Im kalten Licht des Mondes von Chibara-sama ================================================================================ Kapitel 7: Berichterstattung ---------------------------- Zu dritt standen sie vor der Taverne, und Anko lauschte stirnrunzelnd Yunas Worten, die den Hergang der Geschehnisse zusammenfassten, doch als das Mädchen zu der Stelle kam, an der Assif tot nach hinten gekippt war, konnte sich die Sensei nicht mehr halten und begann schallend zu lachen. Yuna sah sie befremdet an. „Ha! Da bekommt der Ausdruck zu Tode geknutscht eine ganz neue Bedeutung, was?“ Anko kicherte weiter, während Evelyn sie mit einem scharfen Blick bedachte und etwas über schwarzen Humor murmelte. Anko bemerkte es nicht, doch Yuna spürte die Laune ihrer Teamgefährtin und lenkte die Sprache hastig auf ein anderes Thema „Wann brechen wir auf?“, wollte sie wissen. Anko wurde schlagartig wieder ernst. „So schnell wie möglich. Wir müssen die Leiche nämlich als Beweis mitnehmen.“ Angewidert verzog sie das Gesicht. „Wie ekelhaft!“, rief Yuna aus und schüttelte sich, denn bei dem warmen Klima im Feuerreich... „Du sagst es.“, seufzte Anko. „Aber das war die Bedingung. Entweder wir bringen ihn lebend oder eben seine Leiche. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, ihn lebend mitzunehmen.“ „Zu spät.“ Evelyn klang irgendwie gereizt. Yuna biss sich auf die Lippen, und auch Anko war aufmerksam genug, die Sache ruhen zu lassen. „Ich geh uns dann ein Transportmittel besorgen.“, sagte sie bemüht unbekümmert und trollte sich. Unbehaglich trat Yuna von einem Fuß auf den anderen, als Evelyn sich neben den Toten hockte. Sie hielt eine Hand über seine Brust, ein Klirren ertönte, und plötzlich vereiste die Leiche. Wortlos erhob sich die Hellhaarige wieder. Anko, die inzwischen zurückgekehrt war, nickte ihrer Schülerin anerkennend zu. Das würde ihnen so einige Unannehmlichkeiten ersparen, wie sie zwangsläufig beim Transport von Toten auftraten. Das Transportmittel entpuppte sich als ein von einem großen, braunen Esel gezogener Karren, der quälend langsam über die Straßen rumpelt und Anko und Yuna auf dem Kutschbock ordentlich durchschüttelte. Evelyn ritt auf Auroras Rücken voraus. Sie hatte sich von der Gruppe abgesondert und war noch düsterer und in sich gekehrter als sonst. Yuna und Anko waren verunsichert, wie sie mit dem plötzlichen Stimmungstief der Hellhaarigen umgehen sollten, daher ließen sie sie einfach in Ruhe. Auch, als sie in dieser Nacht ein Lager aufschlugen, hielt Evelyn sich abseits. Yuna kümmerte sich – trotz reichlich viel Misstrauen dem Tier gegenüber – um den Esel und beschloss, dass ihr große Huftiere nicht so recht geheuer waren. Währenddessen entfachte Anko ein Feuer. Evelyn beteiligte sich nicht am Abendessen, sondern saß nur still an einen großen Stein gelehnt und sah zum Mond auf. Ihr Gesicht war aschfahl, doch das konnte auch am bleichen Mondlicht liegen, Yuna wusste es nicht. „Evelyn?“, fragte sie vorsichtig. „Lass mich in Ruhe, Yuna.“ Ihre Stimme klang tonlos, als strenge das Sprechen sie an. „Aber...“ Aurora knurrte bedrohlich, und ihr Nackenfell sträubte sich. Die weißen Fänge blitzten auf, und zum ersten Mal gewahrte Yuna die unbändige Wildheit der Füchsin. Verwirrt floh das junge Mädchen zurück ans Feuer. Anko zog nachdenklich die Stirn kraus. Würden sie sich Sorgen machen müssen? Der Rest der Heimreise verlief in eher gedrückter Stimmung, während Evelyn immer blasser wurde und ihre Bewegungen manchmal etwas Fahriges hatten, wie Yuna mit einiger Beunruhigung feststellte. Warm schien ihnen die Sonne in den Rücken, als sie wieder in Konoha einritten, und warf überlange Schatten auf die staubige Erde. Die Torwächter schauten nur kurz auf, als der wackelige Karren durch das Tor rumpelte, und Anko grüßte sie freundlich. Die Nachricht ihrer Ankunft war ihnen anscheinend voraus geeilt, denn sie wurden von zwei Ninjas in Empfang genommen, der seiner Kleider nach zu den Sanitätern gehörte. „Ihr wart erfolgreich, nehme ich an?“ „Waren wir.“, antwortete Anko grinsend. „Die Leiche liegt gefroren auf der Ladefläche. Wollt ihr sie uns abnehmen?“ „Gefroren?“, hakte einer von ihnen nach. Ankos Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Allerdings. Evelyn hat hervorragende Arbeit geleistet. Yuna und ich waren eigentlich nur schmückendes Beiwerk.“ „Das ist eine Erleichterung.“, meinte der Mann und winkte seinem Kollegen. „Ach ja, ihr sollt euch beim Hokage melden.“ „Selbstverständlich. Mag sich dann jemand um den Esel und dieses reichlich schaukelige Gefährt kümmern?“ Ein vorbeilaufender Chunin meldete sich freiwillig und führte das störrische Tier weg, nachdem der Wagen geräumt war. Die Leiche ging in die Obhut der Sanitäter. Evelyn atmete erleichtert, als sie endlich das Jutsu lösen konnte, das ihr seit Tagen das Chakra aus dem Körper sog. Um die Gefrierung aufrecht zu erhalten, hatte sie die ganze Zeit nicht geschlafen und die Anstrengung hatte ihr den Appetit verdorben. Ich werde wohl mal wieder viel zu viel abgenommen haben, ging es ihr durch den Kopf. Sie wollte nur noch nach Hause. Der Hokage schaute auf, als die Gruppe sein Büro betrat und lächelte leicht. Yuna war so euphorisch wie immer, wenn sie von einer erfolgreichen Mission nach Hause kam. Anko dagegen linste immer wieder zu Evelyn herüber, und das sonst so typische Grinsen fehlte in ihrem Gesicht. Die Hellhaarige wirkte angespannt und erschöpft. „Ihr wart erfolgreich?“ „Ja, Meister Hokage.“, antwortete Anko, während sie Evelyn, vielleicht ohne es selbst zu bemerken, eine Hand auf die Schulter legte. Diese verspannte sich kaum merklich noch ein wenig weiter. „Dann erwarte ich deinen Bericht morgen.“ „Ach, vielleicht sollte Evelyn das lieber übernehmen. Ich war in der entscheidenden Phase leider gar nicht zugegen.“ Der Hokage verkniff sich ein wissendes Lächeln. Anko war zu ungeduldig für diese Art von Arbeit. „Würdest du das übernehmen?“, wandte Sarutobi sich an das Mädchen. „Natürlich.“ Wieder fiel dem Hokage auf, wie erstaunlich angenehm ihre Stimme war, während sie sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Habe ich dann die Erlaubnis zu gehen? Ich musste tagelang eine Leiche kühlen.“ „Du darfst gehen.“ Evelyn neigte knapp den Kopf und schlich aus dem Büro. „Gibt es sonst noch etwas Wichtiges zu besprechen?“, schaltete sich Anko ein, bevor eine unangenehme Stille entstehen konnte. „Ja, dich brauche ich noch einem Moment, Anko, aber du kannst auch gehen, Yuna.“ Dem Hokage war nicht entgangen, dass die Dunkelhaarige ganz unruhig geworden war, als Evelyn verschwunden war, daher ließ sich Yuna das nicht zweimal sagen und flitzte aus dem Raum. Nachsichtig lächelnd nahm der Hokage einen Zug aus seiner Pfeife. „Ich habe für dein Team eine Ruhephase eingeplant.“, eröffnete er Anko. „Gut. Die kann besonders Evelyn jetzt brauchen.“ „Ja, und auch für Yuna ist es gut. Wie ich höre geht es mit ihrem Training zügig voran.“ Anko lachte meckernd. „Es bleibt ihr ja nichts anderes übrig. Evelyn nimmt sie hart ran. Die Drohung, ständig Schläge zu kassieren, sorgt dafür, dass sie ihre körperlichen Fähigkeiten immer weiter vorantreibt. Hauptsache sie treibt sich nicht zu viel mit Naruto herum. Zusammen sind die zwei nerviger als ein großer Sack Wüstenflöhe.“ Wider Willen musste der Hokage über den Vergleich schmunzeln. „Narutos Team hat auch gerade Pause.“ „Na das kann ja heiter werden.“, seufzte Anko abgrundtief und ließ den Kopf hängen. Der Hokage lachte, wurde jedoch schlagartig ernst, als er sich an das eigentliche Thema dieses Gesprächs entsann. „Es sind Informationen über Evelyns Mutter aufgetaucht.“ Ankos Kopf ruckte hoch. „Ach?“ „Ihr Name war Ayumi Hyuga. Sie war eine Anbu und begabt wie selten jemand, doch aus Gründen, die nicht geklärt werden konnte floh sie vor etwa fünfzehn Jahren – also noch vor Evelyns Geburt - aus dem Dorf und wurde abtrünnig. Ohne mein Wissen haben die Anbu sie all die Jahre verfolgt und schließlich gestellt. Ayumi wurde getötet, und drei Monate später ist Evelyn hier aufgetaucht. Niemand kann sagen, was sie weiß, und Danzou liegt mir in den Ohren. Pass unbedingt auf sie auf.“ „Das werde ich.“, versprach Anko. „Das muss eine harte Kindheit gewesen sein. Immer auf der Flucht mit einer Horde bestens ausgebildeter Ninjas im Nacken. Ihre Mutter wird mit ihr von Ort zu Ort gezogen sein.“ Dann verdüstere sich Ankos Gesicht. „Und jetzt besteht die Gefahr, dass sie hier ist, um Rache zu üben, richtig?“ „Wir müssen diese Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen.“ „Wir wollen sie nicht vorschnell verurteilen. Sie ist zwar manchmal etwas düster, aber sonst entwickelt sich alles viel besser, als ich gehofft habe.“, meinte die Sensei und verscheuchte die beunruhigenden Gedanken. „Pass einfach nur auf. Auch um ihrer selbst willen.“ Damit war das Gespräch beendet. Yuna flitzte au s dem Büro und sah sich auf dem Flur um. Eigentlich müsste sie Evelyn doch noch einholen können. Doch die Hellhaarige war verschwunden. Sie hastete weiter durch die Gänge, doch auch auf dem Vorplatz des Turms war keine Spur von ihrer Freundin zu sehen. Gerade so als hätte der Erdboden sie verschluckt. Unschlüssig, wohin sie jetzt gehen sollte, ließ Yuna den Blick umherschweifen, bis ihr rumorender Magen den Ausschlag gab. Ich glaube ich werde erst einmal Ramen essen gehen, sonst falle ich noch vom Stängel. Ihr Haus begrüßte Evelyn mit dem vertrauten Duft von getrockneten Kräutern und Blüten, und sie ließ seufzend ihre Anspannung fallen. Sanft strich sie Aurora über die Flanke. „Du bist nicht zufrieden.“, sagte die Füchsin plötzlich. „Wie könnte ich? Ich spüre sie sogar jetzt in diesem Moment lauern.“, sagte sie leise und zog Aurora ein trockenes Blatt aus dem Pelz. „Und außerdem: Wann war ich das je?“ Die Füchsin schwieg, denn auf diese Frage gab es keine Antwort, und Evelyn stellte ihren Rucksack ab, dann ging sie ins Bad, um sich den Staub abzuwaschen. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und schaute auf ihre Hände herab. Sie zitterten von der ausgestandenen Anstrengung. Ich muss vorsichtiger mit meinem Chakra sein, ging es ihr durch den Kopf, während sie ihre Kleider ablegte und in den großen Spiegel schaute. Dunkelbau zog sich die Tätowierung eines Drachens von ihrem Schulterblatt aus über Schulter und Schlüsselbein, und der Kopf ruhte direkt über ihrem Herzen. Die großen Augen schienen sie zu verhöhnen. Verflucht seiest du Cyaral, dachte sie und ihre Zähne trafen knirschend aufeinander. Ein unmenschliches Knurren entrang sich ihrer Kehle. „Hey, Yuna hallo!“, rief Naruto lautstark über die Straße und Yuna drehte sich überrascht zu ihm um. „Oh, hallo Naruto. Ich wusste gar nicht, dass dein Team auch im Dorf ist.“ „Wir haben Pause.“, knirschte Naruto, der seinen Tatendrang wie gewöhnlich kaum bezähmen konnte. „Und ihr? Seid ihr schon mit eurer Mission fertig? Ich meine, ihr wart ja ganz schön schnell, oder?“ „Waren wir. Evelyn hat den Typ gleich am ersten Tag unserer Ankunft in dem komischen Kaff aufgespürt und platt gemacht. Das alles ging so schnell, das Anko und ich gar nichts zu tun hatten. Es war fast schon ein bisschen unheimlich.“ „Ach was, ist sie so gut?“, fragte er erstaunt. Yuna nickte. „Chunin-Niveau, mindestens.“ „Echt jetzt?“ Yuna nickte erneut. „Cool... Und wo gehst du gerade hin?“ „Ich gehe eine Nudelsuppe essen. Ich verhungere gleich.“ „Das will ich auch gerade.“ Schwatzend gingen die beiden weiter. Sie redeten über Belangloses wie alte Streiche und bemerkten Iruka nicht, der sie lächelnd von einem Balkon aus beobachtete. Mit wachsendem Unbehagen folgte der Hokage dem anmutigen Schwung von Evelyns Handschrift. Die Art wie sie dem Mann getötet hatte, erfüllte ihn mit Unruhe und er schaute zu dem zarten Mädchen auf, das mit unbewegter Miene vor seinem Schreibtisch stand und weiterer Befehle oder Fragen harrte. Sie konnte kaum mehr als vierzehn oder fünfzehn Winter gesehen haben. Und in diesem Alter schon so selbstverständlich seine Reize einzusetzen, um zu töten... unheimlich. „Danke. Du kannst gehen.“ Sie verhaarte noch einen Augenblick und sah ihn mit ihren unergründlichen Augen an, als könne sie ihm direkt in die Seele blicken. Wie viel weißt du?, fragte er sie stumm. Sie verneigte sich knapp und verließ lautlos das Zimmer. Sie ließ eine fast greifbare Spannung zurück. Sarutobi seufzte und blies eine Rauchwolke zur Decke hoch. Hoffentlich machen wir keinen Fehler mit ihr... Heiß schien Anko die Nachmittagssonne auf den Kopf, als sie sich mit ihren Schülerinnen vor Evelyns Haus traf. Die Neuigkeit des Hokages hatte sie überrascht. Aber wenn der Hokage glaubt, dass es klappt... Bereit sind sie auf jeden Fall. „Bald stehen die diesjährigen Chunin-Auswahlprüfungen an, und der Hokage hat mich gefragt ob ihr bereit seid daran teilzunehmen.“, eröffnete Anko. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr es schaffen könnt, außerdem wurde uns eine Ruhephase eingerichtet, die ihr zum Trainieren nutzen könnt. Das ist vor allem deshalb wichtig, da ihr ja nur zu zweit seid.“ „Und da liegt der Hase im Pfeffer.“, merkte Evelyn an. „Es dürfen nur Dreierteams starten.“ „Stimmt, doch Regeln sind da, um gebeugt zu werden. Der Hokage will Aurora als drittes Teammitglied durchsetzen, womit das Problem erledigt wäre. Was meint ihr, soll ich euch anmelden?“ Wie Anko erwartet hatte, mussten ihre Schülerinnen nicht erst lange darüber nachdenken. Sie waren so weit und wussten das auch, so willigten sie ein. „Aber nun zu meiner eigentlichen Sorge: Ihr seid zu zweit und ich weiß nicht, wie sehr Aurora euch unterstützen kann.“ Die Sensei klang jetzt sehr ernst. Die Ohren der Füchsin zuckten und sie hob den Kopf. Sie hatte im Schatten eines Baumes gedöst, ohne jedoch ihre Umgebung unbeachtet zu lassen. „Du willst wissen, wie nützlich ich sein kann? Dann komm her, und ich zeige es dir.“ In Auroras Stimme lag etwas Angriffslustiges. Was auch immer sie sonst war, ihre Instinkte lauerten stetig knapp unter der Oberfläche. Anko blinzelte irritiert. „Bitte?“ „Komm tritt gegen mich an, dann wirst du deine Frage beantworten können.“ „Ein Übungskampf? Jetzt?“ „Wenn du es so nennen willst...“ Die Füchsin streckte sich und stand von ihrem Platz auf. Anko schmunzelte. „Na dann los. Dann können wir später auch besser Strategien entwickeln.“ Wir brauchen keine Strategien. Es gibt nur wenig, das Evelyn und ich nicht erlegen können, dachte Aurora und wollte gerade einen Satz nach vorn machen, als Evelyn ihr in den dichten Pelz griff. „Sei vorsichtig, Aurora.“ Anko wurde ob dieser Worte sofort stutzig. Was wollte Evelyn sagen? Sollte Aurora sich vor ihr in Acht nehmen, oder sollte die Füchsin sich zurückhalten? Die Füchsin knurrte bedrohlich, und ihr Nackenfell sträubte sich. Sie hasste es, wenn jemand ihre Instinkte zu bändigen versuchte. Evelyn wich sofort von ihr zurück. „Hoffentlich hat Anko gut gefrühstückt.“, raunte die Hellhaarige Yuna so leise zu, dass nur sie ihre Worte hören konnte. „Wieso?“ „Du wirst schon sehen.“ Und das sollte Yuna wirklich. Aurora entwickelte eine Wildheit, die das junge Mädchen schaudern ließ. Schnell und wendig wie wildes Wasser tänzelte die Füchsin um Anko herum, um ihre gezielten Angriffe immer genau dann zu platzieren, wenn sich ihr ein Vorteil bot. Dabei beschwor Aurora wieder und wieder den eisigen Nebel herauf, den Yuna schon von Evelyn kannte. Gefährlich wie flüssiger Stickstoff. Das hellhaarige Mädchen beobachtete das Schauspiel mit ungerührter Miene vom Dach ihres Hauses aus, während ihrer Teamgefährtin ob der Unberechenbarkeit der Füchsin der Schnabel offen stand. Anko perlte inzwischen der Schweiß über die Stirn und ihr Atem ging stoßweise. Allerdings Zeigte auch Aurora langsam Spuren der Erschöpfung, obwohl nur Evelyn sie gut genug kannte, um sie zu sehen. Die Hitze bekam ihr nicht gut. „Genug!“, keuchte Anko schließlich. Die Polarfüchsin erstarrte augenblicklich und setzte sich hechelnd auf den staubigen Boden. Die lange, bläuliche Zunge hing ihr aus dem Maul. „Du bist ein vollwertiger Ersatz für ein drittes Teammitglied.“, befand Anko erleichtert lächelnd. „Das beruhigt mich. So, dann gehe ich euch mal anmelden.“ Mit diesen Worten verpuffte die Sensei in einer Rauchwolke. Evelyn warf Yuna einen Blick zu. „Dann sollten wir jetzt besser wieder trainieren, Yuna. Und ein paar Meditationsübungen machen. Ich bin gespannt, wie die Konkurrenz ist.“ Ein heftiger Regenguss überzog Konoha mit seinen nasskalten Händen, und Sturmböen peitschten Wäsche von den Leinen und fegten Blumentöpfe um. Yuna war mehr als nur froh, dass Evelyn den Sturm früh genug vorausgesehen hatte, dass sie sich noch rechtzeitig hatten zurückziehen können, um nun in Evelyns Küche zu sitzen und dampfende Teebecher in den Händen zu halten. Kräuterduft umschmeichelte ihre Sinne, und ein Feuer durchbrach knisternd die nur vom Prasseln des Regens gestörte Stille. „Du, Evelyn? Kann ich dich mal was fragen?“ „Was denn?“ „Vor unserer letzten Mission hast du den Uchiha Clan erwähnt, du erinnerst dich?“ In Yunas Worten schwang ein fordernder Klang mit. Evelyn schwieg lange und als sie antwortete war ihre Stimme gedämpft: „Und nun willst du mich fragen, was ich weiß, ist es nicht so?“ Ihre Teamgefährtin nickte leicht. „Gut, ich sage dir, was ich denke, aber zunächst etwas zur Geschichte. Hast du schon einmal etwas über den Gründer des Uchiha Clans gehört?“ Yuna schüttelte den Kopf. „Das wundert mich nicht.“, schnaubte die Hellhaarige. „Also, sein Name war Madara Uchiha, und man kann sagen, dass er und er erste Hokage auch für die Gründung des Dorfes verantwortlich sind. Doch Madara war ehrgeizig, und so kam es zum Streit über den Posten des Hokages, was zu dem berühmten Kampf im Tal des Endes führte. Madara unterlag und floh. Niemand weiß, was danach mit ihm geschah. Die Uchihas, ihres Oberhauptes beraubt, unterlagen dem Senju Clan, dem auch der erste Hokage angehörte, im darauf folgenden Machtkampf und ihre Macht wurde scharf beschnitten. Die Familie Senju achtete gründlich darauf, dass sie nicht wieder zu mächtig wurden, was natürlich zu ständigen Spannungen führte.“ Evelyn machte eine pause und starrte nachdenklich in ihre Tasse. „Wie es halt so ist, kochte der unterschwellige Hass über ihre Benachteiligung eines Tages hoch und es wurde ein Staatsstreich geplant. So weit ist alles recht selbstverständlich, doch dann geschah etwas Merkwürdiges: Itachi Uchiha, Sasukes Bruder, richtete das Massaker in seinem Clan an und ließ nur Sasuke am Leben. Ich finde das ist mehr als nur verdächtig, zumal Itachi zu dieser Zeit noch zu den Anbu gehörte.“ „Willst du damit etwa sagen...“ Yuna schreckte vor dem Gedanken zurück und war nicht in der Lage, den Satz zu beenden. „Ja Yuna, ich glaube, dass Itachi auf Auftrag gehandelt hat, nicht aus freiem Willen.“ „Nein! Das kann nicht sein! So etwas würde der Hokage niemals zulassen!“ Evelyn neigte leicht den Kopf. „Du kennst den Hokage besser als ich. Ich weiß nur, was ich befohlen hätte.“ „Du... hättest einen solchen Auftrag erteilt?“ „Nur wenn es absolut unumgänglich gewesen wäre, aber ja, ich hätte es getan.“ Yuna schluckte. „Du scherzt nicht, oder?“ Evelyn schwieg und sah sie ernst an. Nein, sie scherzte nicht. Die Dunkelhaarige starrte sie entsetzt an, ohne dass Evelyn ihre Worte durch ein Lächeln milderte. „Ich weiß nicht, was erschreckender ist: Dass Itachi einfach aus einer Laune zum Mörder geworden ist, oder wenn er einen Auftrag bekommen hat. Ich weiß nur, dass ich seinen Weg lieber nicht kreuzen möchte.“ „Und was tust du, wenn es doch passiert?“, fragte Evelyn leise. „Wenn du gegen ihn kämpfen musst? Wie verhältst du dich dann?“ Verdutzt über diese Wendung des Gesprächs zögerte Yuna, bevor sie ehrlich antwortete: „Ich weiß es nicht.“ „Dann denke darüber nach und berücksichtige folgenden Rat: Verlasse dich niemals auf die Gnade deiner Gegner.“ Evelyn schwieg eine Weile, dann fuhr sie fort. „Es gibt gewisse Mittel, um auch überlegene Gegner in die Knie zu zwingen, und eines davon ist das Gift. Das ist auch zumeist die einfachste Methode, und jene über die ich genug weiß, um dich zu unterrichten.“ Yuna erschauderte. „Ich hasse Gifte.“, murmelte sie. „Allein schon der Gedanke macht mir eine Gänsehaut.“ „Gewöhne dich an den Gedanken.“, riet Evelyn. „Dir werden in deinem Leben noch etliche überlegene Gegner über den Weg laufen.“ Sie strich sich den Ärmel nach oben und zeigte ihr eine feine, weiße Narbe am Unterarm. „Diese Verletzung hätte mich beinahe umgebracht, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass mein Widersacher Gift benutzen könnte, und ich habe mich zu spät darum gekümmert. Eine Woche lang lag ich salamandergrün im Gesicht am Boden, und meine Mutter kämpfte um mein Leben. Das hat mich gelehrt, mit jedweder Tücke zu rechnen. Du selbst magst ehrenvoll kämpfen, doch andere tun das nicht. Mache nicht den gleichen Fehler wie ich.“ „Wer ist dein Gegner gewesen?“ „Ich habe die Frau nicht nach ihrem Namen gefragt, bevor ich ihr das Genick gebrochen habe.“, meinte Evelyn achselzuckend. „Sie gehörte einem Stoßtrupp aus Kusagakure an, der die Grenzen des Feuerreiches überschritten hatte, falls es dich beruhigt. Noch Tee?“ Yuna nickte abwesend. „Hallo, Anko.“ Sie zuckte leicht zusammen, als eine ruhige Stimme sie plötzlich aus den Gedanken riss. „Huch, hallo Kakashi.“ Sie hatte gar nicht bemerkt, dass der andere Ninja neben sie getreten war, und jetzt ließ Anko nur ungern von ihren Grübeleien ab. Sie hatte über Evelyns Training nachgedacht. „Ich habe mir gerade Gedanken über Sasukes Training gemacht.“, begann er. „Ich finde, der Junge sollte mal einen anderen Stil als meinen kennen lernen, sonst gewöhnt er sich zu sehr daran. Mir ist zu Ohren gekommen, dass deine Schülerin Evelyn ziemlich gut ist. Was meinst du, wäre sie vielleicht eine Gegnerin für Sasuke?“ „Du willst einen Übungskampf zwischen den Beiden organisieren?“ „Genau. Was hältst du davon?“ „Gute Frage.“, meinte Anko. „Ich glaube, sie verstehen sich nicht gut miteinander.“ Sie seufzte. „Ehrlich gesagt, kann ich Evelyn nicht besonders gut einschätzen. Zu Yuna ist sie ja manchmal schon wirklich hart, und dabei mag Evelyn sie sehr. Ich kann nicht sagen, wie weit mein Silberschopf geht.“ „Ah, deshalb bist du heute so nachdenklich.“ Anko beschränkte ihre Antwort auf ein Nicken. „Dann sollten wir sie wirklich gegeneinander antreten lassen. Wir können ja immer noch einschreiten, wenn sie es übertreiben.“, meinte Kakashi. „Mach mich später aber nicht für mögliche Erfrierungen verantwortlich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)