Für den Sonnenaufgang von SoraNoRyu ================================================================================ Kapitel 10: Nieder mit dem Drachen ---------------------------------- Die Stadt Canterlot war voller Herzloser. Luna schnaubte als die schwarzen Kreaturen wie eine Horde krabbelnder Käfer in Sonnenlicht zuckten. Sie scheuten das Licht, waren aber stark genug, ihm zu widerstehen. Wegen des Umwegs, den sie nehmen musste um den Mond untergehen zu lassen lag Luna ein gutes Stück hinter dem Rest des Teams. Während die anderen schon unten auf dem Schlachtfeld waren kreiste sie noch immer hoch über dem Getümmel. Luna war das ganz Recht; hier oben hatte sie einen perfekten Überblick über das Geschehen dort unten. Den riesigen schwarzen Drachen, die krabbelnden Herzlosen, die versteinerten Einwohner, die fünf Ponys mit ihren Reitern und sogar die drei kleinen Fohlen, die sich so tapfer in den Kampf gestürzt hatten. Zum Glück hatten Shining Armor und Cadance noch rechtzeitig eingreifen können. Luna sah zu, wie Kairi und Goofy die drei in ihre Arme nahmen. Sie schienen für einen Moment zu zögern, dann liefen sie auf die Stadttore zu, wobei sie etliche Herzlose aus dem Weg stoßen mussten. Sie rannten Richtung Süden, vermutlich nach Ponyville. Auch wenn Luna sich gefreut hätte, den Kapitän der königlichen Garde an ihrer Seite zu wissen war ihr doch klar, das Cadance, Kairi und die Fohlen seinen Schutz dringender brauchten als sie. Die Augen fest auf den Drachen gerichtet flog Luna näher. Mit Zaumzeug und Sattel zu fliegen fiel ihr nicht leicht, die Riemen und Bänder fühlten sich ungewohnt an auf ihrem Fell. Zu ihrer Überraschung schien auch Sora Probleme zu haben, es sich im Sattel bequem zu machen. „Verzeih mir“, sagte sie, als ihr die Beschwerden wieder einfielen, die sie als Fohlen oft gehört hatte, „Mir ist bewusst dass mein Flugstiel nicht leicht zu ertragen ist.“ „Hä?“, erwiderte Sora überrascht, „Oh. Nein, das ist es nicht. Es ist nur… naja, es ist das erste Mal, dass ich richtiges Zaumzeug habe.“ „Das ist es auch für mich“, gab Luna mit einem Lächeln zu. Sie blickte über ihre Schulter und sah, wie der Junge mit ihren Zügeln kämpfte bei dem Versuch, beide Hände an den Griff seiner Waffe zu bekommen ohne sich dabei selbst zu fesseln. „Binde sie doch einfach an den Sattel“, schlug Luna vor, „Zügel mögen sehr hilfreich sein, im Kampf schnell und wortlos zu kommunizieren, doch wenn du gewohnt bist, darauf zu verzichten, werden sie für dich kaum von Nöten sein.“ „Stimmt wohl“, sagte Sora und band die Zügel am Sattelknauf fest, „Danke für den Tipp. Kannst du so deinen Kopf noch gut bewegen?“ Luna streckte den Hals und drehte ihren Kopf hierhin und dorthin. Die Zügel nervten bei jeder Bewegung, aber behinderten sie nicht. Gut. „Dann lass uns loslegen.“ „Sofort“, stimmte Luna zu, „Aber ich muss dich warnen: Das wird ein wilder Ritt.“ Sora lachte nur. „Keine Sorge. Ich bin den Luftkampf gewöhnt, und ich kann selbst gut genug fliegen um nicht zu fallen.“ Ohne weitere Warnung stürzte sich Luna in die Tiefe. Sora hatte kaum Zeit zu reagieren; Luna fühlte, wie seine Beine gegen ihre Seiten drückten, als er sich nach vorne lehnte, um seinen linken Arm um ihren Hals zu legen. Der rechte hielt sein Schlüsselschwert nach vorne, Seite an Seite mit ihrem Horn. Im vollen Sturzflug stießen sie in die erste Gruppe fliegender Herzloser. Luna zog hoch und wirbelte herum, nach jedem Monster tretend, dass töricht genug war, in Reichweite zu fliegen, und auf alle schießend, die es nicht wagten. Sora hatte sich auf ihrem Rücken wieder aufgerichtet. Er schwang sein Schlüsselschwert durch die angreifenden Monster und sprach seine eigene, fremdartige Magie. Die Herzlosen starben wie die Fliegen. Noch immer weit unter ihnen stürmte Celestia auf den Drachen zu. Jeder wusste, dass Alihörner die Magie aller drei Ponystämme vereinten, ihre Erdponykräfte sah man jedoch selten so offensichtlich wie jetzt. Mit Rikus Gewicht auf dem Rücken konnte Celestia nicht mehr als ein paar Schritte weit fliegen, aber selbst das gereichte ihr zum Vorteil: Mit jedem mächtigen Satz ließ sie ihrer beider Gewicht auf die Monster fallen, die das Pech hatten, ihr im Weg zu stehen. Selbst von hier oben war deutlich zu sehen, dass Riku weit besser mit Sattel und Zaumzeug umgehen konnte als Sora. Er hielt sich perfekt aufrecht, die Zügel locker in seiner linken Hand. Celestia reagierte auf seine unausgesprochenen Kommandos wie er auf ihre Bewegungen. Für jemanden, der von so weit oben zusah wie Luna musste es fast aussehen, als würden sie einander in die Gedanken sehen, als wären sie eine Einheit, die dort eine Schneise durch die Herzlosen schlug. „Überlass die kleinen Fische den anderen!“, rief Sora über das Kampfgetöse hinweg, „Wir müssen erst Malefitz erledigen – den Drachen, mein ich – Sie ist es, die die Herzlosen befehligt.“ Luna nickte und ging wieder in den Sturzflug über. Riku und Celestia waren stark, ja, aber im Gegensatz zu ihnen konnte der Drache trotz seines Gewichts fliegen. Kaum, dass Rikus Schlüsselschwert die Haut des Drachen berührte hob dieser ab und flog außer Reichweite. Celestia schoss noch immer Strahlen aus Licht auf ihn ab, aber das riesige Reptil wich mit Leichtigkeit aus, bis es auch aus ihrer Reichweite verschwunden war. Celestia wiehrte vor Wut, bevor sie ihre Magie wieder gegen die Herzlosen am Boden richtete. Das Ungeziefer war schnell beseitigt, und wo immer ihre Magie die versteinerten Ponys berührte erwachten diese zu Leben, Zivilisten flüchteten aus der Gefahrenzone, die Mitglieder der Schlosswache stürzten sich in den Kampf. Allein die Gegenwart der Schlüsselschwerter schien zu reichen, um die Herzlosen an der Rückkehr zu hindern, auch wenn sie nur von ganz normalen Ponys vernichtet wurden; die Hufe der Erdponys und die Magie der Einhörner erwiesen sich als mächtige Waffen, und die Pegasi trugen Gewitterwolken heran mit deren Blitzen sie Löcher in die Reihen der Angreifer brannten. Um die Herzlosen mussten sie sich keine Sorgen mehr machen. Der Drache jedoch war damit nicht zu vergleichen. Die meisten Angriffe der Pegasi prallten wirkungslos von ihm ab, sein kräftiger Schwanz schlug nach allen, die kühn genug waren, nahe heranzufliegen. Während Luna noch auf ihn zu raste waren Sturmschwinge und der König die Einzigen, die noch immer gegen das Reptil kämpften. Sturmschwinge war kein schlechter Flieger, wenn auch wegen seiner kräftigen Statur eher auf Stabilität und Ausdauer angelegt als auf Geschwindigkeit. Das machte ihn zu dem perfekten Pegasuswächter für lange reisen, aber gegen einen schnellen Gegner wie Malefitz war es ein eindeutiger Nachteil. Er umkreiste den Drachen so gut er konnte und versuchte immer wieder, nahe genug heranzukommen, dass der König sein Schlüsselschwert nach dem Gegner werfen konnte. Er lieferte einen guten Kampf, kam aber nur langsam voran. Luna faltete ihre Flügel fest um Soras Beide als sie sich in ihren Sturzflug lehnten. Der Wind heulte in ihren Ohren, die sie flach an den Nacken gedrückt hielt, die Augen gegen den Wind verengt. So schwer zu verfehlen der Drache auch sein mochte, würde sie doch genau zielen müssen, einen verwundbaren Punkt zu treffen. Wie ein Pfeil schoss sie auf die Flanke des Drachen zu und versenkte ihr Horn genau in der Spalte zwischen den harten Schuppen. Ihr Kopf dröhnte von der Wucht des Aufpralls, aber dem schmerzerfüllten Brüllen des Drachen nach zu urteilen war es das wert. Sora war aus dem Sattel gesprungen und rannte über den Drachen, während er sein Schlüsselschwert durch dessen Rücken zog. Anders als Lunas Horn schien die magische Waffe problemlos durch die Drachenschuppen zu schneiden. Luna schwenkte zurück und tauchte unter dem Drachen hindurch um Sora auf der anderen Seite wieder aufzufangen. Er hatte nicht gelogen; er konnte sich tatsächlich länger in der Luft halten, als die Schwerkraft normal erlauben würde. Er rutschte gerade noch rechtzeitig in den Sattel um sich festzuhalten als sie erneut in den Sturzflug ging. Leuchtend grüne Flammen verbrannten die Luft, wo sie Augenblicke zuvor noch gewesen waren und versengten die Spitze von Lunas Schweif selbst aus der Entfernung, die ihre Ausweichrolle ihr gebracht hatte. Der König schoss einen kräftigen Eiszauber in die verletzte Seite des Drachen, um sie wieder auf Sturmschwinge anzusetzen, eine Ablenkung, die Luna nutzte, um zum nächsten Angriff auszuholen. Mit aller Geschwindigkeit, die sie auf der kurzen Strecke erreichen konnte flog sie an dem Drachen entlang, die Flügel eng am Körper haltend damit Sora sein Schlüsselschwert erneut durch dessen Schuppen ziehen konnte. Dieses Mal jedoch hatten sie weniger Glück. Ihr Angriff traf, aber anstatt ihm auszuweichen bewegte sich Malefitz auf sie zu. Sie nahm den Volltreffer in Kauf für die Chance, die Angreifer mit dem Schwanz zu erwischen. Luna hatte keine Zeit zu reagieren als Tonnen von hartem, schuppenbewehrtem Fleisch sie in die Seite traf und ihr den Atem nahm. Luna war blind vor Schmerz und Atemnot. Sie konnte gerade so Soras Stimme durch den Nebel dringen hören. Die Worte verstand sie nicht, aber die Warnung wäre deutlich genug gewesen, hätte sie nur die Kraft gehabt, darauf zu reagieren. Ein erneuter Feuerschwall aus dem Maul des Drachen schoss direkt auf sie zu. Zum Ausweichen war es zu spät. Luna drehte sich hilflos zu Seite und hob die Flügel gegen die heranstürmenden Flammen, gerade als Sora einen magischen Schild um sie aufbaute. Luna nutzte den Moment der Sicherheit um Luft zu holen, dann stabilisierte sie Soras Schild mit ihrer eigenen Magie, aber es war umsonst; das Feuer ließ nicht nach. Malefitz holte nicht mal Luft, sie spie nur mehr und mehr Feuer, während Luna spürte, wie Soras Magie sich mehr und mehr verbrauchte. Er würde den Schild nicht ewig halten können, noch wüsste sie den Zauber, einen eigenen zu beschwören. Nach dem letzten Strohhalm greifend rief Luna den letzten Rest der kalten Nachtluft zu sich um der Hitze entgegenzuwirken als der Schild brach. Es war wenn überhaupt nur ein schwacher Schutz; die tosenden Flammen trafen sie wie ein Schlag, verbrannten Fell und Federn und bissen tief in ihr Fleisch. Mit nichts als dem brennenden Schmerz an ihrer linken Seite konnte Luna nichts tun, als dem Ruf der Schwerkraft nachzugeben. Sie fiel aus dem Feuerstrahl auf das Schloss unter ihr zu. Sie konnte Soras Berührung spüren und wusste, dass er ebenso schwer verwundet sein musste. Seine Arme und Beine griffen um ihren Körper, und Luna fühlte, wie die Schwerkraft nachließ; etwas, Magie vielleicht, bremste Soras Fall. Sie konnte hören, wie er nach jemandem rief, und den Rhythmus galoppierende Hufe auf Stein. „Vigra!“ Ein Schwall mächtiger Magie durflutete Lunas Körper. Instinktiv öffnete sie ihre Schwingen gegen den Sturz, überrascht, tatsächlich zum Stehen zu kommen – ihr Flügel war geheilt, ebenso der Rest ihres Körpers. „Danke Donald!“, rief Sora ihrem Retter nach. Der nickte ihnen nur kurz zu als Donnerhuf schon umdrehte um weiter über die Gallerie zu galoppieren, hin zu der nächsten Gruppe von Kämpfern, die der heilenden Magie seines Reiters bedurften. Nun wieder dicht am Boden konnte Luna erkennen, dass sich der Fokus des Kampfes verschoben hatte. Während die meisten der nicht so kampfgewandten Ponys sich noch immer mit den Herzlosen beschäftigten, standen die erfahrenen Wächter Celestia und Riku nun im Kampf gegen einen weiteren menschenähnlichen Gegner bei. Es war ein großer, breiter, katzenähnlicher Typ der mit Bomben warf und mehr und mehr Herzlose aus der Dunkelheit hervorrief. „Karlo…“, murmelte Sora, und Luna nahm an, dass das der Name der Kreatur sein musste. Das eigentliche Problem jedoch flog noch immer am Himmel und spie Feuer auf alle, die ihm zu nahe kamen. Etwas hatte sich jedoch auch dort geändert; Malefitz schien keinen einzigen Treffer mehr zu landen. Und anstatt um sie her zu flattern wie vorher die Pegasuswächter schienen die Angreifer nun in Formation zu fliegen. Luna ahnte, was das bedeuten musste, und flog hinauf, um ihren Verdacht zu bestätigen. Was den Drachen da umkreiste war eine Gruppe von Pegasi, deren Geschick und Schnelligkeit in Flug in ganz Equestria einmalig war. Malefitz heulte und schnappte wütend, und doch war es ihr unmöglich, auch nur eines der spottenden Ponys zu erwischen. Sie kicherte über Soras erstauntes „Wow“. „Darf ich dir das berühmteste Flugteam unserer Welt vorstellen: Die Wonderbolts.“ Wie auf Kommando legte die Truppe ein weiteres atemberaubendes Manöver hin, um Malefitz‘ wütendem Angriff zu entgehen. Sie hatten nicht die Kraft, sie anzugreifen, aber sie hielten sie gut beschäftigt. Und wütend genug, ihrem Dracheninstinkt nachzugeben, logisches Denken zu vergessen… Das gab Luna eine Idee. Der Drache war den ganzen Weg hier hochgeflogen, außer Reichweite von Celestia und Riku. Sie hatte sich jedoch keine Mühe gegeben, Sora und Luna ebenso auszuweichen. Ob das nun daran lag, dass sie unten den Angriffen beider ausgeliefert wäre oder weil sie Celestia mehr fürchtete, hier in der Luft war sie in Sicherheit. Und das hieß… „Bringt sie zu Boden“, sagte Sora, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „BRINGT DEN DRACHEN ZU BODEN!“, wiederholte Luna und ihre königliche Canterlot Stimme ließ die Worte über die gesamte Schlossstadt hallen. Wie eine Einheit stiegen die Wonderbolts in hohem Bogen auf, schnell genug um Spuren aus Rauch in den Himmel zu malen. Kaum, dass sie die höchste Stelle erreicht hatten, schossen sie geradeaus nach unten, wie um einen Ultraschall Rainboom auszuführen. So nahe beisammen wie es ihre hastig schlagenden Flügel erlaubten kreisten die zehn Pegasi um Spitfire, deren Feuerschweif inmitten der Spirale aus Rauch steil nach unten schoss. Angefeuert von der Aufmerksamkeit, die sie nun von allen auf dem Schlosshof bekamen raste die Truppe abwärts und schlug mit der Kraft eines Meteors auf dem Rücken des Drachen ein. Die Geschwindigkeit, die sie durch ihren Sturzflug erreicht hatten war nicht genug für einen richtigen Ultraschall Rainboom, aber die Explosion war doch ausreichend, um Malefitz zu Absturz zu bringen. Soras Ruf folgend wie ihrem eigenen Willen flog Luna genau über den Drachen um ihr den Weg zurück nach oben zu versperren. Sie wusste, dass die Wonderbolts ihr folgten und wieder Formation flogen, um die Bestie direkt auf Celestia zuzutreiben. Mit einem Kampfschrei bäumte das weiße Alihorn sich auf und rannte direkt auf ihren Gegner zu, ihr Horn strahlend wie die Sonne selbst. Luna sah sie heran galoppieren gerade als auch Riku sein Schwert hob um sich für den Zusammenstoß zu wappnen. Mit einem Ohrenbetäubenden Brüllen zog Malefitz nach oben, wo ihr zwölf Sets von Hufen den Rückzug verwehrten. Ihr Zug war genug, um Celestias Horn auszuweichen, doch Rikus Schlüsselschwert traf. Die gezackte Klinge riss eine tiefe Wunde in ihren ungeschützten Bauch. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sich der Drache in grünen Flammen aufzulösen. Der Feuerball stürzte geradeaus in die Wand, wo er sich auflöste und nur ein Bündel schwarzer Stofffetzen zurückließ. Gerade als Karlo, der sich wohl vor den Attacken der Ponys versteckt hatte, hinzukam, befreite sich ein blasser Mensch aus dem Bündel und warf ihnen allen einen wütenden Blick zu. „Glaubt nicht, dass das hier vorbei ist!“, knurrte sie, besonders an Riku und den König gerichtet. Ein Wirbel aus Dunkelheit erschien hinter ihr. Er öffnete einen Korridor durch die Grenzen ihrer Welt und verschluckte die beiden Eindringlinge. „Wir werden uns wieder sehen, und nächstes Mal habt ihr nicht so viel Glück!“ Kaum, dass die beiden verschwunden waren, war auch von den Herzlosen keine Spur mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)