Engelstanz der Dunkelheit von abgemeldet ("If people had wings...they'd be monsters") ================================================================================ Kapitel 7: Der Pakt mit dem Teufel ---------------------------------- Engelstanz der Dunkelheit ____________________________ D e r . P a k t . m i t . d e m . T e u f e l Die Nacht war schwarz wie ein Grab und selbst wenige Zentimeter weiter blickend, konnte er nur schemenhafte Eindrücke wahrnehmen. Von diesem Schrecken und der Hässlichkeit umgeben, konnte er nicht glauben, dass er so närrisch gewesen war, Jahre seines kostbaren Lebens in dieser Düsternis zu verbringen, ohne die Schönheit der Welt zu sehen. „Warum mussten wir ihn auch mitnehmen! Er behindert uns nur und wegen ihm werden wir nur unnötig eine Menge Zeit verlieren“, fauchte Dafne und machte eine ausfallende Handbewegung, „Aber macht doch, was ihr wollt – Die Denkweise von Dämonen will ich gar nicht verstehen. Ihr seid mir zuwider!“ Sie verschränkte störrisch die Arme vor der Brust, drehte sich von Cay weg und versuchte ihn zu ignorieren – Wie sie alles was er tat oder sagte zu ignorieren versuchte. Es gelang ihr nicht. „Du tust ja so, als ob das alles meine Idee gewesen wäre!“, zischte Cay, ließ ein Bündel aus Ästen und morschen Hölzern auf den vorbereiteten Erdboden fallen und beobachtete Mochi, wie er das trockene Geäst entflammte. Rot-goldene Flammen stoben in den Himmel, breiteten sich im Handumdrehen aus und flackerten unruhig im Wind. Das Feuer droht durch die wogende Bewegung, die der Wind tat, zu erlischen, doch Cay hatte sofort eine Art unsichtbares Kraftfeld erzeugt und es um das Lagerfeuer gelegt. „Du hast zugestimmt – Schlimm genug!“, sagte sie bissig und setzte sich vor das Feuer, streckte ihre Hände nach den wärmenden Flammen aus und seufzte leise auf. „Nicht alle Dämonen sind herzlos, ihr Engel habt ein total falsches Bild von uns!“, antwortete Cay genervt und ließ sich neben das Mädchen sinken, „Warum hasst du die Dämonenwelt eigentlich? Das muss doch einen Grund haben?!“ „Ob das einen Grund hat?!“, sie lachte schrill auf, in ihren Augen blitze ein uralter, entsetzlicher Zorn, eine Wut, die ihr Innerstes zerfraß und für einen Sekundenbruchteil – vielleicht hatte es diesen Moment auch nie gegeben – glaubte er noch etwas Anderes in ihnen lesen zu können. Etwas, dass ihn auf die gleiche Weise erschrak, wie es ihn anzog. Es war die Faszination des Grauens, die er in ihren Augen las, ein grässlicher Hass auf alle glücklichen Menschen, die unbeschwert ihren Alltag erlebten, weder Kummer noch Leid verstanden und am Ende eines jeden Tages zufrieden ins Bett fallen konnten, ohne Angst vor dem Erwachen haben zu müssen. „Was ist passiert?!“, die Worte waren aus ihm herausgeplatzt, er hatte keinen Gedanken daran verschwendet, ob seine Frage vielleicht anmaßend klang, oder aber Erinnerungen in dem Mädchen weckte, die sie vor langer Zeit tief in ihrem Herzen verschlossen hatte. „Du bist schon dreist, Dämon!“, sie blickte zu ihm auf, „Aber jetzt spielt es auch keine Rolle mehr, ob du es weißt oder nicht.“ Sie blickte in seine Augen, sah sein Gesicht, die strubbeligen roten Haare und dann sagte sie mehr zu sich, als an ihn gewandt: „Es begann vor zwei Jahren, ich war noch ein Kind – Ein hilfloses Kind und konnte nichts machen“, Die Tränen hatten sie übermannt und doch zwang sie sich dazu weiterzusprechen – Ihre Stimme durfte nicht brechen, „Ich hatte Glück, ich lebte mit meinen Eltern auf der Sonnenscheibe, mein Vater gehörte zu den heiligen neun Chören, er war ein Cherubin und arbeitete direkt mit Gott zusammen. Doch dann wurde er in die Menschenwelt ausgesandt, er sollte einen gefallenen Engel stellen, der sich gegen Gott verschworen und sich der verbotenen, höllischen Macht des Teufels bedient hatte – Der Sünder zeigte sich nicht geständig, bereute seine Taten nicht und schwor Rache am Himmel, an Gott selbst und seiner Armee zu nehmen. Später stellte sich heraus, dass dieser Engel ein Dämonenheer anführte, ein kleiner Rebellentrupp, der aus der Hölle verband worden war und nun nach einem neuen Anführer suchte. Sie griffen die Sonnenscheibe an, sie entzündeten den Himmel und vernichteten jeden, der sich ihnen in den Weg stellte – Sie ließen blinden Zerstörungswahn walten, sie töteten Hunderte, darunter auch meine Eltern.“ Sie starrte ihn für einen kurzen Moment an, versuchte seinen Blick zu deuten und schüttelte dann den Kopf: „Kannst du jetzt verstehen, warum ich euch Dämonen hasse und warum ich euch lieber tot als lebend sehen möchte?! Ihr habt mich gelehrt euch als Feinde zu sehen und diese Erkenntnis werde ich mit ins Grab nehmen.“ „Ich kann deine Sichtweise verstehen“, entgegnete Cay. Er lächelte, aber in seinen Augen war etwas, dass das Gegenteil behauptete. Ein kaltes, hartes Glitzern, das Dafne frösteln ließ, „Erzähl mir wie sich deine Seele in die Totenhalle verirren konnte, du bist doch ein Engel!“ Zuerst zögerte sie, der plötzliche Wandel in seiner Stimme war ihr nicht entgangen, er sprach in einem deutlich schärferen Tonfall, als noch zu Beginn des Gesprächs, aber sie versuchte es zu ignorieren und seine Frage, so gut es ging, zu beantworten. „Du hast recht, die Seele eines Engels landet für gewöhnlich auch nicht in der Totenhalle“, antwortete sie ruhig, aber bestimmend, „Außer er hat sich nachweislich einer Sünde hingegeben, die mit dem sofortigen Tode bestraft wird.“ „Gott tötet?!“, unterbrach sie Cay, seine Augen hatten sich vor Schreck geweitet, waren nicht nur sprichwörtlich, sondern spürbar aus den Höhlen gequollen, „Ich habe zwar gehört, dass ein Sünder mit dem Höllensturz bestraft wird, aber nicht, dass der leibhaftige Schöpfer sich die Hände an seinen eigenen Leuten schmutzig macht!“ „Tut er auch nicht, dafür hat er seine Untergebenen, die sich klar an die heilige Schrift halten“, ihre Blicke trafen sich und diesmal hielt sie dem stummen Duell stand, „Es steht geschrieben, dass es die freie Entscheidung jedes Lebewesens, so auch natürlich auch die der Engel selbst sei, auf die verführerische, widergöttliche Stimme zu hören, die uns aus Neid in den Tod fallen lässt. Gott verschont niemanden, der sich seinen Lehren entzog und gegen sein himmlisches Reich stellte. Er wirft den Sünder, gefesselt durch die eisernen Ketten der Finsternis, in die Hölle und stellt ihn vor Gericht.“ „Das ist doch Schwachsinn“, unterbrach Cay sie erneut, „Die Freveltat, wie du sie beschreibst, gibt es im Grunde nicht. Es ist nichts weiter als Ermessenssache! Wer entscheidet schon darüber was gut und was böse ist – Jede Tat kann aus guten Motiven geschehen, aber böse Ausmaße nehmen, schon einmal daran gedacht?!“ „Öfters, als du denkst!“, sagte Dafne, sie blickte den Dämon noch eine geraume Weile an, ehe sie sich mit einem spürbaren Ruck von ihm losriss und weiter das lodernde Lagerfeuer anstarrte. „Und – welchen Fehltritt hast du dir erlaubt?!“, seine Frage klang beiläufig, aber sie spürte sofort, dass seine Worte penibel genau gewählt worden waren und ihr jede Möglichkeit auf eine Flucht raubten – Er wollte eine Antwort. Jetzt. „Ich habe Dämonen gejagt!“, schnappte sie, „Ich habe sie gejagt und mich an ihnen gerächt... Für das, was sie meiner Familie antaten... Was sie meinen Freunden antaten... Irgendwann wurde mein Hass übermenschlich, er nahm mich gefangen und ließ mich die Augen vor dem Wesentlichen verschließen... Ich dachte, dass ich im Recht sei, dass ich im Namen Gottes handeln würde... Aber ich irrte mich und musste für diesen Fehler bezahlen.“ Obwohl er sich zu beherrschen versucht hatte, reagierte sein Körper auf die Worte des Mädchens instinktiv, sein Puls raste, seine Augen huschten schlagartig an ihrem schmalen Körper entlang und dann sprang er mit einem Satz auf und trat einige Schritte zurück. Er brodelte innerlich vor Zorn – Drohte jeden Augenblick durch die Drehtür der Vernunft zu fallen und sich auf der anderen Seite der Wirklichkeit wiederzufinden, er war nur einen Atemzug davon entfernt. Doch dann sagte sie etwas, dass seine Verwirrung komplett machte: „Aber so einen komischen und undämonischen Dämon, wie dich habe ich echt noch nie getroffen!“, sie lachte. Cay wollte ihr eine bissige Antwort entgegen schleudern, unterdrückte diesen Impuls im letzten Moment, gerade noch rechtzeitig um zu bemerken, dass sein Partner Ren erwacht war. Benommen öffnete er die Augen, richtete sich mühselig auf und rieb sich den Kopf – Er schmerzte höllisch. „Wo bin ich...“, murmelte er schlaftrunken. „Wir befinden uns im »Wirbel des Chaos«“, entgegnete Cay, „Es ist eine Art Zwischenebene innerhalb der Welten. Eine Art Versteck für Dämonen, die sich gegen Myras gestellt oder aber von ihm verbannt worden sind.“ „Ich will gar nicht wissen was hier für Kreaturen lauern!“, wisperte Mochi ängstlich, tänzelte um Cay herum und blieb hinter seinem Rücken versteckt. „Man vermutet, dass dieser Ort durch die Materialisierung böser Gedanken besessener Seelen entstand, die ihre Heimat im heiligen Krieg verloren und die Unterwelt daraufhin hintergingen und Rache schworen“, säuselte Ren und richtete sich mühselig auf, „Es war keine sonderlich kluge Idee in dieses Reich zu fliehen – Ich weiß nicht, welche Bedrohung eine größere Gefahr darstellt: Myras und seine Streitmacht, oder das unbekannte Grauen in den tiefen des Chaoswirbels!“ „Wie immer bist du ein Klugscheißer!“, zischte Cay, „Aber wenn du eine bessere Idee hast, dann lass sie hören, Schlaumeier!“ Eine tiefe, schwere Stimme erhob das Wort – Er erkannte sie sofort. „Alles, was uns hier unten passieren kann, ist harmlos im Vergleich zu dem, was uns blühen wird, wenn wir erneut auf Myas treffen sollten – Cay hat diesmal richtig gehandelt“, keuchte Toxica, es fiel ihm schwer zu sprechen. Immer wieder brach er seinen Satz ab, musste nach Luft ringen und schaffte es nur unter größter Kraftanstrengung seinen Einwand zu formulieren. Noch nie hatte er seinen Rivalen so gesehen – Er wurde von einer unsichtbaren Angst getrieben, sie wurde zu seinem Denken und steuerte seine Handlungen. Das Gefühl einer drohenden Gefahr explodierte. Die Nacht wäre kaum weniger dicht, als er sie mit geschlossenen Augen erlebt hätte und doch schien die Düsternis seine Sinne geschärft zu haben. Er roch es. Das frische, pulsierende, warme Blut – Es klebte überall, es war in einem bestialischen Rausch vergossen worden, bildete einen Akt purer, rasender Gewalt und sie befanden sich mitten im Zentrum des Massakers. Der Alptraum nahm langsam Struktur an – Noch nicht mit dem bloßen Auge erkennbar, nein, aber bereits mächtig genug um seine schonungslosen und bestialischen Regeln festzulegen – Das Grauen brauchte keine Zeit, um erlebt zu werden, es benötigte einen Wirt. Der muffige Gestank hing in der Luft, drang mit jedem Atemzug in seine Kehle und für einen Augenblick, der Ewigkeit gleichkam, glaubte er einen Teil dieser Umgebung in sich aufzunehmen: Die Zerstörung und die Feindseligkeit, die hier wüteten, krochen jetzt auch durch seine Gedärme, durchbohrten sie und nisteten sich in seinem Herzen ein, um erwachen zu können. Nicht jetzt. Aber bald. Dann riss er sich von seinen unsinnigen Gedanken los, er trat auf Toxica zu und beobachtete den kraftlosen Körper seines Widersachers. Er sah es in dem Moment, als er sich zu ihm herumdrehte. Seine klaffenden Wunden waren verschwunden, die gähnenden Löcher an seinem Unterarm hatten sich geschlossen, hatten sich mit den fehlenden Gliedmaßen verbunden und hatten seinen Körper vervollständigt. „Du... Du... bist ein Monster!“, diese Worte waren förmlich aus ihm herausgeplatzt, ohne das er sein Handeln hätte steuern können. Es gab eine Ebene, so verstand Cay plötzlich, auf der sich die menschlichen Moralgesetze verabschiedeten und etwas Anderes, viel Stärkeres die Oberhand gewann. „Und du bist ein Trottel. Musst du das immer wieder beweisen und deine Dummheit zur Schau stellen?!“, fauchte Toxica und erhob sich mit einer jähen, ruckhaften Bewegung. „HA! Du gibst also zu ein Monster zu sein!“, sagte Cay vergnügt und fuhr herum. Sein Gegner war zwar unbewaffnet und seiner gesamten Kraft beraubt worden und doch war er immer noch ihr Feind – Ein gefährlicherer Widersacher, der versucht hatte sie mit jedem erdenklichen Mittel zu töten. „Du begreifst gar nichts!“, murmelte Toxica. Obwohl er leise gesprochen hatte, reagierte Cay sofort. Er sah auf – Ihre Blicke trafen sich und für eine halbe Sekunde starrten sie einander an, ehe sein Rivale ergänzte, „Ich hätte damals meine Mission erfüllen und dich sterben lassen sollen. Es wäre besser für uns beide gewesen!“ „Was willst du damit sagen?!“, fragte Cay direkt und auch Ren und Mochi hatten sich vom Feuer abgewandt und spähten zu Toxica rüber. Das Gespräch hatte ihre Aufmerksamkeit erregt – Lediglich Dafne schien die Einzige zu sein, die es nicht sonderlich interessierte, was zwischen den Kontrahenten geschehen war. Die Überfallstrategie erwies sich als erfolgreich. Toxica gab seinen Protest auf, ging widerstrebend auf Cay zu und setzte sich neben den rothaarigen Dämon. „Du sollst es wissen, bevor du auf Myras triffst“, antwortete Toxica langsam, sein Blick war starr auf das prasselnde Feuer gerichtet, seine Stimme klang wehmütig, fast schon melancholisch, als bereue er nicht nur die Tat an sich, sondern auch die Entscheidung, die Cay zwar das Leben schenkte, seines jedoch mit einem Hammerschlag der Ungerechtigkeit zerstörte. „Sicherlich erinnerst du dich noch an den Tag, als du in den dritten Himmel gebracht wurdest – Du hattest die Besinnung verloren und hast die ersten Stunden schlafend in deinem Zimmer verbracht. Als du erwachtest, bist du durchgedreht – Damals habe ich es schon bereut“, begann Toxica und reichte Cay einen braunen, kleinen Beutel. „Was ist da drin?!“, fragte der Dämon, nahm das Bündel an sich und schwenkte es hin und her. „Substanzen, die ich kreiert habe. Sie haben die unterschiedlichsten Wirkweisen, verhalten sich ähnlich wie Gifte, sind aber nicht tödlich – Jedenfalls nicht alle“, sagte Toxica scharf, „Die roten Kugeln verdoppeln deine Stärke, treiben dich an deine körperliche Grenze, fordern aber dementsprechend auch ihren Tribut. Sobald die Wirkung nachlässt, erleidet dein Körper Höllenqualen, deren Ausmaß nicht in Worte zu fassen ist...“ „Und was machen die Schwarzen?!“, unterbrach ihn Cay, er ließ eine schwarze Murmel durch die Finger gleiten und betrachtete sein verzehrtes Spiegelbild in der matten Oberfläche der Materie. „Auf die wollte ich gerade zu sprechen kommen“, meinte Toxica genervt und riss Cay den Beutel wieder aus den Händen. Die schwarze Kugel ließ er aber bei ihm, „Es ist eine verbotene, dämonische Magie, die in dieser Substanz gespeichert ist. Wenn wir beide jeweils eine dieser Kugeln schlucken, geht der positive Pol, der meine Erinnerung beinhaltet auf dich, dem negativ Pol, über – Ich diene bei diesem Experiment sozusagen als eine Art Medium.“ Er wusste sofort, dass die Substanz, die Toxica benutze, selbst im dritten Himmel unzulässig war, es war ein selbstgemixter Cocktail aus verschiedenen Nervengiften, die ihn wahrscheinlich sofort paralysieren würden, sobald er es über sich gebracht hatte, die Materie herunterzuwürgen. „Und wer sagt mir, dass das kein erneuter Versuch ist, mich zu töten?!“, keifte Cay und blickte von der Materie in seiner Hand zu Toxica auf. „Ich werde sie zuerst schlucken, du kannst ihre Wirkung auf mich beobachten und dann entscheiden, ob du wie ein Angsthase davonlaufen willst, oder dich endlich deiner Vergangenheit stellen willst“, zischte Toxica wütend, er verlor zusehends die Geduld. „Ich laufe nicht davon!“, fauchte Cay und diesmal reagierte er als Erster. Er sprang auf, die Substanz hielt er fest in seiner Faust umschlossen, „Ich bin ein Erzdämon und ich bin noch nie vor einer Herausforderung davongelaufen – und vor dir erst recht nicht! Dich erledige ich mit einem Fingerschnipp.“ Toxica verdrehte die Augen, sagte diesmal aber nichts. Das machte Cay zwar im ersten Augenblick noch wütender, verhinderte aber auch, dass er etwas Unüberlegtes tat. Die Strapazen der vergangenen Tage hatten stark an seinen Nerven gezehrt, sodass er fast nicht mehr anders konnte, als extrem zu reagieren. „Meister, bist du dir sicher, dass du das wirklich tun willst?!“, er konnte die Besorgnis in Mochis Stimme klar heraushören. Er nickte als Antwort. Er fixierte Toxica, wartete darauf, dass er die Substanz schlucken würde, und ignorierte das hämmernde Gefühl in seiner Brust. Er zwang sich ruhig zu atmen, versuchte dabei sein Herz zu beruhigen und sich einzig und allein auf die Bewegungen Toxicas zu konzentrieren. Ironisch neigte Toxica den Kopf: „Bist du dir sicher, dass du das tun willst?! Du bist ja total verkrampft, kleiner Erzangsthase! Noch kannst du weglaufen.“ Mit einem Mal schluckte sein Rivale die Materie, ging einige Schritte weit auf Cay zu und umklammerte schlagartig seine Hände. Er konnte seinen Herzschlag auf sich überfließen spüren – Die regelmäßigen Schläge seines Herzens vermischten sich mit den Seinigen und bildeten einen neuen Strom. Er fuhr erschrocken zusammen, blickte in die purpurfarbenen, aber regungslosen Augen Toxicas, die ihn mit einem argwöhnischen Ausdruck anstarrten. „Entscheide dich endlich, die Wirkung hält auch nicht ewig an!“, zischte Toxica. Er nickte langsam, öffnete seine rechte Hand und führte die schwarze Kugel zögernd zum Mund. Es kostete ihn alle Überwindung. Sein Körper versuchte gegen sein Vorhaben Einspruch zu erheben, sich zu widersetzen und seine Furcht sprechen zu lassen, die ihn von dem törichten, selbstmörderischen Weg abzubringen versuchte. Die Stimme in seinem Kopf scheiterte. Er schluckte die Materie mit einem Satz. Etwas veränderte sich. Cay spürte es fast eine Sekunde, ehe es wirklich geschah – dann wandelte sich die Umgebung. Er irrte wie in Trance durch einen Schwall aus reinem Licht, wand sich nach links und nach rechts, konnte aber weder Toxica erspähen, noch einen Weg finden, der ihn weiterführen sollte. Das grelle Licht schmerzte höllisch in seinen Augen, er verengte sie zu schmalen Schlitzen, versuchte etwas zu erkennen, und dann kippte er plötzlich nach vorne, verlor den festen Boden unter den Füßen und wirbelte für einen unendlichen Augenblick durch das entstandene Nichts, ehe er hart auf einem steinernen Untergrund aufschlug. Es war laut. Jemand schrie, ein Stimmenwirrwarr schwoll hinter ihm an, sie sprachen hitzig durcheinander und obwohl er sich bemühte den Worten zu folgen, ergaben sie keinen zusammenhängenden Sinn für ihn. Es war der reinste Irrsinn – Soviel stand fest. Langsam, sehr langsam, öffnet er die Augen, er schlug sie auf und blickte sich um. Die Kulisse hatte sich ein zweites Mal gewandelt. Er spürte, wie sich sein Magen schlagartig zusammenzog. Die Magie der schwarzen Substanz hatte ihre Wirkung gezeigt, ein klaffendes Loch zwischen die Welten gerissen und eine Art gespenstisches Portal entstehen lassen, das ihn in seine Heimat zurückgeschleudert hatte. Er befand sich mitten in Myras Büro, umzingelt von einer handvoll Dämonen, die zu beiden Seiten des Schreibtisches standen und sich angeregt unterhielten. Etwas schien ihre volle Aufmerksamkeit zu fordern. Instinktiv machte er einen Satz zurück, zog seine Waffe aus dem Halter und richtete sie auf Myras. Sollte es zu einem Kampf kommen, so würde er ihn töten müssen, er machte sich auf das Schlimmste gefasst. Doch die Reaktion Myras' blieb aus, er sah weder zu ihm auf, noch machte er irgendeine Anstalt, dass er überhaupt eine Notiz von ihm nahm, es schien eher so, als ob er durch ihn hindurch blicken und einen Punkt an der anderen Seite der Wand fixieren würde. Er flocht seine Finger ineinander, stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch und verschränkte die Hände vor seinem Gesicht – Eine typische Pose, die er immer dann einnahm, wenn er nachdachte. Dann klopfte es an der Tür – Ein hohler, fester Laut, der Cay in Sekundenschnelle herumwirbeln ließ. Ein blasser Junge mit lila, zerzausten Haaren trat herein, unverkennbar Toxicas jüngeres Ich. Sofort blickte Myras auf, schloss eine Kartei und widmete sich dem Dämon – Er schien auf ihn gewartet zu haben. „Diese Mission hat absolute Priorität und das Gelingen ist von größter Wichtigkeit. Eine Zuwiderhandlung, die zum Scheitern des Auftrags führen könnte, wird nicht geduldet und bestraft. Ich habe dir aufgrund deiner überragenden Fähigkeiten und deiner Kampferfahrung die Leitung übertragen“, erklärte Myras und donnerte anschließend seine Hände auf den Schreibtisch. Er hatte augenscheinlich die Fassung verloren, „Findet den Jungen, bevor es die himmlische Armee tut! Findet ihn und tötet ihn. Er darf nicht überleben!“ „Ich habe verstanden, Sir!“, antwortete Toxica monoton und wand sich mit einer schnellen Bewegung von dem Mann ab und lief zur Bürotür, „Komm Baku, wir haben eine Mission zu erfüllen.“ Ein breites, bösartiges Grinsen verunstaltete seine Gesichtszüge, dann winkte er seinen Diener zu sich herbei, der draußen auf den Fluren auf ihn gewartet hatte. Der kleine, schwarz-weiße Drachengeist, öffnete seine trägen Augen und lief auf seinen Meister zu. „Wir wollen ihn ja schließlich nicht warten lassen!“, ergänzte Toxica erheitert und checkte sein Arsenal an Giften und anderen Substanzen, die er mitführen würde. Alles musste perfekt sein. Er durfte sich keinen Fehltritt erlauben. Nicht heute. „Jaaa!“, zischte Baku angriffslustig und eilte seinem Herrn hinterher, „Dann wollen wir uns mal in die Menschenwelt begeben und dem Störenfried eine Lektion erteilen.“ Cay blickte zu Myras zurück, versuchte einen Blick auf seine Unterlagen zu werfen, die er auf seinem Schreibtisch ausgebreitet hatte, doch genau in dem Moment, als sich ihm die Gelegenheit bot, spürte er, wie er zurückgerissen wurde. Ein unsichtbares Band hatte sich zwischen ihm und Toxica gespannt, es zog unnachgiebig an ihm, der Griff wurde fester, dann löste er – mehr gegen seinen Willen – seine Starre und eilte Toxica hinterher. Seine Erinnerungen reichten nicht soweit, als dass er sich frei bewegen konnte, begriff Cay. Er konnte nur das sehen, was sein Rivale einst erlebt hatte. Mit schnellen Schritten folgte er Toxica durch die langen Gänge, dann quer über den Innenhof bis Toxica abrupt stoppte und fast wäre er gegen ihn geknallt, spürte aber keinen Widerstand, er lief lediglich durch ihn hindurch. Er war nichts weiter als ein Schatten, ein Gebilde aus der Zukunft, das es hier eigentlich gar nicht geben sollte. Für die Augen der anderen war er vollkommen unsichtbar. Mit langen Fingern langte Toxica nach seinen Giften, ließ seinen Blick über die vielen verschiedenen Phiolen huschen und öffnete ein grünes Fläschchen, das mit einer unleserlichen, fast verblichenen Handschrift gekennzeichnet war. Der Dämon murmelte eine Formel, kippte die schimmernde Flüssigkeit aus, das Toxin breitete sich wolkig aus, strömte empor und zerriss einen Sekundenbruchteil später ein schwarzes, tiefes Loch in den blauen Himmel. „Ist dies das Tor zur Menschenwelt“, fragte der kleine Drache, seine scharfen Zähne blitzten im Schein der aufgehenden Sonne. Er war aufgeregt. „Ja“, antwortete Toxica knapp und ging auf die schwarze Wand zu, „Wir dürfen keine Zeit verlieren, also trödele nicht Baku.“ Die Gestalten tauchten in den dichten, schwarzen Tunnel und verschwanden einen Lichtblitz später – Cay tat es ihnen gleich, er stürmte auf die Dunkelheit zu, sprang regelrecht in das Nichts, das seine Arme einladend vor ihm ausgebreitete, wirbelte umher, schloss seine Augen und verlor den festen Boden unter den Füßen. Die Veränderung hatte nicht länger als eine Sekunde gebraucht, die Verwandlung war vollkommen gewesen, als er die Augen zum zweiten Mal öffnete. Er befand sich in einer komplett neuen Welt. Eine Welt, die seine Vergangenheit gewesen war. Die hohen, knorrigen Umrisse der Bäume am Straßenrand nahmen langsam Gestalt an, verbargen die Silhouette eines langen, rechteckigen Gebäudes im Hintergrund, das er sofort als seine ehemalige Schule erkannte. Dann hörte er ein Geräusch: einen Schrei, ein entsetzliches Kreischen, das sich tief in seinen Verstand bohrte und eine alte, nicht verheilte Narbe aufschlug. Es war eben jener Laut, den er am Morgen ihres Abschieds vernommen hatte. Er schrie ebenfalls, aber seine Stimme ging ungehört unter, wurde zum Bestandteil des Szenarios und steigerte die Grausamkeit, die jäh und unerwartet über ihn hereingebrochen war. Die Alptraumgestalten seiner Vergangenheit waren wieder zum Leben erweckt worden, waren aus der tiefsten Grube seines Nachtmahrs emporgestiegen und waren bereit dazu seinen Verstand zu malträtieren. Langsam, wimmernd, brach er in die Knie. Sein eigener Schrei echte zwischen den Bäumen, wurde lauter, grässlicher und konzentrierte sich auf das Geschehen, das sich genau vor seiner Nase abspielte, ihm aber jede Möglichkeit raubte, einzugreifen – Heute hätte er es ihm nicht so leicht gemacht, er hätte ihn ohne Gnade zur Strecke gebracht und hingerichtet. Er hatte im dritten Himmel einiges dazugelernt. »Warum hast du mich hierher geführt?! Warum tust du mir das an?!«, dachte er ohnmächtig, brach seinen Gedanken aber ab, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, die ihn brutal hochriss. Es war Toxica. „Komm wieder zur Besinnung!“, fauchte der Dämon wütend und schüttelte Cay grob, „Das ist nicht die Wirklichkeit, hast du vergessen?! Es ist deine... unsere Vergangenheit.“ Von einer Sekunde auf die andere sammelte sich Cay, blickte zu Toxica auf und ließ seine zitternden Finger zu seiner Waffe gleiten. Ob Erinnerung, oder Realität – Es spielte keine Rolle, er wollte Vergeltung. Er hastete auf Raziel zu, wollte sich auf den Engel werfen und ihn von Nero wegschleudern, doch anstatt seinen Widersacher zu erwischen, schlug er durch ihn hindurch und prallte auf den harten Betonboden auf. Sofort sprang er wieder hoch, setze erneut an, versuchte ihm seine rasiermesserscharfe Klinge in den Arm zu rammen und verfehlte den Mann abermals, obwohl er genau vor ihm gestanden hatte. Es war eine Farce. „Hast du es immer noch nicht begriffen?! Du kannst die Vergangenheit nicht verändern, sie ist bereits geschrieben, du Idiot!“, keifte Toxica und riss Cay zurück. „Aber...“ „Sieh zu und lerne!“, raunte Toxica und deutete auf sein jüngeres Ich, das bewusstlos am Boden lag, „Hast du dich nicht immer gefragt, wie du in den dritten Himmel kommen konntest, wenn die Armee Gottes dich doch in die Hölle werfen wollte?!“ Toxica verzog das Gesicht, sein Blick wirkte fast gequält. Der schleichende Terror, Cays Gedanken noch vor ein paar Sekunden gelähmt hatte, war erloschen, aber das absurde Gefühl von Einsamkeit und Machtlosigkeit waren geblieben. Obwohl er nicht allein war – und dies auch wusste – fühlte er sich in diesem Augenblick wie der einzige, lebende Mensch auf diesem Planeten, er war seinen Freunden nur aus dem Grund begegnet, damit er den Wahnsinn deutlicher spüren sollte. Dann erhob sich ein schwarzer, zuckender Schatten, er war hinter Raziel in die Höhe gewachsen und hatte ihn mit einer unbeschreiblichen Rohheit von Cay abgebracht. Der Mann hatte Raziel mit nur einer Handbewegung den Arm gebrochen und schlug ihn erbarmungslos nieder. Er war eine Marionette seines Hasses, er führte ihn an unsichtbaren Fäden und zwang in an den Rand seiner eigenen Existenz. Wenn der Engel heute in den Himmel einkehren würde, dann als Toter – Gott sollte sich um seine sterblichen Überreste kümmern. Heute würde er ein Exempel an ihm und der gesamten himmlischen Schar statuieren. „Den Tod, wie ihn die naiven Menschen kennen, gibt es nicht!“, säuselte die bösartige Stimme und plötzlich begriff Cay, dass es nicht Myras' Stimme gewesen war, die er einst zu hören geglaubt hatte, sondern die seines Rivalen und Erzfeinds Toxica. Ein gellendes Kreischen, bei dem er Zahnschmerzen bekam, gefolgt von einem hilflosen Schrei, der weder von einem Menschen, noch von einer Kreatur der Unterwelt stammte, sondern irgendwo dazwischen lag, hallte in seinem Schädel wieder. Eine halbmonströse Stimme, die von Angst entstellt und vor Verzweiflung verzerrt wurde. Dann wurde es still. Gift tropfte auf den Untergrund, sickerte als Rinnsal über den Boden und vermischte sich mit dem Blut des Engels. Cay wartete. Er lauschte angestrengt nach einem unheimlichen Zeichen, dass der Mann noch am Leben war und eine Bewegung zeigen würde – Doch nichts geschah. Der Engel war tot. Raziel lag flach auf dem Rücken, das rechte Bein ausgestreckt, das linke angewinkelt, seine Arme waren seitlich abgeknickt – Sein Körper und sein Gesicht waren in dieser absurden Haltung eingefroren. Dann erkannte Cay, dass Toxica sein Schwert heraufbeschworen hatte, an seiner Klinge tropfte eine grünliche, pulsierende Flüssigkeit, die – obwohl Cay ihren Ursprung nicht ausfindig machen konnte – nicht versiegte. Eine einzige Berührung würde genügen, um ihn zu töten, soviel stand fest. Die Haut des Engels war vollkommen deformiert, das Gift hatte Teile seines Gesichts weggeätzt, sich tief durch sein Gewebe gefressen und ihn bis auf die Knochen entstellt. Seine menschlichen Züge waren zur Unkenntlichkeit verbrannt, wenn überhaupt gehörten sie nun einer schrecklichen Missgeburt, etwas, das vielleicht in einem alten Horror-Film hauste, aber keinem Menschen und schon gar nicht einem Erzengel gehörte. Weil seine Faszination seinen Ekel und seine Angst überwand, trat Toxica näher an den blutigen Leichnam und kauerte sich neben den Kadaver nieder. Schweißnass, blass und mit seltsam gequälten Augen wanderte sein Blick über den Toten, blieben für ein, zwei Sekunden auf seinem blutüberströmten Körper ruhen, dann wand er sich schlagartig ab und fixierte den bewusstlosen Cay. „Wir sollten es zu Ende bringen“, säuselte Toxica mehr zu sich, als an seinen Partner Baku gewandt und erhob sich aus der Hocke. Er hatte den Mord mit einer Kaltblütigkeit eines Computers geplant und mit maschinenhafter Effizienz ausgeführt. Er empfand nichts. Keine Emotionen hatten sein Handeln beeinträchtigt. Um die Wahrheit zu sagen, er hatte ein wenig Angst gehabt, er war aufgeregt gewesen, vielleicht sogar enthusiastisch, aber diese Empfindungen hatten ihn nicht ablenkt, ganz im Gegenteil. Dann schritt er fast mechanisch auf Cay zu, sein Körper bewegte sich wie von selbst, er kannte sein Ziel und er würde ihn ohne Erbarmen töten, um seine Mission zu erfüllen. Das Gift sickerte in denselben wogenden Bewegungen, die Toxica auf den Jungen zu tat, von seiner Klinge und fraß sich in einer unfassbaren Geschwindigkeit in den Untergrund. Er schwang das Schwert über den Kopf und stieß mit aller Kraft zu, traf aber lediglich den Bordstein. „MEISTER, NICHT!“, kreischte Baku, er hatte unerlaubt eingegriffen und einen Schutzwall um sich und den Jungen errichtet. Auch Nero war auf Cay zu gehastet, er wollte seinen Freund in Sicherheit bringen, er warf sich sofort herum, wusste aber, dass sein Gegner zweifellos schneller sein würde als er. Er konnte spüren, wie Toxica seine Aufmerksamkeit auf ihn verlagerte und ihn verfolgte – Nicht weit, nur einige Schritte lang, dann hielt er abrupt an. Nero blinzelte überrascht. „Es hat einen Grund, warum Myras einen Mord in den eigenen Reihen veranlasst...“, murmelte Baku plötzlich, „Ich habe es an dem Abend zufällig gehört, als die Details für die Mission besprochen wurden... Es war ein internes Gespräch, keiner von uns sollte davon wissen...“ „Was willst du damit sagen?!“, fragte er verwirrt. „Er soll der Sohn des Dämonenkönigs sein“, antwortete Baku nach einer kurzen Pause, „Verstehst du, was das bedeutet?! Er kann uns dabei behilflich sein an die Spitze der Dämonenwelt zu gelangen, er ist unsere Freikarte in eine bessere Welt.“ Toxica sah Baku einen Moment in die Augen und runzelte die Stirn. Die Augen seines Dieners waren von einer bösartigen Gier zerfressen, sie dürsteten, lechzten und forderten einen uralten Tribut ein, auf den er seit Jahren sehnsüchtig gewartet hatte. All seine Mühen würden sich nun endlich auszahlen, all die Jahre, die er im Dienst seines Meisters gestanden und an seiner Seite gekämpft hatte, waren nicht vergebens gewesen. Jetzt würde sich das Blatt wenden – Es musste! Baku öffnete seine schuppige Dämonenhand und zerbrach das Kraftfeld mit einem Mal. Jetzt trennte Toxica nichts mehr von dem Jungen. Das Ungeheuer in seinem Inneren war erwacht, seine rot-glühenden, hungrigen Augen spähten kurz auf Cay hinab, dann keuchte er, gab ein eigentümliches Geräusch von sich, gegen das er sich zwar zu wehren versuchte, den Kampf aber heillos verlor – Auch wenn er es gewollt hätte, er konnte die Gier nicht länger unterdrückten, die seine Gedankengänge verpestete. „Wir waren wohl nicht die Einzigen, die den Befehl erhielten den Jungen zu töten“, raunte Baku und warf einen verächtlichen Seitenblick auf den toten Engel, „Selbst Gott hat seine Engelsschar ausgesandt, um nach dem Dämon zu suchen, der sich unerlaubt in der Menschenwelt versteckt hielt – Und dieser Junge dort hat seine wahre Natur erweckt und die schwarze, dämonische Materie in ihm zum Vorschein gebracht, die die Verwandlung erst ermöglichte.“ Baku nickte zu Nero, wirbelte automatisch herum und zischte Toxica zu: „Es ist an der Zeit ihm zu danken, findest du nicht?!“ Das Wort »Verwandlung« beunruhigte Toxica zunehmend, ebenso wie der geheimnisvolle Zusammenhang, indem der rothaarige Dämon, den er hinrichten sollte, zu stehen schien und doch konnte er sein Verlangen nicht unterdrücken – Er musste handeln. Jetzt. Der Wahnsinn zerrte unnachgiebig an seinen Nerven, berauschte seinen Verstand und für einen kurzen, aber fordernden Augenblick drohte er sich zu verlieren und durch die unsichtbare Drehtür seiner Vernunft zu stürzen. Alles, was jenseits dieser Grenze lag, schien, um so vieles verlockender und verführerischer zu sein, als es die nüchterne, berechenbare Wirklichkeit war. „Ich werde aus dir einen erstklassigen Dämon machen“, säuselte Toxica benommen, „Wenn ich erst mit dir fertig bin, wirst du nicht anders können, als dich dem Hass zu verschreiben und dann wird sich deine wahre Macht entfalten... Du wirst eine bessere Welt erschaffen und zum Herrscher der Unterwelt aufsteigen. UND JETZT LEIDE! LEIDE UM DEIN LAND MIT GRAUSAMER HAND REGIEREN ZU KÖNNEN!“ Toxica zog Cay an den Haaren zu sich hoch, riss seinen Kopf herum und träufelte ihm eine goldene Flüssigkeit in den Mund, dann schleuderte er ihn über den Boden und wandte sich Nero zu. „Und jetzt zu dir. Dein Freund wird gleich erwachen und ich denke du willst dich von ihm verabschieden, bevor du gehst!“, in seinen Augen flackerte der Wahnsinn, er schäumte über. Ein tonloser Ruf hämmerte in Neros Schädel, er schien über Schallwellen transportiert zu werden und war nicht für das menschliche Ohr zu hören – Er jedoch, vernahm das fordernde Geräusch, es trieb seinen Herzschlag an, synchronisierte sich mit ihm und dann geschah es. Nero blieb mit einem Schlag stehen. Blut sickerte aus seinen Augen, es tropfte ungehindert auf die Straße. „Ich hasse dich, Cay!“, seine Stimme war kalt und hart wie Eis, von Wut und Manie gezeichnet, sie war eindeutig nicht mehr die Seinige, „Dass Raziel wegen dir sterben musste, werde ich dir nicht verzeihen! Ich habe dich schon immer verabscheut, doch seit heute hasse ich dich!“ Cay hatte die Augen aufgeschlagen – genauso wie Toxica es vorausgesagt hatte – zuerst war sein Sehvermögen eingeschränkt gewesen, doch als er blinzelte, klärte sich seine Sicht allmählich. Er richtete sich roboterartig auf und fixierte Neros blasses Gesicht, die stechenden, verschiedenfarbigen Augen, aus denen der feine Rinnsal aus Blut quoll und in der dunklen Jacke sah er aus wie der leibhaftige Tod. Wäre dies der Tod gewesen, wäre Cay möglicherweise auf ihn zugegangen und hätte ihn einfach umarmt. Aber stattdessen sagte er: „Was hast du mit Nero gemacht?!“ Nero schwankte vor und zurück, zuckte und wimmerte vor Schmerz, dann ließ er sich auf die Knie fallen, kippte zur Seite und rollte sich heftig zitternd und weinend über den Bürgersteig und wisperte: „Nein, nein, nein, nein.“ Seine Existenz war unerträglich, grau und tot...tot...tot...tot. Dann schrie er plötzlich, seine Pupillen taten eine unheimliche Drehung und verschwanden irgendwo in seinem Schädel und ließen ein leeres, mattes Weiß zurück, anschließend zogen sich seine Lider eng zusammen und taxierten Cay mit einem angsteinflößenden, grauenvollen Blick. Er war vollkommen in seiner Haltung erstarrt, lag immer noch auf den Pflastersteinen, seinen Kopf hatte er jedoch grotesk zur Seite gekippt. Er wollte ihn sehen, den Jungen, der die gesamte Schuld an seinem Leid trug. „Du machst mich krank, Cay“, japste Nero leise, er richtete sich auf und schwankte mit langsamen, taumelnden Schritten auf den Dämon zu. Cay konnte förmlich beobachten, wie er die Beherrschung verlor. Nicht mehr lange, dann würde ihn der Wahnsinn vollständig verschlungen haben, „Du bist ein Monstrum, ein krankes, widerwärtiges Monstrum, dem es schon immer Freude bereitete andere leiden zu sehen! Wie fühlt es sich an...? Wie fühlt es sich an, den Menschen zugrunde gehen zu sehen, von dem du behauptet hast, dass du ihn liebst...? Ist es Vergnügen, Glück oder ergötzt du dich einfach an meinen Qualen?“ Immer weiter wankte er mit zitternden Knien auf Cay zu. „Es ist deine Schuld, nur deine!“, seine Worte wurden durchdringender, fordernder, böser, „Du tötest mich. Ist dir das bewusst?!“ „Nein... Hör auf...“, sagte Cay mit bebender Stimme, er wich einige Schritte zurück, Neros Zustand machte ihm mehr zu schaffen gemacht, als er sich einzugestehen bereit war. „Aber du kannst mich retten...“, Nero blieb abrupt stehen, blickte zu Cay auf und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Er hatte zu lächeln versucht – jedenfalls glaubte Cay, dass es ein müdes, gezwungenes Lächeln darstellen sollte – doch je länger er den Blondhaarigen beobachtete, umso absurder schien diese Vorstellung zu sein. Der makabere, fast verrückte Ausdruck seiner Augen, strafte sein Grinsen lüge, sein Gesicht war bizarr verzerrt, jeder Teil schien seine Zugehörigkeit verloren und ein krankes Eigenleben entwickelt zu haben. Schief. Abnorm. Und unterproportional. Dann schüttelte Nero seinen Kopf: „Und wieder sagst du nichts“, er lachte schrill auf, „Du willst noch nicht einmal wissen, wie du mich retten könntest... Ich hätte es mir ja denken können.“ „Nero... Das stimmt nicht... Komm wieder zur Vernunft “, flehte Cay. „Ist das deine Art Reue zu zeigen?!“, er machte eine unerwartete Bewegung, haste mit einer enormen, unvorhergesehen Geschwindigkeit auf Cay zu, die ihn nicht überraschte, nein, er hatte es schlichtweg nicht für möglich gehalten, dass er noch solche Kraftressourcen mobilisieren würde. Sie standen sich genau gegenüber, wenige Zentimeter trennten beide voneinander. Cay hatte noch nie so gefühlt, aber gerade hoffte er inständig, dass sich eine tiefe, schwarze Kluft zwischen beide auftun und sie entzwei reißen würde. Er ertrug seine Nähe nicht. „Du kannst mich im Eintausch für dein erbärmliches Leben retten“, säuselte Nero verführerisch, aber zugleich widerlich süßlich. Jedes einzelne Nackenhaar stellte sich Cay auf, „Engel und Dämonen können nicht gemeinsam existieren, weißt du... Und du hast mein Leben verpestet... Mit jeder Berührung, mit jedem Kuss... Du bist meine Sünde... Ich kann erst dann wieder in den Himmel einkehren, wenn ich mich von meinen alten Sünden befreie und Buße geleistet habe.“ Cay öffnete seinen Mund, er wollte etwas erwidern – nur ein Wort des Protestes – aber seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst, er brachte keinen Ton hervor, stieß lediglich ein eigentümliches, wimmerndes Geräusch aus. Uh-uh-uh-uh. Dieser Laut schien seine volle Konzentration zu beanspruchen, er verzog angestrengt das Gesicht, und dann tat der Kosmos eine ruckartige, gespenstische Regung, für einen Lichtblitz – so glaubte er – fuhr eine schaurige Gestalt hinter ihn, wickelte ihn in ein unsichtbares Spinnennetz und fraß seine gesamte Kraft. Sie weidete ihn aus, mit jedem schmerzhaften Biss. Er schüttelte hilflos den Kopf. Es war vorbei, ehe es richtig begonnen hatte, Cay begriff es in zweisekündiger Verspätung. Nero sprach so schnell, dass er fast atemlos war. Seine Worte hingen an manchen Stellen zusammen, seine Stimme überschlug sich und doch zeigte er einen außergewöhnlichen Mangel an Emotionen, als er sprach: „Du hast dich entschieden, du hast dich wirklich entschieden, nun gut, das macht nichts... rein gar nichts, es ist gut. Ich habe mich darauf vorbereitet, auf die Enttäuschung, weißt du?! Sie war da, sie hat mich immer begleitet, aber es ist schon in Ordnung, es spielt alles keine Rolle mehr, das zwischen uns, es ist vorbei und ich bin glücklich... Ich bin glücklich dich zu hassen. Ich hasse Dämonen und ich hasse dich!“ Cays Herz schlug so schnell, dass seine Brust mit jedem Schlag wehtat. Etwas war falsch. Nero bäumte sich vor und schwang im gleichen Rhythmus zurück, er japste ohnmächtig auf, seine Muskeln streckten und spannten sich, streckten und spannten sich. Er lief mehr taumelnd als gehend auf Cay zu. In seinen Augen brannte ein unbeschreibliches Verlangen. „Ich will... Ich will... Ich will dich zerfetzen“, zischte Nero und fixierte Cay, „Zerfetzen, zerfetzen... zerfetzen!“ Er verbrannte innerlich, kippte Halt suchend zur Seite, seine Finger flochten sich in die groben Maschen des Zaunes, dann geschah es. Für einen Sekundenbruchteil – vielleicht sogar kürzer – schien er gegen das Monstrum anzukämpfen, zu dem er geworden war, er versuchte sich sein ursprüngliches Ich ins Gedächtnis zu rufen, den Mann, der er zuvor gewesen war und er spürte den Sog in Richtung des Normalen, die Stimmen hinter seiner Stirn verstummten, jedoch nicht lange genug. Er glitt zurück, wurde wie von einer zurückweichenden Flut davon getrieben und entfernte sich immer weiter vom rettenden Ufer, fort von der Normalität. Er saß fest, eingesperrt in seinem eigenen abscheulichen Körper. Er war zum Gefängnis geworden, sein pulsierendes Gewebe, seine Knochen, all das diente als Gitterstäbe und hielten seinen Geist gefangen. Obwohl er laufen konnte, wusste er, dass es kein Entkommen mehr gab. Er trug sein Gefängnis bei sich. Die Panik wuchs auf überdimensionale Größe an. Schließlich schrie er, er hatte alle Willensstärke aufgebracht, um gegen diesen Impuls anzukämpfen – denn es kam genauso, wie er befürchtet hatte – einmal angefangen, konnte er nicht mehr aufhören. Mit zitternden, fast schon nervösen Bewegungen, griff er mit langen Fingern nach Cay, zerrte an ihm und entriss ihm seine Waffe, die er im Kampf mit Raziel heraufbeschworen hatte, dann hieb er brutal zu. Zwar hatte er den Dämon getroffen, aber nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Er lebte noch. Der Schmerz explodierte hinter Cays Stirn, eine klaffende Wunde, nicht tödlich, aber dennoch tief, verunstaltete sein Gesicht. Ohne zu merken was er tat, hielt er plötzlich eine Waffe in den Händen, sie war aus dem Nichts erschienen, er hob sie an und hielt sie aus einer Entfernung von circa fünfzig Zentimetern auf Neros Gesicht gerichtet. Er stellte mit einem stechenden Gefühl in der Brust fest, dass sich seine Finger um den Abzug gelegt hatten. Nero wich weder zurück, noch machte er die Anstalt fliehen zu wollen, er stand einfach nur wie eine leblose Marionette vor ihm und stierte ihn mit einer Mischung aus geisteskrankem Verlangen und Tadel an. Ja, er war nicht mehr der Mensch, den er geliebt hatte, wahrscheinlich würde er dies auch nie wieder werden. Neros Ich war vom Wahnsinn gezeichnet, verschroben, anders, böse. Cay betätigte den Abzug mit einem Erschauern des Abscheus. Neros Gesicht verzerrte sich plötzlich. Er sagte zwischen zusammengepressten Zähnen: „Gott.“ Es war kein Ausruf, vielmehr ein Flehen oder aber eine unzureichende Beschreibung von etwas, das er gerade gesehen hatte. Nero schrie auf, nicht ohrenbetäubend, aber nervenzerfetzender als tausend Fingernägel, die gleichzeitig über eine Tafel kratzten, dann kippte er zur Seite, verlor den festen Halt unter den Füßen und brach in sich zusammen. Er war tot – Cay wusste es sofort. Immer noch floss Blut aus seiner Verletzung an der Stirn, es tropfte gemächlich auf den Boden, Cay spürte, dass etwas in sein linkes Auge geriet. Es brannte. Er wischte das Auge mit dem Ärmel ab und versuchte, so gut er konnte, die Tränen fortzublinzeln. Dann wandelte sich die Kulisse erneut. Cay hatte versucht auf sein jüngeres Ich zuzuhasten, doch ehe er ihn erreichen konnte, geriet er aus seinem Blickfeld, die Umgebung verschwamm mit einem splitternden Geräusch, löste sich auf und ließ eine Neue entstehen. Wieder befand er sich in Myras Büro, sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und obwohl er wusste, dass er in Sicherheit war, zerrten die Erinnerungen, die er gerade gesehen hatte, stark an seinen Nerven. Aber Toxica ließ ihm keine Zeit zum Verschnaufen, er sollte sich seiner Vergangenheit stellen, den Memoiren, die er selbst kreiert hatte, er sollte alles sehen. Die ekelhafte Geschichte seines Lebens. „Deine Zuwiderhandlung wird Konsequenzen haben“, säuselte Myras ruhig, und obwohl er sauer war, verlor er nicht die Beherrschung. Aber da war noch etwas anderes, etwas, dass seine Gedanken verzerrte – Cay konnte es sofort in seinen Augen lesen. Er unterdrückte seine schleichende Wut, sie zog unnachgiebig an seinen Nerven, wurde fast übermenschlich, aber er musste sich gedulden, nur noch ein klein wenig. Dieses Wissen war plötzlich in seinem Verstand, er wusste, wie er reagieren würde, sie waren sich gar nicht so unähnlich. „Es tut mir leid, Sir... aber...“, murmelte Toxica, er wollte Myras widersprechen, schluckte seinen Einwand aber gerade noch im rechten Augenblick herunter – Er hätte seine Lage nur noch verschlimmert. „Der Junge hätte sterben sollen, das war der Befehl“, zischte Myras, seine Worte wurden härter, durchdringender, schärfer. Er war dabei die Kontrolle zu verlieren und für einen Sekundenbruchteil – länger dauerte dieser Moment nicht an – konnte Cay eine dicke Ader an seiner Schläfe pulsieren sehen, „Ich möchte nicht wissen, was dich zu diesem eigenmächtigen Handeln veranlasst hat, es sind die Resultate, die am Ende einer Mission zählen und keine emotional gesteuerten, unprofessionellen Handlungen! Daher kann ich deine Auflehnung gegen meine Befehle nicht ungestraft hinnehmen, das sollte dir von Anfang an klar gewesen sein.“ Beide schwiegen für einige, zeitlose Minuten, dann sagte Myras – deutlich erzürnt: „Jemand, der sich meinen Befehlen widersetzt, schlägt sich auch automatisch gegen den dritten Himmel. Ich werde dich nicht verbannen, aber ich werde dir schmerzhaft einbrennen, welche Aufgaben du unter meiner Leitung zu erfüllen hast, damit du sie nie wieder vergisst!“ Ein grünliches Licht schoss auf Toxica zu, es umgab seinen Körper, hüllte ihn nicht nur ein, sondern drohte ihn förmlich zu verschlingen. Der Dämon schrie gepeinigt auf, seine Augen quollen unheimlich hervor und dann – mit einem Schlag – verschwanden die Lichtsplitter wieder, sie toben auseinander und verloren sich im Tageslicht. Japsend taumelte Toxica einige Schritte zurück und krächzte: „Was zur Hölle war das?!“ „Ein Pakt – der dich daran erinnern soll, wohin du gehörst – Du sollst dich beim Sammeln der Seelen daran entsinnen. Denn von nun an wirst du die Höllenqualen der Verstorbenen am eigenen Leib erfahren, dein Körper wird vor Schmerz zerspringen und glaub mir, selbst der Tod würde mehr Erlösung versprechen, als dein neues Leben – Wenn er dir doch nur vergönnt wäre.“ Myras lachte schrill und bösartig auf, jeder Muskel seines Gesichtes spannte sich an und verzog sich zu einem furchterregenden, grotesken Grinsen. „Und noch etwas“, begann Myras erneut, seine Augen strahlten etwas unsagbar Böses aus, „Solltest du den Jungen angreifen, den du vor dem sicheren Tod gerettet hast, werden alle Verletzungen, die du ihm zufügst, auf dich übergehen – Du wirst ihn dein Leben lang beschützen, das ist dein Schicksal.“ Toxica hatte einen Pakt mit dem leibhaftigen Teufel geschlossen, der nicht einmal seine Zustimmung erforderte – Cay erschauderte. Alles ergab plötzlich einen Sinn, der Schleier seiner Vergangenheit hatte sich gelüftet und selbst Toxicas idiotischen, fast schon bebenden Hass konnte er auf eine gewisse Weise verstehen. Aber wenn er Toxica wirklich mit einem Fluch belegt hatte, warum hatte er davon nie etwas bemerkt?! Plötzlich griff die Schwärze nach ihm, sie verschlang zuerst Toxica, dann Myras, dann löste sich alles um ihn herum auf. „Ich werde Nero nie wiedersehen... Raziel hat ihn nicht in die Hölle geworfen... Ich habe ihn getötet... Er ist durch mich gestorben... Wieso habe ich das vergessen... WIESO?!...“, schluchzte Cay benommen, der Zauber Toxicas hatte seine Wirkung verloren, er saß wieder am Lagerfeuer, mitten im Wirbel des Chaos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)