Unten am Fluss von Feuerblut (Natsu x Levy!!!) ================================================================================ Prolog: Das unvermeidliche Schicksal einer Gilde ------------------------------------------------ „Ihr müsst zu diesem Auftrag! Alle beide! Ich kann nicht auf euch verzichten!“, bestimmte die ältere Frau und sah das junge Ehepaar ernst an. „Muss das sein? Kann denn nicht wenigstens Elly dableiben? Du weißt doch ganz genau, dass wir erst Eltern geworden sind, Master!“ Der weibliche Master schaute zu Boden. „Ich weiß es. Aber mir bleibt nichts anderes! Ihr beide seid nun einmal die besten Spione unserer Gilde… ihr habt eine Pflicht zu erfüllen!“ „Aber dieser Auftrag könnte unser Leben kosten! Das weißt du selbst, Miranda!“, rief der junge Vater aufgebracht, doch seine Frau legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Lass gut sein, Victor. Wir werden auf uns aufpassen. Was geschieht mit unserer Tochter, sollte uns etwas zustoßen?“, fragte die junge Mutter und die Gildenmasterin sah sie an. „Wir würden für sie sorgen, keine Angst!“ „Dann werden wir die Versiegelung einleiten, für den Fall der Fälle. Dieses Siegel kann nur von unserem Blut wieder geöffnet werden. Von unserer eigenen Tochter“, entschied Elly und Victor nickte. „Damit bin ich ebenfalls einverstanden. Um unsere Gilde steht es nicht gut“, bestätigte der Master und erhob sich. „Habt ihr jemanden, der sich um das Kind kümmert?“ „Ich werde unsere Tochter meiner besten Freundin Shannon geben“, bestimmte Elly und die Masterin seufzte. „Also. Ihr wisst, dass unsere Gilde Rose Blossom direkt vor einem Angriff steht. Das müssen wir unbedingt verhindern! Deswegen werdet ihr auf diese Mission geschickt. Findet heraus, wer unsere Feinde sind! Und vor allem warum…“ Nachdem sie alle Einzelheiten geklärt hatten, nickten die beiden beauftragten Magier. „Verstanden. Wir werden uns sofort auf den Weg machen“, sagte der junge Mann entschlossen. „Und wir werden um unseres Kindes Willen wieder zurückkehren!“, versprach die Mutter und die beiden verschwanden mit wehenden Umhängen aus dem großen geräumigen Vorraum ihrer Gilde. Alle Gildenmitglieder sahen ihnen nach, die Blicke ausnahmslos voller Sorge.     Zwei Tage später: Überall schrien Menschen, Feuer breitete sich aus. „Miranda! Die Hälfte der Gilde wurde bereits getötet! Wir haben es nicht geschafft, sie aufzuhalten! Was machen wir mit ihr hier?“, fragte die braunhaarige Shannon, welche ein kleines Kind im Arm hielt. Die Gildenmasterin von Rose Blossom, Miranda, trat näher an das Baby heran und nahm es in ihre Arme. „Ich werde mich darum kümmern! Verteidige die Gilde! Setzt alles dafür, dass wir die Feinde vernichten! Sie sind hinter unserer Magie her… Und wir beide… werden nun gehen“, bestimmte Miranda und verließ ihre Gilde, aber nicht ohne noch einmal wehmütig auf die Trümmer dieser zurückzublicken. Wie viele ihrer Freunde wohl noch leben würden, wenn sie zurückkehrte? Das Kind in ihren Armen schien von den Schreien aufgewacht zu sein und fing an zu weinen. „Ganz ruhig, meine Kleine… Ich werde dich beschützen!! Denn Victor und Elly… können es leider nicht mehr! Ich habe es ihnen versprochen!!“ Die Masterin kämpfte sich durch die Ruinen der bereits zerstörten Stadt und umklammerte den Brief in ihrer linken Hand etwas fester, als sie das Bündel in ihrem rechten Arm näher an ihre Brust drückte, um dem verängstigtem Kind den Anblick der Asche, Trümmer und blutigen Leichen zu ersparen. Der Weg würde zu weit sein. Viel zu weit. Sie würde mindestens eine halbe Stunde für eine Wegstrecke brauchen, wenn nicht noch länger. Also musste sie den kürzeren Weg nehmen. Der Pfad war eisig und es ging ein kalter Wind, welcher die Schreie des Kampfes immer noch zu ihr hinübertrugen. Ein beinahe schon einsam wirkender Fluss zog sich durch die einstmals prächtige Stadt, welche nun fast vollkommen zerstört war. Miranda kannte das Gewässer gut und wusste, dass der Fluss im Meer mündete. „Wakkusu… onajimi no mizu no basuketto! Körbchen des vertrauten Wassers… wachse! “, flüsterte Miranda und eine einzige Holzfaser zog sich aus ihrem Zeigefinger, welche sich zu einem dichten Körbchen zusammenflocht. Die Masterin legte das Kind in den Korb hinein und achtete darauf, dass es gut zugedeckt war. Danach legte sie einen Brief und eine rote Rose hinein, bevor sie dem Baby noch einmal über die winzige Wange streichelte. In diesem Moment füllten sich die Augen von Miranda mit Tränen, dennoch lächelte sie. „Hör auf zu weinen. Jetzt wird alles gut! Du wirst in einer wundervollen Gilde aufwachsen, die wir dir leider nicht mehr sein können. Ich wünsche dir viel Glück… kleine Levy.“ Mit diesen Worten setzte sie das Körbchen in den noch aufgetauten Fluss, legte den ebenfalls geflochtenen Holzdeckel darüber und schloss konzentriert die Augen. „Finde den Weg… in die Gilde Fairy Tail!“, befahl sie und einige bunte Funken führten das Körbchen einen magischen Weg entlang, welcher ins Meer führte, wo es bei Sonnenuntergang des darauffolgenden Tages an den Strand gespült wurde. Makarov stand gerade vor der Hintertür der Gilde und beobachtete mehr als besorgt den blutroten Sonnenuntergang. „Eine dunkelrote Sonne… verheißt nichts Gutes!“, stellte er fest, dann entdeckte er mit seinem aufmerksamen Geist das Körbchen mit der selig schlafenden Levy darin. Die Gilde Rose Blossom war zu dieser Zeit bereits untergegangen. Die Stadt und die Magiergilde lagen in Trümmern. Es gab niemanden, der überlebt hatte. Die Gildenmasterin Miranda lag regungslos auf dem Boden, nachdem sie von einem spitzen Kristall durchbohrt worden war. Sie war überströmt mit ihrem eigenen Blut. Alle hatten verzweifelt gekämpft und waren gestorben. Die einzige Überlebende dieser Gilde war Levy McGarden, welche Makarov mit ihren durchdringenden braunen Augen ansah, nachdem sie in seinen Armen aufgewacht war. Kapitel 1: Ein Aufbruch in die eigene Vergangenheit --------------------------------------------------- Ich wachte schweißgebadet auf. Warum hatte ich in den letzten Nächten eigentlich immer diesen seltsamen Traum? Ich konnte mich immer nur an Bruchstücke daran erinnern, doch er verwirrte mich sehr. Als ich nach dem Aufstehen schließlich in der Gilde war, konnte ich nicht wirklich nachdenken, da Jet und Droy sich wieder einmal alle Mühe gaben mich zu beeindrucken. Ich empfand jedoch nichts als Freundschaft für sie! Warum verstanden sie das denn nicht endlich? Heute nervten sie mich mit der Tatsache, dass sie sich bei unserem letzten Auftrag erkältet hatten. Was konnte ich denn aber bitte dazu, wenn beide bei diesem kalten Wetter ins Wasser gesprungen waren, nur um vor einem Feind zu flüchten? Ich sah zum Fenster hinaus. Schneeflocken tanzten draußen umher und schienen mich aufmuntern zu wollen, was ihnen jedoch nicht wirklich gelang. Ich mochte den Winter nicht sonderlich, er war mir zu kalt. Ich fing immer leicht an zu frieren, wo ich doch eh schon klein und schmal gebaut war. Der Fakt, dass ich in dieser kalten Jahreszeit Geburtstag hatte, änderte nichts an meiner Einstellung ihr gegenüber. „Levy?“, hörte ich die Stimme des Masters und blickte nach unten, wo er auch schon vor mir stand. Eigentlich war ich die Kleinste hier in Fairy Tail, aber unser Master war dann doch noch kleiner als ich. Allerdings konnte er auch größer werden als wir alle zusammen. Ich wusste bis heute nicht so recht, was ich von dieser Tatsache halten sollte. „Du weißt, dass der Tag immer näher rückt?“ „Ja, das ist mir nicht entgangen“, antwortete ich ihm und sah wieder aus dem Fenster. Er hatte mir letztens erklärt, dass ich als Baby in einem Körbchen angetrieben kam und ein Brief bei mir gelegen hatte, in dem erklärt wurde, dass die Gilde Rose Blossom, aus der ich abstammte, gerade angegriffen wurde und sämtliche Chancen auf einen Sieg schlecht standen, weswegen man mich auf Wunsch meiner Eltern zur Gilde Fairy Tail gebracht hatte. Allerdings sollte ich, wenn ich achtzehn wurde, zu einem bestimmten Ort kommen. Warum und wieso wurde in der Nachricht allerdings nicht aufgeklärt. Seitdem der Master mir dies vor einigen Tagen offenbart hatte, hatte ich diesen mysteriösen Traum. Ich konnte seine Worte und diese seltsame Nachricht einfach nicht vergessen. Ich hatte mir schon fast gedacht, dass meine Eltern tot waren, aber dass ich die einzige Überlebende einer ganzen Gilde sein sollte, das hatte ich nicht einmal geahnt. „Hast du dir deinen Partner für diesen Auftrag schon rausgesucht?“, fragte Makarov weiter und ich sah ihn mit einem zweifelnden Blick an. „Ich glaube, Jet und Droy kann ich vergessen, sie sind krank geworden. Ich weiß noch nicht genau, wer mitkommen soll…“ Okay, der erste Teil hatte der Wahrheit entsprochen, der zweite Teil allerdings… nun ja, ich hatte zugegebenermaßen schon sehr genaue Vorstellungen, wer mit mir auf diesen Auftrag kommen sollte, aber würde ich auch den Mut haben, diese eine Person zu fragen? Ich schielte zu ihm herüber. Natsu. Natsu Dragneel. „Du weißt, ich habe leider keine Ahnung, was dich dort erwarten wird, also nimm dir am besten einen unserer stärksten Magier mit, falls es doch gefährlich werden sollte!“, erinnerte mich der Master und ich erhob mich von der Fensterbank. „Werde ich, keine Sorge!“, beruhigte ich ihn. „Und du weißt auch, dass du spätestens morgen los musst?“ „Ja, weiß ich!“ Es war süß, wie er sich um mich kümmerte. Meines Wissens nach hatte er mich großgezogen, zumindest bis ich alt genug gewesen war, um von der gesamten Gilde erzogen zu werden. Eigentlich war meine Familie schon immer Fairy Tail gewesen, seit ich mich zurückerinnern konnte war ich hier… Und doch war es seltsam, zu meiner eigenen unbekannten Vergangenheit aufbrechen zu müssen. Ich schaute zu Natsu herüber. Er prügelte sich wie immer mit Gray. Also ganz normal. Doch irgendwie hatte ich ihn schon seit ich klein war bewundert - er hatte ein Ziel, welches lautete Igneel zu finden. Und dieses Ziel hatte er immer noch vor Augen, selbst nach all diesen langen Jahren. „Levy?“, hakte der Master nach, er schien offenbar bemerkt zu haben, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders war. „Ich werde mich darum kümmern, versprochen!“, versicherte ich zuversichtlich und Makarov nickte zufrieden, bevor er schließlich wieder an den Tresen ging. Nun konnte ich weiterhin meine Gedanken weiterspinnen: Wie sollte ich Natsu fragen? Ich musste ihn irgendwie abpassen, sobald er allein war… aber wie sollte ich das hinbekommen? Er war doch immer von seinen Freunden umzingelt, besonders von seinem fliegenden Kater. Wie bekam ich nur Happy los? Wobei… ich hatte da so eine Idee!! „Charle?“, fragte ich die weiße Katze, welche gerade neben mir einen Fisch aß und zu mir aufsah, nachdem ich sie angesprochen hatte. „Ja?“, fragte sie und ich beugte mich etwas weiter zu ihr hinunter, um nicht so laut sprechen zu müssen. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fing ich zögerlich an und die Katze legte nun ihren Fisch beiseite, um mir aufmerksam zuzuhören.   Es war ein anstrengender, aber schöner Tag gewesen. Obwohl ich sagen musste, dass ich nicht ausgelastet war… Der letzte Auftrag war schon etwas länger her und irgendwie fanden wir keinen passenden im Moment. In meiner Langeweile hatte ich mich wie gewöhnlich mit Gray geprügelt. Ich ging gerade allein nach Hause, Charle wollte noch irgendetwas von Happy, welcher demnach später nachkommen würde. Gähnend rieb ich meine Hände. Es war sehr kalt geworden in den letzten Tagen. Allerdings machte mir das als Dragonslayer des Feuers nichts aus, meine Haut war heiß wie eh und je. Die Schneeflocken schmolzen auf meiner warmen Schulter und ein kurzer Blick verriet mir, dass der Fluss, welcher sich durch Magnolia zog, beinahe komplett zugefroren war. „Wusstest du, dass dieser Fluss im Meer mündet?“, hörte ich plötzlich eine helle Stimme hinter mir und wirbelte herum. „Levy!“, entfuhr es mir überrascht und blieb stehen, als sie näherkam. „Der Fluss kommt von weit her, aber hier in Magnolia tritt er seine letzte Reise an, bevor er schlussendlich im Meer mündet“, fuhr sie fort und blieb am Ufer stehen. „Nein, das wusste ich nicht“, gab ich zu und stellte mich neben sie. „Ich komme ursprünglich nicht aus der Gilde Fairy Tail, weißt du? Ich war zwar schon immer da, aber mein Ursprung befindet sich in einer ganz anderen Gilde“, erzählte sie weiter und meine Augen weiteten sich. „Du… kommst gar nicht aus Fairy Tail?“, hakte ich verdutzt nach. „Nein. In zwei Tagen werde ich achtzehn und in einem rätselhaften Brief steht, dass ich an den Ort von damals gehen muss. Um das Geheimnis zu lüften. Aber ich kann nicht allein gehen, der Master würde es nicht zulassen. Ich… Natsu… würdest du mit mir gehen?“ Ich fror zwar nicht in dieser Winternacht, aber ihre Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken. „Ich soll… mit dir gehen?“, wiederholte ich und sie nickte eifrig. „Ja! Natürlich nur, wenn du möchtest!“ „Klar!“, erwiderte ich augenblicklich, ich wusste selbst nicht so genau, warum ich ihr sofort zustimmte. Irgendetwas zog mich zu ihr… sie sah so allein und verloren aus in dieser verschneiten Nacht. „Vielen Dank, Natsu! Das bedeutet mir wirklich sehr viel!“, sagte sie und ich lächelte. „Wann geht es los?“ „Gleich morgen!“, warnte mich Levy vor und ich nickte. „Hauptsache nicht um sechs Uhr morgens“, hoffte ich und sie schüttelte lachend den Kopf. Mir war noch nie aufgefallen, wie glockenhell ihr Lachen klang. „Nein! Nicht doch! Lass uns gegen Mittag aufbrechen!“, schlug sie vor und ich streckte meinen rechten Daumen in die Höhe. „Perfekt!“, stimmte ich ihr zu und sie lächelte. „Dann eine gute Nacht, Natsu!“, wünschte sie mir, dann war sie verschwunden.   Ich blickte ihr nach, konnte sie in der Dunkelheit jedoch nicht mehr ausmachen. Nachdenklich kehrte ich nach Hause zurück und legte mich in mein Bett. Happy kam irgendwann am späten Abend zurück, doch ich tat so, als ob ich bereits schlafen würde, denn ich wollte in meinen Gedanken nicht gestört werden. Levy hatte mich gefragt, ob ich mit ihr auf einen Auftrag ging. Sie hatte mich gefragt… aber warum? Eigentlich hatten wir in der Gilde nicht sonderlich viel miteinander zu schaffen. Jet und Droy gaben sich auch immer die größte Mühe, sie von den anderen abzuschirmen, wenn ich genauer darüber nachdachte. Fühlte sie sich vielleicht einsam? Hatte sie… die Nase voll von ihren beiden Teamkollegen? Unruhig driftete ich in den Schlaf, das Letzte, was ich mitbekam war, dass es mittlerweile draußen weiter schneite, ganz heimlich, still und leise.   „Und du willst wirklich niemanden außer Natsu mit auf die Mission nehmen?“, fragte Mirajane und ich schüttelte den Kopf. „Der Master meinte, eine weitere Person würde reichen. Er will nur nicht, dass ich ganz allein gehe, falls doch etwas passiert!“, entgegnete ich und die Barfrau lächelte mich an. „Verständlich. Dann wünsche ich dir viel Glück!“, sagte sie und ich bedankte mich. „Und Levy? Wer kommt mit auf deine Mission?“, wollte Makarov wissen, der urplötzlich neben mir stand. „Ich habe mich für Natsu entschieden!“, antwortete ich etwas kleinlaut und der Master fing plötzlich an rot zu werden wie eine Chilischote: „NATSU? DAS IST NICHT DEIN ERNST! DU KANNST DOCH NICHT NATSU MITNEHMEN!“, brüllte er, „Er hat doch nichts im Hirn! Außerdem… zerstört er doch bestimmt wieder alles!“, fügte er noch etwas leiser hinzu, während seiner Worte war er bedrohlich angewachsen, schrumpfte jedoch bereits wieder. „Ich meine gehört zu haben, dass die Stadt an sich schon zerstört sei, Master? Da kann Natsu doch nicht mehr allzu viel zertrümmern, oder?“, hakte Mirajane nach und Makarov sah sie skeptisch an. „Das stimmt schon, aber Natsu… findet immer noch was zum Zerstören, Mira!“, endete er. „Aber das passt doch, Master! Natsu kann hervorragend kämpfen, und Levy ist das Köpfchen im Team! Also! Das ist doch eine sehr gute Kombination! Die beiden werden sich sicherlich hervorragend ergänzen, da bin ich mir sicher!“, meinte die Weißhaarige zuversichtlich und verließ mit einem Tablett voller Getränke bewaffnet ihren Standort hinter dem Tresen. „Na, wenn du meinst… Also, Levy, hier ist der Brief, der damals mit dir kam. Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen!“, sagte Makarov etwas ruhiger und überreichte mir das wertvolle Blatt, jenes Schriftstück, das mir meinen Weg in die Vergangenheit weisen sollte. Ich bedankte mich bei ihm und verzog mich in die Bibliothek. Bevor Natsu und ich aufbrechen konnten, musste ich den Standort jenes Geheimnisses erst einmal herausfinden. Ich ließ mich nachdenklich auf einen Stuhl sinken und strich beinahe liebevoll über den Brief und begann zu lesen: Lieber Makarov,   wir sind in einer großen Notlage. Hilfe anzufordern ist sinnlos, dazu wird es bereits zu spät sein. Wir werden kämpfen, aber unsere Siegeschancen liegen nahezu bei null. Selbst ich als Master werde vermutlich nicht viel ausrichten können, da unsere Feinde über eine mysteriöse Kraft verfügen, mit der sie uns irgendwie außer Gefecht setzen können. Hier ist das einzige, noch lebende Kind unserer Gilde - Levy McGarden. Du weißt selbst, dass bei uns die Solid Script Magie sehr ausgeprägt war, ich hoffe, dass auch sie eines Tages eine begabte Magierin wird. Ich musste ihre Eltern bei einem wichtigen Auftrag als Spione einsetzen, bei dessen Verlauf sie tragischerweise ums Leben gekommen sind. Sie wurden vermutlich enttarnt, dadurch ist die Situation eskaliert und unsere Gilde befindet sich nun in ihrem finalen Kampf. Du weißt selbst, wie sehr ihre Eltern Fairy Tail verehrt haben, wären sie nicht bereits in unserer Gilde gewesen, so wären sie der deinen sofort beigetreten. Bitte, pass gut auf die Kleine auf, wir verlassen uns auf dich und deine Gilde!   Ich verbleibe mit den besten Grüßen und… lebe wohl, Makarov! Ich habe dich immer sehr geachtet und hoffe, dass deine Gilde niemals in solch eine Situation kommen wird wie meine… Es ist schrecklich all seine Kinder zu verlieren! Doch nun werde ich ebenfalls kämpfen und mein Bestes versuchen!!   Deine Miranda   PS: Wenn Levy achtzehn Jahre alt wird, soll sie an den auf der Karte beschriebenen Ort gehen und das Geheimnis lüften, welches ihn umgibt! Bitte übergib ihr diese Dokumente, wenn sie alt genug dafür ist. Bis es soweit ist: Hauche ihr den Geist von Fairy Tail ein und stärke ihr Gemüt, damit sie an jenem Tag stark sein wird!   Ich blätterte um und sah eine skizzierte Karte, auf welcher nur einige Striche und ein Kreuz zu sehen waren.   Liebe Levy,   dies hier wird deine Herausforderung werden um zu testen, ob du unserer Gilde würdig gewesen wärst. Du befindest dich hier auf den Spuren deiner Vergangenheit. Nutze die Hinweise klug! Ich bin mir sicher, dass du ein großes Mädchen mit unglaublichen Kräften geworden bist. Glaube an dich! Du wirst es schaffen!   Mit den liebsten Grüßen   Miranda (Gildenmasterin von Rose Blossom)   Mir standen die Tränen in den Augen, ich war so gerührt. Die Gildenmasterin meiner Eltern hatte mir einen Brief geschrieben. Ihre Worte waren so gutmütig, so liebenswert… Ich drückte das beschriebene Blatt Papier bedächtig an meine Brust und schloss die Augen. Danach widmete ich mich der Karte, welche mich schon jetzt verwirrte. Ich konnte Straßen darin erkennen, doch es waren auch einige Linien dabei, welche sich eher schlängelten… konnte das ein Fluss sein? Vielleicht sogar jener Fluss, in den sie mich damals ausgesetzt hatte? Mithilfe meiner Schnelllesebrille und einigen Büchern aus dem zahlreichen Fundus unserer Bibliothek machte ich mich an die Arbeit und es fiel mir immer leichter die Hinweise zu deuten. Wo die Gilde Rose Blossom damals gestanden hatte, fand ich beinahe schon im ersten Buch heraus. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob mich die Gildenmasterin auch in der Stadt ausgesetzt hatte oder vielleicht doch woanders. Wie man jedoch an dem hektisch zusammengeschriebenen Brief erkennen konnte, war ihr offensichtlich nicht viel Zeit geblieben, also ging ich davon aus, dass sie mich in der Nähe der Gilde auf meine Reise nach Fairy Tail geschickt haben musste. Ich verglich sämtliche Landkarten im Umkreis der alten Gilde mit der gezeichneten Karte. Es gab zwei Stellen in der Stadt, welche mit der Karte übereinstimmten und beide am Fluss lagen. Ich tendierte allerdings dazu, dass Miranda mich damals an einen Ort nahe der Gilde gebracht hatte, weswegen ich vermutete, dass die Stelle, nach welcher ich suchte, diejenige von beiden war, welche näher bei der einstmaligen Gilde lag. Ich packte meine Aufzeichnungen, die meine Erkenntnisse beinhalteten, zusammen und ging mit ihnen wieder nach oben. „Und? Hast du etwas herausgefunden?“, fragte Mira interessiert und ich nickte. „Ja, ich glaube, ich weiß, wo wir hinmüssen“, vermutete ich und meine Freundin lächelte. „Das ist doch schön!“, meinte sie und dann stand auch schon Lucy vor mir: „Hi Levy!“, grüßte sie mich und ich umarmte sie. „Hallo Lucy!“, begrüßte ich meine beste Freundin. „Ich habe gehört, du gehst mit Natsu zusammen auf einen Auftrag?“, fragte sie und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Ja, das ist richtig!“, antwortete ich möglichst sachlich und kratzte mir den Hinterkopf. „Steckt da etwa noch mehr dahinter als ein normaler Auftrag?“, wollte sie neugierig wissen und ich lief sofort rot an. „W… Was? N… Nein! N… Natürlich nicht!“, beteuerte ich, aber das Grinsen meiner Freundin wurde immer breiter. Was musste sie mich denn auch immer gleich durchschauen?! War es denn so offensichtlich, dass ich mich in Natsu…?? „Levy, hör zu! Mir musst du es doch nicht verheimlichen, ich bin deine beste Freundin!“ „A… Also gut“, gab ich nach und erzählte ihr von dem Brief und dem Auftrag. „Ein geheimnisvoller Brief also? Das klingt ja spannend! Schade, dass du Natsu und nicht mich mitgenommen hast. Aber ich verstehe schon, dass ihr zwei mal allein sein wollt! Hier in der Gilde ist eindeutig zu viel los!“, nickte sie eifrig und ich fühlte schon wieder, wie mein Kopf rot wurde. Ach verdammt… warum war ich denn auch so schüchtern? „Und heute Mittag geht’s los? Dann wünsche ich dir viel Glück! Ich meine natürlich mit Natsu, aber auch auf dem Auftrag, versteht sich! Du löst das Geheimnis ganz sicher! Du bist die klügste Magierin von Fairy Tail, mit deinem Grips kann wirklich nicht jeder mithalten, besonders Natsu nicht, das kann ich dir gleich sagen… Vermutlich musst du ihm die Vorgehensweise zweimal erklären!“ „Was lästerst du da gerade über mich, Lucy?“, erklang plötzlich eine Stimme hinter mir und ich zuckte sichtlich erschrocken zusammen. „I… Ich? Gar nichts!“, antwortete Lucy schnell abwinkend. Natsu sah skeptisch zwischen uns beiden hin und her und versuchte wohl unsere Gesichtszüge zu interpretieren. Lucy löste diese Situation auf ihre Art: Sie grinste und streckte die Zunge heraus. Danach ging sie von dannen. Ich blickte ihr etwas verwirrt hinterher. „Naja, auch egal. Gehen wir, Levy?“, fragte mich der Dragonslayer und ich betrachtete ihn genauer. Eigentlich sah er aus wie immer: Kurze, schwarze Weste, sein heißgeliebter Schal und eine Dreiviertelhose. Mir wurde schon kalt, wenn ich ihn nur ansah. Ich hatte mir Handschuhe, Schal, eine dicke Winterjacke und gefütterte Stiefel eingepackt. Die Drachentöter hatten es wirklich gut… wenn sie überhaupt alle diese Fähigkeit besaßen. Vielleicht verfügte auch nur Natsu darüber, weil er der Dragonslayer des Feuers war? Ich musste bei Gelegenheit unbedingt einmal Wendy fragen… Doch jetzt sollte ich mich auf meinen ganz persönlichen Auftrag konzentrieren! „Ja klar, wir können!“, sagte ich, nachdem ich mich in mein ganzes Winterequipment eingemummelt hatte und mein Rucksack dadurch wesentlich leichter geworden war, wie ich erleichtert feststellte, als ich ihn auf den Rücken schwang. „Dir scheint ja besonders kalt zu sein“, merkte Natsu an und ich blickte ihm trotzig in die Augen. „Ich bin auch kleiner und zierlicher! Außerdem habe ich keine so heiße Haut wie du!“ „Auch wieder wahr“, antwortete Natsu grinsend und wir verabschiedeten uns von der Gilde. Lucy zwinkerte mir noch einmal unauffällig zu, dann ließen wir das warme Gebäude hinter uns und gingen in die kalte Welt hinaus. „Wohin gehen wir jetzt eigentlich?“, fragte Natsu und ich musste schmunzeln. Er war so wunderbar naiv, hatte einem Auftrag zugestimmt, von welchem er noch nicht einmal den Zielort kannte, geschweige denn die Mission an sich. Also… erzählte ich ihm alles. Von Anfang an.   Ich hörte ihr gebannt zu. Ich hatte nichts von ihrer Vergangenheit gewusst, und dieser Auftrag, zu welchem wir aufgebrochen waren, klang wirklich geheimnisvoll. „Levy… warum wolltest du eigentlich, dass ich dich begleite?“, traute ich mich nach einer halben Ewigkeit zu fragen und bekam prompt ein Lächeln von ihr geschenkt. „Ich wollte endlich etwas erleben!!“, antwortete sie und ich starrte sie an. „Etwas… erleben?“, hakte ich verständnislos nach, ich merkte erst gar nicht, dass ich stehengeblieben war. „Ja. Jet und Droy sind immer so brav. Sie machen beinahe alles haargenau nach Plan und das wurde mir irgendwann einfach zu langweilig. Aber bei dir… der Master regt sich immer auf, weil du halbe Städte zerstörst und dem Feind mit mehr als nur Übereifer entgegentrittst. Das will ich mal sehen!“, erklärte sie und ich musste grinsen. „Du willst also sehen, wie ich eine halbe Stadt zerstöre?“, fragte ich und sie kicherte. „Das mach ich doch mit links… Nein, jetzt im Ernst, glaubst du, wir treffen auf Feinde?“, wollte ich wissen und Levy schaute mich an. „Ich glaube nicht. Es dürfte niemand von dem Brief wissen, außer ein paar Leuten aus Fairy Tail.“ „Na, dann wird der Auftrag ja ruhig vonstattengehen“, meinte ich zuversichtlich und sie nickte. „Ja, das glaube ich auch“, vermutete Levy und wir wanderten weiter durch die verschneite Landschaft. Meiner Begleiterin zufolge sollten wir gegen Abend in jenem Ort, an dem ihre ehemalige Gilde stand, angekommen sein. Doch der Schnee hinderte an vielen Stellen unser Vorankommen und er war teilweise so hoch, dass ich ihn mit meinem Feuer wegschmelzen musste. „Ich wusste, es ist praktisch dich mitzunehmen, Natsu“, stellte die kleine Blauhaarige fest und ich zuckte die Achseln. „Aha, also deswegen hast du mich gefragt, verstehe…“, antwortete ich verstehend und war gespannt auf ihre Reaktion. „N… Nein, so ist das nicht! Wirklich nicht, Natsu! Du verstehst das völlig falsch!“, widersprach sie und ich grinste. „Aha“, meinte ich noch, bevor sich eine peinliche Stille zwischen uns aufbaute. „Naja, ich hatte mir dann doch irgendwie eine spannendere Situation vorgestellt meine Magie einzusetzen. Aber vielleicht kommt das ja noch“, sagte ich hoffnungsvoll, um das Schweigen zu brechen, doch ich blieb erfolglos. Also… brannte ich weiterhin den Schnee weg. Es wurde allmählich dunkel und der Himmel hatte sich zugezogen. Ich hoffte, dass es nicht noch mehr schneien würde. Levy sah jetzt schon so aus, als ob sie frieren würde. Obwohl sie all diese vielen Winterklamotten trug, bibberte sie. „Ist dir kalt?“, fragte ich und sie sah zu mir auf, dann lächelte sie. „Nein. Mach dir keine Sorgen“, versicherte sie, doch das Zittern ihrer Hände bewies mir das Gegenteil. Sie wollte sich nicht helfen lassen. Zumindest anscheinend nicht von mir.   Natsu war so süß. Ich wollte ihm so liebend gern sagen, dass mir kalt war, aber ich traute mich einfach nicht. Doch dass er sich Sorgen um mich machte, fand ich dann doch irgendwie rührend. Von der Wegstrecke her hätten wir locker bis zum Abend unser Ziel erreichen können, allerdings hatte ich meine Rechnung ohne das Wetter gemacht. Der Schnee hinderte unser Weiterkommen doch sehr. Irgendwann hatte Natsu solches Mitleid mit mir, dass er den Weg vor uns freischmolz. „Ich kann nicht mehr“, brachte ich schließlich keuchend hervor und lehnte mich an einen Baum. Obwohl er den Weg größtenteils freimachte, stolperte ich oder kam unbewusst vom Weg ab, wo ich abermals im Schnee versank. Meine Kräfte ließen nach und ich konnte nicht mehr genau koordinieren, wohin ich lief. „Wir sollten uns eine Übernachtungsmöglichkeit suchen, die Nacht wird vermutlich eisig werden. Und sie bricht früh herein“, vermutete Natsu und ich sah zu ihm auf. Er schaute mich besorgt an, bevor er seinen Blick umherschweifen ließ. Auch ich blickte mich suchend um. „Hier ist nichts…“, stellte ich bibbernd fest. In der Ferne waren mehrere Berge und ansonsten nichts als kalte, leblose Landschaft. „Oh doch. Da vorne ist ein Gebirge. Vielleicht gibt es da eine Höhle. Lass nachsehen! Kannst du noch bis dahin laufen?“ „Ja“, sagte ich und folgte ihm. Es war schon irgendwie skurril: In Magnolia war immer so viel los, so viel Trubel, so viele Menschen. Und hier war einfach niemand, nichts, Leere, Stille. Es war ungewohnt für mich und irgendwie fühlte ich mich in seiner Nähe unwohl. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen ihn mitzunehmen… Immer wenn er mich ansah, beschleunigte sich mein Herzschlag. Und wir würden zusammen übernachten. Oh Gott. Vielleicht sollte ich mich wie ein Schneehase irgendwo vergraben und mich vor ihm verstecken? Auch, wenn das zur Folge hätte, dass ich erfrieren würde… „Ah, hier haben wir doch was. Etwas klein, aber machbar“, hörte ich Natsu plötzlich sagen und sah überrascht auf. Ich war ihm, in meinen Gedanken versunken, einfach gefolgt, ohne zu sehen, wo wir eigentlich hinliefen. Natsu strahlte mich beinahe stolz an und präsentierte mir ein sehr überschaubares Loch in einem Berg. „Okay. Bleiben wir hier“, entschied ich kompromissbereit. Ich war sehr müde und hatte keine Kraft mehr, um nach etwas Brauchbarerem zu suchen. „Ich suche dann mal etwas Feuerholz“, schlug Natsu vor und ich nickte. „Ich werde diese Höhle in der Zwischenzeit bewohnbar machen“, bestimmte ich und Natsu wollte sich gerade zum Gehen wenden, als ich ihn an seiner Weste packte und er fragend zurückblickte. „Natsu… bleib bitte nicht lange weg. So ganz allein… ist es hier unheimlich“, bat ich ihn und er legte mir beruhigend seine Hand auf meinen Oberarm. Selbst durch die Jacke spürte ich seine Wärme. „Nein… versprochen “, versicherte er und wandte sich zum Gehen. Ich sammelte die einzelnen Steine vom Boden auf und warf sie nach draußen. Dann breitete ich meinen Schlafsack aus (Natsu brauchte dank seiner Körperwärme keinen) und entledigte mich meiner klatschnassen Sachen. Meine Mütze war so voller Schnee, dass sie komplett durchgeweicht war. Meinen Handschuhen und meinem Schal war es nicht anders ergangen. Ich legte alles an den Rand der Höhle und packte unser Abendessen aus. Allerdings benötigten wir dafür Feuer und da Natsu noch nicht wieder da war, legte ich unseren Proviant in die Mitte der Höhle, wo ich mit etwas größeren Steinen eine Feuerstelle gelegt hatte. Da ich keine Wechselsachen dabei hatte und mir noch kälter wurde, mummelte ich mich bibbernd in meinen Schlafsack ein, während ich weiter wartete.   Als ich mit Feuerholz wiederkam, sah ich Levy an die Wand der Höhle gelehnt. Ihre Augen waren geschlossen. War sie etwa eingeschlafen? „Levy?“, flüsterte ich, nachdem ich leise das Feuerholz abgelegt hatte und sie etwas länger beobachtet hatte. Keine Antwort. Ich musste unwillkürlich lächeln, doch dann sah ich sie wieder besorgt an. Es war sogar so kalt geworden, dass ihre Haarspitzen, welche sie nicht unter die Mütze gebracht hatte, eingefroren waren. Wenn ich nun ein Feuer in der Höhle machte, würde das Eis schmelzen und sie hätte nasse Haare. Und das könnte bei dieser Kälte gefährlich für sie werden. Ich hatte gesehen, dass sie ihre nassen Klamotten weggelegt hatte und entschloss mich dazu, endlich das Feuer in Gang zu setzen, wo ich mir doch so viel Mühe gegeben hatte geeignetes Brennholz zusammenzusuchen. Nachdem das Feuer brannte, legte ich Levys Sachen in die Nähe der Flammen, damit sie trocknen konnten. Danach widmete ich mich dem Essen, welches ich über dem Feuer erwärmte. Der Geruch von Fisch strömte in meine Nase. Happy würde dies sicherlich gefallen. Doch der Kater konnte leider nicht auf diesen Auftrag mitkommen. Charle und Lucy beanspruchten ihn. Warum, das wollte er mir nicht sagen und ich hatte keine Zeit mehr gehabt, Lucy zu fragen. Da Happy besonders vernarrt, beziehungsweise verliebt in die weiße Schönheit von Katze war, ließ ich ihn gewähren. Denn Verliebte wollten allein sein… was auch hoffentlich Lucy begriff. Ich sah zu Levy herüber. Es war das eingetroffen, was ich befürchtete hatte: Das aufgetaute Wasser tropfte von ihren Haaren auf ihre Schultern hinunter und durchnässten auch langsam ihren Schlafsack. Ich setzte mich neben sie und legte vorsichtig meine Hände an beide Seiten ihres Kopfes. Leicht und ganz sanft streichelte ich ihr über die Haare, immer wieder.   Es war mir fast schon klar, dass ich wegnickte. Ich war so erschöpft und da wurden mir selbst die Kälte und die Einsamkeit egal. Mir war lange kalt, doch dann spürte ich plötzlich diese wohltuende Wärme. Sie stieg mir schon zu Kopf, ich konnte mir zwar nicht erklären, warum, aber sie war wohltuend und angenehm. Verwirrt öffnete ich blinzelnd die Augen und erkannte verschwommen eine Person mit rosafarbenen Haaren. „Natsu…“, hauchte ich verwirrt und er grinste. „Na, endlich aufgewacht?“, fragte er und ich sah das Feuer vor mir. „Ja… was tust du da?“, verlangte ich verwirrt zu wissen, als ich seine Hände an meinem Kopf spüren konnte. „Ich trockne dir die Haare. Sie sind gefroren, hast du das nicht gemerkt?“, wollte er wissen und ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du dich erkälten könntest. Deswegen…“, erklärte Natsu und wandte leicht den Blick ab, bevor er seine Hände von meinem Kopf sinken ließ. Schade. Das hatte sich gerade… so unbeschreiblich gut angefühlt. Doch meine Laune hob sich wieder, als mir ein appetitlicher Geruch in die Nase stieg und ich lächeln musste. „Mmh, hier riecht es lecker!“ „Ja, das Essen ist gerade fertig! Ich habe totalen Hunger!!!“, entgegnete Natsu, anscheinend froh über den Themenwechsel und reichte mir einen Fisch. „Kann ich mir vorstellen“, sagte ich, wohlwissend, was der Drachentöter immer an Massen von Nahrungsmitteln in der Gilde verspeiste. „Deine Kleider dürften auch bald trocken sein“, fügte er noch an und ich errötete etwas. Er klang ja gerade so, als ob ich mich ganz ausgezogen hätte… Das war ja so peinlich! „Vielen Dank“, murmelte ich, bevor wir uns dem Essen zuwandten. Wir waren den ganzen Tag gelaufen und ich hatte demnach einen riesigen Hunger. Allerdings aß Natsu dreimal mehr als ich, aber das war wohl normal. Schließlich aßen Männer ja immer mehr als Frauen und Natsu hielt mit diesem Vorurteil locker mit. „Ist etwas?“, fragte mein Gegenüber mit vollem Mund, ich hatte ihn wohl eben besonders auffällig angestarrt. Er hielt noch den Rest seines dritten Fischs in der Hand und ich schüttelte kichernd den Kopf. „Nein, Natsu. Iss ruhig weiter. Alles gut!“, winkte ich ab und aß meinen ersten Fisch zu Ende.   Hatte ich etwas falsch gemacht? Sofort setzte ich mich aufrechter hin und aß den Rest meines Abendessens… genierter. Wollte ich sie etwa beeindrucken? Nein, ich wollte einfach nicht, dass sie sich für mich schämte. Das war alles!! Aber… eigentlich konnte sie sich für mich nicht schämen, schließlich waren wir ganz allein in dieser verschneiten Wildnis. Oh Gott, warum waren meine Gedanken so wirr? „Ich bin müde, ich lege mich schlafen“, gähnte Levy nach einer kleinen Weile und legte sich bibbernd in ihren Schlafsack. Sogar das Feuer schien sie nicht mehr genügend zu wärmen. Ich sah es mir ungefähr eine Stunde lang an, wie sie sich unruhig hin und her wälzte, dann legte ich mich zu ihr und schlang die Arme von hinten um ihren Schlafsack. „Natsu… was machst du da?“, fragte eine hohe, heisere Stimme aus dem Schlafsack und als ich sah, dass die Luft, welche sie ausatmete, sich zu einem dichten Dampf verformte, fasste ich einen Entschluss. „So wird das nicht funktionieren“, stellte ich fest und machte ihren Schlafsack auf. Levy starrte mich an, als ich mich zu ihr legte und sie in meine Arme zog. „A… Aber ich dachte, du brauchst keinen Schlafsack?“ „Brauche ich auch nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Aber du brauchst jemanden, der dich wärmt, weil du sonst nie einschlafen wirst. Und da meine Haut an sich schon viel wärmer ist als bei gewöhnlichen Menschen, werde ich deinen Körper auch mitwärmen. So einfach geht das.“ Ja. So einfach hatte ich es gesagt. Aber meine dahergeredeten Worte auch in die Tat umzusetzen, kostete mich doch einiges an Überwindung und ließen mich mehrmals schlucken. Es war nicht, dass ich mit ihr in einem Schlafsack schlief. Es war, dass ich sie bei mir spürte, dicht bei mir spürte. Dieser Moment, als ich sie an mich zog, wirkte so unecht. Einfach nicht realistisch, beinahe wir ein Traum. Und doch war er Wirklichkeit. Levy war so zierlich, leicht. Doch nicht nur das: Sie war eiskalt und sehr angespannt in meinen Armen. Sie legte ihren Kopf auf meine Brust. Oh Gott! Hoffentlich hörte sie mein rasendes Herz nicht! „Danke, Natsu…“, flüsterte sie, dann spürte ich, wie sie sich ganz langsam in meinen Armen entspannte und in den Schlaf glitt. Ich beobachtete sie noch lange, bevor ich meine Augen ebenfalls schloss und meinen eigenen Schlaf suchte. Doch meine Träume… waren verwirrend und handelten von einer gewissen Person, welche sich gerade an mich kuschelte.   Es war vergeblich, nach Schlaf zu suchen. Wenn einem so kalt war wie mir, konnte man ihn einfach nicht finden, egal wie lange man auf der Suche war. Ich hatte das Gefühl, meine Beine nicht mehr zu spüren, als Natsu sich einfach so zu mir legte, ohne dass ich ihn gefragt oder sogar darum gebeten hätte. Er hatte es einfach so getan! Mir war es unwohl, mich so dicht an ihn zu legen, ich war doch sehr angespannt, weil ich Angst hatte, dass mein Herz aus der Brust springen würde, sobald ich in seinen Armen lag. Wenn das passieren sollte, wüsste er doch gleich, dass ich in ihn verliebt war! Doch seine Wärme tat ihr übriges und war, wie ich feststellen durfte, sehr effektiv. Ich hörte sein eifrig pochendes Herz und fragte mich, ob es immer so heftig schlug. Wahrscheinlich. Schließlich war er nicht umsonst so warm und seine Körpertemperatur wesentlich höher als bei Normalsterblichen. Ich konnte meine Beine wieder bewegen und schmiegte mich noch näher an ihn. Seine Nähe tat so gut, er war so wunderbar warm und sein Geruch beruhigte mich von Minute zu Minute mehr. Ich schloss die Augen. Wenn es nun so war, dann sollte es wohl so sein. Meine eigene Körperwärme kehrte allmählich ganz zu mir zurück. Das Zittern wurde weniger, bis es schließlich ganz wegblieb. Mein Atem wurde ruhiger, ich stöhnte leise, bevor ich dem dringenden Drang meines Körpers nachgab, welcher nach Schlaf verlangte… Es tat so gut, in das warme, helle Licht zu fallen, ganz, ganz tief… Kapitel 2: Gefangen! -------------------- Ich wachte auf, weil sich etwas auf mir bewegte. Ich öffnete flatternd die Augen. Der Morgen war kalt und es stürmte draußen. Das Feuer war über Nacht ausgegangen, da das Holz nicht ausgereicht hatte, welches ich am Abend zuvor mitgebracht hatte. Ich sollte neues besorgen. Levy schien noch nicht aufgewacht zu sein. Meine linke Hand hob sich… und strich ihr langsam über die Haare. Erleichtert stellte ich fest, dass sie trocken waren. Sehr gut. Sie war auch wieder warm, auch das konnte ich spüren. Ihr Herz schlug ruhig und gleichmäßig, ihr Kopf zuckte etwas auf meiner Brust, sie schien wohl noch zu träumen. Vorsichtig und beinahe ein wenig wehmütig löste ich mich von ihr und schälte mich aus dem warmen Schlafsack, welchen ich sofort wieder zumachte, sodass Levy nicht wieder anfing zu frieren. Ich verließ die Höhle und der kalte Wind zerrte an meinem Schal, welchen ich mir sofort etwas dichter um meinen Hals zog. Zum Glück hatte es in der Nacht nicht noch mehr geschneit. Es war ganz still draußen, man hätte eine Stecknadel fallen lassen können und ich hätte sie gehört. Okay, in Anbetracht des hohen Schnees vielleicht doch nicht, dieser hätte den Fall abgefangen… Ich fand einige Äste, welche ich aufsammelte. Die Arbeit tat mir gut, es war ruhig und ich genoss die frische Luft. Das Einzige, was mir nicht gefiel, war dieser eiskalte Wind, der sogar mich als Dragonslayer missmutig bibbern ließ. Als ich mit dem Feuerholz zurückkam, schlief meine Gefährtin immer noch. Sie schien wahrlich sehr erschöpft zu sein. Ich machte ein Feuer und kümmerte mich um das Frühstück. Mann, hatte ich einen Kohldampf! Mirajane hatte uns Waffeln eingepackt, welche ich ein wenig auf dem Feuer erwärmte. Dann ging ich zu Levy und überlegte, was ich nun tun sollte. Sollte ich sie wecken? Oder weiterschlafen lassen? Nein, ich würde sie wecken, ich musste. Wir hatten heute noch einiges vor. Levys Vergangenheit rief uns zu sich! „Levy… wach auf!“, flüsterte ich leise und strich ihr sanft über die Wange.   Das Gefühl von Wärme tat so gut, umfing mich, die gesamte Nacht über. Ich schlief so gut wie schon lange nicht mehr. Sogar mein Albtraum war heute Nacht ausgeblieben. Ich konnte Natsus ruhige Atemzüge spüren, die mir Sicherheit gaben. Ich war nicht allein in dieser menschenleeren Wildnis, auf diesem Auftrag. Er war bei mir. Er, in den ich mich… „Levy… wach auf!“ Ich spürte seine warme Hand auf meiner Wange… Ich hörte seine Stimme, sie riss mich aus meinem schlafähnlichen Zustand. Ich schlug die Augen auf und ein verschwommener Natsu wurde immer schärfer. „Na, endlich ist sie wieder unter den wachen Menschen!“, stellte er grinsend fest und ich wurde sofort wieder schüchtern. „Äh… ja… nochmal danke fürs, fürs… Wärmen“, brachte ich stockend heraus, doch Natsu schien das noch als einen verschlafenen Zustand meinerseits wegzustecken: „Kein Problem, wirklich!“, winkte er ab. „Ich hab Frühstück gemacht!“, fügte er noch an und ich strahlte. „Oh wie schön, ich habe wirklich Hunger!“, sagte ich und nahm eine der warmen Waffeln an mich. „Also, wie sieht nun die Planung für heute aus?“, fragte Natsu halb kauend und ich zog die Karte aus der Bibliothek heraus. „Ich habe eine Karte. Wir befinden uns jetzt ungefähr dort“, Ich deutete auf einen Fleck am unteren rechten Rand der Karte, „Und wir müssen da hin!“ Ich zeigte auf die Mitte des Papiers. „Das ist der Ausschnitt der Karte, wo wir hinmüssen. Hier. Das ist der Ort, aus dem Brief der ehemaligen Gildenmasterin Miranda“, erklärte ich und hielt Natsu das Blatt hin, welcher es an sich nahm und dann wieder auf meine großen Karten schaute. „Ich habe die Stadt analysiert. Es gibt zwei Orte, die zu ihrer Skizze passen würden. Das hier…“, Ich fuhr mit meinem Finger die etwas geschlängelte Linie entlang, „… könnte der Fluss dieses Ortes sein, der sich, ähnlich wie in Magnolia, durch die gesamte Stadt zieht.“ „Stimmt“, bestätigte Natsu und ich zeigte wieder auf die große Karte. „Die Gilde stand damals hier. Miranda hat mich weggebracht, als der Kampf um die Gilde in vollem Gange war. Also ist es wahrscheinlicher, dass sie mich nicht weit weggebracht hat, wobei die beiden Orte höchstens um zwanzig Minuten länger auseinanderliegen. In einer Kampfsituation jedoch sind insgesamt vierzig Minuten Hin- und Rückweg sehr viel, weswegen ich vermute, dass es sich um die nähergelegene Stelle handelt. Trotzdem will ich beide Orte auf Spuren untersuchen“, erklärte ich ihm und er nickte. „Gut. Und wohin zuerst?“ „Hierhin. Der Ort, der näher bei der Gilde liegt!“, bestimmte ich und Natsu nickte. „Okay, einverstanden. Dann werde ich mal packen gehen“, schlug der Dragonslayer vor und erhob sich. „Ich helfe dir!“, beschloss ich und gemeinsam packten wir unsere paar Sachen zusammen und ich mummelte mich wieder in meine nun trockene Winterkleidung ein, bevor wir uns erneut auf den Weg machten. Der Wind war zwar kalt, wie ich feststellte, doch unser Vorankommen wurde immerhin nicht durch weiteren Schneefall behindert, sodass wir gegen Mittag endlich in der Stadt ankamen, in welcher damals die Gilde meiner Eltern stand. Doch die ehemalige „Stadt“ glich einer verschneiten Ruine, einer Geisterstadt. Ich spürte, wie ich dichter bei Natsu lief, da mir so gar nicht wohl zumute war. „Meine Güte, endlich!“, sagte der Drachentöter beinahe etwas gelangweilt, doch als er meinen Gesichtsausdruck sah, hörte er auf, sich genüsslich zu strecken, sondern musterte mich. „Alles okay, Levy?“, fragte er besorgt und ich nickte, nachdem ich geschluckt hatte. Einige Raben flogen auf, als wir an eingestürzten Häusern vorbeiliefen, von denen man nur noch die Grundrisse erahnen konnte. Der Schnee, welcher noch auf dem Boden lag, tat sein Übriges. Es war schwierig, Straßen, geschweige denn Wege zu bestimmen, um uns an der Karte zu orientieren. „Was nun?“, wollte Natsu wissen, nachdem wir uns beide etwas ratlos umgesehen hatten. „Ich weiß nicht… ich würde vorschlagen, wir versuchen erst einmal den Fluss zu finden“, schlug ich vor und er nickte. „Vielleicht kann ich ihn riechen“, überlegte Natsu und konzentrierte sich auf seinen Geruchsinn. „Mmh, hier ist zu viel Schnee, der auch noch nach Wasser riecht. Könnte schwierig werden…“, stellte er etwas entmutigt fest. „Dann… Schauen wir uns einfach etwas um“, meinte ich und Natsu nickte. Ich war hier. In dieser Stadt hatten meine Eltern gelebt. Hier stand einmal ihre, nein meine alte Gilde: Rose Blossom. Und nun? Alles ausgelöscht, alles still, alles tot. Ich zitterte, obwohl mir eigentlich relativ warm war. Dieser Ort war unheimlich, er war verlassen, er war einfach nur… traurig. „Levy?“, fragte Natsu und ich sah auf, aus meinen düsteren Gedanken gerissen. Die Worte, welche mir der Master noch kurz vor meinem Aufbruch mitgeteilt hatte, gingen mir plötzlich nicht mehr aus dem Kopf: „Pass gut auf dich auf, Levy. Es heißt, all die Menschen, welche diese tote Stadt betreten, kamen nie wieder zurück. Deswegen wurde dieses große Dorf auch nie wieder aufgebaut. Ich frage mich wirklich, welches Geheimnis diese Stadt beherbergt, dass niemand wiederkommt… Vielleicht ist es doch gut, dass du Natsu mitnimmst…“ Meinem Gefährten hatte ich dies noch nicht erzählt. Warum, wusste ich selbst nicht so genau. Ich zitterte, doch dann richtete ich mich auf. „Komm, Natsu“, sagte ich entschlossen und ging voran. Der Drachentöter folgte mir und mein langer Umhang wehte hinter mir her, als ich mich durch die beinahe unerkennbaren Straßen kämpfte. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir den Fluss gefunden hatten. Wir gingen an ihm entlang und suchten nach etwas Auffälligem, fanden aber nichts. Ich starrte in das Wasser, welches am Ufer zugefroren war, jedoch in der Mitte, wo die Strömung stärker war, noch stetig floss. Hatte ich wirklich vor achtzehn Jahren in diesem Wasser in einem Körbchen gelegen und war so nach Fairy Tail gekommen? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, rein gar nichts, es war schließlich viel zu lange her gewesen. „Ich suche mal in der Nähe nach einem Unterschlupf, es wird schon langsam wieder dunkel“, beschloss Natsu und entfernte sich etwas von mir. „Geh aber nicht zu weit weg!“, rief ich ihm hinterher und er nickte grinsend. „Natürlich nicht!“, antwortete er und blieb tatsächlich in Sichtweite. Ich überlegte. Vielleicht konnten wir in einer dieser Ruinen übernachten, obwohl mich dieser Gedanke nicht wirklich lockte. „Solid Script! Enttarnung!“, sagte ich und meine Magie leuchtete hell auf, um dann wieder zu erlöschen. Wieder nichts… Ich ging weiter und versuchte weiterhin mein Bestes. Nichts. Null. Keine Reaktion. Wo war denn nur dieses Geheimnis, von dem Miranda berichtet hatte? Ich sah mich suchend um, prüfte das Flussufer wieder und wieder nach einer Auffälligkeit, einer Barriere. In diesem Moment hörte ich es hinter mir rascheln. „Oh, Natsu, bist du schon wieder…?“, setzte ich an als ich mich umdrehte, doch hinter mir stand nicht Natsu, sondern eine schwarzgekleidete Person, welche mir hastig den Mund zuhielt, aber er war nicht schnell genug. Ein heller Schrei meinerseits erfüllte die Luft des späten Nachmittags, der jedoch hastig von einer groben Hand erstickt wurde. Ich konnte plötzlich nichts mehr sehen und spürte nur noch, wie meine Beine nachgaben.   Ich untersuchte die Umgebung nach einem geeigneten Unterschlupf für die Nacht. Ich wusste, es würde bald dunkel werden und wir hatten bisher nichts über dieses Geheimnis herausgefunden. Levy suchte das Ufer des Flusses ab, aber ich hatte sie im Blick. Plötzlich sah ich eine Ruine, welche noch einigermaßen bewohnbar schien. Ich ging darauf zu und untersuchte deren Innenraum. Ich ließ Levy kurz aus den Augen, ganz kurz. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellen sollte. Alles, was ich von ihr hörte, war ein entsetzter Schrei, welcher plötzlich abbrach. Ich wirbelte herum, nichts Gutes ahnend und rannte den Abhang hinunter. Doch es war alles leer. Als ob nie jemand hier gewesen wäre! „Levy?“, rief ich. Keine Antwort. „Levy!!!!!“, brüllte ich, doch sie war verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt! „Verdammt!“ Ich folgte meinen Fußspuren zurück zu den ihren und verfolgte sie weiter. Ich sah, wie sich andere Fußspuren dazugesellten, dann eine Stelle, an der die Abdrücke beinahe nicht mehr auseinanderzuhalten waren. Es schien, als wäre es hier zu einem Kampf gekommen, den Levy offenbar verloren hatte. Ich beugte mich hinunter und hob den ultimativen Beweis auf: Levys Haarband. „So ein Mist!“, fluchte ich, als ich sah, dass die Fußabdrücke am Ufer endeten. „Wie kamen sie denn über das Wasser?“, fragte ich mich, doch meine Frage blieb ungeklärt. Levy war weg, verschwunden! Und es war meine Schuld. Ganz allein meine Schuld! Ich hatte sie nicht beschützt, ich war ein Versager!! Verzweifelt sah ich mich um, versuchte irgendeine Spur von ihr zu entdecken. Wo war sie nur? Ich rannte das Flussufer entlang, auf der Suche nach einer Brücke, welche mich über den Fluss bringen würde. Hindurchwaten kam nicht infrage. Das Eis am Rand sah nicht gerade stabil aus und die Strömung in der Mitte schien stark. Erstens könnte ich mich am Eis verletzen, wenn ich einbrach und zweitens würde mich die Strömung mitnehmen, sobald ich in der Mitte angekommen war. Wenn man Gray einmal brauchte, war er nicht hier! Er hätte mit seiner Formmagie eine Brücke aus Eis erschaffen können, mit deren Hilfe ich an das andere Ufer gelangt wäre! Es musste eine andere Lösung her. Da ich in der einen Richtung keinerlei Übergang fand, probierte ich es in der anderen Richtung, blieb jedoch auch da erfolglos. Keuchend stand ich an dem Ausgangspunkt, wo die Fußspuren am Ufer aufhörten. „Ich muss da hinüber… ich muss!“, brüllte ich laut. Meine wilde Entschlossenheit trieb mir Flammen in die Augen, ich hatte die Hände zu Fäusten geballt und spürte, wie meine Magie durch meinen Körper rauschte, beinahe wie eine betäubende Droge, die alles möglich zu machen schien. „Karyuu no… Tsubasa!“, schrie ich und auf meinem Rücken bildeten sich plötzlich hell lodernde Flügel aus Feuer, welche mich über den Fluss brachten. Wahnsinn… meine starken Gefühle hatten… eine neue Attacke erschaffen, welche ich bisher noch nicht gekannt hatte! Doch es passte zu mir. Ein Drache konnte sich auch in die Lüfte erheben. Also sollte das auch für mich möglich sein. Was es auch war. Jetzt konnte ich Levy retten. Ich musste sie finden. Ich musste einfach…   Als ich langsam wieder zu mir kam, wurde ich mir dessen bewusst, dass ich an meinen Händen aufgehängt war. Panik stieg in mir hoch. Das letzte Mal, wo ich mich in so einer Situation befand, hatte mich Gajeel angegriffen und brutal verschlagen. Danach hatte er meine Teamkameraden und mich an einen Baum gehängt. Erinnerungen kamen in meine Gedanken, welche mich in einen Angstzustand versetzten. „Da, die Kleine ist aufgewacht, Boss!“ „Pass auf. Sie kann die Solid Script-Magie beherrschen. Das Gefängnis wird sie also knacken können. Achte darauf, dass ihre Hände festgebunden bleiben!“ „Geht klar!“ „Also, Kleine… was hast du an diesem verlassenen Ort zu suchen?“, fragte mich ein maskierter Mann. Ich konnte nicht antworten. Ich war zu geschockt, musste die Situation erst begreifen. Dann erinnerte ich mich: Ich war gefangengenommen worden. Danach hatte ich irgendwie mein Bewusstsein verloren und war hier wieder aufgewacht. Ja… so war es gewesen! „Lasst mich runter…“, flüsterte ich erschöpft, doch in diesem Moment flüsterte der Mann: „Yami no Écriture… Itami! Schmerz!“ Ich spürte, wie eine Schlange von Runen an meinen Beinen emporkletterte und meinen gesamten Körper eng umschnürte. Dann durchzuckten Blitze des Schmerzes meinen Körper und ich schrie, schrie so laut ich konnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich unter Strom stand. Mein Herz schlug unregelmäßig und meine Augäpfel drehten sich nach innen. „Das geschieht noch einmal, wenn du uns keine Antwort gibst, Kleine. Also, lass es nicht drauf ankommen! Wie du siehst, beherrschen auch wir die Runenmagie. Wir haben damit speziell für uns eine Brücke erschaffen, damit dein kleiner Freund von Begleiter dich nicht retten kann. Also… Was suchst du hier? Rede!“ „Ich bin hier… um herauszufinden, wer ich bin!“, flüsterte ich leise. „Was soll das heißen? Meinst du sie ist es, Boss?“ „Weiß nicht… Eine gewisse Ähnlichkeit mit den Spionen besteht schon, allerdings habe ich sie mir nicht besonders lange angeschaut, bevor ich sie getötet habe und es ist schon eine gewisse Zeit her… “ Erneute Schmerzen durchzuckten meinen Körper und ich schrie erneut. „Was soll das alles denn?“, brüllte ich weinend, „Ich habe es euch doch gesagt!“ Diese Menschen vor mir waren böse. Sie waren einfach nur böse! Und sie folterten mich… „Bist du die letzte Überlebende der Gilde Rose Blossom? Rede! Bist du es oder bist du es nicht?“, rief der maskierte Mann und ich schrak zurück. Was wollten diese Männer nur von mir? Was würde passieren, wenn ich es zugeben würde? „Was habt ihr mit dieser Gilde zu tun, die hier damals stand?“, stellte ich nun eine Gegenfrage und der Maskierte hob die Hand, um mich erneut unter Strom zu setzen, als sein Chef abwinkte. „Lass. Sie stirbt sonst wieder viel zu schnell, bevor wir brauchbare Informationen aus ihr herausbekommen haben. Wie die anderen vor ihr auch.“ „Du willst wissen, wer wir sind? Wir… sind diejenigen, die diese Gilde und die gesamte Stadt ausgelöscht haben!!“ Ich erstarrte. Das waren sie also… die Mörder meiner Eltern? Wegen ihnen hatte ich keine Eltern mehr! Keine Verwandten… und keine Vergangenheit. Ich wusste nichts über meine Vergangenheit und sie waren der Grund!? „Warum habt ihr das damals nur getan? WARUM?!“, schrie ich. „Hey Boss, allmählich glaube ich wirklich, dass sie die letzte Überlebende ist, so ein Theater, wie sie macht“, meinte der Maskierte und sein Gegenüber nickte langsam. „Ja… und sie beherrscht die Magie Solid Script, wie wir vorhin gesehen haben. Die Magie, für die sich Rose Blossom damals rühmte. Die besten Magier dieser Fähigkeit entstammten dieser Gilde. Also ist sie der Schlüssel, auf den wir all diese langen Jahre gewartet haben…“ „Schlüssel?“, fragte ich verängstigt. „Nur du kannst die Barriere überwinden!“, sagte der Maskierte mehr zu sich selbst und trat langsam näher. Ich fing an zu zittern. In diesem Moment krachte es hinter ihnen. Nachdem die umherfliegenden Teile an meinem Käfig abprallten, konnte ich nur eins erkennen: Feuer. Kapitel 3: Das Geheimnis einer längst vergessenen Zeit ------------------------------------------------------- „Natsu!“, rief ich erfreut, als ich den Dragonslayer sah. Die unendliche Freude über sein Erscheinen trieb mir bereits die Tränen in die Augen. „Lasst sie sofort gehen…“, knurrte er, doch unsere Feinde schienen zu geschockt, um auf seine Forderung einzugehen. Immerhin ließen sie ihre Magie sinken, ich spürte, wie die magische Schlange von mir abließ und sich zu meinen Füßen auflöste. Jetzt war nur noch der Käfig da. „Was wollt ihr von Levy?“, fragte Natsu drohend weiter, mittlerweile hatte er den maskierten Mann, welcher mich so gequält hatte vorne gepackt und drückte ihn mit einer Hand gegen die Wand vor ihm. Der Maskierte stotterte und zitterte. „Sage es… Sag es mir!“, zischte Natsu, in seiner freien linken Hand bildete sich eine lodernde Flamme. „Oder ich brenne dich nieder!“, drohte er, mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Natsu sah… zum Fürchten aus. Er war gefährlich, keine Frage. „Wir wollten doch nur… das Erbe dieser Gilde! Nur deswegen haben wir die Stadt zerstört und die Gildenmitglieder getötet“, erklärte der Mann brüchig und Natsu warf ihn mit einem heftigen Schlag zu Boden. „Was redest du da?“, brüllte er und nun hüllte sich sein ganzer Körper in Feuer. „Wir haben nach dem Schlüssel für den verborgenen Bereich gesucht. Und nun haben wir ihn! Du wirst uns nicht im Weg stehen! Solid Script… Itami! Schmerz!“ „Natsu, pass auf!“, rief ich, doch überflüssig: Der Dragonslayer setzte die Runenschlange augenblicklich in Brand und bevor sie ihm irgendein Leid zutun konnte, verschwand sie zischend. „War das schon alles?“, fragte er verächtlich. „Ich glaube euch nicht, dass ihr eine ganze Gilde ausgelöscht haben sollt. Ihr zwei seid doch viel zu schwach dafür!“ Ich bearbeitete die Fesseln mit meiner Magie, nutzte diese Gelegenheit, während alle abgelenkt waren, doch ich hörte noch genauestens zu. „Ja, das ist wahr. Deswegen haben wir uns eines kleinen Mittelchens bedient. Betäubung!“, schrie der Chef der beiden und warf etwas auf Natsu, welcher sofort wie ein gefällter Baum umfiel. „Also so habt ihr die Gilde getötet! Ihr habt sie vorher alle betäubt, damit sie sich nicht mehr wehren konnten! Ihr Schweine!“, schrie ich. Noch nie in meinem Leben war ich so außer mir gewesen wie in diesem Moment. Ich warf mich mit aller Kraft gegen mein Gefängnis aus Runen, doch es brachte nichts, außer dass die Begrenzung der Barriere kurz aufleuchtete. „Vergiss es! Aus diesem Käfig ist noch niemand entwischt!“, sagte einer der beiden nicht allzu sehr überzeugt, doch ich hatte schon konzentriert meine Hände an die Wand gelegt und sandte meinen Geist aus, welcher die Mauer sofort analysierte. Ich sah nun ein Gitter mit lauter Zahlen, Buchstaben und Runen vor mir. Jetzt galt es sie nur noch zu entziffern… „Oh Natsu… bitte, gib mir etwas Zeit!“, flüsterte ich, dann versank ich in meine ganz eigene Welt der Berechnung.   „Ihr habt mich verfehlt!“, merkte ich an, da die beiden Hohlköpfe vor mir sich ganz offensichtlich zu sehr mit Levy beschäftigten und mir meinen Bluff, ich sei bewusstlos, als einzige abgekauft hatten, wie ich gerade feststellte. „Ich bin euer Gegner, also beschäftigt euch gefälligst mit mir! Karyuu no… tekken!“, lenkte ich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich und griff mit meiner Eisenfaust des Feuerdrachen an. Meine Gegner schienen sich dessen bewusst zu werden, dass sie mich gewaltig unterschätzt hatten. „Glaub nicht, dass du damit durchkommst, Balg!“ „Wie hast du mich genannt? Ich bin also ein Balg? Nein… ich bin eine Göre!“, schrie ich und der eine Mann sah den anderen an. „Äh, Boss… sind Balg und Göre nicht dasselbe?“, fragte der eine. „Eigentlich schon, du Idiot! Woher soll ich wissen, was für einen Unterschied es macht?“ „Oh, es macht einen gewaltigen Unterschied“, unterbrach ich sie grinsend. „Ich bin eine Göre von Makarov. Ihr legt euch hier… mit einem Mitglied von Fairy Tail an!“, rief ich, die beiden verstanden diesen Insiderwitz natürlich nicht, da sie sich in ihrem Leben anscheinend nicht sonderlich viel mit anderen Gilden beschäftigt hatten. Schließlich hatten sie die ganze Zeit lang dieses Dorf bewacht, auf der Suche nach dem angeblichen Erbe der Gilde Rose Blossom. „Sagt mir eins… Wenn ihr doch unbedingt diesen Schlüssel haben wollt… warum habt ihr dann alle Gildenmitglieder getötet?“, fragte ich, meine Stimme klang dunkel und bedrohlich. „Weil sie alle nicht der Schlüssel waren! Wir dachten zuerst, dass die beiden Spione, welche uns am Anfang aufgelauert hatten, der Schlüssel seien, aber nein sie waren es nicht, weswegen wir sie kurzerhand getötet haben. Sie ist der Schlüssel! Schau sie dir an! Sie trägt das Mal!“ Beide deuteten auf Levy, welche sich immer noch auf die Wände vor ihr konzentrierte und ein wenig aufleuchtete. „Das Mal?“, wiederholte ich und betrachtete das Mädchen vor mir. Meinten sie etwa dieses Strahlen oder war ich nicht der Einzige, der es wahrnahm? Urplötzlich ließ es einen Schlag und die Runen des Gefängnisses sprangen auseinander. „Eindeutig, sie ist es…“, flüsterte der Anführer und rannte auf Levy zu. In diesem Moment machte es Klick. Ich begriff plötzlich, wie alles zusammenhing: Die Gilde Rose Blossom hatte ein Geheimnis verborgen, welches man nur mithilfe eines Magiers entschlüsseln konnte. Da sie ihren Untergang spätestens dann realisiert hatten, als Levys Eltern getötet worden waren, hatte die Gildenmasterin Miranda anscheinend diese Fähigkeit, die Kraft der Schlüssel zu werden, in Levy eingesetzt und ihr anschließend zur Flucht verholfen. Als Letzte ihrer Gilde war es nun ihre Aufgabe, das Geheimnis zu entschlüsseln. Ich warf mich zwischen die beiden und drängte den Feind beiseite. Mein breitbeiniger, fester Stand strahlte Entschlossenheit aus, ich hatte meine Arme zur Seite ausgestreckt, ich bedachte meine Feinde mit einem dunklen, bedrohlichen Blick, mein wehender Schal ließ die Flammenfunken um mich herum tanzen. „Levy… flieh!“, rief ich ihr zu, doch sie stand da wie ein verschrecktes Reh. „Solid Script… Fesseln!“, schrie Levy und unsere Feinde kippten mit einem Schlag um. Sie waren an Armen, Beinen und Mund gefesselt. „Saubere Arbeit!“, rief ich motiviert. Sie hatte es (fast) ganz allein geschafft. Ich war stolz auf sie! Doch Levy stand schweratmend da und sank schließlich keuchend auf ihre Knie. „Hey! Alles in Ordnung?“, fragte ich nun besorgt und stützte sie vorsichtig. „J… Ja…“, brachte sie heraus, bevor sie wieder aufstand und dem Anführer von seinem Mundknebel befreite. „Und du…“, fing sie schwer an zu sprechen, „… zeigst mir nun den Ort, wo die versteckte Barriere ist! Und keine falschen Tricks oder Versuche, Magie zu wirken…. Andernfalls wirst du durchgeröstet!“, warnte sie, Angesprochener nickte langsam und ich half Levy die Beinfesseln zu lösen, damit unser Gefangener noch laufen konnte. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen, noch einmal Feuer in meiner Handfläche heraufzubeschwören, um Levys Worte nachträglich zu unterstreichen. Die Flammen spiegelten sich in den Augen meines Gegenübers und ich stellte mit Genugtuung fest, dass er Angst hatte.   Es war bereits Nacht, als wir aus dem Versteck traten. Ich fror augenblicklich, ich war erschöpft, zitterte und verspürte eine tiefe Traurigkeit in meinem Herzen, welche einfach nicht weichen wollte. Was war nur dieses Geheimnis? Was konnte nur so wertvoll sein, dass meine gesamte Gilde dafür getötet wurde? Natsu neben mir führte unsere Geisel, welche uns zum Fluss hinunterbrachte. Wir hatten also auf der falschen Seite gesucht. Wir kamen an einer Ruine vorbei, wo ich ein verschneites Schild ausmachen konnte. „Wartet kurz“, bat ich und trat näher heran. „Hier stand die Gilde“, sagte der Mann bei Natsu, welcher einen groben Schlag in den Rücken einstecken musste. „Haben wir dich das gefragt?“, fauchte der Dragonslayer des Feuers und ich wischte den Schnee von dem Schild, welches den Namen meiner Gilde preisgab: „Rose Blossom“. Das „m“ war zur Hälfte abgebrochen und das weißgestrichene Holz war an einigen Stellen durch den Wettereinfluss aufgerissen und an mehreren Stellen angesengt. Es ging weiter hügelabwärts. Langsam hatte ich das Gefühl, dass mich meine Beine nicht mehr tragen wollten, zu groß war die Folter gewesen, welche mir die beiden Männer haben zuteilkommen lassen. Ich schleppte mich vorwärts, bevor unser Gefangener plötzlich stehenblieb. „Hier ist es. Hier ist die Barriere!“, informierte er uns und ich trat näher heran. Meine Hände ertasteten etwas, ich bekam einen leichten Stromschlag und wich ein Stück zurück. „Es ist sehr gut geschützt“, merkte ich an und Natsu stieß den Gefesselten von sich. „Geh deinen Kumpanen holen und dann verschwindet ihr von hier. Sonst werden wir euch zum Rat bringen und ihr werdet für alle Zeiten eingesperrt… Falls euch meine Warnung noch nicht Grund genug sein sollte, von hier zu verschwinden: Karyuu no… hoko!“, rief Natsu und jagte den Mörder mit seinem Feueratem davon. Sein Atem erhellte die Nacht und brachte mich auf eine Idee: „Natsu… ich brauche Licht!“, bat ich und Angesprochener ließ Feuer an seiner Hand erscheinen und legte danach den anderen Arm um mich. „Bist du sicher, dass du das jetzt machen willst? Wir können auch bis morgen warten und du ruhst dich zuerst aus“, schlug er vor, doch ich winkte ab. „Natsu… Heute ist der Tag. Ich muss es heute tun! Wer weiß, wann es Mitternacht schlägt! Ich muss diese Runen nur verstehen und lesen können. Dafür brauche ich dein Licht“, sagte ich entschlossen und mein Gefährte nickte. „Okay. Dann will ich dir helfen, soweit es mir möglich ist. Aber vorher noch… hier! Dein Haarband! Ich habe es am Flussufer gefunden. Obwohl ich dich ohne Haarband irgendwie hübscher finde“, erzählte er, nahm seinen Arm zurück und gab mir mein Haarband. „Oh, Dankeschön!“ Ich lächelte dankbar und wurde aufgrund seiner Worte etwas rot. Dann nahm ich ihm den Stoff ab und band meine Haare zu einem Zopf zusammen, anders als gewöhnlich. Sein Feuer strahlte ungewöhnlich hell diese Nacht. Doch es half mir, diesen verwirrenden Teppich aus Runen zu entschlüsseln. (http://www.youtube.com/watch?v=0D_6DYHPDEk in Endlosschleife) „Rose Blossom… Die Rose, die niemals verwelkt“, flüsterte ich, zeichnete mit meiner rechten Hand das Bild des Gildenabzeichens, welches nach den Worten in meinem Kopf erschienen war in die Wand und die Runen verschwanden. Natsu und ich traten einen Schritt in das geheime Gebiet hinein. Was für ein Schatz, ein Erbe uns hier erwarten würde? „Die Rose, die niemals verwelkt?“, fragte Natsu verwundert und ich musste lächeln. „Ja. Sie verwelkt niemals, weil wir sie alle in unseren Herzen tragen, junger Dragonslayer“, ertönte plötzlich eine Stimme und ich hielt beinahe schon mechanisch Natsus linke Hand fest. Das Feuer in seiner rechten erlosch, als eine hell leuchtende Person vor uns auftauchte. Ich wollte ihr zeigen, dass Natsu zu mir gehörte und kein Feind war. „Wer bist du?“, fragte ich. „Ich bin ein Telegramm. Ein Telegramm, welches vor langer Zeit durch Runenmagie entstand. Ich bin Miranda, die Gildenmasterin von Rose Blossom. Ich bin ein winzig kleiner Teil einer Seele, die schon längst von euch gegangen ist. Doch dieser kleine Teil von mir wird auf die andere Seite zurückkehren und mein Dasein im Jenseits vervollständigen. Doch vorher, meine Levy… habe ich dir jemanden mitgebracht!“ Ich schnappte nach Luft, als zwei weitere Personen erschienen. Irgendwie sahen sie aus wie… „Du bist großgeworden, kleine Levy McGarden“, sagte die junge Frau mit den kurzen, blauen Haaren, welche ihr etwas verspielt im Gesicht hingen. „Oh ja. Sie ist wirklich sehr großgeworden!“ Ein Mann stand neben ihr und hielt die Hand der Frau fest. „Mama… Papa?“, fragte ich, sie nickten lächelnd und ich schluchzte. Nie hatte ich damit gerechnet, sie zu sehen…jemals zu erfahren, wer sie waren und wie sie einmal ausgesehen hatten. Ich war plötzlich so unendlich traurig… aber auch so unglaublich glücklich! „Warum trägst du ein Haarband? Du hast doch die schönen Haare deiner Mutter geerbt! Die solltest du auch zeigen können!“, sagte Vater und ich starrte ihn an, dann musste ich kurz Natsu ansehen, welcher schmunzelte. „Ich sagte doch, du gefällst mir besser ohne“, fügte er noch an und meine Hände bewegten sich beinahe von selbst zu meinem Pferdeschwanz, dann zog ich das Haarband heraus und meine Haare wehten im kalten Wind umher. Natsu legte mir seine Hände auf die Schultern und ich entspannte mich ein wenig. Trotzdem waren meine Gefühle verwirrt, die Trauer rang noch mit dem Glück um die Vorherrschaft. „Weißt du eigentlich, warum du „Levy“ heißt?“, fragte meine Mutter und ich sah sie an. „Nein…“, gab ich leise flüsternd zu. „Weil mein Name Elly ist“, antwortete sie und sah ihren Mann an. „Und ich heiße Victor“, erklärte mein Vater. „Wenn man meinen Namen umstellt, dann kommt „Lely“ heraus. Ersetzt man das zweite „L“ jedoch durch den Anfangsbuchstaben deines Vaters, dann kommt man auf…“ „Levy“, flüsterte Natsu neben mir leise. „Wir haben unser Leben für deine Sicherheit gegeben, meine Kleine. Wir haben nur auf diesen Moment gewartet, der Augenblick, an dem du hier vor uns stehen wirst. Großgeworden und mit dem Gildenabzeichen auf dem Arm, welches wir uns für dich gewünscht haben: Fairy Tail“, setzte Elly fort und auch sie fing an zu weinen, obwohl sie dabei immer noch lächelte. „Es war uns von vorneherein bewusst, dass unser Auftrag gefährlich wird“, erklärte Victor und nahm seine Frau in die Arme, „Deswegen haben wir vor unserem Aufbruch diese versiegelte Barriere erschaffen, damit du eines Tages zurückkehren kannst und unser Andenken, unser Vermächtnis an dich nehmen kannst.“ „Dies hier ist auch der Ort, an welchem ich dich damals in einem Korb auf die Reise nach Fairy Tail geschickt habe“, warf Miranda noch ein. „Und was ist dieses Vermächtnis?“, wagte Natsu an meiner Seite zu fragen. „Wir haben dieses Geheimnis nur für eine Magierin aufbewahrt, welche klug genug sein würde es selbst zu durchzuschauen“, sagte Miranda und meine Eltern nickten. „Das Vermächtnis ist… dass ich die Rose, das Leben und Wirken meiner Eltern in mir weiterleben lasse… und sie niemals vergessen werde!“, sprach ich langsam, mir liefen immer noch die Tränen über die Wangen. „Genau, kleine Levy. Du sollst uns und damit auch die Ursprünge deiner Magie immer in deinem Herzen bewahren und uns niemals vergessen. Denn dann… sind wir unsterblich. In dir, Levy!“ „Behalte das Motto unserer Gilde in deinem Herzen und du wirst uns nie vergessen!“ Plötzlich hörte ich Gelächter, das in mir widerhallte, es war beinahe so, als würden die Menschen singen. Worte des Lobes und der Freundschaft schienen in mir zu klingen, ich sah all die Gildenmitglieder von Rose Blossom, meine Eltern, das Gildengebäude, die Stadt… unberührt. Es ähnelte fast ein wenig dem Alltag in Fairy Tail… eine liebevolle und warmherzige Gilde blieb mir in Erinnerung. „Hier ist unser Geschenk für dich, Levy“, sagte Elly und trat beiseite. Natsu neben mir schnappte nach Luft. Meine Augen weiteten sich, als ich zuerst nur eine Kiste vor mir sah, dann aber viele weitere. In ihnen lagen Bücher. Schätze von Büchern. „Dies sind die Geheimnisse unserer Gilde. Du findest darunter die ältesten Werke über unsere Magie Solid Script. Ich konnte diese Bücher noch retten, bevor wir angegriffen wurden, denn sie waren das eigentliche Ziel der Angreifer. Sie wollten uns unbedingt übertreffen und danach auslöschen. Immerhin konnten wir das Erste verhindern, doch das zweite leider nicht… Außerdem… habe ich da noch etwas retten können…“ Miranda trat beiseite und ich konnte zwei Fotos in einem Rahmen erkennen. Natsu und ich traten näher heran. Das erste Foto zeigte alle Gildenmitglieder von Rose Blossom, sie lächelten und winkten in die Kamera. Sie bewegten sich. Das zweite Bild zeigte meine Eltern, wie sie ein kleines Bündel in ihren Armen hielten. „Dies ist das letzte Bild, das von uns gemacht wurde. Es ist kurz nach deiner Geburt entstanden“, sagte Victor und ich nahm es lächelnd an mich. Das Baby in ihren Armen räkelte sich etwas und zog das Lächeln der Eltern auf sich, als diese liebevoll zu dem Kind hinabblickten. „Diese Bilder werden sich immer bewegen, solange deine Magie lebt, Levy. Denn mit dir… hat auch unsere Magie Solid Script überlebt. Und mithilfe dieser Magie werden all unsere verstorbenen Mitglieder dir jeden Tag ihr Lächeln schenken und dich daran erinnern, dass sie in deinem Herzen weiterleben werden. Für immer“, sagte Miranda sanft und ich sank weinend zu Boden, das Bild von meinen Eltern und mir an die Brust gedrückt. Natsu umarmte mich, ich bemerkte gerade, dass sogar er weinte. Ich wusste nicht, wie lange wir so dasaßen. Natsu beruhigte mein aufgewühltes Gemüt. Ich war so verwirrt, stolz, traurig, erschöpft und glücklich zugleich. „Es wird nun Zeit für uns zu gehen, kleine Levy. Lebwohl! Wir sind alle so stolz auf dich!“, sagte Elly und strich mir über die Wange, ich konnte ihre Berührung sogar spüren und versuchte, nach ihrer Hand zu greifen, griff jedoch durch sie hindurch. „Wir lieben dich, Levy. Wir haben dich immer geliebt. Doch nun müssen wir endgültig diese Welt verlassen. Denn wir haben nur auf diesen Tag gewartet und nur so lange wirkt unser Zauber. Der Tag, an dem wir dich wiedersehen würden. Und wir werden auch weiterhin auf diesen einen, unbestimmten Moment in der Zukunft hoffen, an dem wir wieder glücklich vereint sein werden! Lebe dein Leben… und vergiss uns nicht!“, bat Victor und ich nickte lächelnd. „Niemals!“, versprach ich unter Tränen und Miranda wandte sich nun mit ihren letzten Worten an uns: „Werdet glücklich… ihr beide! Denn ich spüre, dass ihr tief in euren Herzen miteinander verbunden seid! Lasst euch nicht los! Lasst diese Gefühle füreinander in euch weiterleben!“ „Ich liebe euch auch! Mama… Papa… Master!!“, schrie ich noch laut. Mit diesen meinen Worten lösten sich die drei immer mehr weinend und winkend auf, bis nur noch helle goldene Lichter von ihnen übrigblieben, welche glänzend und glitzernd dem Firmament entgegenflogen. Ich schluchzte lauter und Natsu drückte mich beruhigend an sich. Ich hatte meine Eltern gesehen. Sie waren hier gewesen. Hier bei mir. Hier bei uns. „Natsu, ich habe mich es nicht getraut dir zu sagen, aber ich habe mich in dich…“ Mein Gegenüber ließ mich nicht ausreden, sondern legte seine Lippen auf meine. Ich war wie im Rausch. Die Trauer, welche eben noch mein Herz zu beherrschen schien, wurde plötzlich mit einem solchen Glücksgefühl übermalt, wie ich es noch nie empfunden hatte. So lange schon war ich in ihn verliebt gewesen und endlich schien auch er in mir die Person zu sehen, die für ihn bestimmt war. Ich erwiderte seinen Kuss und zog ihn näher an mich, während ich in seinen Armen lag. Epilog: Unvergessen - bis in alle Ewigkeit! ------------------------------------------- Es bedurfte keinerlei Worte in diesem Moment. Ich hatte es erst begriffen, als ich meine Feuerflügel bekommen hatte, dass Levy diejenige war, mit der ich zusammen sein wollte. Mein Wille, meine Gefühle hatten mir die Kraft gegeben, mein Ziel zu erreichen. Und hier lag sie nun in meinen Armen. Dieser Moment eben… war so tieftraurig, aber auch so wunderschön gewesen, dass meine Gefühle aus mir heraussprudelten und ich ihrem Liebesgeständnis einfach die Worte nahm, da es ihrer einfach nicht bedurfte. Allein ich und meine Tränen, welche noch nie zuvor jemand in der Gilde gesehen hatten, waren Beweis genug, dass ich ihr allein gehören wollte. Niemals hatte ich in Fairy Tail geweint. Daheim vielleicht in einem stillen Kämmerlein beweinte ich den Verlust meines geliebten Ziehvaters Igneel. Doch diese Tränen hatten mich auch stark gemacht. Sie hatten mir immer wieder mein Ziel vor Augen geführt und mich dafür kämpfen lassen. Ich spürte ihre warmen Lippen auf den meinen und ich konnte mir in diesem Moment einfach nichts Schöneres vorstellen. Ich schmeckte ihre salzigen Tränen auf ihren Lippen, doch dies war umgekehrt wohl genauso. Ich wiegte ihren so leichten Körper in meine Armen und spürte ihre kleinen Hände auf meiner Brust. Zärtlich streichelte ich über ihren Rücken und war erleichtert, dass sie meinen Kuss erwiderte und mich sogar noch näher an sich heranzog. Die Nacht war sternenklar, das Wasser neben uns rauschte geräuschvoll sein Flussbett entlang. Und wir waren hier, an dem Ort, wo alles seinen Anfang nahm und hatten uns endlich unsere Gefühle eingestanden. „Ich liebe dich auch“, hauchte ich, nachdem wir uns nach einer schier endlosen Zeit wieder voneinander gelöst hatten. „Du warst wohl schon lange in mich verliebt… Also habe ich es dir zu verdanken, dass Happy von diesem Auftrag hier daheimbleiben wollte? Wenn ja, wie hast du das denn geschafft?“ „Ja, das war ich! Und es war gar nicht schwer! Ich habe Charle gebeten, mit Lucy und ihm angeln zu gehen! Sie hatte noch etwas gut bei mir. Außerdem waren Happy und Lucy sofort dabei!“ „Das war klar… wo er doch so auf Charle abfliegt… im wahrsten Sinne des Wortes“, grinste ich und Levy lächelte, als ich ihr sanft über die Wange strich. Wir sahen zu den Sternen empor, welche irgendwie heller zu leuchten schienen als sonst. „Da eine Sternschnuppe!“, bemerkte Levy, ich sah ihr gerade in die Augen und konnte die Spiegelung der Schnuppe in ihren Pupillen sehen. „Und das im Februar!“, staunte Levy. „Noch ein letztes Andenken für dich. Bewahre diesen Moment in deinem Herzen!“, sagte ich und Levy legte ihre Faust an die Brust. „Das werde ich! Niemals werde ich vergessen, was heute Nacht geschehen ist! Sie haben mir alles gegeben… Meine Vergangenheit, ihr Vertrauen und ihre ganze Liebe!“, antwortete sie und hatte die Augen geschlossen. Sie klang so entschlossen. Die Geschehnisse würde sie in ihr Herz verschließen und sie niemals wieder gehen lassen. Sie würde die Rose niemals welken lassen. Nie, dessen war ich mir ganz sicher. „Ich werde dich von heute an nicht mehr gehen lassen, Levy!“, versprach ich leise und sie umarmte mich. „Ich dich auch nicht!“, antwortete sie und schmiegte sich an mich. Wir küssten uns erneut und als wir uns lösten, zog ich sie noch näher an mich heran und flüsterte ihr fünf Worte ins Ohr: „Alles Gute zum Geburtstag, Levy!“   Und die Gefühle zweier Menschen… wurden zusammen mit dem großen Schatz von Rose Blossom den Fluss hinunter getragen. Die Strömung schaukelte die beiden Magier in den Schlaf und ließ diesen magischen Moment in ihren Herzen einschließen. Niemals vergaßen sie die Geschehnisse dieser Nacht. Niemals würde die ehrenwerte Gilde „Rose Blossom“ in Vergessenheit geraten. Das Wasser fand seinen Weg, schließlich hatte es schon einmal dorthin gefunden… zur Gilde Fairy Tail. Die Gilde, in der man eine Familie war. Jene Magiergilde, welche nun ein frisch verliebtes Pärchen mehr hatte - und das waren Natsu Dragneel und Levy McGarden, welche händchenhaltend die Türen des Gebäudes aufstießen - und den Frühling mitbrachten. Denn der Winter war nach diesen Geschehnissen wundersamerweise früher vorbei. Golden ging die Sonne mit ihnen auf. Ein neuer Tag brach an! Auch der Fluss würde die Erinnerungen an eine frühere Zeit, an ein früher existierendes Dorf, eine früher einmal existierende Gilde immer mit sich tragen, es flüstert diese Erinnerungen bis heute dem Meer zu, welches sie in die ganze Welt hinausträgt. Damit sie auch andere Menschen in ihr Herz schließen konnten - Die untergegangene Gilde „Rose Blossom“. Unvergessen - bis in alle Ewigkeit! Alles hatte seinen Anfang genommen… Unten am Fluss… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)