小さな驚き ~A Little Surprise~ von Teiko (UruhaxKai) ================================================================================ Kapitel 5: あ然とした ~Speechless~ ----------------------------- Ich bin zurück!!! *freu* Es tut mir so wahnsinnig leid, dass es so lange gedauert hat! >.< Ich habe auch das Gefühl, dass ich ein bisschen rausgekommen bin, ich hoffe, ich irre mich ;) Dann wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! Nach so langer Zeit! °~°~°~° Unser nächster Halt war sogar noch unspektakulärer als die Idee mit der Disco. Wenn auch teurer, denn Rui hatte uns doch tatsächlich drei Hotelzimmer für das Wochenende besorgt, alle samt mit Doppelbetten ausgestattet und ich natürlich mit dem, von mir neuerdings akzeptierten Objekt meiner Begierde, zusammen in einem Zimmer und somit auch in einem Bett. Aoi und Jin waren von Rui in das Zimmer ein paar Türen weiter verfrachtet worden und Manabu war auch gleich ins Bett gegangen, was er sich mit Rui teilte. Es war seltsam, wie kaputt wir alle waren, obwohl es weder Abend noch eine menschliche Zeit zum schlafen war. Zumindest galt 16 Uhr für mich nicht als normale Schlafenszeit für (fast) erwachsene Männer. Während Uruha friedlich seinen Rausch ausschlief, konnte ich meine Augen nicht von ihm lassen. Die Erkenntnis, dass ich mich anscheinend wirklich in ihn verliebt hatte, bereitete mir Kopfschmerzen und hielt mich eisern wach. Ich war noch nie verliebt gewesen. Zumindest noch nie richtig. Außer Rin war in meinem Liebesleben noch nie etwas passiert, vielleicht mal eine unbedeutende ’Willst du mit mir zusammen sein, kreuze ’Ja’ oder ’nein’ an.’-Beziehung in der Vorschule. Und jetzt verguckte ich mich ausgerechnet in einen Kerl, der a) mein bester Freund und b) hetero war. Ziemlich unglücklich würde ich mal sagen. Na klar, Uruha fand es lustig Leute, ob Männchen oder Weibchen, mit seinen Reizen zum schmelzen zu bringen. Mit den Frauen fing er auch hin und wieder was an, brachte öfters mal eine Neue mit, aber mit den Kerlen erlaubte er sich wirklich nur kleine Späße. So wie halt auch bei mir. Nur wollte ich für ihn wirklich lieber mehr sein, als ein kleiner Spaß für Zwischendurch. Gott, ich hörte mich an wie ein Teenager. Schrecklich war das, nur leider wahr. Warum hatte ich das denn auch bemerken müssen? Warum hatte Rin mich darauf auch aufmerksam gemacht? Hätte sie das nicht getan, dann würde ich jetzt wahrscheinlich immer noch ahnungslos und verwirrt über die Reaktionen meines Körpers auf Uruha’s Annäherungen durch die Weltgeschichte marschieren. Denn wahrscheinlich wäre ich nie selbst darauf gekommen, hätte Rin mir nicht einen gehörigen Tritt in den Hintern verpasst. Beschiss... Erschöpft schloss ich die Augen, riss somit meinen Blick von Uruha’s immer noch schlafender Gestalt und drehte mich auf die andere Seite, das Gesicht in das Kissen gekuschelt. Ich war ein Idiot. Ein unglücklich verliebter Idiot und dämlich dazu noch obendrein. Ein Idiot, der von Liebe zwischen Männern nur so viel Ahnung hatte, wie man es halt mitbekam, wenn im Freundeskreis zwei der Jungs, und neuerdings auch Manabu, auf Männer standen. Und da ich mich nie weiter damit beschäftigt hatte, befand sich mein Wissensstand auf null. Vielleicht 0,1. Am besten wäre es einfach alles zu vergessen, so zu tun, als hätte ich meine Zuneigung zu Uru nie entdeckt, als wäre noch alles normal. Dann wären alle glücklich und zufrieden. Leider fiel mir auf, wie oft ich in letzter Zeit schon darauf hoffte, einfach alles aus meinem Gedächtnis zu löschen. Und ob das jemals klappen würde, war mehr als nur fraglich.... Am nächsten Morgen wachte ich in einer seltsamen Seesternhaltung quer über dem Bett auf. Noch müde steckte ich mich, griff über meinen Kopf nach meinem Handy, das auf dem Nachttischchen lag, um die Uhrzeit nachzugucken. 4 Uhr morgens... War ja klar, so früh wie wir ins Bett gegangen waren. Bestimmt würden wir heute Abend einen jetlagartigen Zustand durchleben müssen, weil wir nicht wieder zu früh schlafen gehen durften. Als ich mich langsam in eine sitzende Haltung hievte, bemerkte ich, dass es auf meiner rechten Seite leer und Uruha verschwunden war. Wasserrauschen im angrenzenden Badezimmer erklärte sehr bald wohin er entschwunden war und ich beschloss mich wieder auf den Rücken fallen zu lassen bis er fertig wurde und ich mich duschen konnte. Da das etwas länger dauerte, schnappte ich mir wieder mein Handy und begann eines meiner Spiele zu spielen. Die Jungs, oder besser Uruha, hatten vor der “Überraschung“ ein paar Sachen von mir zusammen gepackt und im Kofferraum von Ruis Mini verstaut. Wann auch immer Uruha in meiner Wohnung gewesen war. Wahrscheinlich nach Beginn der Uni und vor seiner Schicht im Hostclub. Da er einen Zweitschlüssel von meiner Wohnung besaß konnte er immer und so oft er wollte zu mir kommen. Als das Wasserrauschen verstummte und wenig später die Tür geöffnet wurde, sah ich von meinem Spiel auf....und musste doch glatt schlucken. Uruha betrat nur mit einem Handtuch um die Hüfte, noch nasser Haut und nassen Haaren das Zimmer, sah kurz aus müden Augen zu mir und wandte sich dann seiner Tasche zu, die ich auf einen Stuhl gestellt hatte, als wir hier angekommen waren. Meine Augen schienen an seiner mit Wassertropfen übersäten Haut zu kleben, grasten jeden Zentimeter genauestens ab, doch dieses Mal wehrte ich mich nicht. Irgendwie war die Blockade in mir zu Bruch gegangen, jetzt wo ich akzeptierte, dass ich wohl eine Neigung zu Männern hatte. Aber als Uruha sich umdrehte und meinen Blick erwiderte, sah ich so schnell es ging weg. Anmerken wollte ich mir trotzdem lieber nichts und solange ich jetzt nicht rot anlief, bestand noch die Möglichkeit, dass er nichts bemerkt hatte. „Morgen.“, sagte er heiser und ein leichtes, müdes Lächeln schlich sich auf seine vollen Lippen. Ich sah zu ihm zurück. Gruselig, was mir jetzt auf einmal alles an ihm auffiel, was ich vorher nie registriert hatte...Seine einzigarten Lippen, diese schönen, braunen Augen, sogar dieser kleine Leberfleck an seinem Hals kam mir wie was Besonderes vor... „Morgen.“, erwiderte ich die kurze Begrüßung, betrachtete ihn dann leicht besorgt. „Wie geht es dir?“ „Kopfschmerzen.“, murrte er und verzog leidend das Gesicht während er sich ein T-Shirt überzog. Dieses Mal versuchte ich mich nicht von seinem Körper ablenken zu lassen, was erstaunlich schwer war. „Ist ja auch kein Wunder.“ „Ja. Nie wieder Alkohol.“ Ich lachte leise. Vielleicht sollte ich anfangen eine Strichliste zu führen, wie oft er diesen Vorsatz schon gebrochen hatte. „Dann hoffe ich, dass ihr für heute nichts allzu anstrengendes geplant habt. Du solltest dich ausruhen. Jin und Aoi auch.“ „Haben sich auch so zugesoffen?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich meinen, offensichtlich noch extrem verschlafenen, Freund an, bis er verstand, was er gerade gefragt hatte. „Okay, doofe Frage.“ Uruha seufzte. „Das kotzt mich an. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern. Wir haben den Zwerg und Reita getroffen...dann ist alles verschwommen und ist irgendwann ganz weg.“ Innerlich fiel mir ein Stein vom Herzen. Dann wusste er also nicht mehr, was in der Toilette passiert war. Was für ein Glück. „Darf ich dich was fragen?“, setzte ich vorsichtig an, als Uruha schließlich ganz angezogen war und sich wieder aufs Bett fallen ließ. „Was denn?“ „Was ist zwischen dir und Ruki passiert? Und wer genau ist dieser Reita?“ Skeptisch sah er mich an. Er sah mich lange an. Seine Blicke bohrten sich regelrecht in mich, als wollten sie etwas herausfinden. „Habe ich dir das nicht schon gestern erzählt? Daran meine ich mich noch erinnern zu können.“ „Ja hast du. Aber das war doch sicherlich noch nicht alles.“ „Doch war es. Kai, an sich war es keine große Sache, was zwischen Matsumoto und mir passiert ist. Sein Verhalten hat mich fertig gemacht und leider ist der Zwerg extrem stur und lässt mich nicht in Frieden. Mehr ist da nicht.“ Lügner. Und dazu auch noch ein schlechter, man sah ihm genau an, dass diese “nicht große Sache“ sehr wohl eine Große war. Nur warum wollte er mir das nicht erzählen? Sollte ich ihn damit in Ruhe lassen und warten, bis er von selbst mit der ganzen Wahrheit rausrückte? Oder sollte ich ihn weiterhin fragen? Nein, die erste Möglichkeit war glaube ich die Schlauere. Nicht, dass Uruha am Ende noch sauer auf mich war. „Und Reita?“ „Der ist Ruki’s Freund, Schoßhündchen und Bodyguard in einem. Er ist immer bei ihm und weicht auch nicht von seiner Seite. Macht jemand sein Herrchen blöd an, beißt er zu.“ Ich nickte. Mit dieser Antwort gab ich mich zufrieden. „Ich nehm’ noch schnell eine Tablette. Mach du dich fertig, damit wir gleich los können.“ „Los wohin?“ „Wir treffen uns alle um 5 bei Jin und Aoi im Zimmer.“ „Was habt ihr vor? Muss ich Angst haben?“ „Eigentlich nicht...vielleicht nur ein bisschen. Kommt drauf an, wie ernst Jin macht.“ Uruha grinste leicht und schob mich schließlich ohne auf meine Proteste zu achten ins Bad. Okay...jetzt hatte ich Angst. Nervös saß ich auf dem Bett in Jins und Aois Zimmer. Aoi war noch im Bad, Uruha lag hinter mir und döste ein bisschen, Manabu las in dem Buch, was er sich mitgebracht hatte, und lächelte verträumt vor sich hin und währenddessen huschte Jin von einer Ecke des Zimmers in die Andere, wobei Rui versuchte ihn runter zu bringen. An sich konnte ich keine Hinweise auf die anstehende Überraschung entdecken. Nur der Gegenstand, den Jin bei meinem Eintreten hastig versteckt hatte, weckte mein Misstrauen. Was auch immer es war, der Kleine achtete genauestens darauf, dass ich es nicht zu Gesicht bekam. „Können wir nicht endlich mit, was auch immer ihr vorhabt, anfangen?“, gab ich meine Ungeduld zu verstehen und bedachte das schelmische Grinsen Jins, was sich auf seinem Gesicht ausbreitete, mit einem bösen Blick. „Nur Geduld, Kai-chan. Sobald Aoi fertig ist, können wir anfangen.“ Mit einem genervten Seufzer ließ ich mich auf den Rücken fallen, wobei mein Hinterkopf auf Uruhas Bauch landete. Den anschließenden Reflex wieder hoch zu fahren verhinderte ich Gott sei Dank. Wär schon etwas auffällig, wenn ich bei jeder Berührung von Uruha wegzucken würde, als hätte ich mich verbrannt. „Bin da. Können anfangen.“, meinte Aoi, als er aus dem Badezimmer kam. Nun richtete ich mich doch ruckartig auf und sah gespannt zu meinen Freunden. „Super, dann setzt euch mal alle im Kreis auf den Boden. Rui, gib du mir mal die leere Bierflasche von gestern.“ Ich ließ mich also nieder, neben mir Uruha und Manabu. Rui platzierte die ebengenannte Bierfalsche in der Mitte des Kreises...Echt jetzt? „Jin?“, fragte ich misstrauisch, meinen Blick nicht von der Flasche abwendend. „Ja?“, hörte ich ihn fröhlich. „Flaschendrehen?“ „Genau! Ist das nicht toll!?“ Das blonde Monster schien voller Enthusiasmus. „Jetzt im Ernst? Was soll das bringen?“ „Das macht die ganze Sache nur etwas spaßiger. Sonst wäre der erste Teil meines Geschenkes total unspektakulär.“ „Der erste Teil?“ Mein Herz begann schneller zu klopfen. Was hatte er nur vor? Bei Aoi war ich ja schon misstrauisch, aber bei dem, was Jin da glücklich vor sich hinbrabbelte, trat mir regelrecht der Angstschweiß auf die Stirn. Und vor allem: Was wollte Jin bei Flaschendrehen schon großartig machen? Und was war sein Geschenk?? „Jup. Ich habe zwei Geschenke für dich. Aber das Eine ist zur Hälfte auch Aois.“ „Ist gut, Jin. Hör auf zu reden, sonst verratest du noch was.“, brachte Aoi ihn zum schweigen und drehte die Flasche das erste Mal. Und bei meinem Glück blieb sie natürlich bei mir stehen. Ein nervöses Seufzen glitt über meine Lippen, während Jin sich diabolisch die Hände rieb. „Ich will anfangen! Also Kai. Wahrheit oder Pflicht?“ Ich hatte dieses Spiel noch nicht häufig gespielt, aber die Male, die ich die Ehre hatte an einer solchen Runde teilzuhaben, hatte ich schnell gelernt, dass ich mit Pflicht vorsichtig sein musst. Manche kamen einfach auf blöde Ideen. Und verweigern durfte man nicht. Zumindest hatte ich es bisher nie gedurft. „Wahrheit.“ Ich wollte erst einmal vorsichtig sein. Gucken, wie weit die Anderen gingen. Jin aber schien enttäuscht. „Pfff, wie langweilig.“ Doch dann schien ihm etwas einzufallen. Oh oh... „Kai, das haben wir uns alle schon mal gefragt. Und du redest nie darüber.“ „Über was?“ „Über dein Sexleben.“ Ich hatte es geahnt.... „Können wir Sex aus dem Spiel lassen?“ „Waaaas? Nein! Sex und Liebe sind die wichtigsten Fragebestandteile von Flaschendrehen. Ganz ehrlich, sonst könnte man es auch gleich lassen.“, schaltete Uruha sich empört ein und auch Aoi nickte. Also gab ich mich geschlagen. Was sollte ich auch tun? Bisher hatte ich doch immer gegen sie verloren. Unglaublich wie fit alle waren. Trotz der Sauforgie gestern. Vielleicht hätte ich sonst eine Chance gehabt. „Was willst du wissen?“, fragte ich also, bereitete mich innerlich schon mal auf eine Frage vor, die schwer zu beantworten war. Bestimmt fragte er bloß, ob ich schon mal Sex gehabt habe. Und da alle dachten, ich hätte eine glückliche Beziehung, nahmen sie wohl auch an, wir wären schon im Bett gewesen. Und dass Rin mit mir Schluss gemacht hatte, konnte ich nicht sagen. Dann würden sie den Grund wissen wollen. Und da der Grund unmittelbar neben und zwei Labertaschen mir gegenüber saßen, hielt ich in diesem Sinne doch lieber meinen Mund. „Hattest du schon mal Sex?“ Bingo. Wie schlau ich doch bin... Also, es musste ein Notplan her. Ich wollte sie erst mal glauben lassen, Rin und ich wären noch zusammen. Zumindest so lange, bis sich das geklärt hatte. Dieses...kleine Problem mit Uruha...und meiner...Liebe zu ihm...Verdammt! „Klar.“, schoss es mir plötzlich heraus und fast augenblicklich verfluchte ich mich dafür. Ich war ein schlechter Lügner. Warum zur Hölle hielt mich meine Angst so sehr davon ab meinen Freunden die Wahrheit zu sagen? Das war wirklich erbärmlich. Ich hatte doch keine Ahnung, wie sich sowas anfühlte! Also...Sex. „HA!“ Ich zuckte zusammen, als Jin plötzlich breit grinsend aufsprang und sich fast unmittelbar wieder hinsetzte. Allerdings hibbelte er noch eine Weile aufgeregt auf der Stelle herum. „Ich wusste, dass du uns das verschwiegen hast!“ Jin freute sich. Und wie er sich freute. Gruselig war das. Auch Uruha grinste. Nur Rui musterte mich wieder eigenartig und Manabu schien zu ahnen was folgen würde, was an seiner Gesichtsfarbe unschwer zu erkennen war. Doch nun schaltete sich Aoi ein, der sich ein schelmisches Grinsen ebenfalls nicht unterkneifen konnte. „Was?“, fragte ich skeptisch. „Wie war’s? Wie habt ihr es getan? Wo habt ihr es getan? Ich will alle schmutzigen Details!“ „AOI!“ Natürlich war es von ihm zu erwarten gewesen, dass sowas kommen würde. Aber mir war das unangenehm. Mal ganz abgesehen davon, dass ich gelogen hatte. „Was? Ich bin doch nur neugierig!“ „Ich sag dir das nicht!“ „Aber Kai~!“, Aoi setzte einen Schmollmund auf. „Nein!“ „Ab-“ „Ist gut, Jungs. Wenn Kai das nicht sagen will, dann ist das okay. Er hat die Frage beantwortet, mehr muss er nicht tun.“ Erstaunt sah sich zu meinem Retter. Uruha interessierte sich also nicht dafür? Oder war er bloß rücksichtsvoll? Was auch immer es war, es brachte Aoi zum schweigen und mir Erleichterung. „Danke.“ „Kein Problem.“ Ein warmes Lächeln schlich sich auf Uruha’s Lippen und brachte mich dazu, eben auf diese zu starren. Im Ernst, wieso war mir vorher noch nie aufgefallen, wie wunderschön und einzigartig Uruha’s Lippen waren? Und wie...anziehend sie auf mich wirkten. Es entfachte in mir einfach das Verlangen ihn zu mir zu ziehen und diese Lippen zu küssen. Blöd, dass ich das nicht machen konnte. Und ob ich mich das einfach so trauen würde, war dann schon wieder eine andere Frage. „Jetzt aber weiter. Du bist dran.“, forderte Uruha mich plötzlich auf und riss mich so aus meinen Träumen und Fragen. Ich nickte bloß und drehte die Flasche mit viel Schwung, versuchte mir dabei schnell zu überlegen, was ich fragen bzw. verlangen könnte. Die Flasche blieb stehen und zeigte auf Aoi. „Wahrheit oder Pflicht?“ „Pflicht.“, kam es wie aus der Pistole geschossen und ich stockte. Was sollte ich jetzt fragen? Ich war in solchen Sachen einfach ziemlich unkreativ und wollte eigentlich auch nichts anstößiges verlangen, auch wenn Aoi das sicher recht gewesen wäre. „Ähm...“ „Lass ihn einfach Jin küssen.“, flüsterte Uruha mir aus heiterem Himmel ins Ohr und mir lief ein Schauer über den Rücken. Wieso musste er nur immer so nah kommen? Ich könnte seine Lippen direkt auf meiner Haut spüren. „Wieso?“ „Da wird er nicht meckern und du musst dir nichts mehr ausdenken.“ „Wo werde ich nicht meckern?“, wollte Aoi wissen. Aber sein selbstsicheres Grinsen verriet, dass ihm fast alles recht war. „Küss Jin.“, forderte ich also und es dauerte nicht mal eine Sekunde, da schienen Aoi’s Lippen schon an denen von Jin festzukleben. Man sah ihre Zungen immer wieder zwischen ihren Mündern wechseln und leichtes Schmatzen war zu hören. Sie schienen vollkommen auszublenden, dass wir noch im Raum waren. Ich ließ sie eine Weile so weiter machen, bis Jin von Aoi niedergedrückt wurde und ich entschied, dass es genug war. Sonst würden wir hier gleich noch einen Live-Porno erleben und das wollte niemand. Nur Uruha vielleicht. Murrend lösten sich die Beiden voneinander, schienen aber offensichtlich ohne Worte auszumachen, dass sie am Abend da weitermachen würden, wo sie hier unterbrochen worden waren. Na wenigstens war Uruhas und mein Zimmer ein paar Türen weiter, sodass wir nicht gestört werden konnten. „Sagt mal. Ihr habt doch was am laufen.“, stellte Uruha fest, musterte die Beiden neugierig. „Die Frage ist nur, ob es sich hier bloß um Friendship with Benefits handelt oder etwas Anderes.“ „Wir sind seit ein paar Wochen zusammen.“, erklärte Aoi und schloss Jin in seine Arme. „Vorher war es wirklich nur für hin und wieder aber inzwischen haben wir entschieden, dass da mehr ist. Was allerdings auch zur Folge hat, dass wir es jetzt wesentlich öfter tun als davor.“ „Ja danke, das wollten wir jetzt gar nicht wissen.“ Ich lachte. Ja, ich lachte, denn ich freute mich für sie. Warum auch nicht? Es war doch schön, dass sie zusammengefunden hatten....Was mich auch schon wieder auf ein anderes Thema brachte und mich unauffällig zu Uruha schielen ließ. Verdammt! Ich sollte damit aufhören! „Ruha!!!“ Whut? Ich sah auf und musste feststellen, dass Aoi die Flasche bereits gedreht hatte und sie bei Uruha stehengeblieben war. Gott sei Dank nicht bei mir. Irgendwie hatte ich immer noch relativ wenig Spaß an diesem Spiel. „Okay, ich nehme Pflicht.“, entschied Uruha und ich war gespannt, was Aoi sich für ihn ausdachte. „Wunderbare Entscheidung.“ Aoi sah zu mir. Na toll. Es hatte also irgendwas mit mir zu tun. Bitte tu nicht das, was ich befürchte. „Du wirst jetzt Kai küssen. Und zwar richtig. Mit Zunge.“ Fuck. „Aber...Aber Rin!“ „Rin wird davon nichts erfahren, außerdem ist das hier bloß unter Freunden und Uruha ist ein Kerl und hetero. Sie sollte darin kein großes Problem sehen. Außerdem wird sie wohl eher bereuen, nicht dabei gewesen zu sein.“ Mist, da kam ich nicht gegen an. Rin war ein Fan von japanischer Rockmusik. Aus mir unerfindlichen Gründen liebte sie den Fanservice, den die Musiker manchmal auf der Bühne zum Besten gaben. Sie würde wahrscheinlich quietschend und fröhlich vor uns sitzen und nur darauf warten, dass wir uns küssten. Was mich auch gleich wieder auf den Punkt brachte. Ich spürte Uruha’s Finger an meinem Kinn, welche meinen Kopf sanft in seine Richtung drückten. Er war schon verdammt nahe. Uruha ist hetero! Er ist hetero! Immer wieder schoss mir dieser Gedanke durch den Kopf, als sich Uruha’s Lippen meinen näherten. Es war doch nur ein Spiel für ihn... Aber das änderte nichts daran, dass ich mich nichts sehnlicher wünschte, als ihn zu küssen. Und das nervte mich. Dieses ewige hin und her meiner Gedanken zwischen den Tatsachen, dass Kouyou nicht auf Männer stand, dass ich mich in ihn verliebt hatte und dass ich ihn einfach küssen wollte. Aber wenn ich kurz davor war es einfach zu tun, kam mir wieder in den Sinn, dass er nicht schwul war. Deshalb konnte ich mich jetzt einfach nicht darauf einlassen und die Gelegenheit nutzen, dass er kurz davor war mir von sich aus und bei vollem Verstand den ersehnten Kuss zu geben. Eigentlich wollte ich weiter protestieren, ihn von mir weg stoßen. Aber ich konnte es nicht. Und ehe ich mich versah, lagen seine Lippen auf meinen. Meine Starre entwich und ich drückte mich wie automatisch gegen ihn. Es fühlte sich einfach zu gut an. Mein ganzer Körper kribbelte und unsere Lippen wurden zum Mittelpunkt meiner Wahrnehmung. Ich vergaß, dass wir nicht alleine waren. Meine ganzen Zweifel schienen kurzzeitig wie weggefegt und ich genoss es einfach. Leider dauerte das wirklich nur kurz und gerade, als Uruha seine Zunge zwischen meinen Lippen hindurch schob, kehrten meine Gedanken zu mir zurück und ich drückte ihn von mir. „Kai! Das ist gegen die Regel!“, meckerte Jin laut. „Seine Zunge war in meinem Mund, wir haben uns so geküsst, wie Aoi es wollte.“ Und Jin wurde still. Denn es stimmte ja auch. Mich selbst verfluchend, dass ich den Kuss wirklich unterbrochen hatte und Uruha’s prüfende Blicke auf mir hatte, biss ich mir auf die Unterlippe um so wenigstens noch ein wenig von ihm schmecken zu können. Ich war wirklich erbärmlich. „Da haben wir nichts gegen zu setzen.“, half Rui mir weiter und forderte Uruha auf zu drehen. Dieses Mal blieb die Flasche bei Jin stehen. Manabu und Rui schienen vollkommen außen vor, was aber wahrscheinlich auch gut war. Zumindest für Manabu und Rui interessierte sich sowieso nicht so sehr für solche Spiele. Zumindest nicht, solange kein Mädchen anwesend war. Uruha wollte gerade den Mund auf machen doch prompt kam Jin ihm dazwischen.
„Stop! Ich bin dran und ich habe vorher mit mir selbst ausgemacht, dass ich Kai sein Geschenk gebe, wenn die Flasche das erste Mal bei mir anhält.“ Dann würde ich jetzt also erfahren, was in dem mysteriösen Karton war, den er so schnell versteckt hatte. Auch nicht schlecht.
Neugierig nahm ich das, in buntes Papier eingewickelte, Geschenk an und öffnete es umgehend. Meine Sorgen waren kurz vergessen. Und anscheinend schien niemand außer Jin zu wissen, was drin war, denn alle beugten sich ebenfalls gespannt zu mir, um einen Blick in das Innere der ominösen Schachtel zu werfen. Doch als ich den Deckel anhob, erstarrte ich. Und plötzlich waren alle still. Nur Aoi und Jin nicht, welche sich fröhlich ein High-Five gaben und laut anfingen zu lachen. Ich war sprachlos. Wirklich. Ich glaube, ich hatte noch nie zuvor das Gefühl, meine Zunge so derart tief im Hals stecken zu haben. „Jin?“, erhob Rui ein wenig vorwurfsvoll das Wort. „Was? Der ist perfekt für Anfänger geeignet! Mir ist er etwas zu klein, aber für Rin...“ „Du hast den ausprobiert?!?“
 „NEIN! Ich habe bloß auch so einen!“ „Ein...D...Dildo?“, brachte Manabu mit ebenfalls geschockter Stimme hervor. Erstaunlich, dass er sich schneller gefangen hatte als ich. „Das ist kein Dildo! Das ist ein Vibrator! Außerdem, was ist denn schlimmes dabei?“ Wie um zu demonstrieren, dass von diesem Ding keine Gefahr ausging, nahm Aoi es an sich und hielt es in die Luft. Er betätigte irgendeinen Knopf, denn ein leises Summen flutete den Raum und ES bewegte sich leicht hin und her. „Und die Vibration lässt sich noch viel höher stellen.“, grinste er dreckig. „Ich kann das nicht annehmen, Jin.“, gab ich ganz leise von mir und versuchte krampfhaft nicht auf den Vibrator in Aoi’s Hand zu sehen. „Klar kannst du! Und wenn du noch nicht bereit dafür bist, ihn mit Rin auszuprobieren, dann verstaue ihn erst mal irgendwo. Aber behalte ihn auf jeden Fall!“ Von wegen, der erste Teil von Jins Geschenk wäre unspektakulär. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)