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Crossing Borders

Whitebeards Söhne
von

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to distrust


 

III

Das Grinsen auf Ace’ Lippen wurde eine Spur breiter, als er beobachtete wie sich auf dem markanten Gesicht des anderen Irritation mit Misstauen abwechselte. Es war so unscheinbar, dass Ace ganz genau hinsehen musste, um die zuckenden Augenbrauen erkennen zu können. Doch die Emotionen blieben nur für wenige Sekunden sichtbar. Sein Gegenüber fasste sich schnell wieder, fast ein wenig zu schnell für Ace’ Geschmack.

„Und du denkst, dass wenn du mir das einfach so an den Kopf knallst, es deine Lebenschancen erhöht?“, wurde Ace gefragt, woraufhin er instinktiv mit den Schultern zuckte.

Der Lauf der Pistole, in den er praktisch hineinschauen konnte, wirkte als ob er ihn verschlucken wollte, doch tat nicht mehr als Adrenalin durch seine Venen zu schicken. „Ich dachte, es macht dich wenigstens neugierig.“

„Es lässt eher meinen Abzugsfinger jucken.“

Daraufhin nickte Ace, ehe er den Blick von dem älteren Mann abwandte und stattdessen aus dem Seitenfenster schaute. Eine flache Landschaft mit verdorrtem Gestrüpp flog an ihnen vorbei, mit einigen Hochhäusern in der Ferne, die auf Städte hinwiesen.

Der Wind drang derweil unablässig durch die geöffneten Fenster ein. Er wirbelte umher und versuchte Ace den Hut vom Kopf zu stehlen.

Zwar war er nicht vollkommen sicher, doch seine Intuition sagte ihm, dass sein Gegenüber ihn nicht ohne Augenkontakt erschießen würde. Zumindest nicht hier und jetzt. Nicht, bevor er wusste, woher Ace von Whitebeard und seinen Männern wusste. Vor allem, da Whitebeards Name nur in engen Kreisen fiel und er sich stets bedeckt hielt. Als Krimineller blieb ihm wohl nichts anderes übrig, aber dass er der Polizei so lange durch das Netz gegangen war, sprach nur für ihn. Insbesondere der inoffizielle Deal, den er mit den Gesetzeshütern in Florida ausgehandelt hatte. Nicht jeder konnte von sich behaupten freie Hand zu haben, nur weil er im Gegenzug für Ruhe auf den Key Inseln sorgte.

Würde er an so etwas wie Schicksal glauben, hätte Ace behauptet, dass ihre Wege dazu bestimmt waren sich hier in Texas zu kreuzen. Die Welt war eben doch kleiner als man immer annahm.

„Anstatt vor dich herzugrinsen, könntest du mir erklären, was der ganze Scheiß hier soll“, ertönte es von der Seite in einem Ton, der von zu viel Gelassenheit und zu wenig Beunruhigung erzählte. Ganz der professionelle Typ Mann, den Ace ohnehin erwartet hatte, als er ihm in dem Diner aufgefallen war. Vielmehr war es die Tätowierung auf seiner Brust gewesen, die Ace auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Das violette Hemd war zwar zugeknöpft, doch der obere Teil war dennoch sichtbar. Ace hatte sich das Symbol von Whitebeard und seinen Männern lange genug eingeprägt, um es wiederzuerkennen. Das Verhalten seines Gegenübers bestätigte es ihm nur noch. Er hatte eindeutig mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen. Aber was er wohl sagen musste, damit die Pistole auch nur ein Stückchen gesenkt werden würde? Die Wahrheit? Ganz bestimmt nicht.

„Ich brauchte mal schnell eine Mitfahrgelegenheit“, sagte er stattdessen und lehnte sich tiefer in den Sitz zurück. Sein Seesack lehnte an seinem Bein und trug das wenige Hab und Gut, das er von Zuhause mitgenommen hatte. Es war nicht viel, doch materielle Dinge waren ohnehin nur unnutzer Ballast.

„Für wen arbeitest du?“

Bei dieser Frage zogen sich Ace’ Augenbrauen zusammen und er strafte seinen Fahrer mit einem irritierten Blick. „Warum muss ich für jemanden arbeiten, um von euch zu wissen?“

Doch seine einzige Antwort war ein Schweigen, das lediglich von den Geräuschen des Wagens begleitet wurde.

Nicht ein Muskel zuckte in dem gebräunten Gesicht, obwohl Ace sicher war, dass sein Gegenüber seine Worte vernommen hatte. Wurde er gerade ignoriert?

Ace’ Hände ballten sich zu Fäusten, als er auch weiterhin zu dem blonden Mann am Steuer herüberstarrte. „Hör zu!“, presste er schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich arbeite für niemanden. Ich bin mein eigener Mann. Verstanden?“

Zu Ace’ Erstaunen wurde die Pistole daraufhin gesenkt und die Hand, die sie hielt, fand den Platz auf dem Oberschenkel seines Besitzers. „Schön für dich.“

Was sollte das denn bitte bedeuten?

Ace’ Augen zuckten von der Waffe und dem fremden Gesicht hin und her.

Dieses blieb unbewegt, sein Blick beinahe gelangweilt auf die einspurige Straße gerichtet, die sich bis zum Horizont, bis zum Ende der Welt, zu schlängeln schien.

Wollte man ihn in Sicherheit wiegen? Oder glaubte er etwa, Ace sei keine Bedrohung?

Kurz, nur für den Bruchteil einer Sekunde, wurde er schließlich aus den Augenwinkeln heraus beäugt. „Beantworte mir nur eine Frage: Hat Don Quichotte de Flamingo dich geschickt?“

Don Quichotte de Flamingo?

„Wer soll d-“ Doch bevor Ace aussprechen konnte, fühlte er eine bekannte Müdigkeit mit einem Mal an seinem Bewusstsein ziehen. Sein Kopf kippte nach hinten und jegliche Anspannung verließ seinen Körper.
 


 

IV

Als Ace das nächste Mal die Augen blinzelnd aufschlug, lauerten bereits Schatten in den Ecken des Wagens. Im ersten Moment sah er sich desorientiert um, ehe sich der Schleier lichtete und die jähen Geschehnisse zu ihm zurückkehrten.

Er saß noch immer in dem silbernen Camry. Allerdings stand dieser inzwischen auf einem Parkplatz und von seinem Fahrer war keine Spur mehr.

Ace fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, ehe er seinen Hut ein Stückchen höher schob und die Wagentür mit einem Quietschen öffnete. Sobald er sich jedoch aus dem Auto geschoben hatte, flatterte ein Zettel von seinem Schoß hinab auf den asphaltierten Boden.

„Huh?“ Kurz betrachtete Ace ihn verwirrt, ehe er sich hinhockte, um ihn aufzuheben.

Eine dreistellige Zahl war daraufgekritzelt worden, die Ace unwillkürlich zu dem Gebäude schauen ließ, vor dem der Camry geparkt worden war. Es war zweistöckig und eine Außentreppe führte zum oberen Stockwerk, das mit mehreren Türen versehen war. Darüber wies eine Leuchtreklame darauf hin, dass es sich dabei um ein Motel handelte.

Eine Zimmernummer also...

Der fragende Ausdruck wich einem Grinsen, als Ace seine Tasche aus dem Auto zog und die Tür mit einem Krachen zuschlug. Scheinbar hatte man seinen kleinen Narkolepsieanfall nicht ausgenutzt, um ihn irgendwo im Nichts auszusetzen und von der Polizei aufgabeln zu lassen. Er hatte sich nicht in dem anderen getäuscht. Hinter der verschlafenen Fassade steckte doch so etwas wie eine ehrliche Haut.

Vergnügt stieg Ace die Metallstufen hinauf, linste zu dem Snackautomaten herüber und schlenderte zu der Zimmernummer, die ihm hinterlassen worden war. Dort betätigte er den Türklopfer, ehe er abwartete und kurzzeitig das Fenster musterte, dessen Vorhänge zugezogen waren.

Stille antwortete ihm. Eine, die Ace die Augenbraue heben ließ. Wo war sein Begleiter? Hatte er sich unlängst aufs Ohr gehauen?

Verwirrt sah Ace zum Himmel hinauf, der in der Ferne noch immer in Flammen stand, da die Sonne noch nicht gänzlich hinter den Horizont gerückt war. Nein, niemand ging so früh zu Bett. Nicht einmal sein Cousin Ruffy, obwohl dieser noch schulpflichtig war.

Abermals klopfte Ace, aber als ihm daraufhin ebenfalls niemand die Tür öffnete, versuchte er es selbst und fand heraus, dass sie offen war.

Seine Augen wanderten nach links und rechts, doch er war alleine hier draußen. Ace schob die Tür ein Stückchen auf, doch nur eine undurchdringliche Finsternis begrüßte ihn. Was ging hier eigentlich vor?

„Hallo? Darf ich reinkommen?“, sagte er in den Raum hinein, obwohl er sich keine Antwort erhoffte. Wer sollte ihm schon antworten? Deshalb betrat Ace kurzerhand das Zimmer und fühlte an der Wand entlang, um den Lichtschalter ausfindig machen zu können.

Im selben Moment, in dem er ihn betätigte, packte ihn jemand am Kragen seines Hemdes, zog ihn gänzlich ins Zimmer und stieß ihn an die nächstgelegene Wand. Der Aufprall presste die Luft aus Ace’ Lungen. Seine Augen fanden jedoch das markante Gesicht von Whitebeards Sohn, das ihn forschend ansah. Eine Intensität, die Ace nicht kannte, lauerte unter der verschlafenen Miene des blonden Mannes. Zeitgleich kickte sein Fuß die Tür zu und der Lauf der Bodyguard38 legte sich gegen sein Kinn.

Scheinbar war der andere noch immer nicht davon überzeugt, dass er nicht zu diesem Flamingo gehörte, wurde Ace bewusst, als der Körper des anderen ihn auch weiterhin gegen die Wand gedrückt hielt.

„Ich weiß nicht, wer du bist oder woher du kommst“, sagte dieser in einem leisen, aber nicht minder bedrohlichen Ton, als ihre Blicke einander hielten, „aber wenn ich herausfinde, dass du mit mir spielst, wirst du wünschen, nie Whitebeards Namen in den Mund genommen zu haben.“

Nachdem er endete, ließ er von Ace ab, so dass dieser glatt die Nähe vermisste. Ein Schmunzeln zog an seinen Lippen, als Ace sein Hemd richtete.

Der Ältere kehrte inzwischen zu einem der zwei Betten im Zimmer zurück und ließ sich schwer auf die Matratze nieder.

„Vielleicht solltest du mir lieber deinen Namen nennen“, erwiderte Ace.

Der Angesprochene sah auf, müde und gelangweilt. Von der vorigen Intensität war nichts mehr zu entdecken. „Eh?“

„Dann könnte ich mir wünschen, weder Whitebeards noch deinen Namen gekannt zu haben.“

Dem Blick nach zu urteilen, den Ace zunächst als Antwort bekam, erkannte er den Sinn hinter seinen Worten nicht. Kein Wunder, wo es doch keinen gab. Er wollte lediglich den Namen seines Bettnachbarn wissen.

„Marco“, erwiderte dieser schließlich. „Mehr musst du nicht wissen.“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Peacer
2013-03-02T21:35:39+00:00 02.03.2013 22:35
Finde ich toll, dass sich Ace nich einmal von einer Waffe wirklich aus der Ruhe bringen kann. Und ich bewundere Marco, dass der gleichzeitig den Hitzkopf bedrohen kann und auch noch Auto fährt. xD
Allerdings muss ich zugeben, dass Marcos Beweggründe mir noch ein kleines Rätsel sind. Ich für meinen Teil würde keinen Fremden in meinem Auto lassen, oder gar ein Zimmer mit ihm teilen. Aber wie Marco Ace gegen die Wand drückt fand ich schon irgendwie... sexy. *hust* xD
Ich fand es auch recht interessant, dass du Ruffy zu Aces Cousin und nicht zu seinem Bruder gemacht hast. Könnte ich mir sogar irgendwie vorstellen, ehrlich gesagt. xD

LG,
Peacer :)
Von: abgemeldet
2012-09-16T18:50:34+00:00 16.09.2012 20:50
Mhmm, interessant und auch passend, ich hätte nur gerne noch mehr! XD
Ich mochte die Stelle, wo Marco Ace an die Wand presst und Ace gleich danach seine Nähe vermisst... Anzeichen, du weißt ja wie sehr ich sie liebe! Aber was ich nicht ganz verstanden habe: warum warnt Marco Ace davor mit ihm zu spielen? Also... benutzen den Ausdruck nicht immer enttäuschte Liebhaber? So klang das nämlich für mich und das wäre in der Situation irgendwie fehl am Platz, weil noch haben sie ja nicht miteinander geschlafen.
Als du "Whitebeard's Sohn" als Synonym verwendet hast, bin ich ein wenig drüber gestolpert. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht entscheiden, ob ich's störend fand oder toll. Störend vielleicht, weil es so klang, als wäre Marco sein einziger Sohn. Toll, weil es echt mal was anderes ist. Und das finde ich bei dir immer wieder und das ist wirklich großartig. :)
Hier merkt man wirklich, wie du dich weiterentwickelst. Ich kann es nicht genau in Worte fassen, es ist echt schwierig. Es ist einfach der Unterton, der mitschwingt. Erwachsener und mitreißender. Nicht, dass es vorher schlecht gewesen wäre! Du bist jetzt nur noch in einer anderen Liga, auf 'nem anderen Level. Schön das zu sehen. :)

Liebe Grüße,
zuckerwuerfelchen
Von:  Ysaye
2012-09-04T10:16:32+00:00 04.09.2012 12:16
My, my... Ace kennt wirklich keine Furcht, hmm? Bin ja mal gespannt, wie es weitergeht.

Lg, Ysaye
Von:  Puma_Ace
2012-08-29T12:33:36+00:00 29.08.2012 14:33
Erste!!

XDD also das war mal wieder ein sehr gelungenes Kapitel von dir... ich habe schon etwas länger auf den ganzen Anfang der Story gewartet... nur mal so nebenbei XDD

LG Ace


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