Tagebuch von Undine ================================================================================ Kapitel 1: ----------- 17.08.2012 09.57 Uhr Liebes Tagebuch, Hallo, Hey, heute dauert es etwas länger damit ich meine Worte finde. Nichts neues. Du weißt bescheid, ich habs dir letztens gesagt. Also werde ich dir heute den ganzen Tag über schreiben, nicht sonst so wie Abends, alles in eins gepresst, sondern häppchenweise, bis viele kleine Teile ein ganzes geben werden. Ich denke das passt heute besser.. In zwei Stunden ist es soweit, ich bin nervös, mein Magen kribbelt, Schweiß bildet sich (Igitt) – ja ich Schwitze und mache mir Gedanken. Ist es die richtige Entscheidung? Ich hoffe es. Aber erst muss ich es mir selbst beweisen. Gut bis später... P.S.: Ich hoffe ich kann ihm wirklich so selbstbewusst gegenübertreten wie ich momentan nach nach außen hin bin. Gott, ich bin weg.... Bis gleich.. 11.30 Uhr Liebes Tagebuch, schön dich wieder zu sehen. Haha, ja bin ich wieder mal zu Scherzen aufgelegt... Lassen wir das. Ich hab extra eine weiße Bluse angezogen, dazu eine schwarze Stoffhose, das lässt mich etwas autoritärer wirken, muss ja nicht jeder Wissen wie ich mich fühle, Hauptsache ich komme gut rüber, egal ob ich so eher prüde wirke, doch Alex kennt mich, weiß sowieso das ich genau das Gegenteil bin. Ja, das ist das Problem, er kennt mich zu gut. Ok, ich muss wieder weg, ich hab Magenschmerzen von dem ganzen Prozedere. Bis nachher, wünsch mir Glück. 15.42 Uhr Du, so bringt das nichts. Ich bin eben wieder gekommen. Alex ist ein sturer Freund, der nicht einsehen will wann es vorbei ist. Oder bin ich das? Mache ich einen Fehler damit? Ich weiß das er mich liebt und das er der erste Mann ist der mir eben soviel bedeutet, aber es muss sein, ich will ein Schlussstrich ziehen, es hinter mir lassen. Du kannst dir vorstellen wie es mir geht, ich habe kaum noch Zeit und habe diese Entscheidung getroffen weil diese zum besten für uns ist. Jetzt hat er mir noch ein schlechtes Gewissen gemacht und ich bin Schuld! Nein ich nicht! Ach verdammte scheiße, ich muss glei wieder los, er will mit mir zum Arzt. Fuck you Alex. Wieso muss ich dich so lieben. Scheiss Liebe. Bis dann.. 18.06 Uhr Ich bin wieder da. Es ist wie ein Ultimatum. Was sage ich wie, es ist eines. Ein Damoklesschwert welches über mein Haupt schwebt um jeden Moment über mich herzufallen. Aber ich weiß nicht was ich machen soll. Wieso zweifelt jeder meine Entscheidung an? Wieso musste die Ärztin ein so niederschmetterndes Urteil fällen. Nein, eigentlich, wenn ich es mir genau überlege war es mein eigener Körper, der mir eine solche Last aufbürdet... Liebend gerne würde ich jetzt wieder an meinem PC sitzen und programmieren, in die Welt der Zahlen eintauchen, mich in meiner Arbeit aufgeben, alles um mich herum vergessen und nicht zu dem werden was die Gesellschaft von mir erwartet, nur weil es so ist. … Ich bin verzweifelt, stell dir mein Herz vor das tief erschüttert ist, mein Bauch zwickt, mein Magen spinnt und mein Freund sieht mich mit diesem Blick an, der alles sagt. Oh Gott, was soll ich tun? Und jetzt in eben jenem Moment werde ich schwach, ich kann sie nicht zurück halten, die Tränen, sie fließen meinem Gesicht herunter, es ist als ob alles nun zusammen bricht. Aber was ist schon die richtige Entscheidung? Was soll ich tun? Was ist das richtige? Mich selbst aufgeben? Gibt es überhaupt einen Mittelweg? Einen Weg der uns allen gerecht werden könnte? Ich muss dir ganze Zeit schniefen, und ich sag dir liebes Tagebuch, man sollte kein Schluchzen zurück halten, denn dann hickst man so schrecklich. Ach Verdammt. (Ich hab geschworen nicht mehr so zu fluchen.) Gut. Jetzt sitze ich also hier, in meinem Arbeitszimmer, mein Herz brennt, wohl eher die Neuronen in meinem Gehirn, aber ich will heute nicht so sein, ich bin auch nur eine Frau, das hat mir der heutige Tag gezeigt, ich kann dem nicht fliehen, immer wird man beschützt, egal ob man auf eigenen Beinen steht und Entscheidungen werden angezweifelt, die einem das Leben leichter machen könnten. Doch jetzt sieht man mich nur als Frau, nicht als Selbstständige Programmiererin mit einem IQ von 163... Ich könnte mich auch in die Datenbank der Arztpraxis hacken.. Ok, das bringt mir jetzt nichts mehr, ich kann vor Tränen kaum noch schreiben und irgendwann werde ich noch ausrasten wenn ich jetzt keine Zigarette Cola trinken kann. So... bis später... ich hoffe dann, weiß ich es endlich, das was ich will, ich halt das nicht mehr aus... 23.34 Uhr Liebes Tagebuch, manchmal kann die Lösung eines Problems direkt vor der Nase herumschwirren und man sieht diese einfach nicht. Klar, ich bin und bleibe ein Sturkopf und auch Alex ist nicht gerade der devoteste der Männer, aber er hat mir eines klar gemacht. Und zwar dass das Leben zu kostbar ist um es zu vergeuden. Endlich kann ich mit mir im Reinen sein, denn das Gespräch hatte eben erst geendet, nachdem er um sieben wieder zu Besuch kam. Dabei ging es um unsere Beziehung, um elementare Dinge im Leben, meine Arbeit, meine Berufung und die Vereinbahrung mit allem. Und ich denke ich könnte es schaffen, klar habe ich in dir schon mehrfach den Wunsch geäußert, doch da es nie möglich schien und meine Arbeit mich so ausgefüllt hatte, schien dies mir so surreal. Und wieder muss ich arbeiten, doch endlich bin ich mir klar das ich es schaffen kann. Endlich habe ich die Lösung. Gemeinsam können wir es schaffen. Und ich freue mich in sieben Monaten meine Zwilline in den Armen halten zu können. Sogar um die Namen habe ich mir schon Gedanken gemacht, denn wenn es ein Mädchen wird soll sie unbedingt Helene heißen, genau wie meine Mutter. So und da ich dir das nun endlich sagen konnte, wünsche ich dir eine gute Nacht. Ich lege mich jetzt mit Alex schlafen und ich hoffe dir hat der auseinander gerissene Eintrag nichts ausgemacht. Aber na klar, ich kenn dich doch, du doch nicht. Als ob ein Tagebuch eigene Gedanken haben könnte, doch - meine. Deine Emily Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)