Mindfuck von Vampire-of-Disaster (Deine Furcht.... Dein Leid....Deine Seele....SEINE ENTSCHEIDUNG) ================================================================================ Prolog: Funktionieren --------------------- Prolog: Funktionieren Es gibt Momente im Leben eines Menschen, da wünscht man sich, man wäre etwas Besonderes, doch treten diese Ereignisse tatsächlich in dein Leben, wünscht man sich, es wäre niemals geschehen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie langweilig ein normales Leben sein kann. Man wird geboren, man lernt die Dinge, die man von anderen vorgeschrieben bekommt, man lebt vor sich hin. Egal ob mit Problemen oder ohne, man ist ein Teil einer Maschinerie, die tagtäglich dem selben Vorgang ausgesetzt ist, ob man will oder nicht. Man selbst funktioniert. Verschwindet eines dieser kleinen Zahnrädchen, wird es ersetzt. Tag für Tag. Es ist eintönig und viele dieser kleinen Zahnräder wünschen sich eine andere, bessere Funktion. Ist diese jedoch erst einmal erreicht, wünschen sie sich, sie hätten ihr altes Leben wieder. Luciana Cole war eigentlich ein normales Mädchen. Sie war nicht sonderlich groß, hatte jedoch das ein oder andere Kilo zu viel auf den Rippen, was ihr jedoch nicht sonderlich missfiel. So konnte sie sich sicher sein, dass keiner auf die Idee kommen würde, sich unnötigerweise für sie zu interessieren. Nach ihren bisherigen Beziehungen war es auch kein Wunder, dass sie sich für keinen Kerl interessierte. Ihr letzter Freund hatte sie mit einer gemeinsamen Freundin betrogen und versuchte ihr die Schuld zu zuweisen. Zwar hatte sie immer wieder Phasen, in denen sie von einem jungen Mann schwärmte, jedoch stellten sich genau diese als Idioten heraus. Das Leben konnte ziemlich gemein sein. Doch es sollte noch gemeiner werden... Kapitel 1: Ende einer Straße ---------------------------- Kapitel 1: Ende einer Straße Ihre Schreie hallten durch den kalten, sterilen und furchteinflößenden Raum, der erschreckend stark einem Operationssaal glich. Kalter Schweiß stand auf der Stirn des jungen Mädchens, während der Mann, der gebückt über ihr stand immer wieder lange Nadeln in ihren Körper stieß. Die Augenlider der Gefolterten flatterten hektisch und schränkten ihren ohnehin schon getrübten Blick noch zusätzlich ein. Immer wieder verlor sie das Bewusstsein, doch der brennende Schmerz des Serums, welches sie gespritzt bekam, blieb. Das nächste an das sie sich erinnern konnte war, dass sie wimmernd, nackt und mit schmerzenden Gliedern auf einem schmutzigen, kalten Steinboden zu sich kam. Noch immer war ihr Blick getrübt, sodass sie mit der Hand versuchte, ihre Umgebung zu ertasten. Je wacher sie wurde, umso mehr ertönte ein schrilles Surren in ihren Ohren, welches ihr Kopfschmerzen zu bereiten drohte, wobei sie nicht in der Lage war, zu definieren, an welcher Stelle ihr der Schmerz den Verstand raubte. Ihr Körper war taub und ihre Situation war aussichtslos. Keine Frucht war mehr zu spüren. Ihre Tränen liefen ihr über das zerschundene Gesicht. Alles was sie wahrnahm war die Kälte, die sie umgab und mit einem schmerzvollen Stöhnen legte sie sich die Hand an die Stirn. Erst jetzt erwachten ihre Sinne wieder ein wenig und sie konnte die kalte Fläche um sich herum endlich als modrigen Steinkeller identifizieren. Mit einem Schlag kamen ihr sekundenweise Bilder in den Kopf. Dieser wahnsinnige alte Mann, der sich mit Mundschutz und weißem Kittel über sie beugte. Die Nadel, mit der er ihr Blut abnahm. Die Fesseln, die sie an die harte Liege zwängten. Die Schläge, die sie einstecken musste, damit ihr Widerstand gebrochen wurde. Sofort kam die Panik wieder in ihr auf. Was hatte dieses Monster ihr nur angetan? Hilfeschreie quälten sich aus ihrer zu trockenen, vom Schreien bereits wunden Kehle und salzige Tränen ließen unzählige kleine Wunden auf ihrer Haut brennen. Verzweifelt versuchte sie, die Tränen weg zu wischen, doch mit jedem Versuch vermischten sich die Tränen mit Blut und Dreck. Immer wieder stieß sie Schreie aus. Warum sie schrie war ihr selbst nicht bekannt, denn die Schmerzen, die Angst und die Verzweiflung raubten ihr die Kontrolle über sich selbst. Erst als ganz in ihrer Nähe Schritte ertönten, verstummte sie und horchte, zumindest soweit das möglich war. Ein Schauer lief ihr über die ohnehin eiskalte Haut und ihr Herz drohte dem eigenen rasenden Rhythmus nicht mehr folgen zu können. Es schlug mit einer solchen Gewalt gegen ihrem Brustkorb, dass sie der Ohnmacht nah war. Diese jedoch würde schon sehr bald von selbst folgen, denn eine unangenehm warme Hand grub sich in ihr Haar und riss ihren Kopf nach oben. Und im nächsten Moment wurde sie von ihrem Bewusstsein erneut im Stich gelassen. Es war ein warmer, sonniger Frühlingstag, als Luciana bereits im frühen Morgen begann, sich für ein Treffen mit ihren Freunden herzurichten. Sie war übergewichtig, doch es hinderte sie nicht daran, mit ihren Freunden Spaß zu haben. Kaum hatte sie sich ihre Jeans und das schwarze lässige Shirt übergezogen, war sie auch schon mit ihrer Tasche und dem Schlüssel in der Hand aus der Tür gestürmt. Das Mädchen war trotz ihrer fülligen Figur nicht hässlich, doch ihre Naivität veranlasste sie immer wieder dazu, auf die falschen Kerle hereinzufallen. Doch heute ließ sie durch nichts ihre Laune verderben, denn dieser Tag war besonders. Mit schnellen Schritten eilte sie die Straßen entland, um so schnell wie möglich zu ihrem Stammlokal zu gelangen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie das bunte Schild des Lokals entdecken konnte, unter welchem sie auch schon ihre beste Freundin entdecken konnte. Sie hatte lange weißblonde Haare und war von sehr schlanker, sportlicher Statur. “Hey Light!“, rief Luciana erfreut und begann schon von weitem zu grinsen. Das Mädchen jedoch hatte einen genervten Ausdruck auf dem Gesicht und begann erst einmal, sie anzumeckern: „Wo warst du und wieso hast du dein scheiß Handy nicht an?“ Doch lange konnte sie ihr nicht böse sein, da sie ihren üblichen, verwirrten Blick aufsetzte und sie mit fragenden grünen Augen betrachtete. “Ich wollte dich anrufen und dir sagen, dass noch ein paar andere dabei sind.“, erklärte sie der Kleineren und packte sie an der Hand um sie hinter sich her, durch die Türen zu ziehen. Drinnen angekommen blickte sie schon in bekannte Gesichter und wieder wurde das Grinsen auf ihrem Gesicht breiter, bevor sie ein fröhliches „Guten Morgen!“ trällerte, auch wenn es längst nicht mehr Morgen war. Sie begrüßte einen nach dem anderen mit einer freundschaftlichen Umarmung den wenigen Mädchen in der Runde gab sie einen kurzen Kuss. Luciana sah sich um und entdeckte einen freien Stuhl ganz in ihrer Nähe, welchen sie auch sofort an den Tisch heran zog, bevor sie sich darauf nieder ließ. Das Lokal hatte eine angenehme Atmosphäre, geschaffen von den dunkelbraunen Möbeln, und den beigefarbenen Wänden, an denen Bilder von unterschiedlichen Drinks und Früchten prangten. Auch der Barkeeper kannte die Jugendlichen bereits beim Vornamen, was ihn des öfteren dazu veranlasste, ihnen ein paar Getränke aufs Haus gehen zu lassen. Er profitierte auch ab und an durch Veranstaltungen, die diese Gruppe organisierte, denn jeder von ihnen war einer anderen Jugendkultur zugehörig, welche sich jedoch gerne mit einander trafen um ein wenig zu feiern. Das hübsche junge Mädchen, das vor der schweren Holztür auf Luciana gewartet hatte und auf den Kosenamen „Light“ hörte, ergriff sofort das Wort und sprach die anderen Anwesenden auf ein für Luciana höchst unangenehmes Thema an, was sofort einen Tritt ihrerseits erfolgen ließ. “Habt ihr eigentlich mal nach einem Schwimmbad Ausschau gehalten, in dem wir unser Sommerfest feiern können? Madame hier weigert sich dagegen, da auch nur den kleinsten Finger zu rühren.“, erklärte sie unbeeindruckt von der Gegenwehr des Mädchens neben sich, im Gegenteil, sie schien es auch noch amüsant zu finden. Sie wusste genau, dass Luciana niemals an einer Beachparty teilnehmen würde, da sie sich in Badekleidung weder attraktiv fand, noch gerne ins Wasser ging. Selbst wenn sie in ein Hallenbad geschleift wurde, vergrub sie sich lieber in einem ihrer Bücher auf der Liege, die sich am weitesten vom Beckenrand entfernt befand. Entnervt seufzte ein Junge mit längeren schwarzen Haaren, die ihm auf einer Seite perfekt mit Haarspray fixiert über das rechte Auge fielen. Er hatte mehrere Piercings an der Unterlippe und trug ein schwarzes Muskelshirt, passend zu seiner schwarzen, ausgewaschenen Röhrenjeans, und mehrere lederne Armbänder zierten seine schlanken Arme. Mit schokoladenbraunen Augen sah er das Mädchen an und fragte sie nach dem Grund, weswegen sie sich so sehr dagegen wehrte. “Mensch, Akira, du weißt doch, dass ich Wasser nicht ausstehen kann.“, gab diese als Antwort und verzog peinlich berührt das Gesicht zu einer gequälten Grimasse. Ein hohes, sehr melodisch klingendes Lachen ertönte von einem zierlichen Mädchen, dass ebenfalls am Tisch saß. Auch sie hatte, wie die meisten Anwesenden Piercings an der Unterlippe und schwarze Haare, die an den Seiten jedoch abrasiert waren und ihre himmelblauen Augen intensiv strahlen ließen. Sie hörte auf den Namen Shia und war alles andere als ein liebes, nettes Mädchen, wie der erste Anschein wirken ließ. Auch sie war der Meinung, dass die Phobie der properen Frau ein wenig übertrieben war. Jedoch konnte sie es auch teilweise nachvollziehen, da sie die Gründe dafür einmal erfragt hatte. Akira wollte gerade zu einer sarkastischen Bemerkung ansetzen, als Frank, der Barkeeper sich zu uns an den Tisch setzte, um neue Bestellungen aufzunehmen. “Einen Cappuccino, bitte!“, gaben Light und Luciana synchron von sich, was sie in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Mit einem Grinsen auf den dünnen Lippen nickte Frank und nahm die weiteren Bestellungen ebenfalls entgegen, bevor er wieder hinter den Tresen schlenderte. Erneut begannen die Jugendlichen über die geplante Sommerfeier zu diskutieren, bis die georderten Getränke gebracht wurden. Light schnappte sich sofort den Keks, der neben Lucianas Tasse lag, ebenso wie eine der Zuckertüten, woraufhin sie sich einen empörten Blick der eigentlichen Eigentümerin einfing. Mit einem frechen Grinsen ließ sie den Zucker in die Tasse rieseln. Das war die übliche, liebevolle Art, auf welche die beiden mit einander umgingen. Light wusste, dass Luciana nur einen Löffel voll Zucker brauchte und sie wusste, dass die andere hingegen Unmengen davon benötigte. Genau das war es, was Luciana an ihrer besten Freundin so liebte. Die Neckereien, die zwischen ihnen herrschten und ihnen die lustigsten Momente bescherten, die niemals zu enden schienen. Nach einiger Zeit mussten die ersten der Gruppe auch schon wieder aufbrechen und nur noch Akira, Light und Luciana saßen an dem zuvor so vollen Tisch. Sie unterhielten sich über den kommenden Tag, an dem sie gemeinsam auf einen Geburtstag einer Freundin gehen wollten. “Können wir bei deinen Eltern mitfahren?“, fragte Akira das rothaarige Mädchen, welche mit einem Nicken bejahte. Light hingegen war die Frage, wie sie wieder zurückkommen sollten viel wichtiger, was Akira dazu brachte, die Augen zu verdrehen und als wäre es selbstverständlich antwortete er, dass jeder wisse, dass die Jugendlichen dort im Zelt übernachten würden. Das würde mit Sicherheit ein interessanter Abend werden. Später verabschiedete sich auch Akira und Light betrachtete das füllige Mädchen mit einem neckischen Ausdruck auf dem Gesicht. “Pennt er bei dir?“ „Wer?“ “Na ER“ “Ich weiß nicht wen du meinen könntest...“ “Na deine neue Eroberung?“ “Welche Eroberung denn?“ “Na dein Süßer, den du letztens kennen gelernt hast?“ “Ach hör mir mit dem auf!“ Mit einem Kopfschütteln versuchte Luciana die Erinnerungen an den besagten Kerl aus ihrem Kopf zu verbannen, was ihr jedoch nicht so recht gelingen wollte. Die Blonde neben ihr verdrehte die Augen und obwohl sie sich denken konnte, welche Antwort sie erhalten würde, fragte sie nach, was denn passiert sei. “Er war eben nicht der Richtige, das selbe Spiel wie immer.“ Das war genau das, was sie sich gedacht hatte. Die beiden verabschiedeten sich von einander mit einer ungewöhnlich intensiven Umarmung, bei der Light der Rothaarigen ins Ohr hauchte, dass sie immer für sie da sei und sie auf sich aufpassen solle. Sie lösten sich von einander und das Mädchen grinste sie auf die Art an, die sie so liebte. Ihre Lippen bildeten ein schiefes Grinsen, das förmlich nach einer Herausforderung schrie, bevor ihr Mund die Worte bildete: „Der arme Kerl, der mich anpackt erlebt seine schlimmste Hölle!“ Doch zu diesem Zeitpunkt wusste keiner von beiden, dass diese Worte bald sehr verhängnisvoll sein würden. Nichtsahnend grinste die Blonde sie an und nickte zustimmend. Sie gingen in entgegen gesetzte Richtungen davon und waren schon bald aus der Sichtweite des jeweils anderen. Erst jetzt bemerkte das Mädchen, dass es bereits dunkel war und sich niemand mehr sonst auf den Straßen befand. Wieder einmal hatte sie die Uhrzeit komplett aus den Augen verloren, was sie nun dazu trieb, sich ein wenig schneller auf den Weg zu machen. Sie kam gerade an einer dunklen Gasse vorbei, in der für gewöhnlich die Container eines kleinen Supermarktes standen, doch diesmal sah sie darin auch einen großen, bedrohlichen Schatten huschen. Wie angewurzelt blieb sie stehen und starrte in die Dunkelheit. Ein unangenehmer Schauer lief ihr über den Rücken und ein Hauch von Panik schlug bedrohlich in ihrem Herzen. Mit jedem Herzschlag wuchs diese Panik und wurde wie Säure durch ihre Adern gejagt. Etwas passte nicht. Auch Light spürte dass etwas nicht richtig war und kehrte mit schnellen, trommelnden Schritten um, damit sie nach ihrer besten Freundin sehen konnte. Dieses unangenehme Gefühl brannte in ihrer Brust und trieb sie an, bis an ihre Grenzen zu gehen. Es gab nur eine Strecke, die das Mädchen laufen konnte, doch auf dieser war nichts als ein normaler, unauffälliger VW Golf zu sehen. Sie hatte ihn nicht einmal wirklich bemerkt. Ihr Blick richtete sich vielmehr auf den großen braunen Fleck der auf dem Boden glänzte und erst nach einigen Sekunden begriff sie, was an dieser Pfütze so eigenartig schien. Sie war frisch, denn die Lichter der Laternen glitzerten in einem klaren Spiegelbild, welches die Pfütze ergab. Dann erst bemerkte sie, wie dickflüssig und dunkel diese war. Das war Blut! Geschockt stolperte sie ein paar Schritte zurück, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, dass dies Lucianas Blut sein könnte. In diesem Moment heulte ein Motor auf, was Lights Herz beinahe zum Stillstand gebracht hätte. Kapitel 2: Schlag auf Schlag ---------------------------- Kapitel 2: Schlag auf Schlag Ein schwarzer VW Golf raste mit quietschenden Reifen direkt an Light vorbei. Die Scheinwerfer schienen so hell wie das Sonnenlicht, was es ihr schwer machte irgendetwas als die Farbe des Wagens zu erkennen. Er hatte mindestens 90 Sachen drauf und war sofort in der Nacht verschwunden. Sie war kurzzeitig so gut wie blind, weil sich ihre Augen erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen mussten. Scheiße! Sie versuchte sich wieder aufzurappeln und zu begreifen, was gerade eben geschah. Da entdeckte das Mädchen sie wieder: die dunkelrote Pfütze mit 30cm Durchmesser. Die schlimmsten und abscheulichsten Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Ihr Puls stieg rasend schnell, was ziemliche Kopfschmerzen zur Folge hatte. Der stechende Schmerz machte es ihr schwer, sich auf den Beinen zu halten und sie ging kurz in die Hocke um wieder runterzukommen. Nach mehr als zwei Minuten richtete sie sich auf und rannte den Heimweg ihrer besten Freundin nach. Sie kann nicht weit sein! Nein, sie läuft nie schnell, außer sie hat einen wichtigen Termin, nein! Sie hetzte den Weg entlang, aber ihr begegnete niemand. Die Straßen schienen wie ausgestorben. Bis auf den schwarzen VW Golf sah sie auch keine Autos. Als sie an Lucianas Haustür ankam pochte ihr Herz wie verrückt und sie hechelte wie ein Hund nach einem Marathon. Sie drückte auf die Klingel – keine Reaktion. Und noch einmal – wieder keine Reaktion. In ihr machte sich wieder die schon fast vergessene Panik breit, was sie dazu veranlasste die Klingel fast jede halbe Sekunde zu drücken. Schließlich ging ein Licht im zweiten Stock an und die Tür ging auf. Light hetzte die Treppen hoch und sah das verschlafene Gesicht von Lucianas Schwester. „Hast du eigentlich 'nen Schaden um die Uhrzeit sturmzuklingeln???“ bekam sie von JJ zu hören. „Tut mir leid, aber ist deine Schwester schon zu Hause?“, verlangte Light zu wissen, mehr keuchend als fragend. „Nö, ich dachte die wär mit euch unterwegs.“ entgegnete Lu's Schwester. Nein, das kann nicht wahr sein. Nicht sie! Oh Scheiße, wie zur Hölle soll ich ihrer Familie DAS nur erklären?! „Alles OK mit dir? Du siehst selbst für deine Verhältnisse sehr blass aus.“ Light sah in JJ's fragendes Gesicht und versuchte sich zusammenzureißen. „War sie wirklich noch nicht daheim?“ „Nein, das hätte ich gehört, die trampelt die Treppen wie'n T-Rex hoch. Also was ist los?“ JJ wirkte auf einmal nicht mehr so müde wie noch vor einigen Momenten als Light die Treppe hoch stürmte. „Wir haben uns vor 25 Minuten voneinander verabschiedet und mir war irgendwie nicht wohl, also bin ich umgekehrt und wollte nach Lu sehen und dann ...“ Light legte eine Pause ein um ihre Gedanken zu sortieren, was JJ unruhig werden ließ, doch bevor JJ den Mund aufmachen konnte, platzte es aus Light heraus, als wären es die letzten Worte, die sie jemals aussprechen würde. „Da war 'ne Pfütze und zwar ne Blutpfütze. Ich weiß, dass das komisch klingt, aber dann ist ein schwarzer Mercedes mit mindestens 90 Sachen an mir vorbeigerast und ich bin so schnell wie möglich hergekommen, aber von Lu war keine Spur zu sehen!“ „Erstens: hol mal wieder Luft, du redest als hätte dein Mundwerk 90 Sachen drauf. Zweitens: Mit Luciana wird alles in Ordnung sein, sie kann auf sich aufpassen, wie du weißt.“ JJ klang nicht gerade besorgt über diese Nachricht und wollte anscheinend nur zurück ins Bett. Light erkannte, dass die Sache heute keinen Sinn machte, drehte sich auf dem Absatz herum und rannte die Treppen runter. JJ hingegen lief seelenruhig in ihr Zimmer zurück und legte sich wieder in ihr Bett. Wo zur Hölle steckst du?? Wenn ich dich find', halt' ich dir erst einmal vor was für eine mitfühlende Schwester du hast! „Lebst du auch in normalen Zeiten, oder muss ich dich wieder jeden morgen um zehn Uhr wecken?“ Der Rollladen raste nach oben und knallte, als es nicht höher ging. Ihre Mutter wirbelte wie von der Tarantel gestochen durch Lights Zimmer. Das hatte sie schon länger nicht getan, aber, dass sie diese Angewohnheit anscheinend wieder zurückerlangt hatte, bedeutete, dass ihre Mutter wieder einmal auf 180 war. Wahrscheinlich war ihr Exmann wieder Schuld an dieser angespannten Frau. Lights Vater war ein ziemliches Arschloch, wie sie ihn selbst betitelte. Sie sprach auch nicht gerne über ihn, sondern umging dieses Thema immer gekonnt. Wahrscheinlich hatte er den Termin mal wieder verschoben und ihre Schwester würde heute daheim bleiben müssen. Bekomm dein Leben mal in den Griff du übergewichtiger Gorilla und hör' auf, uns zu terrorisieren. Ihr Kopf brummte, als sei sie mit Anlauf gegen eine Laterne gerannt und das Gekeife ihrer Mutter machte diesen Umstand nicht gerade besser. „Beweg deinen Hintern jetzt mal aus dem Bett, ich dachte du wolltest dich um zwei mit Lu treffen!“ bekam sie von ihrer Mutter zu hören. Aber bei dem Namen ihrer besten Freundin wurde sie hellwach. Die Geschehnisse des Abends zuvor zischten durch ihren Kopf, was das Pochen ihrer Schläfen nicht gerade minderte. „Wie spät ist es?“ verlangte sie augenblicklich zu wissen. „Eins, du bist also noch nicht zu spät dran, außer du ziehst es vor noch weiterhin im Bett zu gammeln.“ Ihre Mutter schien wirklich nicht gerade in guter Stimmung zu sein. Danke. Danke, dass du uns nicht endlich in Ruhe lassen kannst. Ohne dich hätten wir es um einiges leichter. Sie sprang aus dem Bett, huschte schnell ins Bad um sich die Zähne zu putzen, band sich ihre Haare zusammen, was sie selten tat, und schlüpfte in eine Jogginghose, von der sie nicht einmal wusste, dass sie noch existierte. Während sie nach Kopfschmerztabletten suchte, brodelte das Wasser für ihren Kaffee schon vor sich hin. Sie schluckte die verhasste Tablette und spülte sie mit etwas Kaffee runter. An sowas werd' ich mich wohl nie gewöhnen. Sie füllte den Kaffe in ihre Coffe-To-Go-Tasse und wühlte in ihrer Tasche. Schließlich fand sie ihr verhasstes Handy. Sie wählte Lus Nummer. „Der gewünschte Gesprächsteilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar.“ Geh doch an dein Handy du blöde Nuss! Ohne sich zu verabschieden, stürmte sie an ihrer Mutter vorbei und war verschwunden. Sie eilte zu ihrem Stammlokal, aber Luciana war noch nicht da. Vielleicht war sie einfach nur spät dran. Kann’s sein, dass ich das alles nur geträumt hab'? Normalerweise is' Lu diejenige, die so einen Mist träumt. Vermutlich ist sowas ansteckend... Wenn ja, is' sie dran schuld. Nach weiteren zwanzig Minuten saß Light immer noch allein am Tisch des Vortags. Frank hatte sie schon zweimal gefragt, ob sie etwas trinken möchte, aber sie wimmelte ihn jedes mal ab. Dieses mal hatte sie aber keine Chance, er stellte ihr einen doppelten Espresso vor die Nase und meinte nur, dass sie schrecklich aussah und etwas Koffein vertragen könnte. Über dieses „Kompliment“ wenig erfreut grinste sie ihn an und widmete sich wieder ihrem Handy. „Der gewünschte Ge...“ Geh endlich ran!!! Sie kippte den Espresso in einem Schluck weg, sprang auf und verließ hastig das Lokal, Frank starrte ihr nur hinterher und überhörte seinen nächsten Kunden. Zehn Minuten später stand sie vor Lus Haustür. Lus Mutter sah sie schon kommen und öffnete die Tür. „Na du, lässt du dich auch mal wieder blicken.“ Sie mochte die kleine Frau, die sie umarmte. „Ja, ich lass' mich auch mal wieder blicken. Ist Lu da?“ „Nein, mein Mann und ich sind erst vor zwei Stunden nach Hause gekommen und sie war nicht da. JJ ist bei ihrem Freund aber Lu ist nicht da.“ Na ganz toll. „Bist du sicher, dass sie nicht einmal da war?“ fragte Light zögernd. „ Soweit ich weiß, war sie nicht hier. Ist was passiert? Du siehst ziemlich kaputt aus.“ Und schon wieder sprudelten die Worte aus Lights Mund. Die Augen von Lus Mutter wurden immer größer und ihr Gesichtsausdruck immer ängstlicher. Sie eilte die Treppen hoch, holte ihren klirrenden Schlüsselbund, packte Light und ging mit ihr zum Auto. O man es tut mir so leid. Als sie auf dem Polizeirevier angekommen waren, bat man sie noch kurz zu warten, was beiden, Light und Lus Mutter nicht gerade behagte. Light fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut, da sie die letzte war, die ihre beste Freundin gesehen hatte und nichts dagegen tun konnte, dass vermutlich etwas schlimmes passierte. Und zu allem Überfluss musste ausgerechnet sie diejenige sein, die diese Nachricht den Eltern ihrer Freundin, die wie eine zweite Familie für sie waren, überbringen musste. „Kommen Sie bitte herein.“ Eine junge Polizistin bat die beiden in ihr Büro. Sie konnte nicht älter als 22 sein. Ihre langen braunen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr noch bis zur Hüfte reichte. Nachdem die zwei sich gesetzt hatten, begann die Kommissarin unangenehme Fragen zu stellen, die Light ganz und gar nicht gefielen. Nach einer Stunde Befragung verließen Light und die Mutter ihrer Freundin das Revier. Light kochte innerlich vor Wut, da diese Superpolizistin keine Vermisstenanzeige aufgeben wollte. Mindestens 24 Stunden müssen vergangen sein, damit man Vermisstenanzeigen erstellen konnte, hatte ihnen die junge Frau erklärt. Nun waren sie beide erst einmal machtlos. Lus Mutter musste das Büro zwei mal verlassen, da sie den Tränen nah war und ihre Augen waren von mal zu mal mehr mit einem Rotstich getränkt. Lus Mutter fuhr sie nach Hause und setzte sie dort ab. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen verdammte Scheiße. Nicht ahnend, was im Moment mit Luciana geschah, ging Light deprimiert die Treppen des verhassten Mehrfamilienhauses hoch. Als sie wieder erwachte, bemerkte Luciana als erstes, dass ihr Kopf unheimlich schmerzte. Was war denn nur passiert? Sie konnte dich nur daran erinnern, dass sie in der Gasse auf ihrem Heimweg einen eigenartigen Schatten sah. Wieder kam diese Panik in ihr auf, die sie zuvor gespürt hatte und versetzte sie in einen äußerst unangenehmen Zustand der Paralyse. Sie wollte sich keinen Millimeter bewegen, bevor sie nicht wusste, was hier vor sich ging und erst nachdem sie die flatternden Augenlider geöffnet hatte, bemerkte sie, dass um sie herum nichts als Dunkelheit herrschte, die nicht nur ihre Nerven, sondern auch ihre Sinne beeinflusste. Schlafe ich? Nein, das konnte es nicht sein, dafür waren die Schmerzen, die ihren Kopf platzen zu lassen drohten, viel zu real! Vorsichtig tastete sie ihre Stirn ab und kam zu der Erkenntnis, dass damit alles in Ordnung war, vielleicht ein wenig verschwitzt, aber unverletzt. Doch als sie die Hand nun an ihren Hinterkopf legte, durchfuhr sie eine Welle stechenden Schmerzes, wodurch sie unwillkürlich zusammen zuckte. Bei einem, nun vorsichtigeren Versuch, konnte sie ertasten, dass auf einer größeren Fläche die Haare wegen etwas rauem, harten zusammen klebten. Eine Kruste vielleicht. Erneut zuckte sie zusammen, jedoch lag es diesmal nicht an den Schmerzen, die ihren Körper brennen ließen, sondern der Gedanke daran, dass dies ihr eigenes Blut sein könnte. Demnach musste sie jemand zu Boden geschlagen haben, anders konnte sie sich diese furchtbaren Kopfschmerzen nicht erklären und ebenso konnte die Kruste davon stammen. Aber wer hätte denn einen Grund, ihr etwas an zu tun? Ich hab weder Geld, noch hab ich irgendjemandem etwas getan. Meine Eltern sind nicht reich, also könnte es auch nicht deswegen sein. Hatte die Person mich vergewaltigt? Nein, die Kleidung hatte ich noch an. Halt, was ist das? Sie konnte eine ungewohnte Enge um ihre Handgelenke spüren und bei einem Versuch, die Hände von einander weg zu nehmen, stellte das ohnehin panische Mädchen fest, dass sie gefesselt war. Verdammte Scheiße! Ein plötzliches Klicken ließ sie in ihrer gedanklichen Schimpftirade innehalten, auf ein metallenes Knarren folgte ein schwacher, schmaler Lichtkegel, der sich weiter in der Finsternis ausbreitete. Als der Lichtkegel über ihr Gesicht wanderte, blinzelte das Mädchen hilflos gegen die unerwartete Helligkeit an und erst als sich ihre Augen ein wenig an das Licht gewöhnt hatten, konnte sie eine Silhouette von einer recht ungewöhnlichen Form erkennen. Sie hatte kaum Zeit, zu reagieren, bevor sie am Kragen gepackt wurde und daran hochgerissen wurde, bis ihre Beine in der Luft baumelten. Hilflos. Wie ein Fisch am Haken! Luciana hätte niemals erwartet, sich in einer solchen Situation zu befinden. Niemals! Erst jetzt bemerkte sie, dass sie furchtbar fror und zitterte. Ob es von der Kälte oder der Angst kam, wusste sie nicht. Vielleicht auch beides. Jedenfalls überkam sie das Bedürfnis zu schreien, als die unangenehm warme Hand, welche nach ihr Griff, die Haut ihres Halses streifte und eine anwidernde Gänsehaut auf ihrer Haut hinterließ. Ihr gegenüber musste ein Mann sein, soviel stand fest, denn eine Frau hätte sie niemals hochheben können und selbst manche Männer waren zu schwach, um ihr volles Gewicht zu tragen und selbst diejenigen, die es konnten, wären sicherlich nicht in der Lage, sie mit einer einzigen Hand zu heben! Das Gefühl in ihr wurde zunehmend schlimmer, denn es war ihr bewusst, dass sie einem solchen Gegner nicht einmal mit einer Waffe hätte entgegen treten können und das trotz ihrer intensiven Kampfsportausbildung. Verflucht noch mal, sie hatte nicht einmal eine Ahnung, wer da vor ihr stand! Doch eins war sicher, es würde ihn irgendwann das Leben kosten. Hätte sie zu dem Zeitpunkt gewusst, mit wem sie es zu tun hatte, hätte sie sich leichter bei der nächsten Gelegenheit selbst umgebracht. Mit einem tiefen, gehässigen Lachen, das Lucianas Nackenhaare unangenehm abstehen ließ, öffnete der Mann seine Hand wieder, sodass sie unsanft auf dem Boden landete, von dem sie sich nun sicher war, dass er aus kaltem, harten Stein bestand. Ein heiserer Schmerzenslaut entrann ihrer Kehle, während ihr Knöchel zu pulsieren begann. Dieser Mistkerl! Ihre Gedanken schrieen, doch sie wusste, dass es besser wäre, stillzuschweigen. Noch... Ein weiteres düsteres Lachen erklang, welches in ein belustigtes Glucksen überging und das Mädchen wurde mit unerwarteter Brutalität aus dem schwarzen Raum gezogen. Im Gang konnte sie schon mehr erkennen. Der Mann trug einen langen, weißen Kittel, der sie an einen Arzt oder Chemiker erinnerte. Vermutlich war es beides, das konnte sie ja schlecht wissen, doch ihr fiel auf, dass sein Rücken, welchen sie als einziges erkennen konnte, nicht wie üblich aussah. Ein großer, krummer Buckel ragte zwischen den breiten Schultern hervor und sie konnte gerade noch einen Büschel kurzer, abstehender brauner Haare erkennen. Der Mann war groß und das trotz seiner gebückten Haltung. Er hatte die Rothaarige an ihren Fesseln gepackt und zog sie alles andere als rücksichtsvoll hinter sich her, während sie verzweifelt versuchte, nicht zu stolpern und das trotz all der Schmerzen, die in ihrem geschwächten Körper stachen. Sie gingen einen langen, steinernen Gang entlang, welcher vereinzelt durch flackernde Neonröhren beleuchtet wurde. Immer wieder musste sie sich zwingen, keine Fragen zu stellen, denn momentan hätte sie sich nicht einmal mit viel Glück wehren, selbst wenn das Schicksal unüblicherweise auf ihrer Seite gestanden hätte. Diesmal verfluchte Luciana sich selbst, da sie sich immer gewünscht hatte, etwas Besonderes erleben zu können, doch das hatte sie ganz sicher nicht damit gemeint. Wie dumm sie doch gewesen war! Auch der Mann sprach kein Wort, lediglich seine schlurfenden Schritte hallten von den Wänden wieder. Wie ein Countdown schlugen die Schuhsohlen die letzten Schritte bis zu ihrem Ende entgegen. Und dieses Ende befand sich hinter einer Tür, die nur noch wenige Meter entfernt war. Inzwischen war es Abend geworden. Draußen ging es zu, als würde die Welt untergehen – innerhalb einer viertel Stunde hatte das Wetter von strahlendem Sonnenschein zu einem Gewitter umgeschlagen, das mit der Apokalypse vergleichbar wäre. Light war gerade auf dem Weg zum Polizeirevier gewesen, wo sie sich mit Lus Mutter treffen wollte. Als sie schließlich dort ankam, war sie von oben bis unten klitschnass. Lus Mutter wartete schon im Vorraum des Reviers auf sie. Toll, warum bin ich nicht mit ihr mitgefahren? Dann wär' ich jetzt wenigstens nicht klitschnass... „Spar's dir, ich weiß, dass ich ausseh' wie'n bepisster Pudel.“ „OK, ich bin ganz still.“ Lus Mutter wirkte ruhiger als noch vor ein paar Stunden. Sie sah eigentlich ganz gut aus, wenn man die Tatsache ignorierte, dass ihre Tochter seit gestern Abend verschwunden war. „Guten Abend, kommen Sie bitte herein.“ Die Polizistin hingegen sah nicht mehr so gut aus, hatte wohl einen langen Tag hinter sich. Ihre Haare waren nun offen und sahen so noch einmal zehn Zentimeter länger aus. Zudem sah sie aus, als hätte sie eine Woche lang durchgefeiert. „Wir wollen jetzt gemeinsam die Vermisstenanzeige erstellen, damit sich meine Kollegen und ich uns so schnell wie möglich damit befassen können. Das mit vorhin tut mir übrigens sehr leid, ich hätte Sie nicht wegschicken dürfen. In Anbetracht der Umstande, die mir die Freundin ihrer Tochter schilderte, hätte ich mir das sofort ansehen müssen. Wir haben heute direkt nach Ihrem Besuch ein Team zur besagten Gasse geschickt. Sie haben Fotos angefertigt und Proben vom Blut am vermeintlichen Tatort genommen. Die DNA-Analyse läuft bereits, ich müsste sie nur noch um eine Bürste oder eine Zahnbürste Ihrer Tochter bitten, damit wir die DNA vergleichen können.“ Sie bemühte sich sichtlich ihren Fehler wieder gut zu reden, was aber keineswegs akzeptabel oder angebracht gewesen wäre. „Wie stehen ihre Chancen? In schlechten Krimis hört man immer, dass Entführungsopfer meistens nur 24 Stunden festgehalten werden....“ Light konnte sich diese Frage nicht sparen, da sie wissen wollte, wie lang ihre Freundin noch gegebenenfalls zu leben hatte, falls es bis zum Schlimmsten käme. „Da haben Sie leider recht, ihre Chancen stehen ziemlich schlecht. Unsere Verhaltenseinheit bemüht sich grade, ein Profil des Täters zu erstellen, aber da die Beweiskette leider ziemlich mager ist, wird es schwierig ein Profil zu erstellen, dass zu 100% zutrifft.“ Na super, das hättest du blöde Nuss jetzt nicht unbedingt aussprechen müssen. Du bist ne Frau, normalerweise beruhigen die Angehörige doch, oder lieg' ich da schon wieder falsch? Lus Mutter wirkte sehr angespannt. Sie sagte kein einziges Wort, sie war nur dabei, damit sie dabei war. Vielleicht setzte der Schock erst jetzt ein? Nachdem das mit der Vermisstenanzeige geklärt war, verließen beide mal wieder das Revier. Lus Mutter setzte Light daheim ab, weil sich wettertechnisch immer noch nichts verbessert hatte. Light raste die Treppen hoch, stürmte zur Tür rein und fuhr ihr Laptop hoch. Es musste doch irgendwelche Anhaltspunkte geben, was geschehen war. Die Presse war über solche Dinge bestens informiert, aber entgegen ihrer Hoffnungen fand sie nichts. Ja klar, die stürzen sich doch immer wie die Aasgeier auf so 'ne Story. Sie suchte weiter und traf schließlich auf eine Website einer Selbsthilfegruppe für anonyme Alkoholiker, die zufälligerweise an der selben Gasse stattfand. Sie notierte sich die Adresse und zog sich um. Enge schwarze Röhre, schwarze Stiefel, ein schwarzer Rollkragenpulli und ihr schwarzer Ledermantel waren nun ihr Outfit für die nächsten paar Stunden. Sie musste feststellen, dass sich das Wetter komischerweise beruhigt hatte, als hätte es genau das gewollt. Vielleicht sollte sie auch über diese Website stoßen. Zwanzig Minuten später stand sie vor dem Gebäude, 30 Meter von der Stelle entfernt an der ihre Freundin wohl das letzte mal die Außenwelt gesehen hatte. Ihre Hände zitterten bei diesem Gedanken gewaltig. Sie atmete ein paar mal tief ein und betrat das Gebäude. Sie musste die Treppen bis in den ersten Stock hochgehen. Dort hing gleich an der ersten Tür rechts ein Schild mit der Aufschrift „Wir helfen uns gegenseitig! Es geht auch ohne!“ Wer sich diesen tollen Spruch ausgedacht hatte, musste 'nen Dachschaden haben, denn niemand würde gern in eine Selbsthilfegruppe gehen, bei der man sich beim Betreten schon dachte „Das ist nicht dein Ernst oder?“ Prompt kam der Gruppenleiter auf sie zugestürmt. Er löcherte sie mit Fragen warum sie hier sei, wie alt sie sei und ob sie nicht etwas zu jung sei um Alkoholikerin zu sein. Hol erst mal Luft du Depp und lass mich dann erstmal zum Zug kommen, ich hab nur eine blöde Frage. „Erstens geht sie mein Alter nichts an, zweitens will ich nicht zu den anonymen Alkoholikern, ich habe nur eine Frage an Sie. Haben Sie gestern Abend so gegen 22:15 Uhr etwas Merkwürdiges in der Gasse nebenan bemerkt oder gehört?“ „Nein, nur wie's einer ziemlich eilig hatte hier wegzukommen. Warum interessierst du dich dafür? Die Polizei hat mich heute Mittag exakt das Selbe gefragt und ich hab' keine Ahnung, was da abging, allerdings würde es mich interessieren, warum du mir die gleichen Fragen wie ein Polizist stellst.“ „OK danke ich muss weiter. Einen schönen Abend wünsche ich noch.“ „Hey, hey warte doch...“ Schon sprang die Tür wieder zu und Light raste die Treppen so schnell es geht runter, nur um von diesem Ort wegzukommen. Notiz an mich selbst: Anonyme Alkis: Schlechte Idee! Moment mal, was ist das? „Oh Gott...!!!“ Mit entsetzter Miene stand sie plötzlich in der Gasse und starrte an die südliche Wand. Das kann nicht wahr sein! Die schwere Stahltür fiel krachend ins Schloss und der unheimliche Mann zerrte das Mädchen mit einem Ruck voran. Wieder war es stockdunkel, doch nach einem leisen Klicken, das Luciana beinahe einen Herzinfarkt beschert hätte, erhellte sich der Raum auf eine grausame Art, sodass sie die Augen zusammenkneifen musste, um nicht zu erblinden. “Mach die Augen auf, du Schlampe!“, blaffte der stämmige Mann das Mädchen an und stieß sie zur Mitte des Raumes hin, wo sie mit dem Unterleib gegen einen metallenen Gegenstand stieß, bevor sie ein scharfes Ziehen in ihrer Hand spürte. Diesmal entrann ihr ein lauter Schrei und sie riss die Augen auf. Erneut. Sie stieß einen Schrei des Entsetzens aus und stolperte rückwärts. Die grünen, vor Furcht geweiteten Augen starr auf die Hand gerichtet, konnte sie beobachten, wie ein dünnes Rinnsal einer roten Flüssigkeit sich einen Weg an ihrem Arm herunter bahnte. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ihr klar wurde, was eben geschehen war. Sie blutete! Das erblasste Mädchen richtete ihren Blick nun auf die Ursache der Verletzung und sie öffnete die Lippen zu einem stummen Schrei. Die hauchdünne silberne Klinge hatte sich durch ihre Hand gebohrt. Ein Skalpell?!? Panisch wand das Mädchen den Kopf hin und her, bis sie feststellen musste, dass sie sich hier in einem Operationssaal befand. Ihr Herz schlug nun in einem ungesund schnellen Rhythmus, drohte damit, ihr aus der Brust heraus zu springen, was sie in einen benommenen Zustand versetzte. Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr Blick wurde von Tränen verschleiert, gegen welche sie versucht hatte, anzukämpfen. Doch sie würde nun auch diesen Kampf verlieren. Ohne jegliches Interesse für ihren Zustand zu zeigen, knurrte der Mann entnervt und packte das Mädchen unsanft auf eine Liege, sodass ihr ein atemloses Keuchen nicht unterdrückt bleiben konnte. Genau dieses Keuchen schien in dem Mann etwas verändert zu haben, denn er sah sie für kurze Zeit nachdenklich an. Zumindest sah das faltige, vernarbte Gesicht nach einer nachdenklichen Miene aus. Sofort verzog er die schmalen Lippen zu einem schiefen Grinsen, bei dem die ekelerregend verfaulten Zähne hervorblitzten. Zähne? Nein. Gelbbraune bis schwarze Stumpen! Luciana hingegen konnte die belustigte Fratze nur verzerrt erkennen und die Bewegungen des Mannes nur erahnen. Bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, spürte sie, wie ein starker Druck auf das Skalpell in ihrer Hand ausgeübt wurde und der Gegenstand mit einem unvorsichtigen Ruck aus ihrer Hand gerissen wurde. Unter Tränen schrie das verzweifelte Mädchen erneut auf und konnte das Schluchzen nicht mehr zurückhalten. Sie wusste, sie würde das, was hier vor sich geht, keinesfalls überleben. Ihr Blick klärte sich ein wenig, als ihr die Tränen auf der Haut herabflossen und sie konnte gerade noch sehen, wie der Mann, der ihr das alles antat die Hand erhob. Das Klatschen hallte in dem sterilen, grellen Raum und ein heißes Brennen dehnte sich auf der Wange des Mädchens aus. “Hör auf zu flennen, du dämliche Göre!“, brüllte ihr Gegenüber ungehalten und setzte erneut zum Schlag an. Immer wieder ließ er die Hand in das Gesicht des Mädchens schnellen, bis sie endlich still war. Er konnte ihre Schwäche nicht ausstehen und war nach duzenden Schlägen der Meinung, dass dies reichen würde, um ihre Gegenwehr gebrochen zu haben. So begann er, ihre Fesseln zu lösen und er beugte sich gerade über sie, um sie an die Liege zu schnallen, als sich ihr Gesicht in diesem Moment verfinsterte. Das war die Chance! Er stand in perfekter Position vor ihr und sie stieß ihm mit jeder Kraft, die sie noch aufbringen konnte, die Sohle in die Weichteile. Das war der größte Fehler ihres Lebens. „Lasst mich hier jetzt raus, verdammte Scheiße!! Was hab ich euch überhaupt getan?!?“ Wie wild hämmerte Light gegen die Tür der Ausnüchterungszelle auf dem Polizeirevier. Warum hatte man sie nochmal hier reingesteckt? Sie konnte sich nicht daran erinnern, sie wusste nur, dass sie bei den anonymen Alkis in der Gasse war und dann hier aufgewacht war. Irgendwas stimmte an dieser Sache ganz und gar nicht. Als die Tür quietschend aufging fuhr sie vor Schreck zusammen. Ein Polizist bat sie mitzukommen. Auch das begriff Light nicht, sie folgte ihm einfach. „Befragungsraum 3e“ stand auf dem Schild des Raumes, in den er sie führte. In dem Raum war nichts als ein Tisch, zwei Stühle, eine Kamera und die Spiegelwand zu sehen. Die haben sich alle Mühe gemacht den Raum so erdrückend wirken zu lassen, wie es nur geht. Dunkelgraue Wände, die schwarze Spiegelwand, der dunkle Teppich und die dunklen Möbel sahen nicht gerade einladend aus. Der ältere Herr bat sie, sich zu setzen und schloss die Tür. Light hingegen wollte sich nicht setzen und stellte sich gegenüber der Spiegelwand an die Wand, lehnte sich dagegen und starrte die Spiegelwand an. Ja ja, glotzt nur ihr Deppen, seid froh, dass ich euch nicht sehen kann... Plötzlich sprang die Tür auf und die Polizistin vom Mittag stand mit ernster Miene vor ihr. „Setz dich.“ „Nein danke, ich stehe lieber.“ „Das war keine Bitte!“ Sie klang sehr angespannt und in ihrem Tonfall lag etwas sehr forderndes, was Light schlecht zuordnen konnte. „Warum bin ich hier?“ Sie hatte versucht die Frage nicht allzu fordernd zu stellen, aber es gelang ihr nicht, da die Wut in ihr wie ein brodelnder Vulkan glühte. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Die Ironie im Gesichtsausdruck der Polizistin war nur schwer zu übersehen. Sie fragte so, als würde Light genau wissen, warum sie jetzt in diesem Moment auf diesem Stuhl sitzt. „Doch, Lady das ist mein voller Ernst. Ich habe keine Ahnung, was sie von mir wollen.“ Die Kommissarin hatte es geschafft die Zicke in Light zu wecken, was für beide unangenehm enden würde. „Du bist hier, weil du mit Drogen vollgepumpt und mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Gasse gelegen bist, in der deine Freundin entführt wurde. Nur gut für dich, dass der Gruppenleiter der anonymen Alkoholiker dich noch rechzeitig gefunden hat, sonst wäre das für dich nicht so glimpflich ausgegangen.“ Moment mal, was??? Au... Light sah sich ihren rechten Arm nun an, er war mit mehr als einer Lage Verband verbunden und ihr Handgelenk schmerzte. Was zum Teufel sollte das? „Wir möchten von dir nur wissen, wie der Mistkerl aussah, der dir das angetan hat. Kannst du ihn beschreiben?“ „Was? Nein! Ich habe niemanden gesehen und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass irgendwas passiert sein sollte.“ „Der Täter hat versucht, einen Suizid vorzutäuschen, er hat sich dabei nur so dumm angestellt, dass er beobachtet wurde. Zu deinem Glück. Was hattest du dort überhaupt zu suchen?“ „Suizid? Heißt das, dass ich in Gefahr bin? Heißt das, dass dieser Irre nun auch hinter mir her ist??? Ich wollte mir nur die Stelle nochmal anschauen, an der es passiert ist und da hab' ich dann ein Bild von Lu gesehen, wie sie gefesselt in einem Keller oder so sitzt und ab dann weiß ich nur noch, dass ich her aufgewacht bin.“ „Moment mal, was für ein Bild? Als man dich fand, hat niemand ein Bild gesehen.“ „Ja, an der Wand in der Gasse hing neben einem Müllcontainer ein Bild von Luciana.“ Die junge Kommissarin verließ überstürzt den Raum, als hätte sie so etwas schon einmal miterlebt und ließ Light in dem Befragungsraum alleine sitzen. Nach unzähligen Minuten des Wartens, die wie eine Ewigkeit schienen, durfte die gestresste Blondine schließlich das Revier verlassen. Draußen stand schon ihre Mutter mit einem Blick, als sei ihre Tochter gerade gestorben. Als sie ihre älteste Tochter sah, stürmte sie auf sie zu und erdrückte sie fast, zumindest kam es Light so vor. „Mach sowas nie wieder, hast du verstanden???“ Die Sorge und die Angst waren ihr förmlich ins Gesicht geschrieben, was ihr nicht zu verdenken war. Light wusste nicht, was sie sagen sollte und ging Richtung Auto. Wie in Trance kam sie dem kleinen Wagen immer näher. Ihre Mutter schloss den Wagen auf und sie stiegen ein. Als ihre Mutter den Motor anließ, pustete die Klimaanlage unangenehm warme Luft in das kleine Auto. Light mochte die Wärme nicht, aber ihre Mutter zitterte, als sei sie grade durch die Antarktis gelaufen. Auf der Fahrt nach Hause schwiegen sie sich nur an. Als sie schließlich vor der Haustür ankamen, sprang Light auf und ging schon mal vor und ließ ihre Mutter alleine parken, was sie sonst nie tat. Sobald sie die Wohnung betreten hatte, verkroch sie sich in ihrem Zimmer, denn sie brauchte dringend Schlaf. Ihre Mutter kam zwei Minuten später zur Tür herein. Sie schloss sie zwei mal ab, aus Macht der Gewohnheit, obwohl sie im dritten Stock wohnten. Light schmiss sich in ihr Bett und schloss die Augen. Lu? Bist du das? Kannst du mich hören? Lu! Bleib doch stehen! Hey! Nein, nein tu das nicht! Lass sie los! NEIN! Scheißgebadet schreckte Light in die Höhe. Nur ein Traum, es war nur ein Traum. Es war auf die Minute genau drei Uhr nachts. Warum schon wieder? Warum träum' ich schon wieder sowas?! In Gedanken versuchte sie den Albtraum noch einmal durchzugehen. Sie ging die dunkle Gasse entlang und sah eine Gestalt im Dunkeln dort stehen. Die Größe dieser Gestalt war verblüffend. Sie maß vermutlich knappe zwei Meter. Aus der Entfernung sah sie eine kleine Frau an der Gasse vorbeilaufen, es war Luciana. Light sah, wie sich die Gestalt ihrer Freundin näherte und versuchte diese zu warnen. Egal was sie auch tat Luciana reagierte nicht. Sie bleib nur wie angewurzelt stehen und starrte in die Gasse, obwohl sie durch den günstigen Lichteinfall nichts erkennen konnte. Die Gestalt zog schließlich einen Gegenstand und kurz bevor er ihre Freundin erreichte, stürmte er auf sie zu. Luciana konnte nicht rechzeitig genug reagieren, weil sie nichts sah und bekam im nächsten Augenblick diesen Gegenstand an den Hinterkopf geschlagen. Ihr Angreifer hatte ziemlich fest zugeschlagen. Es war ein Wunder, dass er ihr den Schädel nicht eingeschlagen hatte. Dieses stumpfe Geräusch, als ihre Freundin auf dem Boden aufschlug, verfolgte Light immer noch, sie bekam es einfach nicht aus ihrem Kopf. Genauso wenig, wie das Geräusch, als dieser Gegenstand Lucianas Kopf traf. Ihr Angreifer packte Lu an den Händen und schliff sie weg. Einige Momente später sah sich Light selbst in der Gasse an der Blutpfütze stehen, als der Wagen des Entfühers an ihr vorbeiraste. Oh mein Gott der hat mich tatsächlich gesehen! Wär' ich doch nur schneller gerannt, dann wäre das alles nie passiert! Ich hätte an ihrer Stelle dran sein können! Warum??? Das ist alles meine Schuld! Luciana, es tut mir so unendlich leid, dass ich dich im Stich gelassen habe! Wenn es einen Moment gibt, in dem du meine Gedanken lesen sollst, dann jetzt! Bitte versprich mir, dass du stark bleibst und durchhältst! Wenn er dich in irgendeiner Weise anpackt, bring ihn um! Light wusste nicht ob ihre Vermutung mit der buckeligen Gestalt stimmte, aber sie war sich sehr sicher, dass es zutraf, denn dieser Traum konnte beim besten Willen kein Zufall sein. Sie wusste, dass ihre Freundin um ihre Freiheit kämpfen würde, egal welchen Preis sie dafür zahlen müsste. Kapitel 3: Unbekannte Schöne ---------------------------- Kapitel 3: Unbekannte Schöne Luciana hätte eine solche Aktion besser nicht gebracht, denn damit hatte sie ihre Qualen nur verschlimmert. Sie konnte nicht anders, sie war immer diejenige, die sich gewehrt hatte, musste sie ja auch bereits als Schülerin feststellen. Nur diesmal würde sie nichts in der Welt retten können. Doch sie wollte einfach nicht akzeptieren, dass dies hier das Ende für sie sein sollte. Was auch immer dieser kranke Psychopath vor hat, ich werde nicht aufgeben! Das war es auch, was sie Light versprochen hatte. Beim Gedanken an sie wurde ihr warm ums Herz. Sie wusste, sie hat noch nicht das Recht zu sterben, denn sie hat ihrer besten Freundin etwas versprochen! Ich gebe nicht auf! Diese Worte hallten immer wieder in ihren Gedanken und die eine Sekunde, die verstrich, kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bevor die Faust des Mannes auf ihre Nase herabsauste und ein fürchterliches Knacken die Spannung brach. Sie spürte wie das warme Blut zu strömen begann und die Panik breitete sich immer mehr in ihr aus. Für einen kurzen Moment wurde ihr schwarz vor Augen, doch das hielt nicht lange an, denn die Schmerzen, welche sie nicht einmal mehr einer Stelle zuordnen konnte, wandelten sich in Adrenalin um, das in bösartigen Wellen durch ihre Adern gepumpt wurde. Wenn sie sterben würde, dann nicht ohne zu kämpfen! Ihr Blick wurde wieder klar und ohne darüber nachzudenken, packte sie sich den nächsten Gegenstand, der in Griffweite war und schlug mit einem gläsernen Gegenstand auf den Mann ein, welcher durch die Wucht des Schlages an dessen Schläfe zerbarst. Mit einem Tritt in den Magen stieß sie ihren Peiniger von sich, sie sprang auf und ergriff das blutige Skalpell, das neben ihr auf dem Tisch lag, gegen den sie gestoßen war. Der Mann taumelte ein wenig und Luciana sah ihre Chance! Das kleine tödliche Messer in ihrer Hand würde sie hier raus bringen und ihr Griff verstärkte sich. Mit einem lauten Schrei stürmte sie auf den Mann zu, den Blick auf seine Kehle gerichtet, doch bevor sie ihr Ziel auch nur ansatzweise erreichen konnte, beförderte ihr Gegner sie mit einem harten Tritt in die Seite zu Boden. Sie schnappte nach Luft und krümmte sich vor Schmerzen, doch ihr blieb keine Zeit, sie durfte keine einzige Sekunde verschwenden. Erneut sprang sie auf, doch diesmal würde sie abwarten, bis er den nächsten Schritt tat. Vorsichtig näherte er sich, holte zum Schlag aus, doch Luciana war schneller und wich aus. So schnell sie konnte stieß sie ihm das Skalpell in den Arm und riss es durch das Fleisch um eine lange, klaffende Wunde zu hinterlassen. Zwar war ihre Hand verletzt, doch das war ihr in diesem Moment egal, sie wollte sich nicht ergeben, egal was es kostete, sie schlug ihm mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte ins Gesicht und traf! Wieder durchzuckten Schmerzen ihren Körper. Sie hatte den Blutverlust unterschätzt, denn ihr Körper begann nun, zu rebellieren. Immer wieder wurde ihr schwarz vor Augen, sodass der Mann nun leichtes Spiel hatte, sie Schlag für Schlag zu treffen. Und mit dem nächsten Schlag verlor sie ihr Bewusstsein. Was würde Light nun wohl von mir denken? Dieser Satz ging immer wieder durch ihren Kopf. Sofort trat das Gesicht ihrer besten Freundin in Lucianas Gedanken. Und wie üblich, wenn etwas nicht stimmte, betrachtete Light sie mit einem nachdenklichen, besorgten Ausdruck, bei dem sie die Stirn in Falten legte und die Mundwinkel leicht nach unten zog. Du Ehlendige! Das war es, was Light ihr immer gesagt hatte, wenn sie etwas angestellt hatte und es am Ende rauskam. Die Blonde war schon immer die Vernünftige der beiden gewesen, doch wenn Lu ihre beste Freundin mit ihren verrückten Gedanken ansteckte, waren sie ein unschlagbares Duo und es war ein Wunder, dass sie nicht längst in einer Gummizelle saßen. Luciana sah der Blonden in die Augen und lächelte. Es wird alles wieder gut werden, ich bin bald zurück! Light streckte die Hand nach dem Rotschopf aus und lächelte. Du wirst dich nicht unterkriegen lassen... Als hätte sie diese erwärmenden Worte gebraucht, um ihre Stärke wieder zu finden, bahnte sie sich einen Weg durch ihre Ohnmacht und öffnete die Augen. Dieser Bastard! Sie lag in dem selben Raum, in welchem er sie noch vor kurzer Zeit so zugerichtet hatte. Vor kurzer Zeit? Sie musste sich eingestehen, dass sie keine Ahnung hatte, wie lange sie schon dort lag. Waren wenige Minuten vergangen? Eine Stunde? Ein ganzer Tag? Sie hatte völlig ihre Orientierung verloren! Mit verschleiertem Blick sah sie sich um und musste feststellen, dass der Mann sie in dem Raum alleine gelassen hatte. Sie versuchte nach ihrem Gesicht zu tasten, denn sie wusste, dass ihre Nase gebrochen war, doch sie schaffte es nicht, die Hand zu erheben. Er hatte sie an dieser verdammten Liege festgeschnallt! Nur den Kopf konnte sie ein wenig anheben um zu erkennen, dass sie mit unzähligen Kabeln an piepsende Geräte angeschlossen war. Neben ihr hingen ein Bluttransfusionsbeutel, ebenso eine Infusion. Was hatte dieser gottverdammte Mistkerl mit ihr nur vor? Na ganz toll. Heute lässt mich keiner in Ruhe. Warum hab ich mich breitschlagen lassen dieses blöde Treffen ausgerechnet heute stattfinden zu lassen?! Es war der zwanzigste Juli 2013 – Lights neunzehnter Geburtstag. Zusammen mit Luciana und Akira organisierte sie Treffen, bei denen Leute aus den verschiedensten Jugendkulturen an einem Samstag des Monats zusammentrafen und Spaß hatten. Doch heute war alles anders. Light hatte Geburtstag, die Stimmung schien wie immer zu sein, zumindest von den Gruppenmitgliedern ausgehend. Hatten sie Luciana schon total vergessen? Es war jetzt etwas mehr als ein Jahr her, dass Luciana verschwunden war. Lucianas Eltern und Light hatten die Hoffnung nie aufgegeben, dass das kleine rothaarige Terrorbündel noch lebte, aber seitens der Polizei konnten sie nun keine aktive Hilfe mehr erwarten, da die Untersuchungen mangels Beweisen eingestellt wurde. Light ging noch einmal in ihr Zimmer um das Bild, das ihre beste Freundin zu sein schien, zu überprüfen. Sie fand zwei kleine Makel: die Augenbrauen waren zu hoch und die Lippen zu breit. Sie musste diese Details noch bis in zwei Wochen ausbessern, bis Lu für tot erklärt würde. Aber dafür hatte sie jetzt keine Zeit, sie packte sich ihre Tasche, krallte sich ihren Coffee To Go Becher und lief in Richtung Park. Sie hatte ihre Mutter angewiesen nichts von „Alles Gute“ hören zu wollen. Zumindest nicht so lange sie nicht wusste was mit Lu geschehen war. Du Ehlendige hättest nicht wie angewurzelt da stehen dürfen! „Du Ehlendige“ - Eine Wortgruppe, die mindestens einmal am Tag zu hören war, wenn sich Lu und Light trafen. Immer wenn sie etwas ausgefressen hatte, wurde es ihr von Light an den Kopf geschmissen. Sie vermisste die manchmal ziemlich ausgefallenen Spinnereien, die mit Luciana immer an der Tagesordnung standen. Ein paar Minuten später kam Light am Park an, in dem das Treffen stattfinden sollte. Es war ziemlich warm. Mindestens 32°C aber das hielt Light nicht ab eine Sweatjacke überzuziehen um somit nicht braun zu werden. Es passte einfach nicht. Ihre Haare waren in den letzten 14 Monaten um eine Nuance heller geworden, was Light nicht für möglich gehalten hätte. Wenn sie sich jetzt noch in die Sonne begeben würde, sähe sie aus wie eine schlecht blondierte Barbie, bei der sie Hautfarbe und Haarfarbe verwechselt hätten. Als sie den Park betrat, war noch niemand da, da Light ausnahmsweise mal eine Stunde früher dran war um nicht als letzte zum Treffen dazuzustoßen und somit wieder die Hauptattraktion zu sein, zu der jeder einzelne hinrannte, abgesehen von Akira... Ihr Verhältnis hatte sich in den letzten 14 Monaten ziemlich verschlechtert seit Lu verschwunden war. Sie redeten nur das Nötigste miteinander, was sich hauptsächlich auf die Planung des Treffs beschränkte. Irgendwie war es schade, Light vermisste ihren Kumpel, aber sie konnte sich in seiner Gegenwart nicht verstellen, also ging sie lieber auf Abstand, um ihre Noch-Freundschaft nicht zu gefährden. Als zwei Stunden später alle Mitglieder eingetroffen waren, war es auch noch satte 5°C wärmer geworden. Light verglühte buchstäblich. Die anderen schienen sich keine Sorgen um die Sonne zu machen und saßen mittendrin. Light hingegen saß abseits der Menge auf einer kleinen Bank im Schatten und wartete darauf irgendeinen Grund zu finden wieder irgendjemanden anzuzicken. Sie war schon allein dank Lucianas Verschwinden schlecht gelaunt. Da sie heute vor allem allein sein wollte und jetzt hier saß, brachte auch nur schlechte Laune mit sich. Sie wühlte in ihrer Tasche und kramte eine kleine Schachtel heraus. Danke Lu, dir hab' ich es zu verdanken, dass ich wieder rauche. Wenn ich dich jemals wieder sehe, fängst du dafür eine! Sie zündete den Glimmstängel an und zog ein paar mal daran. Eigentlich war es zu warm um zu Rauchen, aber das kümmerte die gereizte Blondine wenig. Ein angenehmer Windhauch brachte ihre Haare beinahe aus der Form, was sie in eine Zwickmühle brachte: Sie freute sich über den Wind und ärgerte sich gleichzeitig über ihn, da er an ihrer Frisur rüttelte. Sie blickte in die fröhliche Menge und plötzlich drang ein Schauder durch ihren Körper. Sie bekam eine Gänsehaut und sie fing an zu frieren. Seltsam.... Sie drehte sich um, um das Chaos in ihrer Tasche zu ordnen und erschrak zu Tode, als sie in das Gesicht einer Fremden schaute. Sie war kreidebleich, hatte blutrote Augen und war geschminkt, als hätte sich ein Topstylist Stunden für dieses Make-Up Zeit genommen. Wow. Zudem war sie gertenschlank. Sie trug ein Netzoberteil mit einem für sie undefinierbarem Muster, darunter trug sie nur einen dunkelvioletten BH. Eine Netzstrumpfhose mit Spinnennetzmuster zierte ihre schlanken Beine. Die Plateaustiefel mit hohem Absatz und mit Schnallen rundeten das Bild zusammen mit dem flatterndem Rock ab. Sie sah aus als wäre sie einem Gemälde entsprungen. „Gott hast du mich erschreckt!“ Lights Herz pochte immer noch wie wild. „Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Ihre Stimme klang monoton und ohne jegliche Emotion. Ganz klasse, gleich so eine... „Ich bin Light, freut mich dich kennen zulernen.“ Sie streckte der unbekannten Schönheit die Hand entgegen, doch ihre Geste wurde nicht erwidert. „Night.“ Mit starrem Blick starrte sie in die Menge und musterte jeden einzelnen. Was geht in deinem Kopf ab? „Hast du mir ne Kippe?“ Night starrte ihr so tief in die Augen, als könnte sie durch sie hindurchsehen und direkt in ihre Seele schauen. Light verlor sich in den roten Augen des Mädchens und starrte wie paralysiert in sie hinein. Nichts. Sie konnte nichts erkennen, kein einziges unsicheres Zucken ihrer Augen, sie blinzelte nicht einmal, was bei diesem Wind fast unmöglich schien. „Äh... ja klar.“ Light hatte sich Mühe gegeben, sich wieder zu fangen und hielt der Fremden die Zigarettenschachtel hin. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, griff sie nach der Schachtel, nahm sich eine Zigarette und schleuderte die Schachtel in Lights Tasche – ohne auch nur einen Blick in diese Richtung zu werfen. Als sie sich umdrehte um die Zigaretten anzuzünden, weil sie der Wind störte, gab sie Light ihre Haarlänge preis. Sie mussten ewig lang sein, sie reichten ihr bis zur Hüfte und waren pechschwarz. Im einfallenden Sonnenlicht glänzten sie wie Diamanten. Sie setzte sich zu Light auf die Bank und starrte einen Baum an, zumindest empfand es Light so. Die Stille machte sie fast krank. Sie musste irgendein Gesprächsthema finden. „Ach so, danke für die Kippe und alles Gute.“ Was zum??? Woher wusste die Fremde, dass Light Geburtstag hatte? Sie war nicht nur wunderschön, sondern auch ziemlich eigenartig. Woher konnte sie das wissen? Sie kam nicht einmal vom Treff, bei dem es ihr irgendjemand hätte sagen können, sondern aus der anderen Richtung. „D.. danke.“ Light war so verunsichert wie noch nie. Wer war dieses Mädchen? Night stand auf und lief in Richtung Treff. Jeder starrte sie an. Als würde sie es nicht interessieren, setzte sie sich mitten in die Runde und starrte nun Akira an. Gefesselt von ihrem Blick, genau wie Light, starrte er auch sie an. So wie es aussah durchfuhr auch Akira ein Schauder. Er reichte ihr eine Zigarette, obwohl sie grade erst eine geraucht hatte. Was sollte das? Als sich die Blicke von Akira und Light trafen, sagte Night irgendwas zu ihm und er kam auf Light zu. Was hatte sie ihm da grad gesagt? „Wer ist sie?“ Er klang nervös. „Keine Ahnung. Sie war plötzlich da, ich hab' fast 'n Herzinfarkt bekommen als sie hinter mir stand. Zudem wusste sie, dass ich Geburtstag habe, was eigentlich gar nicht sein kann, weil ich sie nicht kenne!“ „Ist schon seltsam...“ Er klang wirklich unruhig. „Was hat sie grad zu dir gesagt?“ „Sie meinte, dass ich sicherlich die gleichen Fragen hätte wie du und dass ich zu dir kommen solle, um mir die Antwort zu holen, die ich suche.“ „Was?“ Nun brodelte die Unruhe in Light wieder auf. Wer war sie? Es war ein eigenartiges Gefühl, all diese bekannten Gesichter zu sehen. Auch wenn sie diese nur aus einiger Entfernung sehen konnte, stieg ein unangenehmes Gefühl in ihr auf. Einige ihrer alten Freunde hatten sich sehr verändert. Manche waren gewachsen, andere hatten neue Haarschnitte, doch die Gestikulationen waren immer noch gleich. Ob diese Leute sie noch wiedererkennen würden? Schließlich war sie einige Zeit lang ein Teil dieser kleinen Freakshow gewesen. Widerwillig warf sie einen Blick auf den Fahrer neben ihr, nachdem sie den Blick abgewandt hatte. Der alte Mann nickte in dieselbe Richtung, in die Nightmare gestarrt hatte. Viel lieber wurde sie Night genannt, es klang weniger diabolisch. Ohne ein Wort zu wechseln, stieg das Mädchen aus dem schwarzen Wagen und schlug die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall zu. Sie konnte diesen Mann noch immer nicht ausstehen. Mit langsamen Schritten ging sie auf die Menschenmenge zu und ließ den Blick schweifen. Keiner hatte das Mädchen bisher bemerkt, so fiel es ihr leicht, zu beobachten, wie ein Mädchen mit langen weißblonden Haaren und mürrischem Gesichtsausdruck auf eine Bank zuschlenderte. Night konnte nicht anders, als sich zu ihr zu gesellen, erst als sie direkt neben ihr stand, wurde sie von der Blondine wahrgenommen. Alles war so vertraut, doch gleichzeitig schmerzhaft fremd. Auch wenn Night eine Seele in sich trug, hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen und die Emotionen, die sie einst mitrissen und zu einem absoluten Temperamentbündel gemacht hatten, waren verstummt. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und schon gar nicht, was sie fühlen sollte. Durch den Wind wurde der Duft des anderen Mädchens in Nights Richtung geweht, was diesen brennenden Schmerz in ihrer Kehle auslöste, den sie so verabscheute. Trotz den künstlichen Gerüchen, die in dem Parfum der Blondine enthalten waren, konnte die Schwarzhaarige sehr deutlich den metallischen Geruch von Blut wahrnehmen. Night konnte nicht anders, sie musste nach einer Zigarette fragen, was das einzige Mittel war, ihren eigenen Geruchssinn für kurze Zeit zu betäuben. Enttäuscht stellte sie fest, dass Light, wie das Mädchen sich vorgestellt hatte, sich nicht an sie erinnern konnte. Vielleicht hatte sie bei den anderen ja mehr Glück, also lief sie nach einem sehr kurzen Wortwechsel in die Richtung der anderen. Dort erkannte sie auch schon Akira und Shia, sie sich wild gestikulierend mit einander unterhielten. Kaum stand sie bei ihnen, bedrängten auch deren Gerüche die Sinne des Mädchens. Muss das denn wirklich sein? Night konnte dieses verdammte Hungergefühl nicht ertragen. Erneut bat sie um eine Zigarette und um Akiras Fragen auszuweichen sagte sie ihm lediglich, dass er Light fragen solle. Auch die Blicke der anderen richteten sich auf das blasse Mädchen, das konnte sie spüren. Für einen kurzen Moment öffnete Night ihre Sinne und sie konnte Ratlosigkeit und bei manchen Kerlen auch Erregung erkennen. Doch bei keinem spürte sie einen einzigen Gedanken an ihre frühere Identität. Doch die Wirkung, die sie auf die jungen Männer hatte, brachte ihr ein wenig Genugtuung. Es waren ja auch ein paar Kerle, die ihr ein wenig gefielen und nur weil sie nun ein wenig anders war als die anderen, musste sie ja nicht auf ihre Bedürfnisse verzichten. Night warf einen Blick auf Shia und schenkte ihr ein leichtes Lächeln. Nach einem weiteren Zug an der Zigarette, setzte sich Night mit einer unmenschlichen Eleganz im Schneidersitz auf den Boden, was die Impulse der männlichen Anwesenden, deren Blicke auf sie gerichtet waren, ansteigen ließ. Ein blonder Kerl kam nun auf Night zu, während Shia das Mädchen noch immer anstarrte. Night richtete ihre blutroten Augen auf den Jungen und sah ihm tief in die Augen. Auch ihn kannte sie noch und sie wusste, dass er niemals eine mögliche sexuelle Begegnung verstreichen lassen würde, was Night instinktiv dazu brauchte, ein kleines Spielchen daraus zu machen. Er setzte sich direkt neben die unbekannte Schönheit und setzte seinen typischen Flirt-Blick auf. “Hey, ich bin Chris und du?“, begann er sofort. Um auf seine Frage zu antworten, nannte sie ihren Namen und ihre Stimme klang wie ein sanftes Glockenspiel, lediglich mit einer tieferen Tonlage. Wie erwartet begann er den Smalltalk mit den üblichen Fragen, woher sie denn kam und ob sie nun öfter hier sei. Mit einem leichten Lächeln und einem gekonnten Wimpernschlag setzte Night zur Antwort an und erzählte ihm: „Ich bin gerade erst hergezogen und hab euch hier gesehen und dachte mir, ich schau mal vorbei. Ob ich wieder komme, oder nicht, das hängt natürlich davon ab, ob ich hier denn auch willkommen bin.“ Mit diesen Aussagen hatte sie nicht einmal gelogen. Sie würde nun wirklich in der kleinen Stadt bleiben, solange es möglich war und ob sie wieder zu diesem Treffen gehen würde, hing wirklich von den anwesenden Personen ab. Im Laufe des Tages steigerte sich Nights Kommunikationsdrang nicht gerade, jedoch rang sie sich dazu durch, sich zumindest ein wenig mit den anderen zu unterhalten. Auch wenn es ihr sehr unangenehm war. Inzwischen war es Abend geworden und die meisten waren schon gegangen. Die Gruppe bestand nun nur noch aus Akira, Night und Light. Akira verabschiedete sich von den Mädchen und ging eilig nach Hause. Danke, dass du mich hier mit der allein lässt. „Wo wohnst du eigentlich?“ Light versuchte nun, da die beiden allein waren mehr über die Neue herauszufinden. „So'n Kaff, kennste nicht.“ Sie wollte nicht, dass jemand wusste wo sie wohnte. „Ich geh dann mal.“ Ohne sich umzudrehen ging Night fort. Sie hatte sich nicht einmal von Light verabschiedet oder in ihre Richtung geschaut. Sie hatte noch nie jemanden so monoton reden gehört, wie diese Schönheit heute. Woher kommst du? Wer bist du überhaupt? Light fasste den Entschluss ihr zu folgen. Sie band sich die Haare zusammen und kramte in ihrer Tasche, bis sie schließlich ihre schwarze Mütze fand. Sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass sie von Night entdeckt wurde. Sie fühlte sich dabei nicht gut aber irgendetwas in ihr zwang sie regelrecht dazu, Night zu folgen. Sie hatte irgendwas an sich, was Light sehr vertraut war, aber dennoch war sie die mysteriöse Schönheit, die keiner kannte. Light blieb auf Abstand, dass Night ihre Anwesenheit hoffentlich nicht bemerkte. Sie war so auf Night fixiert, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnahm. Sie sah nur den Weg und das schwarzhaarige Gothicmädchen, das in gleichmäßigen Schritten immer weiterging. Plötzlich passierte es, Light war zu fixiert auf das Mädchen gewesen um sich um ihre Umgebung zu scheren, was ihr jetzt zum Verhängnis wurde. Ein Mann hatte sie von hinten gepackt und in eine kleine Gasse gezerrt, doch Light wehrte sich. Wenn er schon ihre Arme festhielt, hatte sie nur eine Möglichkeit. Sie trat ihrem Angreifer brutal auf den Fuß und rammte ihm die Stahlkappe ihres Stiefels im nächsten Augenblick gegen sein Schienbein. Damit noch nicht genug: Ihr Kopf schnellte nach hinten und traf mit aller Wucht seine Nase, worauf er ihren linken Arm losließ. Das war ihre Chance! Sie rammte ihm den Ellenbogen in den Bauch und verpasste ihm einen gezielten Tritt an seine Halsschlagader. Ihr Angreifer ging keuchend zu Boden, doch er stand wieder auf! Dieses mal ging sie in die Offensive. Sie ging auf ihn zu und holte mit der rechten Hand aus um sie ihm an die Schläfe zu donnern, doch er war schneller und griff sich ihren Arm. Schockiert, dass er sich so schnell bewegte, starrte sie ihn an. Doch er rührte sich keinen Millimeter. Light erkannte auch warum: Ein Messer blitzte an seiner Kehle hervor. „Lass sie los, oder ich lasse dich gleich hier ausbluten.“ Die Stimme kam Light bekannt vor, aber das Adrenalin, das durch ihre Adern raste, machte es ihr schwer ihre Gedanken zu ordnen. Der Mann ließ Lights Handgelenk langsam los und im nächsten Moment ging er zu Boden. Ihm wurde kräftig auf die Halsschlagader geschlagen, was dieses mal zur Folge hatte, dass er nicht keuchend, sondern bewusstlos auf dem Boden lag. Dann erblickte Light ihren Retter: Es war Night! „Wenn du mir schon folgen musst, dann pass wenigstens auf dich auf, Kleine.“ Ihre Stimme klang nicht mehr monoton sondern äußerst wütend. „Komm schon, beweg dich, ich will hier weg und dann will ich wissen, was du von mir willst!“ Light hatte die Forderung verstanden und folgte dem Mädchen in die nächste Kneipe. Sie setzten sich an einen Tisch und Night verschwand. Lights Herz raste wie verrückt, weil sie damit nie gerechnet hätte. Sonst hatte sie immer alles im Blick. Sie wäre niemals in einen Hinterhalt geraten... Als Night wiederkam, hatte sie zwei Flaschen Bier in der Hand. Sie setzte sich und stellte die Frage noch einmal. „Warum folgst du mir?“ Sie hatte diesen widerlichen Kerl schon lange gerochen. Genauso wie sie sofort bemerkt hatte, dass Light hinter ihr her lief. Ihre Schritte waren durch ihre Stiefel zwar leise und weniger auffällig, aber für Nights Gehör dennoch so gut vernehmbar wie eine Trommel. Es war leicht, abzuschätzen was passieren würde. Und doch war das sonderbare Mädchen überrascht. Light hatte sich sonst nie in einem Kampf so gut geschlagen. Sie hatte wohl damals doch guten Einfluss auf das Mädchen gehabt und ihr ein wenig Selbstverteidigung beigebracht, auch wenn es eher unbeholfen gewirkt hatte. Als sie das Bier holte, spürte sie, wie das Adrenalin langsam wieder sank. Moment mal! Adrenalin? Das hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt. Könnte es sein, dass die Wirkung langsam nachließ und sie wieder normal werden würde? Sie hoffte es so sehr! Egal wie oft sie sich gewünscht hatte, einmal etwas Besonderes zu sein, so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Mit langsamen Schritten ging sie zu der Blonden zurück und nahm ihr gegenüber Platz. “Warum folgst du mir?“, wollte die Nachtschwärmerin wissen und sie konnte erkennen, dass es der anderen sichtbar unangenehm war, darauf antworten zu müssen. Ohne auf die Antwort des Mädchens zu warten, sprach die Schwarzhaarige weiter, jedoch nicht mit der gewohnt monotonen Stimme. “Es war wirklich dumm von dir, mir hinterher schleichen zu wollen und dabei auch noch so unvorsichtig zu sein. Du kannst von Glück reden, dass ich wusste, dass du mir wie ein Hündchen nachrennst, sonst hätte der Drecksack weiß der Geier was angestellt. Nach allem bist du wirklich so leichtsinnig?“, mit jedem Wort konnte man die aufkeimende Wut in ihrer Stimme hören. Sie starrte dem Mädchen gegenüber in die Augen und konnte ihre Angst erkennen. Natürlich war Night angsteinflößend, denn auch sie war in ihrer Wut unvorsichtig geworden und hatte ein Detail vergessen, das ihr schon länger eingetrichtert wurde. Sie begann, die Lippen auf einander zu pressen und knurrte leise vor sich hin. Ein betretenes Schweigen legte sich über den Raum, in dem sie sich befanden. Auch die anderen Gäste, die noch dabei saßen schwiegen und beobachteten die beiden Mädchen. Genervt griff Nightmare nach ihrer Flasche und zog einen großen Schluck hinunter. Mit einem tiefen Seufzen stellte die Schwarzhaarige ihre Bierflasche ab und betrachtete das schweigende Mädchen erneut. „Also was willst du?“ Diesmal klang sie wieder monoton, wie zuvor. Die Blonde richtete ihre schokoladenbraunen auf die Unbekannte und atmete tief durch, um sich selbst ein wenig zu beruhigen. Night konnte spüren, wie sehr die Blonde sich über ihre Fahrlässigkeit aufregte und einen Rüffel zu kassieren linderte diese Aufregung nicht gerade. Um eine Antwort auf die Frage zu geben, begann Light zu sprechen und erklärte: „Ist das nicht klar? Du tauchst hier auf, und weißt Dinge, die du nicht wissen dürftest. Du bist anders als wir alle und du machst mich neugierig!“ Light erntete ein Lachen des Mädchens, das so sanft und klar klang, dass es schon nicht mehr menschlich sein konnte. Alles an Night war so anders, so übermenschlich. “Du warst schon immer übermäßig neugierig.“ Night konnte sehen, wie der Blonden der Mund aufklappte. Verdammt! Halt doch die Klappe, Night! Sie schalt sich in Gedanken selbst, denn sie hatte schon wieder unüberlegt geredet. Ein Vibrieren riss sie jedoch aus ihrer gedanklichen Schimpftirade und Night griff ohne zu zögern in ihre Tasche, um das Display zu betrachten, bevor sich ihre Miene verfinsterte. “Ich muss gehen.“, war das einzige, das Light das Mädchen sagen hörte, bevor diese mit einer derartigen Eleganz aufsprang und aus dem Lokal rauschte, dass sämtliche Blicke hinter ihr her hingen. Night konnte es nicht ausstehen, sie so sitzen zu lassen, doch ihr blieb keine andere Wahl, sie musste gehen. Erneut griff sie nach ihrer Tasche und sah auf das grell leuchtende Display ihres Handys. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und sie konnte ein Zähnefletschen nicht unterdrücken, bei dem ihre langen Eckzähne gefährlich blitzten. Das war es auch, was Light vorhin so erschreckt hatte. Nightmare hatte versehentlich ihre Reißzähne gezeigt und damit ihr Geheimnis gefährdet. Die Schwarzhaarige erhob ihren Blick und sah einen schwarzen Opel Corsa an. Er war bereits hier. Mit einem leisen Fauchen ging sie widerwillig zu dem Wagen und stieg ein. Das Wesen aus der Hölle musste wieder zurück zum Teufel. Wie ein dressiertes Hündchen. _____________________________________________________________________________ So jetzt auch mal n Kommi von mir zu der Geschichte: Mittlerweile arbeitet ein Freund von mir daran mit, also wird es bei 2 Sichten bleiben, allerdings dauert die Kapitelfertigstellung länger, dafür werden sie auch um einiges länger :) Ich bitte um n Feedback, wies euch so gefällt, Verbesserungsvorschläge und Anreiz sind immer willkommen^^ Viel Spaß mitm dem nächsten Kapitel ;) Diesmal wirds brutal. Kapitel 4: Mädchen, die fauchen....beißen?! ------------------------------------------- So, nach längerer Zeit wurde es endlich mal fertig gestellt. Die Kreativitätlosigkeit hat auch echt genervt -.- Aaaaauf jeden Fall isses jetzt fertig, wenn auch ein wenig langweilig und meiner Meinung nach fehlen die Psycho-Stellen SEHR! Ich wünsch euch trotzdem sehr viel Spaß mit dem Kapitel und allem ;) -------------------------------- Kapitel 4: Mädchen, die fauchen.... beißen? Wieder in diesem schmutzigen düsteren Loch zu stecken war das Letzte, das Night wollte. Sie forderte verdammt nochmal ihre Freiheit! Mit verschränkten Armen saß sie auf dem Boden der kleinen, durchnässten Zelle und der modrige Geruch, der in der Luft stand hätte jedem Ekel bereitet. Als ein junger Mann an der Zelle vorbeischritt und sie mit einem gehässigen Grinsen bedachte, packte das Mädchen den Kadaver einer Ratte, welche hier zuhauf rumlagen, und schleuderte dem Mann das tote Fleisch ins Gesicht. Mit einem zufriedenen Grinsen sah sie zu, wie der Mann die tote Ratte angewidert fallen ließ und sie wütend anfunkelte. Die kurzen schwarzen Haare des Mannes standen ihm wild vom Kopf ab und eine lange Narbe zog sich durch sein Gesicht, vom Haaransatz verlief sie unterhalb des linken Auges und endete im Nacken, die Fäden befanden sich noch immer in der Narbe und diese würden so schnell auch nicht gezogen werden. Doch nicht nur die Naht durch sein Gesicht war etwas besonderes an ihm, auch seine Augen hatten unterschiedliche Farben. Das linke Auge funkelte sie in einem unnatürlichen hellen blau an, das andere war pechschwarz und in ihnen glitzerte purer Hass. “Irgendwann wirst du auf meine Befehle hören und dann werde ich dich mehr leiden lassen als der Chef.“, voller Abscheu spie er ihr diese Worte entgegen, doch Night wusste, dass er Angst vor ihr hatte. Binnen eines Wimpernschlages hatte das Mädchen die Zelle durchquert und fauchte den Mann mit gefletschten Reißzähnen an, was ihn dazu brachte, erschrocken nach hinten zu stolpern und gegen eine andere, jedoch leere, Zellentür zu stoßen. Ein gehässiges, blutrünstiges Grinsen zierte die vollen Lippen des Mädchens. “Irgendwann wirst du mich um dein erbärmliches Leben anflehen und ich werde dich wieder in deine Einzelteile zerlegen. Ich werde dein Leid genießen.“ Mit einem entrüsteten Schnauben stapfte der junge Mann davon und verschwand durch eine Tür. Das Grinsen verschwand vom Gesicht des Mädchens und sie setzte sich wieder in die Ecke, in welcher sie vorher gesessen hatte. Diesmal kämpfte sie erst gar nicht dagegen an, sie ließ einfach zu, wie die Erinnerungen Besitz von ihr ergriffen. Was zur Hölle war das grad? Wahrscheinlich dreh' ich jetzt noch durch. Toller Geburtstag. Light versuchte ihre Gedanken zu ordnen, doch es gelang ihr nicht. Zuerst dieser Psychopath in der Gasse und dann hatte sie geglaubt bei Night funkelnde Fangzähne wie bei einer Raubkatze zu sehen. Verlor sie den Verstand oder stand sie nur unter Schock? Eine Menge Gedanken schossen ihr durch den Kopf, was es ihr unmöglich machte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Noch einmal wollte sie allein nicht da raus. Sie wühlte in ihrer Tasche und hämmerte die Nummer ihrer Mutter aufs Display. Sie verriet ihr nicht, was in der letzten halben Stunde passiert war, das würde sie nur unnötig aufregen. Was sie zu alldem noch beschäftigte war, dass Night seltsamerweise einiges über sie zu wissen schien und das machte der sonst so unschockierbaren Blondine Angst. Sie wagte es nicht aufzusehen oder sich sonderlich viel zu bewegen, da sie feststellen musste, dass das Lokal immer noch sehr leise war, seitdem Night sie so angefahren hatte. Sie weiß zu viel. Wieso weiß die so viel über mich?? Und woher zum Teufel wusste sie, dass dieser Dreckssack in der Gasse stand? Light war mit ihren Nerven total am Ende. Sie überwand sich schließlich doch zur Bar zu gehen und noch einen Rotwein zu holen. Einer der Gäste starrte sie mit hellen grauen Augen an. Als sie zu ihm hinübersah, zwinkerte er ihr zu und grinste dreckig. „Spar's dir, Vollidiot, nicht jeder hat's so nötig wie du.“ Schoss ihr aus dem Mund als sie dieses widerliche Grinsen sah. „Ach komm schon Süße, mein Wagen steht direkt vor der Tür. Für Sonderwünsche bin ich auch gern zu haben.“ Light konnte nicht anders, sie stellte ihr Glas an die Bar und trat dicht an den angetrunkenen Hirni heran. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und ihr Gesicht kam seinem so nah, dass sie seine Bierfahne fast zu ersticken schien. „Okay, frag lieber das kleine Flittchen da hinten an der Bar, ich denk' mal, dass du mehr auf Strapsen stehst.“ Frech grinste sie ihn an und blickte in sein schmerzverzerrtes Gesicht, bis er rot anlief, dann lockerte sie den Griff an seiner Schulter und ihr Gegenüber fing wieder an normal zu atmen. „Na gut.“ Sichtlich aufgebracht, dass die Blonde kein billiges Straßenflittchen war, wandte er ihr den Rücken zu und ging zu dem Mädchen von dem Light vorhin sprach. Bei ihr schien seine Masche Früchte zu tragen, denn sie verließen nach zehn Minuten das Lokal. Fast im selben Tempo, in dem Night herausgestürmt war. Und schon wieder versank Light in ihrer Gedankenwelt. Wer hatte sie angerufen? Warum wurde sie noch blasser als sie es schon war? Blasser war kaum möglich aber sie erblasste wie auf Kommando, als sie auf das Display ihres Handys sah. Warum hatte sie es auf einmal so eilig? Wo wollte sie hin?! „Und ich krieg' keinen oder was?“ Erschrocken, dass sie aus ihrer Gedankenwelt gerissen wurde schnellte Lights Blick nach oben. Ihre Mutter stand vor ihr. „Du und Rotwein? Schwer vorzustellen.“ Light wusste, dass ihre Mutter Rotwein hasste. „Ja okay, aber beeil dich ich will nach Hause.“ „Okay, 2 Minuten.“ Daheim angekommen setzte sich Light zuerst an ihren Schreibtisch und fing an, sich ein paar Zigaretten zu basteln und versuchte herauszufinden, wie man mehr über Night herausfinden könnte. Vielleicht sollte sie zur Polizei gehen und fragen welche Anrufe zu der Zeit an dem Sendemast gegenüber des Lokals getätigt wurden. Wenn sie all diese Nummern hätte, könnte sie sie alle durchtelefonieren und würde eventuell bei Night landen. Die würden mich eher für verrückt halten und mich in 'ne geschlossene stecken. Keine gute Idee. Vielleicht könnte sie sich auch einfach mit der Schönheit anfreunden, auch wenn es schwierig schien, unmöglich konnte es nicht sein. Aber die Frage mit der höchsten Priorität war, wer sie war. Schon wieder lag sie auf dem Tisch, mitten in diesem grellen, weißen Raum, der mehr an einen schlechten Horrorfilm erinnerte als an einen Operationssaal. Ein Horrorfilm? Genau so kam sie sich vor, als Hauptdarsteller und Opfer eines leider allzu realistischen und bedrohlich echten Horrorstreifens. Sie konnte sich kaum noch bewegen und der Spiegel, der an der Decke hing, machte die Situation für das Mädchen nicht erträglicher. Ihre Wunden waren schon teilweise verheilt, doch sie war gezwungen, den Grausamkeiten, die ihr zugefügt wurden, genau zuzusehen. Sie sah, wie der Mann, der ihr all das antat, sich über ihren Körper beugte und ihr erneut Spritzen in den Körper jagte. Lange Nadeln, die eine Flüssigkeit in ihren Körper jagten, die ihren Körper zum Brennen brachte. Um ihre Schreie zu unterdrücken, hatte er ihr ein verschmutztes Tuch zwischen die Zähne geklemmt. Immer wieder begann das Mädchen zu würgen und Tränen quollen aus ihren Augen. Der bucklige Mann griff nach der nächsten Spritze und setzte diese nun an ihrer Kniescheibe an, bevor er sie in das Gewebe stach. Der Schmerz, der ihr durch den Körper zuckte, wurde durch das gespritzte Betäubungsmittel nur nach und nach gelindert und erst als das Mädchen ruhiger wurde, begann er, an der Einspritzstelle die Haut aufzuschneiden. Für sein Vorhaben dürften ihr keinesfalls die Knochen brechen, also überzog er die Knochen nach und nach mit einer stabilisierenden Flüssigkeit. Bei dem Anblick ihres eigenen Körpers wurde ihr schlecht und sie begann zu erbrechen. Durch das Tuch jedoch wurde ihr Mageninhalt in ihrem Mund eingesperrt und das Mädchen drohte zu ersticken. Die unzähligen Geräte, an denen sie hing, damit sie keinesfalls ums Leben kommen würde, begannen alarmierend zu Piepsen und ein unangenehmer Schwall an Geräuschen erklang. Der Mann unterbrach seine Arbeit und kam mit dem Skalpell in der Hand auf ihre Kopfhöhe und schnitt ihr rücksichtslos das Tuch vom Gesicht, wobei er ihr einen tiefen Schnitt auf der Wange hinterließ. Er packte ihren Kopf und drückte ihn über die Tischkante, damit das Erbrochene ihre Lungen befreien konnte. Noch sollte sie nicht sterben. Night riss die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Ihr ganzer Körper zitterte und ihre Reißzähne pochten unaufhörlich. Ohne etwas dagegen tun zu können, explodierten die Emotionen in ihr. Aus ihrer Kehle entrann eine Mischung zwischen Knurren und Schrei, was von den Wänden wiederhallte und den gesamten Gang ausfüllte. Kaum war das Geräusch verstummt, hörte sie, wie Angestellte des Mannes in ihre Richtung rannten. Die Schritte klangen in ihren Ohren wie Kanonenschüsse. Die Gerüche, die sie umgaben verschafften ihr einen verwirrenden Rausch und der Schmerz, der sich aus ihrem Inneren heraus verbreitete ergaben eine explosive Mischung. “Was ist mir ihr los?“ “Sie hat ihre Medikamente nicht eingenommen!“ “Ihre Nahrung hat sie nicht angerührt.“ Unbewusst sah Night neben sich auf den Boden und sah die Schüssel voll Blut dort stehen. Medikamente? Dieses widerwärtige Arschloch hatte sie durch ihre Emotionen gelenkt! Er hatte ihre Gefühle absichtlich betäubt! Das war der Funke, der die Bombe losgehen ließ. In ihrer Raserei sprang Night mit voller Wucht gegen die Stäbe, die sie in ihrer Zelle eingesperrt hielten und sie fiel über den ersten Wachmann her und schlug ihm die Reißzähne in den Hals. Sie fühlte, wie sein warmes Blut ihre Kehle hinabrann und sich in ihrem Körper eine bisher ungeahnte Macht ausbreitete, die sie dazu trieb, immer mehr der leckeren, kostbaren Flüssigkeit aus dem Körper des Mannes zu saugen. Erst als nichts mehr aus seinem Körper zu holen war, richtete sie den Blick auf die junge Frau, die erstarrt neben ihr stand und in Night blutverschmiertes Gesicht blickte, das sie hungrig und aus bedrohlich roten Augen anfunkelte. Ehe die Frau sich versah, hing die Bestie auch schon an ihrem Hals und sie spürte den Blutverlust, bevor sie das Bewusstsein für immer verlor. Night hingegen konnte sich nicht aus dieser Ekstase befreien und stürmte den Gang entlang in Richtung Freiheit. Mit einem Tritt öffnete sie die schwere Stahltür und bahnte sich einen Weg durch das dichte Gestrüpp, das die Fabrik umgab, in welcher der Mann sein Labor eingerichtet hatte. Mit rasend schnellen, leichten Schritten floh das Mädchen, während die Freiheit mit dem Wind um ihre nackten Beine wehte. Sie trug lediglich das lange weiße Hemd, das der Mann ihr immer wieder anzog. Sie war endlich frei! Super, 5 Uhr morgens und es ist Sonntag verdammte Scheiße. Light plagten die Ereignisse vom Vorabend und sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie konnte auch jetzt nicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Sie ließ den Rollladen vorsichtig nach oben und musste sehen, dass es wie aus Eimern regnete. Na ganz toll. Sie schnappte sich ihre Laufsachen und schlüpfte so schnell es ging hinein. Kurze Hose, Tanktop und Laufschuhe, aber angesichts des Regens brauchte sie eine Jacke oder irgendwas in der Art. Sie durchwühlte ihren Schrank, in der Hoffnung irgendetwas zu finden, bis sie eine Weste fand und es bei der beließ. Sie schnappte sich Stift und Zettel und kritzelte für ihre Mutter eine Nachricht auf ihn. Sie nahm den Schlüssel und verließ die Wohnung. Als sie aus der Haustür trat packte jemand sie am rechten Arm, wirbelte sie herum und drückte sie kräftig gegen die Hauswand. Light ergriff den Arm ihres vermeintlichen Angreifers und erhielt im nächsten Moment eine Backpfeife von Night. „Versuch nie wieder mich zu schlagen Blondie.“ „Spinnst du? Was sollte das es ist noch nicht einmal halb 6!“ „Hör zu, ich brauch' deine Hilfe, ich muss hier ein paar Stunden unterkommen sonst hab' ich ein Problem.“ „Wie meinst du das? Was für ein Problem?“ „Unwichtig, los lass uns reingehen hier draußen ist keine von uns sicher!“ Nights Tonfall war bestimmend, aber Light meinte etwas Angst in ihrer Stimme wahrzunehmen. Night lockerte ihren Griff, der schon fast schmerzte, wie konnte so ein dünnes Mädchen so viel Kraft besitzen? Light schloss die Tür auf und ging mit Night in die Wohnung. „Komm mit und sei leise, meine Mutter schläft noch.“ Befahl sie Night. Night folgte ihr ohne zu zögern. Als sie in Lights Zimmer waren, verschloss „Blondie“ die Tür. „Woah, du siehst schrecklich aus, was ist'n mit dir passiert?“ Light sah nun, dass Night triefendnass war, das makellose Make-Up war verlaufen und sie trug nur ein weißes OP-Hemd. „Lange Geschichte, vielleicht bin ich aus der Psychiatrie ausgebrochen und sollte lobotomiert werden, beantwortet das deine Frage?“ Night klang nun nicht mehr aufgewühlt oder ängstlich, sondern so monoton wie am Mittag zuvor. „Willst du vielleicht trockene Sachen?“ „Wäre nett, ja und beeil dich ich fühl' mich wie ne Wasserleiche.“ Light kramte ein paar Sachen aus ihrer Kommode und warf sie zu Night aufs Bett. „Nicht dein Ernst oder?“ „Was?“ „Nich' so wichtig, ich dachte nur, dass es bei dir sowas wie Gammelklamotten nicht gäbe.“ Light suchte in einer anderen Schublade nach Abschminktüchern und einem Spiegel. Als sie Night den Spiegel hinhielt, ergriff sie ihn und schmetterte ihn mit einem kläglich schmerzlichen Schrei an die Wand. Der Spiegel schien in tausend Teile zu brechen. „Was sollte das denn gerade?! Hast du sie noch alle??“ Light wollte es eigentlich nicht so wütend rüberbringen, aber sie konnte nicht anders. Als sie im nächsten Moment sah, dass Night am ganzen Körper zitterte und Tränen in den Augen hatte, trat Light einen Schritt näher an das Mädchen heran. Sie legte ihr die Hand auf den Arm und Light stellte fest, dass sie nicht nur zitterte, sie bebte regelrecht. Light konnte nicht anders, sie nahm die verstörte Schönheit in den Arm und befahl ihr sich zu beruhigen, was sie nach ein paar Minuten auch tat. Nach etwa fünf Minuten zitterte Night nicht mehr so heftig. Light wusste nicht, was sie da tat und was sie da fühlte, aber es fühlte sich richtig und irgendwie bekannt an. Dieses Gefühl hatte sie das letzte mal gespürt, als sie Luciana umarmt hatte. Im nächsten Augenblick drückte Night die in Gedanken versunkene Light von sich weg, drehte sich um und zog sich blitzschnell die Klamotten an. Sie nahm das OP-Hemd und sah es mit einem Blick an, der so viel sagte wie „Ich bring dich um!“. Kaum zu glauben, was dieser Mistkerl mit ihr getan hatte. Sie sah anders aus. Aus diesem Grund erkannte niemand wer sie war und deswegen würde ihr Leben nie wieder das selbe sein. Vorsichtig griff sie nach den Abschminktüchern und seufzte. “Tut mir leid mit dem Spiegel.“, sagte Night und klang ein wenig traurig. Ohne weiterhin etwas zu sagen ging sie an Light vorbei und ohne zu fragen ins Badezimmer. Da sie früher so oft bei Light gesessen hatte, wusste sie genau, wo sich alles befand. Nach wenigen Minuten betrat Night das kleine Esszimmer und betrachtete die Blonde, die übermüdet und nachdenklich in ihrer Cappuccinotasse rührte. Erst als Night sich setzte sah das Mädchen in ihre Augen. “Willst du die Kontaktlinsen nicht raus machen?“ “Das sind keine Kontaktlinsen.“ Die Schwarzhaarige konnte sehen, wie Light der Kiefer herunterklappte. Ein wenig beschämt seufzte Night und sah an die Decke. “Ich bin dir wohl ein paar Erklärungen schuldig“, meinte sie und sprach, „Mein Name ist Nightmare, aber Night ist mir um einiges lieber. Und wie du schon erkannt hast bin ich kein Mensch.“ Sie traute sich nicht, der Blonden in die Augen zu sehen, zu unangenehm war es ihr, mitanzusehen, dass ihre Gesprächspartnerin ihr nicht glauben könnte. “Ich bin ein Vampir, eine Bestie und wenn du mir nicht glaubst, kann ich dir das auch gerne beweisen. Dass ich so viel über dich weiß, liegt daran, dass-...“ Night horchte auf und verstummte. Sofort klingelte es an der Haustür und Light seufzte genervt: „Wer stört denn bitte jetzt?“ Sie stand noch eine zwei Sekunden, bevor Night sie packte und unsanft in den Stuhl zurückstieß. “Du bleibst hier!“, raunte Night, „Du wirst diese verdammte Tür nicht öffnen! Ich werde runtergehen und du weckst deine Mutter und deine Geschwister. Sag ihnen, dass sie sich anziehen sollen und wenn ich dir ein Zeichen gebe, rennst du raus und steigst sofort in den Wagen! Ich will keine Widerworte hören. Fahr auf die nächste Polizeistation und wartet dort. Wenn du nichts mehr von mir hören solltest, besorg dir so viel Deo, Haarspray und Feuerzeuge wie du kannst. Du wirst dich und deine Familie nur durch Feuer vor ihm schützen können.“ Doch es war zu spät, um irgendwie zu reagieren. Ein dreifaches Klopfen an der Tür verriet ihr, dass der Mann bereits im Haus war. Wortlos wurde Light von der Schwarzhaarigen in ihr Zimmer gestoßen. Bevor diese sich umwand und in das Gesicht von Troy blickte, dem jungen Mann mit der Naht durch das Gesicht. Ein selbstsicheres Grinsen schlich sich auf seine dünnen, blassen Lippen und Wut packte Night. Sie konnte den Kampf leider nicht verhindern, sie konnte jetzt jedoch alles wieder gut machen, indem sie Lights Familie beschützte. Ein tiefes Fauchen entrann der Kehle des Vampirmädchens und sie ging in eine geduckte Angriffshaltung. Bevor der Mann reagieren konnte, ging Night zum Angriff über und machte ihrem Namen alle Ehre. Wäre dies nicht wirklich passiert, hätte Light, die durch einen Türspalt zusah, das alles für einen Albtraum gehalten. Night sprang auf den Fremden und grub ihm die Zähne in das Fleisch, bevor sie ihm einen großen Fetzen davon aus dem Hals riss. Doch diesen schien das nicht zu kümmern und er stieß das Mädchen von sich, welches sofort erneut zum Angriff überging und weitere Stücke aus seinem Körper herausriss. Langsam spürte der Kerl, dass er hier nicht weiterkommen würde und er beförderte Night mit einem gezielten Tritt ins Wohnzimmer, wobei die Tür krachend in sich zusammenfiel. Obwohl Light einige Teile des Mobiliars scheppern und zerbrechen hörte, rührte sie sich nicht vom Fleck, doch dann kam ihr der Gedanke in den Sinn, dass ihre Mutter von all dem nicht bescheid wusste und vermutlich schon in den Startlöchern stand und herausfinden wollte, wer da gerade ihre Wohnung in ein Schlachtfeld zerlegte. Light konnte nicht anders sie wollte die Tür aufreißen, doch es tat sich nichts. Die Vampirbraut hatte sie tatsächlich eingesperrt! Na warte. Light schlüpfte in ihre Springerstiefel und ohne sie zu binden stürmte sie in Richtung Tür. Das Krachen und Schreien hallte vermutlich durchs ganze Viertel. Light stemmte sich gegen die Wand und katapultierte die Türklinge mit einem kräftigen Tritt ans andere Ende des Zimmers. Sie wollte gerade die Tür ihrer Mutter aufreißen, aber sie kam ihr zuvor. Light schubste sie unsanft in ihr Zimmer zurück und verlangte, dass sie sofort die Polizei rufen sollte und schloss ihre Mutter zu ihrem Schutz ein. Sie raste in Richtung Wohnzimmer und sah, dass diese hässliche Gestalt Night an der Kehle gepackt hatte und, als sei sie ein Streichholz, in die Glasvitrine schleuderte. Da platzte Light der Kragen sie stürmte wie von der Tarantel gestochen auf ihren Widersacher zu und wollte ihm einen gezielten Tritt mit ihrer Stahlkappe in seine hässliche Visage verpassen, doch er ergriff einen Millimeter vor seinem gesicht ihr Bein und schleuderte sie zu Boden. Ehe sie sich versah, fiel auch schon Night über die Abscheulichkeit her und versuchte weitere Stücke Fleisch aus ihm herauszureißen, doch er fackelte nicht lange und lief rückwärts, mit Night auf dem Rücken mit voller Wucht an die Wand, so dass das toughe Vampirmädchen erneut zu Boden gang. Als er sich allerdings zu Light umdrehte, prallte die Stahlkappe mitten auf seine widerliche Narbe und er taumelte zwei Schritte zurück. Light konnte nicht anders, sie musste ihre Familie beschützen und ging erneut in die Offensive. Dieses mal jagte sie ihm ihren Handballen direkt auf die Nase, was bei jedem normalem Mensch eine gebrochene Nase zur Folge hätte, jedoch nicht bei diesem Psychopath. Ehe sie sich versah packte er sie an den Schultern und schleuderte Light durch eine Glaswand. Lights Arme und ihr Rücken brannten vor Schmerz regelrecht und ihr Angreifer schritt mit langsamen Schritten immer näher. „Ihr Menschen seid so schwach.“, spie er hervor und kam ihr bedrohlich nah. Doch wie aus dem Nichts wurde ihm im nächsten Augenblick ein Teil der Tür so hart über den Schädel gezogen, dass er für einige Sekunden zu Boden Ging. Night stand keuchend hinter diesem Monster und machte sich dazu bereit, dem Widerling mit der Tür die Birne zu Matsch zu hauen, aber er verpasste ihr einen kräftigen Tritt, so dass sie zu Boden ging. Light konnte sehen, dass Night sich mit einem hasserfülltem Blick krümmte, nachdem er ihr noch einmal einen Tritt in die Leistengegend verpasst hatte. Er rappelte sich auf und es sah so aus, als würde er sie im nächsten Moment umbringen wollen. Light fühlte das Blut, dass durch ihre Adern pochte und diese zum Platzen bringen mussten, so wie sich das anfühlte. Light versuchte aufzustehen, wurde aber durch eine große Glasscherbe in ihrem linken Schenkel daran gehindert. Als der Eindringling den Schrei der Blondine hörte, als sie sich die Glasscherbe aus dem Schenkel gezogen hatte und sich dabei ihre rechte Hand aufgeschlitzt hatte, wandte er sich wieder Light zu. Panik machte sich in Light breit, da sie genau wusste, dass sie unter diesen Umständen niemanden beschützen könnte oder auch nur eine winzige Chance gegen ihn hatte. Trotz der großen Blutlache und des beachtlichen Blutverlustes rappelte sie sich wieder auf und wartete auf die nächste Attacke des Angreifers. Dieses mal konnte sie nicht mehr flink reagieren und er packte sie an der Kehle. Sie könnte schwören, dass sie das geplant hatte. Mit der linken Hand versuchte sie den Griff des Widerlings zu lösen, aber dieser verstärkte ihn nur und ihr wurde schon leicht schwindlig. Das Blut, dass nun an Lights Händen haftete war nicht ihres, sondern das des Eindringlings. Bevor sie das Bewusstsein verlieren zu schien, schnitt sie ihrem Angreifer das Gesicht auf. Light hätte schwören können, dass sie diese hässliche Narbe in seinem Gesicht nur um einen Millimeter verfehlt hatte, aber er wälzte sich schon unter Schmerzen am Boden und schrie gotteserbärmlich zusammenhanglose Beleidigungen herum. Light taumelte und versuchte sich an den Resten der Kommode abzustützen aber sie verfehlte die Kante und viel wie ein Stein auf den Boden. Sie hatte Schwierigkeiten ihre Umgebung zu erkennen. Mist! Sie konnte eine große dunkle Gestalt aus dem Zimmer rennen erkennen. Die schweren Schritte hallten in ihrem Kopf, obwohl sie diese nur verfälscht wahrnahm. Es war wie ein dröhnendes Hämmern in ihrem Kopf. Ihre Wahrnehmung war dahin. Eine kleinere Gestalt im Raum rappelte sich ebenfalls auf und das verursachte einen schönen Adrenalinschock in Lights Körper. Sie nahm die Dinge wieder besser wahr, aber sie wusste, dass es ihre letzten Augenblicke waren. Sie sah Night, bewaffnet mit einem Blick, bei dem selbst Tote tot umfallen würden. Sie setzte zur Verfolgung des Eindringlings an aber ihre Aufmerksamkeit wurde schlagartig durch etwas gestört und ihr Blick fiel auf Light. Ihre blutroten Augen funkelten die Blondine bösartig an. Der Blutverlust machte sich schon sehr schnell bemerkbar, als Light versuchte sich wieder aufzurappeln. Nachdem sie nur noch verschwommene Bilder sah und einen stumpfen Schlag am Kopf verspürte, war sie weggetreten. Dieser miese, verdammte Bastard! Knurrend und fauchend starrte Night dem Monster hinterher, wie gerne hätte sie ihn doch in Stücke gerissen, doch im Moment war Light einfach wichtiger. Gerade als sie sich voller angestautem Zorn zu ihr wandte, verdrehte die Blondine die Augen und ihr Kopf krachte auf den Fußboden. Verflucht noch mal, das darf doch nicht wahr sein! Ich bin doch auch wirklich zu NICHTS fähig. Nicht einmal sie kann ich beschützen! Verzweifelt packte sie die Blondine und verschwand mit ihr aus der zertrümmerten Wohnung. Es war ihr egal, ob man sie sehen würde oder nicht, Light brauchte jetzt dringend Hilfe! So schnell sie konnte, und als Vampir war sie verdammt schnell geworden, rannte sie die Straßen entlang, zum Krankenhaus. Dafür würde dieses Arschloch mit all seinen Missgeburten bezahlen! Je näher sie dem Krankenhaus kamen umso mehr stieg die Panik in ihr auf, dass sie ihre beste Freundin verlieren würde. Stirb mir jetzt bloß nicht! Immer wieder flehte Nightmare in Gedanken darum, dass irgendwas oder irgendwer ihre Freundin retten würde. Ein Glück, das Krankenhaus! Ohne auf die anderen Leute zu achten, rannte Night in die Notaufnahme und schrie den nächstbesten Pfleger an, er solle sich sofort um einen Arzt kümmern. Wenn diese Idioten sich nicht beeilen, reiß ich ihnen die Eingeweide aus! Night seufzte erleichtert aus, als sie auch schon im nächsten Moment den Chefarzt, gefolgt von zwei Pflegern mit einem Transportbett angerannt kommen sah. In kurzen Zügen erklärte Night, dass sie überfallen worden wäre und sie weder wisse was geschehen sei, noch wer es gewesen wäre, wie sollten die Leute auch die Wahrheit glauben? Es ist nicht gerade üblich, dass Menschen von einem wildgewordenen Frankenstein so zugerichtet wurden. „Wie heißt du?“ „Light...“ Gefesselt von den tiefblauen Augen ihres Gegenübers, war Light wie paralysiert. Sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen, bei diesem perfektem Anblick von einem Kerl, der das Wort „Perfektion“ ganz neu definierte. Er konnte einfach nicht von dieser Welt sein. „Ich bin Noctis. Freut mich.“ Bei jedem Wort, das er sagte, schmolz Light fast dahin. Er hatte die Stimme eines Engels. Und erneut verlor sie sich immer tiefer in den blauen Augen des Fremden. Um die Pupille herum waren sie tiefblau. So dunkel, dass es schon fast schwarz hätte sein könnten, aber dennoch war das Blau unverkennbar. Im mittleren Teil der Iris verlor sich die Intensität ein wenig und die Farbe wurde mit etwas grau getränkt. Der äußere Rand der Iris war wieder tiefblau mit einer dunkelgrauen Schattierung. Light fuhr zusammen, als er ihre Hand sanft berührte. Er rückte näher und legte seinen Arm um ihre Taille. Das Chaos an Gefühlen, das in Light herrschte war schrecklich, aber irgendwie fühlte es sich verdammt gut an. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und legte ihren Arm ebenfalls um seine Taille. Wärme durchfloss ihren Körper. Niemals hätte die sonst so selbstbewusste Blondine gedacht, dass sie sich jemals in solch einer Lage befinden würde. Ihr Herz pochte wild und drohte aus ihrer Brust zu springen, aber der gleichmäßige Atem des Jungen sorgte dafür, dass sich Lights Puls nach einigen Augenblicken wieder zu normalisieren schien. Mit seiner freien Hand strich er ihr zärtlich durchs Haar, was ihr ausnahmsweise nichts ausmachte. Sie wäre jedem anderen an die Kehle gesprungen, der seine Griffel nicht von ihren Haaren lassen konnte. Nach einer weiteren Streicheleinheit wanderte seine Hand an ihre Wange, dann am Kiefer entlang zu ihrem Kinn. So vorsichtig es nur ging, sorgte er mit einer sanften Bewegung dafür, dass sich ihre Blicke trafen. Nun legte er seine Hand wieder auf ihre Wange und näherte sich ihr. Ein Schauer durchfuhr Light, als sie seine Hand an ihrem Gesicht spürte. Seine Hand war dermaßen weich und angenehm warm, es fühlte sich einfach perfekt an. Er war ihr nun so nah, dass sie seinen Atem spüren konnte. Ihr Herz stand wieder kurz vor einem Infarkt, aber das kümmerte sie nun nicht weiter. Sie ließ sich gehen und folgte ihrem Bauch, nicht mehr ihrem Kopf. Der bereitete ihr auch so schon genug Ärger. Ihre Lippen berührten sich kaum und Lights Herz raste noch schneller. Als sich ihre Lippen endlich berührten, fühlte sich Light nicht mehr so verloren in dieser Welt. Sie wusste, dass es genau das war, was sie wollte. Es war perfekt und fühlte sich auch so an. Seine Lippen waren weicher, als sie sich es je hätte vorstellen können. Dieser Junge konnte einfach kein Mensch sein, er war zu perfekt. Zum ersten mal seitdem Luciana verschwunden war, fühlte sich Light wieder komplett. Dieser vollkommene Junge war das, worauf sie ihr ganzes Leben gewartet hatte. Ihr Herz schien stehen zu bleiben, aber das war ihr egal. Durch nichts in der Welt würde sie diesen Moment zerstören. Sie wollte, dass dieser Augenblick für ewig währte. Nach dem Kuss legte er ihre Beine vorsichtig über seine, so dass sie nun, fast wie ein Baby, in seinen Armen lag. Er atmete immer noch gleichmäßig als würde ihn nichts beunruhigen oder gar verunsichern. So viel Selbstvertrauen hätt' ich grad auch gern. Als sie ihren Kopf an seine Brust legte, konnte sie seinen Herzschlag hören. Auch sein Herz schlug in einem gleichmäßigen Rhythmus. Er war so ausgeglichen, wie Light es niemals sein würde. Seine blasse Haut schien im Mondlicht schneeweiß zu sein. Er küsste sie nun ein zweites mal, aber dieses mal an ihre Schläfe. „Ich will dich nie verlieren Light. Du bist das, was meinem Leben einen Sinn gibt, auch wenn du das noch nicht weißt.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Bei dem Gedanke, dass er es wirklich ernst meinte, schlich eine Träne über Lights Wange. Sie hatte Jungs nie vertrauen können, aber sie fühlte so viel für diesen Jungen, dass es schon fast überirdisch viel war. Sie sah ihn erneut an und küsste ihn. Aber bei der Berührung flossen auf einmal noch mehr Tränen. Schluchzend bedankte sie sich für diese Worte bei ihm. „Hör zu. Du musst mir nur einen Gefallen tun.“ „Und der wäre?“ „Wach auf und sorge dafür, dass das Wirklichkeit wird. Ich kann es nicht ertragen zu wissen, dass du im Koma liegst. Wach bitte auf und ich werde dich finden, egal wohin du gehst, ich finde dich und dann gehen wir zwei zusammen fort.“ Geschockt über diese Worte weiteten sich Lights Augen und sie starrte Noctis verdattert an. Eine neue Sinnflut von Tränen war im Anmarsch aber Light konnte sie gerade noch unterdrücken. Plötzlich begann sich die Umgebung um sie herum aufzulösen. Panik und Angst machten sich in Light breit und sie fiel Noctis ängstlich um den Hals. So konnte es nicht enden. Es durfte so nicht enden! „Bitte geh nicht!“, flehte sie ihn an. „Wir werden uns schon bald wiedersehen. Glaub mir.“ Mit einem engelsgleichen Grinsen sagte er ihr das und auch er begann sich plötzlich aufzulösen. Light schreckte mit Tränen in den Augen hoch und fing an zu schreien. Plötzlich war sie von einem grellen weißen Licht umgeben. Sie kniff die Augen zu um vom schmerzlich hellen Licht nicht geblendet zu werden. Als sie ihre Augen öffnete, brach sie in Tränen aus. Es war nur ein verdammter Traum gewesen! Schluchzend ließ Light sich wieder in das Bett zurückfallen, aber die Ruhe sollte ihr vergönnt bleiben. Als sie ihre Augen ein weiteres mal aufschlug, konnte sie erkennen, dass sie an diversen Geräten hing, die unaufhörlich piepsten. Keine zwei Sekunden später raste eine Krankenschwester wie von der Tarantel gestochen durch die Tür. „Oh mein Gott sie sind tatsächlich aufgewacht! Glauben sie mir, sie haben einen Schutzengel, der seinen Job mehr als gut macht!“ Sie schien froh darüber zu sein, dass Light aufgewacht war. In den darauf folgenden Stunden musste sich Light einigen Untersuchungen unterziehen. Bei der zweiten kam ihre Mutter mit Tränen in den Augen in das Zimmer gestürmt und viel ihrer Tochter mit Freudentränen um den Hals. Es passierte noch so viel an diesem Tag und genau das war der Blondine alles andere als recht. Wenn sie heute noch einmal jemand besuchen würde, würde sie demjenigen einen Wall von Beleidigungen an den Kopf schmeißen, nur damit sie allein sein konnte. Man hatte ihr gerade den perfektesten Moment ihres Lebens genommen und deshalb war Light ziemlich sauer. Es hatte sich so real angefühlt – und so perfekt. Aber es war nur eine Illusion gewesen. Ein dummer Traum. Als ob so etwas je passieren würde. Moment mal, warum bin ich eigentlich im Krankenhaus? Lag ich tatsächlich im Koma?? Was ist mit mir passiert??? Inzwischen war es Nacht geworden. Light versuchte vergeblich einzuschlafen aber sie konnte es nicht. Zu viele Gedanken kreisten grad um den schönsten und gleichzeitig auch schlimmsten Traum, den sie je hatte. Die Erinnerung an den Jungen, der die Perfektion schlechthin war und vor allem an das Gefühl, das Lights herz so schnell schlagen ließ und sie dazu gebracht hatte sich ausnahmsweise mal richtig gut zu fühlen. Die Tränen überkamen sie nun erneut und es dauerte nicht lang bis sie sich in den Schlaf geweint hatte. Als Light die Wohnung betrat, wurde ihr übel. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, was passiert war. Light konnte es nicht glauben aber jetzt, da sie in der Wohnung stand und diese komplett zerlegt war, wollte sie nur, dass das ein schlechter Traum war. Aber das war es leider nicht. Es war die Realität, die Realität, die ihr ihre beste Freundin, den schönsten Moment ihres Lebens und auch beinahe ihr Leben genommen hatte. Light stapfte mit einem leeren Gesichtsausdruck in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Es war viel weicher als das im Krankenhaus. Von diesem verdammten Bett hatte sie tierische Rückenschmerzen bekommen. Sie schaltete den Fernseher an um auf andere Gedanken zu kommen. Sie zappte ein paar Programme durch und blieb bei den Nachrichten stehen. Sie wollte wissen was sie die letzten 3 Wochen verpasst hatte, in denen sie im Koma lag. Es handelte sich größtenteils nur wieder um neue Gesetze, die vielleicht verabschiedet wurden oder auch nicht. Die Nachrichten mutieren auch immer mehr zu einem Politmagazin... Doch dann berichtete eine Reporterin live aus ihrer Stadt über einige unerklärliche Mordfälle. Die Taten sollen so grausam gewesen sein, dass es den Sendern verboten wurde darüber zu reden. Und genau das machte Light neugierig. Sie klappte ihr Laptop auf und versuchte mehr über die Mordfälle in Erfahrung zu bringen . Nach kurzer Suche fand sie einen langen Artikel über das, was passiert war. Beim Lesen des Artikels blieb ihr fast das Herz stehen. 17 Menschen wurden in den letzten 20 Tagen tot aufgefunden. Und alle wurden auf die selbe Art und Weise aus ihrem Leben gerissen. Ein Junger Mann wurde mit mehreren tiefen Wunden gefunden. Er war das erste Opfer gewesen. Zuerst ging man nicht davon aus, dass es ein Mensch gewesen sein könnte. Die Verstümmelungen waren einfach zu schrecklich. Sein linker Arm war regelrecht zerfetzt worden. Dem Bericht zufolge wurde sein Arm mehrmals gebrochen und es war nicht mehr zu erkennen gewesen, dass das mal ein Arm gewesen sein soll. Sein Brustkorb war zerschmettert und aufgerissen worden. Genau wie seine Kehle. Es waren nur noch zwei Biss- und Kratzwunden zu erkennen. Der Rest seiner Kehle rund um den Kehlkopf herum war praktisch weggerissen worden. Light schaffte es nicht weiter zu lesen, da der helle Bildschirm ihres Laptops ihr zunehmend Kopfschmerzen bereitete. Alles was sie wollte, war eine Tasse Tee und ihr Bett. Als sie am nächsten tag erwachte, pipepste sie ihr Wecker mit einem schrillen Piepsen wach. Sie hasste es, aber zum Glück hatte sie so einen Wecker, auf den man draufhauen konnte, so dass dieser verstummte. Wenn man so schrecklich geweckt wurde, musste man einfach irgendwo draufhauen. Light war schon sichtlich genervt als sie den Tag im Kalender begutachtete. Heute hatte sie noch mal einen Arzttermin um sie von Kopf bis Fuß durchzuchecken. Nur weil sie im Koma lag und eine beträchtliche Menge an Blut verloren hatte, hieß das noch lange nicht, dass man sie wie ein Nadelkissen oder wie eine Laborratte missbrauchen konnte. Diese ganzen Untersuchungen waren ihr einfach zu blöd. Sie hatte zu dem noch bandagierte Arme und die Schnitte auf ihrem Rücken waren immer noch nicht verheilt. Im Gegenteil: Sie hatten sich entzündet und brannten jetzt mehr denn je. Es war ein Wunder, wenn sie mal nicht an den stechenden Schmerz denken musste. Nein, nicht heute. Ihr könnt mich mal, ich geh auf jeden Fall nicht zum Arzt. Ich geh in die Schule. Gesagt, getan. Light hatte zwar auch keine große Lust in die Schule zu gehen, aber das war besser als wie eine Laborratte behandelt zu werden. In der Schule würde das aber auch nicht anders sein. Jeder würde sie mit Fragen bombadieren, wo sie gewesen sei, was passiert sei und dieses ganze Gefasel. Light legte sich im Kopf schon ein paar Standartantworten auf die Fragen zurecht. Die Klugscheißer jedoch, die alles besser und ziemlich genau wissen wollten, sollten aber keine Auskunft von ihr kriegen. Sie war in der Schule dafür bekannt, dass sie einiges wusste, dieses Wissen aber nicht mit den anderen teilen wollte, wodurch man sie als arrogante Zicke hinstellte. Hmm Zicke stimmt ja irgendwie. Auch die Tatsache, dass sie keine Lust hatte in die Schule zu gehen, forderte ihren Tribut. Sie zog sich ihre Jeans an, was ein seltener Anblick an der Blondine war, ein schwarzes Bandshirt und ihre Bikerboots. Alles in allem eigentlich ein recht ansehbares Outfit, aber da kam Lights Kopf wieder ins Spiel. Wenn sie so aus dem Haus ging, machte sie sich immer Gedanken darum, was die anderen wohl von ihr denken würden. Ihr war es eigentlich sowieso egal, aber irgendwie war das etwas anderes. Auf dem Weg zur Schule kam sie an einem für ihren Geschmack ziemlich überteuerten Zigarettenautomat vorbei und sie konnte es sich nicht entgehen lassen sich eine Schachtel zu kaufen. Nach all dem durfte sie rauchen, auch wenn sie es nicht mehr wollte. Aber nach der Aktion in ihrer Wohnung musste sie sich ständig bemühen nicht auszurasten und das Nikotin beruhigte sie ein wenig. Bevor sie das Schulgebäude betrat, atmete sie noch einmal tief durch, weil das Chaos gleich losgehen würde. Sie war spät dran, was ihr den Vorteil verschaffte, dass sie nicht jeder mit Fragen bombadieren konnte, da die Lehrerin deshalb ihren Unterricht keniesfalls unterbrechen würde. Als Light das Zimmer betrat, nahm sie wahr, wie die Augen ihrer Klassenkameraden zunehmend größer wurden. Getuschel entstand, was in sehr kurzer Zeit einen ziemlich hohen Geräuschpegel erreichte. Die Lehrerin nickte ihr zu und forderte sie mit einer Kopfbewegung auf sich auf ihren Platz zu setzen. Light nickte und machte sich auf den Weg zu ihrem Platz in der letzten Reihe. Die korpulente Lehrerin forderte die Klasse in einem strengen Ton auf englisch dazu auf ruhig zu sein und komischerweise funktionierte das mal. Bevor Light im Krankenhaus war, hatte das nie funktioniert, worüber sich die Blondine immer aufregte. Englisch war ihr Lieblingsfach und entweder machte die Klasse so einen Radau, dass Light nichts vom Unterricht mitbekam oder ihr Nebensitzer maulte wegen jedem ersinnlichen Scheißdreck an ihr rum. Auch er starrte sie gerade mit aufgerissenen Augen an. Als sie sich setzte, versuchte sie seine Blicke zu ignorieren und versuchte dem Thema zu folgen. Keine große Sache, nach zwei Minuten wusste sie, was sie in den letzten drei Wochen verpasst hatte. Sie sprachen grade über die unerklärlichen Mordfälle, die geschehen waren. Light hörte aufmerksam zu und als die Leherein den Einwand brachte, dass die Polizei diversen Spuren folgte und auf einem gutem weg sei, platzte Light der Kragen. Ohne Aufforderung stand sie auf und lief wie ein Hündchen hin und her, während sie die Polizei lautstark zur Sau machte und der Lehrerin etliche Vorwürfe gegenüber der Polizei an den Kopf warf. Einiges hatte auch mit dem Verschwinden Lucianas zu tun, aber es ging haupsächlich um andere Dinge, die diese Kleinstadtpolizisten nicht auf die Reihe brachten. Damit hatte ihre Lehrerin nicht gerechnet. Sie wollte das Thema eigentlich gerade beenden, was Light auch verstanden hatte aber da hörte es auf, sie musste die Polizei einfach verbal in Grund und Boden stampfen. Einige Schüler, bis auf ein paar, die vermutlich zu schlafen schienen, drehten sich zu Light um und sahen die Blondine verwundert an. Vermutlich hatten sie kein einziges Wort davon verstanden, was sie da gerade gesagt hatte. Ihre Klassenkameraden waren nicht gerade die Hellsten, was Englisch anging. Nur Light und eine Klassenkameradin, die aus Südamerika kam, konnten sich mit der Lehrerin so auf Englisch unterhalten, dass die anderen nichts verstanden. Die Latina wollte gerade dazu ansetzen an der Diskussion teilzunehmen, aber die Lehrerin kam ihr zuvor und beendete die Diskussion damit, dass Light sich nicht so über die Inkompetenz anderer aufregen sollte. Light verstend die Aufforderung und setzte sich wieder. Das kann ja noch heiter werden. Ich hoffe, dass ich diesen Tag überlebe. Light ließ sich auf ihr Bett fallen und atmete erst einmal tief durch. Sie hatte es endlich geschafft. Die Schule war vorbei und sie konnte endlich wieder in ihr geliebtes Bett. Sie hatte sich in der Schule lange mit der Latina unterhalten, über das, was geschehen war. Light wusste, dass sie ihr vertrauen konnte. Das kolumbianische Mädchen hatte einen wunderschönen Charakter, nicht wie viele andere in ihrer Klasse. Mit ihr konnte man über alles reden und musste sich nicht darum fürchten, dass es am nächsten Tag die ganze Schule wusste. Lights Gedanken kreisten wieder in der Vergangenheit und um das, was passiert war. Ihre Gedanken blieben schließlich bei dem wunderschönen Traum hängen, den sie hatte als sie im Koma lag. War das wirklich nur ein Traum gewesen oder steckte da noch mehr dahinter? Sie konnte sich die Frage nur teilweise beantworten. Wer küsste schon einen Fremden und meinte, dass man nur mit ihm vollkommen sei? Der Junge war auch viel zu perfekt gewesen um real zu sein. Sie versuchte das Thema aus ihrem Kopf zu verbannen, aber es funktionierte nicht. Es war einfach zu schön gewesen, als dass es hätte ein Traum sein können. Auch dieses Problem wollte sie in den nächsten Tagen angehen, aber zuerst musste sie Night finden. Sie musste von ihr erfahren, was vor drei Wochen wirklich passiert war. Die anderen konnten ihr nur sagen, was vor sich ging, als sie im Krankenhaus lag. Light wollte aber die komplette Wahrheit wissen. Ihr wurde erzählt, dass sie und Night überfallen wurden. Die Ärzte schluckten diese Aussage natürlich. Ihre Mutter spielte komischerweise auch mit. Sie meinte, dass jemand eingebrochen sei. Sie hatte ja nicht ganz unrecht, aber Light musste die Wahrheit wissen, was da in ihrer Wohnung passiert war und warum. Light machte sich auf den Weg in die Stadt. Das war vermutlich keine so gute Idee, weil sich ihre Freunde genauso viele Sorgen gemacht hatten, wie ihre Mutter. Hier würde sie die nächsten zehntausend Male die selbe Geschichte erzählen müssen und müsste hoffen, dass niemand zu tief nachbohrte. Ihr erstes Ziel war das Stammlokal ihrer Freunde. Hier war niemand. Sie machte sich nun auf den Weg in den Park, der keine fünf Minuten entfernt lag. Light verkroch sich so schnell es ging hinter einem Baum, da sie nicht wollte, dass das aufdringlichste Mädchen in ihrem Freundeskreis sie sah und sie für die nächsten paar Stunden an ein Gespräch fesseln würde. Light legte vorsichtig den Rückwärtsgang ein und versuchte unbemerkt aus dem Park zu verschwinden. Sie schaffte es glücklicherweise auch ohne mit jemanden in Kontakt zu kommen oder von irgendjemanden gesehen zu werden. Das nächste Ziel, das ihr einfiel, war die Kneipe, in der sie mit Night gesessen hatte, nachdem Light von dem Depp in der Gasse angegriffen worden war. Sie suchte das ganze Lokal nach dem Vampirmädchen ab, aber sie war nicht hier. Mist! Wo hatte sie sich versteckt? Sie musste die Schönheit finden, oder sie würde nie die Antworten darauf bekommen, was passiert war. Nach weiteren zwei Stunden des Suchens resignierte Light und machte sich auf den Weg nach Hause. Sie war erschöpft und genervt, dass sie die Vampirbraut nicht gefunden hatte. Es musste eine andere Möglichkeit geben sie zu finden. Daheim angekommen setzte sich Light wieder an ihren Schreibtisch und wollte ihre Nachrichten checken. 99+ Benachrichtigungen und 342 Nachrichten??? Hallooo? Spinnt ihr oder was is in euch gefahren??? Das war Light zu viel, sie wollte sich gerade wieder ausloggen, als noch eine Freundschaftsanfrage auf dem Bildschirm erschien. Sie hatte zwar keine Lust mehr auf das Social-Network aber sie klickte dennoch auf die Freundschaftsanfrage. Was???? Lights Herz blieb bei dem Anblick des Profilbildes fast stehen. Der Kerl, der jetzt mit ihr befreundet sein wollte, sah genauso aus wie der Typ aus ihrem Traum. Nein, nein, nein, das ist einfach nur ein dummer Zufall, vielleicht habe ich ihn schon einmal irgendwo gesehen und es nicht gerafft. Das ist einfach nicht möglich.... Lights Gedanken überschlugen sich mehrere Minuten lang, bis sie sich dazu entschloss die Anfrage anzunehmen. Sofort durchstöberte sie sein Profil nach Informationen, die nützlich sein konnten. Er sah wirklich so aus, wie der Kerl aus ihrem Traum. Sie durchstöberte seine persönlichen Angaben und musste feststellen, dass er erst seit diesem Tag in ihrer Stadt lebte. Plötzlich ertönte der grässliche Nachrichtenton und ein Chat-Fenster öffnete sich. „Wie ich sehe hast du auf mich gehört und bist aufgewacht.“ Was??? Woher...? Jetzt reicht's! Light ließ das Laptop mit einem lauten Knallen zusammenklappen, was vermutlich keine so gute Idee war, da das Plasma des Bildschirms ziemlich empfindlich war. Aber das konnte es doch nicht sein. Das konnte einfach nicht wahr sein, entweder träumte sie immer noch oder sie wurde verrückt. Einige Stunden später startete Light einen neuen Versuch. Bis ihr Laptop hochgefahren war und alle nervenden Programme weggeklickt worden waren dauerte es zehn geschlagene Minuten. Ihr Bildschirm war zu ihrer Verwunderung noch ganz. Du weißt, dass ich das hasse also lass es doch endlich mal. Sie hatte noch immer gefühlte zehntausend Programme auf ihrem Rechner, die sie nie benutze. Auch heruntergeladene Programme ohne Ende nahmen wichtigen Platz auf ihrer Festplatte in Anspruch. Dieses mal wollte sie nicht über die diversen Morde in der Stadt recherchieren, sondern wollte sich um etwas anderes informieren. Nämlich Night. Wer war sie? Wo kam sie her? Beziehungsweise was war sie? Als die Seite der Suchmaschine endlich erschien, war Light schon dementsprechend genervt, weil sich inzwischen auch ein Update-Fenster geöffnet hatte, was nun nach einer Antwort für einen Neustart wartete. Sie stellte die Zeit auf zwei Stunden ein und klickte das Fenster genervt weg. Als nächstes öffnete sie ihre Mediathek und dröhnte sich mit Musik zu um ihren Bildschirm nicht in seine Bestandteile zu zerlegen. Sie wandte sich wieder der Suchmaschine zu und gab das Schlagwort „Vampir“ ein. Zu viele Treffer. Bis sie diese ganzen Artikel durchgelesen hatte, würden Jahre vergehen, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Okay, Planänderung. Nun gab sie alle möglichen Schlagwörter von dem ein, was sie über Night wusste. Komischerweise ergab die ungewöhnliche Suche auch noch ein paar Treffer. Es waren zwar immer noch fünfzig aber besser als die Millionen Treffer die sie vorher geerntet hatte. Sie begann die einzelnen Artikel durchzuforsten. Nebenher machte sie sich zu jedem einzelnen duzende Notizen. Nach dem zwanzigsten Artikel legte sie eine Pause ein, weil er ziemlich viel von ihr abverlangte. Dort wurde beschrieben, wie man aus Menschen Vampire machte, die übermenschliche Kräfte hatten. Die Details so einer „Operation“ schlugen der sonst so toughen Blondine auf den Magen. Sie brauchte etwas zu trinken und sollte vielleicht mal etwas essen. Es war inzwischen achtzehn Uhr und sie hatte noch immer nichts gegessen. Nachdem sich Light wieder gefangen hatte, setzte sie ihre Recherche fort. Sie schaffte noch zwei weitere Artikel bis ihre Augen allmählich immer schwerer wurden. Irgendwann lag sie mit verschränkten Armen auf ihrem Schreibtisch vor ihrem Laptop und bemühte sich nicht einzuschlafen. Das Problem war nur, dass ihre Konzentration immer mehr nachließ und sie schließlich doch aufstand und ins Bett stapfte. Toll noch nicht mal fünf Uhr... Light hasste es, früher aufzustehen als sie es eigentlich musste. Wenn sie sich jetzt noch einmal hinlegen würde, würde sie den halben Tag lang schlafen. Sie entschloss sich also dazu, obwohl es viertel vor vier war, sich vor ihren PC zu setzen und ihre Recherchen vom Vortag fortzuführen. Sie überflog ihre Notizen so schnell es ihr möglich war, da sie noch sehr verschlafen war. Sie las jeden Satz mindestens zwei mal, um sicher zu gehen, dass sie nichts übersah. Ihre Augen blieben aber bei dem einen Artikel hängen, in dem geschildert wurde, wie schon vor zweihundert Jahren „Wissenschaftler“ versucht hatten, aus Menschen unsterbliche oder unbesiegbare Kampfmaschinen zu machen. Sie hämmerte den Link, den sie sich ebenfalls notiert hatte, auf ihre Tastatur. Kaum auf der Seite angekommen, fing ihr Kopf auch schon an zu qualmen. An irgendetwas erinnerte sie das, an etwas, das nicht unbedeutend sein konnte – nicht in Anbetracht dieser Umstände. Nachdem sie unendlich viele Minuten auf den Bildschirm geglotzt hatte, fiel für die Blondine eine Welt zusammen. Sie verstand endlich den Zusammenhang. Night konnte nichts über sie wissen, wenn sie fremd war. Luciana war verschwunden und dann taucht dieses Vampirmädchen auf? Das konnte kein Zufall sein. Light dachte schon etliche Male darüber nach, ob Lu noch am Leben sein könnte und sich irgendwo versteckte. Aber nach der Schlägerei in Lights Wohnung und diesem komischen Kerl, der sie durch die Glaswand geworfen hatte, als sei sie nur ein Blatt Papier, dämmerte es ihr. Night konnte niemand anders als ihre beste Freundin sein, die es nur nicht preisgeben konnte. Vermutlich zu Lights Schutz oder so, aber, wieso zum Teufel, hatte sie nie was erwähnt oder Light auch nur auf den richtigen Weg gebracht? Nein, dank Luciana, Night oder wie-auch-immer-Mädchen lag sie im Koma! Glaub mir Süße, egal wie mächtig du auch sein magst, wenn ich dich finde, scheuer ich dir erst mal eine. Elendige... Der Knall mit dem Lights Tür gegen die Wand donnerte, war ohrenbetäubend laut. Light fuhr herum, um nachzusehen was jetzt schon wieder los war. Sie wollte ein Licht anmachen, um zu sehen wer da rumschlich aber es tat sich nichts. Light wich langsam zurück, bis ihr Gegenüber in Höhe von ihrem Fenster stand. Im kühlen Mondlicht konnte sie das Vampirmädchen erkennen. Mit ziemlich schlecht gelaunter Mine und ausgefahrenen Eckzähnen funkelte sie Light düster an. Light wusste, dass das das Ende ihres Lebens war... Hätte ihr Herz noch geschlagen, wäre es gebrochen, als Night vor dem Mehrfamilienhaus stand und die Leichen betrachtete, die sie eben in Stücke gerissen hatte. Voller Zorn starrte sie hinaus zu den Wohnungen und wieder auf die formlosen Fleischfetzen, die wie Dreck vor ihren Füßen lagen. Angewidert trat das Mädchen einen halbwegs erkennbaren Leichnam beiseite. Dieser Bastard wird dich nicht bekommen, Light, dafür werde ich sorgen! Sofort schoss ihr ein Zitat aus einem Spiel in den Kopf, das die beiden Mädchen so liebten. Und es traf zu. Es ist keine Frage des Könnens. Es gibt Dinge im Leben, die tut man einfach. So war es keine Frage für Nightmare, ob sie ihr Vorhaben umsetzen könne, sie musste es einfach tun, man ließ ihr keine andere Wahl. Noch während sie lautlos die Stufen zu der Wohnung hinaufstürmte, wurde ihr bewusst, in was sie ihre beste Freundin hineingerissen hatte. Nur noch wenige Schritte und sie würde in Lights Zimmer stehen, doch das durfte sie nicht von ihrem Plan abhalten, ihr Vorhaben durchzuziehen. Wenn es doch nur so einfach wäre. Direkt vor der Tür blieb Night stehen und zögerte. Ich hoffe du weißt, dass ich das nicht gerne mache, aber wenn dich dieser Wahnsinnige in die Finger bekommt, wirst du noch viel Schlimmeres durchstehen müssen. Beim Gedanken an ihren Peiniger füllte sich ihr Körper mit einem derartigen Zorn, dass sie sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Mit einem gezielten Tritt beförderte Night die Zimmertür aus ihren Angeln, direkt an die gegenüberliegende Wand. Wieder wäre ihr Herz zerrissen, als sie den ängstlichen Blick des Mädchens sah, doch sie durfte jetzt verdammt noch mal nicht schwach sein! Mit großen, eleganten Schritten trat Night auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen, bevor sie ihr ein letztes Mal die Hand auf den Brustkorb legte. Mit leiser, klarer Stimme sagte sie: „Dein schlagendes Herz wäre mir lieber, aber ich kann dich nicht sterben sehen.“ Mit aller Wucht stieß Night der Blonden die messerscharfen Reißzähne in den schlanken, warmen Hals. Ihr Fleisch war so zart, so weich, dass es sie erschrak, wie leicht sie das Gift aus ihrem Speichel in das Fleisch ihrer Freundin jagen konnte. Als Night sich sicher war, dass sie Light genug Gift injiziert hatte, ließ sie von ihr ab und stellte sich ihrem glasigen, panischen Blick, aus welchem jedoch nach wenigen Sekunden pure Wut funkelte, bevor ein Klatschen ertönte und Nights Kopf kaum spürbar zur Seite ruckte. Mit einem traurigen Lächeln sah sie das Mädchen an, das mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre Hand rieb. „Du schlägst immer noch wie ne Pussy.“ „Und du bist genauso bescheuert wie früher!“ Okay, damit hatte Night jetzt nicht gerechnet. Wusste sie denn nun von ihrer Identität? „Ich weiß nicht, was du -...“ „Tu jetzt nicht, als wüsstest du nicht, was ich meine, du dämliche Kuh!“ Nights Mund klappte auf und wieder zu. „Moment mal, ich -...“ „Du bist eine beschissene Idiotin, weißt du das? Du hast mir versprochen, dass du auf dich aufpasst und dass dir nichts passiert! Und dann tauchst du einfach wieder auf und sagst kein Wort? Dachtest du vielleicht, ich krieg das nicht raus? Und was soll das überhaupt, dass du meine Bude zerlegst und dich dann einfach für ne halbe Ewigkeit wieder verpisst, dich nicht meldest und dann rotzfrech hier reinspazierst und mal eben meine Tür zertrümmerst?“ Night wusste nicht mehr, wie ihr geschah. Jedoch hätte sie sich denken können, dass Light nicht so reagieren würde, wie sie es sich gedacht hatte, denn in ihrer Freundschaft hatte immer gegolten „Erwarte das Unerwartete“ und auch so kam es wieder. Immer wieder versuchte Nightmare, etwas zu sagen, doch sie kam einfach nicht zu Wort, bis ihr Geduldsfaden riss und sie zu schreien begann: „Jetzt halt mal die Luft an und schrei nicht rum, wie ne Gestörte!“ „Ich schrei rum, wies mir passt!“, brüllte die Blondine und ihr Gesicht glich farblich nun mehr einer Tomate, als einer normalen Hautfarbe. Entnervt seufzte die Schwarzhaarige und ballte ihre Hände zu Fäusten. Diesmal war sie diejenige, die zu schreien begann: „Kannst du endlich mal deine Klappe halten? Das ist unerträglich!“ “Achja? Dann verpiss dich doch einfach wieder!“ Autsch. Okay, das war definitiv zu viel für Night. Ihre Augen begannen in einem hellen Rot förmlich zu glühen und ihre Reißzähne blitzten bedrohlich, als sie die Zähne fletschte. Wieder begann unkontrollierbare Wut in ihrem kalten Körper zu brennen, sodass sie dachte, jeden Moment in Flammen stehen zu können. Nights Muskeln begannen unter der Anspannung zu beben, ein tiefes Grollen entrann ihrer Kehle und sie musste all ihren Willen aufbringen, um nicht auf die Blondine loszugehen. “Wenn du jetzt nicht endlich den Rand hältst, muss ich dir die Kehle ausreißen!“, drohte sie leise zwischen zusammengepressten Kiefern hervor und bemühte sich wirklich, ihre Drohung nicht wahr zu machen. “Ich wollte dich niemals alleine lassen....“, wieder klang ihre Stimme leise und voller Zorn, doch je mehr sie sprach, umso besser konnte sie die angestaute Wut entweichen lassen, wie heißen Dampf aus einem Ventil. „...Ich bin niemals freiwillig gegangen und dass ich dich die letzte Zeit nicht besucht habe, lag daran, dass ich diesen verfluchten Bastard gesucht hatte. Denkst du vielleicht, ich wollte noch mal zulassen, dass er dich so zurichtet? Denkst du ernsthaft ich würde dich dieser Gefahr aussetzen?“ Mit jedem Wort schrie das Mädchen mehr, bis sie das Fauchen nicht mehr kontrollieren konnte, sie schrie die Blondine mit einer solchen Lautstärke an, dass die Fenster zu klirren begannen. Erst eine erneute Ohrfeige von Light, brachte das Vampirmädchen wieder zur Vernunft, doch diesmal erntete auch die Blondine eine saftige Schelle, die sie zu Boden riss. “Tickst du noch ganz richtig? Hör, verdammt noch mal, endlich auf, mich zu schlagen!“, Night rieb sich die Wange. Das hatte tatsächlich weh getan. Schweigend sahen sich die beiden Mädchen an. Sie fühlten die alte Verbindung wieder aufkeimen und als Night der Blonden die Hand reichte, um sie wieder auf die Beine zu ziehen, konnte sie einen Hoffnungsschimmer in sich wachsen spüren. Light ergriff die Hand ihrer, nun wesentlich stärkeren, Freundin und als sich die Handflächen berührten, konnten beide wahrnehmen, wie die Welt um sie herum langsamer fortschritt. Etwas unbeschreiblich Starkes herrschte zwischen ihnen, etwas so Mächtiges, dass selbst eine tausend Jahre alte Eiche wie ein Streichholz wirkte. “Ich lass dich nie wieder alleine!“, versprach Night mit leiser, sanfter Stimme. Und ihr war bewusst, dass „nie wieder“ für eine sehr lange Zeit gelten würde. “Du Elendige!“, erwiderte Light zustimmend und ein Grinsen schlich sich auf beide Gesichter, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen. ----------------------------- So, das war's vorerst. Ihr könnt euch aber auch schon auf das nächste Kapitel freuen, in dem es nicht nur heiß wird, sondern auch sehr blutig ;) Es wird spannend, einiges geht zu bruch und nichts wird sein, wie man es erwartet.... Havefun♥ Vampi & Domi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)