Die Spur in der Asche von Night_Baroness ================================================================================ Kapitel 3: Neue Herausforderungen --------------------------------- „Na, schon was gefunden?“ Immer noch etwas verschlafen, hob ich den Kopf, als Jodie mein Büro betrat und mühte mir ein Lächeln ab. Ich hatte die beinahe die ganze Nacht vorm PC verbracht, alles zum Zeichen des Killers und der ominösen Bezeichnung „Salamander“ recherchiert, nur, um danach ähnlich schlau wie vorher dazustehen. Nicht gerade das, was man sonst in all den Krimiserien sah. Manchmal wünschte ich mir wirklich, der Job hätte ein bisschen davon, wenn ich so mein Büro betrachtete, hätten ihm ein bisschen Glanz und Glamour zweifellos nicht geschadet. „Nicht wirklich. Ich habe geschaut, ob irgendwer in unserer Datenbank eine Verbindung zu asiatischen Ländern und speziell diesem Zeichen hat, aber nichts gefunden, nicht mal tätowiert hat sich das Teil jemand, obwohl sich die Leute sonst doch ständig irgendwelche Schriftzeichen auf den Körper klatschen.“ Selbst mein eigenes Lachen klang irgendwie gekünstelt, ich war wirklich nicht in Bestform, was Scherze anging. „Mach dir keinen Kopf, du hast erst gestern mit der Recherche begonnen. Wer weiß, vielleicht sieht es heute oder morgen schon ganz anders aus.“ Sie zwinkerte mir zu und reichte mir einen Kaffee, schwarz und mit viel Zucker, so, wie ich ihn am liebsten trank. „Danke. Hast du schon mit Black gesprochen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Bislang nicht. Aber ich habe George gesagt, er soll uns sofort informieren, wenn es was Neues gibt. Er erledigt ja den ganzen Papierkram zu dem Fall, was ich übrigens nicht machen wollen würde.“ Ich nickte. George war zwar ein schräger Vogel, aber eigentlich war auf ihn Verlass und er war wirklich ein netter Kerl, wie Jodie gesagt hatte. Bei ihm konnte ich mir zumindest sein, dass er niemand von denen war, die mich für ein einfältiges Ding hielten, das einmal Glück gehabt hatte und mich am liebsten weit weg vom FBI hinter einer Herdplatte sehen wollten. Ein aufgeregtes Quietschen von Jodie schreckte mich aus meinen Gedanken. Überrascht sah ich sie an. „Neuigkeiten?“ „Nicht wirklich, entschuldige.“ Sie rückte ihre Brille zurecht. „Ich habe nur eine SMS von einem Freund bekommen, der Graphologe ist.“ Ich hob die Augenbrauen. „Na gut, er ist Hobby-Graphologe, aber wirklich nur ein Freund, falls du darauf anspielst.“ Schelmisch grinsend streckte sie mir die Zunge raus. „Er hat mir ein Gutachten erstellt.“ „Wozu? Deinen Charakter solltest du doch schon kennen, oder?“ „Naja…“ „Raus mit der Sprache!“ Sie errötete leicht und kam mit dem Gesicht ein bisschen näher an meines, was aufgrund der dünnen Bürowände wahrscheinlich gar nicht mal so lächerlich war, wie es anmuten musste. „Er hat mir ein Gutachten erstellt, das mir aufzeigt, wie sehr ich mit einer bestimmten Person zusammenpasse.“ Okay, nicht gerade die Lösung zum Mordfall, aber immer noch interessant. Ich schnaubte gespielt empört, weil sie mir dieses prekäre Detail bislang verschwiegen hatte. „Wer ist es? Und keine faulen Ausreden, Ms. Starling!“ „Also…“ Sie kam noch näher an mein Ohr und verfiel in ein durch ihre Aufregung bemüht wirkendes Flüstern. „Ich weiß, ich habe gesagt, wir sind nur Freunde, aber…“ Jetzt war es an mir zu quietschen, wie ein pubertärer Teenager. „Shuichi Akai? Na endlich! Wurde auch Zeit, dass bei euch mal was vorangeht, wenn auch nur durch eine Studie, die ungefähr die Glaubwürdigkeit eines Horoskops in einem dieser Käseblätter hat. Passt ihr wenigstens zusammen?“ Sie setzte ein beleidigtes Gesicht auf, entspannte sich aber schnell wieder und seufzte. „Ich weiß ja, aber Ausprobieren kann ja nicht groß schaden, oder? Und ja, wir passen zusammen.“ Ich grinste. „Wenn das bedeutet, dass ihr es endlich schafft ein Paar zu werden, dann freue ich mich, obwohl du scheinbar zur Esoterikerin mutiert bist.“ Für diesen Kommentar fing ich mir prompt einen Boxschlag in meine Seite ein, der fast meinen Kaffee zum Überschwappen brachte, als mir plötzlich auffiel, dass jemand in der Bürotür stand und uns mit einem amüsierten Lächeln beobachtete. „Hey, ihr Klatschweiber, Black will euch sprechen!“ Jodie lief so rot an, dass jede Tomate vor Neid erblasst wäre. „Shuichi…Wie lang stehst du denn schon in der Tür?“ „Nicht lange, du weißt, ich bin vielbeschäftigt. Gilt übrigens auch für euch, also solltet ihr jetzt lieber in die Gänge kommen.“ Er zwinkerte freundlich und verschwand aus dem Türrahmen. „Meinst du, er hat gehört, was ich gesagt habe?“ „Quatsch, du hast geflüstert, komm jetzt!“ Ich konnte es gar nicht erwarten, endlich etwas Neues über den Killer, über Salamander zu erfahren. Vielleicht hatte ich bei meiner Suche schon etwas gestreift und bekam jetzt ein eindeutigeres Indiz? Eine neue Chance? Womöglich konnte ich das Blatt noch wenden und den Typen einkreisen, bevor er ein erneutes Verbrechen begehen konnte? „Und wenn, dann ist es doch nur umso besser, so wird das mit euch noch schneller was!“ „Pah!“ „Da seid ihr ja.“ Black saß der Tür gegenüber an seinem Schreibtisch und hatte die Finger ineinander verschränkt, wie er es gerne tat, wenn er gestresst oder nachdenklich war. Neben dem großen Eichentisch stand ein junger Mann, den ich hier noch nie gesehen hatte. Er konnte nicht älter als Ende Zwanzig Anfang Dreißig sein, hatte mit Gel nach hinten gekämmte schwarze Haare und intelligente eisblaue Augen, die mich prüfend musterten. „Wer ist das?“, platze es aus mir heraus, bevor ich darüber nachdenken konnte, dass es vermutlich unhöflich war, einfach so mit der Tür ins Haus zu fallen, ohne Black zu fragen, was er überhaupt wollte. Dieser lächelte allerdings nur milde und wirkte nicht sonderlich irritiert, während Gelkopf nur eine Augenbraue hob und mich mit einem schiefen Lächeln ansah. „Das ist…“ „Ich bin Agent Geck aus England, aber nennen Sie mich Bruce.“, schnitt er ihm das Wort ab und reichte mich, immer noch mit einem leicht überheblichen Lächeln seine Hand. Seine Hand fühlte sich leicht verschwitzt an, aber immerhin war der Händedruck fest. Black räusperte sich etwas ärgerlich. „Mr. Geck ist vom englischen Geheimdienst, war aber einer glücklichen Fügung zu Dank gerade in den Staaten. Er ist ein Experte, was Verschlüsselungen aller Art angeht.“ „In diesem Gebiet bin ich weltbekannt. Ein Wunder, dass sie noch nichts von mir gehört haben.“ Er befeuchtete seine Lippen in einer raschen Bewegung mit seiner Zunge. Offensichtlich machte ihm die starke Klimatisierung im Raum zu schaffen. Ich schüttelte den Kopf und blickte ihm dabei absichtlich fest in die Augen. Wow, ganz Klischee, ein arroganter Schnösel aus England eilt zur Hilfe. Wir sind gerettet! „Wozu brauchen wir überhaupt einen Kryptologen?“, meldete sich Jodie mit der Frage zu Wort, die ich mir auch schon gestellt hatte. „Genau darüber wollte ich mit euch sprechen. Heute Morgen kam das hier mit der Post.“ Er holte seinen Ordner zum Salamander-Fall heraus und löste sorgsam ein Blatt Papier aus einer Folie. „Der Killer hat uns einen Brief geschrieben.“ AMLRLJKWAERXWSRLLFEMA N?LWKLNNWKEBAREANAN NRBLNJLRWZKRDLSWXRESERSRN ANDWKAWWKEBAREKA LWEDWKRXJKWKERELSRNEL LLNEEXWSKEZLLL REMEFWWRMBIEELLNJKELLR YLLEJLULLJNRREMEANDLWSRY ERSLEASEDRNRWLJNRRE XXNDERSWAND,DRBRX? Einen Moment starrten wir alle mit Gesichtsausdrücken, die zwischen Fassungslosigkeit und vollkommener Verwirrtheit schwankten, auf den Zettel, die James Black jedem von uns in die Hand gedrückt hatte. Darauf war ein kompliziert wirkender Buchstabensalat zu lesen, der meine Wut auf den Killer nur noch zu steigern vermochte. Jodie schien es ähnlich zu gehen. „Was fällt dem Typen eigentlich ein, dem FBI einen solchen Brief zu schreiben? Macht der sich über uns lustig?“ „Vielleicht, oder er gibt uns Hinweise auf seine Identität.“ Sie runzelte die Stirn und warf Geck einen zweifelnden Blick zu. „Und warum sollte er das tun? Er wäre schön blöd, wenn er sich selbst entlarven würde.“ „Schon mal was von einem Kick gehört, den manche Leute von diesen Spielchen kriegen?“ Bevor sie antworten konnte, würgte Black das Gespräch mit einer Handbewegung ab. „Wie auch immer, ich möchte, dass ihr euch mit dem Code – was es mit ziemlicher Sicherheit ist - auseinandersetzt. Ob ihr es zusammen oder für euch allein tut und euch dann besprecht, ist mir egal, entscheidend ist nur, dass ich sobald wie möglich Ergebnisse sehe. Die Sitzung ist hiermit beendet.“ „Was zur Hölle soll das heißen?“ Wütend knallte ich den Zettel – so gut das mit einem federleichten Blatt Papier möglich war – auf den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich dem Ding giftige Blicke zuwarf. Natürlich verhielt ich mich albern, schon die Tatsache, dass ich lautstark meinem Büro vor mich her schimpfte, war albern, wenn man bedachte, dass ich vollkommen allein war, aber ich konnte einfach nicht anders, als meinem Ärger Luft zu machen, nachdem ich nun seit beinahe zwei Stunden über dem verqueren Text brütete. Ich hatte das Gefühl, der Killer wollte uns herausfordern, uns verspotten uns aus einem wegfahrenden Zug zuwinken und sagen „Ätsch, ihr habt mich nicht gekriegt, ihr tollen Polizisten...!“ und ich war mir sicher, dass die anderen, die über demselben Brief grübelten, ähnlich dachten. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, zusammen daran zu arbeiten, aber ich hatte erst einmal darauf bestanden, es allein zu versuchen, da ich mich nach eigener Erfahrung besser konzentrieren konnte, wenn ich mich in meine Gedanken zurückzog und niemanden mehr um mich hatte, der mich stören konnte. Klappt ja wunderbar. „Und, schon was rausgefunden, Kleine?“ Patsch. Mit offenem Mund drehte ich mich um und starrte den Mann fassungslos an, der mir gerade ganz ungeniert einen Klaps auf den Hintern gegeben hatte und mich nun breit angrinste. Da soll mal einer sagen, auf meine Menschenkenntnis wäre kein Verlass. Obwohl ich ihm am liebsten eine gescheuert hätte, schluckte ich meinen Ärger runter und beherrschte mich, was wirklich eine Leistung war, wenn man diese selbstverliebte Fratze vor sich sah, die er mit ziemlicher Sicherheit jeden Tag vor dem Spiegel geübt haben musste, um sie so künstlich und harlekinhaft aussehen zu lassen. „Was wollen Sie, Geck?“ „Zunächst einmal will ich, dass sie mich Bruce nennen, Anna.“ Sein Lächeln wurde, sofern das überhaupt möglich war, noch etwas breiter. „Ich versuche alle meine Mitarbeiter so gut wie möglich kennen zu lernen und ein enges Verhältnis aufzubauen. Sie müssen wissen, in England leite ich viel Personal und…“ „Schön für Sie, aber ich muss wirklich arbeiten. Wenn sie keine neuen Erkenntnisse bringen, würde ich Sie bitten, zu gehen.“ Meine Stimme klang nicht halb so selbstbewusst, wie ich es mir wünschte, eher wie die gespielt eingeschnappte Stimme eines pubertären Teenagers, der seinen Eltern eine pampige Antwort gab und sich dann wie der größte Rebell auf Erden fühlte. Das wird ihn sicher überzeugen. Gequält lächelnd wandte ich mich wieder dem Code zu. „Sie sind doch Experte für sowas, oder?“ Er beugte sich neben mir über das Blatt, sodass ich beinahe seinen heißen Atem auf meiner Wange spüren konnte, hastig rückte ich weg und verfluchte, dass ich nicht das Selbstbewusstsein aufbringen konnte, ihm zu sagen, dass er ein schleimiger Widerling war. Stattdessen wurde ich rot und sah hastig weg, was natürlich nicht im Geringsten der Ablehnung gerecht wurde, die ich ihm entgegenbrachte. „So kann man es sagen, ja.“ Er holte eine modische Brille aus seiner Hemdtasche und setze sie sich auf die Nase, die bei näherem Hinsehen einen beachtlichen Haken bildete. „Ich bin der Leiter der Kryptologie-Abteilung beim englischen Geheimdienst, hierbei handelt es sich vermutlich um eine Verschlüsselung, bei der Buchstaben durch andere ausgetauscht wurden. Wie genau das von Statten gegangen ist, kann ich allerdings noch nicht genau sagen. Am besten, wir schauen erst einmal, welcher Buchstabe am meisten vorkommt, oder was meinst du, Süße?“ Er sprach mit mir ein bisschen wie mit einem kleinen Mädchen, dem er einen komplizierten Sachverhalt so einfach wie möglich erklären wollte, was mich noch mehr gegen ihn aufbrachte. „Das weiß ich.“, blaffte ich, diesmal schon lauter und deutlich unfreundlicher. Er lächelte nur wieder. „Oh wow, du hast ja ganz schön Feuer, das mag ich bei Frauen.“ „Würden Sie sich bitte auf das Rätsel konzentrieren?“ Ärgerlich knirschte ich mit den Zähnen. „Sonst muss ich Black über Ihr Verhalten in Kenntnis setzen.“ „Ach was, ich mach doch nur Spaß. Habt ihr hier in den USA etwas keinen Humor?“ Nicht den gleichen, wie ihr in England, scheint es mir. „Nun, auffallend häufig kommt das „L“ vor, dicht gefolgt von „A“, „W“ und „D“, wenn mich meine Augen auf den ersten Blick nicht täuschen. In der englischen Sprache sind „I“, „E“ und „A“ am häufigsten, es wäre also logisch, wenn hier ein Zusammenhang bestünde“ Ich nickte nur abwesend, während der Experte seine Ausführungen fortsetze. Natürlich musste ich ihm zuhören, denn auch ich wollte den Killer so schnell wie möglich fassen, aber dennoch wollte ich ihm zumindest durch mein gespieltes Desinteresse ein bisschen ärgern, wenn ich es schon nicht zustande brachte, ihn für sein ungebührliches Verhalten zurechtzuweisen. „Hmm… „Ama“, „Ame“, „Ami“? Klingt für mich alles erst einmal ungewohnt, vielleicht der Beginn eines Namens?“ Plötzlich durchzuckte es mich. „Am I! Der Anfang bedeutet „Am I“, dann würde „L“ für „I“ stehen!“ Verblüfft über diesen schnellen Erfolg, starrte ich das Blatt Papier vor mir an. Konnte ich das Rätsel vielleicht bereits lösen? „Außerdem steht in der nächsten Zeile ein Fragezeichen, es wäre nur natürlich, wenn „Am I“ eine Frage einleitet.“ Nun konnte ich mich richtig mitreißen lassen, es war wirklich ein tolles Gefühl, nach all den fruchtlosen Stunden etwas herausgefunden zu haben, dass sich nach einer richtigen Spur anfühlte. In solchen Momenten machte die Arbeit dann wieder Spaß. Gecks Mundwinkel kräuselten sich. „Bravo! Gar nicht so schlecht, für eine Anfängerin. Sehen wir mal, ob sie Recht behalten.“ „Die erste Zeile wäre dann: AMIRIJKWAERXWSRIIFEMA? Macht nicht wirklich einen Sinn.“, frustriert ließ ich mich wieder auf meinen Stuhl sinken, von dem ich eben noch so euphorisch aufgesprungen war. „Das ist seltsam. Zwei „I“ nebeneinander sind eher ungewöhnlich. Entweder, wir haben es hier mit einem ausländischen Eigennamen oder etwas in dieser Richtung zu tun, oder der Killer hat noch eine zusätzliche Verschlüsselung angewendet.“ „Sie meinen also, er hat den Text doppelt verschlüsselt?“ Dann kann ich mich ja darauf einstellen, hier bis Weihnachten mit ihm zu sitzen. Merry Christmas! Auch nachdem wir alle „L“ durch „I“ ersetzt hatten, gab die Botschaft für uns nicht mehr Sinn, sodass wir zu dem Schluss kamen, dass „AM I“ nur ein Zufall gewesen war und der Killer wohl eine komplizierte Verschlüsselungsmethode angewandt hatte. Selbst als wir die anderen Buchstaben durch „E“ und „A“ ersetzten, bekamen wir nur eine bedeutungslose Buchstabensuppe und keine nennenswerten Ergebnisse, die wir Black vorzeigen konnten. Immer noch sichtlich frustriert und müde, fuhr ich schließlich gegen Mitternacht nach Hause, während Geck überraschenderweise versprach im Büro zu bleiben und den Code noch einmal genau zu untersuchen. Entweder war er regelrecht besessen von diesem Rätsel und wollte alles tun, um den Killer zu schnappen, oder aber – was sichtlich wahrscheinlicher war – wollte den ganzen Ruhm für sich allein einstreichen, falls er es schaffte, und seinem Namen alle Ehre machen. Zwar wollte ich ihm diesen Erfolg nicht wirklich gönnen, doch so sehr es mir auch widerstrebte, mein einziges Ziel war der Mörder und um ihn zu fassen, ihn, der zwei Familien gemeuchelt und ihre Häuser auf die Grundmauern niedergebrannt hatte, hätte ich wohl in jeden sauren Apfel gebissen, den man mir reichte. Seufzend legte ich meinen Mantel ab und ging in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Ich würde wohl ohnehin nicht schlafen können, da konnte ich genauso gut bei einer warmen Tasse und den Spätnachrichten noch einmal den Code durchgehen. Soll der arme, kleine Bruce wenigstens nicht alleine leiden, dachte ich spöttisch. Normalerweise hasste ich es, wenn mir meine Arbeit nach Hause folgte und genoss eine strikte Trennung zwischen dem Leben, das ich beim FBI führte und dem, das ich außerhalb meines Arbeitsplatzes führte. Ich glaubte, der Grund, warum so viele Menschen in diesem Beruf durchdrehten oder sich überarbeiteten war, dass sie einfach nicht loslassen konnten. Sie nahmen jeden Augenblick, jeden Gedanken, mit nach Hause und grübelten, solange, bis sie das hungrige Monster, das ihr Leben fraß, nicht mehr loswerden konnten und sie ihm langsam, aber sicher vollständig zum Opfer fielen. „Keine Sorge, das ist nur eine Ausnahme, du kennst meine Prinzipien, Peppermouse.“ Lächelnd kraulte ich meine Katze, die sich lautlos auf ihren Samtpfötchen herangeschlichen hatte, hinter den Ohren. „Und du weißt, dass ich sonst immer hinter ihnen stehe, oder?“ Als das Telefon klingelte, hatte ich schon ungefähr zwei Stunden geschlafen. Mein Tee war mittlerweile kalt und statt den Nachrichten lief irgendein Horror-Splatter. Hastig würgte ich die schreiende Frau im Fernsehen ab und griff noch etwas tapsig nach dem Hörer. „Ja bitte?“ „Hey Babe! Ich dachte nur, es würde dich vielleicht interessieren, dass ich das nette Briefchen unseres kleinen Freundes geknackt habe. Ich weiß, was der Code bedeutet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)