Last Nightmare von Sky- (Harvey kehrt zurück) ================================================================================ Kapitel 7: Die Wahrheit über Harvey (zensiert) ---------------------------------------------- Der Skandal um das Ehepaar Birthday schlug hohe Wellen als der Fall an die Öffentlichkeit gelangte. „Mutter versucht ihren 10.jährigen Sohn zu töten“, „Kleiner Junge jahrelang vernachlässigt- Haben die Behörden nichts davon gewusst?“ Cassandra und William Birthday wurde sofort das Sorgerecht entzogen und Beyond wurde von Ärzten und Psychologen betreut. Nach ein paar Telefonaten konnte Edna es arrangieren, dass er als Pflegekind zu ihr kam, da dieser auch fest darauf bestand, bei ihr zu bleiben. Alles wurde sachgemäß geprüft und schließlich wurde es vom Jugendamt offiziell genehmigt. Edna räumte eines der Zimmer, die sie zuvor als Abstellraum genutzt hatte, vollkommen aus und richtete es für Beyond ein. Sie kaufte neue Möbel und sorgte für einen schönen Anstrich. Beyond bekam ein kuscheliges Bett und neue Kleidung. Noch nie in seinem Leben war er so glücklich wie jetzt. Endlich hatte er ein richtiges Zuhause und er hatte jemanden gefunden, der ihn nicht hasste oder Angst vor ihm hatte. Und nicht nur das, er kam sogar auf eine Schule für hochbegabte Kinder. Es war zu schön um wahr zu sein und als Beyond erst realisiert hatte, dass dieser jahrelange Alptraum endlich vorbei war, musste er weinen. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen und tröstend nahm Edna ihn in den Arm. Zum ersten Mal war er auch nicht mehr alleine. Zusammen mit Edna machten sie Ausflüge ins Grüne, fuhren in den Sommerferien ans Meer oder saßen im Dunkeln draußen am Feuer und erzählten Geschichten. Beyond brachte Edna Schachspielen bei und sie ihm Poker, Schwarzer Peter und Skat. Der kleine verwahrloste und verschüchterte Junge blühte nun mehr und mehr auf und schließlich kaufte Edna sogar den alten Flügel aus der verlassenen Musikschule. Für einen Spottpreis übrigens, da er ziemlich mitgenommen war. Beyond lebte sich sehr schnell ein und konnte sich ein anderes Leben schon gar nicht mehr vorstellen. Er ging gerne zur Schule, er lachte wieder und er fütterte gerne die Schlangen. Dabei dachte er kaum noch an Harvey und er hatte schon gedacht, es würde für immer alles wunderbar bleiben. Doch das sollte sich sehr schnell ändern, als er von der Schule kam und anstatt Edna seine Mutter auf ihn wartete. Sie sah immer noch kränklich und abgemagert aus. An ihrem rechten Handgelenk trug sie ein Verband, wahrscheinlich weil sie sich wieder geritzt hatte und sie sah ziemlich verheult aus. Beyond blieb stehen und befürchtete nichts Gutes. Zum Glück hatte er Harvey dabei, der würde sicherlich wissen, was zu tun war. „Was willst du hier?“ „Es tut mir so leid. Ich war eine furchtbare Mutter. Mir tut alles so schrecklich leid, bitte verzeih mir.“ Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte. „Ich war so überfordert mit allem und habe dabei alles vernachlässigt. Mein Leben, unser Haus und auch dich.“ Damit hätte Beyond jetzt nicht gerechnet, dass sich seine Mutter bei ihm entschuldigte. Aber soweit er wusste, war sie in psychotherapeutischer Behandlung gewesen, nachdem herauskam wie sehr sie ihr Kind vernachlässigt hatte. Konnte es vielleicht sein, dass sie sich geändert hatte? Dass sie doch noch Liebe für ihren Sohn empfinden konnte anstatt nur Hass und Selbstmitleid? Beyond sah sie ratlos an, wusste nicht was er machen sollte. Sollte er seine Mutter einfach stehen lassen und gehen? Sie hatte immerhin versucht ihn umzubringen, sie hatte ihm schlimme Dinge gesagt und sich nie um ihn gekümmert. Aber andererseits war sie seine Mutter und er wollte schon immer eine richtige Familie haben. Schön und gut, er hatte ja Edna aber sie war nicht mit ihm verwandt. Allein schon, dass Cassandra Birthday seine Mutter war, da war er es ihr doch schuldig, einen Schritt auf sie zuzugehen. Er wollte sie ja auch nicht bis an sein Lebensende als verachtenswerte Rabenmutter in Erinnerung behalten. „Hast du mich denn lieb?“ „Ja, ich hab dich schrecklich lieb.“ Mit Tränen in den Augen ging Cassandra auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. Es konnte die schlechte Erfahrung oder ein tief sitzendes Trauma sein, aber es ekelte ihn nach wie vor noch an, sie zu berühren. Sein Magen verkrampfte sich und er wollte nur noch auf körperliche Distanz gehen. „Sollen wir etwas zusammen machen? Wir können in den Zoo gehen….“ „Aber ich muss Emma noch vorher…“ „Ich habe mit ihr gesprochen und sie ist einverstanden.“ Oh, sie hatte also schon mit Edna darüber geredet? Beyond war ein wenig erstaunt, denn eigentlich hatte Edna nicht viel von seiner Mutter gehalten. Ob sie ihre Meinung geändert hatte? Na gut, er wollte der Sache eine Chance geben und ging mit seiner Mutter mit. Da sie kein Auto mehr hatte, mussten sie zum Bahnhof gehen, zwei Stationen fahren und danach mit der Metro noch ein paar Stationen fahren. In den Zoo würde er gerne gehen, da war er nur ein Mal mit der alten Klasse und das war ein absoluter Reinfall gewesen. Die Schüler wurden in Gruppen aufgeteilt und seine hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht und er war 2 Stunden ziellos umher geirrt und hatte einen Anschiss vom Lehrer bekommen, weil seine Gruppe behauptete, er sei abgehauen. Vom Zoo selbst hatte er nicht viel mitbekommen. Er wollte unbedingt die Tiger und Löwen sehen und die Reptilien. Neben seiner Mutter ging er her und vermied es ihre Hand zu nehmen. Noch immer grauste es ihm vor dieser eiskalten Knochenhand mit Hautüberzug. Sie stiegen die Stufen hoch und hörten die Ansage, dass es zu einer fünfminütigen Verspätung kam und gleich ein Schnellzug vorbeifahren würde. Der Bahnhof war klein und hatte nur zwei Gleise, beide waren wie ausgestorben und es gab hier nicht mal Überwachungskameras. Geduldig warteten sie am Bahnsteig und schwiegen. Beyond öffnete seine Tasche und sah zu Harvey hinein. Dieser schien alles andere als begeistert zu sein. „Was machst du denn da? Diese Frau ist böse, du darfst ihr nicht trauen!!!“ „Warum?“ „Sie ist verrückt, du müsstest es doch selbst wissen.“ Beyond sah zu seiner Mutter, die lächelnd vor sich hinsummte und ins Leere zu starren schien. Hatte Harvey Recht und war seine Mutter nicht gekommen um etwas bei ihm wieder gutzumachen sondern um ihm wieder etwas anzutun? „Mum….“ „Wir machen einen schönen kleinen Ausflug, nur wir beide“ murmelte sie und lächelte ihn fröhlich an. „Nur du und ich, wir fahren mit dem Zug ganz weit weg.“ „Sie will mit dir vorm Zug springen!“ rief Harvey alarmierend und sah Beyond mit seinen großen Augen an. „Schnell, du musst etwas tun, bevor sie dich noch umbringen kann.“ „Warum bist du dir so sicher?“ „Sie hat schon mal versucht, dich umzubringen und sie wird es wieder tun.“ Abwechselnd sah Beyond zu Harvey und zu seiner Mutter. Einen Ausflug… einen Ausflug in den Tod…. War es das, was sie wirklich vorhatte? Hatte sie ihn angelogen oder steigerte sich Harvey irgendwo rein? Was sollte er bloß tun? Wem sollte er vertrauen? Von weiter weg hörte er das Herannahen des Schnellzuges, der angekündigt worden war. Nun ergriff Cassandra seine Hand. „Da kommt unser Zug mein Schatz. Da kommt unser Zug! Freust du dich schon?“ Die nächsten Sekunden schienen für Beyond wie in Zeitlupe zu vergehen. Während der Schnellzug immer näher kam, riss er sich von seiner Mutter los, ließ seine Tasche fallen und stieß sie mit aller Kraft vom Bahnsteig. Cassandra geriet ins Wanken, strauchelte und fiel schließlich vornüber. Sie sah nach rechts, sah den Zug direkt vor sich noch bevor sie überhaupt die Gleise berührte. Noch bevor sie realisierte, was eigentlich gerade geschehen war und dass sie von ihrem Sohn gestoßen wurde, erfasste sie der Schnellzug mit einer Geschwindigkeit von mindestens 200km/h. Beyond stand wie angewurzelt da und hörte nur das Quietschen der Bremsen des Zuges, der noch lange weiterrollte und in der Ferne verschwand. Wie betäubt starrte er auf die Gleise, wo die zerschmetterte Leiche seiner Mutter lag. Selbst als er auf die Gleise stieg und langsam zu ihr hinging, war er noch nicht Herr seiner Sinne. Er realisierte gar nicht, was passiert war, dass er mit seinen Schuhen in einer Blutpfütze stand und ein furchtbarer unbeschreiblicher Anblick sich ihm bot. Nun stand er direkt neben ihr und sah ihr in die Augen. Es war, als wolle er ihr sagen „Ich weiß wie du dich gefühlt hast.“ Denn innerlich fühlte er sich im Moment genauso tot, wie sie es jetzt war. Nun kniete er sich hin und berührte kurz ihren Kopf, der leblos zur Seite rollte und erst als er das Blut an seinen Händen sah, regte sich etwas in ihm. Er begann aus voller Kehle zu schreien und wich von der zerschmetterten Leiche zurück. Er schrie so laut, als würde er jeden Moment explodieren. Seine Hände und ein Teil seines T-Shirts waren blutverschmiert und er wollte einfach nur aus diesem Alptraum erwachen. Schließlich kam ein Mann vom Bahnhofspersonal herbeigeeilt, sprang auf die Gleise und trug den immer noch wie am Spieß schreienden Beyond Birthday weg. Als Beyond sich fast heiser geschrieen hatte, verstummte er plötzlich, wurde leichenblass und zitterte am ganzen Leib. Selbst als die Polizei schließlich eintraf und sich das Etwas auf den Gleisen ansah, das nicht mehr als Mensch zu bezeichnen war, stand er noch unter Schock und war nicht fähig zu erzählen, was sich zugetragen hatte. Apathisch starrte er nur ins Leere, schwieg und zitterte, die Hände immer noch völlig blutverschmiert. Da er den Behörden bekannt war, wusste man, wo man ihn hinbringen musste und so stand er wenig später in Begleitung zweier Polizisten vor Edna Konrads Haustür und hatte Harvey zitternd umklammert. Als sie die Tür öffnete, war der Schreck groß. „Oh mein Gott Beyond, was hast du? Was ist denn passiert?“ „Sind Sie Emma Kowalski?“ „Ja die bin ich, was ist denn mit dem Jungen passiert?“ „Er war mit seiner Mutter am Bahnhof und sie ist schließlich vor den Schnellzug gesprungen.“ Entsetzt schlug sich Edna die Hand vorm Mund und wich einen Schritt zurück. „Wie furchtbar. Wollte diese Verrückte auch Beyond in den Tod reißen?“ „Leider stand der Junge unter Schock und konnte keine Angaben dazu machen. Wir gehen aber davon aus, dass er sich losreißen konnte, als sie springen wollte.“ Edna versprach sich sofort auf dem Revier zu melden, wenn Beyond sich von seinem Schock erholt hatte und eine Aussage machen konnte. Sie brachte ihn erst einmal ins Wohnzimmer und gab ihm einen Tee mit Baldrianwurzelextrakt zu trinken, damit er sich ein wenig beruhigen konnte. Sanft strich Edna ihn durchs Haar und umarmte ihn. „Zum Glück ist dir nichts passiert…“ „Ha… ha… ve…“ begann Beyond unter Tränen zu stammeln und klammerte sich immer fester am Stoffhasen. „Harvey sagte… sagte dass…“ Ein Schauer durchfuhr die 28-jährige als sie diesen Namen hörte, wie eine längst vergessene Angst. „Was hast du gesagt?“ „Harvey…“ Ihr Blick wanderte zum Stoffhasen in Beyonds Arm und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie sprang auf und wich von Beyond zurück. „Woher hast du den Stoffhasen?“ „Aus der Hütte am See…“ Sofort riss Edna Beyond Harvey aus den Händen und warf ihn in die Wäschetruhe und starrte ihn so hasserfüllt an, als wollte sie ihn jeden Moment in Stücke reißen. „Du Scheißkerl hast mein ganzes Leben ruiniert und meine beste Freundin in den Tod getrieben. Ich lasse nicht zu, dass du jetzt auch noch dem Jungen das Leben kaputtmachst…. Nein, wir hatten keine schöne Zeit, du bist für Alfreds Tod verantwortlich und dafür, dass Mattis zum Tode verurteilt wurde. Nein, mit uns ist es endgültig vorbei! Du bist noch nicht mal real!“ Edna knallte die Wäschetruhe zu und stellte noch etwas Schweres drauf, als wolle sie sichergehen, dass sie auch wirklich verschlossen blieb. Dann kam sie zu Beyond zurück und entschuldigte sich für den Wutausbruch. Sie kniete sich vor ihm hin und sah ihm tief in die Augen. „Beyond, du musst mir ein paar Fragen beantworten. Es ist ganz wichtig, okay?“ Er nickte. „Wie lange hast du Harvey schon?“ „Zwei Monate.“ „Hast du auf sein Drängen hin Menschen verletzt oder Streiche gespielt?“ Wieder nickte Beyond und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Und hast du deine Mutter gestoßen, weil er es so wollte?“ Auf diese Frage gab er keine Antwort. Er hatte Angst davor wie Edna reagieren würde, wenn er darauf antwortete. Doch dann fasste er sich ein Herz und sagte „Ja.“ „Das hatte ich befürchtet“ murmelte Edna besorgt und strich Beyond tröstend über die Wange. „Du musst mir versprechen, dich von Harvey fernzuhalten. Er ist sehr gefährlich und böse.“ „Warum?“ „Ich glaube, ich muss dir die Wahrheit erzählen….“ Edna nahm neben Beyond Platz und atmete tief durch. „Mein wahrer Name ist Edna Konrad und Harvey war seit über 10 Jahren mein Stofftier und Fantasiefreund. Zusammen haben wir jeden erdenklichen Unfug gemacht und Alfred Marcel, dem Sohn eines Psychiaters der mit meinem Vater befreundet war, das Leben schwer gemacht. Er war eine totale Streberflasche und einfach nur nervig. Aber dann eines Tages eskalierte das alles. Alfred hat damit gedroht, Harvey kaputtzumachen und daraufhin hat mir Harvey zugerufen, Alfred die Treppen hinunterzustoßen. Dabei hat er sich das Genick gebrochen und ist gestorben. Mein Vater Mattis nahm die Schuld auf sich und bekam das Todesurteil. Alfreds Vater, Dr. Marcel, steckte mich in eine Irrenanstalt und hat mein Gedächtnis gelöscht um mich einer Charakterkorrektur zu unterziehen. Mit Harveys Hilfe gelang es mir jedoch, mich wieder zu erinnern und aus der Irrenanstalt auszubrechen. Ich wollte die Unschuld meines Vaters beweisen und bin zu unserem alten Haus gegangen. Da habe ich mich schließlich wieder erinnert, dass ich Alfred umgebracht habe. Und dann stand Dr. Marcel vor mir, der mich dazu überreden wollte, diese Charakterkorrektur zu machen. Die einzige Bedingung war, dass ich Harvey zerstöre.“ „Und das konntest du nicht?“ „Nein, Harvey hat mich davon abgehalten und mich dazu gebracht, Dr. Marcel genau wie seinen Sohn damals die Treppen hinunterzustoßen. Der Doktor sitzt seitdem im Rollstuhl und ist noch verbitterter als vorher. Eine Weile habe ich mich in einer Klosterschule versteckt, bis da Dr. Marcel aufgetaucht ist und mit Harvey meine beste Freundin Lilli einer Hypnose unterzogen hat. Ihr gelang es aber ihre Blockaden zu brechen und hat versucht mich zu finden, weil ich abhauen musste. Dr. Marcels Schergen haben mich entführt und in die Anstalt zurückgebracht. Lilli hat Dr. Marcel schließlich mit einem Messer getötet, auch auf Harveys Befehl. Sie hat dann Selbstmord begangen und ich bin unter falschen Namen in die USA ausgewandert.“ „Und wie kam Harvey hierher?“ „Er hat mich dazu gebracht, ihn mitzunehmen und ich konnte mich nicht gegen ihn zur Wehr setzen. Schließlich habe ich es dann doch noch geschafft ihn loszuwerden. Ich wollte ihn an einen Ort verstecken, wo ihn keiner finden würde. Ich wollte endlich, dass dieser verdammte Alptraum ein Ende hat. Harvey ist viel zu gefährlich…. Er hat Alfred, Dr. Marcel, meine beste Freundin und indirekt auch meinen Vater auf dem Gewissen.“ So war das also. Deshalb hatte Edna ihren Namen geändert. Sie wollte sich vor Harvey verstecken. Dass er so gefährlich war, hätte er niemals gedacht. Harvey hatte doch gesagt, sie seien Freunde und dass er Beyond niemals etwas antun würde. Aber inwieweit hatte dieser Stoffhase mit all diesen Todesfällen zu tun? War er nicht nur eine Stimme aus seiner Fantasie? Oder war Harvey etwa wirklich echt? „Was an Harvey ist denn so gefährlich?“ Edna begann sich die richtigen Worte zu überlegen. Sie wusste, wie Harvey „funktionierte“ aber wie sollte sie das einem 10-jährigen Kind verständlich erklären? Schließlich holte sie Stift und Papier und zeichnete drei Kreise, die wie ein umgekehrtes Dreieck ausgerichtet waren. An der unteren Spitze schrieb sie „Ich“, links oben „Über-Ich“ und daneben „Es“. „Erst mal muss man verstehen wie Tiefenpsychologie funktioniert. An Freuds Modell ist es am besten verständlich: Also das „Ich“ ist unser Bewusstsein. Alles, was wir bewusst tun. Zum Beispiel etwas zu lesen oder Fernsehen. All das, was unsere ganze Aufmerksamkeit benötigt. Unser Bewusstsein steht im Kontakt zur Außenwelt und wird beeinflusst durch das „Über-Ich“ und das „Es“. Das „Über-Ich“ ist sozusagen unser Gewissen. Es sagt uns, was richtig und was falsch ist. Alle Regeln und Moralvorstellungen kommen vom rechtschaffenen „Über-Ich“. Dieses steht im Konflikt zum „Es“. Das „Es“ verkörpert die Triebe und reinen Instinkte des Menschen. Es ist unkontrollierbar, rein destruktiv, egoistisch und nicht imstande, ein normales Leben zu führen. Deswegen versucht das „Über-Ich“ das „Es“ zu unterdrücken und das „Ich“ muss beides in Einklang bringen und zwischen den beiden Streithähnen vermitteln und eine Lösung finden, die beide zufrieden stellt. Nicht immer einfach und nicht immer gelingt es. Das „Über-Ich“ und das „Es“ sind also Teile des Unterbewusstseins.“ „Und was ist das Unterbewusstsein?“ „Tja“ murmelte Edna nachdenklich „schwer zu erklären. Eigentlich gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für seine Existenz aber man geht davon aus, dass es ein Unterbewusstsein gibt. Man muss dabei von Unterbewusstsein von Unbewusstsein unterscheiden. Auf das Unbewusste haben wir zum Beispiel keinen Zugriff. Es ist alles, das wir unwillentlich machen. Zum Beispiel, wenn wir etwas sagen, was wir eigentlich nicht sagen wollten. Oder unsere Körperfunktionen, die laufen auch ganz automatisch ab. Das Unterbewusstsein hingegen ist die Summe aller Vorstellungen, Erinnerungen, Eindrücke, Einstellungen, Motive und Handlungsbereitschaften, die in uns sind aber nicht aktiv sind. Was in uns aktiv ist, das ist bewusst. Das Laufen zum Beispiel läuft unbewusst ab oder das Fahrradfahren, weil wir das so oft gemacht haben und es auch so gut können, dass es automatisch abläuft. Das Unterbewusstsein entlastet also das Bewusstsein, damit wir uns gleichzeitig auf andere Dinge konzentrieren können. Das Unterbewusstsein nicht auch alle Dinge wahr, die unser Bewusstsein nicht schafft. All diese Farben, Töne, Geräusche, Formen und Bilder und Stimmen oder Reize wie Berührungen, Wärme, Kälte oder Schmerzen und Gerüche… all das kann das Bewusstsein gar nicht aufnehmen, nur einen kleinen Bruchteil weil sonst unser Gehirn völlig überlastet wäre.“ „Dann hat das Unterbewusstsein also einen ganz schön großen Einfluss, oder?“ Edna nickte und fuhr fort. „Harvey ist ein Stofftier, das ist Tatsache. Für dieses „Es“ in uns ist er wie eine Art Medium, um einen stärkeren Einfluss auf uns ausüben zu können. Dabei besitzt er einen so großen Einfluss auf unser Handeln, dass wir erst gar keinen Verdacht schöpfen. Er kann unser Unterbewusstsein manipulieren und damit auch uns. Eben weil er uns denken lässt, dass alles ganz normal sei und Harvey vollkommen harmlos ist, macht ihn das gefährlich.“ „Wie hast du es geschafft, Harvey dann loszuwerden?“ „Indem ich mich jenseits von Bewusstsein und Unterbewusstsein bewegt habe: Durch eine Selbsthypnose, durch die ich mich in Trance versetzt habe.“ „Und das geht?“ „Natürlich. Es kommt sogar oft vor, dass Menschen sich in einer Trance befinden und es nicht bemerken. Bei der Ausstellung warst du auch in Trance, als du das Bild angestarrt hast, in welchem ich ein kleines blinkendes LED Licht eingebaut habe. Blinkende Lichter reichen auch schon vollkommen aus. Im Falle meiner besten Freundin hat Dr. Marcel diese Eigenschaft ausgenutzt, um in ihrem Unterbewusstsein Blockaden aufzubauen um ihr Verbote aufzuzwingen. Allerdings ist das nicht ganz ungefährlich. Die Trance kann unberechenbar sein und manchmal wie eine Art Traumwelt wirken, die aus dem Unterbewusstsein projiziert wird. Das heißt: Dir kommt alles vor wie auf einem Drogentrip. Vieles um dich herum wirkt verzerrt und vollkommen anders. Trotzdem war es meine einzige Chance, Harvey zu entkommen. Zerstören konnte ich ihn allerdings nicht, dazu war ich nicht stark genug.“ Es war ein deutlicher Selbstvorwurf in ihrer Stimme zu hören, denn sie schien offensichtlich ein schlechtes Gewissen zu haben, dass Beyond nun in solchen Schwierigkeiten steckte. Nur weil sie nicht stark genug gewesen war, hatte Harvey Beyond dazu gebracht, seine Mutter vor den Zug zu stoßen und seine Klassenkameraden zu verletzen. Dann aber nahm Edna Beyond in den Arm. „Hab keine Angst, ich werde dir helfen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)