Geister der Nacht von Pandora- (Versuchungen kommen meist durch absichtlich offen gelassene Türen) ================================================================================ Kapitel 5: Zweitens, dass du zu uns stehst ------------------------------------------ Die Papiere in der Hand, machte er sich auf den Weg, unbewusst darauf vorbereitet, dass dieser Dienstweg mehr für ihn bereithalten könnte als nur militärische Pflichterfüllung. Als er das Büro betrat, wurde er von der vertrauten Atmosphäre einer jungen Frau begrüßt. Sakura hob den Kopf von ihren Papieren, als sie ihn erkannte. Überraschung zeigte sich in ihren Augen, und ihr Gesicht wirkte wie eine Maske. „Guten Abend…“, Nie hatte sie eine kältere Stimme gehört als in diesem Moment. Seine Stimme wirkte rauer aus früher. Früher, als er neben ihr geschlafen hatte und sie es geliebt hatte seine verwuschelten Haare zu berühren, wenn er es nicht mitbekam. Sie sagte sich selbst: Du bist jetzt stärker, selbstbewusster. „Ignorierst du mich nicht mehr?“, fragte sie plump. Sie spielte damit auf die Situation vor einigen Wochen an. Sein Erscheinen im Lazarett. Die Monate anhaltende Kälte zwischen ihnen. Seine Reaktion war ein gottverdammtes Grinsen. Was genau fand er an dieser Situation lustig? Und hatte ihr Herz vergessen, dass sie nun eine Grenze zwischen den Beiden ziehen würde? Ihr gottverdammtes, dummes Herz klopfte so stark, dass er es doch garantiert hören musste. „Du bist doch nicht immer noch wütend?“ Weshalb sollte sie wütend sein? Weil er seiner Familie ihr peinlichstes Geheimnis anvertraut hatte? Weil er nicht für sie kämpfte? Weil er sie wie Luft behandelte? Sie wusste nicht, was sie am meisten belastete. Vielleicht das sie fest davon überzeugt gewesen war, dass er sie über alles liebte. Und dann dachte sie an seine Finger. Wie zärtlich er ihre Schulter gestreichelt und ihr dabei in die Augen geblickt hatte, in ihre gottverdammte Seele. Sie hatte ihm alles gegeben. Konnten seine verdammten Finger lügen? Oder war er selbst eine arme Seele, weil er diese emotionalen Grenzen nicht überwinden konnte? Du liebst ihn nicht mehr. Das liegt in deiner Vergangenheit. Er hat dich weggeworfen. „Es war unvermeidlich herzukommen da die Unterlagen zur durchgeführten Mission bearbeitet werden müssen und ich allein die Details kenne. Wir sollten das professionell halten.“ Bestimmt, und es gab nicht noch weitere Schreibkräfte, die genau diese Aufgabe erledigen konnten. Sie vermutete sogar, dass die Kollegin im Nebenbüro allzu gerne mit ihm ins Bett gehen würde. Was wenn sein Vater ihre Beziehung nicht entdeckt hätte? Würde er sie dann immer noch geheim halten wie eine schmutzige Affäre die ihm peinlich war? Falls er auch nur ein wenig Reue in sich trug, so ließ er sich diese nicht anmerken. „Setzen Sie sich bitte Leutnant Uchiha.“, war ihre Antwort. Ihre Hand ballte sich zu einer Faust und sie hätte beinahe die Papiere unter ihrer Hand zerknüllt. Sie musste sich jetzt sammeln und ihrer Arbeit nachkommen, schlug die Akte auf und hielt die wichtigsten Daten fest. Doch die Berührungen der Vergangenheit begannen, zwischen den Akten und militärischen Unterlagen, wieder ihre Gedanken zu vergiften. War da nichts mehr in ihm? Kein Funken Wärme? Vielleicht war das gut so, denn dann gab es auch nichts mehr wofür es sich zu kämpfen lohnte. „War das alles, was du brauchst?“ „Ja.“, war ihre gedankenverlorene Antwort, weil sie realisiert hatte, dass sie es nicht schaffen würde professionell zu bleiben. Sie mochte sich weiterentwickelt haben, doch es war noch zu frisch. „Kann ich dich noch eine letzte Sache fragen, bevor ich dieses Kapitel beende?“, fragte sie. Er sah sie nur an, sein Gesicht ließ keinerlei Emotionen erkennen. Es war also wieder einmal an ihr. Vielleicht würde sie es im Gegensatz zu ihm nie schaffen ihre Emotionen abzustellen, doch das war in Ordnung. Sie war stolz darauf Gefühle zu haben. Es gehörte zu ihr, das musste sie sich nur immer wieder vor Augen führen. „Bist du glücklich?“ „Was willst du von mir?“ „Das du zu uns stehst. Öffentlich. Doch das wirst du nicht und deshalb muss ich ohne dich leben!“, spie sie ihm entgegen obwohl sie es gar nicht wollte. Was verdammt nochmal war in sie gefahren? Sie hatte es doch verarbeitet, oder nicht? Es war fast unmöglich sich zu beherrschen wenn, wenn sie mit ihm allein war. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien.“ Tränen bahnten sich einen Weg über ihre Wangen. „Bitte… geh jetzt.“ Er drehte sich um und verschwand aus ihrem Büro. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass er ihr Herz ein zweites Mal brach. Doch irgendetwas hatte sich verändert. Dieses Mal wusste sie, dass sie es überleben würde. Sie wusste, wie stark sie war und er tat ihr leid. Emotionen würde er nie zeigen können. Dieser Mensch hatte ihr schon verdammt viele Tränen gekostet. Der Ballsaal pulsierte im Rhythmus als Sakura, in ein gewagtes Abendkleid gehüllt, die Szenerie betrat. Die Kristalllüster tauchten den Raum in funkelndes Licht, während die Gäste des Militärballs in ihren feinen Uniformen und eleganten Abendkleidern, sich im Takt zur Musik bewegten. Ihr Blick schweifte durch die Menschenmenge, bis er auf ihm ruhte – dem Mann, der ihr noch immer etwas bedeutete. Sasuke, in seiner makellosen Leutnantsuniform. Sakura, in einem dunklen Abendkleid, anmutig und zugleich verletzlich. Ihre Blicke trafen sich wie elektrische Funken in der Nacht und verfingen sich ineinander, während die Erinnerungen an vergangene Zeiten hochkamen und er schließlich den Mut fasste, die Distanz zu überwinden. Normalerweise wäre dies nicht sonderlich bemerkenswert, doch für Sakura bedeutete es die Welt. Es war das erste Mal, dass er öffentlich ihre Nähe suchte. Während eine Band im Hintergrund eine Melodie spielte, kam er näher, bis er vor ihr stand, nur getrennt durch eine unsichtbare Barriere unausgesprochener Worte. „Guten Abend", sagte er, seine Stimme von einer Mischung aus Nostalgie und Verlangen durchzogen. Sasukes Augen, einst so vertraut, waren gezeichnet von Kälte. „Sasuke...“ Es war nur ein Wort, bei dem so viel mehr mitschwang. Am meisten Sehnsucht gemischt mit dem bitteren Beigeschmack seines herzlosen Verrates. Hatte er seit ihren Worten gestern über diese nachgedacht? Oder war sie nichts weiter als eine Untergebene für ihn? Spielte er ein Spiel? „Es gibt so viel, was wir nie gesagt haben.", sagte er. Sakura senkte ihren Blick für einen Moment, dann sah sie wieder auf, ihre Augen voller Emotionen. Spielte er darauf an, dass sie wollte das er sich bekannte? Die Spannung zwischen ihnen war greifbar, als würden Monate von unausgesprochenen Gefühlen die Luft um sie herum aufladen. „Wir haben unsere Gründe, warum wir auseinandergegangen sind.", flüsterte sie. Die Musik umhüllt sie, als Sasuke seine Hand ausstreckte. Die Unsicherheit in Sakuras Augen wich einem zögerlichen Lächeln, und sie legte ihre Hand in seine. Gemeinsam betraten sie die Tanzfläche. Der Militärball wurde zum Schauplatz einer tiefen, verlorenen Verbindung, während sie tanzten. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie drückte ihr Gesicht an seine Schulter und schluchzte leise. „Ich erkenne mich selbst nicht mehr.“, flüsterte sie. Sie war verletzt gewesen, gekränkt von seinem Besuch in ihr Büro und hatte eine fürchterliche Entscheidung über seinen Kopf weg beschlossen. Gott, sie hasste sich so sehr dafür ihm das angetan zu haben, dass sie ihn nicht einmal ansehen konnte. „Ich habe dir etwas schreckliches angetan.“, sagte sie dann. Mit Tränen in den Augen lief sie davon. Sie hatte aus Rache und verletzten Gefühlen gehandelt. Es war falsch gewesen, das erkannte sie nun und doch war es zu spät. Und er, er hatte sich endlich zu ihr bekannt. Die große Geste, auf die sie gewartet hatte. Er würde noch früh genug erfahren was sie getan hatte und dann würde er sie hassen. Die Distanz würde zurückkehren, stärker als zuvor, aber in diesem einen Tanz hatten sie einen kostbaren Augenblick der Nähe gefunden – ein Augenblick, den sie in ihrem Herzen tragen würde, selbst wenn sie wieder in ihre entzweiten Welten zurückkehrten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)