnte. „Da wollte dich jemand echt umbringen. Und du Idiot lässt es nicht behandeln, nein. Das passt zu dir! Angeschossen werden – und dann direkt mit der Wunde ins nächstbeste Taxi steigen, ja?“ Keine Antwort. Er sah in sein Gesicht. Da war sie. Ein Lächeln. Er kannte es. Das stolze Lächeln, wenn er selbst etwas während einem Fall deduziert hatte. Es war dasselbe. „Flugzeug“, korrigierte er John noch, ließ sich daraufhin verbinden. Sie saßen im Bad noch am späten Nachmittag. John hatte eine SMS an Mrs Hudson geschrieben, dass sie im Auftrag von ihm ein Rezept für ein Antibiotikum von Sarah abholen sollte. Danach sollte sie es schnell wie möglich einlösen. Der Jüngere bestand darauf duschen zu wollen, da er sich furchtbar dreckig fühlte, wegen dem Schweiß, seinen klebrigen Haaren, allem. John gab nach, als sie sich schließlich auf Baden einigen konnten. Mit Alufolie und Klebestreifen hatte er den Verband der Wunde gut geschützt. „Flugzeug also?“, fragte John, der während seiner Badeattacke vor der Wanne saß, sich an sie lehnte. „Moriartys Gehilfen sind nicht dumm“, war die Antwort, die ihm direkt entgegen kam. Schlüssig. Eindeutig. Er hatte kaum Ahnung, was er damit als Antwort anfangen sollte. Also ließ er es so im Raum stehen. Nach dem Baden konnte seine Halluzination wieder stehen, sogar laufen, auch wenn er ihn dazu stützen musste. Darüber regte er sich besonders auf. Kaum als er wieder auf dem Sofa lag, versuchte er sich zu erklären. Oder jedenfalls irgendwas zu erklären. Die Schmerzmittel machten ihn wirklich fertig. „Sie wollten dich, Mrs Hudson und Lestrade töten, John“, murmelte er vor sich hin, als sein Freund versuchte, ihm mit Tee eine weitere Tablette zu geben. „Drei Sniper. Er sagte, er würde meine Freunde töten, würde ich es nicht tun. Und ich dachte sofort an dich. Ich musste gehen, damit du leben kannst. Gerade du. Verstehst du? Ich musste sie finden und ausschalten“ Er verstand gar nichts. Um ehrlich zu sein, wollte er auch gar nichts hören. Jedes Wort, das aus seinem Mund drang, lies ihn nur noch eher glauben, dass es nie mehr so sein könnte wie zuvor. Er hatte Angst, dass er nie mehr wieder der Alte werden würde. Egal, wie böse er auf ihn war. John wusste, dass es nicht mehr ohne Sherlock ging. Er wusste, dass er ihn auf keinen Fall zum zweiten Mal verlieren wollte. Und selbst wenn es nur eine Halluzination war. Mrs Hudson brachte wieder Suppe, dazu das Antibiotikum, das sie besorgen sollte. Sie versprach abermals, niemanden davon zu erzählen, dass Sherlock wieder aufgetaucht war. John glaubte ihr. Es dauerte nicht lange, da brach direkt wieder diese bedrückende Atmosphäre ein.  Die Frau erhellte immer wieder das Gemüt anderer, ohne es auch nur mitzubekommen. Allerdings verschwand auch dieses bestimmte Fünkchen Licht mit ihr. Wieder saßen sie zu zweit in dem Raum, das damals ihr Zuhause war. Jedenfalls für die meiste Zeit. Hier saßen sie einst sogar gegenüber und schrieben sich über Johns Blog Nachrichten. Hier saßen sie hin und wieder sogar gemeinsam genau auf diesem Sofa und sahen zusammen Fernsehen. Hier tranken sie Tee, aßen gemeinsam ( oder auch nicht ) und unterhielten sich. Zwar diskutierten sie auch oft, Gott, ja, Sherlock hatte hin und wieder einfach absolut keine Ahnung von den einfachsten Dingen (Sonnensystem), aber es hatte im Endeffekt immer ein gutes Ende. Dann gingen sie essen, dann lachten sie einfach darüber. Sie hatten sich nicht aneinander gewöhnt, nein, absolut nicht. Sie hatten sich kennen und irgendwo, im weitesten Sinne, auch lieben gelernt. Da stand er plötzlich auf diesem Friedhof. Er kannte Sherlock eineinhalb Jahre. Und schon musste er ihn beerdigen.  Er hatte schon viele seiner Freunde fallen gesehen, im Krieg. Unschuldig. Und dieser Mann hier, der wurde nicht mal gefeiert. Jeder gefallene Soldat wurde eher gefeiert, egal was für ein Drecksack er war. Und der einzig wahre Consulting Detective wurde ignoriert, verschmäht, verlacht. Als Betrüger ins Grab gelassen. „Warum steht ihr alle nur so rum? Wieso starrt ihr alle nur so? Ihr wisst, dass das, was hier steht, gelogen ist! Sherlock war kein Betrüger. Wieso, Lestrade? Wieso? Wie konnte es nur so weit kommen? Wieso sagt mir keiner, was hier gespielt wird? Macht etwas gegen die Gerüchte! Verbreitet verdammt nochmal die Wahrheit! Richard Brook ist eine Lüge, Moriarty war die Realität!“ John schluckte. Er sah in seine Augen. Schon seit Minuten hatte der Schwarzhaarige ihn eindringlich angestarrt, sagte allerdings nichts. Er erinnerte sich an seinen starren Blick, als er vermeidlich tot auf dem Boden gelegen hatte. Wie hat er nur… „Frag schon“, flüsterte Sherlock. Ah, er hatte ihn durchschaut. „Nein“, entgegnete John. Er würde ihn jetzt nicht für seinen großartigen Intellekt preisen, der es ihm möglich gemacht hatte, seinen Tod zu inszenieren. …falls es wirklich so gewesen sein sollte und er nicht halluzinierte. Er erinnerte sich noch daran, wie er vor seinem Grab gestanden hatte, sogar vor Donovan, die noch vor allen anderen sagte, dass sie es schon immer gewusst habe. Dass „Dieser Holmes ein irrer Lügner gewesen wär“. Der Mann ballte seine Hände zu Fäusten. Er biss sich auf die Unterlippe, um nicht direkt auszurasten, um ihr nicht regelrecht ins Gesicht zu springen. Gott, wie er sie hasste. „Gut. Gut! Haltet euch daran fest, was die Medien sagen. Ich kämpfe diesen Krieg alleine!“ Im Hintergrund, dort standen einige Leute, die Sherlock gerettet hatte. Durch die Fälle, die er aufgeklärt hatte. Leute, die noch viel mehr verloren hätten, wäre er nicht gewesen. Familien, die ihr entführtes Kind zurückbekommen hatten, durch seinen Scharfsinn, seine Intelligenz, vielleicht auch sein Ego und seine Arroganz. Ah, natürlich. Daher stammten also die Poster. Sie hatten alle mitgehört. Er musste schwach lächeln. „Ich glaube an Sherlock Holmes.“ John senkte seinen Kopf, legte ihn neben den, des schwarzhaarigen Teufels. „Es ist mir scheiß egal, was ihr glauben wollt.“ Er atmete leise ein, leise aus. Er schloss seine Augen und legte seine in Ketten gelegte Hand auf die Sherlocks. „Ich werde ihn nicht fallen lassen.“ Epilog: Weiß ------------ Tag 4 „Ich habe dich enttäuscht“ „Ja, das hast du gut deduziert.“ „Mach Leute nicht zu Helden, John. Und selbst wenn es welche gäbe, ich wär keiner von ihnen.“ Die Therapie schlug an. Die Wunde heilte. Sherlock hatte die Suppe in sich behalten, jedenfalls, die drei-vier Löffelchen, die er zu sich genommen hatte. Er schien auf dem Weg der Besserung zu sein. Seine Augen konnten wieder richtig begreifen, sie waren nicht mehr so milchig wie zuvor. Er setzte sich auf, er stand mit John in der Küche und sah ihm einfach still beim Tee machen zu. Das Fieber ging zurück. Er war noch recht schwach, aber es wurde wieder. Als Arzt sah das John direkt. Und verdammt, er war kein schlechter Arzt. Seine Ausbildung war ausgezeichnet, seine Noten von Anfang an nur sehr gut. Der Jüngere bekam den Tee ohne Milch, da John nicht wusste, ob sein Magen das direkt aushalten würde. Allgemein schien er Essen gar nicht mehr gewohnt zu sein. Es war unnötig ihn danach zu fragen, seit wann er nichts zu sich genommen hatte, er würde sowieso nicht darauf antworten. Jedenfalls schätzte der Blondhaarige, nach seiner Erfahrung nach, dass er ungefähr seit zwei Wochen nichts mehr Festes zu sich genommen hatte. Konstant getrunken haben musste er, ansonsten würde er aller spätestens jetzt sicherlich mit einem weißen Laken über dem Körper rausgetragen werden. Innerhalb den letzten Stunden hatte sich auch der Ältere etwas wieder beruhigt. Damit kamen auch einige gut gemeinte Gesten zum Vorschein, wie dem Kranken vorsichtig über den Kopf, die Schulter zu streichen. Sherlock beschwerte sich nicht. Er sah ihn meistens nur überrascht an, zog einen Mundwinkel hoch. Und schließlich- Eine Art Erlösung. Gott, es fühlte sich an, als wäre kurz vor der drohenden Todesstrafe freigesprochen wurden. So ein Brocken fiel ihm vom Herzen. Es war gerade dann, als er die Handschellen wieder löste, sie zur Seite warf. Der Kindskopf saß neben ihm, in seinem blauen Morgenmantel, hatte die Beine angezogen und sich auf dem Sofa zurückgelehnt. Es brauchte eine Weile, bis er das vollkommen realisiert hatte. Es dauerte ein wenig, bis er lachte und ihn tatsächlich umarmte, ihn an sich drückte, Gott, ja. Egal wie erbärmlich es vielleicht schien, ihm standen die Tränen in den Augenwinkeln. Und das nur wegen einem so simplen Satz. „Mir ist langweilig“ Scheiß auf den Ärger, dachte er sich. Vergiss das. Es hat keinen Sinn. Er drückte den jungen Mann an sich. Sherlock schien erst überrascht. Sein gesamter Körper war verkrampft für einen kurzen Moment. Dann aber hob er seine Hände, legte sie auf den Rücken seines Freundes. Er entspannte sich in seinen Armen. Das hier war keine Halluzination. „Ich weiß, dass ich unglaublich anziehend auf dich wirke, John. Aber du kannst jetzt sehr gerne loslassen“, wisperte er regelrecht gegen die Haut des anderen, klopfte ihm nochmal bestätigend auf den Rücken. Gott sei Dank. Gott sei Dank! Das war er, ja, das war Sherlock Holmes, der Sherlock Holmes, den er kannte. Er war zurück. Normalerweise hätte er ihn am liebsten gewürgt, aber nein, dazu bestand gerade kein Grund. Er war einfach nur so unendlich dankbar dafür, dass er wieder zu sich gefunden hatte. „Hat die Klappe. Arroganter Mistkerl. Ich dachte, ich hätte dich noch eher verloren als zuvor.“ Der Arzt lachte. Er war erleichtert. Er war zufrieden, wirklich. Es war okay so. Sherlock würde es sowieso nicht lang aushalten können und ihm alles erzählen, all das, was in den letzten Jahren passiert war. Er würde selbst für so einen Mist die Lorbeeren ernten wollen. So war er nun mal. „Cluedo?“, murmelte der Schwarzhaarige, als er wieder losgelassen wurde. Er hatte den Kopf direkt zur Seite hingedreht, wahrscheinlich war er sogar etwas errötet, John konnte nur einen leichten Hauch davon erkennen. „Ich bitte darum“, erwiderte er sofort. Nein, John würde nichts dagegen sagen. Nein, er würde sich zu ihm setzen, ihn ansehen, ihm zuhören, während er die seltsamsten Sachen aus einem Spiel herausdeduzierte. Er würde ihn anlächeln, er würde mitspielen und versuchen genauso wirr zu sein. Er würde ihm gegenüber sitzen, hin und wieder Tee machen, klar stellen, dass er ja seine Medikamente nehmen würde, essen würde. Dann weiterspielen. Es war okay so. Wirklich. Er würde vergessen, was gewesen war, für diesen Abend lang. Danach würde der junge Herr sicherlich genug Kraft haben, um sich nicht nur entschuldigen zu können, sondern um Entschuldigung zu betteln, zwei Mal. Mindestens. Später, nach ungefähr vier Stunden Spielzeit ( Mrs Hudson hatte auch schon eine Runde lang mitgespielt ), hörten sie endlich damit auf. Cluedo würde niemals Johns Lieblingsbrettspiel werden. So viel war sicher. Er räumte es auf, versteckte es so gut es ging, sodass er ja nicht so schnell wieder das ertragen müsste. Wie würde es von nun an wohl weitergehen? Klar, ihre Zukunft würde sicherlich nicht die rosigste werden. Derartiges kann man nicht einfach aus dem Kopf streichen, weder er selbst, noch die Medien, die den Detektiv  definitiv wieder finden würden. Der Blondhaarige kniete sich auf den Boden, versuchte Cluedo endgültig verschwinden zu lassen. „Es tut mir leid, John“, hörte er plötzlich hinter sich. Langsam sah er auf, starrte Sherlock an, der mittlerweile wieder säuberlich mit Hemd und Hose bekleidet war. Er lächelte schwach. „Wir… schaffen das schon.“, fügte er noch hastig hinzu, glitt dabei mit seinen Händen in die Hosentaschen. Ja, es würde schwierig werden. Es würde sich sicherlich etwas ändern. Nein, es hatte sich bereits etwas zwischen ihnen geändert. Aber… „Ich bin auch zuversichtlich“, gab schließlich John zu und nickte, um seinen Worten einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Ja, er klang doch sehr entschlossen.  „Wir schaffen das schon.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)