Red mouth von abgemeldet ================================================================================ Penetrate --------- Sonntag, 4-56am. Ich drehe mich um. Er sieht immer so aus, als rechne er damit, gleich fotografiert zu werden. Auch wenn er schläft. Dankbar bin ich für die Momente, in denen Toya aussieht, als sein er ein ganz normaler Mensch. Wie jetzt: Sein Mund steht offen und ein Mundwinkel zeigt schräg nach unten. Wie eine Tür, die schief in den Angeln hängt. Das sind die Momente, in denen ich ihn liebe. Die blasse Haut. Die verklebten Haare. Das Unperfekte rührt mich. Selten bin ich ihm näher, als wenn er schläft. Als würde ich sein wahres Gesicht sehen. " Warum starrst du mich an?" Gott. Gott, er ist wach. ... vernichtende Frage. " Tu ich nicht..." Tat ich, aber man muss nicht alles zugeben, oder? " Temperamentvoll, was?" Ich hab doch gar nichts gemacht. Verträumt spielte er mit einer Strähne meiner zerwühlten Haare. Oh, man... warum ist er kein Schüler. Sei ein Schüler! + Mitten im Raum befindet sich eine Essecke, wo ich mich auf einen Hocker setze. Toya stellt mir eine Tasse schwarzen Kaffee hin, bleibt aber stehen, während ich trinke. " Möchtest du etwas frühstücken?" " Kannst du kochen - Ja, natürlich. Keine Frage." Lachend halte ich mir die Finger an den pochenden Schmerz in der Schläfe. " Du kochst zweifellos sehr gut. Im Vergleich dazu schmecken meine Frühlingsrollen und Sojabohnen sicher erbärmlich.", lobe ich. " Wie bitte?" Toya stellt den Eierkarton auf die Theke, wobei er mir wieder das Gesicht zuwendet. " Das stand für heute früh auf meiner Speisekarte. Aio wollte mir gestern Abend ihre Reste vom Chinesen mitbringen." Toya kneift die Augen zusammen. " Hast du gestern Abend gar nichts gegessen?" " Mmm?" Kopfschüttelnd unterdrücke ich ein Gähnen. " Nein." " Warum?" Ich begegne seinem Blick mit einem scheuen Lächeln. " Ich hatte etwas Besseres zu tun..." Ich hoffe, er versteht die Anspielung. Ok, er will sie nicht verstehen. " Schau nicht so finster... So schnell verhungere ich nicht." Ich gleite vom Hocker und gehe zum Herd, um mir Kaffee nachzuschenken. " Toya, ich mag keine Eier." Seufzend schaut er sich in der Küche um. Ich trage meine Tasse an die Theke. " Na schön, dann esse ich etwas Speck, aber die Eier darfst du allein genießen." Ich sehe ihm beim Kochen zu. Er hantiert sicher und gewandt. Der Speckgeruch vermischt sich mit dem Kaffeeduft. Als er die Platte mit gebratenen Schinken und Eiern auf die Theke stellt, nehme ich mir eine Scheibe Speck und beiße geräuschvoll hinein. " Ich bewundere alle, die eine komplette Mahlzeit ohne Pannen auf den Tisch bringen. Das meiste, was ich koche, schmeckt gleich.", füge ich mit vollem Mund hinzu. " Fürchterlich." " Deshalb bist du so dünn." " Nö...", widerspreche ich. Toya hebt lediglich eine Braue und legte sich selber auf. " Schlank...", fahre ich fort und fuchtele mit der ersten Speckscheibe. " ... das ist etwas anderes als dünn... Aio ist dünn." Auf einmal missfällt mir, wie ich aussehe: - wie ich mit den schmalen Händen die Tasse halte, - wie sich mein " schlanker " Körper in dem Bademantel bewegt, - mein ungeschminktes Gesicht, dass in der hellen Morgensonne so beschießen aussehen muss, dass sich mein Gegenüber Augenkrebs einhandelt und das zerwühlte Wischmoppgebilde, meine Haare von letzter Nacht noch unbekämmt. " Komme gleich..." Ohne Vorwarnung gehe ich in mein Zimmer, die Treppe hoch, und sammle mit hastigen, fahrigen Bewegungen meine Kleider zusammen. Als ich mich mit meinem Kleid und der Unterwäsche in der Hand umdrehe, stoße ich mit Toya zusammen. Er packt mich am Arm. Als ich abzurücken versuche, hält seine freie Hand mein Kinn an. " Verdammt, lass mich los!" Ich hasse mich dafür, dass er mich weinen sieht. 0 Regung seinerseits. Eine Ewigkeit vergeht. " Faß mich nicht an." Bereitwillig lockert er seinen Griff, worauf ich mich losreiße und aus dem Zimmer laufe. Vergewissere mich, dass ich alle Spuren von Tränen beseitigt habe, ehe ich in den Flur zurückgehe. Es herrscht Stille, dass ich beim Anziehen meiner Jacke denke, Toya sei schon gegangen. Das würde es erleichtern, finde ich und hebe mir das feuchte Haar über den Kragen. Tief einatmend gehe ich ins Wohnzimmer, um meine Schuhe zu holen. Toya sitzt fertig angezogen in einem Sessel. In seiner durchgehend schwarzen Kleidung sieht er gelassen und völlig entspannt aus. Er ähnelt kein bisschen dem Mann, den ich heute beim Schlafen beobachtet habe. Einen Augenblick stehe ich im Sonnenlicht, ehe ich mich abwende, um in diese Schuhe zu schlüpfen. Ohne ein Wort will ich in Richtung Halle gehen, bis er meine Finger berührt und meine Hand hält. " Ich fahre dich..." " Nein.", quicke ich. " Wo sind ..." " Ich hab' deine Schlüssel." Er zieht mich in den Aufzug, ehe ich etwas tun kann. " Wer gibt dir das Recht, in meinen Taschen herumzuschnüffeln?" Wieder versuche ich, ihm meine Hand zu entziehen, wieder gelingt es nicht. " Gib mir meine Schlüssel und lass mich in Ruhe.", quicke ich lauter. Er schweigt nur. Seine Hand in meiner fühlt sich warm und fest an. Wende mich ab und schaue stur geradeaus. Wir gehen über den Parkplatz, nur das Geräusch unserer Schritte ist zu hören. " Warum hast du geweint?" Boah,ey. Bleibe stehen. Wie viele Meter trennen unsere Schatten voneinander? Kehre ihm meinen Rücken zu, vergrabe die Hände tief in die Jackentaschen. Sehr tief. Zappeliges Rumgespiele mit meinen Schlüssel, den ich zurück ergattert habe, macht mich noch nervöser. " Ich weiß nicht, voran ich an dir bin... das macht mich fertig." Klingt sehr arrogant und sehr eingebildet. Es ist 11-45am, als ich mich entschließe abzuhauen. Ich laufe. Allerdings entziehe ich mich nicht meinem Problem. Love sweet love Just a little understanding Up above Way down deep inside Love sweet love Just a little understanding Up above Way down deep inside + Es klopft. Weckt mich aus meiner mädchenhaften Tagträumerei. " Ich komme ja schooonn!" Fleischwurst erhebt sich, stolziert pompös mit ihrem gigantischen Arsch zur Klassentür. Ich melde mich grundsätzlich nicht in ihrem Unterricht. Das gewohnte Schülergelaber stellt sich ein. " Ach, herrjjee!" Strahlend hüpft sie wieder in die Klasse. Nicht alleine. " Tja, Kinder, wie soll ich anfangen? Es ist recht ungewöhnlich, dass im Anlauf des 2. Halbjahres neue Schüler " eingeliefert " werden..." Kichernd hält Fleischwurst sich beide Hände gequetscht um den Mund. Ihre Wampe wackelt. Macht das klein. Denkt wohl, ihr ist ein grandioser Witz gelungen. " Hmmm... nun ja, anscheinend ist der Schulleitung ein Fehler unterlaufen. Wo sollen wir dich am besten hinsetzen?" Fragend legt sie einen manikürten Finger an den Mund. " Am besten dort, ja? Setz dich bitte..." Plop. Typ ist bekannt. Arschgrapscher von letzter Woche. Seine Hände in den Taschen vergraben, lässt er sein Augenpaar um uns schweifen, bleibt in der vorderen Reihe hängen und grinst Aio an. Mich nur kurz. Schülerinnen kichern, tuscheln, werden rot um die Nase. Schüler mustern Neuen anerkennend, respektvoll. Er trägt unsere Schuluniform, trotzdem ist das weiße Hemd um einige Knöpfe am Kragen aufgeknöpft, das tiefschwarze Haar liegt verwegen. Strähnen umranden das schmale Gesicht. Kann mich wiederholen: Sieht nicht schlecht aus. Diese Meinung teile ich nicht allein. Hihi. Aios Augen starren fassungslos nach vorn. Sie flucht leise vor sich hin. Sie begegnet meinem Blick. Ich zeige volles Verständnis für ihre Reaktion. Neuer setzt sich in Bewegung, Hände weiter in den Taschen. Lässig. Vor meinen Tisch bleibt er stehen. Schaue fragend zu ihm auf. Den Kopf gelangweilt gegen die Handfläche gestützt, versuche ich ein leichtes Lächeln aufzusetzen. Er ist ja neu. Sein Blick ist auf mich gerichtet, die Augen umspielen einen Glanz und ein tiefes Blau. Irgend n Gemisch. Kalt, stechend, fesselnd - diese Richtung. Bis er sich hinter mich auf den Platz setzt, streicht er mit zwei Fingern durch mein Haar. Nahe der Schulter. Eine leichte Handbewegung. Geräuschlos. Eine langwidrige Prozedur. Vergingen gerade dutzend Stunden? Mein Herz schlägt. " Hach... und wie heißt du? Wie ist dein Name?" Funkelnde Augen meiner Japanisch Lehrerin und den anderen Schülerinnen blenden mich blind. Konkurrenz für Toya. Hihi. Ok, habe mich gefangen. Sicherlich liegt auf meinen Wangen ein dezenter Rotton. Verräterisch. Den Kopf weiter gegen die Hand gestützt, den Arm gegen die Tischfläche, beginne ich mit einem Bleistift rumzuspielen. Na, wie ist dein Name, Arschgrapscher, Psycho, Plem Plem Macher, durch Haare entlang Streifer? " Kamui Fuma." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)