Herzensangelegenheiten von hiatari (Rose Weasley x Scorpius Malfoy) ================================================================================ Kapitel 1: Streiche ------------------- Rose Weasley und Scorpius Malfoy waren Rivalen. Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, sich mit ihm anzulegen, obwohl ihr Vater sie doch an ihrem ersten Tag auf dem Bahnsteig dazu animierte, ihn in jeder Prüfung zu schlagen. Sie hatte gar keinen Grund darin gesehen, wollte für sich lernen und nicht dafür, besser zu sein als Malfoy. Allerdings hatte sie ihre Meinung schnell wieder geändert, als er es besonders witzig fand, sie bei ihrer Fahrt über den Schwarzen See aus dem Boot zu schubsen. Scheinbar hatte nicht nur ihr Vater versucht, sich in das Leben seines Kindes einzumischen. Und weil sie sich danach wie ein begossener Pudel vor der gesamten Schule präsentieren musste, schwor sie sich Rache. Zuckersüße, teuflische Rache. Rose war froh, den Ehrgeiz ihrer Mutter geerbt zu haben, ansonsten hätte sie vielleicht längst aufgegeben und sich in der nächsten Ecke verkrochen, um all dem zu entfliehen. Außerdem war sie nicht nur ehrgeizig, sondern auch sehr darauf bedacht, nicht in ihrem Stolz verletzt zu werden. Daran war ihr Vater wohl nicht ganz unschuldig. Und sie gab sogar zu, dass sie unheimlich stur war. Eine gefährliche Mischung für eine Weasley, die auf Kriegsfuß mit einem Malfoy war. Und spätestens nach den ersten drei Tagen in Hogwarts war klar, dass sie sich nicht nur gegen Malfoy behaupten musste, sondern auch gegen ihren eigenen Cousin, denn ganz zu ihrem Bedauern klebte Al förmlich an Malfoy, mal ganz davon abgesehen, dass er sie auslachte, nachdem Malfoy sie in den See befördert hatte. Sie war wirklich enttäuscht von Al gewesen. Vor dem ersten September, ihrem ersten Schultag in Hogwarts, waren sie ein Herz und eine Seele gewesen, waren sie doch sozusagen zusammen aufgewachsen. Al hatte ihr immer zur Seite gestanden. Als James versucht hatte, ihr die roten Locken vom Kopf zu fackeln, als Fred sie mit Stinkbomben durch den ganzen Fuchsbau jagte oder wenn ihre Großmutter Molly wieder einmal versuchte, ihr die Schuld an dem Chaos in ihrem Haus zu geben, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Und plötzlich war er fort, hatte sich mit einem Malfoy verbündet. Kein Wunder also, dass beide nach der Aktion mit dem See in Slytherin gelandet sind. Zwar hielt Al sich mit seinen Streichen zurück, denn dafür war eher sein Bruder zuständig, allerdings hielt er Malfoy auch nicht von seinen Plänen ab, Rose das Leben schwer zu machen. Sie musste zugeben, dass sie sich bis jetzt wirklich gut geschlagen hatte. Zumindest hatte man sie um einiges weniger bei ihren Racheplänen erwischt als Malfoy. Und einige Aktionen sind tatsächlich so gut gelungen, dass sie sich dazu gratulieren musste. Malfoys blondes Haar in einem giftgrün erstrahlen zu sehen war einer dieser Momente gewesen, die sie nie vergessen würde. Nun jedoch, zu Beginn ihres sechsten Jahres in Hogwarts, schwor sie sich, während der Hogwarts-Express der Schule immer näher kam und die Landschaft an ihr vorbei rauschte, von diesen Streichen ein für alle Mal abzulassen. Seit letztem Jahr hatte sich nicht nur ihr Verhalten, sondern auch das von Malfoy stark verbessert. Sie waren wohl langsam erwachsen geworden. Und wahrscheinlich hätte sein Vater ihm die Hölle heiß gemacht, wenn er in den ZAGs versagt hätte. Trotzdem würde sie ihm lieber aus dem Weg gehen, man wusste ja nie, was diesem Jungen noch so im Kopf herumschwebte. Stattdessen würde sie sich voll und ganz auf ihre Tests konzentrieren, um dann in ihrem letzten Jahr die UTZ-Prüfung mit den besten Noten bestehen zu können. Außerdem musste sie sich endlich mal ein Privatleben zulegen, etwas mit ihren Freunden unternehmen, die hauptsächlich gleichzeitig Mitglieder ihrer Familie waren, James die Stirn bieten, wenn er mal wieder beim Quidditchtraining den Kopf zu hoch in den Wolken hatte, und vielleicht würde sich dieses Jahr auch mal ein netter Junge für sie interessieren… Allerdings… Wenn sie so ihrer Cousine Dominique und ihren Freundinnen lauschte, mit denen sie sich ein Abteil teilte, dann war sie sich nicht sicher, ob sich überhaupt je ein Junge für sie interessieren würde. Rose wusste, dass sie eher unscheinbar war, bis vor einem Jahr glich ihr Verhalten eher dem eines Jungen als dem eines Mädchens. Für Kosmetik und Mode hatte sie sich noch nie sonderlich interessiert, sie trug sowieso die meiste Zeit die Schuluniform. Sie war nur froh, wenn sie es mal schaffte, ihre wilde Lockenpracht zu bändigen. Vielleicht sollte sie doch lieber für dieses Jahr ein intaktes Liebesleben von ihrer Liste streichen. Daraus würde sowieso nichts werden… ♥ Es war eine Woche nach Schulbeginn, als Scorpius Malfoy und Albus Potter beim Frühstück in der Großen Halle den Gryffindortisch ansteuerten. Rose schwante nichts Gutes bei ihrem Anblick. Sie liebte ihren Cousin, wirklich, auch wenn er ein verdammter Slytherin geworden war, aber dieses Grinsen, das beiden Jungs aufs Gesicht gepflanzt war, bereitete ihr Unbehagen. Sie schob ihr Müsli weit von sich, als sie bemerkte, dass sie zu ihr wollten. Wenn sie Malfoy sah, verging ihr der Appetit. „Weasley“, begrüßte Malfoy sie grinsend und schob ein paar Zweitklässler, die rechts von ihr saßen, zur Seite, um sich zu setzen. Die Viertklässler zu ihrer Rechten rutschten freiwillig ein Stück, damit Al sich setzen konnte. „Was willst du, Malfoy?“, fragte sie gereizt. Malfoy am frühen Morgen. Das konnte wirklich nichts Gutes bedeuten. „Frieden, Weasley“, erwiderte Malfoy und plötzlich war sein Gesicht der pure Ernst. „Einfach nur Frieden.“ Rose, die gerade einen Schluck von ihrem Tee genommen hatte, verschluckte sich vor Erstaunen über das Gehörte. Hatte er tatsächlich gerade vorgeschlagen, ihr Kriegsbeil zu begraben? Hilfsbereit klopfte Al ihr auf den Rücken, während Malfoy sein Anliegen noch weiter ausführte. „Na ja, wir sind nun in unserem sechsten Jahr hier in Hogwarts. Der Ernst des Lebens beginnt, wir sind doch erwachsen. Und da brauchst du gar nicht so überrascht zu gucken. Ich werde langsam zu alt für so etwas.“ Rose war sich bewusst darüber, dass ihr Gesicht einer ungläubigen Fratze nicht unähnlich war, doch es fiel ihr schwer, Malfyos theatralischer Rede Glauben zu schenken. „Wo ist der Haken an der Sache?“, fragte sie misstrauisch. An dieser Sache musste einfach etwas faul sein. Beschwichtigend hob Malfoy die Hände. „Kein Haken. Wirklich. Du hast mein Wort darauf, dass du von meiner Seite aus keine weiteren Streiche zu erwarten hast. Ich lasse dich in Ruhe, wenn ich von dir erwarten kann, dass du auch mich in Frieden ziehen lässt.“ Scorpius Malfoy und sein Wort darauf geben? Rose kam die ganze Geschichte immer unglaubwürdiger vor, je mehr Malfoy erzählte. Als sie sich immer noch nicht zu seinem Vorschlag äußerte, seufzte Malfoy ergeben. „Na schön, was hältst du davon. Zehn Galleonen zahlt derjenige, der als erstes gegen die Abmachungen verstößt.“ Na das war doch endlich mal ein Angebot nach Roses Geschmack. Zehn Galleonen waren kein Pappenstiel. Sie würde es sicher nicht darauf anlegen, diese Summe an Malfoy zahlen zu müssen. Und vielleicht würde Malfoy sie dann auch endlich in Ruhe lassen. Falls nicht, hatte sie ein bisschen mehr Taschengeld für den nächsten Hogsmeade-Ausflug. „Abgemacht, Malfoy. Zehn Galleonen, und keinen Knut weniger.“ Sie streckte dem blonden Slytherin die Hand entgegen und er schlug ein. „Kein Knut weniger“, wiederholte er, und das Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. Zwar bekam sie bei seinem Grinsen gleich wieder ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache, und sie überlegte, ob sie nicht gerade einen großen Fehler begangen hatte, während sich Al und Malfoy wieder an den Slytherintisch zurückzogen, doch sie wollte nun auch nicht mehr den Schwanz einziehen und alles rückgängig machen. Vielleicht malte sie ja sogar nur den Teufel an die Wand, schätzte Malfoy falsch ein. Schließlich könnte er tatsächlich langsam zur Vernunft gekommen sein, so wie sie selbst. Gerade wollte sie sich wieder ihrer Müslischüssel zuwenden, als sie erneut Besuch bekam. Dieses Mal war es ihre Cousine Dominique, deren blaue Augen ihr neugierig entgegen strahlten. Skeptisch blinzelte Rose sie an. „Was wollte er hier?“, erkundigte sich Dom aufgeregt. Rose musste nicht einmal nachfragen, von vom sie sprach, denn der Blick ihrer Cousine wanderte auffällig genug zum Slytherintisch. „Sag bloß, ihr habt endlich diesen Kindergarten aufgegeben.“ Rose nickte bestätigend und schob sich einen Löffel ihres pappigen Müslis in den Mund. „Ich hatte schon letztes Jahr keine große Lust mehr auf den Mist.“ „Sehr vernünftig, Rosie“, lobte Dominique. „Und da ihr dies alles nun endlich hinter euch gelassen habt, könnt ihr ja vielleicht sogar mal miteinander ausgehen.“ Zum zweiten Mal an diesem Morgen verschluckte sich Rose und musste so stark husten, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Ausgehen? Mit Malfoy? Sie? Konnte es sein, dass Dom sich da ein wenig vertat? „Ich verstehe nicht, was dein Problem ist“, meinte Dom mit gespitzten Lippen und reichte Rose ein Taschentuch. „Für dich mag dies vielleicht ein wenig überraschend kommen, doch Scorpius Malfoy ist durchaus sehr attraktiv. Und ihr hattet nun fünf Jahre, um euch ein wenig zu beschnuppern. Es wird wirklich Zeit, dass ihr den nächsten Schritt wagt.“ Rose rang rasselnd nach Atem, wobei sie dabei einem Dementor starke Konkurrenz machte. Doms Aussage, dass sie mal mit Malfoy ausgehen könnte, hätte sie ja vielleicht noch als kleinen Scherz abtun können, aber jetzt bezeichnete sie ihn auch noch als attraktiv! Sie schien es tatsächlich ernst zu meinen. „Dom, ehrlich, die letzten fünf Jahre haben wir damit zugebracht zu versuchen, den jeweils anderen auf möglichst spektakuläre Art und Weise in die Luft zu sprengen. Ich würde mich eher vom Astronomieturm stürzen, als einem Date mit ihm zuzustimmen!“ „Wir werden ja sehen, Rosie“, trällerte Dominique mit engelsgleicher Stimme und schwebte davon, ohne Rose noch die Chance einer Erwiderung zu geben. Rose starrte ihr mit gerunzelter Stirn hinterher und konnte sie um ihren Abgang nur beneiden. Diese verdammten Veela-Gene aber auch! Rose beeilte sich, ihr Frühstück zu beenden, bevor sie erneut davon abgehalten werden konnte, und warf dann einen Blick auf ihre Armbanduhr. Zeit, sich endlich auf den Weg zum Unterricht zu machen. Da hatte sie wenigstens ihre Ruhe vor merkwürdigen Gesprächen. Sie stand auf und reihte sich in den Strom der Schüler ein, die den Weg aus der Großen Halle suchten. ♥ Rose war überrascht, aber auch mehr als misstrauisch, dass sie ihren Vormittag unbeschadet überstanden hatte. Okay, Dominique hatte sie während Zauberkunst und Verteidigung gegen die dunklen Künste mit kleinen Zettelchen bombardiert, sodass es ein Wunder war, dass die Lehrer nicht einen davon bemerkt hatten. Den ersten Nachrichten hatte sie noch ihre Aufmerksamkeit geschenkt, aber als Dom wieder damit begann ihr ins kleinste Detail zu beschreiben, was denn genau an Malfoy attraktiv war, beschränkte sie sich darauf, das Pergament einfach heimlich unter dem Tisch mit ihrem Zauberstab zu verbrennen. Zwar war ihre Cousine deshalb ziemlich beleidigt gewesen, hatte jedoch trotzdem nicht aufgegeben. Selber schuld, wenn sie nicht wusste wann es Zeit war aufzuhören. Aber es war nicht nur Doms Zettelkrieg, den Rose überlebt hatte. Malfoy hatte sich auffällig still verhalten, dabei hatte sie fest damit gerechnet, dass er sie mit der ganzen Aktion vom Morgen wieder einmal nur auf den Arm nehmen wollte und gar nicht vorhatte, den Waffenstillstand beizubehalten. Doch nichts war geschehen. Keine Flüche auf den Gängen, keine Stinkbomben im Mittagessen, er hatte nicht einmal Peeves auf sie angesetzt. Nun war ihre letzte Stunde für heute gekommen. Zaubertränke, und das auch noch zusammen mit den Slytherins. Rose schwante wirklich Übles, deshalb sah sie sich auch misstrauisch um, während sie vor dem Klassenraum auf den alten Slughorn warteten. Dies brachte Rose einige merkwürdige Blicke ein, doch das war ihr egal. Höchste Vorsicht war geboten! „Na Weasley, traust du mir etwa nicht?“ Rose zuckte sichtlich zusammen und fuhr herum, erblickte Malfoy, der nun direkt vor ihr stand. Das breite Grinsen, mit dem er sie bedachte, hätte sie ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen. „Was glaubst du denn?“, fauchte sie ihm entgegen. Malfoy schürzte die Lippen. „Ich sagte dir doch, dass ich Frieden möchte. Wieso sollte ich jetzt plötzlich meine Meinung ändern und dabei auch noch zehn Galleonen aufs Spiel setzen?“ War seine Frage tatsächlich ernst gemeint? Rose fiel einiges ein, was sie ihm als Antwort an den Kopf werfen könnte, doch stattdessen sagte sie gar nichts. Er war den Atem nicht wert, den sie an ihn verschwendet hätte. So zuckte sie lediglich mit den Schultern. Malfoy zumindest schien diese vage Geste als Bestätigung dafür zu sehen, dass sie ihm glauben und nicht weiter mit einer Verletzung ihrer Vereinbarung rechnen würde. „Siehst du, alles ist gut. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen und alle Leute böse angucken zu müssen“, meinte er und klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter, ehe er zurück zu seinen Slytherinfreunden ging. Rose konnte darüber nur den Kopf schütteln und genervt die Augen verdrehen. Wusste er denn nicht, dass er sich mit dieser Aktion noch verdächtiger gemacht hatte? Professor Slughorn kam den Gang entlang und schloss das Klassenzimmer auf, bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, was Malfoy eventuell planen könnte, um ihr das Leben schwer zu machen. Es war in diesem Jahr die erste Zaubertrankstunde für sie und zudem hatte sie dieses Fach nach ihren gelungenen ZAG-Prüfungen auf UTZ-Niveau gewählt. Sie wusste zwar noch nicht, was sie nach der Schule machen wollte, doch ihre Mutter hatte ihr erklärt, dass es keinesfalls schaden würde, wenn sie Zaubertränke auch weiterhin belegte. Leider hieß das für sie, dass sie Dominique in diesen Stunden nicht mehr an ihrer Seite hatte (was heute allerdings ein wahrer Segen war), aber auch, dass sie Malfoy immer noch an der Backe haben würde. Außerdem war sie sich sicher, dass Slughorn auch dieses Jahr den Slug-Club aufrecht erhalten würde, und das bedeutete wiederum, dass sie sich auch an einigen ausgewählten Abenden mit Malfoy herum schlagen müsste. Seit ihrem ersten Jahr hatte sie einen festen Platz im Slug-Club, was hauptsächlich auf die Rolle ihrer Eltern in dieser ganzen Voldemort-Sache zurückzuführen war. Slughorns absoluter Liebling war allerdings Al. Dies war auch nicht weiter verwunderlich, denn schließlich war er der Sohn des großen Harry Potter und sah seinem Vater dabei auch noch unheimlich ähnlich. Scorpius Malfoy schien es aber tatsächlich durch sein Talent für Zaubertränke in den Club geschafft zu haben, denn wie sie von ihren Eltern wusste, hatte sein Vater Draco nicht viel mit Slughorn zu schaffen gehabt. Zumindest schien sich im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert zu haben – außer dass sie nun in kleinerer Gruppe unterrichtet wurden, nachdem einige das Fach abgewählt hatten – denn Al und Malfoy wurden von dem alten, kahlköpfigen Professor gleich wieder dazu genötigt, sich in die erste Reihe zu setzen. Rose selbst setzte sich zu Ian Finnigan, Marc Adams und Sarah Jones an den Tisch. Die drei gehörten zu den wenigen Gryffindors, die das Fach nicht abgewählt hatten. „Alles beim Alten, nicht wahr?“, meinte Ian, kramte sein Lehrbuch aus der Tasche und nickte mit dem Kopf Richtung Slughorn. Rose tat es ihm gleich und ließ anschließend ihre Tasche unter den Tisch gleiten. „Hattest du denn etwas anderes erwartet?“, erwiderte sie. Ian grinste. „Um ehrlich zu sein: Nein.“ Im vorderen Bereich des Klassenraums schickte Slughorn sich nun an, ihnen allen seine Aufmerksamkeit zu schenken und den Unterricht zu beginnen. Er setzte ein breites Lächeln auf und strahlte in die Runde. „Willkommen! Ich freue mich, dass Sie sich dazu entschieden haben, weiterhin am Zaubertränkeunterricht teilzunehmen. Glauben Sie nicht, dass es nun leichter wird. Schon heute fangen wir mit einem äußerst komplizierten Trank an. Nur wenigen ist es bislang gelungen, ihn perfekt zu brauen.“ Bei Slughorns Ansprache kamen ihr sofort wieder die Worte ihres Vaters in den Sinn, die er irgendwann kurz vor Ende der Sommerferien beim gemeinsamen Abendessen hatte loswerden müssen. „Pass auf, Rosie, ich wette der alte Slughorn beginnt seinen Unterricht mit dem Trank der lebenden Toten, und dann fängt er davon an, wie toll Harry das damals doch gelungen ist.“ Und tatsächlich sollte Ron Weasley Recht behalten, denn… „Ich spreche natürlich von ihrem Vater, Mr Potter!“, dröhnte Slughorn stolz und blickte auf Al hinab. „Sein Trank der lebenden Toten hätte uns alle umbringen können!“ Rose verdrehte die Augen und Al war es sichtlich unangenehm, dass Slughorn seinen Vater mal wieder in den höchsten Tönen lobte. „Nun, dann lassen Sie uns anfangen“, sagte Slughorn und rieb sich voller Tatendrang die Hände. „Die Anleitung für den Trank der lebenden Toten finden Sie in Ihren Büchern, die Zutaten dafür erhalten Sie hier vorne von mir.“ Allgemeine Unruhe machte sich im Klassenraum breit, als alle aufsprangen und zu Slughorn eilten, um sich die nötigen Zaubertrankzutaten abzuholen. Einige Momente später jedoch verwandelte sich die Hektik in angespanntes Murmeln, das beinahe im Brodeln der Kessel unterging. Jeder arbeitete konzentriert und vorsichtig. Auch Rose zwang sich dazu, sich voll und ganz dem Zaubertrank zu widmen, der vor ihr im Kessel vor sich hin kochte. Dieser Trank war, richtig gebraut, absolut gefährlich und duldete keinen Moment der Unachtsamkeit. Irgendwann war sie so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnahm. So bemerkte sie auch zu spät, wie jemand neben ihr stolperte und daraufhin eine Flüssigkeit auf ihre rechte Hand und Wange spritzte, die ihre Haut augenblicklich brennen ließ. Ihr gegenüber wich Sarah Jones kreischend zurück und neben ihr jaulte Marc auf. Doch sie hatte keine Zeit, auf die beiden zu achten, geschweige denn auf das Chaos, das um sie herum ausbrach, denn panisch versuchte sie, sich die Flüssigkeit mit dem Ärmel ihres Umhangs von der Hand zu reiben. Aber es war zu spät. Vor ihren Augen schwoll ihre Hand in sekundenschwelle zu der Größe eines Ballons an, dann nahm ihr ihre aufgeplusterte Wange die Sicht. Keuchend fiel Rose zurück und gegen ihren Tisch, halb blind nach Halt suchend. Es war offensichtlich, was hier gerade passiert war, aber welcher Idiot kam auf die hirnrissige Idee, eine Schwell-Lösung mit in den Unterricht zu nehmen und dann auch noch zu verschütten?! – Und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Es konnte doch nur eine Person in Frage kommen. Im Blickfeld ihres nicht geschwollenen Auges erschien Slughorn. „Sind Sie in Ordnung, Miss Weasley?“, fragte er besorgt. Natürlich, dachte Rose sarkastisch, alles ist super. Ich weiß gar nicht, wie Sie darauf kommen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. „Bleiben Sie ganz ruhig, das haben wir gleich wieder.“ Rose konnte nicht sehen, was Slughorn tat, doch einen Moment später kribbelte und kitzelte ihre Haut und kurz darauf hatten Hand und Gesicht ihre ursprüngliche Form und Größe wieder angenommen. Erleichtert seufzte sie auf und hob dann ihren Blick. Die gesamte Klasse hatte sich um ihren Tisch herum versammelt, doch nun, da sie wieder vollkommen normal aussah, galt die Aufmerksamkeit nicht mehr ihr, sondern Marc. Es war kaum zu übersehen, wieso sie ihn anstarrten. Marcs Nase war auf die Größe eines übergroßen Apfels angeschwollen, was ihn nun ein bisschen wie ein Schwein aussehen ließ. Professor Slughorn eilte nun zu ihm und ließ ein paar Tropfen einer Flüssigkeit aus einer kleinen Phiole auf seine Nase fallen. Es dauerte einen Moment, dann hatte auch seine Nase ihre alte Größe wiedererlangt. „Sie beide können wirklich von Glück sprechen, dass ich noch ein wenig Abschwelltrank hier hatte und nicht erst neuen brauen musste“, meinte Slughorn, dann drehte er sich um und fixierte Malfoy, der etwas abseits der Runde stand und ein kleines Glas in der Hand hielt. „Mr Malfoy, was haben Sie sich nur dabei gedacht?!“ „Es tut mir leid, Sir, ich bin gestolpert, und dann…“, stammelte Malfoy, doch ihm wurde nicht die Gelegenheit gegeben, auszureden. „Gestolpert also!“, empörte sich Slughorn. „Wie kommen Sie überhaupt an die Schwell-Lösung?“ Malfoy druckste herum und drehte nervös das Glas in seinen Händen. „Ich wollte nur etwas aus dem Schrank holen und muss mich dabei wohl vergriffen haben. Das Etikett habe ich gar nicht gesehen.“ Rose war ob seiner Worte absolut skeptisch. Wen versuchte er damit zu überzeugen? Für sie war es offensichtlich, dass er die Schwell-Lösung mit voller Absicht verschüttet hatte. Zu ihrem Glück schien auch Slughorn nicht gerade überzeugt. „Sie wollen mir also weiß machen, dass Sie nach fünf Jahren in diesem Fach noch nicht gelernt haben, dass man sorgfältig darauf achtet, was auf einzelnen Behältern und Gläsern steht“, fragte Slughorn ungläubig. „Mit dieser Einstellung sprengen Sie uns alle eines Tages noch einmal in die Luft, wenn Sie sich weiterhin vergreifen.“ „Es tut mir leid, Sir, es wird nicht wieder vorkommen“, sagte Malfoy und senkte schuldbewusst den Blick, so als ob er wüsste, dass er nichts weiter zu sagen brauchte, denn für Slughorn war die Diskussion ganz offensichtlich beendet. „20 Punkte Abzug für Slytherin, dafür, dass Sie uns allen, vor allem aber Miss Weasley und Mr Adams, einen ganz schönen Schrecken eingejagt haben. Und ich will von Ihnen bis morgen zwei Rollen Pergament darüber, was für Vorteile die Beschriftung von Zaubertränken mit sich bringt und wie man sich hier während des Unterrichts zu verhalten hat.“ Slughorn wandte sich von Malfoy ab und schlurfte langsam nach vorne. Die Menge um ihn herum machte ihm Platz. „Und ich dachte, solche Strafarbeiten müsste ich nur an die Erstklässler verteilen“, hörten sie ihn erschöpft murmeln. Mitleid für den alten Professor wallte in Rose auf und sie warf Malfoy einen ärgerlichen Blick zu. Zu ihrer Überraschung sah er genau in ihre Richtung und als er ihren Blick bemerkte, erschien ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht. Empört klappte Rose der Mund auf. Dieser verdammte… Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten. Dieses Grinsen, seine ganze Reaktion, verriet ihr ganz genau, dass er die Schwell-Lösung mit voller Absicht über sie verschüttet hatte. Und wahrscheinlich hatte er nicht mal vorgehabt, sein Wort zu halten, als er an diesem Morgen zu ihr an den Tisch gekommen war. Wieder einmal hatte er nur mit ihr spielen, sie in Sicherheit wiegen wollen. Rose fühlte sich so verarscht, dass sich ihr Ärger ins Unermessliche zu steigern schien. Das schlimmste dabei war aber nicht einmal, dass er die Schwell-Lösung über ihr verschüttet hatte, sondern dass sie auf ihn herein gefallen war. Wie dumm sie doch gewesen war… Gerade wollte sie auf ihn losstürmen, um ihm eine ordentliche Ohrfeige zu verpassen, und das ungeachtet der Konsequenzen, als Slughorn sich vernehmlich räusperte und sie innehalten ließ. „Ich denke es wird nun nicht mehr viel Sinn machen, den Unterricht fortzusetzen, vor allem da einige von Ihnen durch diesen unglücklichen Zwischenfall nichts mehr haben, mit dem sie weiterarbeiten könnten.“ Rose runzelte verwirrt die Stirn ob seiner Worte, doch als sie sich zum ersten Mal seit Malfoys Tat umblickte, erkannte sie, was Slughorn meinte. In der Aufregung waren einige der Kessel umgekippt worden. Sogar ihr eigener war Opfer dieses Vorfalls geworden und ihr nicht einmal halbfertiger Trank bildete eine Pfütze auf dem Tisch, von dem vereinzelte Tropfen auf den Boden platschten. Selbst ihr Lehrbuch lag in einer Tranklache und war vollkommen durchnässt worden. „Wir können von Glück reden, dass ihre Tränke noch nicht so weit waren, dass ernsthaft etwas hätte passieren können“, sagte Slughorn und schwang seinen Zauberstab. Augenblicklich verschwand alles, was noch von ihren Zaubertränken übrig geblieben war. Auch die Seiten von Roses Buch waren wieder trocken, als wäre nie etwas gewesen. Erschöpft seufzte Slughorn auf. „Als Hausaufgabe lesen Sie bitte das Kapitel über den Trank der lebenden Toten. Nächste Stunde werden wir dann versuchen, den Trank noch einmal zu brauen – hoffentlich ohne jegliche Zwischenfälle.“ Er warf einen Seitenblick auf Malfoy, der plötzlich wieder eine Demutsmiene aufgesetzt hatte. „Sie können jetzt gehen.“ Rose packte langsam ihre Tasche, während ihre Mitschüler unter leisem Murmeln den Raum verließen, ließ dabei aber Malfoy nicht aus den Augen. Al, der neben seinem Kumpel stand und wartete, fing ihren Blick auf, und sofort blitzten seine Augen reuevoll und entschuldigend. Rose schnaubte verächtlich und stürmte aus dem Klassenzimmer. Sie wollte niemanden mehr sehen, weder diesen verlogenen Malfoy, noch ihren Cousin, der ihr sonst immer so wichtig gewesen war. Als Gesichtsausdruck nach hatte er ganz genau gewusst, was Malfoy geplant hatte, und trotzdem hatte er heute Morgen die Unschuldsmiene aufgesetzt gehabt und den Vorfall nicht verhindert, der sich soeben im Unterricht abgespielt hatte. Es war wirklich gut zu wissen, dass ihm sein Kumpel mehr bedeutete als seine Cousine… „Rose, warte!“ Albus‘ Stimme hallte hinter ihr durch den Gang. Sie ignorierte ihn und beschleunigte ihren Schritt sogar noch, bloß, um so schnell wie möglich von ihm wegzukommen. „Rosie, bitte!“ Al griff ihr von hinten an die Schulter und hinderte sie so daran, weiterzugehen. Rose fuhr herum und schlug ärgerlich seine Hand weg. „Was willst du, Al?“, fauchte sie und ihr Cousin wich unwillkürlich ein Stück vor ihr zurück. Doch dann fasste sich Al ein Herz. „Du musst mir glauben, Rosie. Ich hatte keine Ahnung. Er hat mir nichts davon erzählt und ich dachte wirklich, dass er diesen Waffenstillstand ernst meinte“, verteidigte er sich. Für einen Moment war Rose versucht, ihm zu glauben, doch dann entschied sie, dass sie für einen Tag genug verarscht worden war. „Lass gut sein, Al“, meinte sie erschöpft und wandte sich um. Und dieses Mal ließ Al sie ziehen. ♥ ♥ ♥ Hallo. :) Zum ersten Mal wage ich mich an Harry Potter heran. Den Großteil dieses Kapitels habe ich schon letztes Jahr im Sommerurlaub geschrieben, aber da ich letzte Woche in London war und dort in den WB Studios, wo Harry Potter gedreht wurde, habe ich wieder richtig Lust bekommen, die FF weiter zu bearbeiten. :D Das nächste Kapitel ist auch so gut wie fertig, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich nicht regelmäßig werde updaten können, weil ich durch mein duales Studium doch sehr wenig Zeit habe. Ich gebe mir aber Mühe. ;) Ich hoffe, euch hat der Anfang gefallen. Natürlich ist Slughorn schon sehr alt, aber ich finde ihn irgendwie knuffig und brauche ihn noch für die spätere Handlung, deswegen muss er eben auch im hohen Alter noch unterrichten. xD So, noch einen schönen Abend euch. Gruß, Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)