Solid Script: fortitude! von Saki-hime (eine Kraft, in jedem Fall stark) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Levy-chan!“, die helle Stimme der Stellargeistmagierin tönte durch das Fairy Tail Gebäude, das durch den Vergleich mit dem von vor sieben Jahren beinahe schon als Hütte bezeichnet werden konnte. Jeder der durch die Ereignisse auf Tenrou Jima in einen Kälteschlaf versetzt wurde, tat sich schwer mit den Veränderungen, die die sieben Jahre mit sich brachten… einige mehr andere weniger. Und trotz aller Veränderungen jetzt zwei Wochen nach ihrer Rückkehr, könnte Levy sich über die beinahe antiken Schriften, die ihre Freundin von ihrem letzten Auftrag für sie mitgebracht hatte, nicht mehr freuen. Es war kaum zu übersehen, wie ihre Augen zu funkeln begannen, als sie diese verstaubten Bücher und vergilbten Pergamentrollen von Lucy entgegen nahm. Jet und Droy, die natürlich nicht weit von Levy entfernt waren, standen auch binnen Sekunden neben Levy, um sich mit ihrer Teamkollegin zu freuen, denn wenn sich etwas in den sieben Jahren nicht verändert hatte, dann die Liebe der beiden für Levy, auch wenn diese wie immer keine Reaktion darauf zeigte. Allerdings gab es noch jemanden, dem ihre überschwängliche Freude nicht entgangen war und der nur still und aus einiger Entfernung beobachten konnte, wie Levy sich voller Elan das gelbe Haarband abnahm, um sich nun einen Zopf binden und so ungestört die alten Schriften durchgehen zu können. Gajeel fragte sich, wann er diese Gefühle entwickelt hatte. Er wusste genau warum, zu oft hatte er das Thema in Gedanken schon zerfleischt, aber wann? Es war wie ein Zwang. Ständig liefen seine Gedanken darauf hinaus. Levy war klein, zerbrechlich und naiv, wie Gajeel fand, aber genau das war es, was sie so besonders werden ließ, denn sie bewies ihm immer wieder, dass diese Eigenschaften mit Sicherheit nicht ihre Schwächen waren. Zugegebenermaßen war sie körperlich nicht die Stärkste, aber sie war klug, sie wusste, wie sie agieren musste, um in einem Kampf überlegen zu sein und das ihre Gegner sie oft aufgrund ihrer Statur unterschätzten, kam ihr nur gelegen. Und wäre Gajeel nicht zu Stolz gewesen, hätte er ihre Naivität als Gutmütigkeit bezeichnen können. Warum sonst hätte sie gerade ihm verzeihen sollen? Warum sonst hätte sie gerade ihm auf Tenrou Jima vertrauen sollen? Er wusste, warum; sie war beinahe sein genaues Gegenteil. Sie war klein und zerbrechlich, er groß und aus Eisen. Sie benutzte ihren Verstand und konnte äußerst gerissen sein, er handelte lieber nach seinem Instinkt. Sie war eine Frohnatur ohne gleichen, er brummte meist nur missmutig vor sich hin, wenn nicht gerade eine Herausforderung seinen Ehrgeiz weckte. Er wusste, dass gerade diese Unterschiede ihn an ihr faszinierten, aber wann hatte es angefangen? Wann hatte er sich in Levy verliebt? Er hätte noch Stunden so weiter überlegen können, wenn ihn nicht ein Stuhl, der ihm an den Kopf knallte, unterbrochen hätte. Diese Gilde war eine Klasse für sich… Innerhalb weniger Sekunden war die obligatorische Prügelei zwischen Natsu und Gray ausgeartet und hatte beinahe die gesamte Gilde mit einbezogen und die, die verschont blieben, ignorierten den Lärm gekonnt oder feuerten einige andere Teilnehmer belustigt an. Gajeel hatte sich nicht eingemischt, weshalb er jedoch gut beobachten konnte, wie Levy immer gereizter wurde. Ihr Griff um ihre neuen Bücher wurde von Sekunde zu Sekunde stärker und er fragte sich, wann Levy das letzte Mal so unvorsichtig mit alten Schriftstücken war. Die Antwort war einfach: noch nie. Er konnte formlich sehen, wie die Tasse, die an ihr vorbei flog, ihr Nervenfass zum überlaufen brachten. Ruckartig stand sie auf, wodurch Lucy, die das Spektakel nur gelangweilt betrachtet hatte, neben ihr zusammenzuckte. „Es reicht“, erklärte sie unter zusammengebissenen Zähnen. „Solid Script: zero gravity!“, rief sie wütend und gleich darauf stoppte der Kampf in Mitten des Gildenhauses, durch den Verlust der Schwerkraft. Sie hätte auch den Silent-Zauber nutzen können, der Effekt wäre derselbe: Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle Blicke galten nun Levy und niemand wagte es, etwas zu sagen. Gajeel ließ das Bild, das sich ihm bot, jedoch grinsen. Man sah schließlich nicht jeden Tag einen Haufen streitsüchtiger Magier, die mitten im Raum herumschwebten und ein Gesicht machten, als wenn Nab erklärt hätte, er würde jetzt zu einem Auftrag aufbrechen. Levy wurde die gesamte Aufmerksamkeit der Gilde allerdings doch schnell zu viel, weshalb sie sich wieder auf ihren Platz sinken ließ, gefolgt von einem Seufzen. „Wenn ihr euch weiter prügeln wollt, dann macht das bitte draußen, da habt ihr genug Platz und es stört keinen!“, schlug sie mit einer Mischung aus Scham und Wut vor, wobei es mehr nach einem Befehl klang, was dadurch unterstrichen wurde, dass sie ihre Magie auflöste und alle, die in der Schwebe waren, zurück auf den Boden klatschten. Der Zwist hatte sich offenbar gelegt, denn keiner machte sich auf den Weg nach draußen, stattdessen setzten sie sich auf die noch vorhandenen Plätze, während von Elfman ein gebrülltes: „Das war männlich!“, zu vernehmen war. Nun, männlich war Levy mit Sicherheit nicht, auch wenn sie sich durchzusetzen wusste, aber ungewöhnlich war das allemal für die sonst so sanfte und fröhliche Magierin. Wenn Gajeel es sich recht überlegte, dann schien Levy seit einigen Tagen schon ziemlich angespannt zu sein, was wohl auch Lucy aufgefallen war, da sie die Blauhaarige vorsichtig ansprach. Es war ärgerlich für ihn, aber selbst für seinen scharfen Gehörsinn, sprachen die beiden zu leise und das Einzige, was ihn an dieser stummen Unterhaltung noch beschäftigte, war das leichte Grinsen, dass Levy, nach einem entschuldigenden Lächeln, Lucy zu warf. Sie war stark und er wusste nicht im Geringsten, ob ihr das selbst bewusst war, denn auf Tenrou Jima hatte er oft genug gehört, dass sie sich selbst als schwach betitelte. Seit der S-Rang-Prüfung und dem Krieg mit Grimoire Heart waren sie zwar etwas vertrauter miteinander, aber es reichte nicht, damit er sich traute, sie zu fragen, ob sie einen Auftrag mit ihm machen würde – einen der wenigen, die Fairy Tail noch bekam. Auch wenn er der Belohnung wegen keinerlei Bedenken hatte, dass sie zusagen würde. Er hatte immerhin vorhin gehört, dass Lucy zwar dieses seltene Buch gerne gehabt hätte, aber die Menge der Jewel sich für sie nicht lohnte. Aber das sollte ihn nicht aufhalten. Dann würde er eben nur mit Lily gehen, ehe Jet und Droy noch auf die Idee kamen, den Auftrag anzunehmen und Levy damit wieder in Gefahr brachten. Seiner Meinung nach, konnten diese verliebten Idioten, durch ihren Konkurrenzkampf, Levy keine Hilfe sein, geschweige denn sie beschützen, sollte es ihr doch mal an Stärke fehlen. Und ganz nebenbei war es einfacher, ihr nach Auftragsbeendung ganz lässig das Buch in die Hand zu drücken und so zu tun, als habe er diesen Teil der Belohnung einfach übersehen… So hätte es seiner Meinung nach jedenfalls laufen sollen, aber da hatte er Lily nicht mitbedacht, der sich irgendwie in den Kopf gesetzt hatte, den Kuppler zu spielen. Sein Vorgehen war genauso simpel wie effektiv. Kaum dass sie den Auftrag offiziell angenommen hatten, schnappte Lily sich den Zettel und schwirrte mit einigem Abstand um Gajeel herum, der ihn nur argwöhnisch beobachtete. Sobald Lily in Levys Nähe war, gab er aber einen überraschten Laut von sich, um auf sich aufmerksam zu machen, wobei er ziemlich froh über die Tatsache war, dass Jet und Droy gerade nicht zu gegen waren, was immerhin selten genug vorkam. „Hey Gajeel, hast du bemerkt, dass bei der Belohnung so ein echt seltenes Buch aufgeführt ist?“, rief Lily ihm zu, während er nur mühsam ein Grinsen unterdrücken konnte, als er sah, dass Levy darauf ansprang. Gajeel konnte es jedoch nicht fassen, was seine Katze gerade gesagt hatte, die dafür nur ein Grummeln und einen Blick erntete, der hätte töten können. „Also?“, erkundigte sich Lily nur grinsend weiter. „Tz. Als würde mich das interessieren!“, versuchte Gajeel das Gespräch zu beenden, um endlich aufzubrechen, bevor er allerdings von einem leisen, schüchternen „Ähm…“ hinter sich aufgehalten wurde. Er konnte kaum glauben, dass Lily damit Erfolge gehabt hatte. War es nicht zu offensichtlich gewesen? Nervös drehte er sich zu Levy um, die ihn mit einem leichten Rotschimmer von unten herauf anblickte. Mit einem Grummeln - darin war er gut - zeigte er ihr, dass er zuhörte. Nun gut, zu Anfang wollte er ja mit ihr zusammen diesen Auftrag erledigen, aber jetzt fand er die Idee, ihr das Buch im Nachhinein zu geben, besser. Er war nicht gut im Umgang mit anderen Menschen und gerade Levy wollte er keinesfalls wieder verletzen, das passierte sowieso schon zu oft. „Naja, wegen dem Auftrag“, sie deutete auf den Zettel in Lilys Pfoten, „vielleicht könnte ich dir helfen, wenn ich mitkomme?“, fragte sie unsicher. Das Lächeln, das sich in Gajeels Gesicht schleichen wollte, kaschierte er mit einem Grinsen, das er keines Wegs vor ihr verstecken musste. „Gi Hi! Lass dich nicht aufhalten.“ Er wusste nicht vieles, aber sie jetzt abzulehnen, wäre das Dümmste, was er hätte tun können und ihr Strahlen bestätigte ihm, dass er das Richtige gesagt hatte, von Lilys selbstzufriedenem Grinsen ganz zu schweigen. Der Weg zum Bahnhof war, wie zu erwarten war, genauso schweigsam, wie die Fahrt selbst. Letztere etwas weniger. Wenn dann wechselten Levy und Lily ein paar Worte. Der Exceed hatte im Gegensatz zu ihm keine Kommunikationsprobleme, auch wenn er sich heute zurück hielt. Aber Gajeel würde den Teufel tun und versuchen ein Gespräch mit Levy zu beginnen… „Wie kommt es, dass du ohne deine beiden Anhängsel losziehst?“, so viel dazu, dass er kein Gespräch beginnen würde… „Weil ich…“, sie brach ab, schaute kurz zu ihm und wieder aus dem Fenster des Zugs, „Es hat sich jetzt einfach ergeben… und ich habe es gerne mal etwas ruhiger.“ Sie lächelte. Gajeel kam nicht umhin erneut festzustellen, dass er ihre Gesellschaft mochte. Er sah stumm aus dem Fenster. Wann hatte es angefangen? Der Auftrag war simpel – so schien es. Sie sollten ein entwendetes Familienerbstück zurückholen, ob der Dieb ein Magier war, war dabei jedoch unbekannt, aber wahrscheinlich. Auch wenn der kleine Wortwechsel zwischen Gajeel und Levy im Zug bisher der einzige geblieben war, sah man deutlich, dass es keinem der beiden unangenehm war. Sogar bei Gajeel war ein leichtes Lächeln zu erkennen – Lily unterdrückte nur ein Seufzen. Noch im Haus des Auftraggebers war es Gajeel, ob seines ausgeprägten Geruchsinns, möglich, den Geruch des Diebes auszumachen. Es war wohl, wie Gajeel lachend beteuert hatte, ein sehr penetranter Geruch für ihn als Dragon Slayer. Die Fährte führte die drei zu einer verlassenen Villa, die an einigen Stellen schon zu bröckeln begann und teils von verschiedenen Pflanzen überwachsen war. Levy seufzte noch angesichts des beinahe klischeehaften Verstecks des Diebs, als Gajeel und Lily dieses schon betraten. Einen Moment standen die drei unschlüssig in der verstaubten Eingangshalle, bis Levy sich den beiden entschlossen zuwandte. „Sieht wohl so aus, als müssten wir die Villa durchsuchen oder kannst du ihn orten?“, harkte sie bei Gajeel nach, der jedoch den Kopf schüttelte. „Die ganze Bruchbude stinkt nach dem Kerl, wer weiß wo genau er sich verkrochen hat“, antwortete er mit leiser Verachtung in der Stimme. „Dann sollten wir uns wohl besser aufteilen“, schlug Levy vor, während sie sich weiter umschaute. „Und wenn der Kerl dich angreift und ich-“, setzte er an, wurde jedoch von Levy unterbrochen. „Dann kann ich auch gut solange selbst kämpfen, bis er besiegt ist oder du mir zu Hilfe eilst! Danke für deine Sorgen! Ich übernehme das untere Stockwerk!“, entfuhr es ihr, worauf sie sich auch gleich auf den Weg in das erste Zimmer machte, dessen Tür abgefallen war, was es Gajeel ermöglichte, eine verfallene Bibliothek darin auszumachen. Also übernahm er wohl das zweite Stockwerk. Er war wirklich der größte Idiot auf Erden. Nicht einmal gelang es ihm, seinen Verstand vor dem Reden einzuschalten. Nun hatte er Levy wieder verletzt und hatte dabei nur Schwachsinn von sich gegeben. Wie kam er dazu, ihr an den Kopf zu werfen, sie könne sich nicht selbst verteidigen? Wusste er es nicht besser? Damals auf Tenrou Jima hatte er ähnlichen Unfug geäußert, wobei er sich gleich darauf entschuldigt hatte, zugegebenermaßen ziemlich unbeholfen, aber er hatte sich entschuldigt. Allerdings fühlte er sich genau wegen dieser Situation bestätigt, dass es besser gewesen wäre, wenn Levy nicht mitgekommen wäre, da sie dann vor ihm sicher gewesen wäre, sicher vor den Worten, die sie verletzten. „Sieht aus als würdest du dich schon selbst genug zerfleischen…“, merkte Lily an, der hinter ihm herflog, als sie das erste Zimmer erkundeten. Der Exceed hatte einen guten Blick für die Gedanken von Gajeel, das musste selbst Gajeel zugeben, aber das war auch nicht verwunderlich, solange wie sie sich nun doch schon kannten. „Bind mir nicht auch noch auf die Nase, wie schlecht ich für sie bin. Tz, als wüsste ich das nicht!“, knurrte er sichtlich gereizt und betrat den nächsten Raum. Auch wenn Lily auf eine andere Zukunft hinarbeitete, war er doch bisher derjenige, der Gajeel am meisten ertragen… Verzeihung, der am meisten Zeit mit ihm verbrachte. Lily mochte Gajeel, sonst wäre er kaum als seine Katze bei ihm geblieben, er bestimmte schließlich selbst über sein Leben, aber ihm war klar, dass auch wenn Gajeel es kaum zeigte, er weniger hart war, als dieser das vielleicht gerne wollte. Zusätzlich konnte Lily mit der Zeit sehr gut erkennen, dass selbst dem einsamen Wolf Gajeel, eben diese Einsamkeit auch zu schaffen machte. Lily wollte gar nicht erst wissen, wie Gajeel sich gefühlt haben musste, bevor er selbst wie alle Exceeds von Anima aus Edolas entfernt wurde. Wichtig war nur, dass Levy diese Einsamkeit vertreiben können würde. Lily wusste zwar nicht, wie sehr sie Gajeel mochte, aber dass sie ihn mochte, stand außer Frage! Und sollte Gajeel endlich einsehen, dass er nicht ihr absolutes Unglück darstelle, müsste Lily sich weniger Sorgen um ihn machen. Wo er doch gerade an Sorgen dachte, da flog Gajeel auch schon an ihm vorbei an die nächste Wand, die er auch gleich lautstark mit einriss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)