Die Tochter des Puppenmachers von Sky- ================================================================================ Kapitel 6: Puppenzimmer ----------------------- Es war angenehm warm und im Kamin des Wohnzimmers brannte ein knisterndes Feuer. Auf dem Sofa saßen Puppen, die miteinander redeten und lachten, manche tanzten auch miteinander und von irgendwoher hörte er Walzermelodien auf einem Cembalo, begleitet von Violinen und einem Contrabass. Als würde hier eine Art Puppenball stattfinden. Near sah sich um, hörte von weit her eine Stimme, die eine Melodie vor sich hin summte. Irgendwoher kannte er diese Stimme. Aber woher bloß? Ja genau, es war Alices Stimme und sie kam aus dem oberen Stockwerk. Er erinnerte sich, dass im Flur eine Treppe nach oben führte, allerdings hatte er sich dort noch nicht umgesehen gehabt. Je näher er der Treppe kam, desto lauter wurde auch der Gesang. Es war ein Lied, welches ihm seine Schwester vorgesungen hatte, kurz bevor… bevor seine Heimat zerstört wurde: „Come Little Children, I’ll Take Thee Away Into A Land Of Enchantment Come Little Children The Time’s Come To Play Here In My Garden Of Shadows Follow Sweet Children, I’ll Show Thee The Way Through all the Pain and the Sorrow Weep Not Poor Children For Life Is This Way Murdering Beauty and Passion Hush Now Dear Children, It Must Be This Way To Weary Of Life And Desceptions Rest Now My Children, For Soon We’ll Away Into The Calm And The Quiet Come Little Children, I’ll Take Thee Away Into A Land Of Enchantment Come Little Children The Time’s Come To Play Here In My Garden Of Shadows” Vorsichtig stieg Near die Treppen hoch, die unter seinen Füßen laut knarrten. Oben war es stockfinster aber er konnte deutlich laute dumpfe Schritte hören. „Alice?“ rief er vorsichtig hinauf und erklomm ganz langsam eine Treppe nach der anderen. Er war fast oben, aber da war es so furchtbar dunkel, dass selbst alles Licht geschluckt wurde. Und dunkle Orte waren unheimlich…. „Alice, bist du da oben?“ Als er die letzten paar Stufen erklomm, hielt er sich oben am Geländer fest, doch dann blieb er stehen. Irgendetwas war ganz dicht bei ihm, er konnte es atmen hören. Er sah zur Seite, sah aber nichts. Dann sah er nach vorne und erschrak. Auf einmal stand Alice vor ihm, aber… sie hatte plötzlich kein Gesicht mehr. Near erschrak über diesen Anblick so sehr, dass er nach hinten stolperte und beinahe die Treppen hinunterfiel. Doch er konnte sich festhalten und ging ganz langsam rückwärts die Treppen wieder runter, während die gesichtslose Alice näher auf ihn zukam. Erst jetzt sah er, dass sie über den Boden kroch und ihre Hände nach Near ausstreckte. Blutverschmierte Finger, die mehr Vogelkrallen ähnelten und langsam aber sicher kroch sie die Stufen hinunter. Als sie vollständig aus der Dunkelheit raus war, sah Near, dass sie gar keinen menschlichen Unterleib hatte, geschweige denn normale Beine. Es waren Porzellanbeine wie bei einer Puppe, schneeweiß und makellos schön. Und doch hatte dieser Anblick einer Halb-Puppe etwas so Groteskes und Bizarres an sich, dass er es nicht mit Worten hätte beschreiben können. Schließlich bekam sie ihn zu fassen und zog ihn mit unglaublicher Kraft zu sich heran, als wolle sie sich an ihn hochziehen. Und dann riss ihre Haut auf, die das fehlende Gesicht überzog und eine Art Mund bildete sich. Es war ein riesiger Schlund mit langen rasiermesserscharfen Zähnen und mit einer furchtbar rauen und tiefen Stimme brachte das Wesen gequält hervor: „Papa, hast du mich jetzt lieb? Kannst du mich jetzt lieben, wo ich doch jetzt endlich eine Puppe bin? Ich werde auch immer schön hübsch und artig sein. Sag, dass du mich lieb hast, Papa!“ Blitzartig riss Near die Augen auf und wusste erst mal nicht wo er war. Seltsam, war das gerade eben bloß ein Traum gewesen? Langsam drehte er den Kopf und sah, dass er in einem Krankenhausbett lag. Warum war er hier? Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war und so langsam aber sicher fiel ihm wieder ein, dass er in den Pool gestoßen wurde und erst nach einem langen Kampf wieder rausgekommen war und um ein Haar noch ertrunken wäre. Und danach hatte er das Bewusstsein verloren und konnte sich nur noch ganz undeutlich an eine Stimme erinnern, die er gehört hatte. Ihm war so kalt gewesen, aber dann… dann war es auf einmal warm geworden. Seltsam. Was genau war denn passiert, als er weggetreten war? Die Tür öffnete sich und Hester Holloway kam herein. Sie sah ziemlich fertig und überarbeitet aus, doch die Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Hey Near, wie fühlst du dich denn?“ „Etwas benommen, aber ansonsten… was ist denn passiert?“ „Wir haben einen Anruf bekommen, dass du in einen nicht zugedeckten und auch noch gefüllten Pool gestürzt bist und danach völlig unterkühlt warst. Als der Rettungswagen ankam, hatte jemand bereits Erste Hilfe geleistet, allerdings ist er kurz nach dem Eintreffen der Sanitäter spurlos verschwunden. Ich weiß also nicht, wer es gewesen sein könnte, aber du hast unglaubliches Glück gehabt. Was hast du dir nur dabei gedacht, bei fünf Grad unter Null an einem Pool herumzuspielen?“ „Ich hatte da etwas auf dem Grund des Pools gesehen und bin auf der eisigen Fläche ausgerutscht. Es war ein Unfall.“ Dass er hineingestoßen wurde, wollte Near vorerst lieber für sich behalten. Er wusste nämlich, dass Hester dann sofort zu L und Watari rennen würde und ihnen das erzählte. Dann würde man Near von dem Fall abziehen, weil es dann zu gefährlich war und genau das wollte er verhindern. Wenn man schon versuchte, ihn umzubringen, bedeutete das, dass er ganz nah an der Wahrheit dran war und jetzt durfte er nicht locker lassen. „Wie lange muss ich hier bleiben?“ „Du bleibst erst mal noch zwei Tage zur Beobachtung da, dann kannst du wieder zurück. Aber lass dir das wirklich eine Lehre sein, nie wieder so eine Dummheit zu machen.“ Near gab sein Wort, dass er nie wieder etwas so Leichtsinniges machen würde aber er wollte diese zwei Tage auch nicht tatenlos im Bett verbringen. Er musste Mello anrufen und mit ihm besprechen, wie es jetzt weitergehen sollte. Aber Hester kam ihm da zuvor. „Mello ist krank. Offenbar hat er sich über Nacht ziemlich verkühlt und liegt nun mit einer Halsentzündung und Fieber im Bett. Das kommt davon, wenn man den Starken rauslassen will und bei offenem Fenster schläft. Musste ja so kommen.“ Mello krank? Das kam nicht oft vor, eigentlich so gut wie nie. Dann müsste er ja quasi nackt bei offenem Fenster geschlafen haben, wenn er sich dermaßen verkühlt hatte. Naja, auch mal jemand wie Mello wurde hin und wieder krank. Zwei Tage vergingen quälend langsam und als Near wieder zurück war, erzählte er Matt und Mello sofort von dem Mordversuch an ihm und wie zu erwarten kam ein bitterböser Kommentar von Mello. Dieser war aufgrund seines Schnupfen und seiner Heiserkeit ziemlich schlecht auf Near zu sprechen und brummte nur „Der Kerl, der dich gerettet hat, soll an einem Spieß rotieren und in der Hölle schmoren.“ Eigentlich war Mello noch krank, doch er hatte keine Lust, noch weiter das Bett zu hüten wenn Near schon wieder fit war. „Wenn dich also jemand umbringen will, dann können wir von der Wahrheit nicht weit weg sein. Aber wer genau war das? Hast du einen Plan?“ „Hm, also ich bin mir nicht ganz sicher. Er kam ja von hinten und hat mich reingestoßen. Ich weiß nur, dass der Kerl nicht sehr groß war. Ich schätze mal 1,66m.“ „Dann haben wir es entweder mit einem Kind, oder einem klein geratenen Erwachsenen zu tun. Kann vielleicht deine tolle Alice versucht haben, dich ins Jenseits zu befördern?“ „Das würde doch keinen Sinn machen. Warum sollte sie mich umbringen, wenn sie doch will, dass ich die Wahrheit herausfinde?“ „Vielleicht…“, schaltete schließlich Matt ein, der wegen seiner defekten Spielkonsole dazu verdonnert war, Sudoku zu lösen und binnen zehn Minuten vier geschafft hatte, „vielleicht hat Mello nicht ganz unrecht. Bedenken wir die Tatsache, dass Alice wollte, dass wir die Machenschaften ihres Vaters aufdecken. Was wenn Near aber in dem Haus auf etwas hätte stoßen können, dass sie in ein schlechtes Licht gerückt hätte? Irgendwie hat doch jeder Mensch Dreck am Stecken. Und um zu verhindern, dass du ihr schmutziges Geheimnis aufdeckst, hat sie dich in den Pool gestoßen.“ „Und was wäre das für ein Geheimnis?“ „Vielleicht der anonyme zweite Autor des Bilderbuchs.“ Der zweite Autor des Buches. Ja genau, da war doch was gewesen. Matt, der sich während der Erholungszeit der beiden alleine weiter um die Nachforschungen gekümmert hatte, holte das Buch heraus und schlug die erste Seite auf. „Als ich mir das Buch noch mal zusammen mit Chris angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass da etwas zusammengeklebt wurde. Und zwar direkt an der Buchklappe vor der ersten Seite.“ Vorsichtig schnitt Matt mit seinem Taschenmesser das Papier auf und zog etwas hervor, das offensichtlich beim Buchbinden versteckt worden war. Er faltete es auf und eine Buntstiftzeichnung kam zum Vorschein. Es zeigten zwei Mädchen, die vollkommen gleich aussahen und sich an der Hand hielten. Beide waren mit Namen versehen „Ich“ und „Amara“. „Amara? Was ist das denn für ein komischer Name?“ „Das ist ein Name aus dem Biblischen, Arabischen, Italienischen, Persischen und Jüdischen“, erklärte Near. „Er bedeutet so viel wie „ewige Schönheit“, „von Gott gesegnet“. Im Italienischen bedeutet er entweder „bitter“ oder lässt sich von „amare“ für „lieben“ ableiten. Wahrscheinlich hatte Alice tatsächlich eine Schwester.“ Eine Schwester… das würde so einiges erklären. Zumindest die Tatsache, warum Alice nach ihrem Unfalltod wieder aufgetaucht war. Diese Amara musste Alices Rolle nach dem Unfall weitergespielt haben und gab sich perfekt als diese aus. Aber… warum wusste niemand von dieser Amara? Hester hatte doch betont gehabt, dass William nur eine Tochter hatte und diese war Alice. Wie passte das bloß zusammen? Warum hielt William seine zweite Tochter geheim? Irgendetwas war da doch faul. „Wir müssen mehr über diese Zwillingsschwester herausfinden“, sagte Mello entschlossen und schlug auf den Tisch. „Irgendwo muss es doch Dokumente über sie geben. Und wenn wir sie finden, haben wir Beweise für ihre Existenz.“ „Das Haus müssen wir auch noch mal unter die Lupe nehmen“, ergänzte Matt und legte sein Sudokuheftchen wieder weg. „Allerdings sollten lieber zwei dorthin gehen. Bevor wieder einer im Pool landet. Mello fällt schon mal weg, der ist noch total erkältet. Near, fühlst du dich fit genug?“ „Klar. Dann gehen wir beide zum alten Haus der Chevaliers und Mello kümmert sich in der Zwischenzeit um Amara Chevalier.“ Near und Matt gingen daraufhin in ihre Zimmer um sich warm anzuziehen. Noch immer herrschten eiskalte Minusgrade und es würde zum Wochenende sogar bis zu -15°C werden. In London war die Themse bereits vollständig zugefroren und der Schiffsverkehr in großen Teilen Englands vollständig lahm gelegt. In Schottland soll es sogar schwere Schneestürme gegeben haben. Der Zugverkehr wurde in Winchester aufgrund zugefrorener Gleise bis aufs Weitere eingestellt, aber dafür bot Hester an, die beiden mit dem Auto zu fahren. Auch sie wollte unbedingt herausfinden, ob ihr ehemaliger Kollege kriminell war und ob er über all die Jahre eine Tochter verschwiegen hatte. Mit ihrem staubgrauen Renault fuhren sie über Landstraßen und über die Autobahn, bis sie nach fast zwei Stunden Fahrt das Haus der Chevaliers erreichten. „Wonach genau müssen wir noch mal suchen?“ „Alle möglichen Hinweise, die auf eine Existenz von Amara Chevalier hindeuten. Seien es signierte Bilder von ihr, Fotos oder zurückgelassene Dokumente.“ Dank Hesters Hilfe konnte die Tür gewaltsam geöffnet werden und kaum waren sie drin, begannen sie sich aufzuteilen. Near und Matt wollten sich oben umsehen, während Hester unten alles absuchte. Matt, der zur Sicherheit sein Taschenmesser und Mellos Elektroschocker dabei hatte, ging als Erster die Treppe hoch. Vorsichtig sah er sich um, konnte aber außer einer Maus und einer toten Katze nichts Besonderes finden. „Hier oben scheint keiner zu sein.“ Sie gingen zuerst nach rechts und öffneten die Tür zu einer Art kleinen Werkstatt mit Regalen, wo noch Puppenteile lagen und in einer Ecke saß eine Puppe in einem schwarzen Kleid mit weißen Rüschen und da es vom Dach her ein wenig hineintropfte, sah es so aus als ob die Puppe weine, dass man sie zurückgelassen hatte. In der Mitte stand ein großer stabiler Tisch und daneben stand eine Schreibtischlampe mit starker Leuchtkraft. Aber… da gab es noch etwas, das Matt und Near beunruhigte: Unzählige Blutflecken auf dem Tisch und auf dem Boden, so als hätte hier ein Massaker stattgefunden. Und obwohl das Haus seit fünf Jahren verlassen war, hing hier ein unsagbarer Verwesungsgeruch in der Luft und trotz der kalten Jahreszeit schwirrten überall Fliegen umher. „Das stinkt hier ja, als ob ein Tier verwesen würde. Dabei ist die tote Katze noch ein Witz.“ „Anscheinend hatte Chevalier wirklich Leichen im Keller. Irgendwo muss es eine Verbindung zwischen diesem Raum und dem Keller geben.“ Sie klopften den Boden ab und fanden direkt unter dem Tisch eine gut versteckte Falltür und als Matt sie öffnete, kam ein widerlicher Gestank nach oben, der ihnen den Atem nahm und ihre Augen tränen ließ. „Anscheinend hat er die Kinder hier raufgebracht und ihre Überreste einfach in diese Falltür geworfen. Wir müssen gleich mal nachsehen gehen, was da unten genau ist.“ Schnell verschloss Matt die Falltür wieder und hustete. Der Gestank war einfach unbeschreiblich und sein Magen begann zu rebellieren. Danach ließ er erst mal frische Luft rein, indem er ein Fenster öffnete. In der Werkstatt selbst fanden sie sonst nichts mehr. Das ganze Werkzeug hatte Chevalier mitgenommen. Nachdem sie das Zimmer auf den Kopf gestellt hatten, gingen sie ins nächste und fanden ein Badezimmer vor, wo sogar noch Badewasser drin war. Es war aber inzwischen vollkommen mit einer grünen Schicht überzogen und roch unangenehm. Hier hatte auch der Blitz ein Loch ins Dach gerissen, woraufhin hier der Schimmel und Grünalgen nur so blühten. Etwas weiter befand sich eine weiß gestrichene Tür, an der ein Schild hing wo mit schöner Schrift „Alice’s Room“ geschrieben stand. Diese war verschlossen aber mit ein wenig Geschick gelang es Matt, das Schloss zu knacken und doch noch reinzukommen. „Wo hast du das eigentlich gelernt?“ „Man lernt so einiges, wenn man eine Zeit lang auf der Straße gelebt hat.“ Anders als die anderen Räume war dieses Zimmer noch in einem sehr guten Zustand. Der Staub war an einigen Stellen aufgewirbelt, ein Zeichen dafür, dass vor kurzem jemand hier war. Stellte sich nur die Frage ob er gefunden hatte, wonach auch immer er gesucht hatte. Der Dielenboden war hell gestrichen und ein großer Teppich lag in der Mitte des Zimmers. Die Tapeten waren weiß mit Rosenmuster und auf den Regalen waren Spieluhren, Elfenfiguren und Puppen aufgereiht und es fanden sich im Kleiderschrank neben diversen Kleidern auch Ballettschuhe und Bänder fürs Bodenturnen. Aber auch sehr teures Make-up, Parfüm und Accessoires. Und an dem Spiegel des Schminktisches hing ein Foto, wo ein Mädchen im Alter von ungefähr 9 oder 10 Jahren zu sehen war. Sie trug ein aufwendig geschneidertes Kleid und saß anmutig wie eine Prinzessin auf einem Thron und trug ein silbernes Diadem. Sie sah wunderschön aus, wie ein Engel. „Das muss wohl Alice sein“, vermutete Near als er sich das Foto ansah. Matt nahm weiter den Schrank unter die Lupe und bemerkte schließlich „Ich kann hier nichts finden, was auf ein Leben außerhalb ihrer Familie hinweisen könnte. Zum Beispiel Klassenfotos, Mitbringsel, Freundschaftsfotos oder Auszeichnungen von Vereinen. Hat Chevalier alles mitgenommen?“ „Nein, ich vermute mal, dass sie vollkommen isoliert gelebt hat. Er wollte ihre Schönheit ganz für sich alleine haben und sie mit niemandem sonst teilen. Und wenn man bedenkt, dass sie aufgrund dieser Wachstumsstopper sehr eingeschränkt leben musste, konnte sie auch nicht wie normale Kinder draußen spielen gehen. Eine Kratzwunde würde nie wieder verheilen und ein Knochenbruch wäre katastrophal gewesen.“ „Dann war sie fast so wie ein Bluter. Aber auf dem Foto hier sieht sie dafür ziemlich glücklich aus. Ihr schien es wohl doch gefallen zu haben, wie eine Puppe zu leben. Nur da sitzen und schön aussehen…. So etwas ist doch kein Leben. Ich an ihrer Stelle wäre längst durchgedreht oder abgehauen.“ „Wahrscheinlich hat sie es einfach akzeptiert, weil sie sich nur so Zuwendung von ihrem Vater erhoffen konnte. Dafür war sie bereit, ein solches Schicksal anzunehmen und auf ein Leben als freier Mensch zu verzichten. Dafür lebte sie wie eine Puppe.“ „Schön und gut, aber wo ist denn Amaras Zimmer? Ich sehe hier nur ein Bett und ich glaube kaum dass die beiden in einem Bett geschlafen haben. Und hier oben haben wir schon alle Zimmer abgesucht. Oder hast du im Erdgeschoss etwas gefunden?“ „Nein. Vielleicht war Amara ja auch keine Schwester, sondern eine enge Freundin. Noch steht gar nicht fest, ob sie wirklich eine Schwester hatte. Das können wir erst sagen, wenn wir Beweise gefunden haben.“ Sie durchsuchten die Schränke und Regale als auch die Matratze, die Kissen und sogar die Stofftiere nahmen sie unter die Lupe. Aber es fand sich nirgendwo etwas. Schließlich rollten sie den Teppich ein, um den Boden näher abzusuchen. Es konnte ja nicht schaden, nach einem losen Dielenbrett zu suchen. Manche Kinder versteckten vorzugsweise unter den Dielen irgendwelche Sachen, die sie als ihren persönlichen Schatz betrachteten. Vielleicht hatte Alice ja Fotos oder irgendwelche Andenken aufbewahrt und sie vor ihrem Vater versteckt. Sie suchten wirklich jede einzelne Diele ab, bis sie nach einer Weile unter dem Bett tatsächlich ein Brett herausnehmen konnten. Und darunter befand sich eine kleine Kiste, deren Vorhängeschloss fehlte, sodass sie sich problemlos öffnen ließ. „Da bin ich ja mal gespannt, was da drin ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)