Roots von Tam-Tam ================================================================================ Kapitel 2: 2. ------------- 2. Was stimmte nicht mit ihm? Er konnte nicht mit dem Finger darauf zeigen, was es genau war, was seine Andersartigkeit ausdrückte, aber es war definitiv da. Sie standen auf dem Feld, Schwerter in der Hand. Loki war nicht schlecht im Kampf: Er war jetzt nicht grandios und überragend (so wie Thor, der einfach ein natürlich Talent dafür zu besitzen schien), aber Loki war gut. Er gewann häufiger Zweikämpfe, nur tat er dies nicht so spektakulär wie sein Bruder. Vielleicht war das sein Fehler. Sie waren jetzt im forgeschrittenem Lehrstadium. Thor hatte erste Bartstoppeln im Gesicht – Loki nicht. Sigyn war seit Kurzem in ihrer Gruppe - und sie war der Wahnsinn. Noch nie hatte jemand so eine Wirkung auf Loki gehabt. Er hatte keine richtige Motivation mehr seine Eigenstudien weiter zu betreiben, seine Leistungen im Unterricht sanken ab – und es war ihm egal. Sigyn war wunderschön. Sie war so grazil. Elegant. Und doch stark. Sie hatte Sommersprossen und rötlich schimmerndes Haar. Ihre Augen waren braun. Lange schlanke Finger. Loki ertappte sich öfters dabei, dass er sie im Unterricht gedankenverloren anstarrte. Ihren Hinterkopf eher gesagt. Niemand wusste davon. Sie erst recht nicht. „Ich wähle …. hm.. Loki“, sagte Sigyn. Gehorsam ging er in ihre Gruppe, wo ihn auch schon sein Bruder und drei seiner Freunde erwarteten. Loki wurde nie als Letzter gewählt, wenn es um Gruppenaufteilung ging, aber heiß begehrt, so wie Thor, schien er auch nicht zu sein. Er lächelte Sigyn scheu an, als er an ihr vorbeiging und sich zu den anderen stellte. Sie schien mit ihrer Aufmerksamkeit schon wieder beim nächsten auszuwählenden Kandidaten zu sein. In Lokis Bauch kribbelte es. Nach ein paar Minuten war die Gruppe komplett und man stellte sich zur Teambesprechung in eine Runde. Ganz natürlich übernahm Thor das Ruder. „Alles klar, Leute, die machen wir heute fertig“, er grinste ansteckend in die Runde. „Ich hab da im Vrobeigehen was mitgekriegt, ich glaub sie werden heute die passive Strategie anwenden: Sich tarnen und abwarten. Die denken echt, wir lassen uns aus der Reserve locken und wie kopflose Vollidioten auf's Feld locken. Da haben die sich getäuscht!“ Zustimmendes Gemurmel. „Wir“, Thor blickte verschwörerisch reihum, sein Blick blieb auf Loki hängen. „wenden die Lockvogel Methode an.“ Er machte eine kurze Pause. „Das heißt einer muss auf's Feld. Ohne, dass es aussieht, als ob es geplant wäre. Wenn die sich drauf einlassen und angreifen, können wir sie einer nach dem anderen lokalisieren. Loki.. willst du das übernehmen?“ Abrupt wurde dieser aus seinen Gedanken, die sich um Sigyn, welche neben ihm stand, drehten, herausgerissen. „Ich?“ „Naja, die anderen wissen auch, dass du eher der … theoretische Typ bist“, begann Thor zu erklären und Loki spürte wie ihm Röte in den Kopf stieg. Scham und Ärger. „Wenn du .. naja wie soll ich sagen, einen Fehler auf dem Feld machst, nimmt man dir das eher ab.“ Plötzlich war Loki überdeutlich bewusst, dass Sigyn direkt neben ihm stand und ihn ansah – so wie alle anderen auch seine Antwort abwarteten. Immerhin hatte er sowas wie ein (Pseudo) Mitspracherecht... und Thor meinte es nicht böse, das wusste Loki. Er wollte ihn nicht in der Gruppe, und vor allem vor Sigyn, demütigen. Trotzdem tat er es und seine Unwissenheit und Taktlosigkeit machten es irgendwie noch schlimmer. Ganz kurz spielte Loki mit dem Gedanken zu widersprechen. Aber was würde so eine Szene bringen. Ihn noch mehr vor Sigyn blamieren höchstens. Besser Schadensbegrenzung. Und nichts anmerken lassen. Es war ja wirklich nicht böswillig... „Ok“, sagte Loki. „Meinetwegen.“ „Alles klar“, nickte Thor. „Sigyn, du bleibt im westlichen Gebiet mit Hogun, Fandral und Volstagg ihr übernehmt den Osten. Ich bleibe zentral. Loki, du bleibst in meiner Nähe, gehst aber vor und zeigst dich wie zufällig, wenn du schon weit vorgedrungen sind. Damit bauen wir Druck auf, sodass sie sich gezwungen sehen werden zu handeln.“ Er nickte, wie um seinen Plan selbst zu bestätigen. „Und dann schlagen wir zu.“ *** Der Trainingskamp fand in einer Felslandschaft statt, die von einem dichten Wald umringt war. In der Mitte des Feldes wuchsen noch vereinzelte knorrige Bäume, die noch nicht von den Übungsgefechten vernichtet wurden. Sonst war der Platz ein felsiges Durcheinander. Es sah fast so aus, als hätte ein Riese mit aller Kraft mit der Faust eine steinige Lichtung in den Wald geschlagen. Überlebensgroße Felsbrocken boten Sichtschutz und wenn man es schlau genug anstellte, konnte man ohne jemals vom Feind gesehen worden zu sein, plötzlich in dessen Mitte stehen. Loki ärgerte sich. Er war schlau genug und mit seinem neu erworbenem Tarnzauber konnte er locker das feindliche Lager untergraben, sein Team zum Sieg führen und Sigyn zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Und was tat er stattdessen? Er spielte den Dummen. War er ihrer aller Meinung wirklich der Einzige, dem man so einen Fehler, sich dem Feind unabsichtlich zu zeigen, abkaufen würde? Waren sie denn blind? Er hatte viel mehr drauf, als das! Verdammt sollte Thor sein, verdammt sollten alle anderen sein! Sogar Sigyn sollte ein wenig verdammt sein … aber nur ein wenig. Sie war nicht geringschätzig zu ihm gewesen. Sie schien ihn sogar ein wenig zu mögen, auch wenn sich noch nicht viele Gelegenheiten ergeben hatten, dass sie miteinander gesprochen hatten. Sie war bis jetzt immer nett zu ihm gewesen. Nicht netter, als zu den anderen .. aber immerhin auch nett. Und wenn sie ihn erstmal besser kennenlernen würde.. Aber, wenn es so weiterging und er von Thor diese bescheuerte Lockvogel Rolle aufgedrückt bekam, würde sie sich nie ein gutes, ein RICHTIGES, Bild von ihm machen können. Er wollte ihr zeigen, was er alles konnte. Dass er gut war in den Dingen, die er tat. Er war klug! Und er war auch kein Schwächling im Kampf. Eigentlich konnte er so gut wie alles und das alles konnte er gut. Das musste sie irgendwann einfach erkennen. Sie musste ihn einfach irgendwann außerhalb von Thors Schatten erkennen, so wie er war. Aus dem Augenwinkel sah er Thor Zeichen geben. Er sollte sich offenbar jetzt zu erkennen geben. Sollte er sich widersetzen? Sollte er das Ruder an sich reißen und versuchen auf seine Art, im Alleingang, zu siegen? Er spürte den Blick seines Bruders schwer auf sich. Er erwartete von ihm, dass er wie besprochen vorging. Wie besprochen? Von wem besprochen: Es war ja nur Thor, der geredet und ihm gesagt hatte, was er zu tun hatte. Heißer Ärger stieg wieder in Loki auf. Thor war kein Stratege, er hätte ihn um Rat fragen müssen, er war der Schlaue von ihnen beiden. Er würde diesen demütigenden Plan nicht befolgen, er hatte eindeutig genug davon sich immer zu fügen! Er würde auf eigene Faust vorgehen und den Sieg an sich reißen. Seine Tarnung immer noch aufrecht erhaltend schlich er um einen großen Felsblock, hinter die feindlichen Linien vordringend. Da! Er sah eine Bewegung. Einen Gegner hatte er schon mal lokalisiert. Er würde sich von hinten anschleichen, zwischen diesen beiden Felsen, da konnte er - Eine Druckwelle erfasste ihn plötzlich und alles wurde weiß. *** tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)