Un Monstre á Paris von SainzDeRouse (Eine Liebe in Trümmern, eine Andere wächst) ================================================================================ Kapitel 2: Die, in der eine Rose ein Lichtblick ist und doch verwelkt --------------------------------------------------------------------- Kapitel 2 – Die, in der eine Rose ein Lichtblick ist und doch verwelkt Lucille kniff die Augen zusammen und drehte sich von der Sonne weg. Aber dennoch war es mit dem Schlaf vorbei, sie konnte kein Auge mehr zu machen. Auch fühlte sie sich nach dem festen, traumlosen Schlaf sehr erholt, da vermag sie auch kein Kissen auf dem Gesicht zum Schlafen zu bringen. Stöhnend setzte sie sich auf, und sobald sie richtig wach war kam der elende Schmerz zurück und die Erinnerung an letzte Nacht. Sogleich wurde ihr das Herz schwer und Tränen stiegen wieder in die Augen. Neben sich entdeckte sie ein Tablett, mit einer Rose in einer kleinen Vase, einem Croissant, ein Stück Butter und ein kleines Gläschen mit Marmelade. Plötzlich war Geklirre in der Küche zu hören. Ob Raoul wieder da war und er sich entschuldigen wollte? Hastig stand Lucille auf, nicht darauf achtend, das sie noch ihr Kleid vom Vorabend anhatte. Ihr Herz klopfte laut in ihrer Brust und ein Lächeln zauberte sich in ihr Gesicht. Sie rannte in die Küche, öffnete die Tür und.... entdeckte Francoeur. Er war gerade dabei den riesigen Berg an Geschirr abzuwaschen. Jedes seiner vier Armpaare hatte etwas zu tun. Die unteren wuschen das Geschirr, das obere trocknete es sogleich ab. „Rrrrr, Bonjour Lucille“, sagte er und lächelte sie aufmunternd an. Enttäuscht sanken Lucille's Schultern, sie lehnte sich an den Türrahmen und rieb mit ihren Händen an ihren Armen. Es war so kalt. „War Raoul hier?“, fragte sie hoffnungsvoll, doch schüttelte Francoeur nur traurig den Kopf. Es war schwer für den großen Floh seine Freundin so zu sehen, doch innerlich war er froh das Raoul nicht gekommen war, denn er wusste das der Streit nur weiter gegangen wäre, und das hätte Lucille noch mehr verletzt als sowieso schon. „Warte, ich helfe dir, du musst nicht alles allein machen“, nuschelte Lucille unglücklich und nahm bereits einen Eimer aus dem Schrank. „Nein. Graa, lass mich das machen Lucille. Du hast noch nicht einmal gefrühstückt und sie dich an. Nimm doch ein entspannendes Bad. Brr.“ „Ich hab keinen Hunger, und ich kann dich das nicht allein machen lassen, sonst hab ich so ein schlechtes Gefühl. Danach kann ich immer noch baden.“ Francoeur ließ sie gewehren. Er wusste das es nichts brachte auf sie einzureden, sie würde ja doch ihren Sturkopf durchsetzen und wenn sie so drauf war befürchtete er das sie auch noch mit ihm stritt. Lustlos griff Lucille nach der Gallseife und einem Lappen. Sie füllte den Eimer mit Wasser, machte den Lappen feucht, rieb ordentlich die Seife daran und begann die Ölflecken weg zu scheuern. Schon nach kurzer Zeit bemerkte sie das sie schon sehr eingetrocknet waren und holte eine Bürste heraus. Nach einer halben Stunde hatte sie die größten Flecken bereits entfernt ohne den Boden zu sehr zerkratzen zu müssen. Der Schweiß trat ihr auf die Stirn, es war sehr anstrengend und das Kleid war eng und schnürte sie förmlich ein. Sie war so sauer auf Raoul das er ihr das antat, das er einfach verschwand und nicht einmal wieder kam um sich zu entschuldigen. Doch selbst wenn er es täte, es würde nichts ändern, dachte sie säuerlich. „Dieser widerliche Mistkerl, dieser Prolet. Dieser Taugenichts. Wenn er sich auch nur in meine Nähe wagt werde ich ihm mal zeigen wo der Hammer hängt. Dieser Möchtegern-Erfinder, dieses miese kleine....“, nuschelte sie wütend vor sich hin. Unterdessen klopfte sie bereits mit der Bürste hart auf den Boden um ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Wut über Raoul, die Wut über sich selbst und vor allem Wut über diesen verfluchten Fleck den dieser Taugenichts verursacht hatte und sich einfach nicht weg schrubben lassen wollte. Tränen rannen ihr Gesicht hinunter, sank vollends hinunter auf den Boden und hämmerte weiter auf den Boden ein. „Dieses Schwein....“ „Lucille“, rief Francoeur besorgt aus. Er stand hinter ihr, kniete sich und ergriff ihre Hand mit seiner um sie daran zu hindern noch eine großer Kerbe in den Holzboden zu rammen und sich womöglich noch zu verletzten. Er nahm Lucille bei den Schultern und sie ließ es geschehen. Sie lehnte sich an ihn und weinte weiter während sie sich an seine rechten Arme klammerte und sich an ihn drückte. Mit den anderen Armen streichelte er über Kopf und Rücken um ihr Trost zu schenken. Francoeur wusste nicht wie lange sie so auf dem Boden saßen, doch setzte Lucille sich plötzlich auf und wandte ihr Gesicht zu ihm. Ihre glänzenden grünen Augen sahen ihn entschuldigend an. „Es tut mir leid, ich bin nur so...“ „Traurig?“ „Ja, aber auch sehr wütend...“ „Er kommt bestimmt bald zurück. Er wird bei Emile sitzen, sich beschweren und es wird nicht mehr lange dauern bis er dich vermisst und zurück kommt“, sagte Francoeur aufmunternd. Für einen Moment dachte Lucille darüber nach. Francoeur hatte sicherlich recht, denn bis jetzt war es jedes Mal so gelaufen. Emile war Filmvorführer im Kino von Montmartre und langjähriger Freund von Raoul. Er war dabei als das Francoeur im Botanischen Garten aus Versehen auf zwei Meter Höhe gewachsen war und hatte zuvor noch versucht das Raoul die Finger von ließ Lucille war in dem Fall dankbar das Raoul nicht darauf gehört hatte. Denn sonst hätte sie ihren guten Freund Francoeur nicht. Das Raoul nun aber schon wieder bei Emile saß machte sie noch wütender. Emile hatte letztes Jahr seine Kollegin Maud endlich um ein Rendevous gebeten und waren im Kampf gegen Maylott dabei gewesen, Maud eher unfreiwillig. Die Beiden hatten sich prompt verlobt, liebten sie sich doch schon seit zwei Jahren, nur hatte Emile sich nie getraut sie zu fragen. Nun würden sie in ein paar Monaten heiraten und waren mit den Vorbereitungen beschäftigt. Von Maud wusste sie das sie viel zu tun hatten, auch die Arbeit konnte nicht einfach vernachlässigt werden und nun kam Raoul daher, saß bei ihnen herum und machte ihnen noch Angst, das die Ehe nicht so toll sein würde wie sie es sich vorstellten. Als wenn er wüsste wie das ist, dachte sie sauer. „Francoeur, würdest du mir helfen Raouls Sachen alle auf den Dachboden zu bringen?“ „Brrr?“ „Ich glaube es wäre besser wenn....“ Lucille konnte den Satz nicht beenden. Die Erkenntnis über ihre gescheiterte Beziehung mit dem Menschen, den sie seit Kindertagen zu lieben glaubte, brach ihr schier das Herz. „Lucille, was..?“ „Weißt du Francoeur, du bist mein bester Freund und ich erzähle dir alles, aber... seit einigen Wochen spüre ich schon das es nicht mehr lange gut gehen kann, mit uns zwei. Es ist nicht so das ich ihn nicht liebe, aber so manches Mal schon habe ich mir gewünscht er wäre einfach weg und wir hätten unsere Ruhe vor ihm. Einmal schon als wir vor drei Monaten einen ganz großen Streit hatten, hatte ich das Gefühl als wenn er nicht hierher gehören würde... als wäre er ein ungebetener Gast den man aushalten müsse... verstehst du? Wie ein Fremdkörper. Damals hatte ich schon mit den Gedanken gespielt ihn zu verlassen, doch... glaubte ich an meine große Liebe zu ihm und das wir es schaffen würden, da jede Beziehung zu Anfang schwer ist wenn man zusammenwohnt. Aber jetzt befürchte ich... das...“ Lucille wischte sich die Tränen weg. Es fiel ihr schwer das Urteil auszusprechen. „Das... meine Liebe nicht so groß ist wie ich gedacht hatte. Wir lieben uns seit unserer Kindheit, ich hatte nie einen anderen gehabt, und dachte es wäre etwas Besonderes... aber das ist es wohl nicht“, schluchzte sie und stürmte zurück in Francoeurs Arme. Francoeur umfing sie mit seinen Armen und streichelte sie. Ein Lächeln musste er sich verkneifen, denn obwohl er ihr alles Glück der Welt wünschte, war er doch froh das Raoul nun fort war. Das er seine Lucille für sich allein hatte. Niemals hätte er sich eingebildet das diese schöne Frau, überhaupt ein Mensch sich jemals einlassen würde. Denn schließlich war er und ist es noch, das Monster von Paris. Ein monströser Floh dessen Stimme von jedem Pariser geliebt, aber sein Aussehen gefürchtet. Ohne entsprechender Kleidung konnte er nicht einmal aus dem Haus, denn niemand sollte ihn mit dem Monster vom letzten Jahr in Verbindung bringen können. Nur die wenigsten wussten wer oder was er war. Daher waren Schal, Hut und Handschuhe an der Tagesordnung und es war schwierig im letzten Sommer wo es so warm war, entsprechende Kleidung zu finden damit ihn die Leute nicht als sonderbar hielten. „Ich glaube wir sollten anfangen“, sagte Lucille und löste sich aus seiner Umarmung. „Würdest du bitte die schweren Bauteile auf den Dachboden tragen?“ „Natürlich“, sagte er und sah ihr nach. Mit hängenden Schultern ging Lucille ins Schlafzimmer und öffnete die Schranktüren des Kleiderschranks. Glücklicherweise hatte Raoul nicht so viele Kleider. Sie holte einen Koffer unter dem Bett hervor und legte diesen geöffnet aufs Bett. Bittere Tränen rannen ihr herunter und nach und nach schmiss die die Kleider in den Koffer hinein. Bei einem weißen Hemd hielt sie inne. Dieses hatte Raoul getragen als er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Sie waren das erste Mal nach der großen Aufregung als Kommissar Maynott jagd nach Francoeur gemacht hatte, in ein Restaurant gegangen einige Stunden für sich zu haben. Mit einem Schluchzer drückte sie das Hemd an sich und roch daran. Traurig setzte sie sich aufs Bett und verzweifelte. Wochenlang hatte sie gehofft diesen Schritt nicht gehen zu müssen. Doch nun war der furchtbare Moment eingetreten und obwohl es ihr schwer fiel war sie doch froh wenn sie es hinter sich gebracht hatte. Weiter nahm sie Raouls Kleider aus dem Schrank und packte den Koffer voll. Sie sah sich noch weiter um und abgesehen von Unterwäsche in der Schublade der Kommode war schon nichts mehr von ihm zu finden. Die letzten Socken aus der Schublade nehmend, fiel ihr das schwarzweiß Foto welches in einem schönen Rahmen steckte, ins Auge. Sie hatten es direkt nach dem Heiratsantrag machen lassen um den schönen Moment für immer festzuhalten. Lucille spielte mit dem Gedanken und dieses wegzupacken, doch brachte sie es nicht übers Herz. „Lucille, rrrr?“, steckte Francoeur den Kopf in die Tür. „Hach, ich bin fertig, Francoeur. Würdest du mir bitte auch den Koffer auf den Dachboden bringen? Ich will nichts mehr von ihm in der Wohnung finden.“ Still ging Francoeur ins Schlafzimmer hinein, griff nach dem Koffer und war auch gleich aus dem Zimmer verschwunden. Stumm betrachtete Lucille ihre Hand. An ihrem Ringfinger glänzte ihr Verlobungsring. Er war schlicht und hatte einen kleinen Stein in der Mitte. Raoul hatte diesen von seiner Belohnung gekauft, welche er zur Rettung von Francoeur vom jetzigen Kommissar bekommen hatte. Sie zog schon daran und wollte ihn abnehmen, doch das schmerzte noch mehr als bei dem Bild. Lucille beschloss den letzten Schritt noch hinaus zu zögern. Raouls Sachen waren gepackt und aus der Wohnung entfernt worden. Das musste für heute reichen. ******** Drei Tage später war es dann soweit. Es klingelte an der Tür und als Lucille öffnete stand nicht nur Emile, sondern auch Raoul vor ihr. Sogleich verzog sie wütend das Gesicht und verschränkte die Arme. „Was willst DU denn hier?“, sagte sie. Vor zwei Tagen hätte sie sich noch gefreut ihn zu sehen und hätte an eine Versöhnung geglaubt, doch nachdem er sich einfach tagelang feige verdrückt hatte, war daran nicht mehr zu denken. „....äh....“, kam es nur von Raoul und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Was Raoul sagen will ist, das es ihm leid tut und er mit dir reden will“, sagte Emile und schubbste seinen Freund vor Lucille. Diese ging einen Schritt zurück und ließ Lucille gar nicht zu Wort kommen. „Ich wüsste nicht worüber wir reden sollten, er darf gleich wieder umkehren. Kann ich sonst noch etwas tun Emile?“, fragte sie zuckersüß während sie Raoul hasserfüllt ansah. „Äh... na ja. Du weißt ja das Maud und ich sehr beschäftigt sind, mit den Hochzeitsvorbereitungen und alles... und Raoul ist da nicht so eine große Hilfe. Maud hat mich gebeten ihn hierher zu bringen, damit ihr reden könnt. … Aber... ich geh dann mal weiter, ich will nicht länger stören. Maud würde sich gerne mit dir treffen um mit dir über das Lied das du und Francoeur singen sollt zu sprechen. Vielleicht meldest du dich demnächst mal, damit ihr darüber reden könnt. Ich geh dann mal weiter, Maud erwartet mich“, sagte Emile und dampfte sogleich wieder ab. Eilig lief Emile die Treppen hinunter. Es war ihm nach einem Jahr und einigen Streitereien zwischen Lucille und Raoul noch immer unangenehm und war froh wieder schnell verschwinden zu können. Als die schwere Haustür hinter ihm zuflog richtete Lucille das Wort an ihn. „Du warst mal wieder tagelang bei Emile? Du weißt genau das er wichtigere Dinge zu tun hat“, schimpfte sie. „Wo hätte ich denn hin sollen? Soll ich auf der Straße leben?“ „Wo hast du denn vor unserer Beziehung gelebt?“, sagte Lucille neunmalklug. „Ach so ist das, ich soll im Auto wohnen, ja ganz toll. Warum stellst du mich nicht gleich unter die Brücke.“ „Zuvor hatte es dir auch keinen Zacken aus der Krone gebrochen bei deiner CATHERINE zu schlafen“, spukte Lucille den Namen des Lieferwagens förmlich aus. „BITTE, da haben wir es wieder. Die kleine Prinzessin fühlt sich mir überlegen, nur weil sie sich mit ihrem Gequake diese Buchte leisten kann.“ „Mit meinem Gequake? Ich bringe wenigstens Geld nach Hause und im übrigen spricht es sich in Paris mehr und mehr herum, alle wollen mich und Francoeur singen hören.“ „Herumsprechen? Wer soll denn schon in diese olle Kaschemme reingehen? Hier in Montmartre die alten Knacker vielleicht, weil sie für eine richtige Show nicht mehr weit fahren können, Schneckchen, aber kein Pariser würde selbst kostenlos dort nicht hinein wollen“, fauchte Raoul zurück. „Nenn mich nicht SCHNECKCHEN!“ „Hör zu Schneckchen, wenn du unbedingt als alte Jungfer sterben willst, mach nur so weiter.“ „Sonst?“, fragte Lucille unbeeindruckt. Schnell waren sie wieder in ihre alten Muster verfallen, schrien sich an und versuchten den anderen auf den einen oder anderen Weg dazu zu bewegen, wieder angekrochen zu kommen. „Sonst wirst du schon noch sehen was du davon hast“, drohte Raoul mäßig. „Ja? Was denn?“, fragte Lucille provozierend. So langsam merkte Raoul das sich alles in eine völlig andere Wendung drehte als er sich erhofft hatte. Lucille war sehr selbstbewusst und auch stur, doch in Gegensatz zu ihm versuchte sie normalerweise einzulenken um den Streit nicht eskalieren zu lassen. Denn sie hasste Streit wie die Pest. Seit sie ihre Eltern und auch ihren Onkel verloren hatte, war sie der festen Überzeugung das man nicht zu viel Zeit mit Streit verplempern sollte. Nun war es Raoul der es so langsam mit der Angst zu tun bekam und versuchte nun seinerseits einzulenken. „Na ja, das war vielleicht ein wenig zu hart, ich meinte eher... wollen wir nicht lieber drinnen sprechen? Hier draußen fühle ich mich so beobachtet“, sagte er und lugte einen Moment zur Tür hinter sich, hinter der er bereits eine schwere Atmung zu hören vermeinte. „Oh nein mein SCHATZ, dieses Mal nicht“, sagte Lucille und rief nach Francoeur. Verwirrt sah Raoul den großen Floh an, der herbei kam, natürlich mit Schal und Hut bedeckt und stellte ihm bestimmt seinen Koffer vor die Füße. „Was?... aber...“, stammelte Raoul. „Komm schon Süße, das kannst du doch nicht....“, versuchte er es und legte seine Hand auf ihre Schulter. Lucille schlug sie sogleich weg und sah ihn finster an. Als Raoul merkte das er bei ihr auf taube Ohren stieß wandte er sich an seinen großen Freund. „Francoeur, sag doch was, ich....“ Doch Francoeur gab nur ein merkwürdiges Brummen von sich, welches tief von seiner Kehle kam und Raoul einem Schauer über den Rücken jagte. Zusätzlich klapperten Francoeurs Mundwerkzeug, womit er sich normalerweise Löcher in die Haut von Fell bedeckten Tieren bohrte um an das Blut zu kommen, unangenehm aufeinander. Diese hatte er schon lange nicht mehr benutzt, denn alle zwei Monate bekam er vom Professor des Botanischen Gartens eine ordentliche Blutkonserve von der er mit einem Strohhalm trinken konnte. Für zwischendurch gab es hier und da mal eine kleine zum Mitnehmen, doch hatte er durch gewohnte Reflexe schon so manche kaputt gebissen und Flecken auf Tante Carlottas Teppiche verursacht. Seitdem war das Essen in ihrer Wohnung verboten. „Francoeur was....“ Mehr brachte Raoul nicht heraus. Er begriff das Lucille sauer auf ihn war, wie so oft, aber das sich nun auch sein Freund gegen ihn stellte war unbegreiflich, vor allem auf so eine aggressive Art und Weise. Er wusste das Francoeur zwar ein Riese, aber ein sanftes Wesen hatte, doch so hatte er ihn noch nie erlebt und wollte eine womöglich blutige Auseinandersetzung vermeiden. So schnappte er sich eilig seinen Koffer und rannte hastig hinunter. Lucille sah ihm nach, schloss dann die Tür hinter sich und lehnte sich an dieser. Wie aus dem Nichts rutschte sie diese hinunter, schlang die Arme um ihre Knie, legte ihren Kopf auf diese und weinte klagend wie ein Schlosshund. Diese wenigen Minuten waren die schwerste schauspielerischste Herausforderung die sie je hatte. Sogleich kniete Francoeur sich vor ihr und zog sie in seine Arme. Sie krallte sich an ihn und ließ allen Kummer hinaus. Er hob sie hoch als wöge sie nur so viel wie eine Feder und setzte sich mit ihr auf die Couch. Mit ihrem Gesäß zwischen seine Schenkel sitzend klammerte sie sich noch immer an ihn als befürchtete sie, er könnte fortgehen. „Er wird sich bestimmt bemühen, du wirst sehen“, versuchte Francoeur sie zu beruhigen. „Nein... Das ist lieb von dir Francoeur, aber wir wissen beide dass das ein Traum bleibt. Er soll nie wieder kommen... Es ist vorbei“, schluchzte sie. Francoeur drückte sie fest an sich. Er wollte sich freuen, denn bald würde es Lucille besser gehen, wenn sie es erst einmal überwunden hatte und würde sich mehr auf ihre Karriere konzentrieren können. „Endgültig“, hauchte Lucille. Seit Wochen waren sie dabei ihre Stimme mehr auszubauen, denn er hatte gemerkt das mehr in ihr steckte, nachdem sie einmal bei einer Probe so losgelöst und entspannt war, das sie ihrer Kehle noch hellere und feinere Töne entlocken konnte. Lucille war eine junge Frau deren Körper klein, zierlich und gebrechlich erscheinen mag. Doch ihr Herz war stark und ihre Lungen geübt. Mit einer frühzeitigen Musikausbildung in der Opéra Garnier hätte sie vielleicht schon zu einer Diva de l'Opéra heranwachsen können. Es war schade um sie, denn sie hätte eine grandiose Karriere machen können, doch nun konnten sie alles nachholen. Auch freute er sich, Lucille nun für sich allein haben zu können, auch wenn es nie auf diese Art sein würde, die er gerne hätte. Fortsetzung folgt . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)