Exitus von Flower-chan (Wenn der Feind die Natur ist) ================================================================================ Kapitel 4: In die Tiefe ----------------------- Kapitel 4 – in die Tiefe Laei zog Triel einfach hinter sich her. Die Elfe brauchte sich nicht einmal bewegen, auch nicht, um anderen Aquai auszuweichen die an ihr vorbei schossen, teilweise aber auch innehielten, sie neugierig umrundeten und dann weiterschwommen. Endlich traute sich Triel, etwas zu sagen. „Was seid ihr für ein Volk?“ fragte sie und korrigierte sich hastig, als sie bemerkte, was sie gerade gesagt hatte. „Ich meine, ich würde gern mehr über euch erfahren.“ Laei schien zu schmunzeln. Mit ihrer Mimik konnte Triel wenig anfangen, da ihr Gesicht sich einfach zu sehr von den Standarts unterschied, die sie kannte. „Wir waren früher Menschen.“ Sagte Laei. „Aber ich weiß nichts über diese Ära. Meine Urahnen waren es, die von der Jahrtausendflut getroffen wurden und sich an ihre neuen Bedingungen anpassen mussten. Das geschah nicht rein biologisch, sondern magisch.“ „Magisch?“ Laei führte sie unter einer Art Brücke hindurch. Diese Stadt bestand aus etlichen Stockwerken, voller filigraner Bauwerke, denn sie war nicht auf Straßen angewiesen. „Ja. Magier haben mit Zaubern ihre eigene Genetik verändert, um überleben zu können. Nur diese genetisch veränderten Menschen überlebten und konnten sich fortpflanzen. So entstanden wir. Jeder dieser Magier veränderte sich nur minimal. Die Fähigkeit, unter Wasser zu atmen, hatten sie alle, natürlich. Aber zum Beispiel, die Haut vor dem Austrocknen zu schützen war nur eine geringe Priorotät, also gaben sich nur wenige ein Schuppenkleid. Aber dieses Merkmal war somit Teil des Genpools und beeinflusste uns, das Ergebnis dieser Modifikationen.“ Erklärte sie. „Was willst du noch wissen?“ Triels Blick fiel auf die Bauwerke. Das Material, aus dem sie bestanden, sah aus wie Stuck, aber das machte keinen Sinn. Wenn es Stuck wäre, würde es unter Wasser aufweichen. „Womit baut ihr?“ fragte sie. „Oh, das hier?“ Laei klopfte im Vorbeischwimmen an eine Hauswand. „Es ist eine Mixtur aus Fischknochen und Muscheln, beides zerstoßen und vermischt.“ „Augenblick.“ Sagte Triel so plötzlich, sodass Laei ihren Kopf zu ihr umwandte. „Das hier ist doch ein Vulkan, richtig? Wie, in Gottes Namen, seid ihr hier überhaupt reingekommen?“ „Auf dem selben Weg wie du.“ Laeis Mimik verriet, dass sie scherzte. „Nein, im Ernst. Nachdem die Flut vorüber war und das Land bewohnbar, gab es nur noch wenige von uns. Nur Magier, ein geringer Anteil unseres Volkes. Viele hatten sich immer weiter modifiziert, weil sie nicht vorausgeplant haben – sie dachten nicht daran, dass das Wasser irgendwann verschwindet. Wir waren Amphibien, aber hatten uns an das Wasser gewöhnt. Die meisten wollten nicht mehr an Land leben und waren glücklich, so wie sie waren. Sie hatten Glück, unsere Ahnen. Dass sie diesen Ort gefunden haben, meine ich.“ „Zeal meinte, ihr könnt diese Stadt nicht verlassen. Heißt das, ihr seid hier gefangen?“ fragte Triel ohne Umschweife weiter. „Gefangen ist vielleicht das falsche Wort. Es lebt sich ganz bequem hier. Ich kenne nichts anderes, und das will ich auch nicht. Der Kristall schützt die Stadt, und da wir wechselwarm sind, können wir nicht nach oben, ins kalte Wasser. Das Magma unter dem Boden hält uns warm. Das hier ist ein Biotop. Wir betreiben Landwirtschaft mit Algen. Unsere Nahrung und unsere Kleidung. Wir haben was wir brauchen, niemand stört uns, weil kaum jemand weiß, dass wir existieren. Keine Kriege, kein Handel, nichts. Die Außenwelt ist für uns fast ein Märchen. Das hier, das ist unsere kleine Welt, abgeschnitten von allem, sicher und geschützt. Warum sollten wir fortwollen?“ sinnierte Laei, als sie durch einen fein gearbeiteten Tunnel schwommen, durchlässig, mit einem wunderschönen Muster als Wand. „Kein Fernweh? Niemals?“ harkte Triel nach. „Nein. Wie gesagt, ich habe keine Vorstellung, wie es draußen aussieht, und ich will es auch gar nicht wissen. Ich bin glücklich, wie alle hier.“ Meinte Laei. „Wir haben vielleicht nicht viel an Wissen, aber wir wissen alles über dieses Gebiet, unsere Welt. Im Gegensatz zu euch Schuppenlosen verstehen wir unseren Lebensraum absolut. Ihr habt ein breit gefächertes Wissen, das allerdings oberflächlich ist. Ich frage mich, was besser ist.“ „Was ist mit Kunst? Musik? Kultur?“ „Sieh dich doch um! Jedes Bauwerk ist ein Kunstwerk hier. Unsere Architekten sind unsere Künstler und unsere Prominenten. Je detailreicher dein Haus, desto höher dein Ansehen. So ist das hier. Und unsere Mode besteht aus Algen und Muscheln, die eingearbeitet sind. Nun, ich bin ein schlechtes Beispiel, aber mir ist sowas auch nicht allzu wichtig. Ehrlich gesagt, ziemlich egal.“ Erklärte Laei. „Habt ihr eine Religion?“ fragte Triel. „Was ist eine Religion?“ Triel war überrascht. Dieses Volk hatte nichts, woran es glaubte? Schwer vorzustellen für Triel, die aus einem Volk mit vielen, verschiedenen Gottheiten stammte. „Nun,“ begann sie. „Man glaubt an eine Art höheres Wesen, das über alles wacht und das Volk schützt. Man betet und bringt opfer. Die Schöpfer, und alles. Sagt dir das was?“ „Wenn man es so sieht, sind wir unsere eigenen Götter, wir brauchen keine fiktiven Figuren, die wir anbeten. Sieh mal, Elfe, wir sind unsere eigenen Schöpfer, wachen über uns selbst und beschützen einander. Wir brauchen keine Götter. Wir glauben nicht, wir wissen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)