Im kalten Licht des Mondes von Chibara-sama ================================================================================ Kapitel 13: Vorprüfungen ------------------------ Kabuto spürte, wie sich Yunas misstrauische Blicke in seinen Nacken bohrten, und ärgerte sich, denn in ihren Beisein konnte er nicht offen sprechen. So blieb sein und Evelyns Gespräch ein behutsames umeinander Herumschleichen. „Wenn man es sich mal genau betrachtet ist die geographische Lage des Feuerreiches militärisch ziemlich ungünstig.“, sagte Evelyn gerade. „Es wird von so vielen anderen Ländern umschlossen, dass es leicht wäre, uns in einen Vielfrontenkrieg zu verstricken. Es würde schon reichen, wenn sich zwei andere Reiche zusammentun. Nehmen wir beispielsweise das Windreich. Es würde schon reichen, wenn es sich mit einem so kleinen Land verbündet wie dem Reich der Reisfelder. Wir müssten unsere Streitkräfte komplett aufteilen, was die Verteidigung empfindlich schwächen würde. Dazu kommt das unübersichtliche Gelände. In den Wäldern könnte sich eine ganze Armee verbergen, ohne bemerkt zu werden.“ Kabuto erschrak. Wusste sie etwas, oder war es ein Pfeil ins Blaue? Aber wenn es ein Zufall war, wieso sollte sie dann genau diese Reiche nehmen? „Dafür haben wir ja einen Notfallplan und gut ausgebildete Ninjas. Außerdem gibt es keine Spannungen zwischen den Dörfern, was man ja schon an der diesjährigen Nationalitätenvielfalt erkennen kann.“, erwiderte der Heiler geistesgegenwärtig. „Wer war den im letzten Jahr nicht vertreten?“, erkundigte sich Evelyn interessiert. „Otogakure und Kusagakure.“ „Weißt du, warum nicht?“, spann Evelyn den Faden weiter, und Yuna verdrehte die Augen. Sie fing an, sich zu langweilen. Nichts als Wirtschaft und Politik und das schon seit Stunden. Zwei Bereiche für die sie nie besonders viel Interesse aufgebracht hatte. „Zwischen Kusa und Konoha treten öfters Spannungen auf. Das hat was mit den Truppenübungen nahe der Grenze zu tun.“ „Natürlich, ich verstehe.“, sagte Evelyn schmunzelnd. „Zwischen unangekündigter Übung und tatsächlichem Angriff besteht rein äußerlich kein Unterschied.“ „Nun, unsere Leute beziehen auch bei angekündigten Übungen Stellung.“, gab Kabuto Auskunft. „Ist das nur eine Vorsichtsmaßnahme, oder besteht ein direkter Verdacht auf Angriffspläne?“ „Ich denke, es ist nur Vorsicht. Allerdings erschwert das gegenseitige Misstrauen die diplomatischen Beziehungen.“ „Verständlich. Und was war mit Otogakure?“ „Das weiß ich nicht.“, gestand er. „Über dieses Dorf ist fast nichts bekannt.“ „Ich habe gehört, dass Otogakure ein vergleichsweise junges Dorf ist.“ Der Hellhaarige zuckte mit den Schultern. „Dann bist du besser informiert als ich.“ Du bist ein guter Lügner, Kabuto, ging es Evelyn durch den Kopf. Fast hätte ich dir geglaubt. Die Unterhaltung fing an ihr Spaß zu machen. Das leise Herantasten. Kabuto war ein harter Brocken. Jeder Andere hätte sich in diesem Verhör längst durch Mimik und Gestik verraten, doch er hatte sich völlig unter Kontrolle. Sie ahnte allerdings, dass der Heiler diesen Eiertanz weit weniger genoss. „Du bist erst seit Kurzem in Konoha.“, sagte er leichthin. „Wie gefällt es dir hier?“ Sieh einer an, wir nähern uns dem Kern dieses Palavers, dachte die Hellhaarige und warf einen Seitenblick auf Yuna. Ihre Augen wirkten glasig. Sie hörte eindeutig nicht mehr zu. „Es ist ziemlich friedlich. Auch werden hier außergewöhnlich viele talentierte Ninjas ausgebildet.“ „Wie beispielsweise Neji Hyuga.“ „Stimmt. Ich habe ihn am Rande kennen gelernt.“ „Wie hat es dein Clan aufgenommen, als du so unvermittelt hier aufgetaucht bist?“ Dies war eine Frage, die Kabuto schon lange hatte stellen wollen. Wenn sie hier Familienanschluss gefunden hatte, würde sie so leicht nichts vom Dorf abspenstig machen. Evelyn gestattete sich ein bitteres Schmunzeln. „Diese Gesichter hättest du sehen sollen. Sie haben mich angesehen, als hätte ihnen ein Dämon in den Zeh gebissen. Hätte der Hokage mich nicht so freundlich empfangen, wäre ich wohl schneller wieder gegangen, als ein Uchiha Jutsus durchschaut. Begeisterung war das nicht gerade.“ Was soll das? Warum bringt sie die Uchihas ins Spiel?, ging es Kabuto durch den Kopf. „Das ist wohl der berühmteste unserer Clans.“, meinte Kabuto, gespannt worauf sie hinauswollte. „Und das vor allem wegen seinem unrühmlichen Niedergang. Sasuke tut mir leid.“ Yuna wunderte sich, dass Evelyn heute solche Unmengen redete. Sie war doch sonst so schweigsam. Ob sie diesen Kabuto vielleicht kannte? Aber woher sollte sie? In Kabutos Kopf arbeitete es. Warum brachte sie das Gespräch auf Sasuke? Wusste sie mehr? Doch woher sollte sie von Orochimarus Plänen wissen? Langsam wurde ihm dieses Versteckspiel wirklich zuwider. Da viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sie hatte Orochimarus Gespräch mit Anko belauscht. Er konnte sich also darauf verlassen, dass sie wusste, das Orochimaru Sasuke haben wollte. „Deine Sensei ist Anko, oder?“, wechselte er das Thema. Evelyn nickte. „Wie ist sie so?“ Yuna hatte inzwischen völlig das Interesse an dieser scheinbar so müßigen Unterhaltung verloren, und ließ sich ein paar Schritte zurückfallen, was für Kabuto das Zeichen war, dass Evelyn sie nicht eingeweiht hatte. „Sie hat einen interessanten vertrauten Geist: eine Schlange. Ich selbst habe mich mit den Giften dieser Reptilien beschäftigt, nun eher mit den Möglichkeiten aus ihnen Heilmittel zu machen. Ich frage mich, wie sie auf dieses Tier gekommen ist...“ „Du hast eine medizinische Ausbildung?“ „Ja.“ Eine Weile fachsimpelten sie an den tieferen Weihen dieses Themas herum, und hatten beide ihre Freude daran. Fast vergaßen sie, wer der jeweils andere war. Gerade als sie bei den Behandlungsmethoden der Cholera angekommen waren, ertönte der Schrei einer Möwe. Evelyn zog die Stirn kraus. „Wie seltsam.“, kommentierte sie. „Das Geflügel hat sich aber mächtig verirrt.“ Kabuto lächelte. „Nein, das war jemand aus meinem Team. Ich muss weg.“ „Nun, dann viel Glück weiterhin.“ „Euch auch.“, erwiderte er und folgte dem Laut. Sie haben Sasukes Team also endlich gefunden, ging es ihm durch den Kopf, während er sich wieder zu seinen Teamgefährten gesellte – allerdings nicht für lange. „Sag mal, kennst du Kabuto irgendwoher?“, wollte Yuna einige Zeit später wissen. „Warum?“ Evelyn wirkte gedanklich ein wenig abwesend. „Ihr kamt mir so vertraut miteinander vor.“ „Wir sind uns vor einem halben Jahr mal über den Weg gelaufen, ja. Er war auf einer Mission. Purer Zufall.“, log die Hellhaarige glatt, und hoffte, Yuna würde es dabei bewenden lassen. Die wirklichen Hintergründe verschwieg sie ihr ebenso wie das Auftauchen Orochimarus. Je weniger sie weiß, desto sicherer ist sie, ging es Evelyn durch den Kopf. „Sieh, Yuna, da ist der Turm, unser Ziel.“, lenkte die Hellhaarige das Thema ab und deutete zwischen den Bäumen nach vorn. „Jetzt müssen wir acht geben. Ich möchte nicht auf den letzten Metern überwältigt werden. Achte du vor allem auf mögliche Genjutsus. Ich behalte die Umgebung im Auge.“ „Geht klar!“, antwortete Yuna leichthin, ganz gemäß ihrer Frohnatur, während ihre Gefährtin den Blick durch den Wald schweifen ließ. Eine Weile blieb alles ruhig, dann bewahrheiteten sich Evelyns Worte. Yuna stutzte. Etwas zerrte am Rande ihrer Wahrnehmung an ihren Sinnen. Sie verdrehte die Augen. „Was sind das denn für Stümper?!“, rief sie erbost über derartige Unfähigkeit aus. Sie wedelte das Genjutsu davon, wie sie eine lästige Fliege vertreiben würde. Evelyn aktivierte nur gelassen ihr Byakugan und deutete auf eine Baumkrone über ihnen. „Sie sind da drin. Willst du, oder soll ich?“ „Ich will!“, knirschte die Dunkelhaarige. „Irgendwie empfinde ich so schlechte Genjutsus als persönliche Beleidigung, und das eben war unterste Schublade.“ Damit setzte sie sich in das blättrige Geäst ab. Es dauerte nicht lange, bis Evelyn die Ninjas schreien hören konnte, und sie lächelte stumm in sich hinein. Aurora warf ihr einen Blick zu. „Du hast ganze Arbeit an ihr geleistet.“, merkte die Füchsin an, als Yuna auch schon fröhlich grinsend aus dem Baum hüpfte. Doch sie hatte aufgepasst und warf erst einen Blick auf Evelyns Hals, auf dem noch immer der dunkle Fleck zu sehen war, bevor sie näher trat. Ihre Teamkollegin hielt es ebenso. „Gut aufgepasst, Yuna.“, lobte die Hellhaarige, und Yunas Grinsen verbreiterte sich noch. „Wer so oft eins auf die Nuss bekommt, macht die gleichen Fehler nicht mehrmals.“ Das war alles, was sie dazu sagte. Den Rest des Weges blieben sie unbehelligt, denn erst in den letzte Tagen würden sich die Teams hier in größerer Zahl versammeln, die bisher leer ausgegangen waren, um den Nachzüglern aufzulauern. Die Halle, die Yuna, Evelyn und die Füchsin nun betraten, war leer. Die Hellhaarige warf einen gelangweilten Blick auf das Rätsel an der Wand und verdrehte die Augen. Ziemlich einfallslos, wie sie fand. Sie zog die beiden Schriftrollen aus Auroras Satteltasche, öffnete sie und legte sie übereinander auf den Boden. Begleitet von einem leisen Plopp und einer Rauchwolke erschien Sensei Iruka vor ihnen. Er lächelte. „Gut gemacht.“, lobte er. „Kommt, es wird noch etwas dauern, bis wir mit der Prüfung fortfahren können.“ „Bis zum Ende der Fünftagesfrist.“ Aurora war der Widerwille anzuhören. Evelyn strich ihr sacht über die Flanke. „Wir werden ja etwas zu tun haben.“, sagte sie beschwichtigend. „Diese Kräuter wollen verarbeitet werden.“ Sie warf Yuna einen Blick zu. „Eine perfekte Gelegenheit für dich, etwas zu lernen.“ Das junge Mädchen seufzte schwer. Die jungen Shinobi, die es durch den zweiten Teil der Prüfung geschafft hatten, standen nun in einer Art Arena in Reihen hintereinander und warteten mehr oder weniger geduldig auf das Kommende. Ihre Senseis trugen zumeist ein zufriedenes Lächeln zur Schau. Evelyn sah sich unter den anderen Genin um und erblickte keine Überraschungen, denn mit diesen Teams war eigentlich zu rechnen gewesen. Mit einiger Verspätung traf der nächste Prüfer ein. Ein mittelgroßer Mann mit braunem Haar, dessen Namen Yuna sofort wieder entfiel. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, und seine Worte wurden immer wieder von einem nervtötenden Husten unterbrochen. Evelyn musterte ihn kritisch. Er war nicht krank. Sein Körper litt unter einer ständigen Überanstrengung. Die Hellhaarige schüttelte innerlich den Kopf über derartigen Leichtsinn. Wieder jemand, der nicht wusste, wo die Grenze lag. Länge würde er das nicht mehr durchhalten. Schon jetzt wäre er ein nur mäßig gefährlicher Gegner. „Normalerweise scheiden im zweiten Teil der Prüfung viel mehr Schüler aus, daher ist es notwendig, Vorrunden abzuhalten.“, sagte er und hustete. „Diese Vorrunden werden jetzt stattfinden. Wer sich gesundheitlich nicht dazu in der Lage fühlt, soll jetzt aufgeben.“ Gesundheitlich? Na das sagt der Richtige, ging es Yuna durch den Kopf. Kabuto meldete sich. „Ich gebe auf.“ Der Protest folgte auf dem Fuße. Von Naruto. „Du kannst doch jetzt nicht einfach aufgeben, Kabuto! Du bist doch schon so weit gekommen.“ „Ich würde jetzt keinen weiteren Kampf mehr überstehen.“, erklärte er und fühlte dabei Evelyns prüfenden Blick auf sich ruhen. „Seit mich dieser Typ aus Otogakure angegriffen hat, höre ich auf einem Ohr nichts mehr.“ Damit wandte er sich zum Gehen. Meine Rolle in dieser Prüfung ist beendet, dachte er. Einige Zeit zuvor... Vor dem Turm trennte sich Kabutos Team von dem Sasukes und betrat die Halle im Inneren. Kabuto nickte Orochimaru zu, der entspannt an der Wand lehnte und war insgeheim belustigt über die Unachtsamkeit der Leute aus Konoha. Es überraschte ihn nicht, seinen Herrn hier vorzufinden. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den blassen Lippen erkundigte er sich nach den Ergebnissen seiner Informationssuche, und Kabuto reichte ihm einige Karten, auf denen er seine Informationen aufgezeichnet hatte, was er über Sasuke und dessen Team herausgefunden hatte. „Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.“, sagte Orochimaru immer noch lächelnd. „Und was kannst du mir über die kleine Weißhaarige sagen?“ „Hm, sie weiß sehr viel über die Angelegenheiten verschiedener Dörfer. Auch einiges über Otogakure. Sie hat Andeutungen gemacht, nach denen ich nicht ausschließe, dass sie etwas über Eure Bündnispläne mit Suna weiß. Wie sie zu Konoha steht, ist schwer zu sagen. Ihre Teamkollegin Yuna hat sie allerdings in nichts eingeweiht, soweit ich es feststellen konnte.“ Kabuto schilderte kurz ihre Unterhaltung. „Sie hat dich also an der Nase herumgeführt.“, spöttelte Orochimaru, und ein süffisantes Grinsen legte sich auf seine Züge. „Lass es gut sein. Um den Rest kümmere ich mich selbst.“ Mit diesen Worten verpuffte er in einer Rauchwolke. „Die Vorrunden bestehen aus Zweikämpfen.“, erklärte der Prüfer weiter. „Die Paare werden zufällig ausgewählt.“ Evelyn und Yuna tauschten einen Blick. Wer würde ihr Gegner werden? „Na hoffentlich erwische ich nicht dich.“, raunte die Dunkelhaarige ihrer Teamgefährtin zu. Der Anflug eines Lächelns schlich um Evelyns Mundwinkel. „Das wäre im höchsten Maße ärgerlich.“, stimmte sie ihr zu. Wie gebannt schauten alle zu dem Bildschirm über der Skulptur der zwei sich zu einem Fingerzeichen vereinenden Hände auf, wo gerade das erste Paar erschien. Sasuke Uchiha gegen Yoroi Akodou. Die zwei Genin blieben unten in der Arena zurück, während die anderen Ninjas die Treppen zu den zwei sich gegenüberliegenden Tribünen hinaufstiegen. „Fangt an!“ Obgleich sie beide aus Konoha stammten, entbrannte der Kampf in gnadenloser Härte. Evelyn strengte ihren Kopf an, und ihr fiel ein, dass Yoroi aus Kabutos Team war. Es war demnach nicht auszuschließen, dass auch dieser Genin in Wahrheit Orochimaru angehörte. Der Hellhaarigen fiel auf, wie geschwächt Sasuke war. Er war seinem Gegner deutlich unterlegen. Yoroi drückte ihn auf den Boden und presste ihm eine Hand auf die Stirn. Chakra floss aus dem Körper des jungen Uchihas, und seine Gegenwehr erlahmte. Unauffällig ließ Evelyn ihren Blick über die gegenüberliegende Tribüne schweifen. An dem Sensei des Teams aus Otogakure blieb sie hängen. Völlig fasziniert starrte der schwarzhaarige Mann auf den Kampf und leckte sich – wahrscheinlich unbewusst – mit einer überlangen Zunge über die Lippen. Die Gedanken des Silberschopfes huschten in die Vergangenheit zurück... „Diese Geste ist typisch für ihn.“, erklärte ihre Mutter und ihre Stimme klang beschwörend. „So verrät er sich in jeder Gestalt.“ „Mann sollte doch meinen, dass ein Ninja mit solchen Fähigkeiten sich besser unter Kontrolle hat.“, meinte das zehnjährige Mädchen mit dem weißen Haarschopf skeptisch. „Jeder Mensch hat so seine kleinen Eigenarten, die seine Identität sofort aufdecken, wenn man sie zu erkennen weiß.“ Nur kurz schaute Orochimaru hoch und fing sofort Evelyns durchdringenden Blick auf. Sie zog eine Augenbraue in die Höhe, dann huschte seltsamerweise ein eigentümliches Lächeln über ihre Züge. Orochimaru, formte sie lautlos mit den Lippen. Daran, dass sie ihn erkannt hatte, bestand kein Zweifel. Der Blick seiner gelben Augen bohrte sich in den ihren. Was würde sie jetzt tun? Evelyn sah zu der neben ihr stehenden Anko auf. Sie hatte den Blickwechsel nicht bemerkt. Sie konzentrierte sich zu sehr auf den Kampf. Was sollte er tun, wenn das Mädchen jetzt die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte? Evelyn sah erneut zu ihm herüber, dann senkte sie den Blick wieder auf das Kampfgeschehen unter ihr, wo sich Sasuke gerade von seinem Gegner lostrat und eine von Lees Techniken anwendete. Seine Bewegungen, fand Evelyn, waren zwar noch nicht besonders ausgefeilt, doch sie erfüllten ihren Zweck. Kurz erhaschte die Hellhaarige einen Blick auf ein merkwürdiges, schwarzes Mal an Sasukes Hals, das plötzlich ausfächerte. Sie aktivierte ihr Byakugan. Das ist ja ein Fluchsiegel, dachte sie verwundert. Sie sah wieder zu Orochimaru herüber, der äußerst selbstzufrieden wirkte. Dein Werk also, ging es ihr durch den Kopf. Sasuke gewann, was Yuna aufgrund seines miserablen Starts schon bezweifelt hatte, doch nun war er so geschwächt, dass Kakashi ihn stützen musste. Er war sogar zu müde, um zu protestieren, als sein Sensei ihn wegführte. Auch in den nächsten Kämpfen gab es überraschende Siege. Shinos Käfer erledigten Zaku, einen Jungen aus dem Klangteam, und Shikamaru schickte Kin aus dem Rennen, wieder aus Otogakure. Yuna hätte beinahe laut gelacht, denn Kin schlug sich regelrecht selbst bewusstlos. „Hochmut kommt vor dem Fall.“, kommentierte Evelyn die Szene, nur um anschließend scharf die Luft einzusaugen. Yunas sah sie erstaunt an. „Was ist denn los?“ Die Hellhaarige deutete mit einem Kopfnicken auf die Anzeigetafel. Hinata Hyuga gegen Neji Hyuga. „Oh je!“, stieß Yuna hervor, und hörte mit halbem Ohr eine Bemerkung von Naruto mit. „Es muss hart für die Beiden sein, gegeneinander kämpfen zu müssen. Sie sind doch aus einer Familie und so...“ Zu Yunas Überraschung war es Evelyn, die das Wort ergriff. „Sie sind Vetter und Kusine, das ist wahr, aber sie hegen weniger warme Gefühle füreinander, als du jetzt denken magst.“ Ihre Stimme klang hart. Verwirrt sah Naruto sie an. Es war das erste Mal, dass das kühle Mädchen sich an ihn wandte. „Äh... und warum nicht?“ „Im Hyuga-Clan gibt es zwei getrennte Familien: die Haupt- und die Nebenfamilie. Der Hauptfamilie fallen die Recht und Privilegien zu, während es die einzige Aufgabe der Nebenfamilie ist, die Mitglieder des Hauptzweiges wenn nötig mit ihrem Leben zu verteidigen. Das schürt Groll. Hinatas Vater Hiashi Hyuga ist das Clanoberhaupt, sie gehört damit zur Hauptfamilie. Nejis Vater war Hiashis jüngerer Bruder, somit Nebenzweig wie auch Neji. Sein Vater opferte sich, wegen eines Vorfalls, an dem Hinata zwar nicht schuld war, doch wegen ihr passiert ist. Neji verlor demnach wegen Hinata seinen Vater. Verstehst du nun?“ Naruto nickte bedrückt, und es dauerte eine Weile, bis er das Schweigen erneut brach. „Und zu welcher Familie gehörst du?“, wagte er zu fragen. „Nebenfamilie, doch für mich ist es etwas Anderes. Ich bin nicht in dieser starren Hierarchie aufgewachsen.“ Damit war die Unterhaltung beendet, denn der Kampf begann. Die beiden jungen Sprösslinge des Hyuga-Clans tauschten wuchtige Hiebe aus, und Yuna schien es, als seien sie einander ebenbürtig, doch Evelyn knirschte mit den Zähnen und schüttelte den Kopf. „Hinata wird unterliegen.“, prophezeite die Hellhaarige. „Woran siehst du das?“ Yunas Stimme klang verwundert. „Sieh dir ihre Haltung an. Sie fürchtet sich vor Neji. Sie hatte den Kampf schon verloren, noch bevor er begann. Sie war viel besser, als sie mit mir geübt hat. Schau nur.“ Hinata war zu Boden gegangen, stand jedoch tapfer wieder auf und machte weiter. Nejis Zorn wuchs. Dann traf er sie vor der Brust. Evelyn sog zischend die Luft ein, als die Wucht das Mädchen zu Boden warf. Es dauerte lange, bis sie wieder auf die Beine kam, und sie zitterte. „Hast du immer noch nicht genug?! Gib auf!“, fuhr Neji sie an. „Nein, ich gebe nicht auf!“ Neji stieß ein wütendes Zischen aus, und seine Absichten standen ihm ins Gesicht geschrieben. „Neji, nicht!“, schrie Evelyn. In diesem Moment verpufften drei Shinobi, und eine löste sich in einem Wirbel aus Eisnebel auf. Kakashi, Kurenai und Gai umklammerten den Jungen, während Evelyn Hinata auffing, als deren Beine unter ihr nachgaben. Vorsichtig ließ sie die dunkelhaarige Hyuga zu Boden sinken. Hinata verkrampfte sich. Hastig öffnete Evelyn ihre Jacke, legte eine Hand auf ihren Brustkorb und maß mit der anderen am Hals ihren Puls. Ihr Herzschlag war schwach und flatterte gefährlich. Sie bekam kaum noch Luft. Grünes Chakra floss aus den Händen der Hellhaarigen in ihren Körper, während sie mit den Verletzungen rang. Wie versteinert starrten Naruto und Yuna auf die Szenerie. Die Erwachsenen hatten Neji inzwischen losgelassen und blickten nun voller Sorge auf Evelyns Mühen. Der junge Hyuga machte eine Abfällige Bemerkung, und da platzte Naruto der Kragen. Er wollte sich auf den Braunhaarigen stürzen, doch Yuna schlang ihm geistesgegenwärtig einen Arm um die Taille und hielt ihn zurück. „Nein Naruto! Jeder Kampf hier muss ein offizieller Wettkampf sein.“ Tränen des Zorns standen dem Chaosninja in den Augen, und er ballte in hilfloser Wut die Hände zu Fäusten. Da öffnete Hinata die Augen und schnappte röchelnd nach Luft. Sofort brachte Evelyn sie in eine sitzende Position und schlug ihr kräftig auf den Rücken. Hinata hustete Blut und eine klare Flüssigkeit. „So ist es gut. Alles muss raus.“, sagte sie mit sanfter Stimme und strich ihrer Kusine über den Rücken. Inzwischen waren zwei Sanitäter mit einer Trage angekommen, und die Hellhaarige half der vollkommen entkräfteten Hinata, darauf Platz zu nehmen. „Ich konnte ihre Verletzungen heilen, aber sie wird viel Ruhe brauchen. Noch ist ihr Herz schwach.“, wandte sie sich an die Beiden, die ihr Gewerbe teilten. Die hell gewandten Shinobi verließen samt der jungen Hyuga die Arena und Evelyn erhob sich. Kalter Zorn stand in ihren blitzenden Augen zu lesen, als sie vor Neji trat. Ihre nächste Bewegung kam so schnell und unerwartet, dass sie niemand so richtig wahrnahm. Ein lautes Klatschen ertönte, und Nejis Wange färbte sich rot. „Bist du nun zufrieden mit dir?“, fuhr sie ihn an. „Weißt du überhaupt was du beinahe getan hättest, du Tor? Wie konntest du nur auf diesen Punkt zielen? Ihr Herzmuskel war teilweise abgestorben und ein Lungenlappen eingerissen. Du wärst gerade fast zum Mörder geworden. Ich hätte mehr Verantwortungsbewusstsein von dir erwartet, Neji.“ In ihren letzten Worten klang tiefe Verachtung mit, und sie wandte sich von ihren jüngeren Cousin ab. „Einem angehenden Chunin sollte mehr Reife und weniger selbstgefälliger Egoismus zu eigen sein. Denk mal darüber nach, dass du vielleicht nicht der einzige bist, der es schwer gehabt hat.“ Damit ließ sie ihn stehen und stieg die Treppe zur Tribüne hinauf. Es war sehr still geworden. Neuer Respekt für die Hellhaarige stand in Narutos Augen lesen, als sie sich wieder neben Yuna stellte. Evelyn würdigte Neji keines Blickes, als dieser auf der anderen Seite der Arena auf die Tribüne zurückkehrte. Auch die Senseis räumten den Platz für den nächsten Kampf zwischen Temari und TenTen. Evelyn achtete nicht auf den Kampf, sondern lehnte sich an die Wand und schloss einen Moment die Augen. Aurora vergrub die Nasse in ihrer Handfläche. „Du bist erschöpft, oder?“ „Ein wenig.“, gab die Hellhaarige zu. „Die Heilung war aufwändig.“ „Du hättest ihr nicht helfen müssen.“ „Das ist wahr.“ „Überstehst du einen weiteren Kampf?“ „Wenn mein Gegner nicht Gaara ist mit Sicherheit. Du weißt, ich kenne meine Grenzen.“ „Tut es schon weh?“ Die Füchsin musterte sie durchdringend. „Ja, wie Eis in meinen Adern, aber ich weiß es zu ignorieren. Mach dir keine Gedanken.“ „Wie du meinst.“ Der nächste Kampf endete mit Temaris Sieg. Sie hatte ihrer Gegnerin übel mitgespielt, und Yuna lehnte sich besorgt über das Geländer. Plötzlich spürte die Dunkelhaarige eine Hand auf der Schulter. „Schau Yuna, dein Gegner wurde ausgewählt. Du bist jetzt dran.“ Anko klang belustigt. Yuna schaute auf und Begriff den Grund dafür. „Oh, ich kämpfe gegen Ino.“ Sie gestattete sich ein leichtes Lächeln. „Ino ist doch das blonde Mädchen da drüben, oder?“, erkundigte sich Evelyn aus dem Hintergrund. „Ja, ich habe wirklich Schwein gehabt.“ „Dann zeig mal, was du gelernt hast.“, sagte Anko grinsend. „Wird schon schief gehen.“, meinte das junge Mädchen und zuckte mit den Schultern. „Die müsstest du schaffen Yuna. Wenn nicht, werden wir wohl das Training verschärfen müssen.“ Yuna wurde blass und beeilte sich, die Treppe herunterzukommen. Anko lachte über ihre Miene. „Na das nenne ich mal Mitarbeitermotivation, Evelyn!“ „Man tut, was man kann.“ Yuna musterte ihre Gegnerin abschätzend, und Ino schluckte ob ihres durchdringenden Blickes. „Fangt an!“ Das ließ Yuna sich nicht zweimal sagen. Sie machte einen Satz nach vorn und holte mit dem Stab aus. Ino griff nach einem Kunai. Gut, noch kannst du mich also abwehren, schoss es der Dunkelhaarigen durch den Kopf. Kreischend glitt die kleine Klinge über die Stahlstreifen, mit denen der Stab verstärkt war. Ino warf einen Kunai nach ihr, und Yuna ging mit einem Sprung zur Seite auf Abstand. Gerade, als sie das erste Fingerzeichen machen wollte, erreichte sie Evelyns Stimme. „Yuna, bleib beim Nahkampf!“ Sie brach ab und war einen Moment verwirrt, doch dann begriff sie: Ihr nächster Gegner sah ihr zu. Sie schalt sich eine Närrin, nicht selbst daran gedacht zu haben. Yuna schlitterte kurz über den Boden, bis sie wieder genug Halt fand, um sich abzustoßen, und verpasste Ino einen Schlag in den Rücken, der die Blonde nach vorn taumeln ließ. Auf die Dunkelhaariger wirkten die Bewegungen ihrer Gegnerin unkontrolliert und langsam. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Ob Evelyn sich wohl ähnlich fühlt, wenn sie mich verdrischt?, fragte sie sich. Obwohl... wahrscheinlich nicht. Sie muss mich ja trainieren und will, dass ich besser werde. Sie wird eher verzweifelt sein. Yuna attackierte Ino weiter, hieb ihr auf Arme und Beine, doch keiner ihrer Angriffe war wirklich ernst gemeint. Sie spielte mit ihrer überraschten Widersacherin. Ein milder Ausdruck legte sich auf Evelyns Züge, während sie ihre Teamgefährtin beobachtete. „Sie testet sich aus. Ino kann einem fast leid tun.“ „Fast? Wieso nur fast?“, griff Anko ihre Bemerkung auf. „Nun, weil sie selber schuld ist, wenn sie ihr körperliches Training vernachlässigt.“ Ihre Sensei schmunzelte. So war Evelyn. „Es ist wirklich erstaunlich.“, meinte Gai, der sich zu ihnen gesellt hatte. „Meinen Respekt, Anko. Yuna war früher ziemlich schlecht im Taijutsu.“ „Oh, das ist nicht mein Verdienst.“, grinste Anko. „Evelyn hat sie jeden Tag gequält, seit sie ein Team sind. Es ist schwer, nichts zu lernen, wenn jemand tagtäglich gnadenlos auf dich einprügelt. In den ersten Wochen war Yuna ein einziger wandelnder blauer Fleck. Nicht mal dein Training ist härter, Gai.“ „Ach was, echt?“, machte er verdutzt und schaute zu dem Hellhaarigen Mädchen herüber, um dessen Mundwinkel ein leises Lächeln spielte, und dadurch irgendetwas an sich hatte, das ihn an eine Porzellanpuppe erinnerte. Anko folgte seinem Blick. „Ja-ha, man glaubt es kaum, oder?“ Yunas Grinsen wurde noch breiter. Es erstaunte sie, auf wie wenig richtige Gegenwehr sie stieß. Beinahe kam es ihr vor, als würde Ino nur herumstolpern. Das macht ja richtig Spaß, wenn man mal nicht der ist, der leiden muss, dachte sie. Evelyns Gesichtsausdruck wurde kritisch. „Was ist los?“, wollte Anko wissen. „Sie zögert es zu lange heraus. Das ist unnötig und eine Kraftverschwendung. Man weiß nie, ob nicht vielleicht noch stärkere Gegner hinterherkommen. Auch mit unterlegenen Feinden sollte man nicht spielen. Ich werde mich mal eingehen mit Yuna unterhalten müssen.“ „Das siehst du, was ich meine, Gai.“, lachte Anko. „Lass sie doch, Evelyn. Das ist das erste Mal seit was-weiß-ich wie lange, dass sie gewinnt.“ Yuna sah an der Miene des Prüfers, dass es an der Zeit war, den Kampf zu beenden. Ob ich das wohl auch so gut kann, wie Evelyn?, ging es ihr durch den Kopf. Das junge Mädchen trat Ino kräftig gegen das Schienbein, und als diese zusammenzuckte, ließ sie ihren Stab auf ihren Kopf niedergehen. Ein dumpfes Geräusch ertönte, und ihre Gegnerin brach lautlos zusammen. Anko musste sich sehr zurückhalten, um nicht schallend zu lachen. „Ich glaube, Yuna hat von dir abgeguckt, Evelyn.“ „So war es geplant.“, erwiderte die Hellhaarige, ohne die Miene zu verziehen. Überschwänglich stürmte Yuna die Treppe hinauf. „Und, wie war ich?“ „Willst du eine ehrliche Einschätzung hören“, erkundigte Evelyn sich. Die Dunkelhaarige wirkte verdattert. „Ja... wieso sollte ich nicht?“ „Du hast übertrieben und das Ganze unnötig in die Länge gezogen. Die halbe Zeit hätte auch gereicht, um einmal richtig anzugeben.“ „Ach ja?“, maulte Yuna. „Ja. Außerdem musst du an deinem Bewegungsmuster feilen. Dazu gibst du dir bei jedem Angriff auf der rechten Seite eine Blöße. Wir müssen an deiner Verteidigung arbeiten.“ „Sonst noch was?“, knurrte Yuna. Evelyn lachte perlend. „Ach, nun nimm das doch nicht so ernst!“ Die Hellhaarige sah zu dem Monitor auf und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Oh, ich bin dran. Leihst du mir deinen Stab, Yuna? Ich will doch hier niemand ernsthaft verletzen.“ Nun sah auch Anko auf, und ihre Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Lächeln. „Sakura Haruno. Du hast Glück.“ „Sie nicht.“, meinte Yuna und deutete auf das rosahaarige Mädchen. „In Sachen Chakrakontrolle ist sie ganz gut, aber nutzen wird ihr das hier nicht.“ Ohne Hast stieg Evelyn die Treppen hinunter und wog dabei prüfend den Stab in den Händen. Die anwesenden Konohaninjas beugten sich neugierig vor, um zu sehen, wie sich der Neuzugang ihres Dorfes so schlug. Aurora rollte sich zu einem Ball zusammen und schloss die Augen. „Beginnt!“ Verdutzt beobachteten die Anderen den Kampf, der wirkte wie eine Kopie des Vorangegangenen, denn Evelyn benutzte den selben Stil wie Yuna, nur verfeinert und schneller. Es war wohl auch einzig Yuna, die bemerkte, dass sie etwas weniger ausbalanciert war als sonst. Der Stab war nicht ihre gewohnte Waffe. Es wurde ein kurzer Kampf. Evelyn trat Sakura vor das Schienbein, und als diese zusammenzuckte, hieb sie ihr auf den Hinterkopf. Schnell fing sie das besinnungslose Mädchen auf, bevor sie zu Boden fallen konnte. Damit war der Wettstreit beendet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)