Red mouth von abgemeldet ================================================================================ Act --- " Die Dusche ist kaputt." Hey, was für eine elegante Wortwahl. Die Dusche ist kaputt. Oder kaputtes Teil - das klingt noch genauer. Noch intellektueller. Noch pennerhafter. Trotzdem das 8te Weltwunder, dass ich Worte formen kann und diese verständlich ausgesprochen werden. Mein rationales Denken vegetiert im Error Zustand. Der Gürtel meines Bademantels wackelt. Ganz langsam wende ich meinen Kopf. Ich sehe nackte Arme. Nicht zu protzig mit trainierten Muskeln bepackt, nicht zu Ken-mäßig. Gerade die perfekte Dosierung mich zum Sabbern zu bringen. " Noch nicht genug?" Ich kann reden. In Gedanken benetze ich mein Lätzchen in der rechten Hand mit Speichel. Sein verwegener Blick ist gen Zimmerdecke gerichtet. Sein Körper liegt auf den Boden. Ok, er sitzt. Der Kopf ist gegen den Badewannenrand gelehnt. Dutzende Schaumberge zieren den uninteressanten Raum zwischen männlicher Perfektion und Keramikwanne. Das Ziepen macht sich wieder bemerkbar. Der festgebundene Knote nahe meiner Taille lockert sich. Gaffe nur diese Haare an, welche tropfnass an seiner Stirn kleben. Wie markant. Sex!! Was soll ich sagen? Was soll ich machen? Nach dem nächsten Wimpernaufschlag fällt der dunkle Stoff von meinen Schultern. Jetzt sieht er mich an. Meine Beine sind feucht und zittrig. " Yuki..." Ich fange wieder an zu atmen. Dazu setze ich mich mit einer schnellen Drehung auf ihn. Zum zweiten Mal. Doppelt hält besser. Boot ---- Ich habe keine Lust, diesem §)/$("§ zu verfallen. Mich immer wieder hinzugeben. Wo ist meine Dominanz geblieben? Aber seine gesamte Statur mit dem eingebauten Arsch, bekanntlich nicht DAS standarthafte Körperteil, rauben mir den Boden unter den Beinen. Dann werde ich blind für meine Umwelt. Nur dieser §)/$("§ bleibt sichtbar. Greifbar. Dann werde ich zu einer normalen Schülerin, die sich ihrem perversen Verlangen fügt. Morgen würde alles wieder von vorne anfangen. Eigentlich kein Problem. Wir lassen uns nichts anmerken. Distanzierte Ebene. Während meine Mitschülerinnen Zeuge sind, wie er... - draussen raucht - nicht zu vergessen die Körpergewichtsverlagerung gegen Eingangstür - und dem perfekt aufgesetzten Ich-bin-wichtig-Gesicht - reihenweise kreischen - haufenweise Plüschgerippe und knappe Slips hinunter schmeißen ... würde ich seelenruhig meine Bücher für die Geschichtsstunde bei "Herrn Kinomoto" auf meinem bescheidenen, kleinen Tischplätzchen ausbreiten. Fiftyfifty Lehrer. Rauchen auf Pausenhof. Ist er nicht doch ein Schüler? Das erinnert mich an unseren ersten... + Es war arschkalt. Es war Herbst. Unsere Haare waren pitschpatschi nassi. Aio rümpfte die Nase. "Hattschhii" "Ha, da ist er... sorry, muss jetzt los! Bis morgen!" Ein breites Lächeln, ein schnelles Küsschen, noch ein knapperes "Bye" und ihr Kopf war unter dem schützenden Regenschirm ihres Sklaven verschwunden. Ich sah den beiden hinterher. Die klassische Art, als 11. Klässler nicht mit Auto, sondern zu Fuß die Welt zu erkunden. Irgendwie cool. Ich werde sentimental. Ich gab mich meinen kitschigen Gedanken hin. Mein eigenes Augenpaar verfing sich an den zwei Schlendernden. "Fang auf!" Hmm? Häh? Jetzt kommt was geflogen. Supermann's Nike Schuh? Vogelköttel? Nein... ein Motorradhelm. Ein "Basecap", welches grandios gegen meinen Kopf prallte. Ein Hoch auf meinen ausgeklügelten Reaktionssinn. + Beim zweiten Anlauf gelang es mir, die bleischweren Augen zu öffnen. Noch derb unscharfe Konturen. Mein ganzer Körper fühlte sich warm an. Irgendwo geborgen. Verdächtig. Ein anderer Geruch. Mit viel Phantasie erkannte ich eine Hand. Die Konturen wurden schärfer. Meine Umgebung wurde schärfer. Zu scharf. Wie eine Wahnsinnige winde ich mich. Meine Beine zappelten unkontrolliert in der Luft herum. 0 festen Boden unter den Füßen. Hob meinen Rücken, meine Arme schwebten daraufhin umher. Jetzt landete ich auf was weichem. Eine nachgiebige Matratze bewegte sich. Und quitschende Geräusche ertönten. " Was ist - Wo bin ich - was ist los?" Ich brachte nicht mehr als ein heißeres Krächzen heraus. Stimme wieder erlangt, yeah... Lullendes Licht gab dem Raum eine dezent schummrige Note. Der fremde Duft. Männliche Abstammung. Machte mich an. Ist fremd. Der weiche Grund unter meinen angezogenen Beinen drückte sich sachte nach unten. Das nasse Hemd machte sich auf der Haut bemerkbar. Darunter war ich nackt. Der ebenfalls nasse Rock klebte an meinen Oberschenkel. Ich konnte mir ausmalen, dass man eine detaillierte Aussicht auf meine schwarze Unterhose hatte. Herrn Kinomoto. Noch ein Referendar. Also angehender Lehrer. Oh Gott, wieder Hallus? Lass es eine perfekte Einbildung meines perversen Wunschdenkens sein. Er saß auf der Bettkante. Mir direkt gegenüber. Es ist still. Zu still. Sein schwarzes Haar fiel ihm leicht vor die Augen. Markant. " Du fragst dich, warum du hier bist." Die Einbildung spricht. Keine Hallus. Alles real in'er Gegenwart. Ich nickte. Das ich damit beschäftigt war, sein abgöttisches Profil intensiv zu studieren, musste mein Lehrer nicht wissen. " Wieso bin ich hier?" Ich sprach leise. " Ich habe dir mein Basecap gegen den Kopf geschlagen. War keine Absicht." Stille. Keine Reaktion meinerseits. Unbeholfen versuchte ich mich aufzurichten. " Ich muss weg." Matratze krächzte wieder. " Ist das schlimm?" Aufgewühlt sah ich in seine Augen. Meine Beine hatte ich noch enger an mich gezogen. Der Rock noch nuttenhafter hochgeschoben. Mein Blut rauschte. Mein Fluchtversuch ist lächerlich. Man muss zwischen den Zeilen lesen. Zugegeben, ich soll mich distanziert und konzentriert in seinen Unterrichtsstunden geben. Gilt dass auch auf der privaten Ebene? Jetzt, wo eine geschaffen wird... Gilt hier nicht mehr, seine Hintergedanken auszuleben? Das dominante Verlangen, was ebenfalls der Realität entspricht. Ich lies mich auf beide Knie fallen, stützte dabei die zittrigen Hände gegen die Matratze, welche meinen Bewegungen Widerhall gewährte. Sehe seine Augen. Mein rationelles Denken schaltete sich ab. Dazu der benebelte Verstand. Die Augen mit einem undefinierbaren Blick drin. Keine Verachtung oder Vernunft. Meine Gestalt lullte sich in der schummrigen Lichtnote. Ich hörte den plappernden Regen gegen die Fensterscheiben schlagen. Fordernd. Er küsste unbeschreiblich. Was für ein Arschloch. Ui, das gefiel mir. Intensiv. Zaghaft kam ich ihm entgegen. Ob es falsch ist, steht an zweiter Stelle. " Zieh dich aus." Closer ------ " Zieh dich aus." Willig lies ich mir mein klebriges Hemd über den Kopf ziehen, bis mein nasses Haar zurück fiel. Dünne Wasserbahnen rannen meinen entblößten Rücken entlang. Eine halbe Ewigkeit verschwendete ich, seinen Gürtel unter meinen unkontrollierten Fingern zu lösen. Eine unwiderstehliche Überredungskraft. Sein Gürtel war halb geöffnet. Er küsste mich auf den Mund. Erst verführerisch, dann so atemlos und leidenschaftlich, bis ich allein davon unter ihm lag. Ich hörte den heftigen Niederschlag, den Wind draußen auf den Straßen toben. Meine Lippen umspielten ein kurzes Lächeln. Es schien alles perfekt abgestimmt. Fest biss ich mir auf die Lippen. Unverwandt sah ich zu ihm hoch. Mein Körper begann erwartungsvoll zu zittern aufgrund dessen, was noch kommen würde. Mir wurde schwindelig, als sich der eingestimmte Rhythmus unkontrollierter abspielte. So sah die Wirklichkeit aus. Und in der Wirklichkeit bedeutete es nichts anderes als Unterwerfung, wenn man sich willenlos führen lies. Mein Mund lag offen. + I've watched you change Into a fly I looked away You were on fire I watched a change In you It's like you never Had wings I took you home Set you on the glass I pulled off your wings I watched a change In you I look at the cross Then I look away Give you the lungs to Blow me away Now you feel So Alive Zerwühlte, kalte Lagen. Schwarzes Haar, dass ein chaotisches Bild ergibt. 'Die unkoordinierte Strähne, die aus dem ansonsten glatten Haar am Vorderkopf herausragt, lässt heute auf ungewöhnliche Energie und Tatendrang schließen. Die Möchtegern Locke, welche sich unvorteilhaft über die Stirnmitte windet, ist ein Zeichen für erotische Ausstrahlung und enorme sexuelle Aktivitäten.' Ich sah nicht besser aus. Auch diesen Morgen regnete es in Strömen, für die Jahreszeit ungewöhnlich kalt. Ich stieg aus dem Bett. Unter meinen Füßen lag sein Hemd. Zerknittert, wie es war, warf ich es zu ihm auf s Bett. Doofe Schlafmütze. Ich hab keinen Stil. Ich fange an wie ein Penner zu reden. Ich brauch 'ne Dusche. Die Tür ist einen Spalt offen. Schnürte meine Stiefel zusammen. Mein Blick haftet dabei auf seinem Gesicht. Ich kann nicht mit Überzeugung sagen, dass ich bereue, was sich hier abgespielt hat. Es bildeten sich Tränen, welche ich nicht mehr runterschlucken konnte. Verspürte große Lust, die Tür hinter mir laut zuzuschlagen. Bis jetzt kannte ich nur absolut detailliert jeden Winkel des Schlafzimmers einschließlich des Bettes. Wer konnte mich aufhalten, unbekannte Räume zu erkunden? Verstoß es gegen irgendwelche Menschenrechte? Gegen soziale Normen? Ich bin unverschämt. Ich provoziere gerne. Und um es noch illegaler zu machen, krallte ich mir eine Champagnerflasche. Gute Sorte. Ich setzte mich mit dem Champagner in Bewegung. Jetzt kam der Flur. Viele geschmackvolle Bilder waren aufgehängt. Geschmackvoll? Ich könnte darauf kotzen. Nächste Tür. Ah, wie schön. Das Arbeitszimmer! Der Schreibtisch, überfüllt mit Arbeitsheften. Zwar waren sie ordentlich gestapelt, trotzdem überfüllt. Mein Heft lag auf einen der Stapel. Geschichte. Roter Umschlag. Man sagt, Rot ist die Farbe der Liebe. Rot ist die Farbe der Kindheit. Registriere große Fenster, ein Balkon. Oh, das gefällt mir - eine kleine Sitzecke. Gemütlich, stilvoll. Lampen. Gegenüberliegende Ecke des Zimmers: ein Bambus. Kann man das als Pflanze bezeichnen? Sieht gepflegt aus. Grüne Blätter, Kein Plastik. Machte eine langsame Drehung. Großes Zimmer mit weißen Kacheln. Ein Schrank, in denen sich dies und jenes... yeah, Gläser befanden. You fell away What more can I say? The feeling's evolved I won't let it out I can't replace Your screaming face Feeling the sin in system Ich hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und zappelte mit den Zehen, während ich in mein Wasserglas schaute. Champagner perlte darin. Ich kippte ihn herunter, beugte mich vor, griff nach der Flasche und füllte das Glas noch mal. Kollossale Koordination, folgerte ich. Unglaubliche Geschicklichkeit. Und nicht die Spur von Verstand. " Man kann nicht alles haben ", erzählte ich dem Champagner, ehe ich wieder einen Schluck "tätigte". Ich kicherte. 'Was für ein Ausdruck!' Ich strich mir gerade das offene Haar aus dem Gesicht, als ich Herr Kinomoto am Türpfosten lehnen sah. 'Warum nicht einfach Toya?' "...Hallo". Ich grinste ihn an, bevor ich das Glas erhob. Während ich meine Zehen am Unterschenkel entlang kreisen lies, bedeutete ich ihm mit Gesten, er solle eintreten. " Bleiben sie nicht im Kalten stehen, Herr Kinomoto. Kommen sie herein ins Warme." Ehe er sich aufrichtete, lies er den Blick von meinen schuhlosen Füßen die Beine hinauf, die meinen verrutschten Rock großzügig entblößte, zu meinen geröteten Gesicht und den zersausten Haar entlang schweifen. Ich fühlte mich ungewöhnlich schön - und sturzbetrunken. " Was ist los?", fragte er. Ich prostete ihm kurz zu und leerte das Glas. " Ich feiere!" Lächelnd warf ich den Kopf in den Nacken. " Mir fällt bloß der passende Ausdruck für die Gelegenheit nicht ein. Aber vielleicht Ihnen." Toya kam herein und beobachtete mich, wie ich mir wieder einschenkte. Er hob prüfend die Flasche. " Haben Sie das allein getrunken?" Wir benutzten einen konservativen Ton. Stimmt ja, das war ein Arbeitszimmer. Geschäftlich. Es geht nur um s Geschäft. " Ganz alleine." In meiner Stimme schwang Stolz mit. Ich trank wieder. " Und wenn Sie auch etwas wollen, gehen Sie raus und besorgen Sie sich selber was." Er stellte die Flasche ab, ich hatte sie zu drei Vierteln geleert. 'Und, Lehrerschen... imponiert ihnen mein Durchhaltevermögen?' " Was feiern Sie?" Ich nahm die Füße vom Schreibtisch. So gut es ging. In aufrechter Stellung wankte ich ein bisschen, doch dann schüttelte ich den Kopf, um den Nebel zu vertreiben. Mit überraschender Anmut kam ich um den Schreibtisch herum. " Dieser verdammte Boden is' ja ganz schief, Herr Kinomoto. Da stimmt was nicht mit den Stützbalken. Sie sollten sich mal drum' kümmern." Amüsiert lächelte er. Lag es an meiner pennerhaften Antwort oder an dem ganzen Scheiß, wie ich mich hier aufführte? Während er mir zuschaute, kickte ich meine Schuhe aus dem Weg und hob erneut das Glas. " Wo bin ich gerade stehen geblieben?" Ich drehte mich stirnrunzelnd zu ihm um. " Bei den fehlerhaften Stützbalken." Ich kicherte. " Nein, noch davor. Warten Sie eine Minute..." Ich strich mir mit den Fingern durch das Haar und hielt es mir aus dem Gesicht, während ich angestrengt nachdachte. "Ah ja." Ich lies es zurück ins Gesicht fallen. " Heute Nacht hatte ich einen Traum... Irgendjemand hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Von genau der Stelle aus, an der Sie jetzt stehen...", fügte ich hinzu. Er schaute mir geradewegs in die Augen, ohne mein Lächeln zu erwidern. " Ich verstehe." " Nein, tun Sie nicht.", erwiderte ich, dann tippte ich ihm mit einem Finger gegen die Brust. " Was halten Sie von der Institution Ehe, Herr Kinomoto? Ich habe heute Abend darüber nachgedacht. Ziemlich viel sogar." Die Worte kamen mir nicht mehr flüssig über die Lippen. Ich trank wieder. " Meine Eltern waren verheiratet, müssen Sie wissen. Ich kenne von deren Kreisen eine Unmenge von verheirateten Leuten. Einige bleiben das auch. Und manche versuchen es immer wieder, bis es klappt. Muss schon was dran sein. Viele Leute kriegen auch Kinder, wenn Sie verheiratet sind. Manche sogar schon vorher..." Meine Stimme versagte. " Mögen Sie kleine Kinder? Ich schon... aber wir haben uns doch über irgendjemanden unterhalten.", fiel mir plötzlich ein. " Ich kam zu dem Schluss, diesen Jemanden zu heiraten eine tolle Idee wäre. Dieser... nennen wir ihn "Illusion"... diese Illusion sah großartig aus... ich habe mich wirklich in dieses Gesicht verknallt. Wie ein Gemälde von Raphael..." Lachend drehte ich drei Pirouetten. Danach kippte ich den vagen Rest Champagner hinunter. " Heute Abend habe ich Ihn zu Hause besucht, um ihn zu sagen, dass ich ihn heiraten will... mein Glas ist wieder leer... ich war also in der Wohnung. Und eine andere Frau auch...hmm, nennen wir sie Madeleine, Comtese de la Salle, oder?" Während ich redete, ging ich zum Schreibtisch um mir wieder einzuschenken. Der Champagner perlte und schäumte. " Ich war - wie sagt man? - de trop. Oder wie die Frau es ausdrückte - es war eine peinliche Situation." Nachdem ich über die letzten Worte gestolpert war, hob ich das kühle Glas gegen meine Stirn. "Wir benahmen uns alle sehr kultiviert, selbstverständlich. Diese "Illusion" hat alles erklärt. Das hatte er toll drauf." Noch einen Augenblick hielt ich das Glas gegen meine Stirn. " Sie verstehen, seine Scheiß Madeleine..." Meine Stimme hatte zu zittern begonnen, weshalb ich den ganzen Champagner runterkippte. " Verdammt!" Ich schleuderte das Glas in die nächstbeste Ecke. Es knallte gegen die Wand und fiel in Splittern auf den Boden. Auf die Kacheln. " Deswegen fange ich doch nicht etwa zu heulen an." Ich presste mir die Handballen fest gegen die Augen. 'Nicht vor ihm.' Schweigend verfolgte er meinen Kamp gegen die Tränen. Einmal, zweimal atmete ich schlurzend ein und aus, ehe ich die Beherrschung wiedergewann. Dickköpfig. Als ich die Hände sinken lies, waren meine Augen weit geöffnet. Ich holte noch einmal Luft, dann schaute ich mich suchend um. Ich hob ein anderes Wasserglas und schaute es gründlich an. " Ich habe mir gelobt, dass ich die ganze Flasche trinke. Und daran halte ich mich auch." Ich kicherte selbstzufrieden. Genüsslich trank ich aus. Mit lautem Klirren sang es auf den Schreibtisch. Ich sah ihn eindringlich an, als er gelassen eine Zigarette anzündete. Ich schloss wieder die Augen und hielt mit einer Hand an meinen Kopf. " O Gott..." Auf einmal drehte sich alles. Die Rache der fehlerhaften Stützbalken? " Ich bin fürchterlich betrunken." " Das ist mir nicht entgangen." " Ihnen entgeht nicht viel.", meinte ich. " Im Suff fällt es einen schwer, wütend zu sein... na schön." Ich zuckte mit den Achseln. " Erscheint Ihnen das logisch genug, Herr Kinomoto? Sie sind so ein logischer Mensch." Beim Gähnen rieß ich den Mund weit auf. " Wahrscheinlich sind Sie nicht der Typ Mann, der es ausnützt, wenn sich eine Schülerin in meinem gegenwärtigen Zustand befindet." Er hob eine Braue. " Ist das eine Frage oder eine Einladung?" " Weiß nicht. Ich bezweifle, dass ich Sie jetzt verführen könnte" Er grinste. " Sollen wir wetten?" Beim Lachen kam ich erneut ins Schwanken und griff nach dem Tisch, weil die Wände bebten. " Manchmal sind Sie mir direkt sympathisch..." " Und sonst?" Ich schaute ihn durch eine Rauchwolke an. " Sonst weiss ich es nicht. Sie machen mir Angst..." Spielerisch wedelte ich mit der leeren Flasche. " Ist da nicht noch mehr? Soll ich einen neuen kommen lassen?" Er drückte seine Kippe aus, ehe er aufstand. Die gemütliche, kleine Sitzecke. Grün-violettes Licht, das sachte im Zimmer verteilt lag. Draußen, in der kalten Nacht, regnete es. Immer noch. Als er mir um die Taille fasste um mich vom Schreibtisch wegzubugsieren, sank ich ihm nachgiebig in die Arme. " Ist die Party aus?" Meine Haut fühlte sich durch die zerknitterte Bluse heiß an. Meine Lider hingen schwer herab. Waren schon fast geschlossen. Gähnend legte ich den Kopf an seine Schulter. " Bring mich heim, Toya." Ich spürte, wie der Boden unter mir schwankte. " Ich möchte nicht mehr hier sein. Ich möchte heim, heim..." " Jetzt sofort?" Er bettete meinen Kopf an seine Brust. Fast behutsam. " Wenn ich aufwache." Dann verlor ich das Bewusstsein unter den Füßen. Solicitude ---------- " Los, wach auf... hey..." " Toya..." Ich höre Gekichere. Uff. Hört sich bekannt an. Wird lauter. Jemand rüttelt an meiner Schulter. Hektisch. " Hey, ... oh, los! Komm, das musst du dir angucken!!" Gähnend rege ich mich auf meinem Tisch. " Was ist denn...?" Aio. Gewaltvoll reißt sie mich zu den anderen Schülerinnen, die wie Girlies an der Fensterreihe kleben. Sprichwörtlich kleben. Oh Gott, nicht schon wieder. Eine hält, krallt sich förmlich an ihrem Taschentuch fest. Rosarote Herzchen sind drauf abgedruckt. Schaue sehr desinteressiert durch die Runde. " Da..." Mit ihren zappelnden Fingern zeigt sie auf den Pausenhof. " Da ist er... guck, was er macht! Oh, guck... guck doch" Ja, ich gucke doch! Plötzlich halten alle die Luft an. Spannung liegt in der Luft, die jede Sekunde explodieren wird. Wie interessant. Ja, ehrlich. Ich meine, hey: - Da steht gerade das lebende Raphael Abbild persönlich. - Aber davon nicht genug: Rauchend draußen. Was für ein einzigartiges Spektakel!! Herr Kinomoto, das gehende, endgeil männliche Sexsymbol auf unserer Schule raucht - was für ein Ereignis! Holt schnell eure Kameras raus und verewigt diesen bedeutenden Tag! Ich versuche mitzuspielen. Drängle mich an den anderen vorbei, um einen besseren "Aussichtsplatz" zu bekommen. Stille. Die Ruhe vor dem Sturm? Oh. Anspannung pur. Girlierunde beugt sich mit offenen Mäulern vor. Oh. Herr Kinomoto nimmt den letzten, genüsslichen Zug. Gleich. Oh. Lässig, cool, verwegen schnippt Herr Kinomoto seine Kippe zu Boden. Hysterisches Kreischen bricht aus. Groupies springen herum, fallen sich weinend in die Arme, werden ohnmächtig, wischen sich den Speichel mit Lätzchen von den Lippen. Okay, ich mache mit. Lasse mich von Aio durch die Luft wirbeln. Sie drehen Pirouetten, trocknen sich die nassen Aüglein, wedeln sich Luft in die erhitzten Gesichter. Puh. Ich drehe meinen Kopf zurück Richtung Fenster. Er hat das Gebäude betreten. So welche Anfälle - Alltag! Bei mir weckt das äußerlich totale Desinteresse, bei den anderen unzivilisierte, affenmäßige Verhaltensweisen. Sehe, wie Aio schwärmend eine kleine Zeichnung auf ihren Tisch kritzelt. Beuge mich zu ihr vor. Soll wohl sie und Herr Kinomoto sein. Dabei hat sie schon einen Dackel zum Abrichten gefunden. Darauf antwortet sie mit: " Gucken ist doch nicht verboten, oder?" Die anderen Mädchen hatten sich soweit beruhigt, dass sie auf ihren Plätzen Teddybären, selbstgebackene Plätzchen, die mit Schleifchen zusammengepackt waren, ausbreiteten und auf das Auftreten von "Sexsymbol" hofften. Die eine mit dem beblümten Taschentuch - ihr genuschelten Gebet, "er" solle doch endlich hier eintreffen, höre ich hinter mir. Naja. Ja, man kann uns als verrückt und wild bezeichnen. Aber wir sind alle hoffnungslos hingerissen. Eine Krankheit? Schon möglich. Mir ist, als könne ich seine näher kommenden Schritte hören. Rüttele nervös an meinen Platz. + " Was glotzt du auf meinen Arsch, hä?" Gefährlich, bedrohlich baut sich Aio neben dem Typen auf. Nicht mehr als zwei Schritte trennen die beiden. Ich seufze. Der Typ mit dem frechen Grinsen kreuzt hier schon seit einiger Zeit auf. " Lass doch, Aio. Wir müssen los!" Ich mache Stress. Hihi. Liegt daran, dass wir wegen diesem kindischen Gefummel zu spät zur Schule kommen. " Selbstbewusst, was?" Fieses Grinsen macht mich nervös. Sein Blick spricht Bände. Nach dem Motto: " Hier und jetzt? Gleich die harte Rein-Raus-Weiter Nummer?" Ungeduldig ziepe ich an Aios Ärmel. " Na und? Problem damit, oder was?" Abgeschaltet. Jegliches Einreden prallt an ihr ab. Brav gehe ich einige Schritte zurück und bestaune angehende Treiben. " Im Gegenteil..." Typ zieht Aio näher an sich heran. Typ wird handgreiflich. " Ich steh' total drauf..." " Arschloch!" Ein kräftiger Schlag ins Gesicht und Aio setzt sich in Bewegung. Verdutzt schaue ich zu dem Typen. Er schaut nicht besser als ich. Hält sich die geschwollene Wange. Setze mich vor dem Typen in Pose, er schaut zu mir hoch, während ich ihm die Zunge rausstrecke. Wenn Aio das kann, kann ich das auch. Aio winkt mir hysterisch von der gegenüberliegenden Straßenseite zu. Unbeachtet lasse ich Typen auf den Boden liegen. Zeit, die Kurve zu kratzen. Ein schneller Blick auf die Uhr. 8:24am. Scheiße. " Warum lässt du dich so leicht provozieren?". Wartend schaue ich Aio von der Seite an, während wir weiterlaufen. Sie beschleunigt ihre Schritte. " Komm. Der Scheißkerl hat angefangen!" " Er sah doch gar nicht schlecht aus...", murmele ich. Mir kommen die schwarzen, verwegenen Haare, das aufgeknüpfte Hemd, dass lässig aus der Hose gezogen war, in den Sinn. " Hmm, kann sein. Trotzdem scheiße..." Aio bringt einen immer auf den Boden der Tatsachen zurück. Auch wenn's weh tut. + " Scheiße... ist der schwer!" Mitleidig schaue ich auf den Putzeimer hoch. Voll gefüllt mit eiskaltem Wasser, welches jede Sekunde auf den Boden zu schwappen droht. Artig schweige ich. Lasse mir Aio's Vorwürfe gefallen. " Warum... muss ich diese schwere Scheiße tragen..." Wasser kleckst auf den Boden. Einige Zentimeter vor meinen Füßen. " ... und nicht du? Hat Herr Kinomoto schon mal was von Menschenrechten gehört? Das ist Sklaverei!" Ich merke, dass sie mich scharf von der Seite beobachtet. Ruhig schlage ich meine Beine aufeinander und verschränke beide Arme um meinen Kopf. Heute trage ich meine langen Haare offen. Ist selten. Hihi. Aio schnaubt. Soll ich ihr anbieten, den Eimer mit den Händen hochzuhalten? " Ha... unser Lehrer ist in dich verschossen!" Ich schließe meine Augen. " Wie kommst du darauf?", frage ich unschuldig mit ruhiger, ausgeglichener Stimmlage. Nichts anmerken lassen. " Warum muss ich mich dann hier abkrebeln?" " Wir sind wegen dir zu spät gekommen - schon vergessen?" " Ja, aber hast du es Kinomoto gesagt?" Verräterische Stille. Manchmal ist es besser, man schweigt. " Kann er etwa Gedanken lesen?" " Vielleicht...", entgegne ich. Ich kichere. Wir beide lachen. Es schallt durch den ganzen, leeren Flur. " Was soll dieser Lärm?" Schlagartig hören wir mit dem quietschenden Kichern auf. Drehen uns mit fragenden Blick zu ihm um. Sein Gesicht ist ausdruckslos. Kravatte. Das frisch gebügelte Hemd ist aufgeknöpft. Ein einziger Knopf. Der typische dunkle Anzug. Lehrermäßig. Ist es Standard, dass sich auch Referendaren so kleiden? Toya Kinomoto. Frauen lieben an ihm diesen überzeugenden Ihr-interessiert-mich-alle-nicht -im-Geringsten-Blick. Halten ihn automatisch für begehrenswert, für intelligent. Das schwarze Haar fällt ihm dekorativ in die Stirn. Frauen verzehren sich nach ihm, und das geht mir genauso. Die Szene von gestern drängt sich in mein Bewusstsein. Nasses, schwarzes Haar. Meine Schuluniform lag schlampig auf den Boden und ich auf das Bett geschubst wurde. Werde knallrot. Verlegen fixiere ich den Boden. Viele Wasserpfützen darauf. " In der letzten Stunde werdet ihr nachsitzen. Setzt euch auf eure Plätze!" Ui ui ui. Bestimmender Ton. Aio lässt den Putzeimer auf den Flur stehen. Schweigend begeben wir uns auf die Plätze. Wir sind Schüler. Man kann uns rumkommandieren. Packe meine Geschichtsbücher aus, lasse mir die Seitenzahl zuflüstern und vergrabe mich die nächsten Stunden in Biographien, Erzählungen etc. + Etwas knallt gegen mein wippendes Bein. Aio's Fuß. " Bist du schon fertig?" Ich nicke leicht. " Dann lass uns gehen!" Ich nicke wieder. Gleichzeitig stehen wir auf. Ich befördere Stift und Radiergummi ins Etui, um Aio den "Vortritt" zu lassen. Sie hätte sich trotzdem vorgedrängelt. Ich sehe, wie sie Herr Kinomoto anlächelt und er knapp nach ihrer Arbeit verlangt. Zuckersüß. Flüchtig geht er das Geschriebene durch. Und nickt als Zeichen, dass sie gehen könne. Nun bin ich dran. Ich gehe zum Schreibtisch. Schiebe Herr Kinomoto die Strafarbeit entgegen. Die gleiche Prozedur. Beim letzten Absatz stockt er und gibt mir das Blatt zurück. Shit! Nicht vollständig... Stöhnend klimpert Aio gegen den Türrahmen. Ihre Schultasche hängt lässig über eine Schulter. Ich seufze kurz und deute ihr, sie solle schon vorgehen, während ich zurück auf meinen Platz gehe. Ohne nicht noch mal ihre geschminkten Augen zu verdrehen, verlässt Aio das Klassenzimmer. Ich fühle mich beobachtet. Kritzele schnell und einigermaßen leserlich die Antwort der letzten Frage auf das Blatt. Stopfe den ganzen Kram in meine Tasche, hänge sie mir um. Trete an Herr Kinomoto's Pult. Bitte sehr! Ein kurzer Blick auf das Blatt. Während er aufsteht und uns ein Holzgestell, Holzpult trennt, hält er es mir entgegen. Er hält mir sine Augen entgegen. Sie offenbaren nicht, was er denkt. Wieder fällt sein feines Haar in die Stirn. " Alles richtig? Kann ich gehen?" Ohne eine Antwort oder irgend ne Regung abzuwarten, verbeuge ich mich vor Herr Kinomoto und geselle mich zum Gehen. Ihn nicht mehr eines Blickes würdigen. Kalt bleiben. Zu 3/4 aus der Tür raus, wird mir die Güte erteilt, einen ¼ Blick in einen leeren Flur zu werfen, bis ich am Arm gepackt werde. " Bleib hier. Bitte." Er hält mich fest und zieht mich langsam zurück ins Klassenzimmer. Wütend drehe ich mich zu ihm um ihm meine Meinung ins Ohr zu quicken. " Was soll das?" Während ich in sein Gesicht sehe, bemerke ich, dass er mich seltsam zärtlich anblickt. " Ich... lass mich los!" Anstatt mich Gehen zu lassen, zieht er meine erbärmliche Gestalt an sich. Die Luft zum Atmen wird dünner. Arschloch. Er senkt seinen Mund an mein Ohr. Meine Beine werden weich. Warum hat er so eine Wirkung auf mich? Ich werde rot. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich zittere und schlurze und will weg. Mühsam versuche ich mich loszureißen. Zwecklos - klar. Ich beginne mit geballten Fäusten gegen ihn einzuschlagen. Meine ganze Wut. Verzweiflung. Chaos. " Ich bin ein billiges Flittchen für dich, nichts weiter... ich kenne dich nicht. Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll... Meinst du das alles hier Ernst?" Ich komme mir dumm vor. Ich benehme mich wie ein kläffender Pudel. Wie lange stehen wir... Ich öffne die Augen und sehe einen großen, nassen Fleck auf seinem Hemd. Mein Werk. " Jetzt..." Fragend sieht er an sich herunter. " ... habe ich dein ganzes Hemd nass gemacht..." Oh, jetzt rede ich auch wie ein begossener Pudel. Einmal laut Klatschen! " ... vergiss es einfach..." Das leise Flüstern nahe an meinem Ohr. Jetzt klingt es angenehm. Doch anstatt weiter von diesen Armen gehalten zu werden, gehen wir auf Abstand. " Du solltest dich langsam wieder beruhigen..." Seine Augen sind geschlossen. Ich schniefe kurz. Dann öffnet er ein Auge und sieht mich an. " Du siehst schrecklich aus!" Ich lächele schief, strecke ihm die Zunge raus und laufe aus dem Klassenzimmer. Vielleicht kann ich Aio noch einholen. Vielleicht hat sie nur am Schultor gewartet. + Erschöpft komme ich zu Hause an. Aio war nicht da. Seufzend schmeiße ich den Hausschlüssel meiner Mutter in die nächstbeste Ecke auf der Kommode. Streife die dreckigen Stiefel von den Beinen. Schalte das Licht zum Badezimmer ein und werfe einen ängstlichen Blick an den Wandspiegel. Ich hab's geahnt. Sehe wirklich schlimm aus. Das gehende Abführmittel. Schrecklich. Lasse heißes Wasser einlaufen. Sitze entkleidet auf dem Badewannenrand. Was hatte ich nur für eine Show abgezogen? Ah, ekelhaft. Schüttele angewidert meinen Kopf. Es ist passiert und man kann es nicht mehr ändern. Tauche meinen Kopf tief herunter. Es schäumt und schwappt. Halte mir die Nase zu, bis ich schließlich meinen Kopf an die Oberfläche zurück strecken muss. Meine Haare haben eine beachtliche Länge. An den Enden hängen sie leicht lockig runter. ... was findet Toya an mir? Gar nichts! Ich bin schrecklich dünn, habe spärlich weibliche Proportionen, kann als Kerl durchgehen. Ich bin hässlich. Hässlich äußerlich, hässlich innerlich. Dreckig. Ich sollte mich brandmarken. LOSER. Ich kann's mir aussuchen. Einfache, Russbeschmierte fünf Buchstaben. Oder tiefe Linien und Schwingungen in meinen Arm schneiden. Ich kann das Blut riechen. Noch einmal versinke ich meinen Kopf + die perversen Phantasien in das heiße Wasser. Es schwappt. Eine Hand lasse ich auf den Wannenrand liegen. Ich muss ruhig werden. Ich muss nur Mitte kommen. Männer sind kompliziert gestri... Hm? Ich richte mich auf. Es klingelt. Ein griffbereites Handtuch liegt vor meinen Füßen. Es klingelt Sturm. Jaha, komme! Meine Füße klatschen geräuschvoll auf den Weg zum Flur. Scheiß auf meine nassen Haare. Selbst ein Bad bleibt mir vergönnt. Reiß einfach die Tür auf. Wer dort steht, ist egal. Auf jeden Fall ein Störenfried, der abgehängt werden muss. " Öeehh, Püüpchen! Wie schöööeen, dich zu sehen!" Rutsche angeknackst die Tür entlang. Das kann nicht sein. Wie kommt die hierher... " Oma... Guten Abend!" " Oho, Liebes..." Ohne meine Einstimmung lukt die alte Schachtel verschwörerisch in den Flur. " Du hast doch nicht etwa männlichen Besuch bei dir, oooder?" Schelmisch schaut sie zu mir hoch. Ihr graues Haar ist gewellt, aufgrund ihres Alters dutzende Zentimeter kleiner als ich. " 'n Witz, oder?! Komm... ", " Schätzchen, schläfst du? Ich bin doch bereits drin!" Friede, Freude, Eierkuchen. Lachend steuert sie Richtung Küche. " Oma, was... " " Weißt du, Kindchen, deine Mutter ist doch für die nächsten Wochen außer Haus. Deshalb bin ich hier. Jemand muss sich doch um dich kümmern!" " Das ist nicht nötig! Ich kann auf mich selber aufpassen!" In Windeseile werden Pfannen, Teller, Schüsseln und Gemüse ausgebreitet. Ich schnüre meinen Bademantel fester zusammen und trete einen Schritt an den Herd, wo die alte Schachtel Paprika und Avocado schnippelt. Geschickte Hände. " Nun hör mal!" Spöttisch piekt sie mir in die Seite. " Du musst was in den Magen bekommen. Du siehst aus wie ein Kind aus der 3. Welt! Jetzt wird gegessen, gegessen, gegessen!" Seh' ich aus wie 'n Mestschwein? Seufzend versuche ich mich nützlich zu machen, stelle Olivenöl und Gewürze raus und decke den Tisch. Es brutzelt in der Pfanne. " Und?" Mit ihrem Lächeln strahlt sie mich an. Die 3. Zähne? Vielleicht auch ein Gebiss. Sie stellt zwei Tassen Tee auf die Tischplatte. " Wie geht's dir so, Kleine?" Ich bin größer als du! " Gut. Kann nicht klagen. Und dir?" Als ob mich das jetzt interessieren würde. Laut schlürfe ich den Tee. Verbrenne mir die Zunge. Bin müde. Bilde mir ein, von meinem Bett gerufen zu werden. " Bestens, bestens. Eigentlich wollte ich dir schnell eine deftige Gemüsesuppe rüber bringen, aber..." Sie lenkt ihre Interesse dem Gemüse auf dem Gasherd. "... wenn wir schon beim Kochen sind." Typisch. Grinsend kippt sie mir einen mords Batzen in den Teller. Sich selbst eine mikroskopisch kleine Portion. Grummelnd nehme ich einen Biss. Schmecken tut's ja... " Das schmeckt gut!" Und das ist noch ein untertrieben Lob. Gierig überlade ich erneut meine Gabel. " Das freut mich! Aaach herrjee..." Hmm? " Aah! Um Gottes Willen... Kleines! Du siehst schrecklich aus!" Besorgt und entsetzt glotzt sie auf mich. Mit vollen Mund lasse ich mein Gesicht in alle Windrichtungen lenken. " Du hast geweint!", stellt sie nach ihrer Analyse fest. " Was ist passiert?" 'Ah, weißt du, ich habe eine Affäre mit unserem Referendar angefangen - was soll ich sagen... Ich fühle mich wie ein Flittchen, wie die nächstbeste Tussi, die mal eben flach gelegt werden kann. Und ich kenne diesen Mann gar nicht - nicht mehr als seinen Namen. Ja, und heute habe ich vor dem geheult, hab' auf ihn eingeschlagen und versucht ihm meine Verwirrung klarzumachen. Ob es was gebracht hat? Nein, denn ich fühle mich noch beschissener als vorher.' " Ich hab' Heuschnupfen!" Meine rot geschwollenen Augen verraten mich also. Energisch schüttelt sie ihren Kopf, dass die kurzen Haare rumwedeln. Sie findet das nicht witzig. " Liebes, was ist passiert? Du weißt, dass du es mir sagen kannst!" Mit einem Schlag verfliegt der Appetit. Ich schiebe den Teller beiseite und hüpfe von meinem Stuhl. " Es gibt nichts zu bereden, Oma. Du machst dir unnötige Sorgen." Ich versuche ein Lächeln aufzusetzen, was mir nicht gelingt. " Wirklich..." Verlegen streiche ich mir Strähnen aus dem Gesicht. " Das Essen war sehr gut. Und es ist schon etwas spät geworden. Ich wäre dir..." " Ja, ich verstehe." Sie starrt runter auf ihre Beine und den gefalteten Händen darauf. Der beneidenswerte ungehemmte, über und über zufriedene Ausdruck auf ihrem Gesicht ist weg geschlagen. Während sie ihre Hand ausstreckt um mir die Wange zu streicheln, zwingt sie sich eine sorgenlose Maske aufzulegen. " Du hast Recht, ich sollte wieder gehen." Schweigend begleite ich sie zum Flur. Das ist das Mindeste. " Aber ich schaue in den nächsten Tagen wieder einmal vorbei, ja? Melde dich bitte, wenn deine Mutter anruft..." Mitleidig schaut sie zu mir auf. Breitet ihre Arme aus. Als Geste, mich umarmen zu wollen. " Gute Nacht... und schlaf gut." Penetrate --------- Sonntag, 4-56am. Ich drehe mich um. Er sieht immer so aus, als rechne er damit, gleich fotografiert zu werden. Auch wenn er schläft. Dankbar bin ich für die Momente, in denen Toya aussieht, als sein er ein ganz normaler Mensch. Wie jetzt: Sein Mund steht offen und ein Mundwinkel zeigt schräg nach unten. Wie eine Tür, die schief in den Angeln hängt. Das sind die Momente, in denen ich ihn liebe. Die blasse Haut. Die verklebten Haare. Das Unperfekte rührt mich. Selten bin ich ihm näher, als wenn er schläft. Als würde ich sein wahres Gesicht sehen. " Warum starrst du mich an?" Gott. Gott, er ist wach. ... vernichtende Frage. " Tu ich nicht..." Tat ich, aber man muss nicht alles zugeben, oder? " Temperamentvoll, was?" Ich hab doch gar nichts gemacht. Verträumt spielte er mit einer Strähne meiner zerwühlten Haare. Oh, man... warum ist er kein Schüler. Sei ein Schüler! + Mitten im Raum befindet sich eine Essecke, wo ich mich auf einen Hocker setze. Toya stellt mir eine Tasse schwarzen Kaffee hin, bleibt aber stehen, während ich trinke. " Möchtest du etwas frühstücken?" " Kannst du kochen - Ja, natürlich. Keine Frage." Lachend halte ich mir die Finger an den pochenden Schmerz in der Schläfe. " Du kochst zweifellos sehr gut. Im Vergleich dazu schmecken meine Frühlingsrollen und Sojabohnen sicher erbärmlich.", lobe ich. " Wie bitte?" Toya stellt den Eierkarton auf die Theke, wobei er mir wieder das Gesicht zuwendet. " Das stand für heute früh auf meiner Speisekarte. Aio wollte mir gestern Abend ihre Reste vom Chinesen mitbringen." Toya kneift die Augen zusammen. " Hast du gestern Abend gar nichts gegessen?" " Mmm?" Kopfschüttelnd unterdrücke ich ein Gähnen. " Nein." " Warum?" Ich begegne seinem Blick mit einem scheuen Lächeln. " Ich hatte etwas Besseres zu tun..." Ich hoffe, er versteht die Anspielung. Ok, er will sie nicht verstehen. " Schau nicht so finster... So schnell verhungere ich nicht." Ich gleite vom Hocker und gehe zum Herd, um mir Kaffee nachzuschenken. " Toya, ich mag keine Eier." Seufzend schaut er sich in der Küche um. Ich trage meine Tasse an die Theke. " Na schön, dann esse ich etwas Speck, aber die Eier darfst du allein genießen." Ich sehe ihm beim Kochen zu. Er hantiert sicher und gewandt. Der Speckgeruch vermischt sich mit dem Kaffeeduft. Als er die Platte mit gebratenen Schinken und Eiern auf die Theke stellt, nehme ich mir eine Scheibe Speck und beiße geräuschvoll hinein. " Ich bewundere alle, die eine komplette Mahlzeit ohne Pannen auf den Tisch bringen. Das meiste, was ich koche, schmeckt gleich.", füge ich mit vollem Mund hinzu. " Fürchterlich." " Deshalb bist du so dünn." " Nö...", widerspreche ich. Toya hebt lediglich eine Braue und legte sich selber auf. " Schlank...", fahre ich fort und fuchtele mit der ersten Speckscheibe. " ... das ist etwas anderes als dünn... Aio ist dünn." Auf einmal missfällt mir, wie ich aussehe: - wie ich mit den schmalen Händen die Tasse halte, - wie sich mein " schlanker " Körper in dem Bademantel bewegt, - mein ungeschminktes Gesicht, dass in der hellen Morgensonne so beschießen aussehen muss, dass sich mein Gegenüber Augenkrebs einhandelt und das zerwühlte Wischmoppgebilde, meine Haare von letzter Nacht noch unbekämmt. " Komme gleich..." Ohne Vorwarnung gehe ich in mein Zimmer, die Treppe hoch, und sammle mit hastigen, fahrigen Bewegungen meine Kleider zusammen. Als ich mich mit meinem Kleid und der Unterwäsche in der Hand umdrehe, stoße ich mit Toya zusammen. Er packt mich am Arm. Als ich abzurücken versuche, hält seine freie Hand mein Kinn an. " Verdammt, lass mich los!" Ich hasse mich dafür, dass er mich weinen sieht. 0 Regung seinerseits. Eine Ewigkeit vergeht. " Faß mich nicht an." Bereitwillig lockert er seinen Griff, worauf ich mich losreiße und aus dem Zimmer laufe. Vergewissere mich, dass ich alle Spuren von Tränen beseitigt habe, ehe ich in den Flur zurückgehe. Es herrscht Stille, dass ich beim Anziehen meiner Jacke denke, Toya sei schon gegangen. Das würde es erleichtern, finde ich und hebe mir das feuchte Haar über den Kragen. Tief einatmend gehe ich ins Wohnzimmer, um meine Schuhe zu holen. Toya sitzt fertig angezogen in einem Sessel. In seiner durchgehend schwarzen Kleidung sieht er gelassen und völlig entspannt aus. Er ähnelt kein bisschen dem Mann, den ich heute beim Schlafen beobachtet habe. Einen Augenblick stehe ich im Sonnenlicht, ehe ich mich abwende, um in diese Schuhe zu schlüpfen. Ohne ein Wort will ich in Richtung Halle gehen, bis er meine Finger berührt und meine Hand hält. " Ich fahre dich..." " Nein.", quicke ich. " Wo sind ..." " Ich hab' deine Schlüssel." Er zieht mich in den Aufzug, ehe ich etwas tun kann. " Wer gibt dir das Recht, in meinen Taschen herumzuschnüffeln?" Wieder versuche ich, ihm meine Hand zu entziehen, wieder gelingt es nicht. " Gib mir meine Schlüssel und lass mich in Ruhe.", quicke ich lauter. Er schweigt nur. Seine Hand in meiner fühlt sich warm und fest an. Wende mich ab und schaue stur geradeaus. Wir gehen über den Parkplatz, nur das Geräusch unserer Schritte ist zu hören. " Warum hast du geweint?" Boah,ey. Bleibe stehen. Wie viele Meter trennen unsere Schatten voneinander? Kehre ihm meinen Rücken zu, vergrabe die Hände tief in die Jackentaschen. Sehr tief. Zappeliges Rumgespiele mit meinen Schlüssel, den ich zurück ergattert habe, macht mich noch nervöser. " Ich weiß nicht, voran ich an dir bin... das macht mich fertig." Klingt sehr arrogant und sehr eingebildet. Es ist 11-45am, als ich mich entschließe abzuhauen. Ich laufe. Allerdings entziehe ich mich nicht meinem Problem. Love sweet love Just a little understanding Up above Way down deep inside Love sweet love Just a little understanding Up above Way down deep inside + Es klopft. Weckt mich aus meiner mädchenhaften Tagträumerei. " Ich komme ja schooonn!" Fleischwurst erhebt sich, stolziert pompös mit ihrem gigantischen Arsch zur Klassentür. Ich melde mich grundsätzlich nicht in ihrem Unterricht. Das gewohnte Schülergelaber stellt sich ein. " Ach, herrjjee!" Strahlend hüpft sie wieder in die Klasse. Nicht alleine. " Tja, Kinder, wie soll ich anfangen? Es ist recht ungewöhnlich, dass im Anlauf des 2. Halbjahres neue Schüler " eingeliefert " werden..." Kichernd hält Fleischwurst sich beide Hände gequetscht um den Mund. Ihre Wampe wackelt. Macht das klein. Denkt wohl, ihr ist ein grandioser Witz gelungen. " Hmmm... nun ja, anscheinend ist der Schulleitung ein Fehler unterlaufen. Wo sollen wir dich am besten hinsetzen?" Fragend legt sie einen manikürten Finger an den Mund. " Am besten dort, ja? Setz dich bitte..." Plop. Typ ist bekannt. Arschgrapscher von letzter Woche. Seine Hände in den Taschen vergraben, lässt er sein Augenpaar um uns schweifen, bleibt in der vorderen Reihe hängen und grinst Aio an. Mich nur kurz. Schülerinnen kichern, tuscheln, werden rot um die Nase. Schüler mustern Neuen anerkennend, respektvoll. Er trägt unsere Schuluniform, trotzdem ist das weiße Hemd um einige Knöpfe am Kragen aufgeknöpft, das tiefschwarze Haar liegt verwegen. Strähnen umranden das schmale Gesicht. Kann mich wiederholen: Sieht nicht schlecht aus. Diese Meinung teile ich nicht allein. Hihi. Aios Augen starren fassungslos nach vorn. Sie flucht leise vor sich hin. Sie begegnet meinem Blick. Ich zeige volles Verständnis für ihre Reaktion. Neuer setzt sich in Bewegung, Hände weiter in den Taschen. Lässig. Vor meinen Tisch bleibt er stehen. Schaue fragend zu ihm auf. Den Kopf gelangweilt gegen die Handfläche gestützt, versuche ich ein leichtes Lächeln aufzusetzen. Er ist ja neu. Sein Blick ist auf mich gerichtet, die Augen umspielen einen Glanz und ein tiefes Blau. Irgend n Gemisch. Kalt, stechend, fesselnd - diese Richtung. Bis er sich hinter mich auf den Platz setzt, streicht er mit zwei Fingern durch mein Haar. Nahe der Schulter. Eine leichte Handbewegung. Geräuschlos. Eine langwidrige Prozedur. Vergingen gerade dutzend Stunden? Mein Herz schlägt. " Hach... und wie heißt du? Wie ist dein Name?" Funkelnde Augen meiner Japanisch Lehrerin und den anderen Schülerinnen blenden mich blind. Konkurrenz für Toya. Hihi. Ok, habe mich gefangen. Sicherlich liegt auf meinen Wangen ein dezenter Rotton. Verräterisch. Den Kopf weiter gegen die Hand gestützt, den Arm gegen die Tischfläche, beginne ich mit einem Bleistift rumzuspielen. Na, wie ist dein Name, Arschgrapscher, Psycho, Plem Plem Macher, durch Haare entlang Streifer? " Kamui Fuma." Fuck ---- Seine schmalen Finger umspielen meine schwarze Haarlänge, sein leichter Atem macht sich auf der freigelegten Schulter bemerkbar. Vor all den anderen. Hier im Flur. Kleine Gören werden rot, glotzen kichernd auf mich. Ältere gaffen fassungslos, fluchend, vernichtend. Ich stehe einfach da. Wie Dreck. Flur wird leerer. Schritte. Es sind nicht die Laute von Schülern. Ich fühle Scham. Entsetzliche Scham. Kann es schlimmer kommen? Neuer zieht die Hand aus der Tasche, schlingt seinen Arm um mich. Nahe am Hals. Es kann. Mit jedem Schritt fühle ich die Umarmung stärker. Jetzt ist der Referendar hinter eines der Klassenzimmer getreten. Kann ich mich wehren - will ich mich wehren? Meine Gedanken kreisen ins Leere. + Was weiß ich, wie spät es ist, als die Aufzugtüren auf und wieder zu gehen. Ich erhebe mich nicht vom Sofa, sondern warte, bis er seine Wohnung betritt. Obwohl er mich sieht, in dieser krassgeiloberfettgeilen Sitzecke, geht er wortlos zur Bar. Um sich etwas einzuschenken. Ein Glas klar machen. Gott, wie gerne würde ich mir hier wieder die Kante geben. Die ganze Scheiße für 'n paar Stunden ungeschehen machen. " Ich möchte mit dir reden." Meine Stimme klingt kühl, aber ich kann nicht anders. " Schieß los..." Er hebt sein Glas, rührt sich nicht vom Fleck. " Verstehe das von vorhin nicht falsch... trotzdem kann es dafür verschiedene Gründe geben." Einen Moment sagt keiner etwas. Mich überflutet eine Woge der Enttäuschung. Wir unterhalten uns wie Fremde. Karger als Small Talk. "... es ist nur ein flüchtiges Abenteuer, oder?! Ich finde nicht, dass in beider Interesse mehr daraus werden kann..." Er kippt einen ordentlichen Schluck herunter. " Warum sagt du nicht, was du wirklich meinst.", erwidert er. " Versuch s noch mal..." " Was hältst du von mir?" " Worauf willst du hinaus?" Wenn ich das wüsste. Ich stehe hinter ihm und bilde mir ein, ruhig zu wirken. Innerlich kämpfe ich um Selbstbeherrschung. " Ich... du hast mir mal erzählt, dass du keine Befehle annimmst. Jetzt... scheiße, man. Du machst mich fertig... wir befinden uns auf zwei völlig verschiedenen Stufen. Ich, eine einfache Schülerin. Du, ein Referendar..." " Aha..." Er begutachtet die Flüssigkeit in seinem Glas, eher er trinkt. Allmählich dringe ich mit meinen wirren Gequitsche zu ihm durch. Als würde die Wut das Eis zum Schmelzen bringen. " Wenn wir unsere -Beziehung- nicht von dem trennen können, was das Schulleben betrifft, muss einer von uns etwas ändern." " Und welche Art von Veränderung stellst du dir vor?" " Was kennen wir schon voneinander? Nicht viel..." " Und..." " Ich möchte... klare Verhältnisse! Eine normale, legale Beziehung." " Du wirfst eine Menge weg für dein Selbstwertgefühl." " Es geht hier nicht um mein Selbstwertgefühl." Ich fahre mir durch s Haar. " Ah, verdammt, vielleicht schon, aber nur zum Teil. Es ist alles..." Ich stocke. Unvermittelt knallt das Glas an die Tischdecke. Als es zerschmettert, reißt er mich an sich. Es tut mir weh. Vielleicht will er das auch. " Ich liebe dich..." Hä? Ich denke an kaputte Duschbrausen, knisternde Schaumberge, Badvorleger. Ich Egoist. Denke ich wirklich, die Situation ist nur für mich beschießen? Er bringt keine Geduld für Knöpfe und Reisverschlüsse auf. Brutal. Ich zerre noch an seinen Kleidern, während er seine Hand zwischen meine Beine schiebt. Verliere mich in seiner Begierde. Stöhne, als sich sein Verlangen noch steigert. Kann nicht genug davon bekommen. Würde nie genug davon bekommen. Ich liege ruhig da, obwohl mein Atem alles andere als gleichmäßig geht. Sein Arm liegt schwer auf meinem Bauch ausgebreitet. Wie ein massives Holzstück. Ein Fremdkörper. Als ich mich zu ihm hindrehe, ihn berühren will, steht er auf. Noch betäubt oder erschöpft, sehe ich ihm beim Anziehen zu. " Wo gehst du hin?" " Weg." " Weg?" " Genau." Er knöpft sich das Hemd zu, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Schüttele den Kopf. " Warum?" Ohne ein Wort geht er zur Tür ohne stehen zubleiben. + " Hey, Fong - kun!" Eigensinnig, frech, oberflächlich klingende Mädchenstimme. " Wie hast du es geschafft, Kamui rumzukriegen? Bestimmt hast du ihn verführt..." Seh ich so aus, als würde ich darauf stehen? " Häh?" " Es ist dir doch nicht entgangen, dass wir ein fester Kamui - Fanclub sind?! Wir sind Kamui's Freundinnen und Wir bestimmen, wer mit ihm geht!" Sein eigener Fanclub verfogt mich. Kleine Gören aus den unteren Klassenstufen. Frech. Oberflächlich - wie weit kann man sinken? Eine tritt vor, hebt den Finger und zeigt auf mich, wobei ihre langen Haarknoten wackeln, sich formen und im aufkommenden Wind rumflattern. Eine Perücke. " Und du gehörst nicht dazu! Wir glauben nicht, dass dir an einer ehrlichen Beziehung mit Kamui etwas liegt!" " Liegt mir auch nicht. Ihr könnt beruhigt weiterschwärmen, es ..." " Du lügst!! Ihr habt euch sogar geküsst!!" Hysterisches Kreischen. " Das wüsste ich aber..." " Ihr seid doch verrückt! Ihr könnt diesen Scheiß Typ für euch haben, klar?!" Aio, welche mich hinter sich her und an der Hippie Gruppe vorbei schleppt. " Lasst die Finger von Kamui!!" Wah, dieses Gequitsche. " Was heißt hier wir?" Aio steht wieder bei den Mädchen. Sie lässt sich einfach provozieren. Klemme die Schultasche zwischen die zusammen geschränkten Arme am Kopf und betrachte belustigt das bunte Treiben. Die kleinen Häschen aufbrausend auf ihren Zehenspitzen stehend, Aio zu ihnen runtergebeugt. Fange an rückwärst zu gehen. Und... die Häschen schauen in meine Richtung und verstummen. Das riesengroße Leuchten in ihren entzückenden Augen hat wieder 'ne blendende Wirkung. Aio reagiert nicht und starrt perplex auf etwas hinter mir. Wende mich, nur um heftig gegen jemanden zu prallen, der genauso wenig auf den Weg geachtet hat wie ich. Ich schnappe nach Luft, als eine warme Stimme mit seltsamem Akzent an mein Ohr dringt. " Pardon, Mademoiselle, j'ai été absent... Alles ok, Kleine?" Gah! Ich muss einen Magneten im Arsch haben. Paranoia. Sein kühl abschätzender Blick und das undefinierbare Lächeln. " Jaja, du Arsch! Lass mich los!" Hänge in diesen Armen wie ein abgeknicktes Blümchen. Nein, wie abgeficktes Unkraut. Sagen wir, wie es ist. Schaue beiläufig auf die entsetzten Gören. Hahahahahahahahaaaahar! " Schätze Mal, ihr habt begriffen, was ich meine... wir sehen uns morgen." Verabschiede mich von Aio. Klemme noch mal die leichte Schultasche gegen den Hinterkopf. Nach Hause. Wer erwartet mich? Im Moment keiner. + Tatsächlich habe ich die Ersatzschlüssel seiner Wohnung bei mir und anschließend ein geeignetes Kochbuch gefunden. Ich backe unverdrossen und zufrieden, während ich mich durch die Küche mit Nine Inch Nails Mucke voll dröhnen lasse. Yeah, yeah. Vorhin zwei Zöpfe geflochten und jeweils ein rotes Band um die Enden gebunden. Das gelockerte Hemd, welches aus dem karierten Rock raus gezogen ist. Beides mit Mehl bestaubt. Hin und wieder murmele ich etwas vor mich hin. Mit hochgezogenen Brauen ziehe ich hin und wieder das Kochbuch zu Rate. Schokoladenkuchen. Unzählige Kalorien. Sünde. Sünde. Jetzt, wo ich aufschaue und eine Frau in der Küchentür stehen sehe, glotze ich entgeistert. Die Frau. Ein ebenmäßiges Gesicht mit Augen, wo sich ein kräftiges Grün widerspiegelt. Und ein voller Mund. Das Haar trägt sie lang und offen, welches sich im hellbraunen Ton über ihre Schultern ergießt. Unbekannte ist groß und schlank und trägt ein schlichtes, blassblaues Hemdblusenkleid. " Guten Abend." Lächelnd begrüßt sie mich. Freundlich und aufgeschlossen. " Guten Abend..." Sie kommt in die Küche. " Ich habe geklingelt, aber Sie haben es offensichtlich überhört. Ich vernahm diese Musik und die Haustür war offen. Ich bin Sakura Kinomoto..." Und ich bin das schlampige Flittchen von Toya. Seine Schülerin, um es glimpflich auszudrücken. Stelle die Schüssel mit fertig gekneteten Teich auf die Arbeitsfläche. Was soll ich sagen? " Toyas...?" " Schwester." Mit einem ausgestreckten Arm gehe ich auf sie zu, bleibe dann stehen und schaue auf meine mehligen Hände herab. " Oh je, ich schaue schlimm aus...", entschuldige ich mich und wische mir vergebens die Hände an dem Rock ab. Manieren sind das. Ich hoffe, mein aufgesetztes Lachen klingt nicht zu gekünstelt. Soll meine Verlegenheit kaschieren. " Ich habe mich selber in die Enge getrieben und versprochen, einen tollen Schokoladenkuchen zu manschen. Aber ich bin eine grauenhafte Köchin... und Toya macht alles so verflixt perfekt." Sein einziger Fehler ist seine Affäre mit mir. Sakura lächelt. Meine Willkommensgeste hat sie gerührt. " So war es schon immer. Gelegentlich benimmt er sich mit Absicht so." " Ich freue mich sehr, Sie kennen zulernen." Deute auf einen der Küchenhocker. " Bitte nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie einen Kaffee?" Ist es angebracht, eine Frau zu siezen, deren Alter ich auf mindestens 20 schätze? " Ja, gerne." Schaut mir zu, wie ich die Hände an der Spüle wasche. " Toya ist in die Stadt gefahren.", lüge ich, während ich mich an der Kaffeemaschine zu schaffen mache. " Er müsste bald wieder kommen." " In Ordnung..." " Sie hätten mit ihren Besuch nicht warten brauchen.", antworte ich gespielt gelassen. " Ich wollte Sie sehr gerne kennen lernen und mich mit Ihnen unterhalten, wirklich." Sakura schaut mich lange an. " Und wie heißen Sie?" " Yukiru." Und ich liebe Toya über alle Maßen... Hahahahahahahahahaha! Gag des Tages. " Können Sie sich beim Backen unterhalten? Ich würde so gern mehr über die Freundin meines Bruders erfahren." Ich weiß, versteckte Kamera! " Ich kann besser reden als kochen. Was möchten Sie wissen?" " Wie haben Sie Toya kennen gelernt?" Mache keine Anstalten, mich zu ihr zusetzen. Muss fabulieren. Bedecke eine Blechform mit dem Teig in er Schüssel. " Auf der Yanagi High School, als ich letztes Jahr zu einem Vorstellungsgespräch geladen war. Ich bin ebenfalls Referendarin." " Referendarin...", wiederholt sie überrascht. Ich tische ihr auch 'n geballten Scheiß vor... uuuii. " Ja., am Anfang kam mir Toya angst einflößend und distanziert vor. Aber ich musste mich fragen, was für ein Mensch Toya in Wirklichkeit ist. Er hat viel von sich verborgen." Hebe den Blick zu ihr. Sakura versteht die unausgesprochene Frage und nickt. " Schon immer. Er schenkt nicht leicht jemanden sein Vertrauen... oder Zuneigung. Er war schon als Junge schwer zu durchschauen. Manchmal mache ich, vielleicht zu Unrecht, Yukito dafür verantwortlich." " Yukito?" Spreche in einem Ton, als wüsste ich, wen sie meint. " Warum denn?" " Er hat Toya genau das gegeben, was er wollte." Werde aus dem Yukito Gelaber nicht schlau. Gehe zum Küchenschrank. " Ich kann mir Toya nur mit Mühe als Kind vorstellen. Er ist sehr unabhängig und beherrscht." Schultern zuckend stelle ich Tassen und zwei Unterteller auf die Theke. Der Kaffee ist durchgelaufen. " Wie trinken Sie ihn?" " Schwarz." Sie wartet, bis ich einen Milchkarton aus dem Kühlschrank hole und etwas Milch in meinen eigenen gegossen habe. " Ich habe nie ernsthaft damit gerechnet, heute Toyas Freundin anzutreffen. Ich erinnere mich noch an eine Frau, allerdings war das früher seine eigene Lehrerin und um Längen älter als sie." Ich spüre förmlich ihren skeptisch angehauchten Blick auf mir. Und wie sie durch und durch mein gesamtes Gesicht abscannt. Setze mich auf den Hocker, ihr gegenüber und schaue ihr offen in die Augen. " Nein?" Sie hebt ihre Tasse und trinkt. " Ich habe unsere Mutter nicht wirklich gekannt, sie starb sehr früh. Es war sehr schwierig für mich, ohne Mutter aufzuwachsen; Toya versuchte sie mit größter Fürsorge für mich zu ersetzen. Er verstand vieles zu schnell, wurde mit so einem Schicksalsschlag zu früh konfrontiert..." Kurze Paue. " Er war auch furchtbar launisch. Manchmal gab es deshalb in der Schule Probleme. Raufereien, blaue Augen, blutig geschlagene Nasen, zerfetzte Klamotten." Wie raffiniert sie das Thema gewechselt hat. " Toya?", murmele ich erstaunt. Was man hier so erfährt... " Oh ja. Aber das war in Grundschulzeiten... ziemlich lange her also. Später lernte er, seine Energie, seine Gefühle, seine Launen, kurz nach dem Tod unserer Mutter - damals war ich fünf - zu zügeln." " Er kommt mir offener vor." Nachdenklich begaffe ich die Raumdecke über mir. " Und was ist mit Ihnen?" Wieder treffen sich unsere Blicke. " Was brauchen Sie?" Gute Frage. " Toya.", antworte ich schließlich. Ob dies wieder eine Lüge ist? Dann schüttele ich den Kopf. " Es ist natürlich nicht so einfach. Ich brauche ihn, brauche das, was wir meiner Meinung nach gemeinsam haben." Halte mit beiden Händen die Tasse fest und schaue seine Schwester über den Rand hinweg an. Sie lacht. Höre, wie die Haustür aufgeht. Setze ein strahlendes Gesicht auf, bevor ich mich zu Toya umdrehe. " Du hast dich beeilt." Und gehe ihm entgegen. " Wir haben Besuch." Damit trete einen Schritt beiseite. Bemerke, wie in seinen Augen Überraschung aufflackert. Ohne zu lächeln geht er zu ihr hin, schaut sie an, ehe er sie auf die Wange küsst. " Sakura..." Bei seinem Ton runzele ich die Stirn, aber seine Schwester scheint sich nicht daran zu stören. " Guten Abend, Toya... hoffentlich ist es dir recht, dass ich gekommen bin. Ich wollte deine Freundin kennen lernen." " Wir trinken gerade Kaffee.", meine ich. " Ja." " Du musst dich mit Sakura auf die Terrasse setzen...", sage ich beiläufig. Er streicht mit der Hand über einen der Zöpfe. Das perfekte Paar. " Ok, ihr Verliebten. Ich muss wieder!" Erleichtert atme ich aus. Das Fabulieren hat ein Ende. Sie lächelt wieder. Sie sieht Toya nicht sehr ähnlich. Bleibe neben ihr stehen, als sie ihre Arme um mich schlingt. " Es hat mich gefreut, dich kennen zulernen. Ich wünsche euch alles Gute!" Ich halt s nicht aus. + 05-45am - Ich öffne meine Augen. Ein Traum? Automatisch senke ich meinen Blick. Kein Traum. Sein Kopf liegt auf meinem Oberkörper. Er schläft. Merkt nicht, wie ich gedankenverloren durch sein wirr feuchtes Haar streiche. Was will ich? Ich will Toya. Schon seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, hatte ich alles andere verdrängt. War nur entzückt und vernarrt in seine Stimme, die einzigartigen Augen sowie seine Hände und seine Wortkargheit. War und bin blind auf Grund seines Äußeren, welches perfekt auf mich herabblendet. Aber Kamui ist ein einfacher Schüler. Man könnte machen, was alle Paare tun. Öffentlich durch Straßen schlendern, sich küssen, nackt ins offene Meer laufen. Frei sein. Frei und wild. Hmm... ja, das wär's. Ich weiß nicht, was ich will. I am waiting At the counter For the man To pour the coffee There's a woman On the outside Looking inside Does she see me? No she does not Really see me Cause she sees Her own reflection Piggy ----- Vorletzte Stunde - Sport. Tralalalala. Stelle mich nach hinten. Konzentration wird dadurch nicht besser. Aufgrund der Anwesenheit jemand Bestimmten. In der Ecke der Sporthalle. Wie gebannt starre sie in seine Augen. Die Schreie der anderen nehme ich nicht wahr. Bemerke nur, dass sich ihre Gesichtsausdrücke schlagartig ändern. Hmm? Höre einen Knall, werde gegen die Wand geschleudert. Es schmerzt so stark, als wäre mein gesamtes Skelett zersplittert. + Starre an die Decke. Pendle zwischen Wachsein und Schlaf. Seine Silhouette hebt sich gegen die Schiebetür. Wie Fuma dort steht, wirkt er entspannt und gelassen. " Alles klar?" Nur nebenbei gefragt. Hole tief Luft und versuche es selbst herauszufinden. " Mitgenommen... aber lebendig!" Ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, sieht er mir zu, wie ich mich aufsetzen will. Rötliches Sonnenlicht überflutet das Zimmer. Wolken, getunkt in blutrote Wasserfarben, schwimmen durch die Atmosphäre. " Die Tante hat ein Schmerzmittel dagelassen." Sichtlich angewidert schüttle ich den Kopf. Ich verabscheue jegliche Arten von Tabletten. " Was gebrochen?" " Ein paar Schrammen..." " Eine gute Nachricht!" Lächelnd springe ich aus dem Bett. Übelkeit überrennt mich. Verdrängen. Er hat verstrubbelte Haare, seine Kleidung verknittert. Das Hemd wieder aus den Hosen gezogen. Fange an zu schwanken, stütze mich an dem Tisch, ramme mir die harte Holzkante in die Haut. Plob. Stolpere über die eigenen Füße. Bruchteil einer Sekunde verfliegt, bis ich am Boden liege. Der Stuhl kippt hinterher. Hastig stehe ich wieder auf den Beinen. Ups. Zu peinlich. Ehe ich den Mund aufmachen kann, redet er schon. " Uh, unser Hauselefant ist gerade eingetroffen." Hä? Wütend schaue ich zu ihm auf. Sein freches Grinsen spricht Bände. " Lass mich durch." Seine Gewichtsverlagerung hatte er direkt gegen die Tür gewählt. Unglaublich unpassend. " Oh, Prinzesschen wird ja richtig mutig." Herausfordernd sieht er auf mich herab. Gggaaaahh! Kontern. Kontern. Was Schlagfertiges muss her. Mir fällt nichts ein. Binnen Sekunden hatte er sich runtergebeugt und mich, naiv nuttiges Opfer, auf seine Arme gehievt. " Was machst du?" Welch intelligente Frage. " Ich soll Krankenschwester spielen." Für einen Moment fühle ich mich schwerelos. " Nein. Lass mich runter!!" Hysterisch winde ich mich. Meine Beine zappeln in der Luft. " Geh doch zurück zum Training!" " Man, sei still." Perplex starre ich. Gaffe und klotze. In der nächsten Sekunde knalle ich auf den Boden. " ..." Erleide gleich meinen ersten Herzanfall. Es schlägt unaufhörlich bis zum Hals. Korrekter Bass. " Ich lasse kein verletztes Mädchen liegen." Seine Worte dringen wage an mein Ohr. Einige Strähnen behindern eine klare Sicht. Außer der gegenüberliegenden, trüben Wand gibt es nichts Interessantes zu sehen. + There's a part of me, that I want to get back again You're slipping through I come in two Leave this behind Over and done Everything new Blass. Zerbrechlich. Meine Hautfarbe gleicht abgenutztem Porzellan. Schwarze Schattenringe unter den Augen. Wangenknochen zeichnen sich deutlicher ab. Du gleichst einem Kind aus der 3ten Welt. Schleiche mir einen Weg durch die Menschenmassen. Zeitdruck. Richte erschöpft meinen Blick auf den überfüllten Boden. Lackschuhe. Schwungvolles Geklimper mit hohen Absätzen. Gleichgültig lasse ich mich von diesen Berufstätigen herumschubsen. Feierabend. Hektik. Stress. Leistung. Verkehr. Schallendes Hupen, dichte Abgase benebeln die grellen Lampenlichter am Straßenrand. 19-58pm. " Hey, pass auf..." Stolpere gegen eine Wand. + Der quitschrote Ballon klatscht zurück ins Wasserbecken. Jedes Mal reißt die Schnur. Ich stecke im traditionellen Kimono und mein Schuhwerk macht Klapp Klapp. Ringsherum kleine Kinder, die mich auslachen. " Sie verdammtes Arschloch! Geben Sie endlich mein Los - es steht mir zu, verstanden?!" Nicht zu vergessen Aio mit ihrem Temperament, die jetzt einen Verkäufer am Zielschiessen ein zu scheißt. Der Himmel ist schwarz. Nur die baumelnden Lichter, angebracht an einer Schnur, spenden halbwegs Licht. Und der volle, milchige Mond. " Hi." Kurz setzt meine Atmung aus. Mit einer Vorahnung im Bauch richte ich mich auf. Jemand steht hinter mir. Diese blöden Fischis im Aquarium interessieren mich nicht mehr. " Hi!", antworte ich. Durch sein lässiges, weißes T-Shirt und der gebleichten Jeans hebt er sich deutlich von den anderen ab. Er greift nach meiner Hand. Der gigantische Tempelschrein und die bunten Menschenmassen werden kleiner. Schummriges Licht umgibt zwei Personen. Kalter Wind umschwirrt die nackten Äste. " Oah... Glühwürmchen?" Eine normale Januarnacht. Er hat beide Hände in den Hosentaschen vergraben. Seine makellose Gestalt ist an irgendeinem Baum gelehnt. " Ich nehme an einem Auslandsstudium teil." " Wann fährst du?" " Morgen." Ganz gelassen kommt die Antwort. " Diese Entscheidung habe ich bereits vor 2 Monaten getroffen.", ergänzt er unbedeutend. Das muss ein schlechter Witz sein. Ich bin am Flennen. Er rückt von mir ab. Oh Gott, bitte. " Es gibt kein Wir..." " Aha..." Seine Haare sind länger geworden. Warum ist mir das nicht früher aufgefallen? Weiß ich, was ich will? " Scheiße, Yukiru... wo warst du?" " Auf Toilette... hast du den Typen rumgekriegt?" " Yep." Stolz offenbart Aio den Gewinn in ihren Händen. Sie sieht mir nichts an, ist mir nur Recht. Es fällt mir nicht schwer, auf vergnügt und unbeschwert zu machen. Das Leben scheint einfach zu sein, wenn man den Dreh herausgefunden hat. " Und das ist für dich!" Noch stolzer hält sie mir einen Stoffhasen hin. Erinnert mich an die kleinen Hippies. Fumas kleine Hippies. Ihr Markenzeichen. " Danke - der ist süß!" Gekünstelt kriege ich einen Freudenschrei über die Lippen. Starfuckers ----------- Ich habe genug Alkohol gesoffen, um das kalte Bett ertragen zu können. Sex. Sex. Sex war das Einzige, was er wollte. Und auch bekommen hat. Ich bestreite auch nicht, dass es geil war. Mitreißend. Ähnlich einer Pirouette, die daneben geht. Beim Aufprall knicke ich in mich zusammen. Ein Lehrer? Eingeengt in Krawatte und Blazer. Hochgestellte Autorität. Eine Person, die ich nicht erreichen kann, dachte ich. Bis ich auf die weißen Laken geschmissen wurde. Zum erste Mal. Und dann kommt eisige Starre, als sich zarte Hände um meine verkrampften Arme schlingen. Das mich nicht los lässt. 0 Freiraum. Seine Augen waren halb verschlossen. Der Blick suchend. Herausfordernd. Bedrückend. Liesen mich nicht nach Luft ringen. Und ich ertrank. Ohne Schwimmflügel. Someone take these dreams away That point me to another day A duel of personalities That stretch all true reality When figures from the past stand tall And mocking voices ring the hall Imperialistic house of prayer Conquistadores who took their share They keep calling me Jetzt sind mir die runtergeholten Sterne verloren gegangen. Hängen wieder glänzend in er Atmosphäre. Dort, wo sie hingehören. Ich kann nicht mehr gerade aussehen. Stolpere über die eigenen Füße und stecke mir den Finger in den Mund. Ich erbreche. Die Übelkeit klingt nicht ab und ich erliege der Verkrampfung. Alles dreht sich. Der plumpgraue Boden. Die kahlen Wände. Alles. + " Wie komme ich hier her, verdammt..." Sonnenlicht fällt in schmalen Streifen auf das Parkett, weil die Jalousien nicht hochgezogen wurden. Großes Zimmer mit einer Kommode und einem Messingbett. Die hohen Türen aus Glas führen bestimmt auf die Terrasse hinaus. Jetzt sind sie geschlossen. Neben dem Bett stehen eine Tiffany Lampe und Kerzen in Keramikleuchtern. Was für ne schwule Einrichtung. Stöhnend winde ich mich in dem verschwitzten Laken und drücke den Kopf tief in die weichen Kissen. Bin verkatert. Gegenüber sitzt einer mit einer Scheiß Kippe und einem noch beschisseneren Gesichtsausdruck. Seine Haare sind nass. Er steckt in einem zu weiten weißen Hemd und dunkler Jeans. Dieser neue Anblick macht mich an. Mein Schädel macht den psychischen Zustand nicht angenehmer. " Ich habe gestern gekotzt, nicht wahr?" Leier diese Frage herunter, so unbekümmert gestellt, als wäre es das Normalste der Welt. " Ich spiele deine Krankenschwester." Er steht dabei auf, geht auf s Bett zu und verschränkt die Hände vor den Oberkörper. Kamui besitzt soviel sozialen Anstand, die aufkommenden Rauchschwaden nicht direkt gegen mein Gesicht abzusondern. " Du könntest mich gestern einfach liegenlassen." " Schlaf deinen Rausch aus!" Höre seine Schritte, die sich wieder abwenden. Lasse meine Augen verschlossen. Ich bin total klar im Kopf, du Penner. " Du siehst scheiße aus." Er setzt noch einen drauf. Jetzt wird's unsozial. Er sagt die Wahrheit. Was habe ich überhaupt zu melden... " Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst..." Vorkommnisse vom letzten Abend überschwemmen meine Gedanken. Mein Erinnerungsvermögen ist wieder anwesend. " Kannst du aufstehen?" " Ja." Ich folge Kamui in die kleine Küche, wo zwei dampfende Tassen stehen. Hoffentlich Kaffee. Einer der starken, schwarzen Sorte. Wäre ich zu Hause, würde ich dazu neigen Brechreiz, Schmerz und Hoffnungslosigkeit mit in den Schlaf zu nehmen und... Jo, sollte ich davon wach werden, würden mir einige Liter Tränen über die Wangen laufen, aber nicht hier. Die Fliesen in der Küche fühlen sich kalt an. Ganz anders der ausgelegt Teppich im Wohnzimmer. Ich sehe was. Sehe Pfoten. Höre Rumgetapse. " Niedlich..." Eine schwarze Katze. Habe mich runtergebeugt und dabei die Hand ausgestreckt. " Wie heißt die?" " Nicht anfassen!" Jetzt stehen zwei Beinchen vor mir, die in wabbeligen Strümpfen stecken. Ein kleines Mädchen mit ausgewaschenem T-Shirt und Zöpfen schaut hasserfüllt auf mich herunter. Besitzergreifend hält sie das schöne Katzenvieh in beiden Händen. " Entschuldigung, ich wollte nicht..." Doch das Mädchen lässt mich unbeachtet stehen und wendet sich Kamui zu. Keifend labert das Mädchen ihn voll. Auf Französisch. Plötzlich hört sie auf zu schreien und schenkt mir ein strahlendes Lächeln. Als wäre gar nichts passiert. " Guten Morgen! Wie heißt du?" Vor mir macht sie einen kleinen Knick, schaut erwartungsvoll. Sehr unschuldige Kinderaugen. " Äh, guten Morgen... das mit deiner Katze tut mir Leid, aber... mein Name ist Yukiru!" Versuche bei dem Gör mein freundlichtes Lächeln. " Und jetzt verschwinde!", ertönt ein Männergelaber. Entnervt reißt Kamui dem Teufel die kleine Katze aus dem Armen. Das arme Vieh. Dann folge ich ihm stumm mit meiner Tasse Kaffee ins Wohnzimmer. " Das sage ich alles Mami, Kamui!!" Verwunderlich, das das Mädchen nicht bitterlich zu weinen anfängt. Wäre doch die geniale Strategie, dass zu bekommen, was man will. " Deine Schwester..." " Ja, Fabienne... " Seufzend krault er die Katze auf seinen Beinen, welches sich bei seinen gewandten Liebkosungen verrenkt. " Ihr sehr euch gar nicht ähnlich..." " Sie kommt mehr nach der Alten." Auf einmal sind bebende Schritte zu hören. " Kaammuuiii!! Ich muss mal ... " " Geh alleine!" Beschämt kneift der weibliche Teufel beide Hände ineinander. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, hält er nicht in den Liebkosungen am Katzenvieh inne. Seine Augen sind dabei geschlossenen. Genüsslich. I hre aufgerissenen Augen triefen vor dicken Tränen. Ihre kleinen Patschehände wechseln die Farbe. Von weiß zu angeschwollenem Pink. Ein Chamelion. " Duu ... ich muss Maahl!!" Schlag auf Schlag rückt sie mir jetzt auf die Pelle, auf eine verlegende Art. Und aufdringlich. " Klar. Ich geh' mit dir." Unschuldiges Augenklimpern kleiner Kinder lassen einen schwach werden. " Jetzt kann ich selber!" Beschämt hängt sie beide Hände an den Türgriff. + Giese zwei Tassen Kaffee ein. Draußen regnet es. Wassertropfen scheinen das Küchenfenster zu zerkratzen. Eigensinniges Frühlingswetter um 22-45pm. Mein Blick fällt auf die Badezimmertür. Kamui. Ein ganzes Jahrzehnt darin eingebungert. Ergattere mein grauenhaftes Antlitz im Toaster. Mein Augenpaar gleitet an den verfilzten Strumpfhosen in schwarz und bleibt an den dicken Wollsocken hängen, die ich trage. Ich zucke angewidert zusammen. Meine erbärmliche Gestalt schleppt sich mit langsamen Schritten vor einer zugesperrten Tür. " Kamui?" Zaghaft klopfe ich an die Badezimmertür. Eine Ewigkeit passiert nichts. Die Stille macht mich nervös. Also drücke ich den Messinggriff herunter. Als die Tür ein paar Zentimeter nachgibt, sehe ich Kamui-chans schwarzen Kopf auf den Fliesen liegen. Mit dem Gewicht meines Körpers rücke ich die Tür vollends auf. Hocke mich auf den Boden, drehe ihn auf den Rücken. Suche sein regungsloses Gesicht und Hinterkopf nach Verletzungen ab, kann nichts ertasten. Erleichterung macht ich in mir breit. Ich könnte ihn in die Wanne legen und den Wasserhahn aufdrehen, damit unsere Schlafmütze aufwacht. Nein, Planänderung. Er würde ersaufen. Ich lege seinen Kopf auf den Boden zurück, stehe auf und stelle die Dusche an. Reguliere das plappernde Wasser solange, bis es warm wird. Wie er schlafend auf den Fußboden liegt. Bleich und makelos. Werde ihn ausziehen müssen. Hui. Es wird stickig in dem kleinen Raum. Vernehme angespannt das Prasseln von Wasser in meinen Ohren. Knöpfe mit zitternden nassipatschi Händen sein Hemd auf und streiche ganz kurz über seine Haut. Es kommt mir unwirklich vor. Jeden Moment müsse ich aus diesem Traum aufwachen. Ich hocke mich ihm mehr zu Füßen und ziehe ihm eilig die Strümpfe aus. Schau her, Mutter, seine Füße riechen nicht mal. Alles an diesem Mann ist aufregend. Eine Sinnflut aus Verlangen droht meinen Verstand zu überschwemmen. Fühle mich müde und schwach. Matt vor Sehnsucht. Ich bin übermutig vor Erregung. Mache mich daran, seinen Gürtel auf zu haken. Öffne langsam den Reißverschluss seiner ausgewaschenen Jeans und ziehe sie stürmisch gewaltvoll mit einem Ruck bis zu den Knien hinab. Er stöhnt und seine Augen formen sich zu schmalen Schlitzen. Er bleibt bewegungslos am Boden liegen. Ich wollte, dass er aufwacht. Danke, ihr Sterne am Firmament. Eine seiner kalten Hände halte ich bei seinem Versuch, sich aufzurichten. Wortlos, mühsam und im Schneckentempo zieht er sich hoch. Seine andere Hand befindet sich auf der Türklinge. Sein Hemd liegt zerknittert unter meinen Füßen. Seine Hose war ihm vollends herunter gerutscht. Schwankend befreit er sich davon und steht in schwarzen Shorts vor mir. Atemnot. Schlank, fest und sinnlich. Oh Gott. Ich. Er. In diesem stickigen Raum. " Kannst du... kannst du dir die Shorts alleine ... aus... aus... ausziehen?" Er blickt gelangweilt, als hätte er mich nicht verstanden und schläfrig, an sich herunter. Es fällt mir schwer zu atmen. Unvermittelt nimmt er meine Hände in seine Gewalt. Dirigiert diese und zwingt mich den schwarzen Stoff herunterzuziehen. Mit einer fließenden Bewegung bis zu den Füßen. Meine unkontrollierten Finger ziehe ich nach vollbrachter Tat hinter meinen Rücken, welcher an der Tür lehnt. Ich beobachtete ihn ängstlich, wie er mir schweigend und mit verdammt krass durch dringenden Blick einige Strähnen wegstreicht, die widerspenstig in meinem Gesicht hängen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Kann nicht atmen. Alles in mir gerät ins Wanken. Ich glaube, ich habe Fieber. Ich versuche ihn nicht anzusehen. Daher schiebe dieses göttliche Abbild Mann von der Tür, bis zur Nähe der voluminösen Wanne. " Jetzt rein, heb' die Füße!" Herumkommandierton sehr angebracht, da wir es immer noch mit einem leicht Verletzten zu tun haben. Er gehorcht, bringt das Bein nicht hoch genug und schlägt mit dem Knie gegen den Wannenrand. Beim zweiten Versuch klappt es und dieser Schwerbehinderte steht mit beiden Füßen im Wasser. Sofort richte ich den heißen Wasserstrahl gegen sein Gesicht. Er keucht und schnappt nach Luft. Zuerst stützt er sich mit dem nackten Rücken gegen die Kacheln an der Wand. Solange, bis er sich mitten unter den Wasserstrahl stellt. Er wirft den Kopf zurück. Öffnet seine Augen. Atemnot. Ich sabbere. Als er merkt, dass ich ihn eingehend betrachte, beugt er sich vor, packt mich an beiden Armen und zerrt mich zu sich heran. Ich kann nur sabbern. Ich spüre, mit welcher Wucht das Wasser auf mein Haar prasselt. Meine peinlichen Wollsocken sind sofort durchnässt. Das Wasser läuft mir durch Nase und Mund. Er findet den Reisverschluss meiner Hose. Ungeduldig reißt er mir den gesamten Stoff von der erhitzten Haut. Das dampfende Wasser verhindert eine klare Sicht. Beide Körper befinden sich über Wasser, die Füße unterhalb. Er küsst unbefangen und wild. Ich wundere mich über seine ernorme Kraft. Ich staune über seine enorme Kraft. Seine zusammen gesungene Gestalt und der Versuch aufzustehen von eben. Alles perfekte Inszenierung. Sofort finde ich mich in der Gegenwart wieder. Wir taumeln und fallen geräuschvoll in das schaumige Wasser. Mein Rücken knallt gegen den harten Grund der Keramik. Wie müssen wir auf eine versteckte Kamera wirken? Stehe kerzengerade in der Badewanne, in welcher der schaumüberströmte Wasserpegel knisternd über den Rand schwappt. Bedecke nüchtern meine Haut mit dem nächst besten Stück Handtuch. Er sieht mich gar nicht an. Schweigend und an der Wand gelehnt, ist eine Gesichtshälfte umrahmt von tiefschwarzen Strähnen. Wasserspuren rinnen seine runterhängenden Arme entlang. Stolpere aus dem kalten Raum. Piercing -------- " Y-u-k-iiii!! Wo-oho bist du?" " Ich stehe hinter dir." Schnell nehme ich meine Hände von den geschändeten Ohren und lasse sie runter hängen, bevor das Mädchen sich umdreht. " Lass uns Ball spielen!!!" Ihre Stimme klingt schriller und ich werde tauber. Fordernd hält sie einen Wasserball in den Händen. Habe 0 Bock darauf. " Frag' doch Kamui." Erschöpft lasse ich mich auf das sandüberströmte Handtuch fallen. Sonnenstrahlen demolieren die Sicht und brennen auf meinen getrockneten Wangen. Links von mir Kamui mit Brille und Lektüre. Irgend n Medizin Scheiß. Hinter mir marschieren die Menschen durch die schaumigen Wellen. Das weibliche Geschlecht steckt mit scheiß Körperfiguren in Badeanzügen. Das Fett quellt sichtbar aus den hautengen Konvektionen. Spüre den leichten Salzgeschmack auf meinen Lippen. " Kamui, kamu - iiiii..." Nicht die kleinste Regung. Tiefer fixieren seine Augen die gedruckten Schriftzeichen. Millionen feiner Haarsträhnen fallen vor die Stirn. Letzte Woche hat er sich einen Piercing auf der rechten Augenbraue stechen lassen. Das dezente Metall sticht mir in die Augen. Alle Mädchen der Schule, einschließlich Aio, hatten das Schmuckstück sofort gesichtet, Kamui aufdringlicher als sonst umworben und ihn pausenlos mit kichernden Komplimenten überhäuft. Auch während den Unterrichtsstunden. Dass diese verknallten Hippies dabei den Lehrer vom Stoff abhielten, schien völlig zweitrangig. Millionen neuer Weibchen zogen sich meterlange Hasenohren über und wurden Mitglieder seines Fanclubs. Erregt beginnt seine Schwester herumzurennen, will Aufmerksamkeit. " Spiel - mit - mmmmmiiiirrr!!" " Du nervst ..." " Bittee, bitte, biitttee!!!!!" Flehend drückt sie ihren Bauch nach vorne, ihre kleinen Hände verschränkt sie hinter den gebeugten Rücken. " ... " " Ich ertränke mich im Meer." " Tu das..." Auf Knopfdruck bewegen sich ihre Pummelbeine. Abwartend stütze ich beide Arme auf dem Strandtuch ab, um das Mädchen beobachten zu können. Meine Augen haben sich an das beißende Rumgesonne gewohnt. Er bleibt kalt. Er bleibt unmenschlich. Er bleibt konsequent. Er schmeißt die Lektüre in den Lavasand. Das Wasser spritzt glitzernd in die Höhe, bis Kamui das Gör in den Wellen abfängt und ihr Gelächter ertönt. Ihre Gestalten sind in rötliches Licht getaucht. Rechts und links von ihnen die verkrüppelten Menschen mit ihren scheiß Figuren. Mit dem sinkenden Sonnenlicht auf dem Wasserspiegel und das ungehemmte Geplansche seiner Schwester darin denke ich an eine Familie ohne Mutter. Ich fabuliere. Violette UV-Strahlen brennen sich durch meine Haut, meine Nervenzellen scheinen der gefährlichen ausgeliefert und verdampfen in meinem Kopf. Meine Beine sind angewinkelt und fühlen sich unter dem klebrigen Tonnen von Sand tonnenschwer an - wie die schwammigen Cellulite-Beine der anderen Fettweiber, übersät mit Krampfadern, die die Haut wegätzen. Dann irgend n Paar von Lippen, welche meine belästigen. Sie schmecken salzig. Kühl. Sie misshandeln mein Gesicht. Ich ekle mich vor mir selber. Eine eisige Flüssigkeit benetzt meinen Bauch, meine Arme, auch mein Gesicht mit den zugekniffenen Augen. Höre etwas gegen den Boden fallen, welcher einen roten Eimer versinken lässt. " Willst du meinen Bruder flachlegen?" " Hä?" Seine kleine Schwester nimmt den Eimer an sich, der neben mein Strandtuch gefallen war. Aus der Öffnung tropft es heraus, begießt meine Füße. Herablassend betrachtet mich das Mädchen. Ich erinnere mich an ihre Katze. Ein naives Kind und eine so unverschämte Klappe. " Das kriegst du zurück.", drohe ich, stehe unvermittelt auf und renne ihr hinterher. Wäre bei meiner Verfolgungsjagd einmal gestolpert und in den Sand gefallen, bis ich das vorlaute Mädchen auffange und ihr eine volle Ladung Wasser ins Gesicht kippe. Unsere Füße berühren den harten Grund von voluminösen Steinen und die schaumigen Wellen klatschen immer wieder gegen den Körper. Fabiennes Beine wackeln im Wasser, wo sie versucht hatte, sich vor mir in Sicherheit zu bringen. Ihre Hände grabschen die bittere Flüssigkeit aus den Augen. Sie meckert gleichzeitig, kreischt. " Du hast mir wehgetan!" " Sieh mal, Fabienne, da... dein Bruder liegt dösend hier im Wasser. Wir wollen ihn doch nicht stören?" Obwohl deine quitschige Stimmlage allemal dazu fähig ist, denke ich. + Mit einem Löffel schiebt sie es sich in den aufgerissenen Mund. Gleich darauf gibt sie einen vergnügten Ton von sich, einiges von der Flüssigkeit kleckert auf den Tisch sowie als Rinnsaal an ihrem Kinn. Sowas von gierig. Weniger als zwei Minuten verstreichen, bis der Becher leer gefressen von einem der Kellner weggebracht wird. Stumm fixiere ich ihre Bewegungen, wie sie ihre beschmierten Lippen leckt. Das Geklecker an ihrem Kinn, die Schmiererei auf der Tischplatte, in der sie herumfingert. Ich fixiere seine Schwester. Nichts mehr von Eis. Kalorien. Fett. Löffel. Fett. Zucker. Fett. Fett. Angewidert senke ich den Blick auf meine Hände, welche klitschnass in meinen Hosentaschen stecken. Das Bild von dem verschmierten Mund drängt sich in meinen Kopf. Das Eis, das so genüsslich verschlungen wurde. Ohne einen Gedanken zu verschwenden, Tonnen von Kalorien zu fressen. Ein neues Bild von Fettablagerungen. Immer wieder füge ich mir Schmerzen zu, jetzt im unkontrollierten Ablauf. Die schlappen Hautlappen an Oberarmen, Schenkeln und Bauch. Ich riskiere einen Blick auf Fabiennes Gesicht. Noch mal. Noch mal kommt ein emenses Doppelkinn zu Stande, während das Mädchen den Kopf leicht zurück sengt. Ich kann es nicht lassen. Mit einer raschen Handbewegung versuche ich nach meinem Wasserglas zu greifen. Dabei schwappt etwas über den Rand und landet sprudelnd auf den Tisch. Amüsiertes Rumgekicher ist zu hören. " Guck.. guck mal, Kamui - Yuki hat voll gekleckert. Sie ist also auch noch ein kleines Kind!!! Bestraf sie!" Diese... Schwankend halte ich das Glas in meiner Hand und schenke dem Teufel tötende Blicke. Ich stelle mir wieder ihr Gesicht vor, mit prickelndem Mineralwasser besudelt. Dieses Mädchen, welche sich mit Tonnen von Eiscreme voll stopft. Ihre Lippen fest zusammenklebend von dem Zucker. Das Doppelkinn immer voluminöser werdend bei jedem neuen Löffel Kalorien und Fett. Läuft alles großzügig über. " Halt die Klappe." Hinter dem Buch und dutzend von schwarzen Strähnen kommt sein ausdrucksloses Gesicht zum Vorschein. Mit dem oberfettgeilkrassen Piercing. Irgendwann stehen Kamui und ich draußen vor der Fressbude. Fabienne schweigt weiterhin, steht zwei Meter abseits. Schulterzuckend sieht mich Kamui von der Seite an. " Danke für den lustigen Nachmittag." Mache Anstalten mich zum Abschied zu verbeugen, während seine Finger sachte an meinen eigenen entlang streifen. " Komm mit." Innerlich springe ich in den Himmel, mein Kopf lugt aus irgendwelchen Wolken und mein Körper kullert wild einen Dünenabhang herab. Untergehende Sonnenglut. Blutrot verfärbte Atmosphäre. Hitze und Skorpione. Noch einmal klebt mein Blick auf seinem Piercing, dann gehe ich zu dem Mädchen. Vorsichtig lenke ich meine Hand Richtung ihrer reglosen Gestalt, bis sie ausgestreckt unter ihrem Gesicht liegt. " Lass uns gehen, Fabienne.", murmle ich zaghaft. Minuten verstreichen. Autos rasen an uns vorbei, die Beleuchtung von geöffneten Geschäften schaffen bunte Formen auf unserer Kleidung. Mit skeptischem Blick mustert das Mädchen meine unruhige Hand, dann mein Gesicht. " Ich - kann alleine gehen!" Bedsitter --------- Mein Bleistift fliegt im Zimmer umher. Ich habe ihn geschmissen, dass er jetzt auf die Betonplatten des Balkons landet. Die Terrassentüren sind geöffnet, dezente Vorhänge im trüben Weiß winden sich im Wind. Ich lasse mich lautstark auf den Rücken fallen. Der Boden fühlt sich hart und kalt an. Nicht lebendig, nicht warm. Fühle mich wie ein Fremdkörper in Kamuis Zimmer. Ein Mensch, der von der schwulen Einrichtung von Möbeln und der Laminatauslegung abgestoßen wird. Nur die geöffnete Fensterfront macht den Aufenthalt erträglich. Der schlichte Ausblick auf den Balkon lässt den Lärm auf den Straßen Einlass auf unsere Ohren. Vormittagsverkehr. Es gibt noch eine Sache, die mich ankotzt. Hausaufgaben. " Ich kann nicht mehr..." Seufzend gewöhne ich mich an das harte Holz, auf dem ich immer noch liege. Ich bin träge und ausgelaugt. Tief atme ich ein. " Kannst du mir helfen?" " Nein..." Kamui ist längst fertig mit der Scheiße. Die gemeinen Schulbücher liegen gezähmt in seiner Schultasche. Meine Bücher sollen da auch wieder verstaut werden. " Bitte..." " Versuchs selber." Wie kalt er ist. Wie unsozial. Ohne Reue, ohne schlechtes Gewissen, ein leidendes Mädchen achtlos vergammeln zu lassen. You're so fine and you're mine I'll be yours 'till the end of time 'Cause you made me feel Yeah, you made me feel I've nothing to hide Like a virgin Like a virgin Feels so good inside When you hold me, and your heart beats, and you love me Ich bin erregt und wütend. Im nächsten Moment erhebe ich mich und bringe den herumliegenden Bleistift in meine Gewalt. Der Vorhang streift meine Hand. Pompös lasse ich meinen Bauch gegen den kalten Holzboden fallen. Ob das einigermaßen würdevoll ausgesehen hat? Wenn ich keine Hilfe meiner Mitmenschen bekomme, muss ich mir aus eigener Kraft Abhilfe verschaffen. " Warum habt ihr keine traditionellen Futons?" " Was?" " Ähm... bei uns haben wir nur so was liegen.", erkläre ich. Konzentriert fixiere ich die westliche Definition eines Schlafplatzes. Kann die Eisenkonstruktion sehen, darauf die Matratze. Ich liege immer noch auf den Boden, der meinen Rücken durchlöchert. Meine Arme habe ich hinter den Kopf verschränkt. Schulaufgaben allesamt erledigt, zurück in den Rucksack verschanzt. Damit gebe ich mich erleichtert und zufrieden. " Und?" " Was und?" " Warum benutzt ihr keine Futons?", frage ich mit ruhiger Stimme. " Die westliche Zimmereinrichtung gefällt mir besser. Deshalb..." " Aha..." Schweigen legt sich über uns. Wir haben mal wieder einen galanten Wortwechsel drauf. Sehr erfrischend. Fabienne ist nicht da. Überraschenderweise besitzt dieses Gör Freunde. " Meine Mutter hat hier alles eingerichtet.", setzt er weiter an. " Warst du schon mal in Europa?" Meine Stimme klingt aufgekratzt. Interessiert. " Nein." Auch er schmeißt jetzt den ernormen Batzen von Medizinbuch aus seinen Händen. " Was interessiert dich mein Bett?" " ... die Bauweise ist interessant. Sehr großzügig und derb platz einnehmend.", stottere ich. Als wären mir der Anblick nicht geläufig. Ich bin peinlich. " Allerdings. Das ist sehr vorteilhaft..." Seine Stimme dringt verführerisch an mein Ohr, seine Körperhaltung hat sich keinen Zentimeter bewegt. " Für was?" Schweigen legt sich zum zweiten Mal über uns. " Kannst du dir das nicht denken?" Gott, bin ich naiv. Mein Kopf beginnt zu arbeiten und ich stehe auf meinen Füßen. "... oder willst du nicht denken?" Hä? Zeit zu gehen. Logical ------- Die Flüssigkeit im Pappbecher schwabbelt, schwabbelt bedrohlich und über den Rand. In bräunlichen Rinnsaalen läuft's meinen Arm entlang. Es sieht lustig aus. Gleichgültig lehne ich mich zurück, knalle unsaft gegen eine Wand und betrachte faziniert den pitschi-patschi-nassen Arm. Parallel dazu bewegen sich die Menschenmassen unaufhörlich um mich herum. Dröhnender Bass, dass jeden einzelnen in Extase versetzt. Der schwankende Boden unter den Füßen ist übersät mit Glasscherben, Bechern, diversen Essensressen auf teilweise zerbrochenen Tellern. Kurzum: Gestank. Hitze. Enge. Ich bleibe unbeachtet. Dann gibt es noch die Säufer, denen ich angehöre. Ich bin noch ansprechbar, weder besoffen noch hacke. Oder sonstwie auser mir. Das könnt ihr mir glauben. Ich weiss, das 1+1=1,1 ist und das 0-45=-0.55 ist. Aloha weiblicher Verstand. Mehr gibt's nicht zu sagen. Stinkende Leute, nackte Haut, 0 Sauerstoff in den Raumecken, rote Teppiche. Und schwarz so, das wahrscheinlich die Farbe draussen auf den leergefegten Straßen sein könnte. Das offenbahren die vergitterten Fensterscheiben. Und harte Töne, quitschend hohe Stimmen und dies klebrige Braun auf meinem Arm eingeschlossen. Meine Schuhsohle ist unter matschigen Ketchup und irgend'm Fingeressen vergraben. Hat auch was von dickflüssigen Blut und Erbrochenen. Kein Plan, wo Aio ist. Vielleicht an der über und überfüllten Theke oder an einem erregten Männergeschlecht beschäftigt? Jetzt schreit jemand. Richtig fettes Geschreie von breiten Weibern. Kann man seine Ohren nicht abnehmen, beiseite legen und für'n Moment 100% taub sein... babble,babble,bitch,bitch rebel,rebel,party,party sex,sex,sex,don't forget the violence blah,blah,blah got your lovey-dovey sad and lonley stick your stupid slogan in everybody sing along Hebe meine tonnenschweren Augenlider. Klitzekleine Millizentimeter hoch. Jo, erstmal erkennen sie einzig verschwommene, verzerrte Konturen. Merke den verlaufenen Lidschatten auf der dünnen Haut, die verwischte Mascara und der schweißnasse Rouge im Gesicht. Brechreiz kommt hoch. Mit Widerwillen verrenge ich meine abstrakt bepinselten Augen zu schmalen Wölbungen, somit wird sowas Hüpfendes Weises sichtbar. Beim nächsten Wimpernaufschlag identifiziere ich ein Markenzeichen. Weisse, lange Hasenohren auf Mädchenköpfen angebracht, jedem hier bekannt. Und Aio, welche panisch den Kopf mit den verschwitzten Haarsträhnen in alle Windrichtungen dreht. Als suche sie jemanden. Ihr Mund steht weit offen. Formt Worte, die von der erbarmungslosen Musik verschluckt werden. Mein Fuss löst sich von der pampigen, erbrochenen Lache und steuert Richtung Theke. Unbewusst trage ich Kratzspuren an Schultern und Beinen davon, während die "peinlichen Öhrchen" rapide an Schärfe zunehmen. " Wo's Kamui-chan? Er wollte mit mir tanzen!" Ey, die erkenne ich. Perrückenmädchen. " Stimmt gar nicht. Mir hat er's versprochen!", quickt ein anderer Groupie aufgebracht. Kamuigeil, was sonst. Wie sind die hier reingekommen? Alle unter 13, übelste Teenies. Haben sie den Türstehern einen geblasen? Ich sehe keine andere Lösung. Häschen beisen sich gegenseitig. Schreien so laut, dass es den hämmernden Bass übertönt. Alle Achtung. Nochmal knallt massig nackte Haut gegen meinen leicht gekrümten Körper und ich stolpere Richtung Norden. Dann wendet die Perrückenkokette ihre Äuglein zu mir. Und beginnt apatisch zu klotzen. Entsetzt, erzürnt - so in der Richtung. Das gefakte, stahlblaue Kunsthaar wirbelt umher und man zeigt mit dem zittrigen Zeigefinger auf mich. Jetzt gaffen alle Hippies und quicken aus vollem Munde. 'ne weitere Welle von harten Klängen wird erzeugt, vergewaltigt mein Hörzentrum. Das Trommelfell inbegriffen. Mit zugepressten Augen verliere ich das Gleichgewicht, finde keinen festen Halt und humpele einige Schritte rückwärts. Wieder rein in den Peoplehaufen. Mein Kopf fühlt sich tonnenbeladen an. Es wird zu peinlich. Brechreiz überwältigt mich und ich strecke ziellos die Hand hervor. Bekomme irgendwas zu greifen, ziehe daran und trottele mit unbekannten Objekt zum Hinterausgang. Hasenhippies können mich mal. Nochmal verschlucken mich vibrierende Menschenkörper. now it's you-know-who I've got the you-know-what I stick you-know-where you know why,you don't care bridge Tausend Empfindungen schalten sich automatisch ab, als ich komplett zusammenklappe. Eine Handfläche stütze ich angespannt auf der erhitzten Straße, die andere krallt sich um eine Flasche. Das unbekannte Objekt=ein Plastikquader, gefüllt mit klarem Wasser. Meine strähnigen Haare verdecken weitgehend mein Gesicht, während ich erbreche. Röchige Geräusche ertönen und ich kotze. Die trübe Scheiße zerfliest in den rauhen Rillen im Asphaltgestein. Meine Hände darauf fühlen sich solange trocken an, bis die erbrochene Flüssigkeit meine Fingerkuppen erreichen und eingehend die gesamte Ellenlänge beschmutzen. " Musst du immer kotzen, wenn ich in deiner Nähe bin?" Als hätte ich nichts gehört, drehe ich halbherzig den Verschluss von der Flasche, setze sie an meine verdreckten Lippen und hebe meinen Kopf sachte in den Nacken. Ohne einen Laut von mir zu geben, versuche ich den letzten Rest Erbrochenem aus meinem Mund auszuspülen und spucke das Resultat angewidert heraus. Kriche auf allen vieren zu einer Holzbank dem da gegenüber. Meine Augen halte ich noch geschlossen. " Musst du immer in meiner Nähe sein, wenn ich kotze?", lautet meine Gegenfrage. Allerdings klingts kläglich, gar nicht temperamentvoll oder zickig. Die fettigen Strähnen trägt der Nachwind von meinem Gesicht. Dieser fühlt sich unverbraucht an, normaler Sauerstoffgehalt. Ruhig atme ich. Ich mache mir die Mühe und hebe meinen Blick, sehe ihn an. Gewöhnlich cool zieht er an einer Kippe. Lässig sind seine Beine ausgebreitet und nehmen gut die Hälfte der Bank ein. are you motherfuckers ready for the new shit? tomorrow's never coming this is the new shit stand up and admit do we get it?no! do we want it?yeah! stand up and admit so let us entertain you Das Haar glatt, glänzend und feinbesponnen. Jo, wie schwarze Seide. Sollte es sowas geben. Und der Gesichtsausdruck immer noch nicht zu deuten. Nüchtern anscheinend. Starr beobachtet er auch mich, gleichzeitig wird genüßlich Nikotin inhaliert. Eine leere Straße trennt die beiden Holzkonstruktionen. Auch Bank genannt. " Glotz doch nicht...", flüstere ich. Unbeholfen senke ich wieder mein Augenpaar zu Boden. Dort liegen ringsrum leere Verpackungen. Bierdosen, 'n Haufen Kotze, sogar aufgerissene Kondompackungen sind erkennbar. " Kotz doch nicht...", versucht Kamui in gespielt leisen Flüsterton zu sagen. So wie ich eben. Überdrüßig so. Widme dem Penner einen kalten Blick. Hasserfüllt, verachtend, angewidert versteht sich. Sowas nenne ich nicht Sarkasmus. Er lächelt amüsiert und die Augen sind halbwegs geschlossen. Auch schon besoffen? Leicht angetan betrachte ich den Typen. Dann eingehend. Minuten später erhebt er sich, tretet hervor und hält mir ein sauberes Taschentuch hin. " Hier..." Außer dem dumpfen Schlägen der penetranten Musik hinter dem ummauerten Club ist nichts weiter zu hören. Keine anfahrenden Autos mit quitschenden Reifen, keine kichernden Mädchen. 0 gefakte Hasenohren. "... danke." Nehme das weiche Ding an mich und drücke es gegen den Mund. Das bisschen Abstand von solchen extaseverfallenen, kaputte Leuten kommt gut. Grelles Neonlicht setzt Kontraste zu der dunklen Umgebung. Von der Dunkelheit größtenteils verschluckt. Die langen Haarspitzen verdecken seine Augen, die auf mich gerichtet sind. Oder speziell auf irgendwas in meinem Gesicht. Tausend Empfindungen werden aktiviert. Wärme macht sich breit. Wie lange er hier schon steht ist belanglos. Er zieht eine weitere Kippe hervor, einen auf gemütlich machen. Begaffe seine langen Finger. Sofort resigniere ich mein grausames Abbild: fettige Haare, zersaust. Verschmierte Farben im Gesicht, die inneinader verlaufen sind und Erbrochenes an einem Taschentuch, dass ich verkrampft in meiner geballten Hand quetsche. Geiles Image. Mein Unbehagen steigt an. " Gib auch eine." Um meine Aufforderung zu unterstreichen, strecke ich die Hand aus. Fragend schaut er auf, dann checkt er's und berrüht meine Finger. Schüttelt dazu leicht den Kopf. " Das ist nichts für dich." Das Taschentuch in meiner gelösten Faust fällt unter die Bank. Zwischen den ganzen anderen Unrat. Schiebe seine Hand beiseite, strecke ihm meine Handfläche weiter entgegen. " Gib mir eine!", verlange ich. Der dröhnende Krach hinter uns wird halbwegs wahrgenommen. Wortlos mustert er mich. " Warum willst du eine?" " Weil ich frage. Und weil du so aufdringlich damit umherstockelst..." " Aha..." Damit scheint er sich nicht zufrieden zu geben. Zieht nochmal an der Kippe und fixiert für einen Moment den mit Müll überladenen Boden. " ... bitte.", bringe ich gequält hervor. Zum größten Teil habe ich schon vergessen, warum ich nach einer Kippe verlange. " Nein." " Warum rauchst du dann?" Die Stimme gewinnt an Volumen. Ich schreie fast trotzig und angekratzt. " Weil ich nicht aufhören kann." Kurz blitzt sein Piercing an der Augenbraue hervor. Hitze macht sich in mir breit. Das Purpurrot meiner Wangen steigt an. + Wie versteinert "sitze" ich in seiner Karre. Schnelles Tempo bei leergefegtem Asphalt und abgeschalteten Ampeln. Die Kleidung klebt an meinem Körper. Ekel überkommt mich und ich fühle mich stetig dreckiger. Den biederen Geschmack im Mund bekomme ich nicht los, so sehr ich auch den Kaugummi mit meinen Zähnen schände. Das dunkel gehaltene Leder lädt zum Zurücklehnen an, aber die Anspannung klingt nicht ab. Von Bequemlichkeit kann nicht die Rede sein. Befummle sein Terotorium bzw. das Seitenfach parallel zu meinen Knien. Fische den Führerschein heraus. " Wusste nicht, dass du'n Führerschein hast...", sage ich beiläufig. " Jetzt weisst du's." Kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, werfe das Dokument zurück und schließe das Fach. " Stimmt auch wieder.", wird´s von mir bestätigt. Setze mich seitlich, mit dem Rücken zur Beifahrertür, um Kamui besser beobachten zu können. Um meine Nervösität zu überspielen. Locker werden. Der Gefahr ins Auge blicken. " Bist du öfters hier?", fragt er. Ich werfe einen schnellen Blick auf seinen Piercing. Er meint den Schuppen. " Das gleiche könnte ich dich fragen." " Ich stelle die Fragen." Man, wie arrogant. Männer... " Gelegentlich." Schulterzuckend kreuze ich die Arme übereinander. " Warum?", löchert er weiter, Interessiert ihn das wirklich? Auf was bezieht sich dieses abgehakte Fragewort? Ich überlege paar Sekunden lang. " Weil ich Spaß dran habe." Seine Finger trommeln gegen das Steuerrad, unentwegt der konzentrierte Blick auf die Straße. " Eine viel zu glatte Antwort, als das sie wahr sein könnte. Versuch's nochmal." " Du nervst.", räume ich ein. Noch enger pressen sich meine Arme gegen das durchgeschwitzte Oberteil. Meine strähnigen Haare puste ich aus der Stirn. " Was?" Aufgebracht verdrehe ich die Augen, mustere sein Seitenprofil. " Was, was?", äffe ich nach. " Merk mal, wie du mit diesem -Du nervst- kommst. Genauso scheiße, wenn du mir diese Worte ins Gesicht klatscht!!", ergänze ich. Kämpfe den Kampf um die Selbstbeherrschung. Dann lächelt er, dabei fallen ihm störische Haarsträhnen vor die Augen, welche sogleich mit einer geilen Kopfbewegung fortgetrieben werden. Verwegen. " Du bist echt gut..." Gleichzeitig steuert er seinen Wagen in Richtung Auffahrt vor dem Wohnblock. Sein Wohnblock. Für'n Bruchteil einer Sekunde muss ich an Fabienne denken. Hole tief Luft, verdecke meine entgleiste Mimik mit einer ausdruckslosen, glatten Maske. " Du kannst mich mal, Fuma." Er zieht die gepiercte Augenbraue hoch. " Wann immer es dir passt..." Faible ------ 0 Regung. Verweile in der Haltung, werde unschlüssig. Bin ich nicht zickig? Sollte dankbar sein, dass er mich angetrunkenes Weib in seine Karre lässt, darin herumkutschiert. Stattdessen benehme ich mich wie ein angepisstes Kind. Ein Punkt für ihn. Für mich ein fettes Minus. Spucke den Kaugummi heraus, strecke meine Arme hinaus, kralle die Finger in sein Hemd und ziehe ihn mit mir runter. Genauso plötzlich greift er in mein zersaustes Haar. Berührt meinen Hals, den Nacken. Die andere Hand stützt sich auf dem lederbezogenen Beifahrersitz ab, dazu sein angewinkeltes Bein. Lasse meinen Mund auf seinen, fahre die Konturen seiner Lippen nach. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Ich breche ab und warte. you let me violate you you let me desecrate you you let me penetrate you you let me complicate you help me i broke apart my insides, help me i've got no soul to sell help me the only thing that works for me help me get away from myself Die warme Haut und seine Atemzüge an meinem Hals, mehr fühle ich nicht. Mehr höre ich nicht. Seine Lippen streifen in zittrigen, ungleichmäßigen Bahnen mein Kinn entlang. Treffen auf meine Lippen, ehe ein Gedanke gefasst wird. Er zerrt am Saum meines Kleides und zieht es mir über den Kopf. Haarsträhnen kleben an meinen entblößten Schultern. Öffne meine Augen. An jedem Hemdknopf wird einzelnd gefummelt. Ungeschickt und fluchend löst sich der Zusammenhalt mit dem Stoff. Einer. Wieder einer. Noch einer. Seine tiefen Atemzüge schallen in meinen Ohren, deutlich beginnt mein Blut zu rauschen. i want to fuck you like an animal i want to feel you from the inside i want to fuck you like an animal my whole existence is flawed you get me closer to god Er beobachtet mich. Intensiv. Schweigsam dirigiert er meine zittrigen Finger, öffnen das gesamte Hemd, während er sich wieder vorbeugt. Mich in das Leder drückt. Suchend strecke ich meinen Arm hervor, schlage die Wagentür zu. Fingere an seinen Gürtel herum, löse nochmals Knöpfe und ziehe die Jeans mit einem Mal herunter. Berühre seine Wange. Die Lippen zittern ein wenig. Ähnlich einem kleinen Kind. Ein Junge mit geschlossenen Augen, der ins Wasser gefallen ist und nicht schwimmen kann. Ich halte meine Handfläche gegen seine Wange gepresst. Seine Haare kitzeln meine feuchten Fingerkuppen. Piercing nicht zu vergessen. Er beißt mir kurz in die Unterlippe, hält inne. Schauer der Lust oder wie man das nennt. Meine Beine beginnen zu zittern. Ich kann kaum atmen. Seine Hand gleitet von meinen zersausten Haaren, runter, dann auf dem Stoff zwischen seinem angewinkelten Knie. Stöhnend verfangen sich seine langen Finger in meinem Slip, ziehen ihn mit unerträglicher Langsamkeit herunter. Seine Lippen lösen sich von meinen. Spüre seinen warmen Atem auf meinem Mund, welcher nicht aufhört zu zittern. Seine Hand zwischen meinen Beinen, schieben sich seine Finger die Innenseite meiner Oberschenkel entlang. Schmerzlich langsam. you can have my isolation, you can have the hate that it brings you can have my absence of faith, you can have my everything help me tear down my reason help me its' your sex i can smell help me you make me perfect, help me become somebody else Er sieht mich an. Seine schwarzen Haare verdecken ihm weitgehend die schönen Augen. Sein Mund ist leicht offen, während er sich der nackten Haut nähert. Gleichzeitig verstärkte sich der Druck seines angespannten Knies auf dem Beifahrersitz, zwischen meinen Beinen. Meine eigene liegt umfasst, umklammert in seiner. Finger schieben sich unter den Stoff der Boxershorts. Ich spüre seine kurzen, heftigen Stöße, nachgiebig rutscht mein Kopf auf der nassen Sitzlehne entlang. Er verlagert das Gewicht, hebt meinen Oberschenkel an. Bekomme meinen Namen zugeflüstert. i drink the honey inside your hive i stay alive Ich weiss, was ich will. Danke an alle Leser, dies bis hierhin geschafft+durchgehalten habe. Diese Fic hat keine besondere Handlung oder regt zum Nachdenken an oder vermittelt eine Botschaft. Sie gilt mehr dem Ausleben meiner hirnrissigen Phantasie, zum Ordnen meiner Gedanken. Wie auch immer, vielleicht war's für einige trotzdem interessant und lehrreich!XD SixMe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)