Let's play von LisaEgoismus ================================================================================ Kapitel 1: Let's the games begin -------------------------------- Tzja, mein Leben war wohl schon ziemlich seltsam, beziehungsweise hatte es eine seltsame Wandlung in den letzten Tagen erfahren. Dieser Typ namens Ruben war jetzt irgendwie mein ‚Freund‘. Also so richtig, nicht nur als Kumpel. Dabei war Ruben der, den ich immer aus der Ferne betrachtet hatte. Gutaussehend, verdammt sexy und wenn er lachte, war mir, als wäre es das Schönste, dass ich je gesehen hatte. Der blöde Nachteil an dem Kerl, der nun mein Freund war –Gott, das klang so ungewohnt!-, war, dass er wohl so ziemlich das größte Arschloch war, dass die Welt gesehen hatte. Für ihn schien Liebe nicht zu existieren und Sex ist alles, was zählt. Egal mit wem oder wo. Hauptsache so oft wie möglich. Gefühle? Was war das? Seufzend fiel mein Blick aus dem Fenster zum Schulhof. Im Nachhinein hätte ich mir eine klatschen können. Wie kam ich nur auf diese hirnrissige Idee, mit dem was anzufangen?! Gut, das konnte ich mir erklären: Ich wollte ihm eins auswischen. Was daran lag, dass mich seine Art einfach tierisch aufregte und dieser gottgeile Körper viel zu schade für diesen asozialen Charakter war. Ich sah mich quasi als eine Art Retter und Befreier der Menschheit. Während er sich an mir die Zähne ausbiss, konnte er wenigstens keinem anderen Menschen etwas zu Leide tun. Denn eins musste man ihm, trotz des beschissenen Charakters lassen: War er vergeben, war er treu. Also wenn ich nie Schluss machen würde, würden wir immer zusammen bleiben, denn Ruben würde sicher nicht Schluss machen, solange er mich nicht in der Kiste hatte. Jetzt musste ich fast ein wenig grinsen. Sein Stolz würde es nicht zulassen, aufzugeben. Lieber würde er sterben. Davon war ich fest überzeugt. Ich war wohl wirklich so etwas, wie der Retter der Welt, auch wenn ich mein ganzes Leben dafür opfern müsste und ich so etwas wie Sex nie haben würde, denn auch ich schwor mir: In einer Beziehung wird nicht fremd gegangen! Traurig, aber als Rache für die unzähligen gebrochenen Herzen dieser Schule perfekt. Nur leider Gottes galt ich offiziell nicht als Held, sondern als ein weiteres Opfer Rubens. Ständig durfte ich mir Moralpredigten anhören, dass ich das mit ihm einfach lassen sollte, wie ich nur so naiv sein konnte und dass er es doch so oder so nicht ernst meinte … Egal, zurück zum Anfang. Kapitel 2: First Round ---------------------- First round Wie fing eigentlich alles an? Ich grübelte ein wenig. Achja… Montag war wohl der beschissenste Tag überhaupt. Ich schleppte mich soeben in dieSchule und fast hatte ich das Eingangstor erreicht. Doch es schien mir, als wäre es noch Meilen entfernt. Ich war so motiviert wie ein Stock zum Stehen. „Huhuuuu! Danny!!!“, mühsam zerrte ich meine Augenlieder hoch –bis jetzt war ich mit einem Schlitz von einem Millimeter ausgekommen- und sah zu dem Tor, an dem bereits meine Freundin, Mia hieß sie, stand und mir fröhlich entgegen winkte. Wie konnte man am Montagmorgen nur so… Ach egal. Irgendwann kam ich tatsächlich bei ihr an und sie musterte mich skeptisch: „Du siehst ja heute echt furchtbar aus!“ Ich verengte meine Augen wieder zu einem Schlitz: „Es ist Montag, falls es dir entgangen sein sollte, Liebes!“ „Na und?“, sie legte ihren Kopf schief und sah mich überrascht an, „Ich sehe aber nicht aus wie eine Vogelscheuche, die mit einem Traktor Sex hatte.“ Bitte? Sie wollte mich am Morgen schon dissen? Murrend ging ich an ihr vorbei zum Gebäude. „Mensch Danny!“, meinte sie dann schwer seufzend und folgte mir, „Du oller Morgenmuffel!“ „Lass mich!“, maulte ich ihr entgegen. Ich wusste selber, dass ich morgens echt furchtbar, ja fast unausstehlich war. Ich glaube, das war auch einer der Gründe, weshalb ich einfach nicht beziehungsfähig war. Bis jetzt hatte ich in meinem jungen Leben von fünfzehn Jahren zwei Beziehungen. Die Erste war mit einem Mädchen und hielt stolze drei Wochen. Aber dann machte sie Schluss. Ich war zu schlecht gelaunt am Tagesbeginn und dass ich sie dann immer anmotzte, verletzte sie wohl zu Tiefst… Ich seufzte. Gerade als wir uns dem Eingang näherten, fiel mein Blick auf eine kleine Gruppe von drei Kerlen. Sofort war ich putzmunter und sah gebannt in die Augen von Ruben. Gott, wie konnte man nur so gut aussehen! Er faszinierte mich immer wieder. Als ich jedoch registrierte, dass ich ihn gerade angaffte, lief ich rot an und schaute schnell wieder weg. Der sollte sich ja nichts einbilden! Dieser elende Macho, der mit allem und jedem spielte! Gott, dafür hasste ich ihn so sehr. Seine Kumpels lachten dann laut los, was mich nochmals kurz zu ihm blicken ließ. Auch er lachte. Gott, das sah wieder so schön aus. Wie konnte man nur so toll beim Lachen aussehen??? „Danny! Vorsicht!“, Mia schrie panisch, und ich fuhr erschrocken mit meinem Kopf rum, um dann die Eingangstür der Schule zu knutschen. „Aua…“, meinte Mia dann für mich und sah mich besorgt an, „Geht’s?“ Im Hintergrund hörte ich Ruben und seine Homies noch lauter lachen. Gott! Ich lief knallrot an und flüchtete ins Schulgebäude hinein. „Ignorier die einfach“, meinte Mia und tätschelte mir ein wenig unbeholfen über den Arm. „Das war peinlich, man!“, murrte ich, inzwischen aber definitiv putzmunter. „Hm ja gut“, sie seufzte, „Das war es wohl…“ Meine Liebste verstand es wirklich hervorragend, mich zu trösten und aufzubauen! Ich gab es auf, mich über ihre Einfühlsamkeit aufzuregen. Ich sollte mich glücklich schätzen, dass sie mich am Morgen überhaupt ertragen konnte und ich sie tatsächlich als meine Beste betrachten konnte. „Was findest du nur an ihm?“, Mia seufzte, während ich es bevorzugte, meinen Kopf auf die Tischplatte fallen zu lassen, nachdem die ersten beiden Stunden, oder der erste Block vorbei war. Dennoch sah ich fragend zu meiner Sitznachbarin hoch: „An wem soll ich was finden?“ „Na an Ruben! Du starrst ihn immer an, als wäre er ein Gott“, sie verschränkte ihre Arme auf dem Tisch und legte ihren Kopf darauf, um mir auf Augenhöhe zu sein, „Ich kenn dich Danny. Du findest irgendetwas toll an ihm.“ Ich seufzte und wich ihrem Blick aus: „Er sieht nun mal gut aus. Aber sein Charakter ist so schrecklich!“ Auch sie seufzte und sah nachdenklich aus: „Ja, das stimmt. Aber er wird irgendwo auch eine andere Seite haben. Ich mein, die wenigsten, die mehr als einen OneNight Stand mit ihm hatten, reden schlecht über ihn. Auch wenn er die Beziehungen nicht aus Liebe geführt hatte, sollten sie wohl nicht schlecht gewesen sein. Die meisten heulen nicht, weil er sie verarscht hat, sondern weil es vorbei war.“ Ihre Worte ließen fast ein wenig Hoffnung in mir aufkommen. Ja, vielleicht hatte er doch irgendwo eine gute Seite. „Ich geh mal schiffen“, meinte ich dann und stand auf. Ich wollte jetzt kein tiefsinniges Gespräch führen, da ich letztendlich als trauriger Kloß irgendwo in der Ecke hocken würde und einsehen müsste, dass es zum Haare raufen wäre. Hoffnung hin oder her. Ruben ist ein Arsch, aber leider hatte er auch ein gottgeiles Hinterteil. Gott! Ich war bereits wieder kurz davor, mir durch die Haare zu fahren. Scheiß auf Gefühle! Irgendwann kam ich auch auf dem Männerklo an, und da die Pause inzwischen ein Stück voran geschritten war, war keiner mehr hier, da die meisten gleich am Anfang der Pause pissen gingen. War mir nur recht. Dennoch ging ich in eine Kabine. Wenn ich eins nicht leiden konnte, dann war es, wenn man beim pissen beobachtet wurde. Diese heimlichen, verstohlenen Blicke hasste ich wirklich. Es war doch gleich viel erleichternder, wenn der Druck von der Blase weg war. Zufrieden seufzte ich. Gerade als ich die Kabine verlassen wollte, vernahm ich ein Türknallen und Gelächter war zu hören. Gelächter, das ich nur zu gut kannte. Mein Atem stockte und ich versuchte kaum merklich zu schlucken. „Hey, das wär‘s doch!“, hörte ich einen von den Spacken sagen, „Als nächstes nimmst du den Kleinen aus der Neunten!“ Der andere fiel mit ein: „Genau, der ist bestimmt noch Jungfrau! Und wie der dich angafft, brauchst du nur mit dem Finger schnipsen, und schon fickst du ihn.“ Dann hörte ich Ruben leise schmunzeln: „Schlecht ausschauen tut er ja nicht…“ Ja, ich erkannte wirklich genau Rubens Stimme. Schon ein wenig krank. Aber so eine sexy Stimmlage konnte nur er haben. Wobei mir das Opfer, was er sich scheinbar schon wieder ausschaute, leidtun konnte. Aber aus der Neunten? Hm??? Da gab’s doch eigentlich nur Hackfressen. „Ja“, ein anderer lachte wieder, „So wie der sich heut die Fresse eingehauen hatte! Du solltest dich echt schuldig fühlen!“ „Warum?“, meinte Ruben. „Na wenn du so anschauungswürdig bist und er deswegen nicht auf den Weg achten kann?!“, half dieser Affe Ruben auf die Sprünge, „Wie hieß der doch gleich? Dan- äh, Danny oder so?“ „Ja, Danny“, meinte der andere wieder. Jetzt setzte mein Herz erst recht aus. BITTE?! Ich sollte das nächste Opfer sein? ICH?!!!! „Hm, nun gut“, meldete sich Ruben wieder zu Wort, „Eigentlich ist er mir zu jung.“ „Frischfleisch“, kommentierte ein anderer, „Stell dir nur vor, wie süß, naiv und schmerzverzerrt er guckt, wenn du ihn dir nimmst. Jungfrauen sind so was Tolles…“ BITTE?! Wenn die nicht gleich aufhörten, kippte ich um. Die stellten sich jetzt ernsthaft vor, wie ich aussehen würde, wenn…?!!!Oh Gott, hoffentlich hörten sie jetzt nicht mein Herz schlagen. „Ich weiß nicht“, seufzte Ruben, „Eigentlich passt er nicht wirklich in mein Beuteschema. Ich mag keine jungen Unerfahrenen. Es dauert zu lange, bis man sie da hat, wo man will und der Sex wirklich richtig gut ist. Beim ersten Mal sind die fast schon nervig, weil die sich gar so dumm anstellen.“ „Komm schon Alter!“, meinte nun wieder der andere, „Das ist doch auch mal was Neues für dich. Spiel doch einfach ein wenig mit ihm.“ Es herrschte kurz Stille, dann seufzte Ruben: „Okay. Schon gut, ich nehme ihn mir. Aber als nächstes suche ich mir wieder etwas Erfahreneres.“ Dann gingen die Klospülungen, die Wasserhähne vom Waschbecken und dann flog die Tür. Vollkommen überfahren ließ ich mich auf den Klodeckel fallen. Ich sollte tatsächlich Rubens nächstes Opfer sein? Ich?! Er wollte mich entjungfern?!( Wobei, sah man mir so sehr an, dass ich noch Jungfrau war?) Ich sollte mit ihm eine Beziehung eingehen? Mein Blick fiel auf meine Finger, die ich in einander verschränkt hatte. Sie zitterten unaufhörlich. Ich…? Warum ich…? Mir wurde fast schon schlecht. Ich wollte keine Schachfigur in seinem Leben sein, die irgendwann matt gesetzt wurde. Ich musste schlucken. Scheiße, scheiße, scheiße! Da ich mich nur zu gut kannte, wusste ich, dass wenn Ruben vor mir stand, ich eh kein vernünftiges Wort rausbekam, geschweige denn, ich ihm einen Korb geben konnte. Und als nächstes würde er sich wieder etwas Erfahrenes nehmen… phse! Zudem hatte er sich ja von seinen Homies breit schlagen lassen, was das mit mir anging. Er wollte es doch selbst nicht mal so richtig! Da wäre es ihm vielleicht noch gerade recht, wenn ich ihm einen Korb gab. Phse! Er sollte leiden! Ich wollte ihn winseln sehen! Er sollte einfach aufhören, so mit den Gefühlen anderer zu spielen! Von dem plötzlichen Kampfeswillen meinerseits beflügelt, stapfte ich aus der Kabine empor und ging breiten Grinsens zum Waschbecken. Lieber Ruben, dir wird die schlimmste Beziehung deines Lebens bevorstehen, und wenn du Pech hattest, die Letzte. Das schwor ich mir ritterlich. Gegenüber Mia hielt ich die Klappe. Am Ende hatte es sich Ruben auch noch anders überlegt, und wollte doch nichts mehr von mir. Doch genauer betrachtet, schien er es sich nicht anders überlegt zu haben. Wir saßen nach zwei weiteren Blöcken zur großen Pause auf dem Hof, da das Wetter angenehm sonnig war. Mia und ich waren jedoch nicht die einzigen. Auch Ruben stand mit seinen Homies auf dem Hof, dabei trafen sich unsere Blicke immer wieder und er lächelte, was mich fast aus den Socken schmiss. Dieses zarte, ja fast schon schüchterne Lächeln war noch umwerfender als sein Lachen. Auch Mia entgingen unsere Blicke nicht: „Hat er dich jetzt ausgewählt?“ Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich ihr wieder zu: „Keine Ahnung.“ „Aber lass dich bitte nicht rumkriegen. Er spielt nur“, meinte sie bedächtig und ich nickte, um sie zu beruhigen. Fragte sich nur, wer hier mit wem spielen würde… Aus dem Augenwinkel sah ich, wie einer der Homies, ein Blondschopf, Ruben in meine Richtung schubste. Dieser wollte sich noch aufregen, doch als er sah, dass ich das Theater mitbekommen hatte, kam er notgedrungen auf mich drauf zu. Dabei sah er wirklich extrem hilflos aus. Doch auch ich war nicht mehr der Chilligste. Wie es zu erwarten war, begann mit Herz einen lateinamerikanischen Tanz zu vollführen und meine Hände wurden zittrig und schweißig. „Oh oh“, flüsterte Mia, betrachtete Ruben genau, „Bleib standhaft, Danny…“ Irgendwann stand er vor mir und ich musste ein wenig zu ihm rauf sehen. Er war größer, gut, er war ja auch drei Jahre älter. Ich musste wohl wie Espenlaub zittern, und auch Ruben trat sich unruhig mit einem Fuß auf den anderen: „Können wir mal kurz reden?“ „Nein!“, meinte Mia entschlossen für mich, da ich vor Nervosität wohl kein Wort rausbekommen hätte. Wo war die Entschlossenheit hin, ihm eins reinzuwürgen? „Misch du dich da nicht ein“, zischte Ruben verachtend und sah sie mit leicht zusammen gekniffenen Augen an. „Danny ist immer noch mein bester Freund! Und ich sehe sicher nicht zu, wie du ihn verarscht!“, jetzt wurde Mia zur Löwin die um ihr Junges kämpfte. Gott, Hilfe! Ich sterbe gleich vor Peinlichkeit! Aber ich bekam es einfach nicht hin, etwas zu sagen. Zu sehr verunsicherte mich die Anwesenheit Rubens. „Wer sagt, dass ich was mit ihm anfangen und ihn verarschen will?!“, er fuhr sie genervt an, „Ich möchte nur mit ihm reden, allein!“ „Phse!“, Mia blickte ihn verachtend an, „So machst du es mit jeder und jedem!“ „Mal zum mit schreiben, Kleine: Ich verarsche niemanden!“, er stöhnte auf, „Ich kann nichts dafür, wenn alle denken, dass ich sie liebe, nur weil ich mit ihnen Sex habe! Wenn ich jemanden liebe, sage ich das auch, und wenn nicht, dann nicht!“ Mia würgte angewidert: „Du bist echt das Letzte!“ Langsam kam ich wieder aus meiner Starre raus und strich Mia behutsam über den Arm: „Lass mal. Ich rede kurz mit dem und dann ist gut.“ Auf ihrer Stirn legten sich Sorgenfalten: „Danny…“ „Schon gut“, ich lächelte sie optimistisch an, dann wandte ich mich Ruben zu und deutete ihm an, dass wir ein wenig abseits gehen sollten. Er folgte mir auch brav wie ein Hund. „Ist die immer so?“, unterbrach er letztendlich die Stille. Doch mit der abfälligen Bemerkung erreichte er nur, dass auch ich ihn böse anfunkelte: „Noch einmal so eine Bemerkung und du kannst abtrotten.“ „Schon gut“, er hob die Hände, als würde er seine Unschuld beteuern wollen würden. Ich seufzte und nickte: „Was willst du?“ Auch wenn ich im Moment die passenden Worte fand, im Gegensatz zu gerade eben, war ich kein Stück beruhigter. Ich schaffte es nicht mal, ihm in die Augen zu sehen. Mein Blick ging an ihm vorbei zu Boden. Würde ich in seine Augen sehen, würde ich wieder als stammelnder Idiot da stehen. „Hm tzja, gute Frage“, Ruben seufzte, „Dich kennen lernen, oder so?“ „Warum?“ „Weil…“, er stockte, und ließ mich einen Moment warten, „Keine Ahnung. Ich möchte es einfach.“ „Okay“, meinte ich und blickte fest entschlossen in seine Augen. Sollte er leiden, wenn er unbedingt wollte. Jetzt blickte er total überrascht drein und schüttelte sogar irritiert den Kopf: „Wie? Echt jetzt?!“ „Ja. Heute nach der achten Stunde beim Tor“, ich war selbst über meine Entschlossenheit überrascht. „Öhm, gut, okay. Was machen wir?“, jetzt lächelte er und es wirkte fast schon erleichtert. Hatte er wirklich damit gerechnet, einen Korb zu bekommen? Ich zuckte mit den Schultern und versuchte nach wie vor total unberührt zu klingen, auch wenn mir mein Herz bis zum Hals schlug und mir fast die Luft abschnürte: „Lass dir was einfallen. Du willst mich ja schließlich kennen lernen.“ „Okay“, jetzt grinste er breit, im nächsten Moment spürte ich seinen warmen Körper, der an mir klebte, „Bis später, Danny!“ Daraufhin hatte er sich von mir gelöst und wandte sich zum Gehen ab, winkte mir aber nochmals kurz zu, bevor er zu seinen Homies sprintete. Angewurzelt stand ich da und drohte fast umzukippen. Er hatte mich umarmt! Ruben hatte mich umarmt! Oh Gott. Meine Knie begangen schon leicht zu zittern. Wenn mich jetzt nicht gleich jemand hielt, fiel ich tot um. Und Mia schien zum Glück Gedanken lesen zu können, da sie bereits bei mir stand: „Alles okay? Was wollte er?“ „Mi-Mich kennen lernen…“, stotterte ich, dabei fiel mein Blick zu Ruben, der mit dem Rücken zu mir stand und mit seinen Affen rumalberte. „Oh Gott, Danny!“, sie sah mich besorgt an, „Komm bitte zur dir! Das ist ein totaler Arsch!“ „Aber ein total Süßer…“, ich sah ihn schmachtend an, doch im nächsten Moment kam ich zu mir und schüttelte den Kopf; „Neee! Keine Sorge! Ich pass auf!“ Skeptisch sah sie mich an: „Sicher? Dein Verstand setzt doch scheinbar kurzfristig aus, wenn er dich mal berührt…“ „Ich war nur so überrascht“, meinte ich dann, doch mein Herz schlug noch immer. Huhu, ging es dann mal wieder? Ich wollte ihn fertig machen, und nicht anders rum! So viel zum Anfang. Dieser scheiß Montag hatte mein Leben verändert. Was danach passierte, also an dem Montagnachmittag, hatte mich wirklich überrascht. Ruben war ganz anders, als ich es erwartet hatte. Dieses Machoarsch in ihm hatte ich fast schon vermisst. Lächelnd blickte ich aus dem Fenster, da Mia und ich glücklicherweise am Fenster eine Bank ergattert hatten. Sooo schlimm war Ruben wirklich nicht. Zumindest meinte ich das so. Er irritierte mich einfach zu sehr. Warum beschrieben ihn alle als Arsch, obwohl er bei genauerer Betrachtung gar keins war? Oder war seine freundliche Art bloß Masche, um mich rum zu bekommen?! Nach der Achten stand er wirklich am Tor, als ich mich dem näherte. Er meinte es also ernst… Ich schluckte und kratzte alles an Coolness zusammen, als ich vor ihm stand: „Nun?“ „Wir gehen Eis essen“, Ruben grinste mich an, „Danach können wir ja noch ein wenig in der Stadt rumschlendern.“ Ich nickte. Er wollte mich schon mal nicht zu sich einladen, um mich flach zu legen. Ein wenig Anstand schien er ja noch zu haben. Ohne große Worte folgte ich ihm den Weg zur Bahn, um ins Stadtzentrum zu fahren. Auch er wusste scheinbar nicht so wirklich, was er sagen sollte. Ja, so etwas Gezwungenes war schon nicht schön. Ich seufzte. Fast wünschte ich mir, dass er es ernst meinte und mich wirklich gerne kennen lernen würde. „Alles okay?“, er schien meinen Seufzer bemerkt zu haben, da er mich nun besorgt ansah, „Hast du keine Lust? Wir können es auch lassen…“ Hättest du wohl gern! Ich bemühte mich um ein Lächeln: „Nein, nein. Alles gut. Lass uns Eis essen gehen.“ „Okay“, er sah damit ein wenig unglücklich aus, sagte aber nichts weiter. Ja, leide du Arsch! Leide! Oder noch besser: Verrecke!!! Auch die Fahrt in der Straßenbahn verlief schweigsam, was daran lag, es gerammelt voll war und reden eh keinen Sinn hatte, da man sich entweder nicht verstand oder zehn andere Leute unfreiwillig mithörten. Anfangs hatten wir noch einen Sitzplatz gehabt, aber dann stieg ein älteres Ehepaar ein und Ruben war der Erste, der aufsprang und ihnen den Platz anbot. Ich tat es ihm selbstverständlich gleich. Dennoch war ich überrascht. Ich hätte Ruben nie als so höflich eingeschätzt. Ich schaute zu Boden und musste lächeln. Irgendwo war in ihm bestimmt ein guter Kerl mit ein paar Gefühlen. „Alles okay? Ist dir schlecht?“, Ruben stimme drang an meinem Ohr zu mir durch. Erschrocken und mit hochrotem Kopf sah ich ihn an: „Was? Äh, nein?!“ Jetzt lächelte er wieder so unglaublich charmant: „Gut, ich dachte schon, weil du so nach unten geschaut hast und abwesend gewirkt hast.“ In diesem Moment legte die Bahn eine Vollbremsung hin, so dass ich mit gesamtem Körpergewicht gegen Ruben fiel: „Wha!“ Sofort schlang sich sein kräftiger Arm um meinen Rücken, mit dem anderen hielt er uns am Stehen. Mein Herz setzte einen Schlag aus, ehe es weiter klopfte. Mein Gesicht war an seine Brust gedrückt und ich musste feststellen, dass er nicht nur verdammt geil aussah, sondern auch verdammt geil roch! Der Bahnfahrer fragte durch die Lautsprecher, ob jemand zu Schaden gekommen sei und entschuldigte sich. Ein Auto hatte ihm wohl die Vorfahrt genommen. „Alles okay?“, fragte mich Ruben an diesem Tag zu dritten Mal. Ich nickte und nahm wieder Abstand: „Sorry.“ „Schon gut“, er lächelte mich an und ich konnte nicht anders, als dieses Lächeln zu erwidern. „Guck, das da ist mein Lieblingsitaliener!“, Ruben steuerte zielgerichtet auf ein Café zu, „Gehen wir da rein?“ Dumme Frage, er war doch so wie so gleich mit dem Fuß in dem Laden. Ich nickte jedoch bloß und trottete ihm hinterher. Worauf noch mal hatte ich mich eingelassen? Momentan war es nur ‚Kennen lernen‘, aber ich kannte ja leider Gottes seine wirklichen Absichten. Wir ließen uns in zwei Ledersessel fallen und ich sah ihn skeptisch an. Es machte mir schon dezent Angst, wie er die Karte anfunkelte und ihm der Speichel gleich runter tropfte. Ich hingegen betrachtete die Karte eher als chinesische Schriftrolle. Jeder Becher hatte einen italienischen Namen, den man wohl total fail aussprach und sich die Kellner amüsiert ins Fäustchen lachten. „Was kannst du mir empfehlen?“, nach einiger Zeit gab ich es auf und blickte hilfesuchend zu Ruben. Er legte den Kopf schief und sah mich amüsiert an. Hä?! „Was guckst du so?“ „Nichts“, er lächelte, dann riss er mir meine Karte aus der Hand, blätterte ein wenig drin rum und hielt sie mir wieder unter die Nase, mit dem Zeigefinger auf einen Eisbecher, „Ich glaub, der Eisbecher könnte zu dir passen!“ Skeptisch sah ich darauf. Rotes Eis, lilafarbenes Eis, türkisfarbenes Eis und braunes Eis. Dann fiel mein Blick wieder zu Ruben: „Soll mir das jetzt irgendetwas sagen?“ „Nein“, wieder lächelte er so scheiße. Aber ehe ich mich noch weiter aufregen konnte, kam der Kellner und wollte unsere Bestellung aufnehmen. Ich staunte kurz, wie toll Ruben italienisch sprechen konnte. Dann sah der Kellner mich fragend an. Zunächst versuchte ich mich noch an der Aussprache, da sich aber Rubens Lächeln während dieses kurzen Moments in ein breites Grinsen verwandelte und dieses wohl gleich in herzhaftes Gelächter, brach ich mitten drin ab und hielt dem Kellner die Karte unter die Nase und deutete auf das Gewünschte. Half jedoch auch nichts, denn kaum war der Kellner weg, konnte sich Ruben ein Kichern nicht mehr verkneifen. Beleidigt sah ich ihn an: „Hör auf, man!“ „Ach“, er musste sich eine Lachträne wegstreichen, „Du bist echt verdammt unterhaltsam.“ Ich schmollte. Arsch. „Sag mal, Danny“, Ruben holte tief Luft und sah mich ernsthaft an, „Willst du mich wirklich kennen lernen? Wenn du nicht willst, dann sag es einfach.“ Ich wollte ihn nicht kennen lernen. Ich musste ihn kennen lernen, um die Welt zu retten! Ich schüttelte den Kopf und lächelte: „Nein, nein, ich möchte dich schon kennen lernen.“ Seltsam misstrauisch zog er eine Augenbraue nach oben: „Wirklich? Bei der Laune die du an den Tag legst…“ „Sorry“, nuschelte ich, „Ist heut irgendwie nicht mein Tag.“ Gott! Ich musste mich zusammenreißen und endlich scheiß freundlich werden, sonst glaubte er mir nie! „Ach so“, er lächelte erleichtert, „Nicht das es heißt, ich würde dich zwingen oder so.“ Ich schüttelte den Kopf: „Nein, tust du nicht.“ „Aber wegen meinem Ruf bist du nicht irgendwie abgeschreckt, oder?“, nein, kein Stück. Jeder lernte gern Typen kennen, die alle drei Tage in einer anderen Muschi oder anderem Arschloch steckten. Auch hier schüttelte ich den Kopf: „Nein, wieso sollte ich?“ Er seufzte: „Weil mir jeder vorwürft, dass ich alle Leute, die ich kennen lernen will, auch in der Kiste haben will.“ „Ach, und mich willst du nicht im Bett?“, im nächsten Moment schlug ich mir erschrocken die Hand vor den Mund. Das hatte ich jetzt nicht ernsthaft laut gefragt, oder?! Auch Ruben schien ein wenig sehr überrascht, denn er räusperte sich zunächst, ehe er nach Worten suchte: „Egal welche Antwort ich dir geben würde. Du wärst so oder so beleidigt.“ Ein fragender Blick meinerseits half, dass er weiter redete: „Naja, würde ich ‚nein‘ sagen, wärest du vielleicht beleidigt, weil du nicht attraktiv bist. Würde ich ‚ja‘ sagen, wärest du beleidigt, dass ich dich nur deswegen kennen lernen möchte. Also, was willst du hören?“ Gut, ganz dumm war der Junge nicht. Ich seufzte und ehe ich antworten konnte, standen auch die Becher vor unserer Nase. Zufrieden nahm ich einen Löffel von dem roten Eis und schmeckte schon bald Himbeere raus. Zumindest meinte ich, es sei Himbeere. Das konnte man bei dem künstlichen Zeug nie so genau wissen. Während ich zufrieden von jeder Farbe naschte und feststellte, dass alle gut schmeckten, bemerkte ich Rubens Blick auf mir. Er hatte seinen Becher noch gar nicht angerührt und blickte mich erwartungsvoll an. Shit! „Ähm. Die Wahrheit?“ Daraufhin war er der, der eine Weile in seinem Eis rumstocherte, ehe er wieder zu mir sah: „Ähm. Naja. Je nach dem, was sich entwickelt, halt…“ Warum sagte er nicht gleich, dass er mich flach legen wollte und danach das Weite suchen wollte? Fast schon genervt verdrehte ich die Augen. „Versteh mich nicht falsch, Danny!“, er sah mich bittend an, „Jetzt will ich dich einfach nur als Kumpel kennen lernen!“ Ich seufzte und nickte: „Okay.“ „Lass uns danach ins Kino gehen“, meinte Ruben dann fest entschlossen, „Da soll ein guter Actionfilm laufen.“ Seine Entschlossenheit gab mir gar keine Möglichkeit, abzusagen. So kam es auch, dass wir kurze Zeit später im Kino saßen und uns ganz wie Kumpels den Film reinzogen. Ruben war echt locker und cool drauf. Keine Flirtandeutungen oder Gekuschel. Einfach ganz kumpelmäßig. So taute auch ich langsam auf. Es war echt lustig und an einer Stelle des Films hatte Ruben eine dämliche Bemerkung gemacht, so dass wir uns vor Lachen kringelten. Sehr zum Ärgernis der anderen Gäste. Wir wurden angezickt, konnten aber auch nicht aufhören, zu lachen. Als Kumpel war Ruben echt voll okay. Ja, damals war er noch als Kumpel ganz okay. Jetzt musste ich fast ein wenig Grinsen. Inzwischen war mir klar, dass das damals wohl alles Masche war. „Danny, die Lösung bitte!“, ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Ein wenig überrumpelt blickte ich zur Lehrerin. Ich hatte ganz vergessen, dass ich soeben im Unterricht saß. Mathe war das glaub… „Öh“, mehr brauchte ich nicht sagen. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf und gab dem Streber die Aufgabe. Versuchen konnte man es ja wohl, dachte sie vermutlich. Ruben und ich hatten uns nach dem Montag fast jeden Tag getroffen. Ganz kumpelmäßig. Aber leider musste ich mir eingestehen, dass ich nicht nur kumpelmäßige Gefühle für ihn hatte. Er war leider immer noch verdammt sexy. Und dass sein Charakter auch total okay war, machte es nicht gerade besser. Und so musste kommen, was kommen musste. Wir küssten uns und auch hier musste ich mir eingestehen, dass ich es verdammt geil fand. Dabei sollte ich nicht vergessen, dass er es nicht ernst meinte und ich ihn eigentlich verarschen wollte. Ich seufzte. Scheiß Situation. Jedenfalls kannten wir uns jetzt seit drei Wochen und seit einer Woche waren wir irgendwie zusammen. Seitdem Kuss küssten wir uns täglich und seinen Beziehungsstatus hatte er im Internet selbstverständlich auf ‚vergeben‘ gesetzt. Ohne mich zu fragen. Einfach so war er vergeben und hatte mir die Beziehungsanfrage geschickt, die ich logischerweise annahm. Also kein romantischer Antrag bei Kerzenschein im Lieblingsitaliener, ob ich denn nun seins sein wollte. Und Gott, Mia ist abgegangen. Sie hat mich geschüttelt, mir eine geknallt und stundenlang auf mich eingeredet, wie ich nur so dumm und naiv sein konnte. Meine Antwort? ‚Weil ich ihn liebe.‘ Und endlich klingelte es zum Feierabend. Mia stöhnte erleichtert neben mir auf: „Endlich! Was machst du das Wochenende, Danny?“ Ich zuckte mit den Schultern: „Vielleicht etwas mit Ruben?“ „Danny!“, murrte sie, „Er verarscht dich doch bloß.“ „Ich weiß. Aber ich mag ihn nunmal“ Skeptisch zog sie eine Augenbraue nach oben: „Frei nach dem Motto: Liebe verzeiht alles. Oder wie?“ „Keine Ahnung“, ich hatte sie nach wie vor nicht eingeweiht. Inzwischen spielte ich sogar mit dem Gedanken, Ruben vielleicht erziehen zu können. Vielleicht konnte er auch eine ganz normale Beziehung mit Liebe und so führen. „Oh, schau mal, wer dort lauert“, meinte Mia, dabei deutete sie zur Tür. Auch mein Blick fiel zur Tür, wo Ruben stand und mich breit angrinste. Mein Herz begann wie wild zu schlagen. Hastig packte ich meine Tasche und eilte zu ihm, um ihn um den Hals zu fallen. Ich war so hoffnungslos verknallt. Scheiße auch! „Na mein Hübscher?“, Ruben lächelte mich charmant wie immer an, dann berührten seine Lippen hauchzart meine, nahmen dann sofort wieder Abstand. „Hey“, murrte ich und wollte ihn wieder zu mir ziehen, um ihn richtig zu küssen, aber er grinste nur und hielt mich auf Abstand, „Nur wenn du mir sagst, dass du das Wochenende noch nichts vor hast und liebend gern das Wochenende mit mir verbringen willst.“ „M-Meinst du damit auch … also, mit übernachten und so?“, oh Gott. Im nächsten Moment ohrfeigte ich mich selbst dafür. Sicher meinte er das! Er nickte: „Ja, bei dir, oder du bei mir. Wie du magst.“ Ich schluckte und nickte: „Okay…“ Ruben strich zaghaft eine Haarsträhne aus meinem Gesicht, dann lächelte er zufrieden und küsste mich nun ausführlich. Er sollte sich jetzt ja nicht einbilden, dass er mich gleich ficken konnte… __________________________________________________________ Sou meine Lieben, so viel zu ersten Runde der zwei :) An dieser Stelle DANKE für den Kommi und die Favo's :3 Ehe es jedoch zur zweiten Runde geht, möchte ich anmerken, dass ich zuerst meine andere FF http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/507483/287310/ -Meer sehen - fertig stellen werde :] MfG LisaEgoismus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)