Für den Sonnenaufgang von SoraNoRyu ================================================================================ Kapitel 3: Der schnellste Flieger --------------------------------- Für den Sonnenaufgang – Kapitel 3 Ven drehte sich gemütlich im Schlaf. Er fühlte sich großartig, so gut hatte er sich schon nicht mehr gefühlt seit… seit wann eigentlich? Er musste lange Zeit geschlafen haben. Eine lange Zeit voller Albträume und Kämpfe… Nun jedoch war sein Herz wieder zur Ruhe gekommen. Vanitas‘ Schatten war von ihm genommen; die kalte, bedrückende Dunkelheit war aus seinem Herzen verschwunden. Auch sein Schlafplatz war bequemer. Ganz im Gegensatz zu dem harten Thron, auf dem Aqua ihn zurückgelassen hatte („Bin gleich zurück“, hatte sie gesagt. Von wegen…), was dieser Schlafplatz so weich und kuschelig wie ein Wolke. Es war eine Wolke. Ven öffnete träge die Augen. Er lag tatsächlich auf einer kleinen Wolke hoch oben am Himmel. Das war wenigstens mal ein schöner Traum, ganz im Gegensatz zu den Albträumen, die ihn sonst plagten. Weit unter sich sah er riesige Flächen von saftigem, grünem Gras und ein kleines Dorf am Rande eines großen Waldes. Sogar ein Bahngleis gab es. Es war als würde er auf eine Spielzeuglandschaft herabsehen, und auf eine sehr schöne noch dazu. Als er sich ausstreckte merkte Ven, dass er so etwas wie ein kleiner Pegasus sein musste. Das helle gelbgrün seines Fells erinnerte ihn an den Wegfinder, den Aqua für ihn gemacht hatte. Er zog ihn hervor um ihn sich um den Hals zu hängen. Dem, was Meister Eraqus ihm über Tierverwandlungen in menschenlosen Welten erzählt hatte zufolge, wäre der Anhänger zwar immer in nichtmateriellem Zustand in seiner Nähe, aber er fühlte sich doch wohler, wenn er ihn an seinem Körper spüren und ab und zu ansehen konnte. Der Talisman war alles, was ihn noch mit seinen Freunden verband. Das farbige Glas schien herrlich im frühen Morgenlicht, und Ven sah gedankenverloren zu, wie die grünen und gelben Lichtpunkte über die Wolken sprangen. Sein Traum roch angenehm, und er war wunderbar warm. „Nen hübschen Anhänger hast du da“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm, „Ein Geschenk von deiner kleinen Freundin?“ Ven fuhr herum um den Sprecher zu sehen. Vor ihm stand ein hellblauer Pegasus, der ihn herausfordernd angrinste. „Wa… nein!“, stammelte Ven, „Sie ist nicht meine kleine Freundin, sie… er ist von meiner Schwester.“ Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber so gut wie. Aqua war schließlich beinahe seine Schwester. „Du musst sie ja echt gerne haben wenn du das Ding mit dir rumträgst“, meinte der blaue Pegasus, „Gibt nicht viele Hengste, die’s riskieren würden, mit so was gesehen zu werden.“ „Natürlich nicht“, murmelte ein kleinerer, orangener Pegasus hinter ihr, „Das ist ja superkitschig.“ „Nun aber, Scootaloo“, wies sie die ältere Stute zurück. „Mach dir nichts draus, sie steht nur nicht auf so ‘n Zeug. Ich bin übrigens Rainbow Dash. Und du?“ „Ventus. Aber meine Freunde nennen mich Ven.“ „Ven, hä? Dann nenn du mich einfach Rainbow.“ Sie grinste wieder herausfordernd. „Du siehst wie ein ziemlich flotter Flieger aus. Lust auf ein Rennen gegen den schnellsten Pegasus in ganz Equestria?“ „Willst das du sein?“, konterte Ven, ebenfalls grinsend, „Wette ich bin schneller!“ Die Aussicht auf ein Rennen begeisterte ihn. Ven hatte nicht oft Gelegenheit gehabt, mit jemandem um die Wette zu laufen; zumindest nie ernsthaft. Terra und Aqua hatten nie eine Chance gegen ihn gehabt, wenn es um bloße Geschwindigkeit ging, und seine anderen Freunde hängte er auch locker ab. Eine Herausforderung von jemandem, der genauso gern Gas gab wie er? Dieser Traum war jetzt offiziell 20% cooler. „Das wollen wir doch mal sehen!“, rief Rainbow, „Scootaloo – du bleibst hier und spielst den Schiedsrichter, klar?“ Das orange Fohlen nickte begeistert. Rainbow deutete auf eine mit ringförmigen Wolken markierte Strecke. „Wir starten hier, und folgen der Strecke durch diese Ringe“, erklärte sie, während sie die Route mit ihrem Huf nachzeichnete, „Bis ganz runter da zu dem einen knapp über dem Boden, und dann wieder den ganzen Weg rauf zurück zu Scootaloo. Wer als Erstes wieder hier auf dieser Wolke ist hat gewonnen.“ „Klingt gut“, sagte Ven, den Blick auf die Ringe gerichtet. Das dürfte machbar sein, er war ja auch ohne Flügel schon ein guter Flieger. Auch waren die Markierungsringe groß und weit genug auseinander um sie leicht zu erwischen. „Alles klar dann. Auf mein Kommando…“ rief Scootaloo. Rainbow Dash und Ventus gingen in Position, den Blick auf den ersten Ring geheftet. „Eins… Zwei… Drei… LOS!“ Sie brausten davon wie der Wind. Vens Start war der Beste, den er je hinbekommen hatte, und trotzdem lag Rainbow sofort vorne. Er schlug härter mit den Flügeln um aufzuholen, mit jedem Schlag um die Führung kämpfend. Zu seiner Erleichterung schien Rainbow Dash tatsächlich überrascht, dass er mithalten konnte; sie musste sich ebenso anstrengen, nicht zurückzufallen. Nase an Nase rauschten sie von einem Ring zum nächsten, schubsten und drängelten um als erster hindurchzukommen, immer mit den Flügeln des Gegners im Gesicht. Ven hatte sich noch nie so lebendig gefühlt wie in diesem Rennen. Dieses Gefühl – der Wind in seinem Gesicht, den Rausch der Geschwindigkeit in den Ohren – das war es, wofür er gemacht war. Und Rainbow war immer neben ihm, zwang ihn noch härter zu kämpfen, noch schneller zu fliegen als jemals zuvor. Er fühlte die Spur, die er und Rainbow hinter sich herzogen, traute sich aber nicht, sich danach umzusehen; niemand hatte ihn je so gefordert, noch nie hatte er sich so anstrengen müssen, ein Wettrennen zu gewinnen. Und Rainbow Dash ging es genauso. Sie musste es ihm nicht sagen; ihr begeistertes Gesicht sagte ihn deutlich genug, das auch sie ihre Gegner normalerweise weit hinter sich ließ. Sie rasten hoch und runter, rechts und links entlang, nie mehr als eine Nasenlänge vor dem anderen und nie länger als eine Sekunde in Führung. Ven hatte sein normales Denken längst hinter sich gelassen. Es gab nichts außer diesem Rennen, die Geschwindigkeit ihres Fluges und die Aussicht auf den Sieg. Und schon gingen sie in den letzten Sinkflug, mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in Richtung Erde. Der nächste Ring war keinen halben Meter über dem Boden, ein Fahler an dieser Stelle tödlich. Trotzdem konnte Ven es sich nicht leisten, jetzt langsamer zu werden. Nicht jetzt, wo Rainbow richtig loszulegen schien. Mit der Schwerkraft nun auf ihrer Seite jagten sie garadeaus nach unten, alle Konzentration darauf gerichtet diesen letzten Ring zu erreichen und noch rechtzeitig hochzuziehen um eine Kollision mit dem Grund zu vermeiden. Das Rauschen in seinen Ohren wurde lauter und lauter, wuchs zu einem nahezu unerträglichen Heulen an, doch Ven drängte weiter vorwärts. Er konnte gewinnen. Er musste gewinnen. Rainbow gewann langsam an Vorsprung, fanatisch schlug sie mit den Flügeln um noch schneller zu fliegen und Ven gab alles, um mitzuhalten. Die Luft wurde immer dicker und dicker, unwillig, sie mit dieser Geschwindigkeit durchzulassen, und Ven konnte fast sehen, wie sie ihnen den Weg versperrte. Ein Trichter schloss sich um Rainbow Dash als sie gegen die Schallmauer ankämpfte, und Ven fühlte, wie sich die Luft um ihn genauso verformte. Seine Flügel schlugen so schnell und hart sie konnten, kämpften um den Druck zu überwinden, und er konzentrierte seinen ganzen Willen, seine ganze Kraft darauf diese Mauer zu brechen. Rainbow war nun schon eine ganze Körperlänge voraus und gewann mehr und mehr Abstand, der Trichter um sie herum schon so eng dass er fast zu brechen schien. Ven schob sich verzweifelt vorwärts, die Augen jetzt fest geschlossen, bis ein allmächtiges Donnern die Luft zerriss. Ven wurde mit solcher Kraft zurückgedrängt dass es ihn direkt hoch in eine der dickeren Wolken warf. Er schüttelte den Kopf um die Orientierung wiederzugewinnen, und blickte gerade noch rechtzeitig nach unten um den Ultraschall Rainboom zu sehen, der sich unter ihm ausbreitete. Dash war bereits mit siegessicherem Blick auf dem Weg zurück nach oben. In weitem Bogen flog sie ins Ziel, einen leuchtenden Regenbogen hinter sich in den Himmel zeichnend. Jetzt noch aufholen zu wollen war sinnlos: Ven war noch vor dem letzten Ring zurückgeworfen worden. Er seufzte geschlagen, als er zu den Mädels zurückflog. Das war wirklich nicht die Zeit, ein schlechter Verlierer zu sein. Das Wettrennen war das coolste, das er je geflogen war, und Rainbow hatte verdient gewonnen. Als er neben ihr landete, lächelte er bereits wieder,. „Du bist großartig geflogen, Rainbow“, lobte er, „Du bist WIRKLICH der schnellste Flieger überhaupt.“ „Natürlich bin ich das“, sagte Rainbow mit stolzgeschwellter Brust, „Deswegen MÜSSEN die Wonderbolts mich ja in ihr Team aufnehmen!“ Sie schwelgte noch eine Weile in ihrem Rum, dann ergänzte sie wie nebenher: „Du warst eigentlich auch nicht übel. Ich hab noch nie jemanden getroffen, der so lange mit mir mithalten konnte.“ „Schätze von dir ist das ein ziemliches Kompliment, was?“ „Ist es!“, rief eine Stimme von der Seite. Alle drei Pegasi erschraken; sie waren so in ihr Rennen verwickelt gewesen dass keiner von das Bündel Ballons bemerkt hatte, ganz zu schweigen von dem knallrosa Pony, das daran festgebunden war. „Ich hab euch gesehen, als ihr auf den letzten Ring auf der Hauptstraße zugeflogen seid“, erklärte das Pony. Ven wunderte sich, warum keiner überrascht war, sie so weit oben am Himmel zu sehen. Seit dem harten Aufprall, als Rainbow die Schallmauer gebrochen hatte war ihm klar, dass das hier alles andere als ein Traum war. „Twilight will, dass du runter zu ihrem Haus kommst, Rainbow. Wir fahren nach Canterlot um Equestria zu retten.“ „Equestria muss gerettet werden?“, fragte Rainbow ungläubig, „Mir wär‘ nichts ungewöhnliches aufgefallen.“ „Das kommt nur davon, dass du schon wieder so lange geschlafen hast.“ „Willst du mich verschaukeln? Ich war heute schon bei Sonnenaufgang auf den Hufen!“ „Na sag ich doch. Die Sonne war heute spät dran, und du hast es nicht gemerkt weil du genausolang geschlafen hast. Auch wenn du natürlich mitgekriegt hast dass du ja mit der Sonne aufgestanden bist obwohl es schon zehn Uhr war, also hättest du dir auch denken können das was nicht stimmt und – wart mal kurz.“ Das rosa Pony starrte auf einmal abwesend ins Nichts, wie von einer plötzlichen Erkenntnis getroffen. Es dauerte etwas, bis Ven auffiel, dass ihre Augen den blinkenden Lichten folgten, die sein Wegfinder auf die Wolken malte. Als sie ihn schließlich direkt ansah, spiegelte er sich deutlich in ihren großen blauen Augen. Unsicher, was er vom Verhalten dieses seltsamen Ponys halten sollte, trat Ven einen Schritt zurück. „Du bist einer von Aquas Freunden!“, kreischte sie plötzlich, so heftig zappelnd dass ihre Ballons gefährlich schwankten. „U~nd du bist blond, also musst du Ventus sein, hab ich Recht? Hab ich? Natürlich hab ich Recht, du musst es sein!“ „Äh… ja, bin ich…“, sagte Ven. Aqua? Aqua war hier? Wie? Und warum? Und warum um alles in der Welt würde sie so ein verrücktes Pony schicken, um ihn zu suchen? „Hurra, ich hab dich gefunden!“, quietschte dieses erfreut. „Jaja Pinkie, ist schon recht, aber wollte nicht Twilight was von uns?“, unterbrach Rainbow. „Oh ja“, erinnerte sich Pinkie, „Das tut sie.“ Rainbow rollte mit den Augen, hob dann aber Scootaloo auf und bedeutete Ven, ihr nach unten zu folgen. Da Pinkie ihre Ballons nicht ganz so gut lenken konnte, nahm Ven sie bei den Schnüren und zog sie vorsichtig mit nach unten. Die rosa Stute umarmte ihn fest, immer noch begeistert, ihn gefunden zu haben. An der Bahnstation, zu der Pinkie sie führte, stand bereits ein kleines Grüppchen bunter Ponys. Und unter ihnen war auch eine hellblaue Stute, die Ven sofort erkannte. „Aqua…“, stammelte er, als Pinkie zwischen den beiden hin und her tanzte und etwas von wiedervereinten Freunde sang, „Du… Du bist wirklich…“ Sprachlos vor Erleichterung rannte er auf seine Freundin zu und vergrub sein Gesicht in ihrem Hals, unfähig, die Tränen zurückzuhalten. „Du warst so lange weg, ich dachte… ich dachte du wärst…“ „Ist schon gut, Ven, jetzt bin ich ja hier“, sagte sie, ihm sanft durch die Mähne fahrend, „Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat.“ „Wo warst du?“, weinte Ven, selbst erschrocken über den vorwurfsvollen Ton, „Was hat dich so lange aufgehalten?“ Aqua antwortete nicht. Sie ordnete nur weiterhin seine Mähne, bis ihr sanftes Streicheln seine Anspannung löste. Es war egal, was sie aufgehalten hatte; jetzt war sie hier, und es war in Ordnung. Er blieb einfach so stehen, angelehnt an ihren überraschend starken Körper, während die ortsansässigen Ponys ihren Freunden die Lage erklärten. Ven schnappte ein paar Brocken der Unterhaltung auf, hauptsächlich über die Sicherheit ihrer Prinzessin. Es war genug um zu verstehen, was zu tun war. Der Zug fuhr ein, und Ven und die anderen sprangen an Bord. Es dauerte nicht lang, und es gab einen Streit an der Tür – Scootaloo und ein weißes Einhornfohlen in ihrem Alter wollten unbedingt auch mit. „Warum dürfen wir nicht mitkommen?“, quengelte Scootaloo, „Wir wollen auch helfen!“ „Das ist ganz ausgeschlossen“, bestand das ältere weiße Einhorn, „Es könnte gefährlich werden.“ „Aber Applebloom ist in Canterlot um Big Mac mit seinen Äpfeln zu helfen! Wenn sie da ist, warum dürfen dann wir nicht?“, fragte das jüngere Einhorn, „Wir sind ihre Freunde! Was, wenn sie in Gefahr ist, und ihr lasst uns nicht helfen?“ „Genau! Wir sind ihre Freunde, und ihr erwartet, dass wir brav hierbleiben, während sie mit dem gefährlichen was-auch-immer in Canterlot ist? Wir sind der Schönheitsflecken Club, und wir gehören zusammen!“ „Aber…“ Das Pfeifen des Zuges schluckte die Widerworte des älteren Einhorns. „Nun macht schon!“, rief Rainbow, „Der Zug fährt gleich ab!“ Ohne eine Entscheidung abzuwarten packte Aqua alle drei Ponys und hob sie mit in den Zug. „Wir können sie mitnehmen“, beschloss Aqua, „Es ist in jedem Fall sicherer als sie hierzulassen und zu hoffen, dass sie uns nicht auf eigene Faust folgen. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede“, fügte sie mit einem Blick auf Ven hinzu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)