Moonlight Shadow von SeKaYa ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 ~*~*~ Es brauchte keinen Experten, um festzustellen, dass Snape angefressen war. Er machte eine Miene, als wäre Weihnachten für die nächsten hundert Jahre abgesagt und Snape musste es all den kleinen Kindern erzählen. Der Vergleich hinkte, aber James hatte keine Idee für einen besseren. Nicht, wenn man versuchen wollte zu erklären, dass Snape noch finsterer als sonst aussah. "Was ist denn mit dir los?", fragte James, aber eigentlich wollte er es gar nicht wissen. Wenn etwas Snape die Laune verhagelte, und die Chancen hoch standen, dass es nicht wegen James' guter Laune war, konnte es ihn nur deprimieren. Oder umbringen, wenn Snapes Blick ein Indikator war. "Oh, nichts", sagte Snape eisig. "Nur deine Eltern. Ich erwarte eine Klage auf Schadensersatz und Schmerzensgeld, wenn nicht sogar eine Verhaftung mit lebenslanger Einkerkerung in Askaban." James starrte und eine vage Sorge regte sich in seiner Brust. "Was hast du mit ihnen gemacht?", fragte er scharf. Er wusste nicht, zu was Snape fähig war, aber wenn er seine Eltern angegriffen hatte ... Snape warf ihm einen langen Blick zu. "Typisch Potter", sagte er. "Wenn irgendwas passiert, ist immer der Slytherin schuld. Scheint, als fällt da der Apfel nicht weit vom Stamm." James runzelte die Stirn. Er wusste nicht genau, woher diese Wendung kam, aber er konnte sich denken, dass Snape ihn mit seinem Vater verglich. Und das nicht sehr freundlich. Was auch immer Snape da sagte – James war sauer. Wer glaubte Snape eigentlich, der er war? "Ach, und du bist so viel besser?", schnappte er. "So von wegen Vater und Sohn, was ist denn mit dir, eh? Dein Vater steckt vermutlich noch tiefer in den Dunklen Künsten als du, was?" Snapes Blick war ungläubig. James grinste in sich hinein. Erwischt! Auch wenn er nicht ganz verstand, was Snape daran so überraschte. Er bekam jedoch nicht die Zeit, lange darüber nachzudenken. Snape lachte hohl auf. "Du vergleichst da Äpfel mit Birnen, Potter." Was meinte Snape jetzt schon wieder? Erst fing er mit fallenden Äpfeln an, lachte über seinen schwarzmagischen Vater und dann begann er mit Birnen. Was als nächstes? Bananen? Scheinbar hatte er letzteres laut gesagt, denn Snape sah ihn so seltsam an. "Bananen sind Beeren", bemerkte er kühl, "und gehören demnach zu einer ganz anderen Art Frucht. Genauso gut könntest du Erdnüsse mit Walnüssen vergleichen –" "Da beides Nüsse sind?", schlussfolgerte James. "Nein! Erdnüsse sind keine Nüsse! Aber du bist eine, nämlich eine hohle!" Snape warf sich in einer vollkommen uncharakteristischen Manier aufs Bett. "Und lenk nicht vom Thema ab." James schnaubte. Wo auch immer Snape gewesen war, offensichtlich hatte er sich den Kopf gestoßen – schon wieder. Erdnüsse waren keine Nüsse und Bananen waren Beeren. Demnächst erzählte Snape ihm noch, dass Kirschen eigentlich Pflaumen waren. "Welches ist das? Obst?" "Die Unmöglichkeit der Potters." Snape funkelte ihn an. "Weißt du, dass dein Vater behauptet, ich wäre schuld?" James blinzelte. "Wieso?" "Woher soll ich das wissen? Ich kann mich schlecht in die Gedankenwelt eines Gryffindortierchens hineinversetzen. Selbst Amöben weisen da mehr Denkstrukturen auf." James gab es auf. Was auch immer Snape so ärgerte, es war unverständlich. Er vermutete, dass Snape irgendwelche dubiosen Bücher gelesen hatte und ihm jetzt wahllos Begriffe daraus an den Kopf knallte. Sicher, er wusste im Groben, dass Snape ihn beleidigt hatte, aber er wusste nicht genau, womit. Aber fragen? Nein! Stattdessen beschloss er, Snape damit aufzuziehen, dass er zumindest Besuch bekam. Leider reagierte Snape nicht so, wie James es sich gedacht hatte. ooOoo Severus starrte Potter an. Dann starrte er noch ein wenig länger. Hatte er grade richtig gehört? Hack nicht auf meinen Eltern rum, nur weil deine dich nicht besuchen? Severus wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er überlegte sogar, beides zu tun. Vor lachen weinen. Oder doch eher weinen und aus purer Verzweiflung dabei lachen? Er wusste wirklich nicht, wie er auf Potters Bemerkung reagieren sollte. Es war unmöglich, eine Antwort zu geben, ohne etwas über seine Familie zu verraten, und auch wenn Potter offensichtlich keinen blassen Schimmer von ihr hatte, Severus hatte nicht vor, es ihm unter die Nase zu reiben. Er konnte Potter nicht sagen: Mein Vater ist ein Muggel. Er könnte mich nicht mal besuchen, wenn er wollte, da er an den Muggelabwehrzaubern scheitern würde. Und das bedeutet eben auch, dass er kein Schwarzmagier sein kann. Aber Severus sagte das nicht. Er sah Potter nur an. Dann schüttelte er den Kopf. "Wenn ich deine Eltern hätte, würde ich sowieso nicht wollen, dass die mich besuchen", erwiderte er. "Und ich kann von meinen Eltern zumindest sagen, dass sie mich nur dann beschuldigen, wenn es einen Tatbestand gibt, für den ich verantwortlich sein kann." Dass es, da er ja ein Zauberer war, für seinen Vater fast alles mit einschloss, verschwieg er wohlweislich. Das ging Potter nichts an. Es war privat. Abgesehen davon war es peinlich, irgendwie. Severus schnaufte. Potter schien verwirrt zu sein. Oder er verstand einfach nicht, worauf Severus hinauswollte. Zum Glück war Potters Meinung vollkommen unwichtig. "Und wegen was haben meine Eltern dich beschuldigt?", fragte Potter. "Du wirfst selbst nur mit Anschuldigungen herum und –" "Sie sagten – oder eher, dein Vater sagte – dass ich an allem schuld wäre. Die Werwolf-Attacke, denn offensichtlich hat er mich mit Black verwechselt, und auch die Tatsache, dass du von einem Werwolf angefallen wurdest – ich meine, ich wurde ja nicht angefallen, ich tue ja nur so ..." Severus lächelte schief. "Ich habe, seiner Meinung nach, deine komplette Zukunft versaut. Vielleicht sollte ich stolz darauf sein, was meinst du?" Potter schwieg. Dann seufzte er. "Es ist nicht deine Schuld per se, aber wärst du nicht dort gewesen, dann –" "– dann hättest du nicht versucht, dich von einem Werwolf fressen zu lassen?" "Ich habe versucht, dich zu retten!" Potter wirkte empört darüber. Vermutlich, weil Severus nicht in Lobhudeleien ausbrach und vor Dankbarkeit zerfloss. Dass Potter nun auch noch die Röte ins Gesicht stieg, schien Severus' Vermutung nur noch zu bestätigen. "Und ich habe Schlimmeres verhindert!" Severus runzelte die Stirn. "Tatsächlich? Er hat mich nur angenagt statt einen großen Bissen zu nehmen? Und das, wo ich doch eh ungenießbar bin!" Potter wurde noch eine Spur röter. Dieses Mal jedoch vor Ärger. Severus unterdrückte ein bösartiges Grinsen. Er wusste eigentlich, dass die ganze Sache nicht lustig war, aber er konnte nicht anders. Vielleicht war es die Chance, seinen Frust an jemand anderem auszulassen. Es war in gewisser Weise eine kleine Genugtuung. "Die Sache ist ernst!", platzte es aus Potter raus, der offensichtlich Severus' Sicht der Dinge nicht teilte. "Verdammt nochmal, Snape, wir sind vermutlich beide Werwölfe! Und auch wenn du es mir nicht glaubst, ich wollte nie ... es war ... ich meine ..." Potter verstummte. Severus sah ihn ausdruckslos an. "Ich denke, ich bin mir der Situation mehr bewusst als du es bist, Potter", sagte er kühl. "Denn was auch immer dein Vater behauptet, solange er zu dir steht, hast du nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Außer natürlich, du hast all die Jahre lang gelogen, als du immer wieder mit dem Reichtum deiner Familie geprahlt hast." Potter blinzelte ihn an, als würde er nicht verstehen, was Severus gesagt hatte. Aber Severus achtete nicht weiter auf ihn. Er wandte sich ab und sah an die Wand. Es stimmte. Potter brauchte sich nicht zu sorgen. Sicher, er war ein Werwolf, und er würde sich sein Leben lang damit herumplagen müssen. Aber das war es auch. Seine Familie hatte Geld. Er brauchte keine Arbeit, es würde ihn nicht so schwer treffen, wenn er jetzt auch nicht mehr arbeiten konnte. Das einzig wirkliche Problem, dass die Potter-Familie hatte, war der Fortbestand der Linie, und selbst das war nicht an sich das große Problem. Sicherlich gab es Mittel und Wege, wie man sich einen Erben sichern konnte. Nein, Potter brauchte sich nicht um seine Zukunft zu sorgen. Severus hingegen ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)