Burn It Down von Anne-chan ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Blinzelnd öffnete ich die Augen und schaute in den wolkenlosen blauen Himmel. Doch ich wand den Blick schnell wieder ab, denn die Sonne war einfach zu hell für meine schlaftrunkenen Augen. Neben mir raschelte es und ich drehte den Kopf zur Geräuschquelle. Mein bester Freund lag an mich gekuschelt da und nuschelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Seine blonden Haare lagen selbst beim Schlafen perfekt und ich wurde etwas neidisch. Vorsichtig hob ich eine Hand und strich ihm langsam durch sein tolles Haar bis in den Nacken und fand dort…etwas was da nicht hingehörte. Eine weitere Hand, die Mir den Nacken kraulte. Mit Blicken verfolgte ich den Verlauf des Armes, bis ich bemerkte, dass ich ebenfalls darauf lag. Ich drehte den Kopf herum und sah in zwei geöffnete und klare Augen. Erschrocken quiekte ich auf. „O Gott, Joon! Lass den Mist! Ich krieg hier noch ein Herzkasper.“ Er setzte nur ein kleines Lächeln auf. „Wie lange bist du denn schon wach?“, fragte ich müde. Seine Haare lagen genauso perfekt wie Mir’s. Das war doch unfair! „Zu lange. Egal, ich muss mal für kleine Götter.“, zwinkerte er mir zu, schälte sich aus der Decke und verschwand hinter den Bäumen. Warte, hatte er mich die ganze Zeit angestarrt? Warum? Während ich mir weiter das Hirn am frühen Morgen zerbrach, regte sich Mir neben mir. Allerdings war er nicht wach, sondern brachte sich nur in eine bequemere Position, jetzt wo Joon’s Arm unter seinem Kopf fehlte. Ich beschloss, dass es Zeit war aufzustehen, auch für Mir. „Mir. Wach auf.“ Stufe eins Mir zu wecken: Ihn ein paar Mal mit seinem Namen ansprechen. Ich rüttelte ihn leicht. „Mir wach auf! Mir! Mir, steh auf!“ Stufe zwei: etwas körperlicher werden. Ich rüttelte also etwas stärker. Immer noch kein Lebenszeichen. Ich beugte mich dicht über sein Gesicht und…pustete ihm in die Nase. Er rümpfte diese leicht und drehte dann seinen Kopf zur Seite. Hilft nichts, dachte ich und grinste fies. Langsam ließ ich meine Hand unter die Decke wandern. Da Mir nicht wirklich kitzlig war, wusste ich es wäre unnütz dies auszuprobieren. Also gleich zu den härteren Maßnahmen. Ich zwickte ihn in den Po. „Mmmh.“ Die erste Regung! „Joon, lass das…“, murmelte er und kuschelte sich tiefer in die Decke. Mir klappte der Mund auf. Wie kommt er darauf, dass ich Joon wäre? Kneift Joon in etwa dauernd in den Allerwertesten? Die Vorstellung war ziemlich absurd… „Ich bin aber nicht Joon. Ich bin’s, Taemin. Und jetzt steh auf, Mir!“, sagte ich und schüttelte ihn halbwegs energisch. „Auch gut, Taemin. Ich will schlafen…“ Somit war Phase zwei beendet. Kommen wir also nun zu Stufe drei: Hilfe holen. Ich ließ von Mir ab und setzte mich auf. „JOON!“, rief ich so laut es geht. Keine zehn Sekunden später war er da. Ich sah ihn mit Hundeaugen an. „Hilf mir bitte, Mir wach zu kriegen.“ Los, los große Kulleraugen. Er schaut mich grimmig an. „Darf ich dich daran erinnern, was das letzte Mal passiert ist, als du mich gebeten hast jemanden zu wecken?“ Mir klappt erstaunt der Mund auf. Mit starren Augen schaue ich ihn an. Er reißt die Augen auf, als ihm klar wird, was er soeben gesagt hat. „Oh Taeminnie! Es tut mir leid! Das meinte ich nicht so!“, er hockt sich vor mich und streichelt mir über den Kopf. Dieser Name. Ich spüre einen leichten Anflug von Wut in mir hochkochen. „Sch-schon gut.“, presse ich hervor. „Lass uns nur Mir aufwecken.“ Joon schaut mich beäugt mich noch mit einem skeptischen Blick, steht dann aber auf und wendet sich Mir zu. Im Grunde versucht er das gleiche wie ich, doch auch bei ihm regt sich Mir kein bisschen. Er murmelt etwas von ‚härteren Maßnahmen‘ und nimmt mir die Decke weg. Anschließend hebt er Mir hoch und geht mit ihm Richtung Wald. „Komm mit!“, ruft er mir noch über die Schulter zu, eher er hinter den ersten Bäumen verschwindet. Sprachlos renne ich ihm hinterher. Keine hundert Meter, von unserem Zelt entfernt befindet sich ein See. Vorsichtig stellt Joon Mir am Ufer ab und fängt an, ihm seine Klamotten vom Leib zu zerren. Als er mit Mir fertig ist, entledigt er sich seinen eigenen Sachen. Zum Glück hatten beide noch ihre Boxer an. Schüchtern musterte ich Joon’s Körper. Die langen, schlanken Beine, sein Sixpack, das schon weit mehr als ein Sixpack war, die breiten Schultern, die muskulösen Oberarme, sein ebenes schönes Gesicht… Auffordernd blickte er mich an. Er musste bemerkt haben, wie ich ihn anstarrte. Er kam auf mich zu und baute sich vor mir auf. „Ziehst du dich bald aus oder muss ich noch länger warten?“, grinst er mich an. „A-Ausziehen? Wozu denn?“ Ich spüre, wie mir Hitze in die Wangen schießt und senke peinlich berührt den Blick. „Um baden zu gehen? Glaubst du ich steh umsonst halbnackt im Wald rum?“, er lacht auf, schnappt sich mein Handgelenk und zieht mich neben Mir. Seine Hände finden schnell den Saum meines Shirts. Fast panisch haue ich ihm auf die Finger. „Ich kann das selbst!“, fahr ich ihn an. Er grinst nur und nimmt Mir wieder auf die Arme. Ich entledige mich ebenfalls bis auf die Unterhose und folge Joon ins Wasser. Es ist kühl, aber nicht kalt. Joon geht bis zum Bauchnabel rein, grinst mich kurz an und wirft Mir mit viel Schwung ins kühle Nass. Zwei Sekunden später strampelt sich der Blonde keuchend an die Wasseroberfläche zurück. Seine Augen sind die eines verschreckten Rehs. „Joon, du Arsch! Das kannst du doch nicht machen!“, fährt mir ihn an und bespritzt ihn mit Wasser. Der Brünette lacht nur und legt versöhnlich einen Arm um den Rapper. „Doch kann ich. Siehst du doch.“ Doch anstatt die Versöhnung anzunehmen, stürzt sich mir mit einem Kampfschrei auf Joon und versucht ihn unter sich zu begraben. Äußerst erfolgreich. Ich lache laut auf. Es ist ein befreiendes Lachen, dass mich die den letzten Tag vergessen lässt. Da Mir kurzzeitig damit abgelenkt ist, mich verwundert anzustarren, nutzt der Brünette die Chance um den Blonden genauso zu attackieren. Ich nehme etwas Schwung, stürze mich ins Wasser und tauche die wenigen Meter zu den beiden, um mich ebenfalls ins Getümmel zu stürzen. Das ganze endet im dritten Weltkrieg. Nachdem uns dann doch etwas kalt geworden ist, beschlossen wir wieder rauszugehen. Mir war ja jetzt wach. Als Mir und Joon Hand an ihre Unterhosen anlegte, drehte ich mich mit hochrotem Kopf um. „Taemin, was soll das?“, kichert Mir. „Wir haben uns dich schon nackt gesehen.“ „Wir schon. Aber ich habe Joon noch nie nackt gesehen und er mich genauso wenig. Und das soll so bleiben.“ Ich schnappte mir meine Sachen und verschwand im Gebüsch um mich umzuziehen. „Ist der immer so…unschuldig?“, fragt Joon an den Blonden gerichtet. Toll, der nächste, der sich über meine Verklemmtheit aufregt! Ich hab halt Anstand! Okay, eigentlich bin ich eher zu schüchtern und mich vor Joon noch weiter auszuziehen, wäre viel zu peinlich für mich. „Ja, aber gerade das und seine treudoofe Art machen ihn extrem liebenswürdig.“, lächelt mein bester Freund lieb. Fertig angezogen hüpfe ich auf den Blonden zu und ziehe ihn in eine feste Umarmung. „Ich hab dich so lieb, Mir!“ Er ist etwas überrumpelt, doch er erwidert die Umarmung und drückt mich für einen Moment noch fester an sich. Dicht an den Rapper gekuschelt gingen wir zurück zum Zelt. „Taemin? Wir wollen einkaufen. Kommst du mit?“ Mit schaut mich mit großen Augen an. Ich schenke ihm ein müdes Lächeln und verwuschele ihm die noch nassen Haare. „Tut mir leid. Ich will Onew anrufen. Da will ich allein sein. Fahrt ihr beide nur.“ „Soll ich dir etwas mitbringen?“ Wie auf Kommando knurrt mein Magen lautstark. Der Blonde fängt an zu grinsen. „Ja, ich hab Hunger.“ Ich rolle mit den Augen. „Erdbeersaft und Pudding.“ „Wird erledigt.“, grinst er weiterhin. Dann steigt er zu Joon in den Wagen und die beiden fahren zum nächsten Laden. Ich fischte mein Handy aus der Tasche und starrte es eine Weile einfach nur an. Geschätzte hundert Anrufe in Abwesenheit, doch von Minho zeigte er nur eine SMS an. Ich würde sie später lesen. Ich versuchte mich innerlich für dieses Gespräch zu wappnen. Ich fing an herumzutigern. Mit zitternden Fingern wählte ich die Nummer und drückte den grünen Hörer. Es tutet zweimal. „Hallo? Ich hoffe es ist wichtig, denn ich hab hier ein paar ernsthafte Probleme, die einem kleinen Plausch vorgehen.“ „Hey Hyung. Ich bin’s.“ Ich versuchte, es halbwegs fröhlich klingen zu lassen. „Taemin! Gott sei Dank!“, rief er erleichtert. „ Hättest du heute nicht angerufen, hätte ich einen Polizeisuchtrupp losgeschickt, um dich nach Hause zu bringen. Wo bist du?“ „Ich bin mit Mir und Joon zelten in irgendeinem Wald.“ Ich holte einmal tief Luft. „Hyung? Ich werde nicht nach Hause kommen. Vorerst…“ „WAS?!“ Ich hielt das Handy etwas weiter weg von meinem Ohr. „Wieso nicht?“ „Ich…Hat Minho es dir nicht gesagt?“ „Was hat er mir nicht gesagt?“, fragt der Leader nun mit Nachdruck. Ich beiße mir unsanft auf die Lippe. Wenn ich ihm sage, was passiert ist, reißt er Minho und Key den Kopf ab. Verdient hätten sie es ja. Ich schallte mich selbst für diese Gedanken. Ich sollte so nicht über meine Hyungs denken. „Minho und ich…wir haben uns getrennt.“, presse ich tonlos hervor. „Taemin, das tut mir leid. Ich hoffe, ihr habt euch im Guten getrennt.“ Es klingt mehr wie eine Frage. Und ich weiß, er wünscht sich, dass ich diese bejahen würde. „Würde ich sonst in einem Wald sitzen und mit dir telefonieren, wenn dem so wäre?“ „Wahrscheinlich nicht.“, seufzt er. „Wie geht es dir?“ „Mir ist bei mir und tröstet mich. Und Joon. Er ist anders als ich dachte, er ist ganz in Ordnung.“ Erneut knurrt mein Magen und ich war mir sicher, Onew hatte es auch gehört. „Hast du denn noch nichts gegessen?“ Sag, lassen dich die beiden verhungern?“ Onew klingt ernsthaft besorgt. „Nein, Hyung. Die beiden sind gerade einkaufen. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal wie spät es ist.“ „Es ist fast vier Uhr. Und du willst mir ernsthaft sagen, du hattest nicht schon früher Hunger?“ „Ungewöhnlich, aber ja.“, lache ich. Onew lachte ebenfalls. „Ich hoffe, das klärt sich alles und du kommst bald nach Hause, Kleiner.“, sagt der Sänger ernst. Ich versuche mir ein Lächeln abzuringen. „Taemin?!“ Ich war überrascht. „Jonghyun?“ Der andere musste Onew wohl das Handy entwendet haben. „Ich hoffe, du hast eine halbstündige Entschuldigung parat. Weißt du, was ich mir für Sorgen gemacht hab?!“, er holt kurz Luft, „Was wir uns für Sorgen gemacht haben?“ Na Minho und Key sicher nicht, die sind ja anderweitig beschäftigt! , möchte ich ihm an den Kopf werfen, doch ich weiß, er kann nichts dafür. Ich verkneife mir den Kommentar und schluckte die aufkommende Wut herunter. „Tut mir leid, Hyung.“ „Minho und Key machen sich am meisten Sorgen. Du solltest mit ihne-“ Die Wut kocht wieder hoch, überschwemmt mich. „LÜGNER!“, schreie ich ihn an. „Alles Lügen!“ Mit der Wut kommt auch die Trauer. Und mit der Trauer kommen die Tränen. „Alles Lügen.“, wiederhole ich schluchzend. „Taemi-“ Bevor er ausreden konnte, hatte ich aufgelegt. Ich ließ mich gegen den Baumstamm fallen und zog meine Beine an den Körper. Schluchzend ließ ich den Kopf auf meinen Knien sinken. Erst ein erneutes Vibrieren meines Handys machte mich darauf aufmerksam, dass ich noch die ungelesene Nachricht von Minho hatte. Mit tränenverschleierten Augen öffnete ich sie und las. >Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. < Das war alles? Ihm tut es leid, dass ich es so erfahren musste? Erkenntnis flackerte in mir auf. Ihm tut es nicht leid, dass er mir wehgetan hat. Es tut ihm nicht leid, dass er mich mit unserem gemeinsamen Freund betrogen hatte und sich auch noch in diesen verliebt hatte. Es tut ihm leid, dass ich sie dabei erwischt habe. Mehr nicht. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Die Tränen rannen stetig meinen Wangen herab. Er liebt mich wirklich nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)