Destiny von Sakura_Kiss ================================================================================ Kapitel 3: Eine gemeinsame Mission ---------------------------------- Er hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Sextraum mehr gehabt. Meistens träumte er vom Kämpfen, oder konfusen, verstörenden Dingen aus seiner Vergangenheit, aber keiner dieser Träume war jemals so real gewesen. Er fühlte noch jede ihrer Berührungen, während er unter der Dusche stand und versuchte einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. Es sah ihm nicht ähnlich, dass er sich von einem Mädchen so aus der Fassung bringen ließ, es gab hunderte wie sie, zumindest redete er sich das schon den ganzen Morgen ein. Während er sich verbot, über ihr Gesicht und ihren Körper nachzudenken, musste er das Wasser beträchtlich kälter stellen, um schlimmeres zu verhindern. Ungeduldig lehnte Lian am Empfangstresen. Die Schwester war, mit einem verliebten Grinsen im Gesicht, nach hinten verschwunden um seine Pokémon zu holen. Er wollte jetzt schon aufbrechen um sein Training fortzusetzen, auch wenn er noch nicht wirklich wusste wohin es ihn in nächster Zeit verschlagen würde. Der Orden von Azalea City war sein letzter, sein achter. Er benötigte nicht mehr, um endlich um einen Platz in der Liga kämpfen zu dürfen. Die Tür zu den Top 4 stand offen, aber er war nicht naiv, er wusste dass er noch nicht bereit war. Vor ihm lagen noch viele Tage des Trainings, bis er wirklich stark genug war, um sicher zu gehen, nicht von diesen berühmten Top-Trainern in den Boden gestampft zu werden. Lian hatte sich ehrgeizige Ziele gesetzt, nur wo er auf deren Erreichung hinarbeiten würde, stand noch nicht fest. Es gab viele Möglichkeiten, viele Orte die für ein hartes Training geeignet waren, aber er schaffte es im Moment nicht, darüber nachzudenken, geschweige denn, eine Entscheidung zu treffen. Wie ein schwerfälliges Lahmus, starrte er in den Flur. Er fragte sich, ob sie schon wach war und ob sie noch andere Pokémon dabei hatte, abgesehen von ihrem Guardevoir. »Hier bitte! Sie sind wieder topfit!« »Hmm?« Geistesabwesend starrte er die Schwester an, die ihm seine Pokébälle überreichte. Sie neigte den Kopf und begann eine ihrer rosa Haarsträhnen um den Zeigefinger zu wickeln. Unbeeindruckt von den durchdingenden Blicken die auf ihm ruhten, schnappte er sich seine Pokémon. »Ich hoffe du kommst bald wieder!« »Ja, ja…danke!« Auf dem Weg zurück in sein Zimmer, hätte er beinahe einen Trainer umgerannt. Er konnte sich heute wirklich schlecht konzentrieren und er hasste sich dafür. Leise fluchend, stopfte Lian seine Habseligkeiten in den schwarzen Rucksack. Während er seinen Pokédex suchte, legte er sich einen Vorwand zurecht, sie nochmal zu sehen. Er hatte ihr das Leben gerettet, natürlich würde er sich verabschieden und nach ihrem Namen fragen. Glücklich über diese Entscheidung, grinste er sein Spiegelbild an. Warum er seinen Pokédex auf die Ablage im Badezimmer gelegt hatte, wusste er nicht mehr, aber zumindest war er jetzt startklar. Nervöser als sonst, machte er sich auf den Weg. Er schob das Kribbeln in ihm, auf eine verspätete Reaktion, auf seinen Sieg über den Arenaleiter, alles andere wäre lächerlich gewesen. Als er die schmale Holztür zu seinem Zimmer schloss, hätte er den weißen Zettel, der daran klebte, beinahe übersehen. Aus dem Augenwinkel und kurz bevor er in Richtung Empfang laufen wollte, nahm er ihn wahr. „Lieber zukünftiger Champ! Ich wollte mich nur nochmal bei dir bedanken und dir versichern, dass mir wohl bewusst ist, dass ich in deiner Schuld stehe. Ich hoffe sehr, dass ich irgendwann mal die Gelegenheit bekomme, mich bei dir für deinen Mut zu revanchieren! Bis zu diesem Tag, wünsche ich dir auf deiner Reise nur das Beste. Ich bin mir sicher, dass du alles schaffen wirst, was du dir vorgenommen hast, was auch immer das sein mag. Auch wenn die Chancen schlecht stehen, werde ich versuchen das Glurak von gestern zu finden. Vielleicht kann ich ja herausfinden, warum du überhaupt in die Bedrängnis gekommen bist, mein Held zu werden. Wenn ich es finde, werde ich es von dir Grüßen! Alles Gute, „die Irre Selbstmörderin vom Dach“ Lian las die letzten paar Wörter bereits im Laufen. Die gläserne Tür öffnete sich automatisch, gab den Weg nach draußen frei. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt noch nicht erreicht, trotzdem war es unglaublich heiß. Das schlechte Wetter zog hohe Temperaturen nach sich, aber er hatte keine Zeit sich darüber zu freuen. Er lief den sandsteinfarbenen Weg entlang, bis zum Waldrand und raufte sich dort die Haare. »So eine Scheiße!«, fluchte er laut und gab sich dann ganz der Enttäuschung darüber, dass er sie verpasst hatte, hin. Auch wenn er es sich nicht vollends eingestehen würde, er hätte sie gerne nochmal gesehen, ihr ausgeredet nach dem Drachen zu suchen und sich ihre hellblauen Augen für den nächsten Traum eingeprägt. Enttäuscht und wütend, trat er gegen einen der hohen Bäume am Anfang des Steineichenwaldes. »Ehm, hat dich der Baum persönlich beleidigt, oder warum willst du eine Schlägerei mit ihm anzetteln?« Als sich Lian umdrehte, sah er in ein sehr amüsiertes Gesicht, dass er eigentlich gerade abschreiben wollte. »Hey!« Sein Gruß kam viel zu überschwänglich und laut, aber er musste seiner Freude irgendwie Ausdruck verleihen. Sie war gerade aus dem Wald gekommen, trug eine große, blassrosafarbene Tasche und Jeanshotpants, die ihm den Blick auf das Paar Beine freigaben, von denen er letzte Nacht geträumt hatte. »Wieso starrst du mich so an? Tut dir der Fuß vom Treten weh?« Das Guardevoir kam ebenfalls aus dem Wald geschwebt und musterte seine lachende Trainerin. Lian fing sich schnell wieder und hörte auf sie anzustarren. »Ich habe deine Zettel gelesen!« Er hielt das weiße Stück Papier noch immer in der Hand, hielt es hoch. Sie legte den Kopf amüsiert schief. »Deshalb habe ich ihn auch an deine Tür geklebt.« »Ja…das meinte ich nicht…« Seine Miene wurde ernst. »Ich meine, dass ich nicht will, dass du dich auf die Suche nach diesem Glurak machst. So eine Expedition ist gefährlich!« Das Guardevoir schwebte ihr nach, als sie ein paar Schritte auf ihn zu machte. »Bist du mir deshalb extra hinterhergekommen?« Er hätte sich mehr auf den pochenden Schmerz in seinem Fuß konzentrieren sollen, dann wäre er nicht so rot geworden. »Nein!« Das Dementi war übertrieben laut und übertrieben wütend, sie erschrak ein wenig, als er sie so kühl anfunkelte. »Tut mir leid! Natürlich bist du nicht meinetwegen hier…« Dass sie sich nun scheinbar für ihre Frage schämte, wollte er wirklich nicht erreichen, aber er fühlte sich so ertappt, dass ihm nichts anderes eingefallen war, als mit schlichter Wut und Arroganz zu reagieren. »Du solltest es gut sein lassen. Sich auf die Suche nach so einem gefährlichen Drachenpokémon zu machen, ist nichts für…« Er stutzte. »Für wen?«, wollte sie mit hochgezogener Augenbraue wissen. »Für so einen jungen Trainer wie dich.« Die Arroganz war noch immer nicht aus Lians Stimme gewichen. Zu allem Überfluss, verschränkte er auch noch stur die Arme vor der Brust. Er wusste, dass sein Verhalten dämlich war, aber es war wie ein Zwang. »Für wie alt hältst du mich denn?« »Keine zwanzig.« Sie zuckte mit den Schultern. »Du siehst auch nicht aus wie fünfzig und bist ein starker Trainer. Jugend schließt Talent nicht aus, das müsstest du am besten wissen.« Lian schnaufte verächtlich, er verprügelte sich innerlich bereits für seine unsympathische Art. »Bist du denn talentiert?« Sie senkte beschämt den Blick. Ihr Guardevoir wurde unruhig, spürte anscheinend das Unbehagen in ihr. »Nein, ich bin nicht mal eine Trainerin…« Als sie den Kopf wieder hob, traf Lian ihr betrübter Blick. »Aber ich will trotzdem nach ihm suchen, auch wenn es vielleicht sinnlos und blöd ist.« Das faszinierende Blau, sprengte endlich die Fassade die er sich aufgebaut hatte. Er war mehr als dankbar dafür. »Ob es einen Sinn hat, wird sich zeigen, aber blöd ist es auf keinen Fall. Ich sage nur, dass es gefährlich ist.« Er pflückte eine orange Beere von dem Strauch zu seiner Rechten, dann setzte er sich in Bewegung. »Ich werde auf mich achtgeben, du musst dir keine Sorgen machen.« Sie folgte ihm ein paar Schritte in den Wald hinein, dann blieb sie stehen und hielt inne. »Nicht, dass du dir Sorgen um mich machen würdest!«, ergänzte sie etwas nervös. Lian drehte sich nach ihr um. Das Guardevoir starrte ihn an. »Ich habe gesehen, wie du auf dem Dach eines Pokémoncenters versucht hast, ein feuerspuckendes Glurak zu streicheln, ja, ich mache mir tatsächlich Sorgen.« Sie wurde rot, obwohl er noch immer diesen kühlen Blick aufgesetzt hatte. »Am Ende fällt es noch auf mich zurück wenn dir etwas passiert, das kann ich nicht gebrauchen.« Er setzte sich wieder in Bewegung, hörte ihre Schritte hinter sich, ein paar Äste knackten unter ihren Turnschuhen. »Was hast du jetzt vor?« »Eigentlich wollte ich nach Kanto gehen, um zu trainieren, es soll dort ein paar starke Trainer geben.« Sie schloss zu ihm auf, musterte ihn von der Seite. »Aber ich habe auch nichts gegen einen kleinen Ausflug durch den Steineichenwald, vielleicht finden wir das Glurak ja tatsächlich.« »Du musst das nicht machen!« »Ich weiß.« Sie schwieg kurz, dann spürte er ihr Lächeln im Nacken. »Danke…« Der warme Ton in ihrer Stimme ließ seine Temperatur wieder ansteigen, aber er blickte stur weiter gerade aus. Er war gerade der arroganteste Mistkerl auf dem ganzen Planeten und trotzdem fand sie diese aufrichtige Dankbarkeit in sich, die er eigentlich gar nicht verdient hatte. »Wie heißt du?« »Nea.« »Nea«, wiederholte er leise und dann nochmal in Gedanken. Er kannte niemanden der so hieß, der Klang ihres Namens war schön, weich. »Wie alt bist du?« »Keine zwanzig«, entgegnete sie in genau demselben Tonfall, den er zuvor zum Glück abgelegt hatte. »Neunzehn. Bald.« Lian nickte, beobachtete das Guardevoir, das schon eine Weile rückwärts vor ihm herschwebte und ihn so durchdringend musterte. »Was ist mit ihm?« Nea winkte ab und gestikulierte dem Psychopokémon dann sich abzuwenden. »Ach nichts!« Es reagierte auf ihre Geste, schwebte an Lian vorbei und ließ sich zurückfallen. »Es ist manchmal sehr neugierig…« »Neugierig?«, wiederholte Lian. Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. »Ja! Aber nicht so wichtig! Denkst du wir haben eine Chance das Glurak zu finden?« Der Themenwechsel wirkte ein wenig erzwungen, trotzdem brannte ihr die Frage auf der Seele, das spürte man. »Willst du wissen was ich denke, oder was ich mir wünsche?« Sie neigte den Kopf, überlege kurz, entschied sich dann. »Was du dir wünscht.« Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans. »Wir finden es. Dann musst du dir keine Sorgen mehr machen…« »Du bist sehr nett.« Lian stutzte nicht nur, er blieb sogar stehen um sie gebührend verwirrt anzustarren. Er sah ganz bewusst in dieses amüsiert, schöne Gesicht, um sicher zu gehen, dass sie ihn nicht zum Narren hielt. »Verarscht du mich?« Sie lachte. »Nein, wieso?« Er gab ihr keine Antwort, ging einfach weiter und schüttelte den Kopf. Ihm war sehr wohl bewusst, wie er sich ihr gegenüber verhielt und das war ganz bestimmt nicht nett. »Du bist echt seltsam, weißt du das?« Ein Nicken ging ihrer Antwort voraus. »Ja, das weiß ich.« Ein Schwarm Vogelpokémon zog am Himmel vorüber. Es war ein schöner, heißer Sommertag, gut geeignet um sich starke Gegner zu suchen, aber das Training reizte ihn gar nicht. »Wohin bist du eigentlich unterwegs? Ich meine, wenn du keine Trainerin bist, klapperst du keine Arenen ab, oder suchst nach seltenen Pokémon.« Nea stutzte merklich und richtete ihren Blick in den blauen Himmel. Als ob sie in en Wolken nach einer Antwort suchen würde, neigte sie den Kopf schief. »Nein, ich suche nicht nach seltenen Pokémon…«, entgegnete sie gedankenverloren. Im nächsten Moment schien sie den Kopf aus den Wolken zu ziehen und lächelte Lian breit und warm an. »Woher kommst du?« Er stotterte kurz, nicht weil er vergessen hatte woher er kam, sondern weil ihn die hellblauen Augen so durchdringend musterten. »Ich komme aus Herzhofen, das liegt in Sinnoh, warst du schon mal dort?« »Herzhofen…nein, dort war ich noch nie. Ist es schön dort?« Lian zuckte mit den Schultern. »Eigentlich schon.« »Wieso eigentlich?« Jetzt schien er in den Wolken nach einer Antwort zu suchen, aber im Gegensatz zu Nea, fand er keine. »Ach, nichts. Es ist schön, vergiss es.« »Du redest nicht gerne über dich, oder? Der Trainerin im Pokémoncenter hast du auch nichts über dich erzählt.« Er lachte kurz verächtlich. »Als ob es sie interessiert hätte woher ich komme und wieso es dort beschissen war.« Nea nickte sanft, hinterfragte nichts, Lian war ihr dankbar dafür. »Was ist mir dir? Du bist meiner Frage auch ausgewichen. Woher kommst du?« Er war nicht so einfühlsam wie sie, er musste etwas mehr über sie erfahren. »Ich komme aus Einall.« »Einall?«, wiederholte er beeindruckt. »Dann hast du einen weiten Weg hinter dir. Wieso die Mühe?« »Ich will einen alten Freund besuchen.« »Wo?« »In Kanto.« »Und du bist deshalb den ganzen Weg von Einall gekommen? Das muss ein guter Freund sein.« Lians Tonfall wurde wieder unfreundlicher, er hörte es selbst heraus und maßregelte sich. »Außerdem ist es ganz schön gefährlich ganz ohne eigene Pokémon zu reisen.« Sie senkte einsichtig den Kopf, aber nur kurz, weil sie das Guardevoir das vor ihr stehengeblieben war, aufblicken ließ. Es schwebte hinüber zu Lian. »Was ist?«, wollte er von dem Pokémon wissen, es schien ihm etwas erklären zu wollen. »Du willst mir sagen, dass du sie beschützt, oder?« Es nickte, schwebte voraus und setzte seinen rhythmischen Tanz fort. »Guardevoir hatte mal einen Trainer…«, begann Nea zu erzählen. Das Pokémon schien sich nicht mehr angesprochen zu fühlen, summte sein Lied. »Es hat viele schwere Kämpfe gekämpft, bis sein Trainer eines Tage beschlossen hat, ohne es weiter zu ziehen…« Lian musterte das Psychopokémon, das so tief in seine eigene Welt versunken schien. Es wirkte unbeschwert, zumindest jetzt. »Als ich es getroffen habe, wollte es sich eigentlich auf keine Menschen mehr einlassen.« »Und warum begleitet es dich trotzdem?« Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Es hat gesagt es mag mich.« »Es hat gesagt?«, wiederholte Lian ungläubig und zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. »Nein…«, hauchte Nea atemlos. »Ich meine, es gibt mir zu verstehen, dass es mich mag…« Er nickte, diese Art von Zuneigung kannte er, verstand er. Sie schwiegen eine ganze Weile. Auch Nea schien es gewohnt zu sein, alleine zu reisen, das spürte man. Das Schweigen war nicht unangenehm, aber als sie es brach, war Lian dankbar dafür. »Du wolltest auch nach Kanto, um zu trainieren, oder? Willst du zum Indigo Plateau?« »Ja.« »Willst du die Top-Vier herausfordern?« »Mhm.« »Es war schwer soweit zu kommen, oder?« »Schwerer als du dir ausmalst«, entgegnete er gewohnt arrogant, aber sie nickte nur. Eigentlich hätte er wieder geschwiegen, aber irgendetwas in ihm, drängte ihn das Gespräch am Laufen zu halten. »Mein erster Orden war der härteste. Ich habe zwei Jahre dafür trainiert, mein Team vergrößert. Danach ging alles ganz schnell. Wenn ich heute zurückschaue, kommt es mir wie ein paar Monate vor, dabei bin ich schon acht Jahre unterwegs, aber ich hätten nichts anderes mit meinem Leben machen wollen…« »In welchen Städten warst du schon?« Lian erzählte von seinen Reisen, von Johto und Sinnoh und den Orten die er gesehen hatte. Er kannte sich selbst nicht so gesprächig. Eigentlich war er es nicht gewohnt, sich so lange mit jemanden zu unterhalten, aber es fiel ihm nicht schwer. Irgendwann schaffte er es sogar, die Arroganz und die Unnahbarkeit abzulegen. Nea kitzelte die seltsamsten Dinge aus ihm heraus. Er gab zu, dass er die Kälte hasste, erzählte, dass ihn Drachenpokémon faszinierten und berichtete von den unzähligen Stunden, die er schon damit verschwendet hatte, seinen Pokédex zu suchen. Sie fragte viel belangloses, lachte oft, hackte aber nie nach, wenn es zu persönlich wurde. Sie schien sofort begriffen zu haben, dass er über manche Dinge nicht sprechen wollte, obwohl sie ihm das Gefühl gab, an seinem Leben interessiert zu sein. Erst als es schon dämmerte, fiel Lian auf, dass er ihr den ganzen Tag über ein Ohr abgekaut haben musste. Er spürte sogar ein leichtes Ziehen in den Stimmbändern. »Wir sollten unser Nachtlager hier aufschlagen. Der Steineichenwald ist kein Ort um im Dunkeln zu wandern.« »Ja.« Es war ungewohnt jemanden bei sich zu haben, vor allem beim Vorbereiten der Schlafplätze. Die Nacht würde warm bleiben, aber Lian hatte gelernt, dass ein Feuer nicht nur unerwünschten Besuch fern hielt, sondern ihn auch ruhiger schlafen ließ. Er breitete seinen Schlafsack aus und sah hinüber zu seiner Begleiterin. Sie saß gar nicht weit von ihm, hatte die Knie angewinkelt und die Hände um die Beine geschlungen. Im Schein des lodernden Feuers, sah ihr Gesicht faszinierend schön aus. Sie lächelte, aber als Lian fragen wollte, warum sie ihn so anstrahlte, hörte er das Knacken der Äste hinter sich. Er drehte sich angespannt um, wurde aber sofort wieder ruhiger, als er das Brummen seines Arkanis in der Dunkelheit vernahm. »Es ist uns schon den ganzen Tag gefolgt, nicht wahr?« Das Pokémon blieb neben Lian stehen, drückte seinen Kopf gegen den seines Trainers und schaute dann hinüber zu Nea. »Ja, es ist ein Einzelgänger, aber wenn es finster wird, wird es anhänglich«, scherzte er und erntete dafür ein Schnauben. Arkani machte ein paar Schritt, blieb neugierig stehen, als Nea die Hand nach ihm austreckte. »Es lässt sich nicht gerne von Fremden anfassen…« Noch bevor Lian seinem Satz den nötigen Nachdruck verleihen konnte, entkräftete das Pokémon seine Worte. »Du bist ein mutiges Pokémon…«, hauchte sie, während sie ihre Hände in dem weichen, schönem Fell vergrub. Das Pokémon brummte wie ein Schwarm Bibor. »Verräter«, maulte Lian und erntete dafür nur hoheitsvolle Blicke von seinem Begleiter. Es dauerte eine ganze Weile, bis es sich von Nea löste und seinen gewohnten Platz neben seinem Trainer einnahm. Während Lian den Kopf auf das bequeme Fell bettete, wurde er müde. Er blinzelte schwerfällig am Feuer vorbei. Sie hatte sich noch nicht hingelegt, saß mit angezogenen Beinen, den Kopf auf die Knien gelegt, auf ihrem Schlafsack. »Leg dich hin, du wirst deine Kräfte brauchen.« »Denkst du, wir finden das Glurak morgen?« »Ja.« »Schlaf gut, Lian.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)