Secrets von dattelpalme11 (Dein Geheimnis ist bei mir sicher!) ================================================================================ Kapitel 29: Die Zeit heilt alle Wunden. --------------------------------------- Ist die Zeit das Kostbarste unter allem, so ist Zeitverschwendung die allergrößte Verschwendung. -Benjamin Franklin- (Sora´s Sicht) Ich saß in einem Café und rührte in meinem Milchkaffee herum. Matt saß mir direkt gegenüber und trank seinen Cappuccino. Wir hatten uns verabredet, um nochmal miteinander zu reden, denn schließlich bekamen wir ein Kind zusammen, egal was auch passiert war. „Also, wie machen wir es am besten?“, fragte er und stellte die Tasse ab. Ich schaute ihn an und zuckte mit den Achseln. Ich hatte wirklich keine Ahnung, schließlich hatte er mich verletzt und ich konnte ihm einfach so leicht nicht mehr verzeihen. „Ich weiß das ich Mist gebaut habe, aber wir bekommen ein Baby, wollen wir uns nicht nochmal zusammen raufen?“ Er strich mir über den Handrücken, doch ich zog meine Hand beiseite und legte sie auf mein Knie. „Matt ich kann dir nicht so leicht verzeihen. Du hast mich betrogen und das kann ich nicht einfach so vergessen!“, eröffnete ich ihm. Er senkte den Kopf und die Stille kehrte wieder ein. „Aber Mimi und Tai haben es doch auch geschafft, wieder zueinander zu finden“, sagte er leise. „Bei Mimi und Tai war das auch eine ganz andere Situation! Die ist mit unserer nicht vergleichbar!“ Natürlich konnte ich verstehen, dass er unserem Kind eine intakte Familie bieten wollte und ich wusste auch, dass an diesem besagten Abend viel Alkohol im Spiel war – aber ich brauchte meine Zeit. Mimi brauchte sie auch und jetzt näherten Tai und sie sich wieder an. Ich wusste ja noch nicht was passieren würde, nachdem das Baby geboren ist. Es stand noch alles offen und mir wurde klar dass wir beide nur das Beste für unser Baby wollten. Und wir könnten bestimmt gute Eltern werden, auch wenn wir als Paar nicht mehr zusammen finden. „Ich will auf jeden Fall für dich da sein!“, meinte Matt auf einmal und fuhr sich durch sein blondes Haar. „Ich habe mir einen Job gesucht! Es ist bei einer kleinen Firma, ich arbeite da vorerst als Kurier! Ich weiß ich verdiene da nicht die Welt, aber ich will dir zeigen das ich Verantwortung übernehmen kann!“ Ich schaute ihn verdutzt an? Was sollte denn aus seiner Musikkarriere werden? „Was ist mit der Band?“, hakte ich gleich nach. Matt rümpfte die Nase und winkte ab. „Das ist Vergangenheit...die ganze Bandgeschichte war als Teenager toll und aufregend, aber sie hat das wichtiges kaputt gemacht!“ Das stimmte – vor ein paar Wochen wollten wir noch Heiraten und irgendwann eine Familie gründen. Ein Baby bekamen wir, aber wir waren keine Familie mehr. Die Anspannung wurde immer unerträglicher. Viele verletzte Gefühle schwebten in der Luft und die Hoffnung auf ein frohes und glückliches Ende wurde immer kleiner. „Es tut mir so leid. Du weißt das ich nur dich liebe“, sagte Matt mit einem Kloß im Hals. Ich liebte ihn auch noch, aber war Liebe hier wirklich genug um alles zu verzeihen. Was war mit dem Vertrauen? Das konnte ich nicht wieder herstellen – vielleicht irgendwann. „Möglicherweise brauchen wir einfach noch ein bisschen Zeit. Es ist alles noch so frisch, aber ich will das du eine Rolle im Leben unseres Kindes spielst!“, erklärte ich offen und sah ihn direkt an. Ich wusste nicht was sich dort in seinen Augen abspielte. War es Dankbarkeit oder noch der Rest Hoffnung, den er hatte mit mir wieder eine Familie zu werden? Alles was ich wusste, war das es nicht leicht werden würde. Doch mein Sohn oder meine Tochter sollten ihren Vater kennen lernen dürfen und ihn besuchen gehen, wann sie wollten. Ich kannte Matt schon so lange und wir hatten auch schon so viel gemeinsam überstanden, dass auch ich insgeheim hoffte, dass alles wieder gut werden würde. Fest stand, dass wir viel Zeit miteinander verbringen, da Matt bei der Geburtsvorbereitung und auch bei der Geburt an sich dabei sein wollte. Und das wollte ich ihm nicht verbieten. „Denkst du dass wir wieder zueinander finden?“ Auf diese Frage hatte ich bis jetzt leider noch keine Antwort. Wie ich schon sagte – ich brauchte Zeit und von daher konnte ich nur eine sinnvolle Antwort geben. „Wir werden sehen was die Zukunft noch bringt. Im Moment würde ich eher nein sagen, aber da ich nicht weiß was in fünf Jahren ist, sag ich eher vielleicht!“ Das war wohl die beste Alternative. Keiner wusste nämlich was noch passieren wird, denn eine Wahrsagerin oder besser gesagt Hellseherin war ich leider nicht! Doch alles im Leben zu wissen, war bestimmt auch nicht gut. So blieb es wenigstens spannend. (Ken´s Sicht) Ich war nervös. Meine Mutter war in der Küche und bereitete das Abendessen zu. Ich schlich mich leise an und hatte hinter meinem Rücken zwei Zulassungsschreiben versteckt. „Oh Ken ich habe dich ja gar nicht gesehen. Es gibt gleich Essen!“, sagte sie als sie mich entdeckte. „Mama kann ich dich mal um Rat fragen?“ Meine Mutter schaute mich verwundert an und stellte schnell als Essen klein. Wir setzten uns an den Tisch und ich holte die beiden Schreiben hervor. „Was ist denn Ken? Geht es um die Universität?“ Ich bejahte es und strich die Zulassungsschreiben glatt. „Also es geht nicht nur um die Uni. Du weißt doch das ich ein Anbot von der UCLA bekommen habe und ich habe eine Zusage von der Polizeischule hier in Tokio zugeschickt bekommen!“, erklärte ich ihr schachte. „Aber du hast keine Ahnung wem du zusagen sollst, stimmt’s?“ Ich nickte. „Wenn ich auf die UCLA gehe, dann lasse ich euch und meine Freunde hier in Japan zurück, aber es wäre natürlich auch eine große Chance für mich. Aber die Polizeischule würde mich auch sehr interessieren und ich könnte in Japan bleiben!“ Ich steckte im Zwiespalt, es war doch nicht so leicht sich für etwas zu entscheiden. Es gab überall Vor- und Nachteile. In den USA müsste ich wirklich bei null anfangen und mir alles neu aufbauen. Aber wenn ich die Chance nicht nutzte, habe ich irgendwann das Gefühl etwas verpasst zu haben. Meine Mutter nahm meine Hand und drückte sie leicht. „Ken nur du kannst das entscheiden und ich weiß dass es nicht einfach für dich ist. Du bist noch so jung und hast viele Möglichkeiten und Wege, die du einschlagen kannst! Aber ich kann dir nur sagen, dass du auf dein Herz hören musst! Weder dein Vater, noch ich können dir deine Entscheidung abnehmen!“ Ja das stimmte wohl. Mein Herz sagte immer wieder das ich in Japan wohl glücklicher wäre, aber mein Verstand hakte immer nach. „Wäre es dumm eine solche Chance auf ein Auslandsstudium einfach so weg zu werfen?“, fragte ich und sah sie an. Meine Mutter hatte immer dieses liebevolle in den Augen, das mich immer wieder beruhigen konnte. „Wie gesagt du musst es für dich entscheiden! Wenn du lieber hier bleiben möchtest, dann ist das in Ordnung! Was würde es bringen wenn du ins Ausland gehst und todunglücklich wärst?“ Da hatte sie gar nicht so unrecht. „Ich werde mir noch ein bisschen Zeit lassen, bevor ich mich entscheide, aber danke! Du hast mir sehr geholfen!“, sagte ich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Das freut mich! Ehm wir können in fünf Minuten Essen, wie wäre es wenn du den Tisch deckst?“ Das machte ich natürlich gerne für sie. Es gab eine Zeit in der ich meinen Eltern viele Probleme bereitete und ich bereute jede Minute davon. Ich liebte sie doch, genauso wie meine Freunde. Eigentlich hatte ich mich schon entschieden. Meine Heimat war Japan und okay Amerika ist bestimmt toll, aber da kann man ja auch mal im Urlaub hinfahren. Unbedingt studieren musste ich da nicht. Ich sah es auch nicht wirklich als verpasste Chance, denn als Polizist konnte ich bestimmt auch großes vollbringen. Und ich glaube ich brauchte diese Struktur, die mir meine Freunde vermittelten. Ich hatte ihnen viel zu verdanken und war froh nicht mehr der Junge von damals zu sein. Ich hatte mich verändert und wusste mittlerweile was ich wollte und was nicht. (T.K.´s Sicht) „Sag mal wissen deine Eltern schon von ihrem Glück?“, fragte ich Kari, als wir Tai und Mimi mit Akito beobachteten. Wir beide saßen im Gras auf eine Decke, während der Wind durch unsere Haar blies. „Was heißt wissen? Sie waren ja zu Oma und Opa gefahren und es hat ihnen so gut gefallen, dass sie in einem Wellnesshotel eingecheckt sind. Und Tai will es ihnen nicht am Telefon sagen! Sie werden als ziemlich überrascht sein, wenn sie nächste Woche nachhause kommen“, erzählte sie mir in voller Länge. Die Geschichte mit Kari wussten sie ebenfalls noch nicht. Sie wollte ihre Eltern nicht beunruhigen und meinte dass wir ja bei ihr seien. Und man musste sagen, dass sie wirklich Fortschritte machte, wenn auch nur kleine. Wieder sah ich zu unserer kleinen Familie rüber. Tai tollte mit seinem Sohn herum und Mimi warf stets ein Auge auf beide. Wenn ich den Kleinen so sah, wurde mir immer wieder bewusst, dass ich in ein paar Monaten selbst Onkel sein würde. Auf der einen Seite stimmte es mich glücklich, aber dann musste ich immer wieder an die zwiespältige Situation zwischen Sora und meinem Bruder denken. Ich war zwar nicht mehr böse auf ihn, aber das was er gemacht hatte, war purer Mist – um es mal auf den Punkt zu bringen! Nun sah ich wieder zu Kari, die ihren Neffen mit einer gewissen Distanz gegenüber trat. Sie wollte nichts falsch und dachte sich das sie im Moment kein gutes Vorbild für ihn sei – doch langsam schien die beiden auch miteinander aufzutauen. Akito schaute zu uns rüber und winkte uns zu. Kari und ich taten das gleiche, bevor Akito von Tai gepackt und in die Luft gehoben wurde. Er quatsche und schrie schrill auf, doch alle drei hatten eine Menge Spaß. Je öfter ich zu Kari sah, desto wehmütiger wurde ich, denn meine Gefühle für sie waren mehr denn je vorhanden, doch ich traute mich nicht ihr davon zu erzählen. Es würde sie wahrscheinlich zu sehr aus der Bahn werfen und das war das letzte was ich wollte. Ich stellte auch fest, dass ich so noch mehr liebte als vorher. Ihr fragt euch bestimmt wie das geht, aber erst durch eine Trennung merkt man wie wichtig einem der Mensch wirklich ist. Unser Trennungsgrund wurde mir mit der Zeit immer sinnloser, da wir ja nie einen großen Streit miteinander hatten. Wir dachten nur, dass wir uns in verschiedene Richtungen entwickelten – was letzten endlich eigentlich gar kein Problem war. Das einzige was ich wusste, war das ich sie noch nicht aufgeben wollte. Naoko hatte mir in diesem Fall die Augen geöffnet und ich war ihr sehr Dankbar deswegen. „T.K. warum guckst du mich die ganze Zeit so komisch an? Habe ich irgendwo einen Pickel?“ Oh nein, ich hatte sie die ganze Zeit angestarrt – wie peinlich. Das konnte doch nicht wahr sein. Schnell merkte ich wie ich rot anlief und schnell zur Seite schaute. „Hey was ist los?“, fragte sie sehr locker. Vielleicht sollte ich sie einfach mal fragen, was sie noch für mich empfand und wie sie das Ganze mit uns sah. Was konnte denn so schlimmes passieren? Okay nur Mut! „Kann ich dich mal was fragen?“ Dümmer ging es wohl nicht... „Ja klar was gibt es denn?“ Ich schaute in ihr fröhliches Gesicht und fühlte förmlich wie mir der Hals zuschnürte. Das konnte doch nicht so schwer sein! Jetzt oder nie...na hopp! „Sag mal wie ist es jetzt zwischen uns?“ Verwirrt sah mich Kari an und ich merkte wie undeutlich ich mich eigentlich ausgedrückt hatte. „Naja sind wir jetzt nur Freunde oder könnte wieder mehr daraus werden?“ Verlegen schaute ich zu Boden und rupfte schon das Gras von der Wiese. Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, bevor Kari überhaupt etwas sagte. „Eh okay mit so einer Frage hatte ich nicht gerechnet, das gebe ich zu. Aber wir haben Schluss gemacht und ja es ist einfach kompliziert“, sagte sie und wurde genauso verlegen wie ich. Kompliziert? Oh ja das war es, besonders mit Karis Krankheit. „Hast...hast du noch Gefühle für mich?“, fragte sie nach einer gewissen Zeit. Ich schaute sie an und musste leicht Lächeln. „Ja ansonsten hätte ich doch nicht sowas gefragt“, antwortete ich ihr keck und stupste sie leicht an. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass die Situation zwischen uns komisch wird, aber wir unterhielten uns nur und das ganz locker und leicht. „Ich denke du weißt dass ich für dich noch Gefühle habe, aber...“ Oh nein jetzt kam schon, das große Aber...mein Herz blieb vor Anspannung fast stehen. „Aber ich finde wir sollten noch ein wenig warten, bis ich wieder einigermaßen gesund bin! Ich denke das wäre das Beste!“ Erleichtert atmete ich wieder aus. Ich dachte schon, dass sie mich voll kommen abhaken wollte. „Das ist ein guter Vorschlag und ich werde warten! Aber als bester Freund werde ich weiterhin an deiner Seite sein, okay?“ Kari kicherte und bejahte es. Natürlich brauchte sie noch Zeit um gesund zu werden, aber ich würde auf sie warten...und das wusste sie jetzt. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)