Un Monstre á Paris von SainzDeRouse (Eine Liebe in Trümmern, eine Andere wächst) ================================================================================ Kapitel 6: Die, in der der Fuchs die Nachtigall stielt ------------------------------------------------------ Kapitel 6: Die, in der der Fuchs die Nachtigall stielt   Die Wohnungstür wurde aufgestoßen und Lucille lief hastig hinein, Francoeur hinter ihr.   „Oh mein Gott, oh mein Gott, was machen wir nur?“, lief sie hysterisch durch die Wohnung. Wie von der Tarantel gestochen lief sie durch die Wohnung und schien auf der Suche nach etwas zu sein, doch fand sie es nicht.   „Lucille, bleib doch mal stehen...brrr“, sagte Francoeur sanft und schloss sie in seine Arme. „Es wird nichts geschehen, er ist nur sehr wütend. Vergiss seine Worte, lass uns etwas lesen.“   „Nein, nein. Das stimmt nicht. Du hast ihm nicht in die Augen gesehen, so etwas habe ich noch nie bei ihm gesehen.“   „Schhh, es wird alles gut ggrr“, sagte er nur und drückte sie noch fester an sich.   „Ich will dich nicht verlieren“, schluchzte sie an seiner Brust.   ********   Die nächsten Tage konnte sich Lucille nicht beruhigen. Immer wieder sah sie hinaus aus dem Fenster und spähte ängstlich in die Garderobe wenn sie kamen. Francoeur befürchtete das sie eine ausgeprägte Paranoia entwickelte.   Lucille ließ ihn kaum aus dem Haus, noch weniger als zuvor und hielt es selbst ebenso. Sie verspürte ständige Unruhe und fürchtete Francoeur zu verlieren. Selbst allein schlafen wollte sie nicht mehr, immer war er an ihrer Seite. Doch er genoss es bei ihr zu liegen, sie in den Armen halten zu können. Er konnte nicht verstehen das dieser vollkommene Engel, ihn tatsächlich haben wollte.   Es waren verrückte Tage. Auch suchte sie mehr die körperliche Nähe, obgleich es nie zum Akt selbst kam. Lucille gestattete ihm kaum Privatsphäre, doch beengte es ihn nicht im geringsten. Francoeur bekam nicht genug von ihrer weichen Haut, ihren zärtlichen Berührungen und ihrem verführerischen, süßen Duft.   ********   Eines Abends, die Begegnung mit Raoul war bereits seit drei Wochen her, Lucille war wieder ruhiger geworden, kuschelten sie gemeinsam auf der Chaiselongue. Lange waren sie so liegen geblieben, bis Lucille zu ihm hoch sah und ihm tief in die Augen sah.   „Francoeur, ich... ich will es tun!“, hauchte sie.   „Brr?“   Sie stützte sich auf ihren Ellbogen und zog sich zu ihm hinauf. Lucille sah ihm noch einmal tief in die Augen. Ihre Lippen senkten sich langsam auf seine und ihre Zunge bat sanft um Einlass. Die gierigen Zungen fochten miteinander, boten sich eine leidenschaftliche Schlacht. Das bekannte Gribbeln setzte in ihrer Magengegend ein, das Ziehen in ihren Lenden. Lucille setzte sich auf Francoeurs Schoß, zog ihn wie eine hungrige Wölfin zu sich hinauf. Sie griff besessen an seine Beißzangen, drückte ihn noch mehr an sich ran. Vier Hände wanderten über ihren Körper, machten sie schier wahnsinnig.   Plötzlich hielt Francoeur inne und betrachtete sie eingehend.   „Bist du sicher, Chéri?“, hauchte er.   Es war sehr erregend und er hatte mühe sich zurück zu halten, das erste Mal das er sie so sehr begehrte. Doch wenn sie es nicht wollte, würde er sich zusammenreißen.   Statt einer richtigen Antwort, öffnete sie ihren Morgenmantel und Francouer blieb dabei förmlich die Spucke weg. Ihr junger nackter Körper zeigte sich ihm ohne Verhüllungen, während Lucille ihren Morgenmantel achtlos zu Boden warf. Lasziv schmiegte sie sich wieder an ihm und küsste ihn.   Nur Momente später lagen sie beide nackt in ihrem Bett, heimlich hinter verschlossenen Türen, verhangenen Fenstern und zwei einsamen Kerzen.   „Du bist so schön“, sagte Francoeur auf ihr liegend und betrachtete sie eingehend. Lucille lag mit verwuschelten Haaren - die einen Kranz um ihren Kopf auf dem Kissen bildeten - mit geröteten Wangen und diesem verführerischen gläsernen Blick da, wie ein vollkommenes Meisterwerk.   Für Lucille war es ein überaus erregendes Gefühl Francoeurs Körper auf sich zu spüren. Es war ungewohnt keine warme Haut auf sich zu spüren und zunächst war es merkwürdig gewesen, und Lucille war sich zwischenzeitlich nicht sicher ob sie es durchziehen können würde. Aber Francoeurs zarte Liebkosungen hatten sie eines besseren belehrt. Ihr Körper war so voller Lust das sie glaubte bald wahnsinnig werden zu müssen.   „Willst du es wirklich?“, fragte er und drückte seine Hüften an sie, nur schwer würde er es vorzeitig beenden können. „Ja“, sagte sie und schlang zur Verdeutlichung ihre Arme um seinen Hals. Lucille hatte die ganze Zeit nicht an ihm hinunter gesehen, nicht weil sie sich schämte. Unzählige Male hatte sie sich schon mit Raoul geliebt, doch befürchtete sie das Francoeurs absonderliches Geschlecht sie abstoßen könnte.   Francoeur legte wieder seine Lippen auf ihre und platzierte sich zwischen ihre Beine. Ängstlich sah er zu ihr hinunter, es war lange her das er selbst körperliche Liebe gespürt hatte, doch das war zu seinen Zeiten als normaler, mikroskopisch kleiner Floh in dem Fell des Affen Charles. Seine Erinnerungen waren verschwommen und ohne Gedanken dazu, mehr nur triebhafte Gefühle.   Langsam drang er in ihr ein und Lucille sog die Luft ein. Die Erregung die sie von innen her ergriff überwältigte sie. Wie nie zuvor spürte sie das sie die Nähe zu einem Mann vermisst hatte. Etwas unbeholfen stieß er vor und zurück, beide klammerten sich aneinander. Der Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten, doch das störte Lucille nicht. Sie war körperlich nicht befriedigt, doch auf eine andere Art und Weise.   „Ich liebe dich“, flüsterte er, während sie bereits schlief und kuschelte sich an sie.   ********   Am nächsten Tag war Lucille wie verwandelt. Raouls Drohung war wie fortgeweht, als wäre sie niemals ausgesprochen worden. Fröhlich und heiter kam sie im L'Oiseau Rare an und schnatterte aufgeregt mit ihrer Tante Carlotta, als wäre alles in bester Ordnung. Es wurde während des Tages noch einige Male auf der Bühne geprobt, ehe am Abend die Gäste eintrafen und am frühen Abend saß sie mit Francoeur in ihrer Garderobe, zog ihr Kleid an, während sie von dem selben gierig in Augenschein genommen wurde. Sie spürte die Blicke in ihren Rücken, die elektrische Stöße durch ihren Körper jagten. Er half ihr dabei ihre Korsage zu binden und auch geschickt mit seinen Händen ihre Haare hochzustecken.   Für den heutigen Abend wurde ein recht rührendes, trauriges Lied ausgewählt, welches Francouer in den letzten Wochen komponiert hatte. Der Vorhang öffnete sich und Lucille trat in ihrem bezaubernden weißen Kleid hinaus, welches in den letzten Tagen auf Francoeurs Wunsch hin um geschneidert wurde. Es erinnerte einem leicht an einem prachtvollen Hochzeitskleid, doch ihre Engelsflügel waren noch immer Bestandteil des Ganzen.   Alle Augen lagen auf ihr, dämmriges, rötliches Licht erhellte die Bühne. Das Orchester begann mit einer dramatischen, unheilvollen Musik, die sogleich wieder verstummte und Lucille sang zunächst allein, ohne Begleitung. Nach einigen Worten schloss sich das Orchester wieder an und spielte eine schöne, ruhige Melodie.   Jeder irrt durch das Dunkel der Welt. Blind vor Ehrgeiz – stumm vor Schmerz. Hofft auf ein Licht, das die Nacht erhellt. Folgt der Pflicht, verrät das Herz. Heute kommt mir das unglaublich vor. Weil ich so nicht leben will. Heute kommt mir das unglaublich vor. Weil ich so nicht lieben will. Ich will für dich Tag für Tag, Ehrlich und gut sein, frei und stark. Die Musik schwoll etwas an und Lucille schritt gemächlich über die Bühne, blickte hier und da einen Gast direkt an, erzählte ihre Geschichte. Ihre wahre Geschichte, wie sie nun erkannte. Wieder kam ihr Raoul in den Sinn und ihre Angst. Sie hatte es satt sich verstellen zu müssen, Francoeur verstecken zu müssen. Lucille wünschte sich ein normales Leben, einem Mann an ihrer Seite, den sie ehelichen konnte, eine Familie gründen. Jeder irrt durch das Dunkel der Zeit, man gewinnt und wird besiegt. Lernt zu leben mit Lüge und Streit. Wer nicht kämpft, der unterliegt. Ich will nicht seh'n, was zwischen uns steht, weil ich so nicht leben will. Ich will nicht seh'n, was zwischen uns steht. Weil ich so nicht lieben will. Ich trag' einen Traum in mir: Ein neues Leben nur mit dir. Von deinem Mut getragen, will ich durchs Dunkel gehen Bis in ein and’res Leben, wo wir zwei uns wiedersehen   Plötzlich trat Francoeur auf der Bühne und begann ebenfalls zu singen. Noch nie hatte er sie so eindringlich dabei angesehen und ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie gemeinsam ihre wahren Gefühle preisgaben.   Jeder irrt durch das Dunkel der Welt, jeder wächst durch Schmerz und Not. Zwei, die Liebe zusammenhält Schreckt kein Leid und trennt kein Tod Francoeur sang allein, überwand den letzten Schritt und nahm ihre Hände in seine. Ich verachte, was man mit uns macht Weil ich so nicht leben will Lucille sah zu ihm hinauf und begegnete nur Liebe in seinem Blick. Mit den letzten gesungenen Worten beende sie das Lied so ruhig und schön wie es angefangen hatte. Ich verachte was man mit uns macht, weil ich so nicht lieben will. Ich will immer bei dir sein. Von jetzt an niemals mehr allein.   Alle Zuschauer die sich im Theater befanden standen begeistert auf und jubelten. Wie so oft wurden sie wieder mal von neuem begeistert. Lucille und Francoeur verbeugten sich, winkten den begeisterten Menschen zu und nahmen die Blumensträuße an.   „Oh Kinder, dieses Lied war göttlich. Es war so rührend, mir sind die Tränen gekommen“, rief Carlotta aus und man sah tatsächlich die verschmierte Schminke in den Augenwinkeln. „Kind, du siehst so erschöpft aus, hast du die Nacht nicht gut geschlafen?“, fragte sie als sie die Schatten unter Lucilles Augen entdeckte. „Ich bin nur etwas müde, ich konnte die Nacht nicht gut schlafen“, redete Lucille sich heraus. Natürlich konnte sie niemandem sagen das sie mit Francoeur das Bett geteilt hatte, war es auch eine merkwürdige, ungewöhnliche Begegnung, die sie für sich selbst im Nachhinein nicht einordnen konnte. Sie wusste nur das sie es nicht bereute.   „Ich geh schon einmal raus, brrr“, sagte Francoeur und ging aus der Garderobe. „Ich komm gleich nach“, rief Lucille, zog Schuhe und Mantel an und verschloss die Tür hinter sich. Plötzlich hielt sie im Gang - nicht weit vom Hintereingang entfernt - inne, da sie Stimmen zu hören glaubte. „... was hast du dir nur dabei gedacht? Womit hast du sie herumgekriegt?“, erklang eine wütende Stimme. „Raoul, ich habe nicht... brr“ „HALT DEIN MAUL! Du hast sie mir weggenommen, mich schlecht gemacht...“ „Nein..ggrrr...“ „WAS HAST DU IHR GESAGT? Hast du sie mit deinen teuflischen roten Augen hypnotisiert? Hast du noch mehr Talente außer dein Gesang?“ Lucille stürzte hinaus, riss die Tür auf und sprang eher die zwei stufen hinunter, als das sie rannte. Und da war er. Raoul. „Ah... da ist sie ja. Wir haben dich erwartet“, sprach Raoul, und wieder dieser unsägliche Hass in seinen Augen, diese schäumende Wut. Es verletzte ihn mehr als sie geglaubt hatte. „Was willst du hier?“, rief Lucille aus und stellte sich vor Francoeur, als könnte ihn das schützen. „Ich werde nicht zulassen das du damit weiter machst Lucille. Er ist kein Mann den du lieben kannst, ich bin einer. Das muss ein Ende haben.“ „Du weißt nicht was du da sagst“, hauchte Lucille ungläubig. Es kam ihr vor wie ein Alptraum. „Irgendwann wirst du mir dankbar sein“, flüsterte Raoul drohend, und dennoch war seine Stimme deutlich zu verstehen. Er nestelte in seinem Strohmantel herum und zog ein Fläschchen mit einer grünen Flüssigkeit heraus. „NEIN!“, rief Lucille, doch war es schon zu spät. Das Fläschchen flog durch die Luft, Francoeur wollte davon springen, doch war er nicht schnell genug. Sie zerschellte an seinem harten Rückenpanzer, Lucille schützte mit ihren Händen ihr Gesicht. Ein grüner Rauch verbreitete sich schnell und großflächig um sie beider herum. „Francoeur?“, rief sie und packte ihn an seinen Armen. Er wankte und röchelte, bekam keine Luft mehr. Seine sonst so schönen roten Augen weit aufgerissen. Schmerz und Schrecken waren darin zu lesen und pure Angst. „FRANCOEUR“, rief sie ängstlich, klammerte sich an ihm. Sie hörte etwas hinter sich, doch achtete sie nicht darauf. Mit einem mal erschien noch mehr Rauch, doch war es normaler Räucherduft. Geschockt drehte sie sich herum und erblickte Raoul, wie er besessen versuchte Francoeur einzuräuchern. Es war ein Mittel gegen Ungeziefer. „NEIN“, schrie sie, rannte auf Raoul zu, stieß es ihm aus die Hände. Er schlug sie in der Hast von sich und hustete, da er auch selbst eingeräuchert wurde. Nachdem der graue und grüne Nebel sich verzog, erblickte Lucille die leere Gasse und schrie aus Leibeskräften. „WO IST ER? WO IST ER? WAS HAST DU GEMACHT?“, schrie sie Raoul an, schlug wütend auf ihn ein, die bitteren Tränen rannen ihr das Gesicht hinunter. Wie aus einer Trance erwachten sah Raoul sie verwirrt und ängstlich an. Ihr Anblick, ihre blutige Stirn erschrak ihn. Erschrak ihn vor sich selbst und sein handeln. „Was habe ich getan?“, fragte er und blickte sie starr an. „JA, WAS HAST DU GETAN, DU IDIOT? SAG MIR SOFORT WAS IN DIESER GRÜNEN FLASCHE WAR.“ „Ich … ich war... bbeimmm Prof...Professor“, stammelte er, traute sich keinerlei Bewegung zu, als könnte er sie dadurch verärgern oder gar verschrecken. „Was war in der Flasche? Was war es?“ „Ich zwang den Professor mir etwas zu brauen das... das Francoeur für immer zurück verwandeln würde.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)